Rede:
ID1305001500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Kollege: 1
    6. Dr.: 1
    7. Wolfgang: 1
    8. Weng.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/50 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 50. Sitzung Bonn, Dienstag, den 5. September 1995 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Leni Fischer (Unna) und des Bundesministers Dr. Norbert Blüm 4095 A Abwicklung der Tagesordnung 4095 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksache 13/2000) b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1995 bis 1999 (Drucksache 13/2001) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 4095 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 4106B Hans-Peter Repnik CDU/CSU 4114 C Ingrid Matthäus-Maier SPD , . 4116C, 4159A, 4180C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4120B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 4124B Dr. Christa Luft PDS 4129D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 4131 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . 4136A Walter Hirche F.D.P 4136D Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 4138A Dr. Barbara Hendricks SPD 4141 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 4143D Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 4146D Dr. Liesel Hartenstein SPD 4150 C Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 4152D Dr. Jürgen Rochlitz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4154D Birgit Homburger F D P. 4157 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4159B Rolf Köhne PDS 4159 C Eva Bulling-Schröter PDS 4160D Eckart Kuhlwein SPD 4162B Arnulf Kriedner CDU/CSU 4164 B Eckart Kuhlwein SPD 4165D, 4181D Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 4166 C Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 4168D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4170B, 4180A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4171 A Hans Georg Wagner SPD 4172 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 4174 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4176A Horst Friedrich F.D.P. . . . . . . . . 4178B Elke Ferner SPD 4181 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4181B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . 4181 C Dr. Dagmar Enkelmann PDS . . . . . 4182 C Heide Mattischeck SPD 4183 D Matthias Wissmann CDU/CSU . . . 4184 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 4186 C Achim Großmann SPD 4189B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 4190D, 4191B Gert Willner CDU/CSU 4192 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4193D Dr. Klaus Röhl F.D.P 4195 B Klaus-Jürgen Warnick PDS 4196C Dieter Maaß (Herne) SPD 4197 D Herbert Frankenhauser CDU/CSU . . 4199C Achim Großmann SPD 4200A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 4201 A Hans Martin Bury SPD 4203 B Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 4205 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4207C Dr. Max Stadler F D P. 4208D Gerhard Jüttemann PDS 4210A Arne Börnsen (Ritterhude) SPD 4210B Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4211C Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU 4213B Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Drucksache 13/2245) b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes (Drucksache 13/2246) 4144 D Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksache 13/1444) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes (Drucksache 13/1446) c) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland durch Beschleunigung und Vereinfachung der Anlagenzulassungsverfahren (Drucksache 13/1445) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1994 (Drucksache 13/1667) e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau (Drucksache 13/1887) f) Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung gemäß 56 a der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages zur Technikfolgenabschätzung hier: Neue Werkstoffe (Drucksache 13/ 1696) 4145 A Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußfassung über die Weitergeltung der - Geschäftsordnung des Gemeinsamen Ausschusses - Geschäftsordnung für das Verfahren nach Artikel 115 d des Grundgesetzes (Drucksache 13/ 2239) b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Mai 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Thailand fiber die Überstellung von Straftätern und über die Zusammenarbeit bei der Vollstrekkung von Strafurteilen (Drucksachen 13/666, 13/1760) c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Protokollen vom 19. Dezember 1988 betr. die Auslegung des Übereinkommens vom 19. Juni 1980 über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht durch den Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften sowie zur Übertragung bestimmter Zuständigkeiten für die Auslegung dieses Übereinkommens auf den Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften (Drucksachen 13/669, 13/1761) d) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Zielen und Instrumenten einer Währungspolitik (Drucksachen 12/7805, 13/725 Nr. 59, 13/1584) 4145D Nächste Sitzung 4213 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4215* A Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Renate Rennebach (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von der Fraktion der SPD eingebrachten Entschließungsantrag auf Drucksache 13/1835 zum Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen auf Drucksachen 13/1802 und 13/1855 in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 . . . . 4215* D 50. Sitzung Bonn, Dienstag, den 5. September 1995 Beginn: 11.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 5. 9. 95 Andres, Gerd SPD 5. 9. 95 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 5. 9. 95 Formanski, Norbert SPD 5. 9. 95 Frick, Gisela F.D.P. 5. 9. 95 Grießhaber, Rita BÜNDNIS 5. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 5. 9. 95 Hoffmann (Chemnitz), SPD 5. 9. 95 Jelena Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 5. 9. 95 Dr. Jork, Rainer CDU/CSU 5. 9. 95 Dr. Knake-Werner, Heidi PDS 5. 9. 95 Dr. Köster-Loßack, BÜNDNIS 5. 9. 95 Angelika 90/DIE GRÜNEN Dr.-Ing. Laermann, F.D.P. 5. 9. 95 Karl-Hans Leidinger, Robert SPD 5. 9. 95 Lemke, Steffi BÜNDNIS 5. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Lengsfeld, Vera BÜNDNIS 5. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Lotz, Erika SPD 5. 9. 95 Lüth, Heidemarie PDS 5. 9. 95 Neuhäuser, Rosel PDS 5. 9. 95 Dr. Protzner, Bernd R. CDU/CSU 5. 9. 95 Dr. Rappe (Hildesheim) SPD 5. 9. 95 Hermann Schätzle, Ortrun CDU/CSU 5. 9. 95 Dr. Scheer, Hermann SPD 5. 9. 95 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schenk, Christa PDS 5. 9. 95 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 5.9.95 Irmingard 90/DIE GRÜNEN Schmidt (Aachen), SPD 5. 9. 95 Ursula Schmitt (Langenfeld), BÜNDNIS 5. 9. 95 Wolfgang 90/DIE GRÜNEN Schultz (Everswinkel), SPD 5. 9. 95 Reinhard Dr. Schwaetzer, Irmgard F.D.P. 5. 9. 95 Simm, Erika SPD 5. 9. 95 Thieser, Dietmar SPD 5. 9. 95 Tippach, Steffen PDS 5. 9. 95 Tröscher, Adelheid SPD 5. 9. 95 Vosen, Josef SPD 5. 9. 95 Wieczorek-Zeul, SPD 5.9.95 Heidemarie Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Renate Rennebach (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von der Fraktion der SPD eingebrachten Entschließungsantrag auf Drucksache 13/1835 zum Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen auf Drucksachen 13/1802 und 13/1855 in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 (Seiten 4020 A bis 4022 C) In der Abstimmungsliste ist mein Name bei den Enthaltungen aufgeführt. Ich erkläre, daß ich nach meiner festen Überzeugung mit Ja gestimmt habe.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Oswald Metzger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frustriert sind in dem Gremium mehrere, nicht nur in dem Fall die SPD-Bundestagsfraktion, sondern, glaube ich, auch Sie, Kollege Repnik. Nachdem Sie mit Theo Waigel fraktionsintern Überlegungen über die Ökosteuer angestellt haben, haben Sie als Vertreter Ihrer Arbeitsgruppe auch so manchen Strauß ausgefochten und mußten manches anhören, was Ihnen nicht gepaßt hat.
    Fakt ist auf jeden Fall in dieser Haushaltsdebatte zur Einbringung des 96er Haushaltes, daß hier wirklich auf allen Seiten mit Wasser gekocht wird. Da hält man sich gegenseitig Dinge vor, die jeder von uns, wenn er in der Regierungsverantwortung auf Landesebene ist, mit dem Zungenschlag der Opposition durchaus anders sieht und andersherum mit dem Regierungszungenschlag. Das weiß man. Faktum ist auf jeden Fall, daß sich im nächsten Jahr der Verschuldungszug des Bundeshaushalts beschleunigt, obwohl erklärte Absicht dieser Bundesregierung war, die Steuerentlastung 1996 ohne Pump zu finanzieren.
    Jetzt sind wir in der Situation, die ich im März bei der abschließenden Lesung des Bundeshaushaltes 1995 angesprochen habe: Der Regierungskoalition und auch der Haushaltsgruppe der Regierungskoalition wird das Drücken der Neuverschuldung 1995 im Plan auf unter 50 Milliarden DM noch wie ein Bumerang um die Ohren fliegen, weil der Anstieg wie das Amen in der Kirche kommt.
    Wenn Sie, Herr Kollege Roth, den Herrn Finanzminister mit einem neuen Fingerzeig darauf hingewiesen haben, daß in Deutschland die Kapitalmärkte durch Zinszahlungen des Bundes in größerem Umfang bedient werden, als sie durch die Kreditnachfrage des Bundes in Anspruch genommen werden, dann darf man daraus doch nicht den Trugschluß ziehen, der Staat solle möglichst viel Schulden haben, um möglichst hohe Zinszahlungen an den Kapitalmarkt zurückgeben zu können. Dann ist das praktisch eine Alimentierung.

    (Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Wer tut das denn?)

    Das ist doch faktisch so.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Im nächsten Jahr zahlt der Bund 96 Milliarden DM Zinsen; 60 Milliarden DM Kredite nimmt er neu auf.
    Dieser Bundeshaushalt hat in keinster Weise eine Knautschzone. Jede konjunkturelle Delle, jede Veränderung auf dem Arbeitsmarkt, jedes unvorhergesehene Ereignis - beispielsweise ist beim Sonderwohngeld Ost jetzt schon absehbar, daß der Etatansatz im Haushalt 1995 nicht ausreichen wird; und dieser Ansatz ist auch noch in den Haushalt 1996 übernommen worden - bringt das Schiff aus der Bahn.
    Seien wir doch einmal ehrlich: Die Steuerschätzung vom Mai dieses Jahres hat für 1995 Steuereingänge für den Bund prognostiziert, die, wie man bereits jetzt am Ist nach acht Monaten sehen kann, überhaupt nicht eintreten werden. Von daher wird der Haushalt 1995 nach menschlichem Ermessen deutlich schlechter aussehen, auch wenn viele Ministerien auf Grund der späten Verabschiedung relativ viel von ihren Mitteln für Investitionen tatsächlich überhaupt nicht mehr abrufen können. Dann kann sich der Finanzminister vielleicht am Jahresende hinstellen und über Ausgabenansätze, die er auf den Haushalt 1996 überträgt, noch einmal durchmogeln, aber zu Lasten der einzelnen Ressorts. Unseriös ist diese Argumentation allemal.
    Wenn ich schon von Theo Waigel den Lieblingsspruch der letzten Wochen höre, er stehe hier für eine systemimmanente Finanzpolitik,

    (Hansgeorg Hauser [Rednitzhembach] [CDU/CSU]: Symmetrische Finanzpolitik!)


    Oswald Metzger
    dann muß man doch eindeutig sagen - selbst die „FAZ" erkennt das ganz deutlich -, daß davon nicht die Rede sein kann, wenn man auf der einen Seite die Steuerlastquote nicht absenkt und auf der anderen Seite die Neuverschuldung erhöht.

    (Hansgeorg Hauser [Rednitzhembach] [CDU/CSU)

    - Symmetrische, genau. Vielen Dank, Herr Kollege Hauser. - Eine symmetrische Finanzpolitik kann man da nicht erkennen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was immer das sein mag!)

    Vor diesem Hintergrund möchte ich den Finanzminister ganz deutlich fragen, ob er nach dem Motto „Watschen austeilen" auch Kabinettsmitglieder behandeln will. Heute bot sich das bei den Redebeiträgen zu Lasten der sozialdemokratischen Opposition natürlich an. Eine Troika, die nicht mehr existiert, fordert natürlich zu entsprechenden Kommentaren heraus. Das weiß die Opposition; darauf kann sich die SPD sicher einstellen.
    Im letzten Jahr hat der Kanzler - er ist nicht mehr im Haus - seinen Lieblingsprotegé Transrapid in die Finanzplanung des Verkehrsressorts hineingedrückt. In Konfirmandenmanier hat Wissmann diese Geschichte aufgenommen und dem Kanzler applaudiert, was natürlich Waigels Finanzplanung für das Verkehrsressort total aus dem Ruder laufen ließ. Jetzt kassiert Waigel plötzlich bei Wissmann diese Investitionsmittel zu Lasten der Deutschen Bahn wieder ein. Daß das eine ökologische Verkehrspolitik sein soll, während selbst die trockensten Finanzpolitiker der Regierungskoalition mittlerweile ökologische Komponenten in der Steuerpolitik anmahnen, verstehe ich nicht. Das ist doch eine Bankrotterklärung und nur ein Austeilen von Watschen an den Verkehrsminister.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Gestern fand im Kanzleramt eine Besprechung zwischen Töpfer, Waigel und Bohl in Sachen Schürmann-Bau statt. Wenn es schon darum geht, Hausaufgaben zu machen,

    (Zuruf von der F.D.P.: Lachhaft!) muß ich sagen:


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Ein wahres Trauerspiel!)

    Wer vom „Langen Eugen" in diese Baugrube guckt, der sieht doch, daß hier, seit beim Weihnachtshochwasser 1993 die schmutzige Rheinbrühe reinlief, ein Trauerspiel ohne Ende über die Bühne geht. Ich verstehe nicht, daß man nicht endlich auch im Interesse der Stadt Bonn, der gegenüber dieser Bundestag eine Verpflichtung hat, eine schnelle Entscheidung trifft.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Eine schnelle Entscheidung hieße, dort beispielsweise die Deutsche Welle anzusiedeln und wenigstens Arbeitsplätze in diesem Bereich zu wahren und nicht jeden Monat eine Viertelmillion DM allein für Bauunterhaltungskosten aufzuwenden. Wenn Sie die Kapitalkosten für die 350 Millionen DM einrechnen, dann wird Ihnen ganz schlecht: Dann sind es monatlich mindestens 2 bis 3 Millionen DM, die diese Ruine kostet. Oder soll es ein in Beton gegossenes Denkmal für die Effizienz der öffentlichen Verwaltung mit dem Bundesfinanzminister an der Spitze sein?

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der PDS Eduard Oswald Kollegin Matthäus-Maier hat das 16seitige Papier des Bundesarbeitsministers in Sachen Finanzierung der deutschen Einheit über die Sozialversicherungskassen angesprochen. Wenn sich der Finanzminister heute hinstellt, umgeben vom Glorienschein der OECD und der internationalen Finanzpolitik, weil er die Konvergenzkriterien von Maastricht erfüllt hat, und sagt: Wir in Deutschland haben die Herkulesleistung deutsche Einigung mit haushaltspolitischem Anstand geschultert, dann doch nur deshalb, weil annähernd 100 Milliarden DM von den Beitragszahlern dieser Republik über Rentenund Arbeitslosenversicherung finanziert worden sind. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: So ist es!)


    (CDU/CSU): Der Scherz ist danebengegangen!)


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Wo ist er überhaupt?)

    Wo wären Sie denn mit der Neuverschuldung in der mittelfristigen Finanzplanung, wenn diese versicherungsfremden Leistungen über den Haushalt finanziert worden wären, wie es der Arbeitsminister zu Recht anmahnt? Sie stünden am Ende des Finanzplanungszeitraumes 1999 auf jeden Fall bei einer Nettoneuverschuldung von 50 bis 60 Milliarden DM und nicht bei den 29 Milliarden DM, die Sie jetzt vorgaukeln.
    Wenn der Finanzminister heute zum Thema Solidaritätszuschlag sagt, er lege sich nicht fest, man wolle ihn aber abbauen - von Abschaffen kann so schnell keine Rede sein -, und das Jahr 1998 ausklammert, dann muß man sehen: 1998 sind nach aller Voraussicht die nächsten Bundestagswahlen. Hier kann man eine kleine Wohltat unter das Wählervolk streuen. Ein Finanzminister müßte aber auch sagen, daß in der Finanzplanung keine müde Mark für die Abschaffung oder die Rückführung des Solidaritätszuschlags vorgesehen ist. Immerhin geht es hier um die Kleinigkeit von 30 Milliarden DM im Haushaltsansatz für 1996.
    All diese Fakten werden nicht angesprochen, wenn man sich nur Fensterreden um die Ohren schlägt.

    Oswald Metzger
    Rezepte sind angemahnt, auch von der Oppositon. Wir mahnen eine solche Rezeptur z. B. im Bauministerium an. Töpfer ist ja Beauftragter für den Umzug nach Berlin. Wenn gestern die Haushaltspolitiker der Regierungskoalition, Weng und Roth, verlautbart haben, sie wollten den Berlin-Umzug zu einer Organisationsreform der Ministerien nutzen

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Wissen Sie etwas Besseres?)

    und das Verschlankungspotential im Hinblick auf die Investitionstätigkeit realisieren, dann ist das ein vernünftiger Ansatz. Aber wie paßt zu diesem richtigen Ansatz der Kollegen Haushälter, daß Innenminister Kanther den Obleuten der Haushaltsgruppen dieses Bundestages vor einer Woche einen Brief schreibt, er sehe sich leider nicht in der Lage - und bitte um Verständnis -, uns erste Ergebnisse der Effizienzsteigerungsmodelle im Bundeshaushalt vorzulegen, wie es der Haushaltsausschuß im März beschlossen hat, und sich gleichzeitig nach außen als der große Motor des schlanken Staates, der effizienteren Verwaltung und des weniger Ausgebens im konsumtiven Bereich hinstellt?

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Diese Haltung paßt nicht zusammen. Denn man weiß ganz genau, daß der Investitionsanteil im Bundeshaushalt in den nächsten Jahren nach unten geht, und zwar schon ohne Berücksichtigung der Rückführung des Solidaritätszuschlags. Das muß man sich ganz deutlich vor Augen führen.
    Eine Finanzpolitik, die den Anspruch auf Seriosität erhebt, muß auf jeden Fall darauf abzielen, die Neuverschuldung zu senken und Sparpotentiale in der öffentlichen Verwaltung und kreative Lösungsansätze in den Ministerien herauszukitzeln. Auch wenn es nicht allen Leuten paßt - auch nicht in unserer Fraktion -, finde ich es zumindest vom Ansatz her nicht schlecht, wenn ein Bundesminister, der für Bildung zuständig ist, ein etwas anderes Lösungskonzept andenkt und nicht in den alten, traditionellen Haushaltsmustern verharrt, wenn er beispielsweise versucht, die Ausbildungsförderung zu organisieren.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wohlgemerkt, damit ich nicht irgendwann von Ihnen gefragt werde, ob ich inhaltlich einverstanden bin: Mir geht es um die Kreativität, die man braucht, um die finanzpolitischen Herausforderungen zu bewältigen.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Sind Sie für die 8,5 % Zinsen auf BAföG, Herr Kollege?)

    Frau Kollegin Matthäus-Maier, ich will jetzt keine Bildungsdebatte führen. Da kenne ich mich nicht aus; ich gestehe das ganz offen. Unsere Fachpolitiker werden in dieser Woche dazu etwas sagen. Mir geht es damm, deutlich zu machen, daß mit sozialdemokratischen Besitzstandsverteidigungsansprüchen auf Dauer auch kein Staat zu machen ist.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Beweglichkeit ist gefragt.

    (Joachim Poß [SPD]: Das setzt aber voraus, daß die Leute Besitzstände haben!)

    - Ich denke durchaus, daß die Leute Besitzstände haben.
    Aber gerade zum Thema Besitzstände - wenn Sie schon dieses Stichwort liefern, Kollege Poß - noch eine Replik auf die Äußerungen zu den versicherungsfremden Leistungen in der Sozialversicherung: Ich habe selten jemanden einmal thematisieren gehört, welch eine gigantische Umverteilung es eigentlich darstellt, daß durch die Beitragsbemessungsgrenzen in der Renten- und Arbeitslosenversicherung nur ein bestimmter Teil der Bevölkerung die Lasten beispielsweise der Deutschen Einheit mitträgt, während Gutverdiener, die sich privat versichern können, diese Lasten überhaupt nicht mit schultern müssen. Diese soziale Asymmetrie begreift niemand.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)

    Die private Versicherung ist auf jeden Fall in vielen Bereichen der sozialen Vorsorge wirtschaftlich günstiger als die Vorsorge über gesetzliche Sicherungssysteme. Das muß man, was jedenfalls die Rentenversicherung anbetrifft, ganz deutlich ansprechen; denn die Rentenversicherung zahlt über ihren Beitrag sehr viele versicherungsfremde Leistungen mit. Wenn nur Versicherungsleistungen gezahlt würden, dann läge der Rentenversicherungsbeitrag im Bereich von 12 bis 13 %, nicht aber bei 19,1 % im nächsten Jahr.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Welche Steuer wollen Sie dafür anheben?)

    Vor diesem Hintergrund und weil die Debatte um die ökologische Steuerreform in allen Fraktionen ansteht und wohl bald auch mit Gesetzentwürfen der Regierung zu rechnen ist: Wir als Grüne fordern eine ökologische Steuerreform, die unter dem Öko-Label den Leuten nicht nur in die Tasche langt und von ihnen eine Mineralölsteuererhöhung oder sonstige Erhöhungen, bei denen man beispielsweise nach Schadstoffausstoß besteuert, holt, wobei man als Finanzminister billigend in Kauf nimmt, daß dann mehr Geld in der Bundeskasse ist. Wir wollen vielmehr eine politische Lenkung mit der ökologischen Steuerreform. Wir wollen Ressourcenverschwendung besteuern und bestrafen, wir wollen umweltgerechtes Verhalten über eine Energiesteuer belohnen, die den Schadstoffausstoß minimiert. Aber wir wollen auf der anderen Seite damit nicht einer gesamtgesellschaftlichen Steuererhöhung das Wort reden, was viele Leute, die das Öko-Label im Mund führen, durchaus billigend in Kauf nehmen.

    (Widerspruch von der F.D.P.)

    - Diese Bundesregierung hat in der Vergangenheit
    mit der ökologischen Argumentation wiederholt die
    Mineralölsteuer erhöht und damit nur Haushaltslö-

    Oswald Metzger
    cher gestopft und zu wenig im Bereich der ökologischen Infrastruktur gemacht.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das ist polemisch! Sagen Sie mal etwas Konkretes! Gegenruf des Abg. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erste Runde war Golfkrieg, zweite Runde waren die Altschulden der Bundesbahn!)

    - Ich glaube, ich weiß besser, was sich bei Ihnen abspielt, als Sie sich denken. Ich bin nämlich im Gegensatz zu vielen von Ihnen ein aufmerksamer Zuhörer und differenziere in der Regel.
    Zum Thema Differenzierung liefere ich Ihnen jetzt noch ein Stichwort. Die Gewerbekapitalsteuer war heute ein Thema. Die Beweglichkeit der SPD in der Sommerpause wurde von Vertretern der Regierungsfraktionen hier angesprochen. Im Juni stand ich an diesem Pult, und der Vorsitzende des Finanzausschusses stellte mir seinerzeit die Zwischenfrage, ob er mich richtig verstanden habe. Ich habe damals gesagt: Unsere Fraktion ist der Auffassung daß hier eine Entlastung der Wirtschaft her muß, weil die Gewerbekapitalsteuer eine Substanzsteuer darstellt, die Betriebe auch zahlen müssen, wenn es ihnen schlecht geht, und das finden wir nicht richtig.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber!)

    Auf der anderen Seite wollten wir dann auch eine Absicherung der kommunalen Schiene, weil wir, ähnlich wie der Finanzminister - da haben Sie sich dankenswerterweise ja wirklich bewegt -, den Landesfinanzministern nicht über den Weg trauen. CDU-Oberbürgermeister Seiler aus Karlsruhe, der neue Städtetagspräsident, hat von den „klebrigen Fingern" der Landesfinanzminister gesprochen, an denen die „Kohle" hängenbleibt. Da hat er Recht.

    (Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Das ist zutreffend! Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Meist SPD Finanzminister!)

    - Die bleibt an CDU-Finanzministern und an sozialdemokratischen Finanzministern hängen.
    Unserer Fraktion ist natürlich die Kompensation für die Kommunen und deren Absicherung so wichtig. Wir denken, daß der 1. Januar 1997 realistischerweise der richtige Zeitpunkt ist, diese Reform zum Abschluß zu bringen. Bis dahin, so hoffe ich, werden im Gesetzgebungsverfahren auch die Ängste der Kommunen ausgeräumt werden können. Dann werden wir auf diesem Gebiet etwas hinkriegen, von dem Wirtschaft und Kommunen etwas haben. Die Kommunen verfügen immerhin über die größten Investitionshaushalte in dieser Republik; der Bundestag vergißt immer bei den Debatten über den Bundeshaushalt,

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Überhaupt nicht!)

    daß die Kommunen wesentlich mehr Mittel im investiven Bereich als wir bewegen. Aber wenn man natürlich den Kommunen in die Taschen greift und die Kompensation - -

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber wer?)

    - Jetzt meine ich die Finanzminister der Länder wie des Bundes. Der Bund greift bei der Arbeitslosenhilfe in die Taschen der Kommunen, und die Kommunen refinanzieren sich natürlich dort, wo sie es können, Deshalb wird auf kommunaler Ebene auch von CDU-Oberbürgermeistern die Grundsteuererhöhung natürlich als Mittel genutzt, um die eigenen Haushalte zu sanieren, wenn von oben, sowohl vom Bund als auch vom Land, kein Geld kommt. Das ist ein Faktum.
    Gucken Sie sich die Statistiken an! Noch bevor das Bundesverfassungsgericht gesprochen hat, vor dem Theo Waigel immer wieder sein Kreuz schlägt - vielleicht hat er deshalb das Kruzifix-Urteil so unqualifiziert kritisiert - -

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Haben Sie überhaupt gelesen, was ich dazu im „Bayernkurier" geschrieben habe?)

    - Nein, den „Bayernkurier" habe ich nicht gelesen, aber die Kurzfassung.

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Dann schicke ich es Ihnen zu!)

    - Danke.
    Die Kommunen nutzen auf jeden Fall die Grundsteuer als Ventil, um sich bei den Bürgerinnen und Bürgern schadlos zu halten.
    Das ist meine Botschaft in jeder Rede, die ich bisher gehalten habe: Jeder, der Bund und die Länder, betrachtet seinen Haushalt praktisch als Einzelhaushalt. Der Verschiebebahnhof nach unten, die Gesamtbelastung der Bevölkerung bleibt aber unter dem Strich gleich. Was bleibt denn von dieser Nettoentlastung des Jahressteuergesetzes im nächsten Jahr wirklich dem Durchschnitt der Bevölkerung? Ich meine jetzt nicht die Familien mit vielen Kindern, für die der Familienleistungsausgleich Gott sei Dank wirklich eine Nettoentlastung herbeiführt. Unter dem Strich bleibt fast ein Nullsummenspiel: 0,7 % Pflegeversicherung zur Jahresmitte, Rentenversicherungsbeitragserhöhung, kommunale Gebühren und Steuern; denn die Grundsteuer wird im nächsten Jahr in den Kommunen angehoben. Da wird unter dem Strich peu à peu die gesamte Kohle wieder eingesammelt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist das im Bergbau!)

    Das ist Redlichkeit in der Politik? Das sehe ich nicht. Jeder guckt auf sich selber, niemand geht auf den anderen zu. Kompromisse in diesem Plenum sind außerordentlich selten. Sie werden wenn überhaupt, im Vermittlungsausschuß geschlossen, der nicht demokratisch kontrollierbar ist, in dem eine große Oppositionsfraktion - dieser Vorwurf wird mei-

    Oswald Metzger
    nes Erachtens zu Recht erhoben - sehr wohl unter dem Diktat der Länderfürsten steht und als Bundestagsfraktion ein Stück weit in ihrer Handlungsfähigkeit beschränkt wird. Das ist leider so.

    (Joachim Poß [SPD]: Das ist aber kein Vorwurf! Das ist objektiv sol Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist die Verfassungslage!)

    - Das ist die Verfassungslage. Aber die Verfassungslage zwingt natürlich dazu, daß die unterste Gebietskörperschaft, nämlich die kommunale Seite, immer am Katzentisch sitzt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist nicht wahr!)

    - Doch, am Katzentisch sitzt und auf jeden Fall den Fuß nicht drin hat.
    Wenn man den Bundesrat auf Grund der politischen Konstellation so aufwertet, dann bitte auch eine Kommunalkammer, damit der kommunalen Seite wenigstens bei finanzwirksamen Entscheidungen ein Vetorecht und nicht nur ein Anhörungsrecht im Gesetzgebungsverfahren eingeräumt wird.
    Ich hoffe, daß es der Haushaltsausschuß im weiteren Verfahren schafft, wenigstens die Mehrbelastungen von 1,6 Milliarden DM, die auf Grund des Ergebnisses des Vermittlungsausschusses zum Jahressteuergesetz im Entwurf des Bundesfinanzministers noch nicht finanziert sind, einzusparen, und daß die Beratungen im Detail anders laufen als bei diesem eher politisch gefärbten Schlagabtausch, bei dem stärker der Zustand der größten Oppositionsfraktion für die Regierungskoalition das inhaltliche Thema war als die tatsächliche politische Perspektive der Finanzpolitik dieser Regierung.
    Auf jeden Fall wird unsere Fraktion in den Einzelplanberatungen und global versuchen, einen Moratoriumsanspruch durchzusetzen, indem wir Gegenfinanzierungen bringen, die seriös sind, und nicht nur den Verteidigungshaushalt als Steinbruch nutzen, was Ihnen von der Regierungskoalition als Vorwurf an die Opposition immer leicht von den Lippen geht.
    Vielen Dank und weiterhin eine gute Beratung.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Kollege Dr. Wolfgang Weng.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Weng


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Metzger, das, was Sie über die Frage der Finanzverteilung unter den Gebietskörperschaften gesagt haben, ist in der Momentaufnahme natürlich richtig. Aber man muß sich auch den Weg dahin vor Augen führen. Da treffen die Vorwürfe mit Blick auf die Koalition wirklich die Falschen.
    Der Bund hat frühzeitig insbesondere die Länder West angemahnt, hat auch die Kommunen angemahnt, die Entwicklung nach der deutschen Einheit
    nicht zum Anlaß für Mehrausgaben zu nehmen, nicht als dauerhaft zu betrachten - damals der Wirtschaftsimpuls - und entsprechend Vorsorge zu treffen. Das Gegenteil ist gemacht worden.
    Dann war das Zerren - Sie haben das selber an anderer Stelle mehrfach gesagt - derart, daß auf Grund der Rechts- und der Mehrheitslage der Bund die bittersten Opfer bringen mußte. Insofern trifft Ihr Vorwurf, den Sie hier erhoben haben, die Länder West am meisten, aber sicher nicht die Koalition in Bonn, die mit ihrer Mehrheit den richtigen Weg beschritten hat und daran in Teilen gehindert worden ist.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Lachen bei der SPD)

    Dafür, daß die Haushaltsdebatte die Stunde der Opposition sein soll, hat man eigentlich bisher nicht viel von Konzepten gehört. Bei Herrn Metzger ist das ein bißchen besser gewesen als bei der SPD. Trotzdem muß ich sagen - da ich mit Herrn Metzger gemeinsam habe, daß ich der Debatte folge und aufmerksam zuhöre -: Die ruhige, sachliche Darstellung der Koalitionsseite, des Bundesministers und des Sprechers der Union,

    (Widerspruch bei der SPD)

    hat sich von dem Lamentieren der Opposition angenehm abgehoben. Konzeptionell ist von Ihrer Seite, insbesondere von der SPD-Seite, absolut nichts gekommen.
    Mit dem Haushaltsentwurf der Bundesregierung für das Jahr 1996 macht die Koalition einen wichtigen Schritt nach vorne. Bundesminister Waigel ist seiner Verantwortung gerecht geworden, durch sparsame Ausgabenpolitik eine Senkung der Belastung der Bürger zu erreichen, während gleichzeitig die Nettoneuverschuldung des Bundes im Rahmen der Vorgaben der Finanzplanung geblieben ist.
    Wer den Vielfrontenkampf eines Finanzministers kennt, der weiß, was er erreicht hat. Deswegen gibt es heute wirklich guten Grund, ihn zu loben. Ich freue mich, daß ich dieses Lob für meine Fraktion hier und heute aussprechen kann.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich lobe auch deshalb gerne, weil wir die künftige Finanzpolitik weiterhin in harter Konfrontation gegen die grün-rote Opposition einerseits und gegen manchen konservativen Verteilungspolitiker andererseits werden gestalten müssen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wer ist hier gemeint?)

    Die Opposition wird ihrer Aufgabe konstruktiver Mitarbeit, in die sie eigentlich auf Grund der Bundesrats- und der Vermittlungsausschußmehrheit gestellt ist, seither nicht gerecht. Die Grünen sind völlig konzeptionslos. Wir werden Sie stellen, Herr Metzger. Das, was Sie hier gesagt haben, werden wir in der zweiten Lesung auf die Waage legen. Wir werden Sie nicht aus der Verantwortung Ihrer eigenen Worte entlassen.

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    Die SPD hat zunächst ihr bestes wirtschaftspolitisches Pferd geschlachtet, um jetzt eine alte Wadenbeißerin mit überholten Oppositionsrezepten wieder von der Kette zu lassen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bleiben Sie bei Ihren Rezepten und wir bei unseren Wahlerfolgen!)

    Dies ist keine Politik.
    Neutrale und damit unbestechliche Beobachter sind immer die besten Zeugen, die man nennen kann. Deswegen hat uns das Lob der OECD im August natürlich besonders gefreut. Es hat uns auch besonders deutlich gemacht, daß die Koalition auf dem richtigen Wege ist. Vor allem der Hinweis, daß bei der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen beeindruckende Fortschritte erzielt worden seien, gibt unserer Arbeit recht. - Herr Kollege Fischer, Ihr Nikken spricht in diesem Fall für Sie.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bei Ihnen nicke ich nicht, bei Ihnen nicke ich, wenn überhaupt, ein!)

    Die F.D.P. hat einen wichtigen Anteil an diesen Fortschritten. Auch das sollten Sie durchaus bestätigen.
    Die OECD sagt aber auch, wie es weitergehen muß. Das Hauptaugenmerk muß darauf gerichtet sein, die Steuer- und Abgabenlast der Bürger wieder zu verringern.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die Freien Demokraten liegen also mit ihren steuerpolitischen Forderungen genau richtig. Denn in der Vorausschau der künftigen Wirtschafts- und damit auch der Haushaltsentwicklung wissen wir, daß es vor allem auf eins ankommt: auf den Erhalt von Arbeitsplätzen und insbesondere auch auf die Schaffung von neuen und zukunftsträchtigen Arbeitsplätzen in unserem Land.
    Wir stehen in weltweitem Wettbewerb. In dritten Ländern fragt niemand danach, ob er mit dem Kauf deutscher Produkte einen Beitrag zur Verbesserung unserer Wirtschafts- und Haushaltssituation leistet. Hier zählen allein Preis und Qualität. Die Konkurrenten schlafen nicht.
    Deshalb muß besonders besorgt machen, daß sich wichtige Produktionsbetriebe im vergangenen Jahr vom Standort Deutschland abgewandt haben. Natürlich ist internationale Arbeitsteilung erforderlich; aber Deutschland als Produktionsstandort muß seine Position bewahren und ausbauen, wenn der alte Platz an der Spitze der Industrienationen gehalten und in den Teilen, wo er verlorengegangen ist, wieder erreicht werden soll.
    Dieses Ziel haben wir, dieses Ziel hat die F.D.P.-Fraktion vor Augen. Wir verstehen unter Wirtschaft nicht - entgegen dem, was man uns immer anzuhängen versucht - ein paar Bosse mit dickem Bauch und dicker Zigarre, sondern selbstverständlich die Gesamtheit von Produktion und Dienstleistungen unter
    dem Stichwort: Arbeitsplätze stehen vor allem anderen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU - Günter Graf [Friesoythe] [SPD]: Die Botschaft hör' ich wohl!)

    Der Begriff Mittelstand z. B. umfaßt natürlich nicht nur den mittelständischen Unternehmer mit seiner Familie, die häufig mit tätig ist, sondern selbstverständlich auch die Mitarbeiter mittelständischer Unternehmen, die wir vor Augen haben, wenn wir hier politische Schwerpunkte setzen.

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Sehr wahr!)

    Viele Signale aus der Wirtschaft machen nachdenklich. Ich will hier ganz ausdrücklich die Tarifparteien an ihre Verantwortung erinnern. Das, was die IG Metall im Augenblick bei Volkswagen abzieht, kann einen nur entsetzen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Leider wahr! Unglaublich!)

    Ohne Rücksicht auf Marktlage und Entwicklung geht man dort heftig daran, den Ast abzusägen, auf dem man sitzt. Und wie immer bei sozialistischen Rezepten sieht man über den Tellerrand nicht hinaus.

    (Peter Dreßen [SPD]: Glauben Sie selber, was Sie sagen?)

    Es ist bedenklich, wenn man wegen der schnellen Mark der Arbeitsplatzbesitzer die Zukunftschancen eines Unternehmens gefährdet und dabei leider diejenigen vergißt, die keine Arbeitsplätze haben und nur bei Besserung der Standortsituation Hoffnung haben dürfen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die Politik muß die Rahmenbedingungen verbessern. Die F.D.P. ist bereit, hieran in der Koalition mitzuwirken, aber auch die Tarifparteien müssen ihren Beitrag leisten.
    Zukünftige Arbeitsplätze sind eine Frage von Bildung und Ausbildung. Auch hier muß ich die Tarifparteien ansprechen. Der Abbau von Ausbildungsplätzen, vor allem in mitbestimmten Großbetrieben, ist eine Schande.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Genau dort!)

    Gerade hier sollten Arbeitnehmervertreter soziale und Zukunftsaspekte bedenken.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich will deswegen ausdrücklich den Mittelstand loben, der seine Ausbildungsleistung seit langen Jahren erbringt und verbessert,

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten [CDU/CSU])


    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    oft noch durch Abwerbung aus der Großindustrie gefährdet.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Auch dies zeigt, daß die mittelstandsorientierte Wirtschaftspolitik der Koalition und der F.D.P. der richtige Ansatz ist.

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Sehr richtig!)

    Mit Mittelstand meinen wir ausdrücklich all diejenigen Bürger, die Eigeninitiative zeigen, bei denen Eigenverantwortung an erster Stelle steht, im beruflichen wie im persönlichen Handeln. Derjenige, der als allererstes nach dem Staat ruft, ohne überhaupt die Ärmel hochgekrempelt zu haben, gehört nicht zu den Leistungsbereiten, auf denen unsere Volkswirtschaft aufbauen muß und auf die wir, die F.D.P., setzen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Daß die Bundesregierung zur Abwehr des Mangels an Ausbildungsplätzen noch ein massives staatliches Programm auf den Weg bringen mußte, ist leider notwendig und damit richtig, aber ordnungspolitisch an sich zu bedauern. Dies nicht nur wegen der Finanzierung, die schwierig werden wird und die noch nicht geklärt ist, sondern auch deshalb, weil der Staat natürlich nicht auf Dauer die gesamte Ausbildungsleistung übernehmen kann. Deswegen nochmals ausdrücklich der Appell an die Verantwortlichen der Wirtschaft, vor allem an die Großindustrie, die hier Nachholbedarf hat, an die Tarifparteien, dies zum Teil ihrer Tarifverhandlungen zu machen.

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Sehr vernünftiger Vorschlag!)

    Bieten Sie unseren jungen Menschen die notwendige Zahl von Ausbildungsplätzen an! Berufslose junge Menschen sind etwas, was eine soziale Gesellschaft niemals hinnehmen darf.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie der Abg. Uta Titze-Stecher [SPD])

    Zusätzlich gefährdet die augenblickliche Situation das erfolgreiche und gute duale Ausbildungssystem, das wir beibehalten, das wir fortentwickeln wollen.
    Was fällt den Sozialdemokraten zu diesem Thema ein?

    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nichts!)

    Wie gewöhnlich die Forderung nach einer Abgabe. Gerade die überhöhte Abgabenlast in unserem Lande ist aber teilweise schuld daran, daß so viele Ausbildungsplätze wegrationalisiert worden sind.
    Ein kleiner Hoffnungsschimmer - er wurde schon angesprochen -: In unserem Bemühen, die Situation des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu verbessern, signalisiert eine zunehmende Zahl von Stimmen aus dem Lager der Sozialdemokratie neuerdings die Bereitschaft, wenigstens mit der Abschaffung der arbeitsplatzvernichtenden Gewerbekapitalsteuer einen kleinen Schritt in der richtigen Richtung mitzumachen.

    (Günter Graf [Friesoythe] [SPD]: Erzählen Sie doch keine Halbwahrheiten!)

    Für die F.D.P. bleibt mittelfristig, auch mit Blick auf die europäische Situation, ebenfalls die Abschaffung der Gewerbeertragsteuer auf der Tagesordnung.

    (Beifall bei der F.D.P. Peter Dreßen [SPD]: Wer soll den Ersatz dafür bezahlen?)

    Die Steuerdiskussion ist in den letzten Tagen wieder deutlich entbrannt. Ich finde es gut und richtig, wenn hierbei alle politischen Parteien unseren Bürgern klarmachen, wo ihre Positionen in dieser Debatte sind. Weniger Staat, weniger Steuern, mehr Eigenverantwortung der Bürger, das ist und bleibt Grundposition der F.D.P.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Das vergangene Jahr hat ja gezeigt - ich sage das auch mit Blick auf den Zwischenruf, der hier gerade von der linken Seite kam -, daß man nicht kleinmütig und nicht nur buchhalterisch vorgehen darf, sondern daß auch politischer Druck zusätzliche Sparbemühungen auslöst.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Es waren verschiedene Urteile des Bundesverfassungsgerichts, die uns zu Steuerveränderungen gezwungen haben, zu Steuerveränderungen, die wir ausdrücklich für richtig hielten und begrüßt haben: steuerfreies Existenzminimum und Verbesserungen für die Familie. Sie wissen, daß wir dies alles trotz schwierigster Haushaltslage auf den Weg gebracht haben.
    Mit der Entscheidung, den Kohlepfennig nicht durch eine Ersatzsteuer auszugleichen, hat sich die Koalition zusätzlich selbst gebunden. Daß es der Regierung gelungen ist, den vorgesehenen Finanzrahmen auch bei der Nettoneuverschuldung trotz einer zusätzlichen Belastung von 7 bis 8 Milliarden DM einzuhalten, zeigt, daß das, was wir gemacht haben, richtig war. Das zeigt auch, daß ein Weg aus diese m totalen Steuerstaat hinaus möglich ist.
    Deshalb ist es für uns auch unverständlich, daß das neueste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Gleichbehandlung von Vermögenswerten sofort wieder Anlaß ist, über Steuererhöhungen oder zusätzliche Steuern nachzudenken. Wir glauben, daß gerade wegen der überproportionalen Belastung mittlerer Vermögen durch die derzeitige Vermögensteuer, die aus der Begründung hier herauszulesen ist, eine künftige Regelung des Gesamtsteuerkomplexes eher den Fortfall als eine Ausweitung dieser Steuer nach sich ziehen sollte. Aber mit Blick auf die Vermögensteuer sind dies Schlachten von übermorgen. Die wichtige Schlacht von morgen wird auf dem Feld des sogenannten Solidarzuschlags ausgetragen.
    Politiker aus mehreren Parteien haben off offensichtlich schnell vergessen, daß dieser Solidarzuschlag ganz ausdrücklich eine Sonderbelastung auf Zeit

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    sein sollte und sein muß. Hieran wird die F.D.P. immer wieder erinnern - ich freue mich, daß der Fraktionssprecher der Union hier gleiches gesagt hat -, solange diese Sondersteuer nicht abgeschafft ist. Eine dauerhafte Erhöhung dieser direkten Besteuerung gerade der Leistungsträger in unserer Gesellschaft ist nicht hinnehmbar.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Es ist manchmal schon erschreckend - eine große Sonntagszeitung hat eine Reihe von Namen auch von Kollegen des Koalitionspartners genannt -, in welcher Weise statisch denkende Politiker und Interessenvertreter rein buchhalterische Rechnungen anstellen, anstatt aktiv gestaltend den notwendigen steuerpolitischen Weg zu gehen.
    Der F.D.P. wäre am liebsten - das ist bekannt -, wenn der Solidarzuschlag in einem konkreten Zeitplan, der unseren Bürgern die Sicherheit dieser Entwicklung aufzeigt, abgeschafft werden könnte.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Das heißt aber ausdrücklich nicht - Herr Kollege Krüger, dabei blicke ich Sie an -, daß wir die notwendigen Transferleistungen für die neuen Bundesländer nicht weiter leisten wollen. Dies darf man in diesem Zusammenhang nicht in Bezug setzen.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Mit Blick auf die gemeinsame Erklärung der Hauskälter der Koalition sage ich allerdings ebenfalls, daß auch bei den Leistungen für die neuen Bundesländer künftig stärker differenziert werden muß, daß Dauersubventionen, daß Gießkannensubventionen auch in den neuen Bundesländern in Zukunft schädlich sind. Hier stehen wir an einem Neubeginn.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Da wir wissen, daß der Bundesfinanzminister und die große Zahl der Kollegen der Union unsere Auffassung teilen, daß der Solidaritätszuschlag schnellstmöglich entfallen muß, werden wir diese Kräfte in der Union besonders stark unterstützen, und wir hoffern, daß sie sich in ihren eigenen Reihen durchsetzen. Denn von der Opposition, von den Grünen und der SPD, ist natürlich wie immer bei Steuern hier nichts Positives zu erwarten.

    (Dr. Barbara Hendricks [SPD]: „Schnellstmöglich" hat zwei Komponenten: „schnell" und „möglich"!)

    Der Generalsekretär der F.D.P., Guido Westerwelle, hat in einem vielbeachteten Interview unsere Verantwortung für die heranwachsende Generation auch mit Blick auf die steigende Schuldenlast ausgedrückt und für die Freien Demokraten deutlich gemacht, daß es ein Traumziel wäre, eine Neuverschuldung der öffentlichen Haushalte überhaupt zu untersagen.
    Wir wissen, daß man in anderen Staaten, z. B. in den Vereinigten Staaten von Amerika, ebenfalls solche Überlegungen anstellt. Natürlich ist es bis zu diesem Punkt noch ein weiter Weg. Ich sage aber: Bei
    unseren Konsolidierungsbemühungen bei allen Haushalten der letzten Jahre, nach dem Wechsel der Koalition, hatten wir ein solches Traumziel durchaus vor Augen. Nicht umsonst haben wir auf seiten der Koalition in der Vergangenheit z. B. beim Bundesbankgewinn und jetzt auch beim Erblastentilgungsfonds Elemente zur Tilgung von Staatsschulden eingebaut;

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Sehr vernünftig! )

    dies geschah übrigens meistens gegen den Widerstand der Opposition, damals noch im wesentlichen der SPD, bei der ja das Geldausgeben und die Höherbelastung der Bürger immer die erste Idee ist, wenn es um Steuerpolitik geht.
    Die Handlungsfähigkeit wird in den künftigen Haushalten durch immer wachsende Zinslasten eingeschränkt; da hat Guido Westerwelle recht. Ich sage aber in aller Deutlichkeit: Wir hätten eine solche Verschuldung ohne die aus der deutschen Einheit resultierende Sondersituation niemals gehabt und auch niemals akzeptiert.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Hinzu kamen die Lasten, die insgesamt aus dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums für die Bundesrepublik Deutschland entstanden sind.
    Es sind übrigens nicht nur die steigenden Zinslasten, die künftige Spielräume einschränken. Von vielen Fachleuten wird in letzter Zeit verstärkt darauf hingewiesen, daß auch die künftigen Versorgungslasten dazu führen. Wenn man eine Prognose der Entwicklung anhand von Grafiken sieht, kann man nur erschrecken und froh sein, daß wir uns im Rahmen einer Finanzplanung verhalten, bei der ein Abflachen wieder möglich wird. - Die Koalition ist deshalb auf dem richtigen Weg, da sie durch die Verringerung der Zahl öffentlich Bediensteter solche künftigen Belastungen wieder eingrenzt.
    Auch die Ministerpräsidentin Simonis aus Schleswig-Holstein, der SPD zugehörig, hat dies erkannt und sich vom Saulus zum Paulus - da sie eine Frau ist, kann man vielleicht Paula sagen - gewandelt. Obwohl aber bei den Bundesländern die Belastung der Haushalte durch das Personal wesentlich größer ist als beim Bund, ist sie mit ihrer Stimme bisher noch fast alleine. Wir hingegen, die Koalition, haben schon im laufenden Jahr durch eine kegelgerechte Absenkung der Zahl der Bundesbediensteten eine gewisse Entspannung erreicht; dies führen wir fort.
    Die F.D.P. will einen leistungsfähigen öffentlichen Dienst. Gerade deshalb ist es unsere Überzeugung, daß die Zahl der öffentlich Bediensteten ein gewisses Maß nicht überschreiten darf. Da wir eine leistungsfördernde Kegelstruktur im öffentlichen Dienst wollen, muß die Zahl der öffentlich Bediensteten auf das notwendige Maß beschränkt sein.

    (Beifall der Abg. Birgit Homburger [F.D.P.])

    Meine Damen und Herren, in diesem Bereich liegen große Herausforderungen vor uns, wenn es darum geht, den Umzug nach Berlin und im Zuge

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    der Entscheidungen der sogenannten Föderalismuskommission auch den Umzug einer großen Zahl von Bundesbehörden innerhalb der Bundesrepublik vor allem in Richtung Bonn zu bewältigen. Die mahnenden Stimmen, die uns mit Blick auf die Lasten der jungen Generation vor großzügigen Vorruhestandsregelungen warnen, sind berechtigt.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Gerade weil die F.D.P. vielleicht mehr als andere Parteien auf ein leistungsfähiges Berufsbeamtentum setzt, sind wir dem Koalitionspartner dafür verbunden, daß er die Bereitschaft für notwendige Reformen im Bereich des öffentlichen Dienstrechts zeigt und daß wir hier gemeinsam eine Reihe von notwendigen Maßnahmen in Angriff nehmen können. Bei der SPD ist hier wie immer, wenn es um Zukunftsfragen geht, Fehlanzeige.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Bei Ihnen ist das so! Das ist wahr!)

    Wir glauben, daß sowohl eine Erprobung auf Dienstposten vor der Beförderung als auch eine Probezeit in Führungspositionen eine noch bessere Verwaltung nach sich ziehen wird, und wir glauben, daß auf Grund der Erfahrungen auch im Zusammenhang mit der deutschen Einheit eine Verbesserung des Personaleinsatzes erreicht werden muß. Die Abordnung zu anderen Dienstherren ebenso wie die Versetzung in andere Laufbahnen sollten im Rahmen der Treuepflicht unserer Staatsbediensteten eigentlich fast selbstverständlich sein. Leider war die Erfahrung im Zuge der deutschen Einheit, auch in der Frage der Transparenz bei verschiedenen Gebietskörperschaften, so, daß wir nicht zufrieden sein konnten, daß wir hier, wie Sie wissen, in erheblichem Maße zusätzlich finanzieren mußten. Ich will mit dieser Kritik ausdrücklich nicht diejenigen, die sich hier unter eigenen Opfern bereit erklärt haben, am Aufbau der neuen Bundesländer mitzuwirken, kritisieren. Hier hat es viel lobenswertes persönliches Engagement gegeben.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Aber wir wissen auch und müssen das im Rückblick sagen, daß die Zahl derer, die zu solchem Engagement, solchen Opfern bereit waren, bei weitem nicht ausreichend gewesen ist.
    Die F.D.P. wird auch bereit sein, im Rahmen der Haushaltsberatungen in der Frage beamteter Spitzenpositionen in den Bundesministerien Einschränkungen mitzutragen. Wer die Personalhaushalte der Bonner Bürokratie und der nachgeordneten Bürokratie vor und nach der Wiedervereinigung betrachtet, sieht, daß es zu überproportionaler Ausweitung von Stellen gekommen ist. Manches davon war in der aktuellen Situation begründet, aber jetzt muß wieder sorgfältig geprüft und gegebenenfalls reduziert werden. In jedem Fall ist in diesem Zusammenhang die Forderung von F.D.P. und Koalition richtig, daß vor jedem Umzug - nicht nur nach Berlin, auch vor jedem anderen Umzug - eine sorgfältige Organisationsprüfung stattfinden muß. Der Umzug von Behörden, meine Damen und Herren, bietet auch die Chance zu einer leistungsgerechten Neustrukturierung, und diese Chance werden wir nutzen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Die F.D.P. setzt auf private Initiative. Deregulierung und Privatisierung sind die politischen Mittel der Wahl. Ich staune rückblickend immer wieder, mit welcher Geschwindigkeit die bayerische Landesregierung hier in der Vergangenheit vorgegangen ist, nachdem man dort lange Jahre ganz andere Konzepte verfolgt hatte. Die Bundesregierung hat z. B. im Zusammenhang mit der Bahnprivatisierung eine richtige und neue Strategie entwickelt, die jetzt auch bei der Finanzierung der Bahn ihren Niederschlag findet. Meine Damen und Herren, wenn schon auf Grund der Haushaltsenge nicht alle Investitionswünsche finanzierbar sind, so kann man doch durch Privatisierung zusätzliche Spielräume schaffen. Die privatisierte Bahn muß sich auch wie ein richtiger Privater verhalten.

    (Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.])

    Zähes Klammern an nicht benötigte Immobilien war in der Vergangenheit falsch. Hier ist uns mancher Ansatz, auch im kommunalen Bereich - da hört man immer wieder Klagen -, von der Bahn blockiert worden. Dies wird künftig noch falscher sein, weil es jetzt kurzfristig Entwicklungsmöglichkeiten der Bahn einschränkt, wenn man hier auf dem Standpunkt beharrt.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Ich bin dem Kollegen Thiele außerordentlich dankbar, daß er unter dem Stichwort „Wohnungen in Bahnbesitz" darauf aufmerksam gemacht hat, daß die Veräußerung einer großen Zahl von bundesbahneigenen Wohnungen an die Mieter erhebliche finanzielle Mittel freisetzen würde. Nicht nur dies, meine Damen und Herren: Der Wegfall einer teueren Verwaltungsbürokratie wäre eine angenehme Begleiterscheinung, vor allem aber die Schaffung von Eigentum bei vielen Menschen gerade mittlerer und niedriger Einkommensgruppen wäre ein außerordentlich positiver zusätzlicher Effekt einer solchen Privatisierungskampagne.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Sie werden die F.D.P. immer auf der Seite derjenigen finden, die breitgestreutes Eigentum für besser halten als sozialistische Verwaltungsmonopole. Deswegen fordern wir die Bahn ausdrücklich auf, diese Privatisierungen in Angriff zu nehmen.
    Lassen Sie mich noch einen Satz zu dem auch hier in der Debatte angeklungenen Stichwort sachfremde Leistungen der Sozialversicherungen sagen. Gerade die durch die Wirtschaftskrise 1993 verursachten Zahlungen an die Bundesanstalt für Arbeit haben ja auch den Bundeshaushalt massiv belastet. Das hat Nachwirkungen bei der Finanzplanung. Ich widerspreche denjenigen nicht, die sagen, daß hier eine Reihe von Leistungen eigentlich logischerweise steu-

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    erfinanziert sein müßten. Eine große deutsche Tageszeitung hat ja vor einigen Tagen den Umfang solcher Zahlungen mit 112 Milliarden DM angegeben. Dies ist sicher überzeichnet. Es gibt jedenfalls eine Reihe solcher Leistungen, die steuerfinanziert sein müßten, und es handelt sich hier um erhebliche Dimensionen.
    Ich sage noch einmal rückblickend, daß es in der damaligen Situation der deutschen Wiedervereinigung keine andere Wahl gab,

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Doch! Einen ordentlichen Solidaritätszuschlag von Beginn an!)

    als die Dinge so zu machen, wie die Koalition sie gemacht hat.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das ist falsch!)

    Dabei bleibe ich; das habe ich hier mehrfach gesagt. Ich vertrete das weiterhin.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Dann müssen Sie auch die Schulden vertreten! Gegenruf des Abg. Dr. Theodor Waigel [CDU/CSU]: Aber Frau Fuchs! Sie haben doch keine Ahnung!)

    Das ganze - so sage ich es einmal - finanzpolitische Durcheinander dieser Übergangsphase wäre anders nicht zu regeln gewesen. Man konnte es nur so regeln, wie wir es getan haben.
    Aber ich sage auch mit Blick auf diejenigen, die jetzt meinen, sie hätten eine neue Geldquelle aufgetan: Ein Umbau könnte hier zunächst einmal nur unter konzentrierter Überprüfung der Leistungen stattfinden. Das heißt, mancher liebgewordene Wildwuchs, der in den Selbstverwaltungen nicht in genügender Weise abgebaut worden ist, würde dann verändert werden. Wenn Sie daran denken, daß die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit so ausgelegt sind, daß der Bundesarbeitsminister einmal in einer Haushaltsdebatte sagen konnte, daß man, wenn man nur ein wenig nachschaue, ganz schnell anderthalb Milliarden Mark einsparen könne, dann zeigt das, daß in der Vergangenheit eine ganze Menge Überflüssiges finanziert wurde.
    Zahlreiche ABM-Plätze sorgen, wie Sie wissen, auch dafür, daß keine neuen Arbeitsplätze entstehen können. Öffentliche Beschäftigung ist im Zweifel immer schlechter als die Vergabe von Aufträgen durch die öffentlichen Hände an die freie Wirtschaft.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU - Zuruf von der SPD)

    Ich sage deswegen aber zu all solchen Überlegungen in bezug auf die Umsetzung solcher Leistungen: Hier ist keine neue Geldquelle in Sicht; vielmehr müßte eine solche Umsetzung natürlich durch Senkung der Beiträge voll ausgeglichen werden, da ja in der Konsequenz die steuerlichen Belastungen höher wären.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Öko-Steuer, unser Modell! Gegenruf des Abg. Hansgeorg Hauser [Rednitzhembach] [CDU/CSU]: Pakken Sie es lieber wieder ein, ihr Modell!)

    Allerdings wäre die Senkung von Lohnzusatzkosten eine wünschenswerte Verbesserung für den Wirtschaftsstandort Deutschland, die wir ebenfalls begrüßen.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Ihr Modell zusätzlicher Steuerbelastungen, das Sie immer und immer wieder aufbringen, werden wir nicht mittragen. Was heute von Ihnen zugesagt worden ist, werden wir erst einmal vorgelegt bekommen müssen, damit wir es in den tatsächlichen finanziellen Auswirkungen prüfen können. Bis jetzt haben Sie ja nichts Konkretes, sondern mehr Nebulöses gesagt. Die Erfahrung der Vergangenheit zeigt, daß Sozialdemokraten immer auf der Matte sind, um Mehrbelastungen der Bürger zu verursachen.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich habe dies deswegen so ausdrücklich gesagt, weil es viele, auch Kolleginnen und Kollegen, gibt, die bei dem Stichwort „Sachfremde Leistungen durch die Sozialversicherungen" beifällig nicken und meinen, daß dann neu Geld ausgegeben werden könne. Meine Bitte geht auch an die Bürger im Land: Fragen Sie immer jeden Verteilungspolitiker, der Ihnen solche Versprechungen macht, wer oder wodurch solche Dinge bezahlt werden sollen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die F.D.P.-Fraktion wird bei der jetzt anstehenden Detailberatung des Haushalts politische Schwerpunkte setzen; sie wird natürlich zusätzliche Sparvorschläge machen. Vor allem im Bereich der Subventionen dürfen Sie mit uns rechnen. Ich sage aber ebenfalls: Es wird Initiativen für die Steigerung gewisser Aufwendungen geben, im Bereich von Bildung und Kultur ebenso wie bei der Förderung des Mittelstandes.
    Haushalt ist Bilanz und aktive Gestaltung. Der Entwurf 1996, die vorgelegte Bilanz der Bundesregierung, ist gut.

    (Zuruf von der SPD: Er reißt niemanden vom Hocker!)

    Natürlich kann das noch verbessert werden. In die jetzt folgende Gestaltung durch das Parlament wird unsere Fraktion bei gewohnt guter Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner die klare Verfolgung liberaler Ziele einbringen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)