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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/36 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 36. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. Mai 1995 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2817 A Nachträgliche Ausschußüberweisungen 2817 B Zusatztagesordnungspunkt 9: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 106 GG) (Drucksachen 13/900, 13/1313) Dr. Theodor Waigel CDU/CSU 2817 D Rudolf Scharping SPD 2822 A Gert Willner CDU/CSU 2823 B Dr. Hermannn Otto Solms F.D.P. 2825 B Joachim Poß SPD 2827 D, 2837 A Detlev von Larcher SPD 2828 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2829 B Friedrich Merz CDU/CSU 2830 A Hans Michelbach CDU/CSU 2830 B Dr. Gregor Gysi PDS 2831 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 2834 A, 2840 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 2834 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. 2838 A Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 2840 C Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 2841 C Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 2844 A Dietmar Thieser SPD 2845 B Jörg-Otto Spiller SPD 2845 C Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2846 D Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU 2848 A Dr. Horst Waffenschmidt CDU/CSU 2848 C Volker Kröning SPD 2849 D Namentliche Abstimmung 2851 C/D Ergebnis 2852 A Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Uwe Jens, Hans Berger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern (Drucksache 13/384) Ernst Schwanhold SPD 2854 D Ernst Hinsken CDU/CSU 2857 C Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2860 D Ernst Hinsken CDU/CSU 2861 A Paul K. Friedhoff F.D.P 2862 B Rolf Kutzmutz PDS 2863 C Friedhelm Ost CDU/CSU 2864 C Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 2866 C Tagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Hans-Dirk Bierling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ulrich Irmer, Dr. Olaf Feldmann, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Weitgehende Einsatzbeschränkungen für Landminen (Drucksache 13/1299) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Steffen Tippach, Andrea Lederer, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Weltweite Ächtung der Landminen (Drucksache 13/02) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Angelika Beer und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Achtung von Landminen (Drucksache 13/1304) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Volker Kröning, Uta Zapf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verbot von Landminen und Unterstützung der Länder der Dritten Welt bei der Lösung ihrer Probleme durch Minen und andere gefährliche Munition (Drucksache 13/1308) Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU 2868 C Volker Kröning SPD 2870 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2872 B Dr. Olaf Feldmann F.D.P 2873 B Steffen Tippach PDS 2874 C Helmut Schäfer, Staatsminister AA 2875 B Nächste Sitzung 2876 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 2877* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Joseph Fischer (Frankfurt), Kerstin Müller (Köln), Rita Grieshaber, Winfried Nachtwei, Oswald Metzger und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1995 auf Drucksache 13/889 in der 29. Sitzung am 28. März 1995 (Seiten 2124 A bis 2126 C) 2877* B Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Christian Lenzer (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts 1995 - Haushaltsgesetz 1995 -, hier Einzelplan 04, Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes, Drucksachen 13/504 und 13/527 in der 31. Sitzung am 30. März 1995 (Seiten 2433 C bis 2435 D) 2877* C Anlage 4 Amtliche Mitteilung 2877* C 36. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. Mai 1995 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 12. 05.95 Hartmut Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 12.05.95 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 12. 05. 95 Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 12. 05. 95 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 12. 05. 95 Dr. Jens, Uwe SPD 12. 05. 95 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 12. 05. 95 Marx, Dorle SPD 12. 05. 95 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 12. 05. 95 90/DIE GRÜNEN Müller (Düsseldorf), SPD 12. 05. 95 Michael Dr. Scheer, Hermann SPD 12. 05. 95* Schönberger, Ursula BÜNDNIS 12.0 5. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 12. 05. 95 Wolf, Hanna SPD 12. 05. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Joseph Fischer (Frankfurt), Kerstin Müller (Köln), Rita Grieshaber, Winfried Nachtwei, Oswald Metzger und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1995 auf Drucksache 13/889 in der 29. Sitzung am 28. März 1995 (Seiten 2124 A bis 2126 C) Ich erkläre, daß ich in der namentlichen Abstimmung mit Nein gestimmt habe. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Christian Lenzer (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts 1995 - Haushaltsgesetz 1995 -, hier Einzelplan 04, Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes, Drucksachen 13/504 und 13/527 in der 31. Sitzung am 30. März 1995 (Seiten 2433 C bis 2435 D) Ich erkläre, daß ich in der namentlichen Abstimmung mit Ja gestimmt habe. Anlage 4 Amtliche Mitteilung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen haben oder von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/478 Nr. 2.5 Drucksache 13/478 Nr. 2.7 Drucksache 13/218 Nr. 39 Drucksache 13/343 Nr. 2.21 Drucksache 13/614 Nr. 2.8 Drucksache 13/614 Nr. 2.15 Drucksache 13/343 Nr. 1.2 Drucksache 13/343 Nr. 1.3 Drucksache 13/343 Nr. 1.4 Drucksache 13/343 Nr. 1.5 Drucksache 13/343 Nr. 1.6 Drucksache 13/343 Nr. 2.2 Drucksache 13/343 Nr. 2.4 Drucksache 13/343 Nr. 2.6 Drucksache 13/343 Nr. 2.11 Drucksache 13/343 Nr. 2.14 Drucksache 13/343 Nr. 2.15 Drucksache 13/343 Nr. 2.16 Drucksache 13/343 Nr. 2.18 Drucksache 13/343 Nr. 2.25 Drucksache 13/343 Nr. 2.26 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/725 Nr. 171 Drucksache 13/725 Nr. 172 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/218 Nr. 102 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/614 Nr. 2.17 Innenausschuß Drucksache 13/45 Drucksache 13/269 Nr. 1.2 Drucksache 12/2582 Auswärtige Ausschuß Drucksache 13/343 Nr. 1.1
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    Rede von Friedhelm Ost


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Von der Opposition wird heute wieder viel Lärm um nichts gemacht. Herr Kollege Schwanhold hat das - ein bißchen im Blick auf die Landtagswahl vor allem in Nordrhein-Westfalen - inszeniert.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Das war der unflätige Zwischenruf von Weng!)

    Lieber Kollege Schwanhold, wenn man Sie gehört hat, hat man das Gefühl, Sie wollen die Erbfolge von Monsieur Poujade antreten und sozusagen neuer Präsident der Poujadisten werden. Dieses Thema eignet sich dafür nicht.
    Frau Kollegin Wolf, auch Sie haben maßlos übertrieben. Wohl deswegen sind Sie gegangen. Auch werfen Sie alles durcheinander, nämlich IHKs, Wirtschaftsverbände, TÜV, Vereine und was es da alles gibt.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Ich denke, dieses Thema eignet sich nicht - darüber sollten wir uns einig sein - für eine Neiddiskussion, für die Mobilisierung der sogenannten Kleinen und Mittleren gegen die Großen. Wir müssen sehen, daß die Sache im Prinzip überhaupt nicht spruchreif ist.
    Nach der Neuregelung der Beitragsordnung, die der Deutsche Bundestag in der vergangenen Legislaturperiode - Gott sei Dank mit einigen Stimmen der SPD - beschlossen hat, haben 1994 erst 44 der 83 Kammern die Neuregelung eingeführt. In diesem Jahr sind sechs hinzugekommen. Die letzten stellen im nächsten Jahr um. Wir sollten erst einmal abwarten. In den neuen Bundesländern kann die Regelung frühestens 1998 umgesetzt werden. Wer das Gesetz, das wir verabschiedet haben, genau liest, sieht, daß im Gesetz schöne Übergangsfristen festgelegt sind.

    Friedhelm Ost
    Deshalb sollten wir abwarten. Es ist darauf hingewiesen worden, daß es natürlich hier und da typische Anfangsprobleme gibt, die aber dort, wo es umgesetzt wird, recht schnell beseitigt worden sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Ernst Schwanhold [SPD]: Das hat mich tüchtig beeindruckt!)

    Lieber Herr Kollege Schwanhold - -

    (Zuruf des Abg. Ernst Schwanhold [SPD])

    - Panik hat in dieser Sache doch keinen Zweck. Deswegen ist es ja auch gut, daß Sie das ganz ruhig dargelegt haben. Wissen Sie, Ihre Vorschläge bedeuteten, übertragen auf den berühmten Fußballverein der Stadt, aus der Sie kommen, den VfL Osnabrück, daß Sie demnächst Eintritt erst nach dem Spiel bezahlen, bemessen nach geschossenen Toren, gekappt um Gegentreffer und mit Freibeträgen für Abseitspositionen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich denke, wir sollten das nicht so kompliziert machen.

    (Zuruf des Abg. Ernst Schwanhold [SPD])

    - Bei Borussia Dortmund lohnt es sich, schon vorher den Eintritt ohne Kappung und ohne Begrenzung zu bezahlen.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Sie haben doch eine Freikarte!)

    - Nein, nein.
    Sie müssen doch jetzt erklären, warum ein mittelständischer Industriebetrieb mit einem Gewerbeertrag von 150 000 DM im Jahr bisher schon einen Beitrag in Höhe von 1 800 DM an seine IHK bezahlt, während z. B. - ich nenne einmal diese Berufsgruppe, weil ich sie gerne mag - ein Versicherungsagent mit demselben Gewerbeertrag vielleicht 80 oder 100 DM bezahlt. Sie sind doch sonst immer für Gleichheit. Sind Sie dann nicht auch dafür, daß die Ungleichheit hier beseitigt wird?

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Doch!) Zu Recht ist das doch gesagt worden.


    (Weiterer Zuruf des Abg. Ernst Schwanhold [SPD])

    - Nun kommen Sie einmal von Ihrem alten Vorurteil herunter; das interessiert doch auch immer Ihre Kollegin so sehr. Daß die Gewerbekapitalsteuer auch weiterhin in die Bemessung einbezogen werden soll, dafür sind Sie von der SPD doch.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Ja, das ist auch sinnvoll!)

    - Nein, das ist eben nicht sinnvoll, weil die Gewerbekapitalsteuer so unsinnig ist; Sie haben das heute morgen noch nicht begriffen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Bemessungsgrundlage „Gewerbekapitalsteuer" bezieht doch Schulden mit ein. Sie wollen also auch bei den Industrie- und Handelskammern Abgaben auf Schulden bezahlen lassen, und das demnächst auch in den neuen Bundesländern. An der Stelle schreien Sie dazwischen: Was soll in den neuen Bundesländern sein? Da müssen Sie doch dafür sein, daß die Gewerbekapitalsteuer abgeschafft wird. Sie können sich das ja noch nach der Landtagswahl überlegen.

    (Vorsitz : Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

    Nun hat der Kollege Jens, dem wir gute Genesungswünsche auch von hier aus übermitteln,

    (Beifall im ganzen Hause)

    natürlich das ganze Thema mit Blick auf die Industrie- und Handelskammer Duisburg hochgebracht. Der Kollege Friedhoff ist Mitglied dieser Kammer, und er hat ja das Nötige dazu gesagt: daß nämlich die beschlossene Neuregelung inzwischen von allen Firmen akzeptiert worden sei, nachdem Aufklärung und Beratung stattgefunden haben.
    Ich sage Ihnen auch einmal eines: Manche Schwierigkeiten sind schon auf dem Verwaltungswege gelöst worden. Es gab z. B. Schlangen vor Gewerbeämtern, weil viele Besitzer von Einkaufsausweisen für Großhandelsbetriebe ihren Ausweis zurückgegeben haben, da sie eigentlich kein richtiges Gewerbe betreiben und nun nicht auch noch einen Beitrag zur Industrie- und Handelskammer bezahlen wollten.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Solche Mißbräuche abzustellen, hilft doch dem mittelständischen und vor allem dem kleinen Einzelhandel mehr

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    als die Tiraden der SPD über horrende Beitragserhöhungen oder Belastungen.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Ach, hör doch auf!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPD, lieber Herr Kollege Schwanhold, gehen Sie wirklich einmal Einzelfällen nach! Dann sehen Sie, daß Sie viele Trittbrettfahrer aufspüren können,

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Völlig klar!)

    die alle Leistungen beanspruchen, dafür aber keine Beiträge bezahlen wollen. Auch ich habe natürlich Briefe bekommen, nicht massenweise und nicht Hunderte, aber einige wenige. Wir können sie gemeinsam analysieren; dann werden Sie auch sehen, daß viele als Trittbrettfahrer geschrieben haben. Einer hat nicht einmal das Porto daraufgeklebt.
    Sie haben aber schon einen Rückzieher oder einen halben Rückzieher selbst gemacht. Erst wollten Sie auch die Pflichtmitgliedschaft abschaffen. Das ist Ihnen aber zu heiß geworden, weil Sie dann ja eben

    Friedhelm Ost
    nicht bei den Industrie- und Handelskammern stehenbleiben könnten

    (Zuruf von der SPD)

    - doch, das war aus der SPD zu hören -, sondern auch Handwerkskammern und andere Kammern hätten einbeziehen müssen. Es ist gut, daß Sie sie nicht mehr verprellen wollen und davon abgerückt sind.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Nein, wir wollen Beitragsgerechtigkeit!)

    Gerade die Industrie- und Handelskammern - das muß doch gesagt werden - leisten für unser Gemeinwesen enorm viel. Im Rahmen der Selbstverwaltung sollten wir ihnen in der Tat noch mehr Aufgaben übertragen, lieber Herr Kollege Ernst Hinsken.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Wir sparen doch beim Staat Geld und können dann die Steuern und Abgaben staatlicherseits senken. Es ist also nicht nur die Wirtschaft, die diese Kammern braucht, sondern auch der Staat braucht diese Kammern, damit sie uns entlasten. Außerdem wird die Eigenverantwortung der Unternehmen in den Industrie- und Handelskammern gestärkt.
    Von Ihrer Seite, lieber Herr Kollege Schwanhold, war von „Monopolrente„ die Rede. Sie müssen doch sehen, wie Industrie- und Handelskammern organisiert sind. Sie kennen das doch aus eigenem Erleben. Die Mitglieder wählen ihr Parlament - das ist ganz demokratisch -, und dieses Parlament der Kammer entscheidet auch über die Höhe der Beiträge. Unser Gesetz gibt doch nur einen Rahmen vor, so daß man in der Tat fragen muß, wo eigentlich das Monopol ist, das immer beschworen wird.
    Schließlich möchte ich sagen, daß diese Neuregelung nicht nur von den Kammern und von der Regierungskoalition gewünscht worden ist, sondern daß auch das Bundesverwaltungsgericht - darauf ist hier bereits hingewiesen worden - die frühere Regelung für unbillig und nicht leistungsgerecht erklärt hat.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Genauso ist es!)

    Deshalb muß ich sagen: Wenn die Wünsche der SPD realisiert würden, würden 80 % der Kammermitglieder von Beiträgen freigestellt. Das würde nicht dem Spruch des Bundesverwaltungsgerichts entsprechen. Das wäre weder rechtlich noch mittelstandspolitisch haltbar.
    Deshalb lassen Sie mich zum Schluß sagen: Mein Vorschlag: Lassen Sie uns diese Neuregelung erst ein paar Jahre praktizieren! Dann sammeln wir Erfahrung. Eine Überprüfung der Beitragssätze wird in den Kammern selber erforderlich sein. Ich denke, auch eine Überprüfung der Leistungen, eine Verbesserung der Leistungen der Industrie- und Handelskammern sollten wir anmahnen, wo sie anzumahnen ist.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Richtig!)

    Dann werden wir sicherlich auch darüber sprechen müssen, ob eine Adjustierung der Beiträge notwendig und erforderlich ist. Jetzt besteht kein Handlungsbedarf.
    Vielen herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär Heinrich Kolb.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinrich L. Kolb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Um Sie nicht lange auf die Folter zu spannen: Die Bundesregierung hält es, auch im Lichte der heutigen Debatte, nicht für angebracht, die Beitragsreform für die Industrie- und Handelskammern von 1992 zu revidieren.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist auch richtig!)

    Ich will Ihnen dies mit einigen Überlegungen untermauern.
    Ziel der Beitragsreform war eine größere Beitragsgerechtigkeit. Jeder Kammerzugehörige soll nach seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu einem Kammerbeitrag herangezogen werden. Die Beitragsbemessung wurde - das ist wichtig und hier auch zu verteidigen - vom Gewerbekapital abgekoppelt und auf den Gewerbeertrag bzw. Gewinn umgestellt. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind die Maßstäbe, die die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens am zuverlässigsten widerspiegeln.
    Die Reform war notwendig, weil das Bundesverwaltungsgericht erhebliche verfassungsrechtliche Risiken der früheren Beitragsregelungen festgestellt hatte. Bei dieser, Sie wissen das, waren die Kleingewerbetreibenden von der Beitragspflicht freigestellt. Die Hauptlast der Finanzierung der Kammeraufgaben wurde von weniger als einem Drittel der Kammermitglieder getragen.
    Ich will auch von den aktuellen Erfahrungen berichten. Von den 83 Kammern im Bundesgebiet wenden jetzt 44 Kammern, nämlich die, die eine sogenannte Gegenwartsveranlagung durchführen, das neue Beitragsrecht an. Dabei zeigt sich, daß das neue Beitragsrecht - das gilt nicht nur für die Kammer des Kollegen Hinsken, sondern generell - grundsätzlich aufkommensneutral ist, also nicht zu höheren Einnahmen für die Kammern führt. Ich glaube, es ist wichtig, das hier festzuhalten.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ja!)

    Die Beitragsstruktur verändert sich. Der Antrag der Grundbeiträge wird größer. Der Umlageanteil sinkt. Bei der überwiegenden Mehrheit der kammerzugehörigen Kleingewerbetreibenden beschränkt sich die Beitragsbelastung auf die Entrichtung des niedrigen Jahresgrundbeitrages zwischen 70 und 150 DM. Ich finde es schon sehr verwunderlich, wenn von der einen Seite des Hauses so getan wird, als ob damit die Existenz eines Unternehmens aufs

    Parl. Staatssekretär Dr. Heinrich L. Kolb
    Spiel gesetzt wäre. Ich bin gerne bereit, Herr Kollege Schwanhold, Sie bei nächster Gelegenheit, wenn Sie andere Gesetzesvorschläge vorlegen, die zu erheblich höheren Belastungen des Mittelstandes führen, an die heute vorgetragene hehre Pose zu erinnern.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Das nehme ich gern in Anspruch!)

    Es ist einzuräumen, daß in Einzelfällen - das ist hier gesagt worden - zum Teil nicht unerhebliche Beitragserhöhungen aufgetreten sind. Im Vergleich zur Gesamtzahl aller Unternehmen geht es aber nur um wenige Fälle. Es wäre sicherlich überzogen, deshalb die gesamte Beitragsreform in Frage zu stellen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Von Beitragssteigerungen sind vor allem die nicht in das Handelsregister eingetragenen Unternehmen betroffen, hier insbesondere, wie richtigerweise gesagt wurde, die Handelsvertreter, die hohe und höchste Betriebsergebnisse erzielt haben. Nach bisherigem Beitragsrecht sind solche leistungsstarken Unternehmen lediglich wegen der nicht erforderlichen Handelsregistereintragung von höheren Beiträgen verschont geblieben. Diese Begünstigung zu Lasten der übrigen Beitragszahler ist durch die Beitragsreform von 1992 beseitigt worden.
    Lassen Sie mich ganz deutlich sagen: Ich habe sehr große Sympathien für den wichtigen Stand der Handelsvertreter, aber ich glaube, daß dieses Ergebnis durchaus zumutbar ist. Im übrigen sind nach Kenntnis der Bundesregierung aufgetretene Härtefälle von den Kammern großzügig durch Stundung, Niederschlagung oder Erlaß der Beiträge behoben worden.
    Nun noch einige Anmerkungen zu den Änderungsvorschlägen der SPD:
    Erstens. Der Vorschlag der SPD geht weit über das von Ihnen deklarierte Ziel einer Entlastung der kleineren und mittleren Unternehmen hinaus. Er führt zu dem Zustand vor der Beitragsreform zurück, der vom Bundesverwaltungsgericht als rechtswidrig beanstandet worden ist. Auf Grund der SPD-Vorschläge würden noch mehr Kammermitglieder als vor der Beitragsreform beitragsbefreit sein, also würden noch weniger Mitglieder die Beitragslast zu tragen haben. Die Folgen wären erhebliche Beitragsausfälle bei den Kammern und höhere verfassungsrechtliche Risiken infolge neuer Beitragsungerechtigkeiten.
    Zweitens. Die Wiedereinführung einer Beitragsbemessungsgrundlage Gewerbesteuermeßbetrag bedeutet, daß auch das ertragsunabhängige Gewerbekapital wieder zur Bemessung der Umlagen herangezogen würde. Das ist genau der falsche Weg. Es geht darum, Substanzbelastungen zu vermeiden und Zahlungen aus der Substanz heraus abzuschaffen. Lieber Kollege Schwanhold, hier haben Sie auf das falsche Pferd gesetzt.
    Drittens. Die finanziellen Auswirkungen einer Grundbeitragsbefreiung bis zu einem Gewinn von 20 000 DM und einer Umlagenbefreiung bis zu einem Gewinn von 36 000 DM können noch nicht konkret beziffert werden. Soviel kann man aber sagen: Sie wären gravierend. Nach ersten, vorläufigen Berechnungen würden bei einigen Kammern Beitragsausfälle bis zu 40 % der Gesamteinnahmen eintreten. Diese Mindereinnahmen müßten wiederum durch die anderen, die verbleibenden Beitragszahler aufgefangen werden.
    Derartige Beitragsfreistellungen, verbunden mit Zusatzbelastungen der verbleibenden Beitragszahler, wären mit dem Gleichbehandlungsgebot und dem Prinzip der Beitragsgerechtigkeit aus Art. 3 des Grundgesetzes nicht vereinbar.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Es gibt viele Sparmöglichkeiten!)

    Die vom Bundesverwaltungsgericht beanstandete Beitragsungerechtigkeit würde hierdurch nachgerade perpetuiert.
    Viertens. Die vorgeschlagene Deckelung der Beiträge und die gesetzliche Festlegung einer bestimmten Struktur für das Finanzaufkommen der Kammern wären existentielle Eingriffe in die gesetzlich garantierte Selbstverwaltung der Kammern, die sie in der Wahrnehmung ihrer gesetzlichen Aufgaben beschränken. Die finanzielle Autonomie der Industrie- und Handelskammern muß unangetastet bleiben.
    Zusammenfassend ist zu sagen: Der Vorschlag der SPD zeigt, daß sie ein anderes Verständnis der Kammern hat als die Bundesregierung und die Koalition. Die Kammern sind eben nicht wie private Wirtschaftsberufsverbände lose Dienstleistungsanbieter für ihre Mitglieder, sondern die Kammern sind - und das müssen sie bleiben - wichtige Selbstverwaltungsorgane auch der mittelständischen Wirtschaft, Herr Kollege Schwanhold.
    Nach der Beitragsreform von 1992 sind das Gewicht und der Einfluß des Mittelstandes in den Kammern gewachsen. Das ist gut so. Schon im Interesse einer weiteren Förderung und Sicherung des Mittelstandes darf die Funktionsfähigkeit der bewährten Selbstverwaltung nicht gefährdet werden.
    Die Kammern verdanken ihr Entstehen dem Bedürfnis des Staates nach einer sachkundigen, nach einer neutralen und nach einer objektiven Beratung. Die Kammern haben immer auch mittelbare behördliche Funktionen wahrzunehmen. Durch ihr Handeln wirken sie im erheblichen Umfang staatsentlastend und gewährleisten - das ist besonders wichtig - eine dezentrale Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben.
    Die Bundesregierung ist nicht bereit, diese wirkungsvolle Mithilfe der Kammerorganisation bei der Wahrnehmung bestimmter öffentlicher Aufgaben durch Eingriffe in ihre Selbstverwaltungsrechte zu gefährden. Deswegen behält die wirtschaftliche Selbstverwaltung durch die Kammern ihren hohen Stellenwert - auch im Zuge der aktuellen politischen Diskussionen und der Forderungen nach weiterer Deregulierung und nach Subsidiarität.
    Die Bundesregierung wird die Auswirkungen der Beitragsreform von 1992 weiterhin sehr aufmerksam zusammen mit den die Kammeraufsicht führenden Ländern und dem Deutschen Industrie- und Handelstag beobachten. Sollte sich zeigen, daß nicht nur in Einzelfällen unangemessene Belastungen für die



    Parl. Staatssekretär Dr. Heinrich L. Kolb
    beitragszahlenden Unternehmen auftreten, dann kann in Ruhe und Sachlichkeit - und ohne Populismus vor einer Bundestags- oder Landtagswahl - gemeinsam über etwaige Korrekturmöglichkeiten nachgedacht werden.
    Nach dem derzeitigen Kenntnisstand sieht die Bundesregierung aber keinen Handlungsbedarf. Das Ergebnis der anstehenden Ausschußberatungen und etwaiger Anhörungen der Betroffenen sollte abgewartet werden.
    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)