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ID1303607400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/36 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 36. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. Mai 1995 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2817 A Nachträgliche Ausschußüberweisungen 2817 B Zusatztagesordnungspunkt 9: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 106 GG) (Drucksachen 13/900, 13/1313) Dr. Theodor Waigel CDU/CSU 2817 D Rudolf Scharping SPD 2822 A Gert Willner CDU/CSU 2823 B Dr. Hermannn Otto Solms F.D.P. 2825 B Joachim Poß SPD 2827 D, 2837 A Detlev von Larcher SPD 2828 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2829 B Friedrich Merz CDU/CSU 2830 A Hans Michelbach CDU/CSU 2830 B Dr. Gregor Gysi PDS 2831 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 2834 A, 2840 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 2834 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. 2838 A Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 2840 C Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 2841 C Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 2844 A Dietmar Thieser SPD 2845 B Jörg-Otto Spiller SPD 2845 C Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2846 D Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU 2848 A Dr. Horst Waffenschmidt CDU/CSU 2848 C Volker Kröning SPD 2849 D Namentliche Abstimmung 2851 C/D Ergebnis 2852 A Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Uwe Jens, Hans Berger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern (Drucksache 13/384) Ernst Schwanhold SPD 2854 D Ernst Hinsken CDU/CSU 2857 C Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2860 D Ernst Hinsken CDU/CSU 2861 A Paul K. Friedhoff F.D.P 2862 B Rolf Kutzmutz PDS 2863 C Friedhelm Ost CDU/CSU 2864 C Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 2866 C Tagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Hans-Dirk Bierling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ulrich Irmer, Dr. Olaf Feldmann, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Weitgehende Einsatzbeschränkungen für Landminen (Drucksache 13/1299) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Steffen Tippach, Andrea Lederer, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Weltweite Ächtung der Landminen (Drucksache 13/02) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Angelika Beer und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Achtung von Landminen (Drucksache 13/1304) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Volker Kröning, Uta Zapf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verbot von Landminen und Unterstützung der Länder der Dritten Welt bei der Lösung ihrer Probleme durch Minen und andere gefährliche Munition (Drucksache 13/1308) Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU 2868 C Volker Kröning SPD 2870 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2872 B Dr. Olaf Feldmann F.D.P 2873 B Steffen Tippach PDS 2874 C Helmut Schäfer, Staatsminister AA 2875 B Nächste Sitzung 2876 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 2877* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Joseph Fischer (Frankfurt), Kerstin Müller (Köln), Rita Grieshaber, Winfried Nachtwei, Oswald Metzger und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1995 auf Drucksache 13/889 in der 29. Sitzung am 28. März 1995 (Seiten 2124 A bis 2126 C) 2877* B Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Christian Lenzer (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts 1995 - Haushaltsgesetz 1995 -, hier Einzelplan 04, Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes, Drucksachen 13/504 und 13/527 in der 31. Sitzung am 30. März 1995 (Seiten 2433 C bis 2435 D) 2877* C Anlage 4 Amtliche Mitteilung 2877* C 36. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. Mai 1995 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 12. 05.95 Hartmut Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 12.05.95 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 12. 05. 95 Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 12. 05. 95 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 12. 05. 95 Dr. Jens, Uwe SPD 12. 05. 95 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 12. 05. 95 Marx, Dorle SPD 12. 05. 95 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 12. 05. 95 90/DIE GRÜNEN Müller (Düsseldorf), SPD 12. 05. 95 Michael Dr. Scheer, Hermann SPD 12. 05. 95* Schönberger, Ursula BÜNDNIS 12.0 5. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 12. 05. 95 Wolf, Hanna SPD 12. 05. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Joseph Fischer (Frankfurt), Kerstin Müller (Köln), Rita Grieshaber, Winfried Nachtwei, Oswald Metzger und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1995 auf Drucksache 13/889 in der 29. Sitzung am 28. März 1995 (Seiten 2124 A bis 2126 C) Ich erkläre, daß ich in der namentlichen Abstimmung mit Nein gestimmt habe. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Christian Lenzer (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts 1995 - Haushaltsgesetz 1995 -, hier Einzelplan 04, Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes, Drucksachen 13/504 und 13/527 in der 31. Sitzung am 30. März 1995 (Seiten 2433 C bis 2435 D) Ich erkläre, daß ich in der namentlichen Abstimmung mit Ja gestimmt habe. Anlage 4 Amtliche Mitteilung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen haben oder von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/478 Nr. 2.5 Drucksache 13/478 Nr. 2.7 Drucksache 13/218 Nr. 39 Drucksache 13/343 Nr. 2.21 Drucksache 13/614 Nr. 2.8 Drucksache 13/614 Nr. 2.15 Drucksache 13/343 Nr. 1.2 Drucksache 13/343 Nr. 1.3 Drucksache 13/343 Nr. 1.4 Drucksache 13/343 Nr. 1.5 Drucksache 13/343 Nr. 1.6 Drucksache 13/343 Nr. 2.2 Drucksache 13/343 Nr. 2.4 Drucksache 13/343 Nr. 2.6 Drucksache 13/343 Nr. 2.11 Drucksache 13/343 Nr. 2.14 Drucksache 13/343 Nr. 2.15 Drucksache 13/343 Nr. 2.16 Drucksache 13/343 Nr. 2.18 Drucksache 13/343 Nr. 2.25 Drucksache 13/343 Nr. 2.26 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/725 Nr. 171 Drucksache 13/725 Nr. 172 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/218 Nr. 102 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/614 Nr. 2.17 Innenausschuß Drucksache 13/45 Drucksache 13/269 Nr. 1.2 Drucksache 12/2582 Auswärtige Ausschuß Drucksache 13/343 Nr. 1.1
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Oskar Lafontaine


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Ich möchte diese paar Minuten noch im Kontext vortragen.
    Wenn Sie sich darüber verständigt haben - dies ist für uns und für die Gemeinden von großem Interesse; die völlige Abschaffung der Gewerbesteuer ist beispielsweise im Städtetag überhaupt nicht mehrheitsfähig -, müssen Sie uns auch noch sagen, wie die Gegenfinanzierung für die völlige Abschaffung der Gewerbesteuer aussehen soll. Darüber haben wir überhaupt nichts gehört.
    Wenn wir heute in den Zeitungen lesen, daß der Wirtschaftsrat der CDU dringend rät, die Mehrwertsteuer anzuheben, dann bleiben wir bei unserer Feststellung, daß vieles dafür spricht, daß Sie die Gewerbesteuer insgesamt beseitigen und die Mehrwertsteuer anheben wollen. Dies kann in der gegenwärtigen Situation überhaupt keine Zustimmung finden.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Im übrigen, meine Damen und Herren, muß diese Diskussion eingebettet werden in den Gesamttext der Steuererhöhungen und Steuersenkungen der letzten Jahre. Sie haben hier stolz vorgetragen, daß die betriebliche Vermögensteuer gesenkt worden ist - mit unserer Zustimmung. Sie haben vorgetragen, daß die Staffel beim Gewerbeertrag gesenkt worden
    ist - mit unserer Zustimmung. Wir haben eingebracht - weil das offensichtlich unsere Aufgabe ist -, daß die Freibeträge für die vielen Meinen Unternehmen angehoben werden, von denen Sie zu Recht gesagt haben, daß sie den Löwenanteil der Arbeitsplätze stellen. Denken Sie wirklich daran: Die kleinen Unternehmen sind es. Deshalb muß man in erster Linie die kleinen Unternehmen stärken und fördern. Das ist unsere Position.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben die Sätze bei der betrieblichen Einkommensteuer geändert, wir haben die Sätze bei der Körperschaftsteuer geändert. Aber wie das nun einmal so ist: Jedes Jahr wird erneut darüber geredet, daß wir die Unternehmensteuern immer weiter senken müssen, weil sonst der Standort Deutschland unglaublich in Gefahr gerät.
    Nun will ich Ihnen einmal die Gesamtbilanz aufmachen. Trotz Ihrer Versprechungen haben wir die Steuern und Abgaben, aufs Jahr gerechnet, um 116 Milliarden DM erhöhen und damit die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes unerträglich belasten müssen. In demselben Zeitraum haben wir die Unternehmensteuern netto um über 10 % gesenkt. Vor diesem Hintergrund - ich sage das in aller Klarheit - gibt es derzeit keinen Spielraum für weitere Nettosenkungen bei den Unternehmensteuern.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Es geht nicht, daß eine Lobby, die von einer kleinen Partei in diesem Staat vertreten wird, die Steuer- und Sozialgesetzgebung für das gesamte Land machen kann. Das kann auf diese Art und Weise nicht weitergehen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Herr Kollege Waigel, Sie haben mich vorhin zitiert. Ich hatte bei der Erwähnung des Franz Josef Strauß selig etwas anders formuliert. Man erinnert sich an manche Männerfreundschaft. Ich habe nicht gesagt: Das waren noch Zeiten", sondern ich habe gesagt: Das war noch ein Minister!

    (Heiterkeit bei der SPD)

    Das war insoweit ein etwas anderer Zwischenruf; er hatte eine etwas andere Intention.

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Ich habe das schon richtig verstanden!)

    Sie haben dann gesagt, Franz Josef Strauß werde wohlgefällig auf mich herabblicken, weil ich ihn erstens lobe und zweitens hinzugelernt habe. Ich wünschte, Sie könnten mit gutem Gewissen behaupten, er werde auch auf Sie wohlgefällig herabblikken. Ich bin mir da nicht ganz sicher, Herr Kollege Waigel.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


    Ministerpräsident Oskar Lafontaine (Saarland)

    Sie sind in der Presse bisher manchmal liebevoll beschrieben worden - ich will das hier gar nicht so ernst machen - als der Herr der Löcher. Ich muß Ihnen jetzt einen neuen Titel geben. Sie sind der Minister der unerledigten Hausaufgaben.

    (Beifall bei der SPD)

    Denn zu allem, was aufgegeben worden ist, liegen keine überprüfbaren Vorlagen vor. Deshalb kommt die ganze Steuer-, Finanz- und Haushaltspolitik nicht weiter. Ich sage dies, um es einmal in aller Klarheit festzustellen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Es ist doch überhaupt nicht zu bestreiten, daß die Verpflichtung, das Existenzminimum freizustellen, also die Überbelastung der großen Mehrheit unserer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer endlich einmal abzuschaffen, von Ihnen seit Jahren nachlässig behandelt worden ist und bis zum heutigen Tage kein mehrheitsfähiger Entwurf vorliegt. Das ist ein Skandal.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ihr Entwurf ist ja nicht nur von der Fachwelt zerrissen und von der Opposition als nicht akzeptabel bezeichnet worden - er ist nach unserer Auffassung auch nicht kompatibel mit den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes; wir sollten nicht nur auf die Fachleute, sondern auch auf das Bundesverfassungsgericht hören -, er ist auch in Ihren eigenen Reihen völlig umstritten. Das ist eine Feststellung, die ich hier nicht treffe, weil wir uns im Vorfeld irgendwelcher Wahltermine befinden, sondern weil sie schlicht und einfach wahr ist. Das ist kein gutes Zeugnis. Franz Josef würde vielleicht mit dem Kopf wackeln, aber nicht beifällig nicken, wenn er diesem Treiben zusehen müßte.

    (Beifall bei der SPD)

    Der zweite Punkt - auf ihn hat die Kollegin Matthäus-Maier bereits hingewiesen - ist doch wirklich nicht akzeptabel. Wenn wir in den Gemeinden und Ländern - das ist der Kontext - über die Einnahmeentwicklung und die Ausgabenentwicklung der nächsten Jahre reden, dann müssen wir doch wissen, mit welchen Zahlen wir zu rechnen haben, sowohl beim Existenzminimum als auch beim Familienlastenausgleich. Daß noch kein überprüfbarer Entwurf zum Familienlastenausgleich vorliegt, sondern nur Eckdaten bekannt sind, ist doch ein Skandal gegenüber den Familien, die seit Jahren darauf warten, daß sie bessergestellt werden.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ihre Aufforderung, Herr Schäuble, hat bereits der Parteivorsitzende der SPD beantwortet. - Herr Kollege Schäuble, wenn Sie mir jetzt die Gnade erweisen würden, mir Ihr Ohr zu leihen. Vielen Dank. -
    Das steht nachlesbar in allen unseren Programmen. Sie schlagen jetzt eine Steuererhöhung für die Unternehmen längerfristig in einer Größenordnung von 5 Milliarden DM vor, wobei das insbesondere aus der Verschlechterung der Bedingungen für die Investitionen finanziert werden soll. So sagt es der gesamte Fachverstand.
    Wir halten dies in der Sache für völlig unakzeptabel. Wir halten das gerade in der jetzigen konjunkturellen Situation für völlig unannehmbar. Gerade die Sachkapitalbildung, die der Sachverständigenrat anmahnt, ist insbesondere im Osten erforderlich. Oder glauben Sie tatsächlich, daß im Osten überhaupt nicht investiert wird und daß die Verschlechterung der Investitionsbedingungen die investierenden Unternehmen im Osten nicht treffen würde? Da Sie aus vordergründigen Motiven immer wieder so tun, als wären Sie der einzige Sachwalter der neuen Bundesländer, Herr Kollege Schäuble, nehmen Sie zur Kenntnis: Aus fachlichen Gründen brauchen die neuen Bundesländer gerade bessere Investitionsbedingungen, als Sie sie in Ihren Gesetzentwürfen anbieten. So platt ist das.

    (Beifall bei der SPD)

    Da die Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer überkompensiert wird, Herr Kollege Schäuble - es ist ja manchmal schwer zu rechnen -, ist das nach Adam Riese mit einer Mehrbelastung für diejenigen verbunden, die bisher von der Gewerbekapitalsteuer ganz befreit waren. Aber vielleicht ist es schon etwas zu hoch, wenn man an dieser Stelle solche simplen Zusammenhänge vorträgt.
    Meine Damen und Herren, es hat einfach keinen Sinn, so weiterzumachen und insbesondere immer wieder den Bundesrat dafür verantwortlich zu machen, daß bestimmte Vorlagen nicht rechtzeitig kommen, da Sie selber untereinander völlig uneinig sind. Was Sie - um Ihnen das einmal zu sagen - bisher zustande gebracht haben, ist ein Absenken der Strompreise. Eine wirklich ungeheuer gescheite Leistung zur Stärkung des Standortes Deutschland nach allem, was wir von den Klimagipfeln der Welt gehört haben! Das zweite, was Sie hier jetzt vorschlagen, ist eine Unternehmensteuererhöhung, und die F.D.P. macht sich besonders stark dafür. Welch ein Treppenwitz der Weltgeschichte vor einer Landtagswahl! Ich hätte Sie für etwas klüger gehalten, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Sie dann noch den Vermittlungsausschuß ansprechen und immer wieder sagen, wir seien schließlich verantwortlich, entgegne ich Ihnen als Ministerpräsident eines Bundeslandes für den Bundesrat: Wir sind in den Vermittlungsausschuß mit einem Forderungskatalog von 1,4 Milliarden DM gegangen. Er betraf Kindergartenplätze, BAföG, Wohngeld, Förderung des Wohnungsbaus usw. Wir haben Gegenfinanzierungsvorschläge in der Größe von 1,7 Milliarden DM vorgelegt. Man kann über die eine oder andere Zahl diskutieren. Das war das Begehren des Bundesrates.

    Ministerpräsident Oskar Lafontaine (Saarland)

    Ich will insofern indiskret sein: Ein Mitglied Ihrer Fraktion sagte: Wir wollen überhaupt nicht mehr über Ihre Vorschläge reden. Das ist aber nicht der Sinn einer Sitzung des Vermittlungsausschusses.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Sie so weitermachen, wenn Sie glauben, Sie können den Bundesrat so behandeln, daß noch nicht einmal über unsere Vorschläge geredet wird, nur weil Sie formalrechtlich darauf verweisen können, daß der Bundestag ihn letztendlich überstimmen kann, dann sage ich Ihnen: Dann wird Ihre Steuerpolitik nicht nur vor der ganzen Fachwelt keinen Bestand haben, sondern sie wird in diesem Lande keine Chance auf Realisierung haben.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Bundesminister für Wirtschaft, Dr. Günter Rexrodt.

(Zurufe von der SPD: Oh!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Günter Rexrodt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, in dieser Debatte geht es nicht darum, festzustellen, wer von welchem Verband wann was gesagt hat und zu welchem Prozentsatz heute oder morgen eine Entlastung stattfindet, sondern in dieser Debatte geht es um eine Grundgesetzänderung, die ihrerseits Voraussetzung dafür ist, daß wir endlich die Unternehmensteuerreform weiterführen, daß wir endlich etwas für die Arbeitsplätze und den Standort Deutschland tun.
    Es gibt keinen Tag, an dem die SPD nicht Bekenntnisse zu diesem Standort ablegt: gegenüber den Arbeitnehmern zur Sicherung der Arbeitsplätze, gegenüber dem Mittelstand und der Industrie, weil es dort zu hohe Kosten, zu hohe Abgaben und Steuern gibt. Heute nun wäre eigentlich der Tag der Opposition.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das ist er auch! Das haben Sie nur noch nicht bemerkt!)

    Das wäre der Tag, wo Sie eine Chance haben, Mitverantwortung zu tragen.
    Heute steht eine Grundgesetzänderung zur Debatte, und das ist eine Nagelprobe. Am heutigen Tag könnten Sie zeigen, daß Sie Verantwortung tragen, daß Sie Format haben und daß Sie sich über tagespolitische Interessen hinwegsetzen. Es könnte heute ein Tag sein, an dem Sie nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten, mit einem Engagement, mit einem Abstimmungsverhalten, das in diesem Land auch wahrgenommen würde, für die Schaffung und die Erhaltung von Arbeitsplätzen eintreten. Aber offensichtlich ist das Gegenteil der Fall.
    Wir brauchen, obwohl die Konjunktur insgesamt in keiner schlechten Verfassung ist, auch ein Stück Stabilisierung auf konjunkturellem Gebiet. Die Tarifabschlüsse, die es insbesondere in einigen Bereichen
    gab, mögen die Partner hinsichtlich ihrer Auswirkungen selbst bewerten. Die Turbulenzen an den Devisenmärkten haben zusätzliche Risiken für die Konjunktur entstehen lassen.
    Wir wollen etwas tun, um nicht nur strukturell, sondern auch konjunkturell die Dinge nach vorne zu bringen. Die steuerliche Freistellung des Existenzminimums bringt 16 Milliarden DM, und die Verbesserung beim Familienleistungsausgleich bringt noch einmal 6 Milliarden DM. Zusammen mit dem Wegfall des Kohlepfennigs vermindert sich die Belastung der Wirtschaft und der Bürger damit um 1 % des Bruttoinlandsprodukts.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Die Frage ist nun: Ist das genug? Ich sage Ihnen: Ich glaube, nein. Wir müssen in diesem Lande in der Lage sein, nach innen und nach außen ein Signal zu setzen, ein Signal, das zeigt, daß wir in der Lage sind, mit den Problemen des Standorts Deutschland fertigzuwerden, das zeigt, daß wir nicht nur reden, sondern die Probleme auch angehen und handeln. Dazu bedarf es der Kraft der Veränderung.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Man hat in Deutschland wohl wahrgenommen, daß deutsche Unternehmen 24 Milliarden DM pro Jahr im Ausland, daß aber ausländische Unternehmen bei uns nur 5 Milliarden DM investieren. Das hängt mit den Standortbedingungen zusammen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wer regiert denn hier seit 12 Jahren?)

    Diese Standortbedingungen sind zu einem gut Teil dadurch geprägt, daß wir zu hohe Steuern und Abgaben haben.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja, warum denn?)

    Wir wollen eine Veränderung einleiten und eine Entlastung der Unternehmen bewirken. Dies gilt insbesondere für den Mittelstand.
    Was hier gesagt wird, daß nämlich die Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer allein eine Entlastung für die Großbetriebe bedeuten würde, ist Unsinn und unwahr. 350 000 Unternehmen zahlen Gewerbekapitalsteuer. Wer will uns denn erzählen, daß es in Deutschland 350 000 Großunternehmen gibt? Das ist doch Unsinn. Dabei geht es Ihnen darum, einen tagespolitischen Erfolg zu erzielen, und um nichts anderes.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir wollen von der Staatsquote in Höhe von über 50 % und von der Abgabenquote in Höhe von 46 % herunter. Dabei müssen wir mit der Unternehmensteuerreform beginnen. Wir wollen auch eine steuerliche Entlastung durch eine Verbesserung der Übertragungsmöglichkeiten bestehender Unternehmen an die nachfolgende Generation erreichen. Wir wol-

    Bundesminister Dr. Günter Rexrodt
    len so schnell wie möglich vom Solidarzuschlag herunter. Letztlich wollen wir eine Entlastung über den gesamten Tarif. In diese Steuerreform müssen wir über die Gewerbesteuer einsteigen.
    Die Gewerbesteuer ist ein Anachronismus; sie ist, auch im internationalen Vergleich, eine Sonderbelastung der deutschen Wirtschaft. Diese Art von Steuer gibt es nirgendwo mehr in Europa und in der Welt. Bei ihr handelt es sich um eine doppelte Besteuerung der Investitionsfähigkeit der Unternehmen und damit der Arbeitsplätze. Dieser Abschaffung wollen Sie sich, meine Damen und Herren von der Opposition, widersetzen. Die Gewerbesteuer ist auf Dauer weder den Unternehmen noch den Arbeitslosen zuzumuten. Sie gehört so schnell wie möglich abgebaut.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Sie wollen das Gegenteil davon. Irgendwann ist heute morgen schon einmal gesagt worden, daß es, wenn wir die Gewerbekapitalsteuer in den neuen Bundesländern einführen müßten, die natürliche Konsequenz wäre, daß wir Tausende von neuen Arbeitsplätzen bekämen, aber bei den Finanzämtern. Außerdem ist die Einschätzung nicht richtig, daß wir dafür eine Genehmigung von der Europäischen Kommission bekommen würden. Das Gegenteil ist der Fall. Die Aussetzung der Gewerbekapitalsteuer für die neuen Länder genehmigt zu bekommen hat schon das letzte Mal ungeheuer viel Überzeugungsarbeit notwendig gemacht. Darauf können Sie sich nicht zurückziehen.