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ID1303604000

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    Plenarprotokoll 13/36 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 36. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. Mai 1995 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2817 A Nachträgliche Ausschußüberweisungen 2817 B Zusatztagesordnungspunkt 9: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 106 GG) (Drucksachen 13/900, 13/1313) Dr. Theodor Waigel CDU/CSU 2817 D Rudolf Scharping SPD 2822 A Gert Willner CDU/CSU 2823 B Dr. Hermannn Otto Solms F.D.P. 2825 B Joachim Poß SPD 2827 D, 2837 A Detlev von Larcher SPD 2828 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2829 B Friedrich Merz CDU/CSU 2830 A Hans Michelbach CDU/CSU 2830 B Dr. Gregor Gysi PDS 2831 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 2834 A, 2840 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 2834 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. 2838 A Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 2840 C Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 2841 C Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 2844 A Dietmar Thieser SPD 2845 B Jörg-Otto Spiller SPD 2845 C Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2846 D Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU 2848 A Dr. Horst Waffenschmidt CDU/CSU 2848 C Volker Kröning SPD 2849 D Namentliche Abstimmung 2851 C/D Ergebnis 2852 A Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Uwe Jens, Hans Berger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern (Drucksache 13/384) Ernst Schwanhold SPD 2854 D Ernst Hinsken CDU/CSU 2857 C Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2860 D Ernst Hinsken CDU/CSU 2861 A Paul K. Friedhoff F.D.P 2862 B Rolf Kutzmutz PDS 2863 C Friedhelm Ost CDU/CSU 2864 C Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 2866 C Tagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Hans-Dirk Bierling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ulrich Irmer, Dr. Olaf Feldmann, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Weitgehende Einsatzbeschränkungen für Landminen (Drucksache 13/1299) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Steffen Tippach, Andrea Lederer, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Weltweite Ächtung der Landminen (Drucksache 13/02) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Angelika Beer und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Achtung von Landminen (Drucksache 13/1304) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Volker Kröning, Uta Zapf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verbot von Landminen und Unterstützung der Länder der Dritten Welt bei der Lösung ihrer Probleme durch Minen und andere gefährliche Munition (Drucksache 13/1308) Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU 2868 C Volker Kröning SPD 2870 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2872 B Dr. Olaf Feldmann F.D.P 2873 B Steffen Tippach PDS 2874 C Helmut Schäfer, Staatsminister AA 2875 B Nächste Sitzung 2876 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 2877* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Joseph Fischer (Frankfurt), Kerstin Müller (Köln), Rita Grieshaber, Winfried Nachtwei, Oswald Metzger und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1995 auf Drucksache 13/889 in der 29. Sitzung am 28. März 1995 (Seiten 2124 A bis 2126 C) 2877* B Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Christian Lenzer (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts 1995 - Haushaltsgesetz 1995 -, hier Einzelplan 04, Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes, Drucksachen 13/504 und 13/527 in der 31. Sitzung am 30. März 1995 (Seiten 2433 C bis 2435 D) 2877* C Anlage 4 Amtliche Mitteilung 2877* C 36. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. Mai 1995 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 12. 05.95 Hartmut Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 12.05.95 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 12. 05. 95 Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 12. 05. 95 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 12. 05. 95 Dr. Jens, Uwe SPD 12. 05. 95 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 12. 05. 95 Marx, Dorle SPD 12. 05. 95 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 12. 05. 95 90/DIE GRÜNEN Müller (Düsseldorf), SPD 12. 05. 95 Michael Dr. Scheer, Hermann SPD 12. 05. 95* Schönberger, Ursula BÜNDNIS 12.0 5. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 12. 05. 95 Wolf, Hanna SPD 12. 05. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Joseph Fischer (Frankfurt), Kerstin Müller (Köln), Rita Grieshaber, Winfried Nachtwei, Oswald Metzger und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1995 auf Drucksache 13/889 in der 29. Sitzung am 28. März 1995 (Seiten 2124 A bis 2126 C) Ich erkläre, daß ich in der namentlichen Abstimmung mit Nein gestimmt habe. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Christian Lenzer (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts 1995 - Haushaltsgesetz 1995 -, hier Einzelplan 04, Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes, Drucksachen 13/504 und 13/527 in der 31. Sitzung am 30. März 1995 (Seiten 2433 C bis 2435 D) Ich erkläre, daß ich in der namentlichen Abstimmung mit Ja gestimmt habe. Anlage 4 Amtliche Mitteilung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen haben oder von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/478 Nr. 2.5 Drucksache 13/478 Nr. 2.7 Drucksache 13/218 Nr. 39 Drucksache 13/343 Nr. 2.21 Drucksache 13/614 Nr. 2.8 Drucksache 13/614 Nr. 2.15 Drucksache 13/343 Nr. 1.2 Drucksache 13/343 Nr. 1.3 Drucksache 13/343 Nr. 1.4 Drucksache 13/343 Nr. 1.5 Drucksache 13/343 Nr. 1.6 Drucksache 13/343 Nr. 2.2 Drucksache 13/343 Nr. 2.4 Drucksache 13/343 Nr. 2.6 Drucksache 13/343 Nr. 2.11 Drucksache 13/343 Nr. 2.14 Drucksache 13/343 Nr. 2.15 Drucksache 13/343 Nr. 2.16 Drucksache 13/343 Nr. 2.18 Drucksache 13/343 Nr. 2.25 Drucksache 13/343 Nr. 2.26 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/725 Nr. 171 Drucksache 13/725 Nr. 172 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/218 Nr. 102 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/614 Nr. 2.17 Innenausschuß Drucksache 13/45 Drucksache 13/269 Nr. 1.2 Drucksache 12/2582 Auswärtige Ausschuß Drucksache 13/343 Nr. 1.1
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Oswald Metzger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Das ist nicht richtig. Ich habe in der Tickermeldung gelesen, was Herr Burger gestern für den Städtetag gesagt hat. Er fordert uns auf, dieser Grundgesetzänderung nicht zuzustimmen,

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    weil die Gemeinden nicht daran glauben, daß die gemeindescharfen Ausgleiche tatsächlich geleistet werden. Ich war in der Anhörung des Finanzausschusses. Der Kollege Wimmer hat dort für den Städtetag auf Ihre Stichwortfrage - ich glaube, es war der Kollege Uldall oder der Kollege Hauser, der gefragt hat, - gesagt, der Grundgesetzänderung stimme er zu, aber nur im Zusammenhang mit einer Gemeindefinanzreform, die durchdacht und durchkalkuliert ist.
    Ich darf fortfahren. Die Materie ist deshalb so problematisch, weil im Prinzip heute in der Debatte die Finanzpolitik der Regierung zur Disposition steht und Sie aus der Not eine Tugend machen: Sie wollen die Opposition als Blockierer vorführen und sich als Kommunalpartei aufführen. Aber dieses Recht hat die Mehrheit dieses Hauses nicht.
    Ich denke an die Haushaltsberatungen in der letzten Märzwoche zurück. Sie haben damals einen Investitionskostenzuschuß für die Kommunen abgelehnt, der darauf abzielte, den Kommunen bei dem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuungseinrichtungen Unterstützung zu geben.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Da waren doch bei Ihnen die Gegenstimmen und nicht bei der Opposition. Ab dem nächsten Jahr werden dadurch Milliardenbeträge für die kommunale Seite verursacht. Von daher ist es einfach verlogen, sich als Regierungskoalition hier hinzustellen und so zu tun, als ob Sie plötzlich die Kommunalfreundlichkeit entdeckt hätten.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Ein Wort zum Vorredner, dem Kollegen Solms. Er kommt erst später dran. Aber die F.D.P. ist auch mit ihren Eckpunkten zur Steuerreform zu spät gekommen. Ich habe gestern gedacht, ich lese nicht recht. Als Regierungskoalitionspartner setzen Sie sich kurz vor der nordrhein-westfälischen Landtagswahl noch einmal in Szene und tun so, als ob Sie mit diesem Jahressteuergesetz überhaupt nichts zu tun hätten, das Sie doch gemeinsam in der Regierungskoalition hier eingebracht haben.

    (Dr. Hermann Otto Solms [F.D.P.I: Wir haben es doch bestätigt!)

    Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben oder der Wähler bzw. die Wählerin.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Noch ein Wort zum Thema Einführung der Gewerbekapitalsteuer im Osten. Der Kollege Scharping hat in seiner Rede darauf hingewiesen, daß der Finanzminister vielleicht mehr Verhandlungsdruck darauf richten sollte, bei der EU eine Verlängerung dieser Freistellung im Osten zu versuchen, als sich hier hinzustellen und einen Entscheidungsdruck auf den Bundestag für eine Grundgesetzänderung zu provozieren, die überhaupt nicht gerechtfertigt ist.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der PDS)


    Oswald Metzger
    Sie sagen hier, das führe zu einem bürokratischen Aufwand im Osten. Sie erwecken den Eindruck, man müßte drüben die Gewerbekapitalsteuer einführen, was aber nicht zwingend ist; denn man kann sie aussetzen.
    Im Westen brauchen wir eine Fülle von statistischen Erhebungen - die nicht da sind -, um überhaupt den gemeindescharfen Ausgleich für die Kommunen zu erreichen. Das wissen Sie doch ganz genau. Der statistische Aufwand ist auf jeden Fall da. Sie spielen mit gezinkten Karten, wenn Sie hier der Opposition vorwerfen, wir würden den bürokratischen Aufwand erhöhen, indem wir im Osten die Einführung der Gewerbekapitalsteuer hinnehmen, die nicht zwingend ist.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Das waren aber wenige! Die haben zu Ihrem Drink geklatscht!)

    - Jawohl, Kollege Schäuble. Ich habe einen trokkenen Mund, das gebe ich zu. Mit Einwilligung des Finanzministers trinke ich ein Glas.

    (Heiterkeit)

    Ich denke, die heutige Debatte ist so unnötig wie ein Kropf.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Was? Zuruf von der CDU/CSU: Jedenfalls Ihre Rede!)

    Der Zusammenhang mit der am Sonntag stattfindenden Wahl in Nordrhein-Westfalen und Bremen ist offensichtlich. Die Ergiebigkeit von der Substanz her ist nicht sonderlich hoch, was Sie feststellen können, wenn Sie die Redebeiträge nachlesen.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Das ist bei Ihnen der Fall! Das ist wahr! Das ist im Moment der Fall!)

    Bei Waigel und Solms war das der Fall. Ich denke, die substantiellste Rede bis dato hat der Kollege Scharping gehalten.

    (Beifall bei der SPD Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Nein, Herr Metzger! Das verstehe ich jetzt aber nicht!)

    Vor dem Hintergrund kann ich nur sagen: Dieser Grundgesetzänderung wird unsere Fraktion nicht zustimmen, weil das heute nicht nötig ist. Wir reden dann über eine Änderung des Grundgesetzes hinsichtlich der Beteiligung der Kommunen an der Umsatzsteuer, wenn die statistischen Voraussetzungen gegeben sind und gemeindescharfe Rechnungen vorliegen. Erst dann nämlich wissen die Kommunen, daß sie nicht wie in der Vergangenheit von der gleichen Koalition beschissen werden, die die Austrocknung der Gewerbesteuer in den letzten 13 Jahren systematisch provoziert hat und dies heute als Argument benutzt, um zu sagen: Die Gewerbesteuer ist im Gegensatz zur Umsatzsteuer keine Wachstumssteuer.
    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der PDS)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Kollege Dr. Gregor Gysi.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Andrea Lederer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sie, Herr Bundesminister Waigel, haben in Ihrem Vortrag erklärt, daß es der Opposition um Wahlkampf ginge. Nun muß ich Sie einmal ernsthaft fragen, weshalb Sie eigentlich darauf bestanden haben, diese Grundgesetzänderung auf die heutige Tagesordnung zu setzen, obwohl das Jahressteuergesetz, über das Sie die ganze Zeit diskutieren, wenn Sie von der Streichung der Gewerbekapitalsteuer und der Senkung der Gewerbeertragsteuer sprechen, erst im Juni auf der Tagesordnung steht. So kann man keine Politik machen.
    Sie ziehen einen einzelnen Punkt künstlich vor, um ihn rechtzeitig vor den Wahlen in Nordrhein-Westfalen und Bremen auf der Tagesordnung zu haben, und verschieben die Beratung aller anderen Regelungen. Sie können doch nicht im Ernst erwarten, daß wir dieses alberne Spiel mitmachen. Das ist, glaube ich, ein bißchen viel verlangt.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Es gibt keinen anderen Grund für die Eile in diesem Punkt; das hätten Sie ehrlicherweise sagen sollen.
    Natürlich ist das Ganze höchst problematisch. Man muß über Unternehmensteuerkorrekturen ebenso reden wie über eine neue Gemeindefinanzordnung. Das geht aber nicht durch einen solchen Einzelschritt, wie er hier geplant ist, da man nicht weiß, was folgen wird. Man muß sich schon an ein paar Daten halten.
    Sie, Herr Sohns, haben darüber gesprochen, daß die Gewerbekapitalsteuer eine Belastung darstellt. Es ist aber nun einmal eine Tatsache, daß nicht mehr als 16 % der Unternehmen sowie Banken und Versicherungen die Gewerbekapitalsteuer zahlen.

    (Dr. Hermann Otto Sohns [F.D.P.]: 350 000!)

    Das heißt: Wenn Sie diese abschaffen, entlasten Sie 16 % der Unternehmen, nicht mehr. Dabei handelt es sich im wesentlichen um die Großunternehmen. Was hindert Sie als Regierungskoalition daran, die Freibeträge bei der Gewerbekapitalsteuer so zu gestalten, daß die kleineren Unternehmen steuerbefreit sind und die Gewerbekapitalsteuer nur noch von den Großunternehmen gezahlt wird?

    (Beifall bei der PDS Dr. Hermann Otto Sohns [F.D.P.]: Weil die Großunternehmen auch Arbeitsplätze schaffen!)

    Was die Gewerbeertragsteuer anbetrifft: Bisher zahlen diese Steuer 30 % der Unternehmen, also wesentlich weniger als die Hälfte. Es ist doch völlig klar:

    Dr. Gregor Gysi
    Da wollen Sie nur eine Senkung. Räumen Sie aber doch einmal ein, daß das der Beginn des Ausstiegs ist. Sie wollen die Gewerbesteuer generell abschaffen, nichts anderes.

    (Dr. Hermann Otto Solms [F.D.P.]: Richtig! Das wollen wir! Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht so in der Koalitionsvereinbarung!)

    Ich sage Ihnen: Bei der Kompensation handelt es sich um einen üblen Trick.

    (Dr. Hermann Otto Sohns [F.D.P.]: Es gibt kein anderes Land auf der Welt, das eine solche Steuer hat!)

    - Lassen Sie mich aussprechen, oder stellen Sie eine richtige Frage.
    Passen Sie auf, Herr Sohns, Sie machen folgendes: Sie sagen, daß Sie das Geld, das Ihnen durch die Entlastung verlorengeht, auf irgendeine Weise zurückholen müssen, weil Sie es brauchen. Deshalb wollen Sie die Abschreibungssätze von 30 % auf 25 % senken. Damit erwecken Sie den Eindruck - Sie, Herr Scharping, wenden sich in aller Schärfe dagegen -, daß die Unternehmen so wieder belastet würden, während sie doch durch die Steuersenkung entlastet werden sollen.
    Man muß aber auf zwei Dinge hinweisen: Erstens. Wenn diese Abschreibungssätze gesenkt werden, zahlen das alle Unternehmen, also auch jene, die gar keinen Vorteil davon haben, wenn die Gewerbekapitalsteuer abgeschafft und die Gewerbeertragsteuer gesenkt wird. Das heißt: Sie versuchen, Großunternehmen zu Lasten der schwächeren Unternehmen zu begünstigen.
    Zweitens - das ist ein Ansatz, der bisher noch nicht genannt worden ist, auch von Ihnen nicht, Herr Scharping: Das Ganze ist nur vorübergehend. Sie wissen genau, was danach passiert. Die Abschreibungssätze werden gesenkt, alle Unternehmen schreien irgendwann auf und sagen: Das ist nicht auszuhalten! Der Standort Deutschland kann auf diese Art und Weise nicht erhalten werden! Wir sind durch viel zu niedrige Abschreibungssätze, die uns aufgedrückt worden sind, enorm belastet. - Was wird die Regierungskoalition dann tun? Sie wird sagen: Das ist wahr. Wir müssen die Abschreibungssätze wieder erhöhen. - Im Ergebnis wird sie die Mehrwertsteuer erhöhen. Das heißt: Der Ausgleich wird letztlich durch die sozial Schwachen und die Lohnabhängigen in dieser Gesellschaft bezahlt werden, durch keinen anderen.

    (Beifall bei der PDS Dr. Hermann Otto Sohns [F.D.P.]: Die Mehrwertsteuer wird von uns nicht erhöht!)

    Daß das kein Hirngespinst ist, kann ich Ihnen bestätigen. Ich habe hier eine Meldung von ddp/ADN - der CDU-Wirtschaftsrat hat ja getagt -; da heißt es ganz eindeutig, daß man verlangt, daß die Senkung der Abschreibungssätze nur für das Jahr 1996 gelten darf und danach die Mehrwertsteuer erhöht werden muß. Als Argument wird herangezogen, daß sie in der Europäischen Union im Durchschnitt bei 19,1 %
    liegt und bei uns noch niedriger ist. Das heißt, der Weg ist klar: Vorübergehend werden die Abschreibungssätze für ein Jahr gesenkt, damit müssen die Unternehmen scheinbar das bezahlen, was sie als Entlastung bekommen. Nach einem Jahr aber werden die Unternehmen weiter entlastet und die Bürgerinnen und Bürger zur Kasse gebeten. Das ist der Plan der Koalition. Machen Sie es doch wenigstens gleich, und führen Sie bei Ihrer Steuerreform kein Schummeljahr ein.

    (Beifall bei der PDS)

    Sie nehmen alle ostdeutschen Abgeordneten in Geiselhaft und sagen: Ihr belastet die ostdeutschen Unternehmen auf furchtbare Art und Weise, wenn ihr der Grundgesetzänderung nicht zustimmt,

    (Dr. Hermann Otto Solms [F.D.P.]: Ja, das tut ihr!)

    weil wir dann ab 1. Januar 1996 die Gewerbekapitalsteuer auch in den neuen Bundesländern einführen müssen. Das wird dort wirtschaftliche Strukturen zerstören.
    Diese Art von Nötigung mißfällt mir in höchstem Maße. Sie wissen auch, daß es eine Täuschung ist. Wir haben eine Aussetzung der Gewerbekapitalsteuer in den neuen Bundesländern, und das ist korrekt. Es ist überhaupt kein Problem, bis zur Klärung aller Fragen, die anstehen, für weitere zwei Jahre die Gewerbekapitalsteuer in den neuen Bundesländern auszusetzen, was die Opposition auch fordert. Die Genehmigung der Kommission der Europäischen Union werden Sie dafür auch bekommen, weil sich die Situation in den neuen Bundesländern ganz erheblich von der Situation in der übrigen Europäischen Union unterscheidet.
    Ich weiß noch, wie das war, als die Kommission ganz erhebliche Bedenken gegen den Kalifusionsvertrag, die Schließung von Bischofferode und anderes hatte. Da ist Ihr Bundeswirtschaftsminister mindestens zweimal, wenn nicht sogar dreimal bei der Kommission gewesen, um die Genehmigung der Fusion und die Schließung in Bischofferode durchzusetzen. Da haben Sie weder Kosten noch Mühe gescheut.
    Nun strengen Sie sich, Herr Waigel, einmal an. Fahren Sie nach Brüssel und sorgen Sie dafür, daß die Kommission zustimmt, die Aussetzung der Gewerbekapitalsteuer in den neuen Bundesländern um zwei Jahre zu verlängern. Ändern Sie hier nicht das Grundgesetz.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Wenn Sie in dieser Richtung wirklich etwas tun wollten, dann gäbe es doch ganz andere Möglichkeiten. Zunächst ist es doch gar nicht wahr, daß die Gewinne immer höher besteuert werden. Es ist auch nicht wahr, daß wir weniger Gewinne haben. Die Gewinne steigen seit 15 Jahren, sie werden nur nicht in die Wirtschaft investiert, sondern zu den Banken getragen, weil wir in diesem Lande nur noch spekulieren und nicht mehr wirtschaften.

    Dr. Gregor Gysi
    Das liegt daran, daß Sie nicht Spekulationen, sondern Wirtschaftstätigkeiten besteuern. Da müßten Sie mit Ihrer Reform ansetzen.

    (Beifall bei der PDS)

    Ich komme nun auf die Kommunen zu sprechen. Wir haben einen grundgesetzwidrigen Zustand. Im Grundgesetz ist die kommunale Selbstverwaltung verankert. Ich frage Sie: Welche Kommune kann sich heute noch selbst verwalten? Sie haben doch über Jahre hinweg immer wieder - man muß sagen, in Gemeinschaftsarbeit zwischen Bundesregierung, Bundesrat und Bundestag - zu Lasten der Kommunen entschieden.
    Dadurch ist eine Situation entstanden, in der sich die Kommunen nicht mehr selbst verwalten können - das ist eine Tatsache -, weil sie nicht mehr über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügen. Das ließe sich andern, gegebenenfalls auch über eine Beteiligung an der Umsatzsteuer. Aber dafür muß eine Gesamtfinanzreform her.
    Wir haben gestern den Antrag eingebracht, eine Enquete-Kommission für eine Gemeindefinanzreform einzusetzen. Er ist in erster Lesung behandelt. Sie haben die Gelegenheit, diese Enquete-Kommission einzusetzen. Dann werden wir auch sehr schnell zu Ergebnissen kommen.

    (Beifall bei der PDS)

    Ich sage Ihnen, was Sie alles ändern können: Ihr elend bürokratisches Herumwirtschaften mit verschiedenen Fördertöpfen, das zugleich die Kommunen demütigt. Geben Sie den Kommunen Pauschalbeträge, damit sie selber entscheiden können, wie sie das Geld verwenden wollen.

    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Andernfalls kommen völlig irre Sachen dabei heraus.
    Der Bund bezahlt z. B. Brücken. Jetzt erlebe ich im Osten, daß jeder Ort eine Brücke beantragt, weil der Bund diese bezahlt, dabei fließt durch diese Orte noch nicht einmal ein Fluß.

    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Aber das, was sie wirklich brauchen würden, nämlich Kulturhäuser und Jugendclubs, wird nicht gebaut, weil dafür keine Fördermittel zur Verfügung stehen. Nehmen Sie doch einmal die Kommunen ernst.

    (Beifall bei der PDS)

    Geben Sie ihnen das Geld und lassen Sie sie nicht nur Anträge stellen, dann werden sie das auch richtig verwalten. Wenn nicht, werden die Mandatsträger abgewählt. Das macht dann auch die Kommunalwahlen sinnvoller.
    Solange das hier in Bonn so läuft, müssen wir ernsthaft darüber nachdenken, ob wir nicht doch eine weitere Kammer benötigen, in der die Kommunen vertreten sind. Es geht nicht länger an, daß sich die Parteien im Bundestag, die Bundesregierung und die Länder im Bundesrat letztlich immer zu Lasten der Kommunen verständigen. Das muß irgendwann aufhören, deshalb brauchen sie eine eigenständige Vertretung.

    (Beifall bei der PDS)

    Im übrigen kommen Verschlechterungen durch bürokratische oder andere Änderungen zustande, die absurd sind. Da wir hier schon Wahlkampf betreiben, will ich Ihnen etwas über Bremen erzählen. Bremen war immer Geberland und durchaus gut saniert.
    Dann gab es unter der SPD-geführten Brandt-Regierung eine kleine Änderung, nämlich daß man die Einkommensteuer am Wohnsitz und nicht mehr am Arbeitsort orientiert bezahlte. Folge: Von einem Tag zum anderen war Bremen pleite, weil die meisten Leute zwar in Bremen arbeiteten, aber dort nicht wohnten. Folglich zahlten sie dort keine Einkommensteuer mehr. Seitdem hat sich Bremen immer stärker verschuldet.
    Mit solchen Änderungen können Sie katastrophale Folgen herbeiführen. Vielleicht sollte man hier über eine Korrektur nachdenken.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das hat nichts mit Wahlkampf zu tun?)

    - Das habe ich doch extra gesagt. So habe ich das doch eingeleitet. Das habe ich zugegeben, Herr Fischer. So leicht bin ich nicht zu überführen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der PDS)

    Ich sage Ihnen noch etwas: Sie wollen den Standort schützen. Die Bundesrepublik Deutschland ist das einzige Land, das einzige OECD-Mitglied, das die zulässigen Subventionen für den Schiffbau nicht einmal zur Hälfte zahlt. Alle anderen Länder schöpfen den Rahmen voll aus. Das heißt, Sie benachteiligen den Schiffbau weltweit auf den Märkten, weil Sie an dem Schiffbau nicht interessiert sind, sondern nur ganz bestimmte Unternehmen im Süden unter einen besonderen Schutz stellen wollen. Das ist ja nun besonders auffällig.

    (Beifall bei der PDS Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seit wann interessiert sich Gregor Gysi für Schiffbau? Ein Berliner auf hoher See!)

    Wir sind für eine Reform. Wir sind auch dafür, daß die Kommunen wirklich selbstverwaltet werden. Wir sind dafür, daß sie deshalb auch finanziell wesentlich besser ausgestattet werden. Aber wir werden einer Grundgesetzänderung nicht zustimmen, solange wir überhaupt nicht wissen, wie das Ganze laufen soll und völlig offen ist, ob am Schluß nicht wieder die sozial Schwachen und die Lohnabhängigen alles durch eine Mehrwertsteuererhöhung bezahlen und darüber hinaus die Kommunen erheblich benachteiligt bleiben.
    Das ist so mit uns nicht machbar. Deshalb sagen wir zumindest heute nein zu dieser Grundgesetzän-

    Dr. Gregor Gysi
    derung. Unter anderen Voraussetzungen kann man gegebenenfalls darüber reden.

    (Beifall bei der PDS Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gregor Gysi, ich wußte gar nicht, daß du etwas von Schiffbau verstehst! Ina Albowitz [F.D.P.]: Er versteht ja nichts davon! Deshalb redet er so!)