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    Plenarprotokoll 13/28 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 28. Sitzung Bonn, Freitag, den 17. März 1995 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde, für die Aktuelle Stunde sowie der Vereinbarung über die Befragung der Bundesregierung in der Sitzungswoche ab 27. März 1995 1961 A Absetzung des Zusatzpunktes 8 von der Tagesordnung 1986 B Erklärung zum fünften Jahrestag der ersten freien Volkskammerwahlen Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 1988 A Erweiterung der Tagesordnung 2032 B Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Amke Dietert-Scheuer, Angelika Beer und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Abschiebestopp für Kurden und syrischorthodoxe Christen aus der Türkei (Drucksache 13/737) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktion der SPD: Respektvoller Umgang der Bundesregierung mit dem Deutschen Bundestag - Abschiebestopp für Kurdinnen und Kurden aus der Türkei (Drucksache 13/ 804) Erwin Marschewski CDU/CSU 1961 B, 1976 B Fritz Rudolf Körper SPD 1963 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1964 A Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. 1965 B Otto Schily SPD 1965 D Fritz Rudolf Körper SPD 1966 C Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1967 B Ina Albowitz F.D.P. 1967 C Dr. Burkhard Hirsch F.D.P 1967 D, 1971 A, 1972 B Ulla Jelpke PDS 1969 A Manfred Kanther, Bundesminister BMI 1969 D Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD 1972 A Ulrich Irmer F.D.P 1973 B Dietmar Schlee CDU/CSU 1974 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1975 C Günter Graf (Friesoythe) SPD 1976 A Namentliche Abstimmungen 1976 D, 1979 B, 1980 A Ergebnisse 1977 A, 1980 B, 1982 D Abstimmungen zu Vorlagen, die im Plenum am Donnerstag (16. 03. 95) bereits beraten wurden zu Tagesordungspunkt 3 g: Große Anfrage der Abgeordneten Michaele Hustedt, Gila Altmann (Aurich), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Internationaler Klimaschutz zu dem Klimagipfel in Berlin (Drucksachen 13/143, 13/758) hier: Abstimmung über Entschließungsanträge auf Drucksachen 13/790 und 13/831 1979 C Gunnar Uldall CDU/CSU (Erklärung nach § 31 G0) 1985 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN (Erklärung nach § 31 GO) 1985 B Elke Ferner SPD (Erklärung nach § 31 GO) 1985 C Namentliche Abstimmung 1985 D Ergebnis 1992 B zu Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Enkelmann und der PDS: Besteuerung von Flugkraftstoffen: (Drucksache 13/ 102) 1979 C zu Zusatztagesordnungspunkt 3: Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Schlußbericht der EnqueteKommission „Schutz der Erdatmosphäre": Mehr Zukunft für die Erde - Nachhaltige Energiepolitik für dauerhaften Klimaschutz zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Klimaschutz - Erste Vertragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention vom 28. März bis 7. April 1995 sowie Umsetzung des nationalen CO2-Minderungsprogramms zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Monika Ganseforth, Brigitte Adler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD zum Schlußbericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre": Mehr Zukunft für die Erde - Nachhaltige Energiepolitik für dauerhaften Klimaschutz zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Michaele Hustedt, Gila Altmann (Aurich), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Schlußbericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre": Mehr Zukunft für die Erde - Nachhaltige Energiepolitik für dauerhaften Klimaschutz (Drucksachen 12/ 8600, 13/232, 13/242, 13/260, 13/821) . 1979 C Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch - 3. SGB V-Änderungsgesetz -(Drucksachen 13/340, 13/736, 13/807) b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausführung des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1982 sowie des Übereinkommens vom 29. Juli 1994 zur Durchführung des Teils XI des Seerechtsübereinkommens (Ausführungsgesetz Seerechtsübereinkommen 1982/1994) (Drucksachen 13/ 193, 13/696) c) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes -§§ 44, 69b StGB - (Drucksachen 13/198, 13/635) d) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft Heinrich-Mann-Allee 107 in Potsdam, Flurstücke 347/1 und 347/5 der Flur 6 mit einer Gesamtgröße von 65 191 m2 an das Land Brandenburg (Drucksachen 13/210, 13/603) e) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung einer Teilfläche der bundeseigenen Liegenschaft Vauban-Kaserne in Freiburg an die Stadt Freiburg (Drucksachen 13/91, 13/604) f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Harmonisierung der Bedingungen für den Erwerb einzelstaatlicher Schifferpatente für den Binnenschiffsgüter- und -personenverkehr in der Gemeinschaft (Drucksachen 13/218 Nr. 95, 13/695) g) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: MwSt - Endgültige Einfuhren von Gegenständen (Drucksachen 13/218 Nr. 16, 13/723) 1986 C Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Dr. Helmut Lippelt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Beseitigung der Blockade in den deutsch-tschechischen Beziehungen (Drucksache 13/760) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zu den deutsch-tschechischen Beziehungen in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Andrea Lederer, Heinrich Graf von Einsiedel und der Gruppe der PDS: Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen (Drucksache 13/785) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Fraktion der SPD: Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen (Drucksache 13/805) Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 1989 C Günter Verheugen SPD 1994 D Hartmut Koschyk CDU/CSU 1997 C Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2000 A Hans Klein (München) CDU/CSU . . 2000 D Ulrich Irmer F.D.P 2002 D Markus Meckel SPD 2004 D Andrea Lederer PDS 2005 C Markus Meckel SPD 2006 C Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2008 A, 2010 C Karl Lamers CDU/CSU 2008 C Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Andrea Fischer (Berlin), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Überleitung der Mieten in den neuen Bundesländern und Ost-Berlin in das Vergleichsmietensystem durch wohnwertbezogene Preisbildungsfaktoren (Drucksache 13/549) b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Überleitung preisgebundenen Wohnraums im Beitrittsgebiet in das allgemeine Miethöherecht (Drucksache 13/783) c) Antrag der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Helmut Wilhelm (Amberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Verknüpfung einer Mietrechtsänderung Ost mit einer gleichzeitigen Wohngeldanhebung (Drucksache 13/ 546) d) Antrag des Abgeordneten Klaus-Jürgen Warnick und der weiteren Abgeordneten der PDS: Verlängerung der erweiterten Kündigungsschutzregelungen für Mieterinnen und Mieter in Ostdeutschland bis zum Jahr 2000 - (Drucksache 13/582) e) Antrag der Abgeordneten Achim Großmann, Robert Antretter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des Wohngeldes an erhöhte Mieten (Drucksache 13/620) f) Antrag des Abgeordneten Klaus-Jürgen Warnick und der Gruppe der PDS: Sozial verträgliches und überschaubares Mietensystem in Deutschland sowie Mindestbedingungen bei der Einführung des Vergleichsmietensystems in Ostdeutschland (Drucksache 13/759) Dr. Michael Luther CDU/CSU 2011 C Iris Gleicke SPD 2013 B Dr. Michael Luther CDU/CSU 2014 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 2014 D, 2024 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2015 D Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 2018 A Dr. Gregor Gysi PDS 2019 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . 2021 C Achim Großmann SPD . . . . 2022 C, 2026 D Iris Gleicke SPD 2022 D Dr. Jürgen Heyer, Minister (Sachsen-Anhalt) 2023 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 2025 B Dr. Gregor Gysi PDS 2027 C Wolfgang Spanier SPD 2028 B Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . . . 2030 C Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Heuer, Klaus-Jürgen Warnick und der weiteren Abgeordneten der PDS: Moratorium zum Schutze der redlichen Nutzer und Nutzerinnen vor der zivilrechtlichen Durchsetzung von Rückübertragungsansprüchen im Beitrittsgebiet (Drucksache 13/613) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 13: Antrag der Abgeordneten Rolf Schwanitz, Hans-Joachim Hacker, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vorrang für die Nutzer in Ostdeutschland (Drucksache 13/803) Klaus-Jürgen Warnick PDS 2032 C Rolf Schwanitz SPD 2033 C Dr. Michael Luther CDU/CSU 2035 C Heinz Lanfermann F.D.P 2037 B Rainer Funke, Parl. Staatssekretär BMJ 2038 C Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Rolf Schwanitz, Hans-Joachim Hacker, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vereinheitlichung des Bergrechts nach der deutschen Einheit (Drucksache 13/550) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Vera Lengsfeld und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Neuregelung des Bundesbergrechts (Drucksache 13/787) Hans-Joachim Hacker SPD 2039 D Joachim Hörster CDU/CSU 2041 B Ulrich Petzold CDU/CSU 2041 D Hans-Joachim Hacker SPD 2042 A Vera Lengsfeld BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2043 D Jürgen Türk F.D.P 2045 A Gerhard Jüttemann PDS 2045 D Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMWi 2047 A Nächste Sitzung 2048 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 2049* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 10 (Antrag: Moratorium zum Schutze der redlichen Nutzer und Nutzerinnen vor der zivilrechtlichen Durchsetzung von Rückübertragungsansprüchen im Beitrittsgebiet) Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2049* B Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 2050* C 28. Sitzung Bonn, Freitag, den 17. März 1995 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Austermann, Dietrich CDU/CSU 17. 03. 95 Bierstedt, Wolfgang PDS 17. 03. 95 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 17. 03. 95 Hartmut Ernstberger, Petra SPD 17. 03. 95 Dr. Gerhardt, Wolfgang F.D.P. 17. 03. 95 Dr. Glotz, Peter SPD 17. 03. 95 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 17. 03. 95 Heym, Stefan PDS 17. 03. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 17. 03. 95 Homburger, Birgit F.D.P. 17. 03. 95 Janssen, Jann-Peter SPD 17. 03. 95 Klappert, Marianne SPD 17. 03. 95 Knoche, Monika BÜNDNIS 17. 03. 95 90/DIE GRÜNEN Koppelin, Jürgen F.D.P. 17. 03. 95 Labsch, Werner SPD 17. 03. 95 Neumann (Gotha), SPD 17. 03. 95 Gerhard Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 17. 03. 95 Hermann Schloten, Dieter SPD 17. 03. 95 von Schmude, Michael CDU/CSU 17. 03. 95 Schumann, Ilse SPD 17. 03. 95 Dr. Schwall-Düren, SPD 17. 03. 95 Angelica Dr. Skarpelis-Sperk, SPD 17. 03. 95 Sigrid Vergin, Siegfried SPD 17. 03. 95 Voigt (Frankfurt), SPD 17. 03. 95 Karsten D. Zierer, Benno CDU/CSU 17. 03. 95 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 10 (Antrag: Moratorium zum Schutze der redlichen Nutzer und Nutzerinnen vor der zivilrechtlichen Durchsetzung von Rückübertragungsansprüchen im Beitrittsgebiet) Gerald Häfner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die mißlungene Regelung der offenen Vermögensfragen Anlagen zum Stenographischen Bericht beschäftigt den Bundestag seit 1990. Für mich als damaligem Obmann der Fraktion DIE GRÜNEN im Ausschuß Deutsche Einheit und im Rechtsausschuß ist es schon ein merkwürdiges Gefühl, jetzt, nach vier Jahren, all die Probleme ungelöst wiederzufinden, auf die ich damals schon in den Ausschußberatungen hingewiesen habe, bzw. die als Konsequenz unzähliger falsch getroffener Entscheidungen damals schon absehbar waren. Seit Jahren beschäftigt sich der Bundestag nun mit Korrekturen an den großenteils nicht mehr wiedergutzumachenden Fehlern aus dem Einigungsvertrag. Wie schon Dr. Ullmann, der in den vergangenen vier Jahren die Eigentumsproblematik bearbeitet hat, halte ich es für falsch, alle Kritik an der Eigentumsregelung auf die Formel: Rückgabe vor Entschädigung zu reduzieren und zu glauben, alle Probleme ließen sich durch eine Umdrehung dieses Prinzips heilen. Das ist zu einfach. Im übrigen ist es - lassen Sie mich das an dieser Stelle sagen - in meinen Augen unerläßlich, daß die Besitzer von Mauergrundstücken in Berlin wie die Zwangsausgesiedelten aus den Grenzgebieten den übrigen Eigentümern gleichgestellt werden. Viel gravierender - und politisch durch nichts zu rechtfertigen - ist die Tatsache, daß die Bundesregierung mit ihrer Fixierung auf „teilungsbedingte" Vermögensverschiebungen massive, rechts- und sozialpolitisch nicht hinnehmbare Ungerechtigkeiten geschaffen hat. Verfolgte, die in der DDR selbst geblieben sind, müssen heute um ihr altes Eigentum kämpfen, während jene, die in den Westen gegangen sind - oder deren Erben -, das volkseigen gewordene Eigentum zurückbekommen. Das betrifft vor allem die großen Mietwohnungskomplexe. Große Teile der Innenstädte ostdeutscher Kommunen gehen auf diesem Weg in westliches Eigentum über. Niemand darf sich von daher wundern, wenn die Menschen enttäuscht, besorgt und verängstigt sind. Trotz der Schutzvorkehrungen im Sachenrechts- und im Schuldrechtsänderungsgesetz müssen viele Nutzer Angst um ihre Wohnung haben. Allerdings ist die Angst der Menschen, ihren persönlichen Besitz am eigenen Haus zu verlieren, oft sehr viel größer als die reale Gefahr. Und den Menschen im Osten ist wenig damit gedient, wenn man, statt konstruktive Politik in diesem Bereich zu machen, seine Energie darauf verlegt, die Angst noch zu schüren. Die Eigenheimbesitzer mit der Erbbauregelung im Sachenrechtsänderungsgesetz und - mit Abstrichen - auch die Datschenbesitzer, die wenigstens einen besseren Kündigungsschutz bekommen haben, gehören gerade nicht zu den am härtesten betroffenen Verlierern der Deutschen Einheit. Das sei hier auch dem Eigenheimbesitzer Herrn Warneck gesagt. Die Erbbauregelung als sinnvoller Interessenausgleich wurde seinerzeit übrigens von der Bundestagsgruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN durch unseren Gesetzentwurf ins Gespräch gebracht. Auch daß älteren Nutzer sogar ein lebenslanges Nutzungsrecht ihrer Datschen eingeräumt wurde, eine massive Verbesserung der ursprünglichen Regelung, ist dem Druck von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu verdanken. Auch wenn wir uns mit der noch weitergehenden Forderung des Nießbrauchs nicht durchsetzen konnten: So muß man Politik für die Interessen der Leute machen und nicht mit platten populistischen Phrasen und dem Schüren von Angstkampagnen. Während wir uns im Interesse der Menschen um konkrete Verbesserungen im Gesetz bemüht haben, haben die Kolleginnen und Kollegen von der PDS ihre Aufgabe mehr darin gesehen, die Unsicherheiten und Ängste zu schüren und mit der Angst der Menschen Wahlkampf zu betreiben. Im übrigen: Die von Ihnen in Ihrem Antrag genannte Zahl, wonach 40 Prozent der Nutzer wegen Fehlens ordnungsgemäßer Verträge aufgrund zivilrechtlicher Ansprüche ihr Haus für die Alteigentümer räumen müssen, ist nach unserer Kenntnis viel zu hoch - ich weiß gar nicht, woher sie die Zahl haben. Ich teile die im Antrag der PDS und auch dem der SPD zum Ausdruck gekommene Kritik an bestimmten Gerichtsentscheidungen. Der Bundesgerichtshof ist - nicht nur räumlich - weit weg vom Schuß. Er sollte wirklich gelegentlich nach Leipzig gehen, damit er weiß, was im Osten wirklich los ist. Es geht nicht an, daß zivilrechtliche Mängel, die von den Nutzern nicht zu verantworten sind, sondern auf das Handeln von DDR-Behörden zurückgehen, heute zum Anlaß genommen werden können, den im Vermögensgesetz verankerten Schutz der Nutzer zu unterlaufen. Im Mittelpunkt des Vermögensgesetzes steht zunächst der Schutz des redlichen Grundstückserwerbers. Vertragsmängel bei Grundgeschäften oder bei der Bestellung eines Nutzungsrechts von damals dürfen heute den Schutz der Nutzer nicht leerlaufen lassen. Die DDR war nicht allein im Umgang mit ihren Kritikern ein Unrechtsstaat. Sie hat eben auch in der Umsetzung ihres Tuns - auf allen Gebieten - die Rechtsförmigkeit von Verfahren oft nicht eingehalten. Informelle Absprachen und Kungeleien waren üblicher als Verträge und öffentlich gemachte Vereinbarungen. Diese fehlende Bindung der damaligen Verwaltung an das Recht kann aber doch heute nicht plötzlich zu einer Anspruchsgrundlage für Alteigentümer umgebaut werden. Hier besteht Handlungsbedarf! Ich fordere die Bundesregierung dringend auf, den vorgesehenen Schutz der Nutzer auch auf Fälle zu erstrecken, in denen etwaige Vertragsmängel auf das Handeln bzw. Unterlassen der DDR-Behörden zurückzuführen ist. Der dogmatische Maßstab westdeutschen Zivilrechts ist ein untaugliches Instrument für die Bewertung der unter ganz anderen Bedingungen zustande gekommenen, formal auf das Zivilgesetzbuch der DDR gestützten, letztlich aber von der Nomenklatura bestimmten Verträge. Was wir brauchen, ist eine klar definierte gesetzliche Regelung, die sicherstellt, daß der im Vermögensgesetz angelegte Schutz nicht zivilrechtlich unterlaufen werden kann. Hierzu sollten wir - was ich hiermit tue - die Bundesregierung auffordern. Ein Moratorium, wie es die PDS fordert, wird dieser Aufforderung kaum gerecht. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 681. Sitzung am 10. März 1995 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Änderung des Asylverfahrensgesetzes Gesetz zu dem Übereinkommen vom 18. Mai 1992 über den Beitritt des Königreichs Spanien und der Portugiesischen Republik zu dem am 19. Juni 1980 in Rom zur Unterzeichnung aufgelegten Übereinkommen über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht Der Vorsitzende des Innenausschusses hat mitgeteilt, daß er gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der Drucksache 12/8487 absieht. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses hat mitgeteilt, daß er gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der Drucksache 13/130 absieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 13/218 Nr. 108 Drucksache 13/218 Nr. 109 Finanzausschuß Drucksache 13/478 Nr. 2.2 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/218 Nr. 104 Drucksache 13/218 Nr. 105 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/478 Nr. 1.3 Drucksache 13/478 Nr. 2.3 Drucksache 13/478 Nr. 2.5 Drucksache 13/478 Nr. 2.7 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/218 Nr. 94 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/218 Nr. 100 Innenausschuß Drucksache 13/269 Nr. 1.3 Drucksache 13/343 Nr. 2.12
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Klaus Töpfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Kollege Gysi, es ist natürlich verständlich, daß Sie alle Bemühungen unternehmen, um das Verhalten Ihrer Gruppe im Haushaltsausschuß zu erläutern. Nur, wir haben - ich hatte es am Anfang gesagt - diesen Entwurf als ein Artikelgesetz eingebracht. Es waren also sowohl die Mietseite als auch die Wohngeldseite sehr genau bekannt. Insofern gehen Ihre Fragen ins Leere.

    (Zurufe von der SPD und der PDS)

    - Ich habe doch überhaupt keine Probleme damit. Ich will nur darauf aufmerksam machen, daß die Situation so gewesen ist und daß wir - das möchte ich noch einmal sagen - damit eine soziale Flankierung in hohem Maße erreichen.
    Den Herrn Kollegen Heyer möchte ich wieder erinnern: Wir haben in Berlin zusammengesessen und uns um das Wohngeld gekümmert. Ich habe in Anwesenheit aller Kollegen aus den neuen Bundesländern gesagt: Wir wollen die Wohngeldnovelle so ausgestalten, daß damit ein zusätzliches Wohngeldvolumen von etwa 120 bis 130 Millionen DM verbunden ist. Das ist von allen Kollegen akzeptiert worden.
    Wir haben genau das gemacht. Wir liegen jetzt bei 126 Millionen DM.

    (Achim Großmann [SPD]: Das ist aber ein kleiner Unterschied!)

    - Ja, bis 130 Millionen DM fehlen noch 4 Millionen; das ist wahr.

    (Achim Großmann [SPD]: Sie hatten gesagt: 120 bis 330 Millionen!)

    - Nein, 120 bis 130 Millionen DM. Nach den übereinstimmenden Regelungen sind wir jetzt bei 126 Millionen DM.

    Bundesminister Dr. Klaus Töpfer
    Ich habe Verständnis dafür, daß Sie aus einer solchen Besprechung Fakten mitnehmen, nichts dazu sagen und dann nach Hause kommen und sagen: Verdammt noch mal, das ist möglicherweise zu wenig. Wäre es dann aber gerade mit Blick auf das Werben um Vertrauen in das Rechtsbewußtsein der neuen Bundesländer, was Sie hier mit so großem Nachdruck eingefordert haben, nicht sinnvoll, daß man zum Hörer greift, den Kollegen in Bonn anruft und ihm sagt: Paß mal auf, möglicherweise sind 126 Millionen DM nicht ausreichend; wir schlagen anderes vor!, anstatt jetzt hierherzukommen und zu sagen, dies sei nicht in Ordnung, es sei viel zuwenig? Wäre das nicht richtiger?
    Sie haben in all unseren Diskussionen nicht mit einem Halbsatz darauf hingewiesen, daß Sie daran denken, die Sonderwohngeldregelung dieses Gesetzes mit irgendwelchen Forderungen der alten Bundesländer zu verbinden. Dies höre ich hier zum allerersten Mal. Im Gegenteil, wir haben uns geradezu nachhaltig vergewissert, daß wir alles tun sollten, damit eine solche Ost-West-Diskussion nicht auftritt, damit die unleidige Diskussion, die wir etwa über die Fehlinvestitionen geführt haben, nicht noch einmal stattfindet.
    Hochverehrter Herr Kollege Heyer, ich werde auch weiterhin alles daransetzen, daß wir zu einer einvernehmlichen Lösung kommen. Über alles, was hier Kritisches gesagt wurde, hinweg sage ich noch einmal: Ich bin dazu bereit. Ich werde die Kollegen aus den neuen Bundesländern in einer der kommenden Wochen einladen. Wir werden uns bemühen, hier gemeinsame Wege zu finden. Ich werde das natürlich in enger Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus den zuständigen Ausschüssen unseres Parlamentes machen.
    Am Ende einer solchen Debatte sollte man zumindest festhalten, daß wir gemeinsam einen Weg finden müssen, der uns nicht auseinanderdividiert, sondern zusammenbringt; denn die Gewinner dieser Emotionen sind nicht diejenigen, denen der innere Frieden Deutschlands in der Zukunft besonders am Herzen liegt.
    Ich danke Ihnen sehr.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Spanier.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Spanier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich hätte große Lust, einen kleinen Exkurs über Trüffelschweine vorauszuschicken - vielleicht trauen Sie mir da einen gewissen Sachverstand zu -, habe aber gerade gehört, daß meine Zeit sehr knapp bemessen ist. Deswegen verkneife ich mir das.
    Zur Sache: Herr Töpfer, Sie haben an dieser Stelle am 25. November 1994, so glaube ich, die Grundsätze Ihrer Wohnungs- und Städtebaupolitik formuliert und dabei ganz besonders zwei Grundsätze herausgehoben: Erstens, Wohnungs- und Städtebaupolitik ist angewandte Familienpolitik. Zweitens, Wohnungs- und Städtebaupolitik ist angewandte Sozialpolitik.
    An diesen Maßstäben muß sich Ihre Politik natürlich messen lassen. Wenn man diese Maßstäbe an die wichtige Entscheidung, um die es in dieser Debatte geht, anlegt, dann sind Sie Ihren eigenen Ansprüchen - das muß ich Ihnen sagen, Herr Töpfer -, dann ist auch die Koalition ihren Ansprüchen mit diesem Gesetzentwurf nicht gerecht geworden:

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Die soziale Abfederung - ich bleibe in diesem Bild - reicht nicht. Die Harten, die mit der Einführung der Vergleichsmiete vorgesehen sind, schlagen voll durch.
    Wir fordern im Zusammenhang mit der Einführung der Vergleichsmiete - Herr Luther, da haben Sie etwas falsch verstanden; zumindest habe ich das Ihren Worten entnommen - ein doppeltes Junktim, nämlich eine Verbesserung beim Wohnsondergeld und Verbesserungen beim Wohngeld West. Beides muß zusammen gesehen werden.

    (Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Steht leider nicht im Antrag!)

    - Natürlich steht das in unserem Antrag. Das müssen Sie überlesen haben.

    (Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Lesen Sie ihn doch einmal!)

    Ich werde Ihnen gern ein Viertelstündchen Nachhilfe leisten. Vom Beruf her, denke ich, habe ich da eine gewisse Qualifikation einzubringen.
    Wenn wir dieses Junktim nicht beachten, dann laufen immer mehr Menschen in den neuen wie in den alten Bundesländern Gefahr, daß die Mieten zur Armutsfalle werden, dann werden sich Verunsicherung und Angst bei Mieterinnen und Mietern zunehmend breit machen. Verunsicherung und Angst ist bereits jetzt nicht nur in den neuen Bundesländern, sondern auch in den alten Bundesländern, wie ich in meinem Wahlkreis festgestellt habe, in durchaus besorgniserregender Weise verbreitet.
    Auf die Auswirkung der Einführung der Vergleichsmiete ist heute schon mehrfach hingewiesen worden, ebenso darauf, daß es natürlich zu erhöhten Mietbelastungen kommen wird und daß „natürlich" Haushalte mit niedrigen Einkommen von diesen wachsenden Mietbelastungen besonders betroffen werden.
    Wir halten den Koalitionsvorschlag zum Wohngeld für unzureichend. Wir haben dafür mehrere Gründe. Zum einen: Wir haben Zweifel, ob der vorgesehene Freibetrag - das ist der eine Baustein - tatsächlich ausreichend ist, um die Mieterhöhungsspielräume wirklich aufzufangen.

    (Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wolfgang Spanier
    Wir haben zweitens die Sorge, daß die Regelung, daß schon ab einer Mieterhöhung von 30 DM das Wohngeld neu beantragt werden kann - zugestanden sei, daß dies eine Verwässerung bedeutet -, natürlich bürokratischen Aufwand schafft und das Ganze nur funktioniert, wenn alle, vor allen Dingen die Betroffenen, auch tatsächlich informiert sind, daß es diese Neuregelung gibt. Das ist - das ist vorhin schon angesprochen worden - angesichts der verkürzten Frist aber auch ein grundsätzliches Problem. Im Gutachten der Expertenkommission, die sich ausführlich zum Wohngeld äußert, wird auf Schätzungen hingewiesen, daß ca. 50 % der Wohngeldberechtigten ihren Anspruch nicht geltend machen. Dies ist ähnlich wie bei der Sozialhilfe und geschieht übrigens aus ähnlichen Motiven, gerade bei älteren Menschen aus Scham, schon bei der Miete von der Unterstützung durch den Staat abhängig zu sein.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir kritisieren an Ihrem Vorschlag natürlich besonders die Finanzierung; darauf ist schon hingewiesen worden. Es ist in der Tat für uns absolut nicht akzeptabel, daß 43 Millionen DM dadurch erwirtschaftet werden, daß sie beim sozialen Wohnungsbau gekürzt werden. Das bedeutet - ich hoffe, die Zahl ist richtig; man mag mich korrigieren, wenn sie falsch ist -, daß in den neuen Bundesländern ca. 500-1000 Sozialwohnungen weniger gefördert werden können. Diese Zahl wird in etwa stimmen.
    Das politisch Brisante, weil es hier in gehörigem Maße um ein Stück Psychologie geht, ist, daß Wohnungssuchende einerseits und Mieter andererseits gegeneinander ausgespielt werden, daß aus der einen Tasche etwas genommen wird, um es in die andere zu stecken. Das ist eine ganz gefährliche Entwicklung. Gerade bei diesem brisanten Thema halten wir das für einen ganz entscheidenden Fehler.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    In Ihrem Antrag fehlt völlig die Wohngeldanpassung West. Ich darf Ihnen dazu ein paar Fakten nennen.

    (Norbert Otto [Erfurt] [CDU/CSU]: Was hat das mit diesem Antrag zu tun?)

    - Sie müssen unseren Antrag lesen, lieber Kollege - ich kenne Ihren Namen leider noch nicht -, dann werden Sie sehen, worin der Zusammenhang besteht. Wenn Sie mir gütigerweise in den nächsten Minuten zuhören, wird es Ihnen vielleicht auch durch meinen Beitrag deutlich.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich darf ein paar Fakten zur Mietsituation in den alten Bundesländern anführen. Dort sind die Mieten seit 1990 um etwa 22 % gestiegen. Ende 1992 lagen 48 % der Mieten über den Miethöchstbeträgen; Ende 1995 werden es deutlich mehr als 65 % sein.

    (Iris Gleicke [SPD]: Unglaublich! Ein Skandal ist das!)

    Eine weitere Zahl: Zwischen 1992 und 1993 ist die Zahl der wohngeldberechtigten Haushalte um sage und schreibe 28 % gesunken. Die Einkommen sind gestiegen, aber - das wissen alle, die sich näher damit beschäftigt haben - sie sind nur nominal gestiegen. Zumindest bei den Arbeitnehmerhaushalten hat es in den letzten Jahren einen realen Kaufkraftverlust gegeben.
    Also: Die Miethöchstbeträge, die Einkommensgrenzen beim Wohngeld West stimmen hinten und vorne nicht mehr. Sie müssen dringend angepaßt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Weitere Schwächen: Die Kinderkomponente ist ungerecht. Benachteiligt sind vor allem Ein- und Zweipersonenhaushalte und damit wieder einmal Gruppen in unserer Gesellschaft, die auch auf anderen Feldern benachteiligt sind: Alleinerziehende und alte Menschen.
    Ein weiteres Problem ist - ich meine, auch dieses müssen wir in einer solchen Diskussion offen ansprechen -: Es gibt Verwerfungen zwischen dem Wohngeld Ost und dem Wohngeld West. Das sollten wir nicht verschweigen, obwohl dieses Thema sicherlich auch eines gewissen politischen Fingerspitzengefühls bedarf.

    (Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Das ist richtig!)

    - Ich bemühe mich darum. Ich hoffe, daß Sie mir das hinterher zugestehen werden.
    Die Rentnerin West mit 1 000 DM Rente, die monatlich 400 DM Miete bezahlen muß, hat einen Wohngeldanspruch von 133 DM. Ich weiß, man müßte die Wohnung differenzierter betrachten; das ist mir alles klar. Das Beispiel stammt übrigens ebenfalls aus dem Expertengutachten zur Wohnungspolitik.
    Die Rentnerin Ost mit einer Rente und einer Miete in derselben Höhe bekommt 244 DM.

    (Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Ich denke, die bekommt weniger Rente!)

    Das ist ein problematisches Verhältnis. Das hat, lieber Herr Luther - diesen Namen habe ich mir gemerkt -, überhaupt nichts mit der durchschnittlichen Rentenhöhe zu tun. Das wissen Sie selbst ganz genau.
    Um deutlich zu machen, wer durch die Wohngeldregelung West in der Tat benachteiligt ist, und um zu verdeutlichen, daß wir da von angewandter Familien- und Sozialpolitik weit entfernt sind, folgendes Beispiel. Ein 28jähriger in den alten Bundesländern, verheiratet, ein Kind, mit einem Einkommen in Höhe von 2 500 DM und einer monatlichen Mietbelastung von 800 DM - das sind ganz normale durchschnittliche Zahlen - hat einen Wohngeldanspruch von sage und schreibe null Mark.

    (Zuruf von der SPD: Skandalös!)


    Wolfgang Spanier
    Hier müssen dringend Anpassungen erfolgen. Ich möchte ausdrücklich sagen, damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Die besonderen Leistungen des Wohnsondergeldes in den neuen Bundesländern waren notwendig, waren dringend geboten wegen der außergewöhnlichen Situation in den neuen Bundesländern. Daran will niemand rütteln. Das will ich nicht in Frage stellen. Ich sage das deutlich, damit sich gar nicht erst etwas anderes in irgendeinem Hinterkopf festsetzt.
    Aber genauso gilt: Die Wohngeldanpassung in den alten Bundesländern ist längst überfällig.

    (Beifall bei der SPD)

    Längst überfällig ist die zehnte Novelle des Wohngeldgesetzes für ganz Deutschland. Ihr Gesetzentwurf ist demgegenüber nur Flickschusterei. Es paßt natürlich in die ganze Richtung, daß Sie das Wohngeld im Haushalt 1995 um sage und schreibe 800 Millionen DM gekürzt haben.
    Herr Minister Töpfer - leider ist er nicht mehr anwesend -, Sie waren in Ihrem Ministerium offensichtlich schon ein Stückchen weiter. Ich habe etwas mitgebracht.