Rede:
ID1302807600

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 13028

  • date_rangeDatum: 17. März 1995

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    Plenarprotokoll 13/28 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 28. Sitzung Bonn, Freitag, den 17. März 1995 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde, für die Aktuelle Stunde sowie der Vereinbarung über die Befragung der Bundesregierung in der Sitzungswoche ab 27. März 1995 1961 A Absetzung des Zusatzpunktes 8 von der Tagesordnung 1986 B Erklärung zum fünften Jahrestag der ersten freien Volkskammerwahlen Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 1988 A Erweiterung der Tagesordnung 2032 B Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Amke Dietert-Scheuer, Angelika Beer und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Abschiebestopp für Kurden und syrischorthodoxe Christen aus der Türkei (Drucksache 13/737) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktion der SPD: Respektvoller Umgang der Bundesregierung mit dem Deutschen Bundestag - Abschiebestopp für Kurdinnen und Kurden aus der Türkei (Drucksache 13/ 804) Erwin Marschewski CDU/CSU 1961 B, 1976 B Fritz Rudolf Körper SPD 1963 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1964 A Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. 1965 B Otto Schily SPD 1965 D Fritz Rudolf Körper SPD 1966 C Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1967 B Ina Albowitz F.D.P. 1967 C Dr. Burkhard Hirsch F.D.P 1967 D, 1971 A, 1972 B Ulla Jelpke PDS 1969 A Manfred Kanther, Bundesminister BMI 1969 D Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD 1972 A Ulrich Irmer F.D.P 1973 B Dietmar Schlee CDU/CSU 1974 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1975 C Günter Graf (Friesoythe) SPD 1976 A Namentliche Abstimmungen 1976 D, 1979 B, 1980 A Ergebnisse 1977 A, 1980 B, 1982 D Abstimmungen zu Vorlagen, die im Plenum am Donnerstag (16. 03. 95) bereits beraten wurden zu Tagesordungspunkt 3 g: Große Anfrage der Abgeordneten Michaele Hustedt, Gila Altmann (Aurich), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Internationaler Klimaschutz zu dem Klimagipfel in Berlin (Drucksachen 13/143, 13/758) hier: Abstimmung über Entschließungsanträge auf Drucksachen 13/790 und 13/831 1979 C Gunnar Uldall CDU/CSU (Erklärung nach § 31 G0) 1985 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN (Erklärung nach § 31 GO) 1985 B Elke Ferner SPD (Erklärung nach § 31 GO) 1985 C Namentliche Abstimmung 1985 D Ergebnis 1992 B zu Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Enkelmann und der PDS: Besteuerung von Flugkraftstoffen: (Drucksache 13/ 102) 1979 C zu Zusatztagesordnungspunkt 3: Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Schlußbericht der EnqueteKommission „Schutz der Erdatmosphäre": Mehr Zukunft für die Erde - Nachhaltige Energiepolitik für dauerhaften Klimaschutz zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Klimaschutz - Erste Vertragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention vom 28. März bis 7. April 1995 sowie Umsetzung des nationalen CO2-Minderungsprogramms zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Monika Ganseforth, Brigitte Adler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD zum Schlußbericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre": Mehr Zukunft für die Erde - Nachhaltige Energiepolitik für dauerhaften Klimaschutz zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Michaele Hustedt, Gila Altmann (Aurich), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Schlußbericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre": Mehr Zukunft für die Erde - Nachhaltige Energiepolitik für dauerhaften Klimaschutz (Drucksachen 12/ 8600, 13/232, 13/242, 13/260, 13/821) . 1979 C Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch - 3. SGB V-Änderungsgesetz -(Drucksachen 13/340, 13/736, 13/807) b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausführung des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1982 sowie des Übereinkommens vom 29. Juli 1994 zur Durchführung des Teils XI des Seerechtsübereinkommens (Ausführungsgesetz Seerechtsübereinkommen 1982/1994) (Drucksachen 13/ 193, 13/696) c) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes -§§ 44, 69b StGB - (Drucksachen 13/198, 13/635) d) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft Heinrich-Mann-Allee 107 in Potsdam, Flurstücke 347/1 und 347/5 der Flur 6 mit einer Gesamtgröße von 65 191 m2 an das Land Brandenburg (Drucksachen 13/210, 13/603) e) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung einer Teilfläche der bundeseigenen Liegenschaft Vauban-Kaserne in Freiburg an die Stadt Freiburg (Drucksachen 13/91, 13/604) f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Harmonisierung der Bedingungen für den Erwerb einzelstaatlicher Schifferpatente für den Binnenschiffsgüter- und -personenverkehr in der Gemeinschaft (Drucksachen 13/218 Nr. 95, 13/695) g) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: MwSt - Endgültige Einfuhren von Gegenständen (Drucksachen 13/218 Nr. 16, 13/723) 1986 C Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Dr. Helmut Lippelt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Beseitigung der Blockade in den deutsch-tschechischen Beziehungen (Drucksache 13/760) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zu den deutsch-tschechischen Beziehungen in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Andrea Lederer, Heinrich Graf von Einsiedel und der Gruppe der PDS: Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen (Drucksache 13/785) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Fraktion der SPD: Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen (Drucksache 13/805) Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 1989 C Günter Verheugen SPD 1994 D Hartmut Koschyk CDU/CSU 1997 C Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2000 A Hans Klein (München) CDU/CSU . . 2000 D Ulrich Irmer F.D.P 2002 D Markus Meckel SPD 2004 D Andrea Lederer PDS 2005 C Markus Meckel SPD 2006 C Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2008 A, 2010 C Karl Lamers CDU/CSU 2008 C Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Andrea Fischer (Berlin), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Überleitung der Mieten in den neuen Bundesländern und Ost-Berlin in das Vergleichsmietensystem durch wohnwertbezogene Preisbildungsfaktoren (Drucksache 13/549) b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Überleitung preisgebundenen Wohnraums im Beitrittsgebiet in das allgemeine Miethöherecht (Drucksache 13/783) c) Antrag der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Helmut Wilhelm (Amberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Verknüpfung einer Mietrechtsänderung Ost mit einer gleichzeitigen Wohngeldanhebung (Drucksache 13/ 546) d) Antrag des Abgeordneten Klaus-Jürgen Warnick und der weiteren Abgeordneten der PDS: Verlängerung der erweiterten Kündigungsschutzregelungen für Mieterinnen und Mieter in Ostdeutschland bis zum Jahr 2000 - (Drucksache 13/582) e) Antrag der Abgeordneten Achim Großmann, Robert Antretter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des Wohngeldes an erhöhte Mieten (Drucksache 13/620) f) Antrag des Abgeordneten Klaus-Jürgen Warnick und der Gruppe der PDS: Sozial verträgliches und überschaubares Mietensystem in Deutschland sowie Mindestbedingungen bei der Einführung des Vergleichsmietensystems in Ostdeutschland (Drucksache 13/759) Dr. Michael Luther CDU/CSU 2011 C Iris Gleicke SPD 2013 B Dr. Michael Luther CDU/CSU 2014 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 2014 D, 2024 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2015 D Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 2018 A Dr. Gregor Gysi PDS 2019 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . 2021 C Achim Großmann SPD . . . . 2022 C, 2026 D Iris Gleicke SPD 2022 D Dr. Jürgen Heyer, Minister (Sachsen-Anhalt) 2023 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 2025 B Dr. Gregor Gysi PDS 2027 C Wolfgang Spanier SPD 2028 B Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . . . 2030 C Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Heuer, Klaus-Jürgen Warnick und der weiteren Abgeordneten der PDS: Moratorium zum Schutze der redlichen Nutzer und Nutzerinnen vor der zivilrechtlichen Durchsetzung von Rückübertragungsansprüchen im Beitrittsgebiet (Drucksache 13/613) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 13: Antrag der Abgeordneten Rolf Schwanitz, Hans-Joachim Hacker, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vorrang für die Nutzer in Ostdeutschland (Drucksache 13/803) Klaus-Jürgen Warnick PDS 2032 C Rolf Schwanitz SPD 2033 C Dr. Michael Luther CDU/CSU 2035 C Heinz Lanfermann F.D.P 2037 B Rainer Funke, Parl. Staatssekretär BMJ 2038 C Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Rolf Schwanitz, Hans-Joachim Hacker, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vereinheitlichung des Bergrechts nach der deutschen Einheit (Drucksache 13/550) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Vera Lengsfeld und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Neuregelung des Bundesbergrechts (Drucksache 13/787) Hans-Joachim Hacker SPD 2039 D Joachim Hörster CDU/CSU 2041 B Ulrich Petzold CDU/CSU 2041 D Hans-Joachim Hacker SPD 2042 A Vera Lengsfeld BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2043 D Jürgen Türk F.D.P 2045 A Gerhard Jüttemann PDS 2045 D Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMWi 2047 A Nächste Sitzung 2048 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 2049* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 10 (Antrag: Moratorium zum Schutze der redlichen Nutzer und Nutzerinnen vor der zivilrechtlichen Durchsetzung von Rückübertragungsansprüchen im Beitrittsgebiet) Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2049* B Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 2050* C 28. Sitzung Bonn, Freitag, den 17. März 1995 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Austermann, Dietrich CDU/CSU 17. 03. 95 Bierstedt, Wolfgang PDS 17. 03. 95 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 17. 03. 95 Hartmut Ernstberger, Petra SPD 17. 03. 95 Dr. Gerhardt, Wolfgang F.D.P. 17. 03. 95 Dr. Glotz, Peter SPD 17. 03. 95 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 17. 03. 95 Heym, Stefan PDS 17. 03. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 17. 03. 95 Homburger, Birgit F.D.P. 17. 03. 95 Janssen, Jann-Peter SPD 17. 03. 95 Klappert, Marianne SPD 17. 03. 95 Knoche, Monika BÜNDNIS 17. 03. 95 90/DIE GRÜNEN Koppelin, Jürgen F.D.P. 17. 03. 95 Labsch, Werner SPD 17. 03. 95 Neumann (Gotha), SPD 17. 03. 95 Gerhard Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 17. 03. 95 Hermann Schloten, Dieter SPD 17. 03. 95 von Schmude, Michael CDU/CSU 17. 03. 95 Schumann, Ilse SPD 17. 03. 95 Dr. Schwall-Düren, SPD 17. 03. 95 Angelica Dr. Skarpelis-Sperk, SPD 17. 03. 95 Sigrid Vergin, Siegfried SPD 17. 03. 95 Voigt (Frankfurt), SPD 17. 03. 95 Karsten D. Zierer, Benno CDU/CSU 17. 03. 95 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 10 (Antrag: Moratorium zum Schutze der redlichen Nutzer und Nutzerinnen vor der zivilrechtlichen Durchsetzung von Rückübertragungsansprüchen im Beitrittsgebiet) Gerald Häfner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die mißlungene Regelung der offenen Vermögensfragen Anlagen zum Stenographischen Bericht beschäftigt den Bundestag seit 1990. Für mich als damaligem Obmann der Fraktion DIE GRÜNEN im Ausschuß Deutsche Einheit und im Rechtsausschuß ist es schon ein merkwürdiges Gefühl, jetzt, nach vier Jahren, all die Probleme ungelöst wiederzufinden, auf die ich damals schon in den Ausschußberatungen hingewiesen habe, bzw. die als Konsequenz unzähliger falsch getroffener Entscheidungen damals schon absehbar waren. Seit Jahren beschäftigt sich der Bundestag nun mit Korrekturen an den großenteils nicht mehr wiedergutzumachenden Fehlern aus dem Einigungsvertrag. Wie schon Dr. Ullmann, der in den vergangenen vier Jahren die Eigentumsproblematik bearbeitet hat, halte ich es für falsch, alle Kritik an der Eigentumsregelung auf die Formel: Rückgabe vor Entschädigung zu reduzieren und zu glauben, alle Probleme ließen sich durch eine Umdrehung dieses Prinzips heilen. Das ist zu einfach. Im übrigen ist es - lassen Sie mich das an dieser Stelle sagen - in meinen Augen unerläßlich, daß die Besitzer von Mauergrundstücken in Berlin wie die Zwangsausgesiedelten aus den Grenzgebieten den übrigen Eigentümern gleichgestellt werden. Viel gravierender - und politisch durch nichts zu rechtfertigen - ist die Tatsache, daß die Bundesregierung mit ihrer Fixierung auf „teilungsbedingte" Vermögensverschiebungen massive, rechts- und sozialpolitisch nicht hinnehmbare Ungerechtigkeiten geschaffen hat. Verfolgte, die in der DDR selbst geblieben sind, müssen heute um ihr altes Eigentum kämpfen, während jene, die in den Westen gegangen sind - oder deren Erben -, das volkseigen gewordene Eigentum zurückbekommen. Das betrifft vor allem die großen Mietwohnungskomplexe. Große Teile der Innenstädte ostdeutscher Kommunen gehen auf diesem Weg in westliches Eigentum über. Niemand darf sich von daher wundern, wenn die Menschen enttäuscht, besorgt und verängstigt sind. Trotz der Schutzvorkehrungen im Sachenrechts- und im Schuldrechtsänderungsgesetz müssen viele Nutzer Angst um ihre Wohnung haben. Allerdings ist die Angst der Menschen, ihren persönlichen Besitz am eigenen Haus zu verlieren, oft sehr viel größer als die reale Gefahr. Und den Menschen im Osten ist wenig damit gedient, wenn man, statt konstruktive Politik in diesem Bereich zu machen, seine Energie darauf verlegt, die Angst noch zu schüren. Die Eigenheimbesitzer mit der Erbbauregelung im Sachenrechtsänderungsgesetz und - mit Abstrichen - auch die Datschenbesitzer, die wenigstens einen besseren Kündigungsschutz bekommen haben, gehören gerade nicht zu den am härtesten betroffenen Verlierern der Deutschen Einheit. Das sei hier auch dem Eigenheimbesitzer Herrn Warneck gesagt. Die Erbbauregelung als sinnvoller Interessenausgleich wurde seinerzeit übrigens von der Bundestagsgruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN durch unseren Gesetzentwurf ins Gespräch gebracht. Auch daß älteren Nutzer sogar ein lebenslanges Nutzungsrecht ihrer Datschen eingeräumt wurde, eine massive Verbesserung der ursprünglichen Regelung, ist dem Druck von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu verdanken. Auch wenn wir uns mit der noch weitergehenden Forderung des Nießbrauchs nicht durchsetzen konnten: So muß man Politik für die Interessen der Leute machen und nicht mit platten populistischen Phrasen und dem Schüren von Angstkampagnen. Während wir uns im Interesse der Menschen um konkrete Verbesserungen im Gesetz bemüht haben, haben die Kolleginnen und Kollegen von der PDS ihre Aufgabe mehr darin gesehen, die Unsicherheiten und Ängste zu schüren und mit der Angst der Menschen Wahlkampf zu betreiben. Im übrigen: Die von Ihnen in Ihrem Antrag genannte Zahl, wonach 40 Prozent der Nutzer wegen Fehlens ordnungsgemäßer Verträge aufgrund zivilrechtlicher Ansprüche ihr Haus für die Alteigentümer räumen müssen, ist nach unserer Kenntnis viel zu hoch - ich weiß gar nicht, woher sie die Zahl haben. Ich teile die im Antrag der PDS und auch dem der SPD zum Ausdruck gekommene Kritik an bestimmten Gerichtsentscheidungen. Der Bundesgerichtshof ist - nicht nur räumlich - weit weg vom Schuß. Er sollte wirklich gelegentlich nach Leipzig gehen, damit er weiß, was im Osten wirklich los ist. Es geht nicht an, daß zivilrechtliche Mängel, die von den Nutzern nicht zu verantworten sind, sondern auf das Handeln von DDR-Behörden zurückgehen, heute zum Anlaß genommen werden können, den im Vermögensgesetz verankerten Schutz der Nutzer zu unterlaufen. Im Mittelpunkt des Vermögensgesetzes steht zunächst der Schutz des redlichen Grundstückserwerbers. Vertragsmängel bei Grundgeschäften oder bei der Bestellung eines Nutzungsrechts von damals dürfen heute den Schutz der Nutzer nicht leerlaufen lassen. Die DDR war nicht allein im Umgang mit ihren Kritikern ein Unrechtsstaat. Sie hat eben auch in der Umsetzung ihres Tuns - auf allen Gebieten - die Rechtsförmigkeit von Verfahren oft nicht eingehalten. Informelle Absprachen und Kungeleien waren üblicher als Verträge und öffentlich gemachte Vereinbarungen. Diese fehlende Bindung der damaligen Verwaltung an das Recht kann aber doch heute nicht plötzlich zu einer Anspruchsgrundlage für Alteigentümer umgebaut werden. Hier besteht Handlungsbedarf! Ich fordere die Bundesregierung dringend auf, den vorgesehenen Schutz der Nutzer auch auf Fälle zu erstrecken, in denen etwaige Vertragsmängel auf das Handeln bzw. Unterlassen der DDR-Behörden zurückzuführen ist. Der dogmatische Maßstab westdeutschen Zivilrechts ist ein untaugliches Instrument für die Bewertung der unter ganz anderen Bedingungen zustande gekommenen, formal auf das Zivilgesetzbuch der DDR gestützten, letztlich aber von der Nomenklatura bestimmten Verträge. Was wir brauchen, ist eine klar definierte gesetzliche Regelung, die sicherstellt, daß der im Vermögensgesetz angelegte Schutz nicht zivilrechtlich unterlaufen werden kann. Hierzu sollten wir - was ich hiermit tue - die Bundesregierung auffordern. Ein Moratorium, wie es die PDS fordert, wird dieser Aufforderung kaum gerecht. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 681. Sitzung am 10. März 1995 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Änderung des Asylverfahrensgesetzes Gesetz zu dem Übereinkommen vom 18. Mai 1992 über den Beitritt des Königreichs Spanien und der Portugiesischen Republik zu dem am 19. Juni 1980 in Rom zur Unterzeichnung aufgelegten Übereinkommen über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht Der Vorsitzende des Innenausschusses hat mitgeteilt, daß er gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der Drucksache 12/8487 absieht. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses hat mitgeteilt, daß er gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der Drucksache 13/130 absieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 13/218 Nr. 108 Drucksache 13/218 Nr. 109 Finanzausschuß Drucksache 13/478 Nr. 2.2 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/218 Nr. 104 Drucksache 13/218 Nr. 105 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/478 Nr. 1.3 Drucksache 13/478 Nr. 2.3 Drucksache 13/478 Nr. 2.5 Drucksache 13/478 Nr. 2.7 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/218 Nr. 94 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/218 Nr. 100 Innenausschuß Drucksache 13/269 Nr. 1.3 Drucksache 13/343 Nr. 2.12
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    Rede von Günter Verheugen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Bundesaußenminister hat soeben in seiner Regierungserklärung ein insgesamt positives Bild der deutsch-tschechischen Beziehungen gezeichnet. Herr Kinkel, ich kann dieser Beschreibung nicht folgen, ich kann diese Auffassung nicht teilen. Ihre Regierungserklärung war beschönigend, verharmlosend und vertuschend;

    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    denn in Wahrheit befinden sich die deutsch-tschechischen Beziehungen in einer Krise, in einer Blockade.

    Günter Verheugen
    Diese Blockade haben Sie, hat die Bundesregierung zu verantworten.

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Das geht jetzt zu weit! Jörg van Essen [F.D.P.]: Er hat gar nicht zugehört!)

    Der tschechische Präsident hat am 17. Februar vor der Karls-Universität in Prag jene denkwürdige und bedenkenswerte Rede gehalten, die letztlich auch der Anlaß zu dieser Debatte heute ist. Sie richtete sich in erster Linie an seine Landsleute. Sie mußte aber uns aufhorchen lassen. Havels Ausführungen waren geprägt von Beunruhigung und leider sogar von Resignation über den derzeitigen Stand des deutsch-tschechischen Verhältnisses.
    Dennoch ist es keine resignative Rede gewesen; denn gleichzeitig rief er dazu auf, die Stagnation in den bilateralen Beziehungen zu überwinden, die Angebote zu einem zukunftsorientierten Dialog aufzunehmen. Wenn also der Präsident unseres Nachbarlandes von Stagnation redet, wenn er dazu auffordert, den Dialog endlich aufzunehmen, dann ist mir nicht verständlich, wie unser Außenminister hier so tun kann, als gäbe es diese Probleme nicht. Präsident Havel hat sich in seiner Rede ausdrücklich zu seinem Glauben an ein demokratisches, liberales, europäisches Deutschland bekannt, das sich der Bedeutung des deutsch-tschechischen Verhältnisses bewußt ist und sich der Aufforderung zur konstruktiven Zusammenarbeit nicht entziehen wird.
    Wir teilen die Sorge Havels über die Tristesse in den deutsch-tschechischen Beziehungen, wir teilen aber auch seine Hoffnungen. Diese Sorgen und Hoffnungen liegen unserem Antrag zugrunde. Sie sind Inhalt der heutigen Debatte, Inhalt unserer Forderungen an die Bundesregierung zur grundlegenden Verbesserung unserer Beziehungen zur Tschechischen Republik.
    Meine Kritik richtet sich in erster Linie an die Bundesregierung. Sie hat die Bedeutung des deutschtschechischen Verhältnisses nicht erfaßt.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ach!)

    Sie hat es versäumt, die herrschende Sprachlosigkeit zu überwinden. Sie haben es aus kleinlichen innenpolitischen Gründen zugelassen, daß die bilateralen Beziehungen verludert sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Und am Schlimmsten: Sie haben sich bisher nicht einmal bereit gefunden, sich zu der dringend notwendigen Geste gegenüber den tschechischen NaziOpfern aufzuraffen. Heute, Herr Kinkel, haben Sie nun gesagt: „Die Zeit eilt." Ja, die Zeit eilt wirklich. Dann handeln Sie doch endlich, machen Sie ein Angebot!

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Ihr tschechischer Kollege hat heute einen Vorschlag unterbreitet, der sich auch in dem Antrag meiner Fraktion wiederfindet, nämlich die Gründung einer Stiftung, aus der neben zukunftsbezogenen Projekten zur Finanzierung von Maßnahmen zur Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen auch die tschechischen Nazi-Opfer mit einer Geste - mehr als eine Geste wird es ja nicht sein können - entschädigt werden können. Wenn wir das aber nicht endlich umsetzen, dann ist alles Reden über die deutsch-tschechischen Beziehungen unnütz, weil uns niemand glauben wird, daß wir es ernst meinen.
    Die Bundesregierung hat mit der Herstellung eines Junktims zwischen der Entschädigung tschechischer NS-Opfer und dem tschechischen Entgegenkommen in der Frage der Sudetendeutschen viel Unheil angerichtet.

    (Beifall bei der SPD)

    Und auch Ihre Regierungserklärung, Herr Kinkel, war in dieser Frage wieder genauso ambivalent wie alles, was die Regierung in den letzten Jahren in dieser Frage getan hat.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: So ein Unsinn, was Sie reden!)

    Sie reden von der ausgestreckten Hand, die Sie ergreifen wollen, und sagen dann, das setze Bereitschaft auf beiden Seiten voraus. Lieber Herr Kinkel, entweder ist die Hand ausgestreckt - dann ist die Bereitschaft da -, oder sie ist nicht ausgestreckt. Was Sie gesagt haben, ist auch logisch - verzeihen Sie bitte - einfach Unsinn.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Ergreifen Sie die Hand!
    Der Bundeskanzler hat ja irgendwann einmal gesagt, diese Angelegenheit sei Chefsache. Das heißt nach aller Erfahrung: Sie bleibt liegen. Das deutschtschechische Verhältnis ist von überragender Bedeutung. Daran möchte ich sowohl den Bundeskanzler, der Historiker ist,

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Na, na!)

    als auch den Bundesaußenminister, der Jurist ist, erinnern. Denn der verheerende Stand dieser Beziehungen ist beiden anzulasten. Ich brauche hier nicht zu erklären -

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Was sie sind, fragen wir nicht!)

    - weil das Haus ganz gewiß genug Geschichtsbewußtsein hat, um die Bedeutung der tausendjährigen gemeinsamen Geschichte unserer beider Völker anzuerkennen, um zu ermessen, was die gemeinsame Grenze und die enge Nachbarschaft, die wir heute haben, bedeutet, und um zu ermessen, welche große Aufgabe die Gestaltung unserer Beziehungen als gemeinsame europäische Perspektive ist.

    Günter Verheugen
    Das Verhältnis zwischen unseren beiden Völkern ist nicht nur ein Problem der Tschechen und der Deutschen, es ist ein zentrales Problem des europäischen Friedens und der europäischen Zukunft.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, für die positive Weiterentwicklung der deutsch-tschechischen, aber auch der deutsch-slowakischen Beziehungen bietet der bilaterale Vertrag vom Februar 1992 eine hervorragende Grundlage. In der Präambel dieses Vertrags sind die Verbrechen und das Leid erwähnt, die wechselseitig beiden Völkern angetan worden sind. Aber die Möglichkeiten, die dieser Vertrag bietet, sind bisher keineswegs ausgeschöpft worden.
    Wir haben dem Vertrag seinerzeit im Bundestag zugestimmt, ihn sogar als einen besonders guten Vertrag gelobt. Das ist er auch. Deshalb will ich Ihnen nicht verschweigen, daß ich geradezu erbittert bin, wenn ich sehe, daß die Bundesregierung diesen Vertrag offenbar als einen unwichtigen Fetzen Papier ansieht, von Verantwortung in der Welt schwadroniert und schon beim Nachbarn diese Verantwortung vergißt. Ich finde das jämmerlich.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD - Bundesminister Friedrich Bohl: Frechheit!)

    Heute sprechen wir über das deutsch-tschechische Verhältnis. Mit den deutsch-slowakischen Beziehungen werden wir uns gesondert beschäftigen müssen. Ich plädiere nachdrücklich für eine Intensivierung des deutsch-tschechischen Dialogs auf allen Ebenen, um die Sprachlosigkeit zu überwinden, Mißverständnisse zu vermeiden und gemeinsame, nach vorn gewandte Lösungen zu finden. Dieser Dialog darf nicht als Exklusivveranstaltung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen verstanden werden, er muß aber die Sudetendeutschen einschließen.
    Bei der Revitalisierung des bilateralen Vertrages sollten Jugendaustausch, Sprachkompetenz durch die Gründung bilingualer Schulen und grenzüberschreitende Euro-Regionen zu besonderen Schwerpunkten gemacht werden.
    Ich bitte Sie noch einmal dringlich, der Regierung der Tschechischen Republik das Angebot einer gemeinsamen Stiftung zu unterbreiten, die zukunftsgerichtet zur Verbesserung unserer Beziehung tätig wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, das künftige Europa kann nicht auf Begriffen von Kollektivschuld und Kollektivverurteilung aufgebaut werden. Präsident Havel gebührt das Verdienst, das Unrecht der Vertreibung der Sudetendeutschen beim Namen genannt zu haben. Wir kommen in Europa nur weiter, wenn wir Unrecht auch als Unrecht benennen. Eine Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat ist moralisch nicht zu rechtfertigen und juristisch nicht zu legitimieren.

    (Beifall bei der SPD)

    Das Prinzip gilt auch, wenn, wie im Fall der BenesDekrete, ein noch größeres Unrecht durch den Angriff Hitler-Deutschlands auf die Tschechoslowakei vorangegangen war. Es geht in dieser prinzipiellen Frage nicht allein um die Sudetendeutschen, die vor einem halben Jahrhundert vertrieben wurden. Es geht auch um das Schicksal von Millionen von Menschen in Europa, die heute vertrieben werden oder morgen vertrieben werden könnten.
    Wir bedauern deshalb die Tatsache, daß sich das tschechische Verfassungsgericht nicht dazu durchringen konnte, die entsprechenden Artikel der Beneš-Dekrete, die heute noch in Kraft sind, für Unrecht zu erklären. An dieser Stelle haben auch wir Bitten an die tschechische Regierung und an das tschechische Parlament.
    Zu bedauern aber bleibt, daß auf den ersten mutigen Schritt zur Aussöhnung durch Vaclav Havel, der, wie wir alle wissen, mit seiner kritischen Haltung zur Vertreibung allein oder ziemlich allein stand, keine adäquate deutsche Reaktion erfolgt ist.
    Die Anerkennung der deutschen Verbrechen am tschechischen Volk durch den nationalsozialistischen Überfall und die Besetzung der Tschechoslowakei hat eben nicht zu einem Verzicht von Teilen der Sudetendeutschen auf ihre Rückgabeforderung geführt. Ein Teil dieser Landsmannschaft blockiert immer noch eine nach vorne gewandte, auf Aussöhnung gerichtete Politik mit Forderungen nach materieller Entschädigung.
    Diese lauthals erhobenen Ansprüche, die, wie auch die Sudetendeutschen wissen, keinerlei Aussicht auf Realisierung haben, führen zu Angst und Unsicherheit in den betroffenen Gebieten der Tschechischen Republik und stärken die Versöhnungsunwilligen auf beiden Seiten.
    Die Bundesregierung weiß ganz genau, daß der tschechische Staat auseinanderbrechen würde, wollte er anfangen, eine solche Entscheidung in Aussicht zu stellen. An einem solchen Auseinanderbrechen kann niemandem bei uns gelegen sein.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wir sollten jeden Eindruck vermeiden, als gäbe es in unserer Einschätzung der Beziehungen zum tschechischen Volk eine kleinkrämerische Aufrechnungsmentalität. Darum ist es unerläßlich, daß sich die Bundesregierung endlich dazu aufrafft, die Geste zur Entschädigung der wenigen überlebenden tschechischen NS-Opfer zu machen. Sie darf nicht auf Druck von sudetendeutschen Scharfmachern das Junktim zwischen der Entschädigung von NS-Opfern und Vertriebenen akzeptieren.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Denn auf diese perfide Weise spielen sich die Versöhnungsunwilligen auf beiden Seiten gegenseitig in die Hände. Es sollte auf gar keinen Fall durch Zeitablauf der Eindruck erweckt werden, daß man viel-

    Günter Verheugen
    leicht gar auf eine biologische Lösung dieses Problems hofft. Je länger wir mit der Lösung dieser Frage warten, desto größer wird die Schande für unsere Politik und für unser Land.
    Meine Damen und Herren, wir fordern die Bundesregierung auf, ohne Vorbedingungen die Entschädigungen der Betroffenen entsprechend den Entschädigungsregelungen für Polen, Rußland und andere Länder durchzuführen. Gleichzeitig appellieren wir an das tschechische Parlament, mit einer symbolischen Geste Hilfen für die enteigneten, noch in der tschechischen Republik verbliebenen Deutschen zu ermöglichen.
    Die Angebote Havels, beispielsweise was das Recht auf Rückkehr in die Tschechoslowakei angeht, sind bisher nicht ausführlich gewürdigt worden. Herr Kinkel hat heute in seiner Regierungserklärung darauf hingewiesen. Wir treten für Ehrlichkeit ein. Wir sagen, jeder Sudetendeutsche sollte, wenn er dies wünscht, in seine Heimat zurückkehren dürfen. Aber er muß wissen, daß das eine Rückkehr in die Tschechische Republik ist, die, wie wir hoffen, bald ein vollgültiges Mitglied der Europäischen Union sein wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich habe am Anfang von Sorge und Hoffnung gesprochen, was die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern und Völkern angeht. Ich glaube, daß die Hoffnung obsiegt. Ich habe guten Grund, daran zu glauben, weil es doch gerade unter den Sudetendeutschen Vertriebene gibt, die sich seit Jahrzehnten um die Verständigung und Aussöhnung unserer Völker bemühen.
    Ich möchte hier beispielhaft die verdienstvolle Arbeit der sozialdemokratischen Seliger-Gemeinde nennen. Die deutschen Sozialdemokraten, die für den tschechischen Staat eintraten, gehörten nach dem Einmarsch in die Tschechoslowakei zu den ersten Opfern der Nazis. 30 000 von ihnen sind in deutschen Konzentrationslagern umgekommen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline

Es ist großartig, daß viele Nachkommen unserer ehemaligen Mitbürger deutscher Nationalität sich heutzutage selbstlos und geduldig für die Versöhnung zwischen unseren beiden Völkern einsetzen.
Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist die Verpflichtung, die für uns alle gilt.
Danke schön.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Burkhard Hirsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Das Wort hat der Kollege Koschyk.