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    Plenarprotokoll 12/197 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 197. Sitzung Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 Inhalt: Absetzung des Punktes 13 a von der Tagesordnung 17105A Tagesordnungspunkt 16: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften des Sozialgesetzbuchs fiber den Schutz der Sozialdaten sowie zur Änderung anderer Vorschriften (Zweites Gesetz zur Änderung des Sozialgesetzbuchs) (Drucksachen 12/5187, 12/6306, 12/6334) Jochen Feilcke CDU/CSU 17105B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 17106D Jochen Feilcke CDU/CSU 17108A Hans-Eberhard Urbaniak SPD 17108B Dr. Gisela Babel F.D.P. 17109B Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17110A Tagesordnungspunkt 15: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Ausblick auf die Tagung des Europäischen Rates am 10./11. Dezember 1993 in Brüssel b) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Peter Kittelmann, Michael Stübgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Helmut Haussmann, Dr. Cornelia von Teichman, Georg Gallus, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Vollendung des europäischen Binnenmarktes (Drucksachen 12/4827, 12/5589) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu dem Entwurf eines einheitlichen Wahlverfahrens für die Mitglieder des Europäischen Parlaments (Drucksachen 12/4703, 12/5753) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: 51. Bericht der Bundesregierung über die Integration der Bundesrepublik Deutschland in die Europäischen Gemeinschaften (Berichtszeitraum 1. Juli bis 31. Dezember 1992) (Drucksachen 12/4678, 12/5757) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung aa) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung — Vorschlag für einen Beschluß des Rates über das vierte Rahmenprogramm der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im Bereich der Forschung, der technologischen Entwicklung und der Demonstration (1994 bis 1998) — Vorschlag für einen Beschluß des Rates über ein Rahmenprogramm für gemeinschaftliche Maßnahmen im Bereich der Forschung und Ausbildung für die Europäische Atomgemeinschaft (1994-1998) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 bb) zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Arbeitsdokumenten der Kommission für das Vierte gemeinschaftliche Rahmenprogramm im Bereich der Forschung und technologischen Entwicklung (1994-1998) (Drucksachen 12/5749 Nr. 3.59, 12/5457, 12/6213) f) Erste Beratung des von der Gruppe der PDS/Linke Liste eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Europawahlgesetzes — Einführung des aktiven und passiven Wahlrechts für Unionsbürgerinnen und Unionsbürger (Drucksache 12/6115) g) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Einsetzung eines Ausschusses des Deutschen Bundestages gemäß Artikel 45 Satz 1 des Grundgesetzes (Ausschuß für Angelegenheiten der Europäischen Union) (Drucksache 12/6283) h) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Einsetzung des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union (Unionsausschuß) gemäß Artikel 45 Satz 1 des Grundgesetzes (Drucksache 12/6036) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Verwirklichung des Subsidiaritätsprinzips (Drucksachen 12/4054, 12/6256) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum freien Personenverkehr gemäß Artikel 8 a des EWG-Vertrags zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum freien Personenverkehr gemäß Artikel 8 a (EWG) (Drucksachen 12/5173, 12/5534, 12/6257) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Arbeitsprogramm der Kommission für 1993-1994 (Drucksachen 12/5190 Nr. 2.13, 12/6258) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Mitteilung der Kommission an den Rat und Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Gewährung einer Bürgschaft der Gemeinschaft an die Europäische Investitionsbank für etwaige Verluste aus Darlehen für Vorhaben in Albanien (Drucksachen 12/4797 Nr. 3.2, 12/6259) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Zahlungsverkehr im Rahmen der Wirtschafts- und Währungsunion (Drucksachen 12/4505, 12/6260) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Europäische Investitionsfonds (EIF) — Vorschlag für einen Zusatz zu dem Protokoll über die Satzung der Europäischen Investitionsbank, mit dem der Rat der Gouverneure der EIB zur Errichtung des Europäischen Investitionsfonds ermächtigt wird — Vorschlag für einen Beschluß des Rates über die Mitgliedschaft der Gemeinschaft im Europäischen Investitionsfonds (Drucksachen 12/4555 Nr. 2.6, 12/6261) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung — Mitteilung der Kommission zu den Interventionen der Europäischen Investitionsbank in den mittel- und osteuropäischen Ländern — Vorschlag für einen Beschluß des Rates über eine Garantieleistung der Gemeinschaft für etwaige Verluste der Europäischen Investitionsbank aus Darlehen für Vorhaben in Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 III — den mittel- und osteuropäischen Ländern (Polen, Ungarn, Tschechische Republik, Slowakische Republik, Rumänien, Bulgarien, Lettland, Estland, Litauen und Albanien) (Drucksachen 12/5662 Nr. 3.4, 12/6265) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Gruppe der PDS/Linke Liste: Forderungen an die künftige Europapolitik der Bundesregierung (Drucksache 12/6282) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Forderungen an die künftige Europapolitik der Bundesregierung (Drucksachen 12/6106, 12/6335) Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . . 17113B Oskar Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 17118A, 17126D, 17128B Dr. Renate Hellwig CDU/CSU . . . . 17120A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 17122D, 17127D Joachim Hörster CDU/CSU (zur GO) . . 17127B Dr. Helmut Haussmann F D P 17129B Dr. Hans Modrow PDS/Linke Liste . . . 17131C Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17133B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . . 17134D Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . 17137D Ulrich Irmer F.D.P. 17138C Peter Kittelmann CDU/CSU 17139B Dr. Renate Hellwig CDU/CSU 17141D, 17144A Ingrid Matthäus-Maier SPD 17143 C Siegmar Mosdorf SPD 17144 C Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/ CSU 17147A Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17148A Michael Stübgen CDU/CSU 17149 C Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 17151A Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) fraktionslos 17152B Ortwin Lowack fraktionslos 17153 A Ulrich Irmer F.D.P. 17154 B Dr. Uwe Küster 17154B Nächste Sitzung 17155D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17157* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jörg van Essen (F.D.P.) zur namentlichen Schlußabstimmung über den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Umsetzung des Spar-, Konsolidierungs- und Wachstumsprogramms in der 183. Sitzung vom 22. Oktober 1993 . 17158* B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Schulhoff (CDU/CSU) zu Tagesordnungspunkt 15 sowie Zusatztagesordnungspunkte 5 bis 12 und 15 (Europapolitik) 17158* B Anlage 4 Amtliche Mitteilungen 17159* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 17105 197. Sitzung Bonn, den 3. Dezember 1993 Beginn: 9.30 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 3. 12. 93 Antretter, Robert SPD 3. 12. 93* Bartsch, Holger SPD 3. 12. 93 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 3. 12. 93 Blunck (Uetersen), SPD 3. 12. 93 Lieselott Böhm (Melsungen), CDU/CSU 3. 12. 93* Wilfried Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 3. 12. 93 Brähmig, Klaus CDU/CSU 3. 12. 93 Breuer, Paul CDU/CSU 3. 12. 93 Burchardt, Ulla SPD 3. 12. 93 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 3. 12. 93 Peter Harry Doss, Hansjörgen CDU/CSU 3. 12. 93 Duve, Freimut SPD 3. 12. 93 Ehrbar, Udo CDU/CSU 3. 12. 93 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 3. 12. 93 Eylmann, Horst CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Faltlhauser, Kurt CDU/CSU 3. 12. 93 Formanski, Norbert SPD 3. 12. 93 Francke (Hamburg), CDU/CSU 3. 12. 93 Klaus Friedrich, Horst F.D.P. 3. 12. 93 Ganschow, Jörg F.D.P. 3. 12. 93 Ganseforth, Monika SPD 3. 12. 93 Gattermann, Hans H. F.D.P. 3. 12. 93 Dr. von Geldern, CDU/CSU 3. 12. 93 Wolfgang Gerster (Mainz), CDU/CSU 3. 12. 93 Johannes Gleicke, Iris SPD 3. 12. 93 Gries, Ekkehard F.D.P. 3. 12. 93 Grochtmann, Elisabeth CDU/CSU 3. 12. 93 Großmann, Achim SPD 3. 12. 93 Grünbeck, Josef F.D.P. 3. 12. 93 Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 3. 12. 93 Hackel, Heinz-Dieter F.D.P. 3. 12. 93 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 3. 12. 93 Heyenn, Günther SPD 3. 12. 93 Ibrügger, Lothar SPD 3. 12. 93 Jaffke, Susanne CDU/CSU 3. 12. 93 Jaunich, Horst SPD 3. 12. 93 Dr. Jens, Uwe SPD 3. 12. 93 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 3. 12. 93 Keller, Peter CDU/CSU 3. 12. 93 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 3. 12. 93 Klose, Hans-Ulrich SPD 3. 12. 93 Kolbe, Manfred CDU/CSU 3. 12. 93 Koltzsch, Rolf SPD 3. 12. 93 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 3. 12. 93 Koschnick, Hans SPD 3. 12. 93 Kretkowski, Volkmar SPD 3. 12. 93 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 3. 12. 93 Krziskewitz, Reiner CDU/CSU 3. 12. 93 Lamers, Karl CDU/CSU 3. 12. 93 Laumann, Karl Josef CDU/CSU 3. 12. 93 Löwisch, Sigrun CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Mahlo, Dietrich CDU/CSU 3. 12. 93 Marten, Günter CDU/CSU 3. 12. 93* Dr. Matterne, Dietmar SPD 3. 12. 93 Meckel, Markus SPD 3. 12. 93 Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 3. 12. 93 Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 3. 12. 93 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 3. 12. 93 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 3. 12. 93* Müller (Pleisweiler), SPD 3. 12. 93 Albrecht Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 3. 12. 93 Opel, Manfred SPD 3. 12. 93 Dr. Ortleb, Rainer F.D.P. 3. 12. 93 Paintner, Johann F.D.P. 3. 12. 93 Palis, Kurt SPD 3. 12. 93 Peter (Kassel), Horst SPD 3. 12. 93 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 3. 12. 93 Pfuhl, Albert SPD 3. 12. 93* Dr. Pick, Eckhart SPD 3. 12. 93 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 3. 12. 93* Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 3. 12. 93 Hermann Reddemann, Gerhard CDU/CSU 3. 12. 93* Reichenbach, Klaus CDU/CSU 3. 12. 93 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 3. 12. 93 Reschke, Otto SPD 3. 12. 93 Reuschenbach, Peter W. SPD 3. 12. 93 Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 3. 12. 93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 3. 12. 93 Ingrid Rother, Heinz CDU/CSU 3. 12. 93 Sauer (Stuttgart), Roland CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Scheer, Hermann SPD 3. 12. 93* Schmidt (Spiesen), Trudi CDU/CSU 3. 12. 93 Schmidt-Zadel, Regina SPD 3. 12. 93 Dr. Schmieder, Jürgen F.D.P. 3. 12. 93 von Schmude, Michael CDU/CSU 3. 12. 93* Dr. Schnell, Emil SPD 3. 12. 93 Dr. Scholz, Rupert CDU/CSU 3. 12. 93 Schütz, Dietmar SPD 3. 12. 93 Schulte (Hameln), SPD 3. 12. 93** Brigitte Schwalbe, Clemens CDU/CSU 3. 12. 93 Seibel, Wilfried CDU/CSU 3. 12. 93 Seiters, Rudolf CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Soell, Hartmut SPD 3. 12. 93* Dr. Sperling, Dietrich SPD 3. 12. 93 Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 3. 12. 93 Stachowa, Angela PDS/LL 3. 12. 93 Steiner, Heinz-Alfred SPD 3. 12. 93* Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Frhr. von Stetten, CDU/CSU 3. 12. 93 Wolfgang Dr. von Teichman, F.D.P. 3. 12. 93 Cornelia Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 3. 12. 93 Thierse, Wolfgang SPD 3. 12. 93 Titze-Stecher, Uta SPD 3. 12. 93 Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 3. 12. 93 Uldall, Gunnar CDU/CSU 3. 12. 93 Verheugen, Günter SPD 3. 12. 93 Dr. Vogel, Hans-Jochen SPD 3. 12. 93 Voigt (Frankfurt), SPD 3. 12. 93 Karsten D. Dr. Waffenschmidt, CDU/CSU 3. 12. 93 Horst Walz, Ingrid F.D.P. 3. 12. 93 Weis (Stendal), Reinhard SPD 3. 12. 93 Weisskirchen (Wiesloch), SPD 3. 12. 93 Gert Weißgerber, Gunter SPD 3. 12. 93 Welt, Jochen SPD 3. 12. 93 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 3. 12. 93 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 3. 12. 93 Zierer, Benno CDU/CSU 3. 12. 93* Zywietz, Werner F.D.P. 3. 12. 93 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jörg van Essen (F.D.P.) zur namentlichen Schlußabstimmung fiber den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Umsetzung des Spar-, Konsolidierungs- und Wachstumsprogramms in der 183. Sitzung vom 22. Oktober 1993 (Seite 15 884B) In der namentlichen Schlußabstimmung habe ich irrtümlich statt meiner Ja-Stimmkarte eine Ja-Stimmkarte des Abgeordneten Rainer Funke abgegeben. Wenn diese zweite Stimmkarte als meine gezählt wird, erhöht sich die Zahl der abgegebenen JaStimmen auf 323. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Schulhoff (CDU/CSU) zu Tagesordnungspunkt 15 sowie Zusatztagesordnungspunkte 5 bis 12 und 15 (Europapolitik) Als ich meinen Beitrag für die heutige Debatte vorbereitete, kam sofort eine besorgte Kollegin zu mir und fragte, wie ich denn jetzt zur Europäischen Integration stehen würde. Ihr waren offensichtlich noch meine kritischen Anmerkungen zu den Maastrichter Beschlüssen bewußt. Ich konnte sie jedoch beruhigen, denn ich war nie ein Gegner einer Intensivierung der Europäischen Zusammenarbeit. Im Gegenteil. Ich sehe in der Europäischen Union die einzige Chance für uns Deutsche, unsere Zukunft durch den Zusammenschluß der ökonomischen Potenzen der Völker Europas in Wohlstand, „Frieden und Freiheit zu wahren und zu festigen". So steht es treffend in der Präambel zum europäischen Vertragswerk. Dies war auch die große Vision des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, zu der es bis heute keine Alternative gibt und die durch die Politik Helmut Kohls weitergeführt und vertieft worden ist. Überall in der Welt versucht man, ähnliche Modelle zu verwirklichen. Ich hatte mich deshalb kritisch zu Maastricht geäußert, weil es in einigen Punkten des Vertrages noch erheblichen Klärungsbedarf gab. Die anschließenden Beratungen haben mir dann letztlich die Zustimmung erleichtert. In diesem Zusammenhang begrüße ich ausdrücklich das Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Ein ganz wichtiger Punkt dieser Entscheidung war und ist für mich, daß der Vertrag keinen Verfahrensautomatismus vorsieht, sondern daß die jeweiligen weiteren Integrationsschritte demokratisch begleitet werden müssen. Das bedeutet: Die letzte Entscheidung bleibt dem verfassungsmäßigen Souverän vorbehalten, also uns! Dies gilt auch für die Währungsunion. Wenn man auch ein entschiedener Befürworter der Europäischen Integration ist, so muß es nicht nur erlaubt, sondern sogar zwingend notwendig sein, den weiteren Integrationsprozeß konstruktiv- kritisch begleiten zu dürfen. Denn es gilt, bestehende Fehlentwicklungen zu korrigieren und eventuell neuen rechtzeitig vorzubeugen, damit die Menschen Vertrauen zu Europa gewinnen. Deshalb erlauben Sie mir diesbezüglich einige Anmerkungen. Mit Sorge betrachte ich die zur Zeit laufenden GATT-Verhandlungen und das leider immer noch nicht verabschiedete Blair-HouseAbkommen. Da der Abschlußtermin am 15. Dezember unmittelbar bevorsteht, hoffe ich auf Einsicht bei den Kontrahenten. Denn dieses Abkommen ist meiner Ansicht nach für die gesamte Weltwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Es bestimmt die Zukunft des Welthandels, an dem die Europäische Union immerhin mit 40 % beteiligt ist. In diesem Zusammenhang schreibt der bekannte Harvard-Professor Smyser, daß das westliche Bündnis durch den Zwang zu militärischer Zusammenarbeit trotz aller immer wieder auftretenden Querelen gefestigt wurde. Dieser Zwang ist mit der Überwindung Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 17159* des Ost-West-Konflikts weggefallen. Die neuen Säulen einer Zusammenarbeit sind Handel, Finanzen, Währung und wirtschaftliche Koordination. Diese strategische Bedeutung einer neuen Weltwirtschaftsordnung muß jedoch bewußter werden. Die Phase des kalten Krieges darf nicht ersetzt werden durch eine der „Handelskriege". Hier könnte gerade die Europäische Union ein positives Signal setzen, denn Europa darf nicht zu einer Festung versteinern, von deren Zinnen die Fratze des Protektionismus die übrige Welt erschreckt. Dies würde uns Deutsche am härtesten treffen. Erlauben Sie mir aber auch noch einige Anmerkungen zu den ursprünglichen finanzpolitischen Überlegungen der Europäischen Kommission. Die Kommission regt an, auf die Nutzung von Energie Umweltabgaben zu erheben. Im Gespräch ist hier u. a. eine CO2-Abgabe, wie dies auch bei uns diskutiert wird. Grundsätzlich ist es richtig, auch mit dem Instrument der Abgaben die Verhaltensweisen der Menschen zu steuern. Wir meinen Energie sparen, das ist richtig. Jedoch dürfen diese Mittel nicht dazu dienen, das Steueraufkommen zu erhöhen oder dirigistische Maßnahmen zu finanzieren. Auch die im internationalen Wettbewerb stehenden Firmen dürfen nicht einseitig belastet werden. In diesem Zusammenhang erlauben Sie mir den Hinweis, daß europäische Umweltpolitik sich nicht nach dem Schema vollziehen darf, die Deutschen machen es, die andern lesen es noch und die Dritten werfen es direkt in den Papierkorb. Auch über die Anregung einer Erhöhung der Verbrauchssteuern kann im Kontext einer Steuersenkung bei den direkten Steuern gesprochen werden. Gerade in der Bundesrepublik ist das Verhältnis der direkten zu den indirekten Steuern noch korrekturbedürftig. Wie wir alle wissen, ist bei uns die Belastung durch direkte, also leistungshemmende Steuern noch zu groß. Grundsätzlich muß aber gesagt werden, daß wir mittelfristig die Steuern senken müssen. Denn nur eine Steuersenkungspolitik ist die beste Therapie für unsere krankende Wirtschaft. Besser als jedes Beschäftigungsprogramm und subventionierte Branchen- und Standortpolitik. Das gilt auch für kreditfinanzierte Konjunkturprogramme, wir kennen doch die Strohfeuereffekte; übrig bleiben nur Schulden. Doch gerade in diesen Punkten gibt es auf EU-Ebene noch erhebliche ideologische Defizite. In diesem Zusammenhang lassen Sie mich nur den nebulösen Begriff Industriepolitik erwähnen. Wenn die Europäische Kommission vorschlägt, die Kapitaleinkünfte stärker zu besteuern, so geht dies nicht an die Adresse der Bundesrepublik Deutschland, sondern vielmehr an die der europäischen Staaten, die noch für Kapitalflüchtige lukrative steuerfreie Schlupflöcher bieten. Hier ist in der Tat noch dringender Harmonisierungsbedarf vorhanden. Zum Schluß noch ein Appell an die Kommission selbst: Wer von anderen zu Recht die Konsolidierung der Haushalte verlangt, sollte damit im eigenen Verantwortungsbereich beginnen. Hier sind die Hinweise der Deutschen Bundesbank über den erhöhten Finanzbedarf der Union ebenso emstzunehmen wie die Kritik des Europäischen Rechnungshofes. Eine Politik der knappen Kassen hilft uns vielleicht auch, die übermächtige europäische Bürokratie abzubauen. Quantität ist noch kein Zeichen von Qualität. Weniger Bürokratie, weniger gleichmachender Richtlinien, mehr Subsidiarität und mehr Transparenz in den Entscheidungsprozessen gibt den Menschen auch mehr Sicherheit und nimmt ihnen die Angst vor einem europäischen Leviathan. Europa muß Hoffnung ausstrahlen und darf keine Angst verbreiten. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 663. Sitzung am 26. November 1993 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz zur Neuordnung des Familiennamensrechts (Familiennamensrechtsgesetz — FamNamRG) Gesetz zur Heilung des Erwerbs von Wohnungseigentum Gesetz zu dem Abkommen vom 8. Juli 1992 zur Änderung des Abkommens vom 4. Oktober 1954 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie der Gewerbesteuern und der Grundsteuern Gesetz zu der am 25. November 1992 in Kopenhagen beschlossenen Änderung und den am 25. November 1992 beschlossenen Anpassungen zum Montrealer Protokoll vom 16. September 1987 über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen Erstes Gesetz zur Änderung des Gentechnikgesetzes Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 26. November 1993 in sinngemäßer Anwendung des § 32 Abs. 6 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Jahresabschluß der Deutschen Reichsbahn für das Rumpfgeschäftsjahr 1990 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Jahresabschluß ist vom Bundesminister für Verkehr im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt worden. Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 26. November 1993 in sinngemäßer Anwendung des § 32 Abs. 6 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Jahresabschluß der Deutschen Reichsbahn für das Geschäfts- jahr 1991 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Jahresabschluß ist vom Bundesminister für Verkehr im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt worden. Beide Unterlagen liegen im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Drucksache 12/5266 Drucksache 12/5459 Der Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Drucksache 12/4491 Nrn. 2.13-2.15, 2.17-2.28
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Renate Hellwig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Matthäus-Maier, um das hier ein für allemal klarzustellen: Mir ging es um die eindeutige Feststellung, daß das Durchschnitts-Arbeitslosengeld über dem Einkommen der Durchschnitts-Teilzeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer liegt.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das ist doch selbstverständlich!)

    — Ich habe Ihnen zugehört. Jetzt hören Sie mir auch zu!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Darum geht es der doch gar nicht!)

    Man muß hier doch eine einigermaßen vernünftige Form wahren.
    Es geht mir darum, daß diese entsetzliche Heuchelei, als wenn alle Arbeitslosen nur die Ärmsten der Armen seien und überhaupt keine Chance hätten, wieder auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren, endlich beseitigt wird. Die Bürger warten darauf, daß das endlich jemand offen sagt. Kein Arbeitsloser sieht sich heute bereit, eine Arbeit anzunehmen, in der er „nur" genausoviel verdienen würde, wie er heute an Arbeitslosengeld bezieht. Das ist eine Fehlentwicklung, die wir dringendst korrigieren müssen. Dazu müssen wir uns etwas einfallen lassen, gerade im Interesse der geringer verdienenden Schichten. Ich kann Ihnen nur sagen, wir müssen jetzt wirklich einmal prüfen, ob das, was wir uns an Sozialleistungen glauben leisten zu können,

    (Dr. Norbert Wieczorek [SPD]: Sie leben doch nicht davon, Sie leben doch von Diäten! Unglaublich!)

    und zwar nicht am Grundstock, sondern an Zulagen, noch in einem angemessenen Verhältnis zu den Arbeitseinkommen steht und ob es in bezug auf die Arbeit nicht wirklich eine zu hohe Subventionierung der Nichtarbeit gibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Norbert Wieczorek [SPD]: Legen Sie doch die Studie vor, die Sie in der Schublade haben!)

    Dies bedarf dringendst der Korrektur.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. — Peter Kittelmann [CDU/CSU]: Und über das haben Sie sich so aufgeregt, Frau Matthäus-Maier?! — Dr. Uwe Küster [SPD]: Wie kann man hier nur einen solchen Quatsch erzählen!)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun kommen wir zu der normalen Rednerliste zurück. Der Abgeordnete Siegmar Mosdorf hat das Wort. — Ich bitte die Damen, sich wieder zu beruhigen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Siegmar Mosdorf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Hellwig, Sie haben in Ihrem Wahlkreis in Ludwigsburg die Sorge vieler Maschinenbauarbeiter, die sehr viel leisten, die aber jetzt auf Grund der besonderen Situation der Weltwirtschaft und der Versäumnisse auch bei uns von heute auf morgen arbeitslos werden. Diese Menschen haben — das müssen Sie immer mit bedenken, wenn Sie sich so äußern — nicht nur ihr Leben lang gearbeitet, sondern auch in die Bundesanstalt für Arbeit eingezahlt. Das ist ein Leistungsgesetz, das auf Versicherungsbasis beruht. Das heißt, daß man auf das, was man eingezahlt hat, einen Anspruch erwirbt. Den können Sie nicht auf Teilzeitbeschäftigung heruntersetzen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Ich muß Ihnen sagen, Frau Hellwig — ich kenne Sie seit einigen Jahren —, daß ich sehr erschrocken bin über die Art und Weise, wie Sie in einer Europadebatte mit Menschen umgehen, die etwas leisten wollen, wie Sie die einfach abschieben und wie Nummern behandeln und denen sagen: Dann machen wir daraus Teilzeitbeschäftigte oder noch weniger. Wir beide haben — Sie in Ludwigsburg und ich in Esslingen — ähnliche Probleme: in der Elektrotechnik, im Maschinenbau und in der Automobilindustrie. Sie haben Gott sei Dank Unternehmen wie Leibinger und Triumph, die noch erfolgreich sind. Aber wir haben auch eine ganze Reihe von Unternehmen, die Sorgen haben. Daher können wir mit den Menschen so nicht umspringen. Damit vertiefen wir nur den Verdruß, lösen aber nicht die Probleme.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich habe ohnehin das Gefühl, daß wir heute in der Europadebatte nicht erkennen, daß Europa eigentlich vor einer neuen Entwicklungsphase steht. Nach der Eurosklerose in der ersten Hälfte der 80er Jahre haben wir mit der Präsidentschaft von Jacques Delors und mit dem Cecchini-Bericht in der europäischen Binnenmarktentwicklung einen wichtigen Zwischenspurt eingelegt. Ich begrüße das ausdrücklich. Diese Präsidentschaft hat uns sehr weit vorangebracht.
    Aber die Siegerehrung, die jetzt sozusagen mit dem Abschluß der Maastrichter Verträge stattgefunden hat, findet in einer Zeit statt, in der Europa vor völlig neuen Herausforderungen steht, die wir alle noch nicht richtig wahrgenommen haben. Die bisherige Konzeption in Europa wurde in einer Zeit entwickelt,
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    Siegmar Mosdorf
    als wir noch in einer bipolaren Welt gelebt haben. Wir sind im wesentlichen davon ausgegangen, daß Westeuropa integriert werden muß, und Westeuropa hörte an der Elbe auf. Wir waren sehr eurozentristisch. Im westeuropäischen Haus wurden sozusagen die Wände eingerissen. Aus den nationalen westeuropäischen Familien entstand so etwas wie eine Wohn- und Lebensgemeinschaft.
    Jetzt, am Ende des Jahres 1993, stellen wir nicht nur fest, daß das westeuropäische Haus keine gemeinsame Innenarchitektur hat, sondern auch, daß die Mauern zum Nachbarhaus gefallen sind und es in Europa drunter und drüber geht.
    Ich teile nicht den Optimismus, den Herr Kinkel vorhin zum Ausdruck gebracht hat. Er sagte, er wisse nach so vielen Erfolgen überhaupt nicht, warum wir mit der europäischen Entwicklung nicht zufrieden seien. — Wir haben zwar Erfolge gehabt, aber Europa steht vor völlig neuen Herausforderungen, auf die wir uns einstellen müssen. Ich habe die Sorge, daß wir uns auf diese Entwicklung im Moment eben nicht einstellen.
    Die Entwicklung in Europa ist dadurch gekennzeichnet, daß wir uns sehr auf uns konzentrieren und in einer solchen Zeit das Haus Europa eigentlich nicht weiterentwickelt haben und keine Innenarchitektur entwickeln, die auch der neuen Weltarchitektur gerecht wird. Die Wirtschafts-, Finanz-, Geld-, Forschungs- und Technologiepolitik muß sich deshalb endlich folgenden Fragen zuwenden:
    Erstens. Warum haben wir uns in den letzten Jahren in Europa zwar auf die Chancen des größeren Absatzes in einem größeren Markt konzentriert — das war richtig —, die dazu notwendigen gemeinschaftlichen Infrastrukturen aber nicht geschaffen?
    Zweitens. Warum haben wir in den letzten Jahren bei unserem Eurozentrismus übersehen, daß sich die Schwerpunkte der Weltwirtschaft in den nächsten Jahren dramatisch in den asiatisch-pazifischen Raum verschieben werden?
    Sie kennen die Bevölkerungszahlen: Bis zum Jahre 2010 — das ist nicht mehr sehr lange — wird die Anzahl der Einwohner in Europa bei etwa 460 Millionen bleiben. Aber in der gleichen Zeit wird die Bevölkerung des afrikanischen Kontinents von 2,4 auf 3,5 Milliarden Einwohner, die des asiatischen Kontinents von 5,2 auf 7,7 Milliarden Einwohner steigen. Auf diese neue Entwicklung, die dazu führt, daß Asien und auch der pazifische Raum einen neuen Stellenwert erhalten, haben wir uns bisher zuwenig eingestellt. Nur dann, wenn wir diese Fragen sachgemäß beantworten und operative Zukunftskonzepte entwickeln, werden wir verhindern, daß Europa in der weltwirtschaftlichen Entwicklung abgehängt wird. Unsere Sorge ist, auch in der heutigen Debatte, daß Sie mit Ihren Antworten von gestern den heutigen neuen Fragen nicht gerecht werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Weil das so ist, bedauern wir sehr, daß das Weißbuch von Jacques Delors in seiner ursprünglich vorgelegten Fassung eigentlich keine Rolle mehr spielt. Es ist auf ein vierseitiges Papier reduziert worden, das
    aber im Grunde keinen neuen Impuls für die Entwicklung in Europa gibt, sondern im wesentlichen nur den Zustand beschreibt. Das ist wirklich ein Problem: In einer Zeit, in der sich andere Regionen dynamisch entwickeln, haben wir diesen Anstoß jedenfalls nicht.
    Ich glaube, es ist hohe Zeit für eine neue Ara der Dynamik und der Innovation in Europa. Dazu müssen wir, gerade auch die Bundesrepublik Deutschland, Konzepte entwickeln. In Europa muß endlich der Aufbau der Industrien, der Infrastrukturen und der Technologien des 21. Jahrhunderts angepackt werden. Dazu brauchen wir einen „Europäischen Masterplan für die Infrastrukturen des Verkehrs und der Telekommunikation" . Das gibt es bisher leider nicht; Sie wissen, was auf dem amerikanischen und dem asiatischen Kontinent stattfindet.
    Dafür brauchen wir endlich auch eine Verabschiedung des 4. Forschungsrahmenprogramms der EG; das ist ein ganz wichtiges Konzept. Wir wollen nicht, daß das weiter reduziert wird. Es gibt gegenwärtig Bestrebungen, das dafür vorgesehene Budget zu reduzieren. Wir halten es für sehr wichtig, Forschung und Entwicklung in Europa gemeinsam zu betreiben, und dringen deshalb auf eine rasche Verabschiedung des 4. Forschungsrahmenprogramms in der Europäischen Gemeinschaft.

    (Beifall bei der SPD)

    Dabei muß man sich auf die Technologien des 21. Jahrhunderts konzentrieren. Auch hier sind Fehler gemacht worden. Wir haben oftmals mit viel Geld und viel Bürokratie Technologien gefördert, die überholte Strukturen aufwiesen.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Wie die Kohle!)

    — Nein, der Zwischenruf ist zwar schön, er hilft uns aber nicht weiter. Sie wissen genausogut wie ich, daß, auch wenn wir bei der Kohle einen Kurswechsel vorgenommen hätten, wir trotzdem in dem Dilemma wären, auf dem Sektor der Hochtechnologien, wo wir riesige Ressourcen brauchen, nicht die Spielräume zu haben, um wirklich weiterhin einen Spitzenplatz in der Technologieentwicklung einzunehmen. Im übrigen empfehle ich Ihnen, mit dem Bundeswirtschaftsminister die Frage der Kohle mit Blick auf die Zukunft zu diskutieren.
    Wir brauchen in Europa aber auch eine gemeinsame Außenwirtschaftspolitik. Ich finde es geradezu hanebüchen, daß sich Europa z. B. beim TGV und beim ICE in Korea auf Auseinandersetzungen einläßt, statt auf diesen fernen Märkten im vorwettbewerblichen Bereich, aber auch bei entsprechenden Angeboten zu kooperieren.
    Wir brauchen eine gemeinsame Außenwirtschaftspolitik gerade für den asiatischen und pazifischen Raum wie auch für den nord- und lateinamerikanischen Markt. Deshalb müssen wir die Chancen der neuen Friedensperspektiven auch im Nahen Osten nutzen. Denn ein befriedeter Naher Osten könnte zur zentralen industrie- und handelspolitischen Drehscheibe zwischen Europa und Asien werden.
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    Amerika stellt sich auf diese neue Entwicklung in der Welt ein. Das zeigt nicht nur die Entscheidung für NAFTA in den USA, sondern auch der APEC-Gipfel in Seattle, den ich auch in der Frage, welche Bedeutung dieser Entwicklung zukommt, sehr hoch bewerte. Da findet der alte Kontinent Europa nicht mehr statt. Wir haben aber noch keine Konzepte entwickelt, wie wir damit umgehen.
    Asien ist dabei, zum Zentrum der Weltwirtschaft des 21. Jahrhunderts zu werden. Das zeigt nicht nur die Entwicklung auf dem größten Markt der Welt, China. Das zeigen auch die Reformanstrengungen der Regierung Hosokawa in Japan.
    In einer solchen Phase eines fundamentalen Strukturwandels der Weltwirtschaft steigt in Europa die Arbeitslosigkeit auf inzwischen 20 Millionen Menschen. Das sind nicht nur, Frau Kollegin Hellwig, 20 Millionen Schicksale in Europa, sondern das heißt auch — darüber haben wir vorhin geredet —, daß Ressourcen gebunden werden, daß Qualifikationen verlorengehen und daß wir damit in der Entwicklung der Weltwirtschaft weiterhin abrutschen.
    Der deutsche Goliath — das hat Herr Präsident von Weizsäcker neulich so formuliert — hat sich selbst gefesselt, ist bewegungslos geworden und fällt deshalb als dynamischer Motor für die EG — das nämlich wäre unsere heutige Aufgabe — aus. Es gibt keine kreativen Konzepte dieser Regierung in bezug auf den EG-Gipfel. Es gibt keine konkreten kreativen Konzepte in bezug auf das Weißbuch. Wenn wir nicht aufpassen, kann es so sein, daß wir in Europa insgesamt italienische Verhältnisse bekommen. Das erfüllt mich mit großer Sorge, gerade wenn die Massenarbeitslosigkeit weiter zunimmt. Man kann darauf nicht nur damit reagieren, daß man sagt, wir reduzieren das Arbeitslosengeld entsprechend, sondern man muß auch damit reagieren, daß man wettbewerbsfähige, neue Arbeitsplätze schafft. Dazu sind bisher von dieser Regierung keine Impulse in Europa gegeben worden. So wie es aussieht, wird der Europäische Rat am nächsten Wochenende keine entsprechenden Impulse geben, sondern als ein „Business-as-usual"Rat zu Ende gehen — ohne Impulse für die zukünftige Entwicklung.
    Meine Damen und Herren, die Voraussetzung für einen Erfolg in einer solch dramatischen Krise ist auch, daß man Gerechtigkeit als Leistungsmotor erkennt. Wenn wir in Deutschland, in Europa nicht gerecht vorgehen, wenn wir nicht Gerechtigkeit schaffen und die Menschen nicht motivieren, mitzuhelfen, aus dieser Krise herauszukommen. werden wir dies nicht schaffen.
    Ich glaube, auch in diesem Sinne ist es wichtig, in Deutschland fair miteinander umzugehen und nicht weiter eine soziale Schieflage entstehen zu lassen, die in den letzten Jahren betrieben worden ist und die Sie offensichtlich weiter betreiben wollen. Das motiviert die Menschen nicht, etwas zu leisten, sondern das führt dazu, daß sie sich von diesem System abwenden und im Grunde hoffnungslos werden.
    In einer solchen Situation hat die französische Regierung in den letzten Tagen einen interessanten Vorschlag gemacht. Balladur und Mitterrand haben zusammen hier in Bonn in einer Situation, in der wir
    erstens eine hohe Verschuldung, zweitens einen riesigen Investitionsbedarf für Zukunftsinvestitionen und drittens freies Kapital haben, das in Europa Anlagen sucht und viertens einen Impuls für die Konjunktur brauchen, eine „Euroanleihe" für Investitionen und Zukunftsinfrastrukturen vorgeschlagen. Die Bundesregierung hat darauf sehr reserviert reagiert, aber nicht mit einer eigenen Alternative und nicht mit eigenen Konzepten, sondern sie hat im Grunde gesagt, sie wolle das prüfen.
    Ich halte es für notwendig, daß wir gerade mit Blick auf die Infrastrukturen, die wir in Europa brauchen, mit Blick auf die technologischen Entscheidungen, die wir für Europa brauchen, und mit Blick auf die Qualifikationspolitik, die wir in Europa brauchen, eine solche Euroanleihe für Innovation und Infrastrukturen auflegen. Ich sage ausdrücklich: Ich will das nicht über den Haushalt laufen lassen. Ich will auch keine Verschuldung der Europäischen Gemeinschaft zulassen, sondern — das sagte ich jetzt zu Ingrid Matthäus-Maier — es geht darum, daß wir Investitionen auf die Schiene bringen. Das ist das, was wir in Europa brauchen, um bei wichtigen Zukunftsentwicklungen, auf wichtigen Zukunftsmärkten wirklich wieder mithalten zu können.
    Nur mit einer solchen außergewöhnlichen Kraftanstrengung der Menschen kann das notwendige Kapital mobilisiert werden, um wettbewerbsfähige Arbeitsplätze zu schaffen und Europa vor dem ökonomischen und technologischen Abstieg zu bewahren. Die großen Chancen, die im Binnenmarkt stecken, haben wir teilweise genutzt. Aber wir haben uns dabei auf Europa selber konzentriert und reduziert. Wir haben eigentlich die anderen Entwicklungen der Welt dabei eher vernachlässigt.
    Wenn ich heute an Europa denke, dann fallen mir immer die beiden Bilder von Max Ernst ein, die Sie vielleicht auch kennen, beide Bilder mit demselben Titel: „L'Europe après la pluie", „Europa nach dem Regen". Das eine Bild zeigt ein Europa, bei dem der Kontinent mit Nordafrika und Nahost zusammengewachsen ist und sehr dynamisch wächst, eine Landkarte von Europa. Das andere Bild zeigt ein Europa, das lethargisch wirkt und das keine Zukunftsperspektive, sondern eher zerstörte Strukturen hat.
    Deshalb bin ich in der jetzigen Situation nicht der Meinung, daß in Europa alles in Butter ist, sondern es gibt wirklich den dringenden Bedarf, neue Impulse zu geben und auch eine neue Dynamik für Europa zu entwickeln. Das ist notwendig, um Arbeitsplätze zu schaffen; denn 20 Millionen Arbeitslose lassen mich nicht kalt, Frau Hellwig.

    (Dr. Renate Hellwig [CDU/CSU]: Mich auch nicht!)

    Wir müssen wettbewerbsfähige Zukunftsarbeitsplätze schaffen, damit die Menschen auch wieder Zuversicht haben. Dann ist es auch möglich, für Europa insgesamt in der neuen Weltwirtschaft einen neuen Platz zu gewinnen, der unseren hohen Wohlstand sichert.
    Ich glaube, daß es falsch wäre, die Standortdiskussion in Deutschland und Europa nur auf die Verteilungsfrage zu reduzieren und zu sagen, wenn wir nur
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    Siegmar Mosdorf
    ein bißchen umverteilen und den Schwächeren etwas wegnehmen, sei das Problem gelöst. Das Problem geht viel tiefer. Die Zukunftsperspektiven dafür zu entwickeln hat diese Regierung versäumt. Deshalb bin ich nicht optimistisch, daß der Gipfel zum Erfolg wird.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Bis auf den letzten Satz ging es einigermaßen!)