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    Plenarprotokoll 12/172 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 172. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. September 1993 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1994 (Haushaltsgesetz 1994) (Drucksache 12/5500) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1993 bis 1997 (Drucksache 12/5501) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Umsetzung des Spar-, Konsolidierungs- und Wachstumsprogramms (Drucksache 12/5502) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent wurfs eines Zweiten Gesetzes zur Umsetzung des Spar-, Konsolidierungsund Wachstumsprogramms (Drucksache 12/5510) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt (Fortsetzung): Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung des Mißbrauchs und zur Bereinigung des Steuerrechts (Mißbrauchsbekämpfungs- und Steuerbereinigungsgesetz) (Drucksache 12/5630) Rudolf Scharping, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz 14735 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 14744 C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 14754 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. 14754 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 14758A Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . 14760 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14764 C Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 14767 A Hans-Ulrich Klose SPD 14775 A Dr. Renate Hellwig CDU/CSU . . . 14778 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . 14778B Friedrich Bohl CDU/CSU 14784 B Johannes Gerster (Mainz) CDU/CSU 14786B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 14786D Michael Glos CDU/CSU 14790 C Walter Kolbow SPD 14791 D Dr. Hans Modrow PDS/Linke Liste . . 14796 C Hans-Gerd Strube CDU/CSU 14798A Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14799B Volker Rühe, Bundesminister BMVg . . 14800 B Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD 14802B, 14805C Helmut Schäfer (Mainz) F.D.P. . . . . 14805 B Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14805 D Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 14807 A Dr. Ingomar Hauchler SPD 14808 B Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14809 B Dr. Klaus Rose CDU/CSU 14810B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 172. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. September 1993 Ortwin Lowack fraktionslos 14812B Ernst Hinsken CDU/CSU 14812D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos . 14814B, 14848 C Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 14815C Michael Habermann SPD 14817 B Norbert Eimer (Fürth) F.D.P. . . . . . 14820 C Ortrun Schätzle CDU/CSU 14822 A Michael Habermann SPD 14822 D Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 14824 A Maria Michalk CDU/CSU 14825 A Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 14826D Dr. Edith Niehuis SPD 14829A Uta Würfel F D P. 14831 A Dr. Edith Niehuis SPD 14832 A Petra Blass PDS/Linke Liste 14833 A Susanne Jaffke CDU/CSU 14834 A Ralf Walter (Cochem) SPD 14835 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 14837 C Doris Odendahl SPD 14838 C Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . . 14841D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 14843 C Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14844 B Carl-Ludwig Thiele F D P 14845 B Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 14846 D Dr.-Ing. Paul Krüger, Bundesminister BMFT 14849B Josef Vosen SPD 14851D, 14855 C Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F D P 14852 C Dietrich Austermann CDU/CSU 14855 B Siegmar Mosdorf SPD . . . 14856C, 14861A Werner Zywietz F D P 14857 D Josef Vosen SPD 14858 C Ingeborg Philipp PDS/Linke Liste . . . 14859 C Erich Maaß (Wilhelmshaven) CDU/CSU 14860B Nächste Sitzung 14862 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 14863* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 172. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. September 1993 14735 172. Sitzung Bonn, den 8. September 1993 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 8. 9. 93 Bartsch, Holger SPD 8. 9. 93 Blunck (Uetersen), SPD 8. 9. 93** Lieselott Dr. Blunk (Lübeck), F.D.P. 8. 9. 93 Michaela Böhm (Melsungen), CDU/CSU 8. 9. 93 ** Wilfried Börnsen (Bönstrup), CDU/CSU 8. 9. 93 Wolfgang Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 8. 9. 93 * Clemens, Joachim CDU/CSU 8. 9. 93 Ebert, Eike SPD 8. 9. 93 Dr. Fischer, Ursula PDS/LL 8. 9. 93 Fischer (Hamburg), Dirk CDU/CSU 8. 9. 93 Dr. Gautier, Fritz SPD 8. 9. 93 Heyenn, Günther SPD 8. 9. 93 Hollerith, Josef CDU/CSU 8. 9. 93 Jaunich, Horst SPD 8. 9. 93 Dr. Kübler, Klaus SPD 8. 9. 93 Lambinus, Uwe SPD 8. 9. 93 Lenzer, Christian CDU/CSU 8. 9. 93 ** Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Lieberoth, Immo CDU/CSU 8. 9. 93 Meckel, Markus SPD 8. 9. 93 Michels, Meinolf CDU/CSU 8. 9. 93* Dr. Müller, Günther CDU/CSU 8. 9. 93 * Müller (Düsseldorf), SPD 8. 9. 93 Michael Opel, Manfred SPD 8. 9. 93*** Pfuhl, Albert SPD 8. 9. 93 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 8. 9. 93 Reuschenbach, Peter W. SPD 8. 9. 93 Dr. Riedl (München), CDU/CSU 8. 9. 93 Erich Dr. Scheer, Hermann SPD 8. 9. 93 * Schell, Manfred CDU/CSU 8. 9. 93 Schmidt (Nürnberg), SPD 8. 9. 93 Renate Stachowa, Angela PDS/LL 8. 9. 93 Dr. von Teichman, F.D.P. 8. 9. 93 Cornelia Weis (Stendal), Reinhard SPD 8. 9. 93 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Doris Odendahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Danke schön, Herr Präsident.
    Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Der Einzelplan 31, der Haushalt des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft, ist gewiß kein Nebenbereich, wie es bei bildungspolitischen Debatten in diesem Haus oft den Anschein hat. Nein, er hat eine Schlüsselfunktion, weil Bildungspolitik die Aufgabe hat, jungen Menschen Vertrauen und Orientierung für ihre Lebensplanung zu geben.

    (Beifall des Abg. Dr. Norbert Lammert [CDU/CSU])

    Mit dem heute vorgelegten Haushalt, meine Damen und Herren, wird das nicht gelingen.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Wer möchte heute in der Haut des Bundesbildungsministers stecken? Mit Zwiespältigen Gefühlen muß er — wie im Vorjahr auf die Stärke des Parlaments hoffen. Wir sollen ihm die Kastanien aus dem Feuer holen, die ihm das Bundeskabinett verweigert hat. Ich sage ausdrücklich „wir", weil ich es für ein schweres Versäumnis des Bundesbildungsministers wie der Koalitionsfraktionen halte, nicht jedenfalls den Versuch eines Zweckbündnisses in der Bildungspolitik mit der SPD zu machen. Dies geschieht weder beim Hochschulbau, wo wir ein gemeinsames Interesse zur Erhöhung des Bundesanteils von 1,68 Milliarden auf mindestens 2 Milliarden DM haben müssen, noch gar beim BAföG oder beim Ausbildungsprogramm für die neuen Länder, um drei zentrale Titelgruppen des Einzelplans 31 zu erwähnen. Auf diese Kernaufgaben des Bundesbildungsministeriums werde ich gleich noch eingehen. Dies geschieht schon gar nicht bei der überfälligen Einleitung von wirksamen Reformen im Hochschulbereich und bei der Modernisierung der beruflichen Bildung, wie die Debatte in diesem Hause zu dem Antrag der SPD „Bildungsgipfel — Vorbereitung parlamentarisieren und Betroffene einbeziehen" gezeigt hat.
    Wir sehen weder im Entwurf des Bundesbildungshaushalts 1994 noch in den Entwürfen der beiden Gesetze zur Umsetzung des Spar-, Konsolidierungsund Wachstumsprogramms, die von sozialer Kälte auch gegenüber den Studierenden und von der Unfähigkeit, den Qualifikationsstandort Deutschland zu



    Doris Odendahl
    sichern, gekennzeichnet sind, dazu positive Ansätze.

    (Beifall bei der SPD)

    Im Hochschulbereich geht es, ausgehend von einer Reform der Studieninhalte und der Studienbedingungen für die Studierenden, um das Ziel, beruflich verwertbare Qualifikationen für 2 Millionen Studierende in wesentlich kürzerer Studienzeit als bisher zu vermitteln. Es geht darum, die Erneuerung der Hochschullandschaft in den neuen Ländern gemäß ihrer Bedeutung für die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung im geeinten Deutschland als Ganzes, keinesfalls nur für das Beitrittsgebiet, rasch zu ermöglichen.

    (Vorsitz: Vizepräsident Helmuth Becker)

    Es geht dabei um die Sicherung der Zukunftschancen für alle Jugendlichen in Bildung und Beruf.
    Es geht um die Bewahrung des sozialen Friedens und um Solidarität. Diese Solidarität muß sich im Bildungsbereich als Generationenvertrag zwischen der älteren und der jüngeren Generation bewähren. Wir müssen heute die Jugendlichen qualifzieren und in der Entfaltung ihrer gesamten Persönlichkeit fördern, wenn wir morgen von ihnen die Leistungen erwarten, die die Sicherung unserer wirtschaftlichen Existenz, den sozialen Frieden und die Bewahrung der Natur ermöglichen sollen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich setze das Bild vom Generationenvertrag damit bewußt gegen die von der Bundesregierung verengte Sicht auf den Wirtschaftsstandort Deutschland. Wer wie die Bundesregierung Deutschland mit Sozialabbau, mit einer Einschränkung der arbeitsmarktpolitischen Möglichkeiten der Bundesanstalt für Arbeit und nicht zuletzt auch mit der Drohung, Langzeitstudenten mit Studiengebühren aus den Hochschulen zu vertreiben, umgestalten will, anstatt ihnen Angebote zu machen, wie sie ihr Studium schneller abschließen können, versagt dabei kläglich.
    Ich komme wieder auf die Zwiespältigkeit des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft zurück. Diese wird deutlich, wenn man sich das Chaos vorstellt, das im vergangenen Jahr in seinem Hause geherrscht haben muß. Da erarbeitete eine Gruppe von Mitarbeitern zusammen mit Vertretern der Länder das sogenannte Eckwertepapier zur Vorbereitung des Bildungsgipfels, den der Kanzler immer weiter verschiebt. Dieses Papier stellt ein Paket dar, das nur Sinn macht, wenn es in all seinen Teilen, den strukturellen Änderungen wie den finanziellen Vorschlägen, verwirklicht wird. Sonst würden die geplanten Strukturreformen im Hochschulbereich einseitig auf dem Rücken der Studierenden und des Hochschulpersonals ausgetragen.
    In dem Eckwertepapier stellen Bund und Länder gemeinsam fest:
    Die angestrebten Reformen sind notwendig und zügig umzusetzen. Trotz der Reformmaßnahmen entstehen für die gestiegenen Aufgaben in Bildung, Wissenschaft und Forschung Mehraufwendungen, für die Vorsorge zu treffen ist. Nach den Ermittlungen der Wissenschaftsressorts von Bund
    und Ländern führen die dargestellten Maßnahmen zu Mehrkosten für laufende Ausgaben in Höhe von zirka 4 Milliarden DM jährlich, im investiven Bereich bis zum Jahr 2000 zu Mehrkosten von zirka 12 Milliarden DM für den Hochschulbau, 490 Millionen DM nur bis 1997 für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und zirka 5 Milliarden DM für den Studentenwohnraumbau.
    Die Kostenzusammenstellung enthält noch keine Angaben zum Bereich berufliche Aus- und Weiterbildung, der im Eckwertepapier sehr stiefmütterlich behandelt wird.
    Ich wollte Ihnen das Chaos im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft schildern. Während also unter Hochdruck das Eckwertepapier erarbeitet wurde, waren gleichzeitig alle Abteilungen des Hauses mit dem komplizierten Verfahren der Aufstellung des Haushaltsentwurfs 1994 befaßt, zunächst intern, dann, wie üblich, auf den verschiedenen Hierarchieebenen bis zum sogenannten Chefgespräch mit dem Bundesfinanzminister. Wir als Opposition ahnen mehr, als daß wir es wissen, daß der Bundesfinanzminister beim Hochschulbau zunächst auf 1,4 Milliarden DM oder gar auf 1,3 Milliarden DM Bundesanteil gehen wollte. Daran gemessen, mögen 1,68 Milliarden DM für Herrn Ortleb als ein Erfolg erscheinen. Wohl wahr!

    (Zurufe von der CDU/CSU: Sehr richtig! — Da hat sich der Minister durchgesetzt!)

    — Seien Sie nicht so selbstzufrieden; Sie verstehen nichts davon.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ein bißchen vielleicht doch!)

    Aber er weiß wie wir alle: Dieser Betrag ist zum Sterben zuviel und zum Leben zuwenig. Nach dem 22. wird auch der 23. Rahmenplan für den Hochschulbau nur ein Rumpfrahmenplan sein können, wenn das Parlament kein Einsehen hat und nicht mindestens 2 Milliarden DM bereitstellt. Im Klartext heißt das: keine neuen Studienplätze, insbesondere nicht mehr Fachhochschulplätze, und das Strecken bereits begonnener Modernisierungs- und Ausbaumaßnahmen nunmehr wohl auch in den neuen Ländern. Sämtliche Neuanschaffungen von Großgeräten sind bereits beim 22. Rahmenplan ausgesetzt worden.
    Die Festschreibung des Hochschulbauansatzes des Bundes auf 1,68 Milliarden DM für 1994 wäre auch das Aus für den Bildungsgipfel. Ohne eine Anpassung der Bedarfssätze und Freibeträge 1994/95 beim BAföG zum Inflationsausgleich und ohne mindestens 2 Milliarden DM Hochschulbaumittel des Bundes werden jedenfalls die SPD-regierten Länder diese Gipfeltour nicht mitmachen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Aus dem Kohlschen Gipfel würde dann höchstens eine platte Wanderdüne, und das wäre nach der ständigen Ankündigung, meine Damen und Herren, wahrhaftig der Gipfel.
    Nach der Zwiespältigkeit des Bundesbildungsministers wende ich mich nun der Doppelbödigkeit des



    Doris Odendahl
    Finanzministers zu. Von Zwiespältigkeit kann man bei Herrn Waigel wahrhaftig nicht reden. Hier handelt es sich eindeutig um die Tatsache der Täuschung und des Wortbruchs. Blicken wir doch nur wenige Monate zurück: Als es um die Zustimmung zu seinem Föderalen Konsolidierungsprogramm ging, ließ sich der Finanzminister von der SPD-Bundestagsfraktion und den Ländern den schon in diesem Papier ursprünglich vorgesehenen sozialen Kahlschlag ausreden, um ihn postwendend nach Zustandekommen der Einigung heute um so brutaler wieder auf den Tisch zu legen. Das alles hat mit verläßlicher Politik nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun. In anderen Bereichen oder im schönen Allgäu, wo der Finanzminister herkommt, würde man dabei glatt von Roßtäuschermethoden reden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Länder haben das Geld, das dem Bund jetzt fehlt! — Eckart Kuhlwein [SPD]: Darüber waren wir uns im Ausschuß noch einig!)

    — Das ist wohl wahr.
    Gestaltung der Zukunft bedeutet für die SPD Ausbau statt Abbau des Bildungsangebots, denn nur wenn wir dem wachsenden Bedarf an Qualifikationen Rechnung tragen, werden wir als rohstoffarmes Land überleben können. Die deutsche Wirtschaft wird international nur wettbewerbsfähig sein, wenn die Anstrengungen in Forschung, Technologie, Bildung und Wissenschaft und Umweltpolitik entscheidend verstärkt werden. Einen Abbau der Bildungsangebote, eine Einschränkung des Zugangs zu weiterführender Bildung und eine weitere Verschlechterung der Qualität lehnen wir als den falschen Weg grundsätzlich ab.
    Daß gespart werden muß, ist unbestritten. Wenn gespart werden muß, ist der erste Weg die Neubestimmung von Prioritäten im eigenen Haus. Benötigte Mittel müssen daher zunächst durch den Versuch der Umstrukturierung im Einzelplan des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft gesucht werden. Wenn man sich die einzelnen Haushaltsansätze ansieht, vor allem die großen Blöcke Ausbildungsförderung, Hochschulbau und Wissenschaftsförderung unter Einschluß der Hochschulerneuerung in den neuen Ländern, so sind bereits zwei Drittel der vorgesehenen Gesamtausgaben von knapp 6,2 Milliarden DM im Jahr 1994 festgelegt. Die übrigen Haushaltsansätze im Einzelplan 31 geben für eine merkliche Akzentverschiebung bei näherer Betrachtung nicht viel her.
    Wir werden jedoch bei den Ausschußberatungen auch kleinste Beträge unter die Lupe nehmen, und zwar nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt der Notwendigkeit und der Angemessenheit. Dies betrifft z. B. die Begabtenförderung in allen Bildungsbereichen, die in den letzten zehn Jahren gegenüber der Benachteiligtenförderung stark ausgeweitet wurde.
    Wenn dieser Weg nichts bringt, bleibt nur eine Prioritätsverschiebung innerhalb der Ausgabenblöcke des gesamten Bundeshaushalts.

    (Zuruf von der F.D.P.: Verteidigungsetat! — Zuruf von der CDU/CSU: Jäger 90!)

    — Es würde uns noch mehr einfallen; Sie haben nur nie zugehört. Es gibt sehr viele Vorschläge, und das wissen Sie.

    (Zustimung bei der SPD)

    Als dritter Weg ist die Rede von einer stärkeren Belastung des einzelnen mit Aufwendungen für Bildung. Dazu hat vor knapp einem Jahr der Wissenschaftsrat das Stichwort Studiengebühren erneut in die Diskussion gebracht, das nach Veröffentlichung des Entwurfs für ein solches Finanzierungsmodell allerdings sofort wieder aus dem Verkehr gezogen wurde. Angesichts der damit offenbar geplanten Abschreckungswirkung vom Studium und der ungeklärten Frage nach der sozialen Gerechtigkeit war dieser Rückzieher unvermeidlich. Mit Chancengleichheit hatten diese Überlegungen nichts zu tun.
    Bei der heutigen Höhe der Staatsverschuldung fällt es als vierte Möglichkeit schwer, zugunsten von Bildungsausgaben als Zukunftsinvestition eine weitere Kreditaufnahme und damit eine weitere Erhöhung der Staatsverschuldung zu empfehlen. Ich bekenne offen: Eine einfache Lösung ist nicht in Sicht. Nur: Wenn wir der jungen Generation unsere Hypotheken hinterlassen, müssen wir sie auch in die Lage versetzen, sie überhaupt abzahlen zu können.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, zu drei Einzelfragen möchte ich wie angekündigt abschließend Stellung nehmen: BAföG, Hochschulbau und Notprogramm für die ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen in den neuen Ländern.
    Zunächst zur aktuellen Entscheidung des Bundeskabinetts vom 2. September 1993, endlich doch ein Sonderprogramm für Ausbildungsplätze in den neuen Ländern aufzulegen,

    (Günter Rixe [SPD]: Das haben wir schon im Juni gefordert!)

    die auf Druck des Bundeswirtschaftsministers um eine weitere kostbare Woche hinausgeschoben werden mußte. Sie haben sich redlich bemüht, Herr Minister. Ich habe das wohl beobachtet. Kostbar war diese Woche deshalb, weil 23 500 Bewerberinnen und Bewerber Ende August noch nicht auf einen Ausbildungsplatz vermittelt worden waren. Dem stehen noch rund 12 000 offene Ausbildungsstellen gegenüber. Es ist aber eine völlig unsinnige Transaktion, wenn die Bundesregierung offene Stellen und unversorgte Bewerberinnen und Bewerber einfach saldiert und erwartet, daß die betroffenen Jugendlichen schon irgendwie auf den freien Plätzen unterkommen werden. „Irgendwie" bedeutet dann, daß jemand, der in Rostock einen Ausbildungsplatz sucht und dort keinen findet, in Sachsen unterkommen könnte. Solche Transaktionen haben noch nie geklappt, auch nicht in den Jahren, als wir es hier in den alten Ländern mit derselben Ausbildungsplatzmisere zu tun hatten.

    (Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Das Problem haben wir ja gelöst!)

    Schon zu dieser Zeit haben Sie damit großen Schaden angerichtet. Sie müßten es heute besser wissen.



    Doris Odendahl
    Dennoch freuen wir uns natürlich, daß die Bundesregierung dem Drängen der SPD-Bundestagsfraktion endlich nachgegeben hat. Noch in der Berufsbildungsdebatte und in der Aktuellen Stunde vor der Sommerpause haben Sie die Situation schöngefärbt und keinen Handlungsbedarf sehen wollen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt doch gar nicht!)

    Vielleicht haben Sie inzwischen den SPD-Antrag zur Sicherung eines auswahlfähigen qualifizierten Ausbildungsplatzangebotes für alle Jugendlichen in den neuen Ländern zur Kenntnis genommen. Unser erster Maßnahmenschwerpunkt darin lautet: Schaffung der haushaltsrechtlichen Voraussetzungen zur Förderung in außerbetrieblichen Einrichtungen. Sorge bereitet uns, daß die Bundesregierung die neuen Länder offenbar zusätzlich zu den inzwischen dort eingeleiteten zahlreichen Maßnahmen in weitere finanzielle Verantwortung ziehen will, obwohl hier ganz eindeutig der Bund zuständig und verantwortlich ist.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Natürlich erspare ich mir nicht den Satz, daß die im Frühjahr dem Bundeskanzler von der Wirtschaft gegebene Ausbildungsgarantie gescheitert ist.

    (Dr.-Ing. Rainer Jork [CDU/CSU]: Das stimmt nicht! Das ist absolut falsch!)

    Bei dieser Beurteilung läßt sich die SPD-Bundestagsfraktion auf keine Spiegelfechterei mit Zahlen mehr ein. Dieses Spiel haben Sie viel zu lange betrieben.

    (Beifall bei der SPD)

    Nun zum gemeinsamen Hochschulbau. Der Ansatz ist wie 1993 auf 1,68 Milliarden DM festgefroren. Das hat Einzelne hier zum Klatschen veranlaßt; das hat mich doch erstaunt.

    (Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Das war eine schwierige Leistung!)

    Damit war schon 1993 nur ein Rumpfrahmenplan zu realisieren. Der Ausbau der Fachhochschulkapazitäten, der von allen Seiten als vordringlich anerkannt wird, ist bei diesem Ansatz unmöglich. Neue Studienplätze können im gewünschten Umfang mit diesem Programm ebensowenig geschaffen werden wie die Modernisierung der Altbausubstanz und die Komplettierung begonnener Maßnahmen.
    Bund und Länder haben im Wissenschaftsrat einvernehmlich eine Sachplanung im Umfang von 2,3 Milliarden DM für notwendig erklärt. Der Bildungsminister hat dort dieser sachlichen Notwendigkeit zugestimmt und ist über seine schon erwähnte Zwiespältigkeit dann doch noch gestolpert.
    Ich möchte Ihnen heute einen Vorschlag zur Güte unterbreiten. Es gibt ja Möglichkeiten; tun wir doch nicht so. Wie wäre es, wenn der Bund leerstehende Kasernenanlagen an Hochschulorten kostenlos und folgelastenfrei zur Verfügung stellt und sich die Länder den fiktiven Kaufpreis auf den Bundesanteil für den Hochschulbau anrechnen ließen?

    (Günter Rixe [SPD]: Gute Idee!) Vielleicht können wir darüber nachdenken.

    Beim BAföG kann ich Ihnen keinen Kompromiß anbieten. Wir halten daran fest, daß die Verbesserung der Studienbedingungen wesentlich vom realen Wert des BAföG abhängt. Das Statistische Bundesamt hat soeben mitgeteilt, daß die Zahl der nach dem BAföG geförderten Studierenden 1992 um 27 000 oder 3,1 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen ist. Trotz steigender Lebenshaltungskosten und wachsender Studentenzahlen ist der Gesamtbetrag, den Bund und Ländern für die individuelle Ausbildungsförderung zahlen, inzwischen rückläufig.
    Schon lange benutzt der Bundesfinanzminister den BAföG-Plafonds des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft als Sparbüchse. Dabei sind die fast 400 Millionen DM Darlehensrückflüsse noch nicht einmal berücksichtigt.
    Meine Damen und Herren, die SPD hält an ihrer Linie bei den Solidarpaktverhandlungen fest: Der Verzicht auf eine Anpassung von Freibeträgen und Bedarfssätzen stellt angesichts der hohen Inflationsrate insbesondere in den neuen Ländern einen Sozialabbau dar.
    Die von mir beschriebenen Mängel gehen zum großen Teil auf Fehlentscheidungen seit 1982 zurück, als die Vorgänger von Herrn Ortleb das Bildungsministerium bedeutungslos werden ließen bzw. die Hochschulen mit Sonderprogrammen abgespeist haben. Sie hätten zu ihrer Zeit verhindern müssen, daß es zu der jetzt allseits beklagten dramatischen Unterfinanzierung des gesamten Bildungsbereichs gekommen ist. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wir müssen uns in den anstehenden Haushaltsberatungen gemeinsam große Mühe geben, doch noch bessere Lösungen zu finden; denn es ist ein Glück in unserer heutigen Situation, daß es noch nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine in größerem Umfang lernende Jugend gegeben hat. Sie hat es nicht verdient, mit Schlagworten vom Bildungsgipfel bis hin zum Wirtschaftsstandort Deutschland abgespeist zu werden. Sie hat Chancengleichheit in der Bildung und Ausbildung verdient. Sie braucht Orientierung und Vertrauen, daß ihre Lebensplanung in bezug auf Bildung und Ausbildung in guten Händen ist.
    Mit dem Haushaltsentwurf der Bundesregierung wird diese Orientierung nicht gegeben, wird das Vertrauen enttäuscht und durch die Mißachtung der sozialen Gerechtigkeit zerstört.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, ich erteile jetzt das Wort unserem Kollegen Dr. Klaus Uelhoff.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Dieter Uelhoff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist sicher richtig, wenn man feststellt, daß es schon eine Schlüsselfunktion ausmacht, was Staat und Gesellschaft für Bildung und Wissenschaft ausgeben. Insofern, Frau Kollegin Odendahl, stimme ich Ihnen zu.



    Dr. Klaus-Dieter Uelhoff
    Aber es ist nicht redlich, wenn man zur Meßlatte seiner eigenen Kritik nur das macht, was der Teil des Staates, von der Gesellschaft einmal ganz zu schweigen, der — wie der Bund — nur ein wenig Kompetenz für Bildung und Wissenschaft hat, im Rahmen engster Finanzzwänge für diesen Bereich zur Verfügung stellt. Natürlich wäre auch im Einzelplan 31 mehr drin gewesen — wir alle hätten uns gefreut, nicht zuletzt der Bundesbildungsminister —, wenn nicht beim Solidarpakt die Länder bis zum letzten dem Bund fast jede weitere finanzielle Bewegungsmöglichkeit genommen hätten.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Das vergißt Frau Odendahl in Ihrer Horrorrede!)

    Ich muß sagen: Ich bin dankbar dafür, daß auch dieser Etat in einem engen Finanzrahmen wichtige Schwerpunkte setzt und auch Vorgaben macht, an denen sich andere orientieren können. In diesem Etat ist weiß Gott nicht alles Wünschenswerte enthalten. Aber das Notwendige wird möglich gemacht.
    Ich möchte dies an Hand einiger weniger Beispiele deutlich machen. Ich bin Ihnen, Herr Bundesminister Ortleb, und dem Bundeskanzler, der ja aus den 80er Jahren in dieser Frage seine guten Erfahrungen hat, sehr dankbar dafür, daß die Bundesregierung es nicht hinnehmen will, daß ein 15jähriger in Ostdeutschland, wenn er seine schulische Ausbildung beendet hat, als erstes die Erfahrung der Arbeitslosigkeit und der mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten macht. Aber es wäre natürlich finanzpolitisch und auch psychologisch völlig falsch gewesen, wenn etwa die Bundesregierung im März oder im April, als es sich abzeichnete, wieviel junge Menschen — das weiß man ja — nach einem Ausbildungsplatz streben, gesagt hätte: Wir sind jetzt bereit, ein großes Programm aufzulegen. Es hätte genau die — ich sage jetzt einmal — Heilungskräfte der Wirtschaft nicht richtig eingesetzt.

    (Rudolf Bindig [SPD]: Das Thema hatten wir schon mal!)

    — Ich erinnere daran, daß es die Präsidenten der großen Wirtschafts- und Handwerksverbände waren, die zunächst gesagt haben: Wir werden alles versuchen, um möglichst vielen Menschen Arbeitsplätze zu geben. Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch Handel, Handwerk und Gewerbe in Ostdeutschland dafür danken, daß sie das Mögliche getan haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Aber das, was sie tun konnten, war eben nicht genug. Deshalb, Herr Minister Ortleb, finde ich es goldrichtig, daß Sie nicht zu einem früheren Zeitpunkt, sondern eben jetzt, wo man sieht, daß es noch etwa 20 000 junge Menschen — —

    (Zuruf von der F.D.P.: 12 000!)

    — Nach dieser Presseerklärung sind noch 10 000 bis 12 000 junge Menschen da, die einen Ausbildungsplatz — generell, auf die Fläche Ostdeutschlands gesehen — nicht haben. Hier wissen wir auch — wenn man die Berichte aufmerksam verfolgt —, daß es hier sektoral und regional große Unterschiede gibt.
    Ich möchte bei dieser Gelegenheit nur an das Beispiel des Arbeitsamtes Gera erinnern, wo auf jeden
    Jugendlichen, der einen Ausbildungsplatz sucht, rechnerisch 1,5 freie Stellen kommen, aber im Baugewerbe. Obwohl in Ostdeutschland das Baugewerbe Zukunftsperspektiven sogar noch für die übernächste Generation bieten würde, ist es offenbar nicht attraktiv genug, um alle die angebotenen Plätze zu besetzen. Das Dienstleistungsgewerbe ist offenbar nicht attraktiv genug.
    Deshalb meine ich: Bei allem Verständnis dafür, daß die individuelle Neigung eine wichtige Funktion bei der Wahl des eigenen Berufes haben muß, dürfen wir nicht übersehen, daß auch die Eignung ein weiteres wichtiges Kriterium ist. Ich sage mit allem Nachdruck: Auch der Bedarf, der objektive Bedarf des Arbeitsmarktes ist ein weiteres wichtiges Kriterium. Da kann ich nur sagen: Jeder, der bereit ist, sich im Bauhaupt-und Baunebengewerbe zu aktivieren und dort seinen Ausbildungsplatz zu suchen, wird wahrscheinlich noch in der übernächsten Generation in Ostdeutschland seinen Platz finden.
    Auf diesem Hintergrund ist mein dringender Appell, daran zu denken, daß die jungen Menschen nicht nur nach dem streben, was sie als eigene Neigung verspüren, sondern daß sie auch daran denken, was an Bedarf in der Umgebung vorhanden ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Minister, es ist erfreulich, daß Sie zum richtigen Zeitpunkt dieses Programm auflegen wollen. Ich kann Ihnen versichern, wir werden Ihnen im Haushaltsausschuß dabei helfen, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Daß wir im Bereich der Forschung in diesem Etat einen Aufstieg von 50 Millionen haben, verdanken wir der Rahmenvereinbarung. Aber ich will nicht unerwähnt lassen, daß etwa 900 Millionen DM für die Deutsche Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellt werden. Dies ist eine erhebliche Leistung in einer Zeit, in der andere Bereiche ihren Gürtel sehr viel enger schnallen müssen. Ich bin allerdings überzeugt, daß bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft diese Mittel gut eingesetzt werden.
    Zum Hochschulprogramm hat Frau Kollegin Odendahl einiges gesagt. Ich bin sehr dankbar, daß es gelungen ist, die 1,68 Milliarden DM zu halten. Es ist natürlich trefflich, aus anderer Leute Leder Riemen zu schneiden. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, daß es noch im Frühsommer der Bund war, der den Ländern bei der Feststellung des Finanzrahmens gesagt hat: Dies können wir bei den uns zur Verfügung stehenden engen Mitteln nicht leisten. Die 16 Länder haben sich daran nicht gestört. Sie haben gegen die Stimme des Bundes erstmals einen Finanzrahmen beschlossen. Und anschließend fordert man, daß sich der Bund, der genau weiß, was verfügbar ist, in seinem Haushalt eben darauf aufstellt.

    (Zuruf von der F.D.P.: Unglaublich!)

    Ich kann nur als ein ganz konkretes Beispiel sagen: Ich wünschte, daß wirklich alle Länder immer daran dächten, daß nicht jeder Neubau, daß nicht jeder Umbau auch strukturpolitisch sinnvoll ist. Lassen Sie mich das



    Dr. Klaus-Dieter Uelhoff
    Beispiel der Brandenburgischen Universität Potsdam nennen! Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, daß gewissermaßen in dem Weichbild der Universitäts- und Hochschulstadt Berlin mit der Freien Universität, der Technischen Universität, der Humboldt-Universität, die sich besser wieder „Freie" nennen und mit der anderen zusammengehen würde, mit einer zweistelligen Zahl von Hochschulen und Fachhochschulen ein Prestigeobjekt als brandenburgische Universität in Potsdam zusätzlich gebaut werden muß. Nichts gegen Cottbus und Frankfurt an der Oder, aber eine solche Universitätsplanung durch den brandenburgischen Landtag macht es dem Bund nicht leichter, jetzt nach Art. 91 a seine Mitwirkung — mehr ist es nicht — an dieser Gemeinschaftsaufgabe deutlich zu machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der Neubau von Hochschulen allein reicht zur Verbesserung der Situation der Universitäten nicht aus.
    Ich erinnere daran: Vor 30 Jahren hat der Heidelberger Professor Picht sein Buch „Die Bildungskatastrophe" geschrieben. Sinngemäß enthält es die These: Wenn wir nicht ein Volk von Abiturienten werden, dann werden wir das nächste Jahrtausend in Deutschland nicht erleben. — Jetzt sind wir fast ein Volk von Abiturienten, und die Bildungskatastrophe ist in der Tat da.

    (Rudolf Bindig [SPD]: Was empfehlen Sie eigentlich Ihren Kindern?)

    Nein, meine Damen und Herren, ich erwarte, daß man sich überlegt, ob die 1,9 Millionen Studenten, denen 1,6 Millionen Lehrlinge in Deutschland gegenüberstehen, wirklich alle an die Hochschule gehören.
    Ich verweise auf einen interessanten Artikel am letzten Freitag im „FAZ"-Magazin, wo Professor Steinmann, der Rektor der Universität München, die Universitäten als ein „Überlaufgefäß des Bildungswesens " bezeichnet hat, weil nämlich viele Leute nach dem Abitur, weil sie noch nicht genau wissen, was sie machen wollen, einfach erst mal studieren.

    (Rudolf Bindig [SPD]: Was haben Sie denn damals nach dem Abitur gemacht?)

    Wir haben ein großes Problem mit Abbrechern, wir haben ein großes Problem mit Langzeitstudenten, wir haben das große Problem der „Grauen Panther" an den Universitäten. Ich kann nur sagen: Das, was Professor Erhardt, der Berliner Bildungssenator gemacht hat, nämlich die Einführung von Studiengebühren für Langzeitstudenten, trägt hoffentlich mit zur Solidarität bei, so daß verhindert wird, daß viele Studenten anderen, die besser studieren würden, die Plätze vorenthalten.

    (Rudolf Bindig [SPD]: Wenn man den rechtzeitig relegiert hätte, würde uns einiges erspart bleiben!)

    Ein letztes Dankeschön, Herr Minister Ortleb, für den wichtigen Bereich der beruflichen Bildung, Qualifizierung von Personal für Ostdeutschland, auch die Begabtenförderung im beruflichen Bildungsbereich. Dies alles sind erfreuliche Ansätze, denn Bildung ist nicht allein Hochschulbildung.
    Für unsere Zukunft wird es entscheidend darauf ankommen, daß wir wieder den Bedarf an gut ausgebildeten Handwerkern, an Facharbeitern, an graduierten Ingenieuren decaen. Die berufliche Bildung — davon bin ich überzeugt — wird in Zukunft eine zentrale Rolle in der deutschen Bildungspolitik spielen. Wir werden Ihnen, Herr Minister Ortleb, so gut wir es können, dabei helfen.
    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)