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    Plenarprotokoll 12/53 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 53. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 Inhalt: Ausscheiden des Abgeordneten Bernd Henn aus der Gruppe der PDS/Linke Liste 4363 A Tagesordnungspunkt 2: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der NATO in Rom sowie EG-Konferenz in Maastricht b) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Beziehungen zwischen dem Europäischen Parlament und dem Rat (Drucksache 11/8265) c) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Wirtschafts- und Währungsunion (Drucksache 11/8266) d) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Zusammenhalt im Wirtschafts- und Währungsbereich (Drucksache 11/8268) e) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu dem Verfahren der Zustimmung: Praxis, Verfahrensablauf und Ausblick in die Zukunft (Drucksache 11/8491) f) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Regierungskonferenzen im Rahmen der Strategie des Europäischen Parlaments im Hinblick auf die Europäische Union (Drucksache 11/8539) g) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu der Einberufung der Regierungskonferenzen über die Wirtschafts- und Währungsunion und über die Politische Union (Drucksache 11/8540) h) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Wirtschafts- und Währungsunion im Rahmen der Regierungskonferenz (Drucksache 12/946) i) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD zu den Verhandlungen der Bundesregierung in den EG-Regierungskonferenzen zur Politischen Union und zur Wirtschafts- und Währungsunion (Drucksache 12/1434) j) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den verfassungsmäßigen Grundlagen der Europäischen Union (Drucksache 12/45) k) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Stärkung der Rechte und Befugnisse des Europäischen Parlaments — Januar bis Dezember 1990 — (Drucksache 12/75) 1) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Perspektiven für eine europäische Sicherheitspolitik: Die Bedeutung einer europäischen Sicherheitspolitik und ihre Auswirkungen für die Europäische Politische Union (Drucksache 12/940) m) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Unionsbürgerschaft (Drucksache 12/949) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 n) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu einem allgemeinen Schema für Assoziierungsabkommen mit den Ländern in Mittel- und Osteuropa (Drucksache 12/600) o) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Vollendung des Binnenmarktes: Annäherung der indirekten Steuern in der Gemeinschaft bis 1993 und danach (Drucksache 12/943) p) Beratung der Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union über die Tagung der Versammlung vom 3. bis 6. Juni 1991 in Paris (Drucksache 12/1082) q) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit der Westeuropäischen Union für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1991 (Drucksache 12/1084) r) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: 48. Bericht der Bundesregierung über die Integration der Bundesrepublik Deutschland in die Europäischen Gemeinschaften (Berichtszeitraum 1. Januar bis 30. Juni 1991) (Drucksache 12/1201) Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler 4365 A Norbert Gansel SPD 4371 B Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU 4375 D Dr. Helmut Haussmann FDP 4378 D Andrea Lederer PDS/Linke Liste 4380 D Hans-Dietrich Genscher, Bundesminister AA 4383 A Konrad Weiß (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 4385 A Norbert Gansel SPD 4385 B Gerd Poppe Bündnis 90/GRÜNE 4385 D Dr. Thomas Goppel, Staatsminister des Freistaates Bayern 4388 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD 4389 D Ulrich Irmer FDP 4390 B Karl Lamers CDU/CSU 4391 D Bernd Wilz CDU/CSU 4393 D Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD 4395 B, 4404 A, B Ortwin Lowack fraktionslos 4395 D Dr. Werner Hoyer FDP 4397 D Dr. Norbert Wieczorek SPD 4399 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU 4401 D Karl Lamers CDU/CSU 4403 C Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU 4405 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD (zur GO) 4406 D Dr. Werner Hoyer FDP (zur GO) 4407 A, D, 4408 B Dr. Norbert Wieczorek SPD (zur GO) 4407 B Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksachen 12/1391 vom 29. Oktober 1991 und 12/1447 vom 31. Oktober 1991 — Zunahme der Verschmutzung der Elbe durch Schadstoffeinleitungen aus Betrieben in den neuen Bundesländern MdlAnfr 1, 2 Klaus Harries CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Bertram Wieczorek BMU 4408 D ZusFr Klaus Harries CDU/CSU 4409 C ZusFr Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4409 C ZusFr Dietmar Schütz SPD 4409 C Zahlung von Provisionen durch Stempelhersteller und andere Firmen für die Umrüstung von Postfrankiermaschinen MdlAnfr 3 Dr. Margrit Wetzel SPD Antw PStSekr Wilhelm Rawe BMPT 4410 A ZusFr Dr. Margrit Wetzel SPD 4410 A ZusFr Dr. Dagmar Enkelmann PDS/LL 4410 B Stellungnahme der Bundesregierung zum EG-Richtlinienvorschlag betr. Einführung der D2-Mac-Fernsehnorm MdlAnfr 4 Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP Antw PStSekr Wilhelm Rawe BMPT 4410 B ZusFr Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP 4411 A Verbesserung der Reaktion des Bundesgesundheitsamtes auf Meldungen über Nebenwirkungen von Arzneimitteln MdlAnfr 13 Antje-Marie Steen SPD Antw PStSin Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 4411 C ZusFr Antje-Marie Steen SPD 4411 D ZusFr Anneliese Augustin CDU/CSU 4412 A ZusFr Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD 4412 B Durchsetzung der Rechtsansprüche für durch L-Tryptophan-haltige Arzneimittel Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 III Geschädigte; Verbot von L-Tryptophan durch das Bundesgesundheitsamt MdlAnfr 14, 15 Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD Antw PStSin Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 4412 C, 4413 A ZusFr Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD 4412 D ZusFr Anneliese Augustin CDU/CSU 4413 B ZusFr Gudrun Schaich-Walch SPD 4413 B Einstufung der Gesundheitsgefährdung durch L-Tryptophan-haltige Arzneimittel im Bundesgesundheitsamt; Aufhebung der Meldepflicht für ein Präparat bei Veränderung des Rohstoffs MdlAnfr 16, 17 Regina Schmidt-Zadel SPD Antw PStSin Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 4413 C, 4414 A ZusFr Regina Schmidt-Zadel SPD 4413 D Schnellere Unterrichtung von Ärzten und Apothekern über Nebenwirkungen von Medikamenten, insbesondere bei L-Tryptophan-haltigen Präparaten; Verbot tryptophanhaltiger Arzneimittel durch das Bundesgesundheitsamt MdlAnfr 18, 19 Gudrun Schaich-Walch SPD Antw PStSin Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 4414 B, C ZusFr Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD 4414 D ZusFr Anneliese Augustin CDU/CSU 4415 A Kontrolle der auf den Namen von Besatzungsmitgliedern ausgestellten Seefahrtsbücher MdlAnfr 20 Dr. Margrit Wetzel SPD Antw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 4415 B ZusFr Dr. Margrit Wetzel SPD 4415 C Erhöhung der Bundesbahntarife 1992; Einführung eines Halbpreispases nach Schweizer Vorbild MdlAnfr 22, 23 Dr. Maus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE Antw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 4415 D, 4416 A ZusFr Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4415 D, 4416 A Antrag der Wasserschiffahrtsdirektion Aurich und der Meyer-Werft auf eine höhere Ausbautiefe der Ems MdlAnfr 25, 26 Dietmar Schütz SPD Antw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 4417 A, B ZusFr Dietmar Schütz SPD 4417 B, C Entwicklung der Zahl unbegleitet einreisender Kinder seit Einführung des Visumszwangs für Personen unter 16 Jahren; Antragsteller dieser Asylanträge MdlAnfr 36, 37 Dr. Burkhard Hirsch FDP Antw PStSekr Eduard Lintner BMI 4417 D, 4418 B ZusFr Dr. Burkhard Hirsch FDP 4418 A, B ZusFr Gerd Wartenberg (Berlin) SPD 4418 A ZusFr Wolfgang Lüder FDP 4418 D ZusFr Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP 4418 D Zuständigkeitsverlagerung im Asylverfahren MdlAnfr 38 Jochen Welt SPD Antw PStSekr Eduard Lintner BMI 4419A ZusFr Jochen Welt SPD 4419 C ZusFr Wolfgang Lüder FDP 4419 D ZusFr Gerd Wartenberg (Berlin) SPD 4420 A ZusFr Dr. Burkhard Hirsch FDP 4420 B Beschleunigung der Asylverfahren MdlAnfr 39 Gerd Wartenberg (Berlin) SPD Antw PStSekr Eduard Lintner BMI 4420 C ZusFr Gerd Wartenberg (Berlin) SPD 4421 A Zusatztagesordnungspunkt: Aktuelle Stunde betr. Weisung des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an das Land Hessen: Aufhebung der Stillegungsverfügung für die Plutoniumverarbeitung in Hanau vor Fertigstellung der Schwachstellenanalyse Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 4421 C Klaus Harries CDU/CSU 4422 C Bernd Reuter SPD 4423 C Gerhart Rudolf Baum FDP 4424 B Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 4425 C Bärbel Sothmann CDU/CSU 4426 B Dr. Klaus Kübler SPD 4427 B Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 4428 A Joseph Fischer, Staatsminister des Landes Hessen 4429 D Gerhart Rudolf Baum FDP 4432 C Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU 4433 D Horst Kubatschka SPD 4434 D Christian Lenzer CDU/CSU 4435 D Reinhard Weis (Stendal) SPD 4436 D Heinrich Seesing CDU/CSU 4437 C Nächste Sitzung 4438 C IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 4439* A Anlage 2 Rüstungsmaterial für Israel DringlAnfr 4 29.10.91 Drs 12/1391 Dr. Peter Struck SPD SchrAntw StSekr Peter Wichert BMVg 4439* C Anlage 3 Forschungsmittel und Auftragsvolumen für den Daimler-Benz-Konzern nach der Fusion mit MBB MdlAnfr 5 — Drs 12/1447 — Gabriele Iwersen SPD SchrAntw PStSekr Bernd Neumann BMFT 4440* A Anlage 4 Gewährung von Arbeitslosengeld an Selbständige, Künstler und Autoren in den neuen Bundesländern unter der Bedingung des Verzichts auf jede Berufsausübung MdlAnfr 6, 7 — Drs 12/1447 — Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU SchrAntw PStSekr Horst Günther BMA 4440* B Anlage 5 Notwendigkeit des Mitführens ärztlicher Notfallkoffer in Bundesbahn-Fernzügen MdlAnfr 21 — Drs 12/1447 — Ingrid Walz FDP SchrAntw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 4441* A Anlage 6 Beitrag der geplanten Erhöhung der Bundesbahntarife zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen MdlAnfr 24 — Drs 12/1447 — Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE SchrAntw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 4441* A Anlage 7 Rechtsgrundlage für die Übermittlung personenbezogener Daten über den designierten Brandenburger Datenschutzbeauftragten Weichert durch das Bundesamt für Verfassungsschutz MdlAnfr 41, 42 — Drs 12/1447 — Ingrid Köppe Bündnis 90/GRÜNE SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI 4441* B Anlage 8 Fristen für die Einweisung von Ministerialräten in die Besoldungsgruppe B 3 1991 im Vergleich zu den Jahren ab 1988 MdlAnfr 35 — Drs 12/1447 — Günter Graf SPD SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI 4441* D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 4363 53. Sitzung Bonn, den 6. November 1991 Beginn: 10.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 06. 11. 91 * Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 06. 11. 91 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 06. 11. 91 Conradi, Peter SPD 06. 11. 91 Doppmeier, Hubert CDU/CSU 06. 11. 91 Doss, Hansjürgen CDU/CSU 06. 11. 91 Ewen, Carl SPD 06. 11. 91 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 06. 11. 91 Dr. Glotz, Peter SPD 06. 11. 91 Dr. Gysi, Gregor PDS 06. 11. 91 Haack (Extertal), SPD 06. 11. 91 Karl-Hermann Henn, Bernd fraktionslos 06. 11. 91 Hollerith, Josef CDU/CSU 06. 11. 91 Homburger, Birgit FDP 06. 11. 91 Huonker, Gunter SPD 06. 11. 91 Jäger, Renate SPD 06. 11. 91 Jaunich, Horst SPD 06. 11. 91 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 06. 11. 91 ** Jungmann (Wittmoldt), SPD 06. 11. 91 Horst Körper, Fritz Rudolf SPD 06. 11. 91 Kolbe, Manfred CDU/CSU 06. 11. 91 Koltzsch, Rolf SPD 06. 11. 91 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 06. 11. 91 Koschnick, Hans SPD 06. 11. 91 Kubicki, Wolfgang FDP 06. 11. 91 Dr. Graf Lambsdorff, Otto FDP 06. 11. 91 Meißner, Herbert SPD 06. 11. 91 Dr. Meyer zu Bentrup, CDU/CSU 06. 11. 91 * Reinhard Michels, Meinolf CDU/CSU 06. 11. 91 * Möllemann, Jürgen W. FDP 06. 11. 91 Molnar, Thomas CDU/CSU 06. 11. 91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 06. 11. 91 ** Nolte, Claudia CDU/CSU 06. 11. 91 Paintner, Johann FDP 06. 11. 91 Pfuhl, Albert SPD 06. 11. 91 * Reddemann, Gerhard CDU/CSU 06. 11. 91 * Regenspurger, Otto CDU/CSU 06. 11. 91 Reimann, Manfred SPD 06. 11. 91 ** Rempe, Walter SPD 06. 11. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 06. 11. 91 * Schily, Otto SPD 06. 11. 91 Dr. Schmude, Jürgen SPD 06. 11. 91 Dr. Schuster, Werner SPD 06. 11. 91 Dr. Soell, Hartmut SPD 06. 11. 91 ** Dr. Sperling, Dietrich SPD 06. 11. 91 Tillmann, Ferdi CDU/CSU 06. 11. 91 Vogel (Ennepetal), CDU/CSU 06. 11. 91 * Friedrich Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Vosen, Josef SPD 06. 11. 91 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 06. 11. 91 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 06. 11. 91 Zierer, Benno CDU/CSU 06. 11. 91 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Antwort des Staatssekretärs Dr. Peter Wichert auf die dringliche Frage des Abgeordneten Dr. Peter Struck (SPD) (Drucksache 12/1391 Frage 4 '): Warum hat der Bundesminister der Verteidigung ohne Befassung des Bundessicherheitsrates Rüstungsmaterial sowjetischer Bauart aus Beständen der ehemaligen NVA, darunter 14 Panzer, zur Verschiffung durch den BND nach Israel freigegeben? Der Bundesminister der Verteidigung hat nicht 14 Panzer der ehemaligen NVA zur Verschiffung durch den BND nach Israel freigegeben. Es handelte sich vielmehr um insgesamt 19 Geräte, von denen 2 Flugabwehrsysteme ZSU 23/4, 1 Abschußfahrzeug für Flugabwehrraketen (NATO-Bezeichnung SA-6) und 1 Flugzielerfassungs- und Verfolgungsradar - alle auf Kettenfahrgestell - als Kriegswaffen im Sinne des Kriegswaffenkontrollgesetzes gelten. Das übrige Material fällt nicht unter diese Bestimmungen. Es umfaßt 11 Kraftfahrzeuge verschiedener Typen, ein weiteres Radargerät sowie 3 schiffsgestützte Düppelwerfer PK-16 und Ersatzteile. Seit vielen Jahren arbeiten Israel und die Bundesrepublik bei der Auswertung fremden Wehrmaterials zusammen. Hieran hatte und hat die Bundeswehr Interesse. Bei der eingeleiteten Abgabe des genannten Materials handelt es sich um eine Maßnahme im Rahmen dieser wehrtechnischen Zusammenarbeit. Das Empfängerland wurde ausdrücklich zur Rückgabe des Gerätes verpflichtet. Die Einschaltung des BND entspricht den für diese Zusammenarbeit festgelegten Verfahren. Im vorliegenden Fall sind hinsichtlich der Beachtung der „Rüstungsexportpolitischen Richtlinien der Bundesregierung" vom 28. April 1982 und des Kriegswaffenkontrollgesetzes von der Fachebene Fehler gemacht worden. Der Bundesminister der Verteidigung hat Maßnahmen angeordnet, die die Wiederholung ähnlicher Vorfälle ausschließen. *) Vgl. 52. Sitzung, Seite 4328 B 4440* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Bernd Neumann auf die Frage der Abgeordneten Gabriele Iwersen (SPD) (Drucksache 12/1447 Frage 5): In welcher Höhe sind dem Daimler-Benz-Konzern nach der Fusion mit MBB Forschungsmittel des Bundesministers für Forschung und Technologie zugeflossen, und wie hoch war das Auftragsvolumen, das die Bundesregierung in diesem Zeitraum an konzerneigene Unternehmen vergeben hat? Nach der Fusion mit MBB Ende 1989 sind dem Daimler-Benz-Konzern aus Einzelplan 30 (BMFT) Forschungsmittel in folgender Höhe zugeflossen: 1990: 158,5 Millionen DM 1991 bis 30. September: 106,4 Millionen DM. In diesen Beträgen sind Zuwendungen/Aufträge an konzerneigene Unternehmen mit einer Kapitalbeteiligung über 50 % enthalten. An die Messerschmitt Boelkow Blohm GmbH wurden darüber hinaus folgende Mittel gezahlt: 1990: 55,6 Millionen DM 1991 bis 30. September: 41,4 Millionen DM. Die Frage nach dem Auftragsvolumen der Bundesregierung an konzerneigene Unternehmen des Daimler-Benz-Konzerns kann nur in Abstimmung mit allen Ressorts erfolgen und ist in der vorgegebenen Frist nicht möglich. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Horst Günther auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Gerhard Päselt (CDU/CSU) (Drucksache 12/1447 Fragen 6 und 7): Auf welcher Grundlage und in welchem Umfang erhalten in den neuen Bundesländern Selbständige Arbeitslosengeld? Entspricht es den Tatsachen, daß selbständige Künstler und Autoren ihren Verzicht auf jede Berufsausübung erklären müssen, wenn sie Arbeitslosengeld erhalten wollen? Fragen 6 und 7: Selbständige zählen unabhängig davon, welche Art der selbständigen Tätigkeit sie ausüben, nicht zum Schutzbereich der Arbeitslosenversicherung. Sie haben daher in aller Regel keinen Anspruch auf Lohnersatzleistungen bei Arbeitslosigkeit nach dem Arbeitsförderungsgesetz. Für Erwerbstätige, die in der ehemaligen DDR selbständig tätig waren, sieht das Arbeitsförderungsgesetz jedoch eine Sonderregelung vor. Danach können Zeiten der selbständigen Tätigkeit in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik — bei Vorliegen der Anspruchsvoraussetzungen im übrigen — wie Zeiten einer abhängigen Beschäftigung einen Anspruch auf Arbeitslosengeld begründen. Dieser Regelung liegt die Überlegung zugrunde, daß die berufliche Betätigung in der ehemaligen DDR außerhalb von Arbeitsverhältnissen wegen der ideologisch bedingten Beschränkungen, denen sie unterlag, nicht der „freien" Tätigkeit eines Selbständigen in der Marktwirtschaft entsprach. Soweit diese Beschränkungen auch nach der Herstellung der Deutschen Einheit Folgewirkungen in so gravierender Weise auslösen, daß eine konkurrenzfähige Fortführung der „selbständigen" Tätigkeit unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nicht möglich ist und die Betroffenen daher künftig auf die Verwertung ihrer Arbeitskraft in einem Arbeitsverhältnis angewiesen sind, soll ihnen in der Zeit bis zur Aufnahme einer neuen Beschäftigung ein gleichwertiger sozialer Schutz gewährleistet sein, wie den übrigen Personen, die eine abhängige Beschäftigung suchen. Ziel der Regelung ist es hingegen nicht, Zeiten schwieriger Auftrags- oder Absatzlage Selbständiger durch Lohnersatzleistungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz zu überbrücken. Die Aufgabe, die Wettbewerbsfähigkeit Selbständiger zu unterstützen, obliegt der Wirtschaftsförderung. Eine andere Regelung würde Personen, die sich in den neuen Bundesländern erstmals selbständig machen, gegenüber den bereits in der ehemaligen DDR selbständig tätigen Personen benachteiligen. Leistungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz auf der Grundlage der angesprochenen Regelung stehen daher nur denjenigen Personen zu, die eine abhängige Beschäftigung suchen. Damit ist die Fortführung der früheren, selbständigen Tätigkeit nicht zu vereinbaren. Die Gleichsetzung der Zeiten selbständiger Tätigkeiten in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik für einen Anspruch auf Arbeitslosengeld setzt deshalb den Nachweis voraus, daß diese Tätigkeit nicht weiter fortgeführt wird. Diese Voraussetzungen gelten für Arbeitnehmer und Selbständige im künstlerischen Bereich in gleicher Weise wie für alle anderen Erwerbstätigen. Dies bedeutet allerdings nicht, daß sich die Betroffenen in der Zukunft jeder — die Arbeitslosigkeit nicht ausschließender — freiberuflichen Betätigung zu enthalten hätten. Die gesetzliche Regelung verlangt lediglich, daß die selbständige Tätigkeit die zur Begründung des Anspruchs auf Arbeitslosengeld dient, aufgegeben wurde. Andere selbständige Nebentätigkeiten, insbesondere wenn sie nur gelegentlich ausgeübt werden, stehen daher dem Anspruch auf Arbeitslosengeld wie bei allen Arbeitnehmern nicht entgegen: Die Unterscheidung, ob es sich bei der Betätigung eines Betroffenen um die Fortsetzung der früheren selbständigen Tätigkeit oder um eine neue selbständige Tätigkeit handelt, läßt sich nur im Einzelfall treffen. Sie dürfte — wegen der Besonderheiten dieses Erwerbszweiges — im Bereich künstlerischer Betätigung besonders schwierig sein. Von einer Fortsetzung der ehemaligen Selbständigen Tätigkeit kann dabei im allgemeinen jedenfalls dann nicht ausgegangen werden, wenn die Betätigung nur gelegentlich, in geringfügigem Umfang ausgeübt wird oder die frühere selbständige Betätigung längere Zeit nicht mehr ausgeübt wurde. Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 4441* Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wolfgang Gröbl auf die Frage der Abgeordneten Ingrid Walz (FDP) (Drucksache 12/1447 Frage 21) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung der Deutschen Bundesbahn (DB), daß ärztliche Notfallkoffer in den Fernzügen der DB nicht erforderlich sind, weil Züge — im Gegensatz zu Flugzeugen z. B. — jederzeit halten können und ein Notarzt über Funk herbeigerufen werden kann, und wenn ja, mit welcher Begründung? Die notfallmedizinische Versorgung in Reisezügen ist dadurch sichergestellt, daß die Deutsche Bundesbahn in das allgemeine Rettungssystem eingebunden ist und somit von einem dichten Netz von Stützpunkten aus Rettungssanitäter und Notärzte kurzfristig an jedem Ort zur Hilfeleistung bereitstehen. Da zwischen Zügen und der Betriebsleitstelle ständiger Funkkontakt besteht, können im Notfall umgehend Notarzt- und Rettungswagen zu jeder geeigneten Stelle gerufen werden, an der der Zug — auch außerplanmäßig (z. B. auch an Bahnübergängen) — anhalten kann. Diese „Rettungskette" hat sich auch nach Auffassung des Bundesverkehrsministeriums in der Praxis bewährt. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wolfgang Gröbl auf die Frage des Abgeordneten Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 12/1447 Frage 24): Inwieweit kann die geplante Erhöhung der Tarife der Deutschen Bundesbahn einen Beitrag zur Minderung des Treibhauseffekts, insbesondere der Reduzierung von CO2 im Verkehrsbereich, leisten, und inwiefern wird dadurch das angestrebte Ziel der Bundesregierung, die CO2-Emissionen bis zum Jahre 2005 um ca. 30 Prozent zu reduzieren, gefördert? Mit der Tariferhöhung will die Deutsche Bundesbahn die allgemein eingetretenen Kostensteigerungen ausgleichen. Da sich diese Kostensteigerungen in vergleichbarem Maß auch bei den anderen Verkehrsträgern — insbesondere auch im Individualverkehr — ausgewirkt haben, sind spürbare Veränderungen in der Aufkommensverteilung nicht zu erwarten. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen der Abgeordneten Ingrid Köppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 12/1447 Fragen 41 und 42): Wann hat das Bundesamt für Verfassungsschutz der Brandenburger Landtagsabgeordneten Fuchs jemals welche Informationen über den designierten Brandenburger Datenschutzbeauftragten Weichert zugänglich gemacht? Auf welcher Rechtsgrundlage hat das Bundesamt für Verfassungsschutz trotz fehlender Zustimmung des Betroffenen personenbezogene Informationen an diese bestimmte Privatperson und Landtagsabgeordnete übermittelt, und wie bewertet die Bundesregierung in diesem Zusammenhang, daß schon mangels eines entsprechenden Landesdatenschutzgesetzes nicht absehbar ist, ob und wann sich in Brandenburg parlamentarische öffentliche Stellen im Sinne des § 19 Bundesverfassungsschutzgesetz mit der Wahl des dortigen Datenschutzbeauftragten erstmals dienstlich zu befassen haben? Zu Frage 41: Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat am 15. Oktober 1991 der stellvertretenden Vorsitzenden des Innenausschusses des Landtages Brandenburg, Frau Fuchs, Ablichtungen von Presseartikeln über Äußerungen und Verhaltensweisen des Betroffenen, die Ablichtung eines von diesem verfaßten offenen Briefes sowie eine schriftliche Zusammenfassung der im Bundesamt für Verfassungsschutz vorliegenden offenen Erkenntnisse übergeben. Mit den Zeitungsartikeln und dem offenen Brief wurden Presseberichte über ein öffentliches Verhalten des Betroffenen und seine eigenen Äußerungen weitergeleitet, die er selbst in die Öffentlichkeit gegeben und somit der Kenntnisnahme durch andere preisgegeben hatte. Zu Frage 42: Rechtsgrundlage für die in der Antwort auf Frage 1 genannte Weitergabe der Informationen ist § 19 Abs. 1 des Bundesverfassungsschutzgesetzes unter der Voraussetzung, daß das Parlament oder ein (dazu berufenes) Organ des Parlaments Empfänger der Informationen ist. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat in der Funktion des Stellvertretenden Vorsitzenden des Innenausschusses des Landtages, der sich mit der Wahl des Landesdatenschutzbeauftragten befassen soll, ein parlamentarisches Organ im Sinne des § 19 Abs. 1 Bundesverfassungsschutzgesetz gesehen. Die Bundesregierung geht davon aus, daß diese Rechtsfrage in der Sitzung des Innenausschusses am 6. November 1991 erörtert wird. Im übrigen ist darauf hinzuweisen, daß mit den Zeitungsartikeln und dem offenen Brief nur Presseberichte über ein öffentliches Verhalten des Kandidaten und Äußerungen weitergeleitet wurden, die er selbst in die Öffentlichkeit gegeben hat. Ob und wann sich in Brandenburg parlamentarische öffentliche Stellen im Sinne des § 19 Bundesverfassungsschutzgesetz mit der Wahl des dortigen Datenschutzbeauftragten zu befassen haben, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Frage des Abgeordneten Günter Graf (SPD) (Drucksache 12/1447 Frage 35): Ist der Bundesregierung bekannt, binnen welcher Fristen zu Ministerialräten in der Besoldungsgruppe A 16 ernannte Beamte der Bundesregierung in die Besoldungsgruppe B 3 im Jahre 1991 eingewiesen worden sind, und zwar aufgeschlüsselt nach den einzelnen Bundesministerien, einschließlich Bundeskanzleramt, und wie sahen die Zahlen hierzu im Vergleich in den Jahren 1988 bis 1990 aus? Zwischen der Ernennung zum Ministerialrat in Besoldungsgruppe A 16 und der Einweisung in Besol- 4442* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 dungsgruppe B 3 lagen bei den Bundesministerien im Jahre 1991 folgende Fristen: durchschnittlich 3 Jahre 6 Monate mindestens 4 Monate höchstens 19 Jahre 11 Monate. Für die Jahre 1988 bis 1990 lauten die Fristen wie folgt: 1988: durchschnittlich 4 Jahre 3 Monate mindestens 4 Monate höchstens 11 Jahre 8 Monate. 1989: durchschnittlich 4 Jahre 10 Monate mindestens 6 Monate höchstens 16 Jahre 4 Monate. 1990: durchschnittlich 4 Jahre 2 Monate mindestens 6 Monate höchstens 15 Jahre 10 Monate. Zwischen den einzelnen Ministerien bestehen zum Teil erhebliche Unterschiede. Im Hinblick darauf, daß nach den Richtlinien für die Fragestunde und für die schriftlichen Einzelfragen Fragen kurz zu beantworten sind, darf ich bezüglich der Angaben für die einzelnen Bundesministerien auf die beigefügte Anlage verweisen. Einweisung in ein Amt der Besoldungsgruppe B3 BBesO bei den Bundesministerien — Wartezeiten von der Beförderung zum Ministerialrat bis zur Einweisung in ein Amt der Besoldungsgruppe B 3 BBesO in den Jahren 1988 bis 1991 — Ressort 1988 1989 1990 1991 Fälle MD DD HD Fälle MD DD HD Fälle MD DD HD Fälle MD DD HD ChBK 2 ** 3;2 ** 4 1;0 3;4 6;5 2 ** 2;2 ** 7 0;4 4;0 4;6 AA 19 1;6 5;2 11;8 23 2;4 5;8 11;4 24 1;8 5;1 10;9 21 2;6 6;1 15;3 BMI 10 2;5 4;9 7;2 11 1;7 2;11 7;2 18 1;0 2;3 4;7 11 0;9 3;9 11;2 BMJ 6 2;1 3;2 3;10 3 3;3 3;6 4;0 11 2;0 2;10 3;7 7 1;1 1;10 3;5 BMF 6 3;1 3;3 3;5 12 1;0 3;4 3;11 21 1;9 3;0 4;2 25 1;1 1;8 2;6 BMWi 5 5;2 6;6 7;3 10 5;11 7;0 10;1 29 2;4 4;3 7;6 13 2;3 3;2 3;4 BML 7 0;5 7;0 8;6 7 1;11 5;11 8;0 12 0;5 4;4 7;10 11 2;4 3;9 11;2 BMA 2 ** 6;0 ** 8 2;0 3;8 4;6 11 0;9 3;4 3;8 4 1;9 2;8 4;1 BMVg 3 0;4 3;2 4;8 17 3;4 6;1 13;1 11 1;7 3;7 4;6 12 1;8 3;9 5;5 BMFuS - - - - - - - - - - - - 1 ** ** ** BMFJ * 1 ** ** ** 5 4;4 8;3 11;0 7 1;8 5;1 10;4 5 1;9 3;1 4;5 BMG — — — — — — — — — — — — 4 3;0 5;6 11;0 BMV 3 3;8 3;11 4;5 13 0;6 3;7 4;6 8 1;11 2;10 3;6 9 1;4 2;4 4;4 BMU 5 1;0 1;2 1;4 9 1;0 2;2 2;8 6 2;6 2;10 3;5 5 2;2 2;10 3;10 BMPT 6 1;2 4;1 6;2 7 2;0 4;2 5;0 13 1;0 3;2 6;11 10 1;0 3;0 19;11 BMBau 2 ** 3;1 ** 5 1;4 3;2 3;11 4 2;0 3;0 3;11 5 1;9 3;11 11;10 BMFT — — — — 5 5;8 7;4 8;10 9 3;7 7;4 10;3 9 1;6 5;11 12;8 BMBW — — — — 1 ** ** ** 5 3;5 6;0 8;2 5 0;11 3;2 5;0 BMZ 2 ** 4;9 ** - - - - 4 3;5 6;8 9;0 2 ** 5;0 ** BPA — — — — 2 ** 4;3 ** 4 4;0 9;5 15;10 2 ** 8;0 ** Summe 79 0;4 4;3 11;8 142 0;6 4;10 16;4 199 0;5 4;2 15;10 168 0;4 3;6 19;11 Erläuterungen: MD = Mindestdauer; DD = durchschnittliche Dauer; HD = Höchstdauer Angabe der Dauer: z.B. 1; 4 = 1 Jahr 4 Monate * 1988-1990: BMJFFG ** Keine Angaben aus datenschutzrechtlichen Gründen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir stehen in diesem Herbst vor zwei Gipfelbegegnungen, deren Beschlüsse für Deutschland und Europa von weit in die Zukunft weisender Bedeutung sein werden: dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der NATO am 7. und 8. November in Rom und dem Europäischen Rat am 9. und 10. Dezember in Maastricht.
    Wir wollen in diesen Tagen in Rom einlösen, was wir uns beim letzten NATO-Gipfel in London vorgenommen haben: die Anpassung des Bündnisses an die grundlegenden Veränderungen der letzten Jahre und die umfassende Neugestaltung seiner Politik und seiner Strategie.
    Das Bündnis hat sich als Garant von Frieden und Freiheit in ganz Europa erwiesen. Kein Geringerer als Präsident Vaclav Havel hat dies in seiner Rede vor dem NATO-Rat am 21. März 1991 zum Ausdruck gebracht, in der er das Bündnis als „eine durch und durch demokratische Verteidigungsgemeinschaft" charakterisierte, „die wesentlich dazu beigetragen hat, daß dieser Kontinent seit fast einem halben Jahrhundert von Krieg verschont geblieben ist und ein großer Teil Europas vor dem Totalitarismus bewahrt wurde " .
    Jetzt geht es darum, die politische Rolle des Bündnisses noch stärker zu entwickeln. Der bevorstehende NATO-Gipfel in Rom wird dem in einem zukunftsweisenden Konzept gemeinsamer transatlantischer Politik Rechnung tragen.
    Gewiß — jeder weiß es — : Die alte Bedrohung ist gewichen. Aber neue Risiken und Unwägbarkeiten sind an ihre Stelle getreten. Vorausschauende Sicherheitspolitik ist daher nicht überflüssig geworden. Es wäre leichtfertig, wenn wir die zentrale Aufgabe des Bündnisses aus dem Auge verlieren würden, die da heißt: Krisenbewältigung und Kriegsverhütung. Allein das Bündnis kann letztlich Gefährdungen für unsere Sicherheit, die auch für die Zukunft nicht völlig ausgeschlossen werden können, wirksam begegnen und das wichtige strategische Gleichgewicht in Europa wahren.
    Das Bündnis ist und bleibt zugleich das wesentliche Forum für Konsultationen und für die Vereinbarung von politischen Maßnahmen, die sich auf die Sicherheits- und Verteidigungsverpflichtungen seiner Mitgliedstaaten im Rahmen des Nordatlantikvertrages auswirken. Diese grundlegenden Funktionen wollen wir in der Gipfelerklärung ausdrücklich bekräftigen.
    Zugleich wollen wir deutlich herausstellen: Erstens. Das Bündnis bleibt das unverzichtbare Fundament für ein stabiles sicherheitspolitisches Umfeld in Europa.
    Zweitens. Die amerikanische Präsenz in Europa ist nicht nur aus militärischen Gründen, sondern auch als Garant politischer Stabilität unerläßlich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir wollen in Rom auch das neue strategische Konzept der Allianz verabschieden, das die grundlegenden politischen Veränderungen in Europa berücksichtigt. Dabei geht es nicht nur um die militärische Komponente der Sicherheit, sondern auch um ihre politische, wirtschaftliche, soziale und nicht zuletzt ihre ökologische Dimension. Die Umsetzung dieser neuen Strategie wird zu einer deutlichen Reduzierung sowohl unserer als auch der verbündeten Streitkräfte in Europa führen. Unser Land, Deutschland, hat mit der Festlegung des Umfangs der Bundeswehr auf 370 000 Mann seinen Beitrag hierzu schon geleistet.
    Die Fähigkeit zur gemeinsamen integrierten Verteidigung wird ein ganz wesentliches Element auch der neuen Strategie bleiben. Auf die Entwicklung multinationaler Einheiten wird verstärkt Nachdruck gelegt werden.
    Die Rolle der Nuklearwaffen erfährt eine einschneidende Veränderung. Zwar wird die Allianz auch in Zukunft nicht auf nukleare Waffen verzichten können, jedoch wird — dies ist eine positive Entwicklung — ihre Struktur geändert und vor allem ihre Zahl ganz erheblich reduziert. Insgesamt wird der Bestand an Nuklearwaffen in Europa um etwa 80 % verringert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Auf deutschem Boden wird es künftig keine landgestützten Nuklearwaffen mehr geben.
    Diese drastische Abrüstung ist ein eindeutiger Erfolg unserer Politik, deren Ziel bleibt: Frieden schaffen mit weniger Waffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    In diesen Tagen werden wir in Rom auch darüber zu sprechen haben, wie das Bündnis dem Sicherheitsbedürfnis der neuen Demokratien in Mittel-, Ost- und Südosteuropa Rechnung tragen kann. Die Antwort hierauf ist die Weiterentwicklung des sogenannten Liaison-Konzepts — bis hin zu institutionellen Schritten, wie sie jüngst der Bundesaußenminister HansDietrich Genscher und sein amerikanischer Kollege Jim Baker vorgeschlagen haben.
    In Rom wollen wir ferner unterstreichen, wie wichtig es ist, die KSZE-Strukturen weiterzuentwickeln, damit sie wirksamer als bisher für Krisensteuerung, Streitbeilegung und Konfliktverhütung genutzt werden können. Gemeinsam mit unseren Bündnispartnern werden wir uns für eine frühzeitige Ratifizierung und Anwendung des KSE-Vertrages einsetzen.
    Wir werden zugleich auf Fortschritte in den lauf enden Verhandlungen über Personalreduzierungen und weitere vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen drängen. Beide Verhandlungsforen müssen bis zum Helsinki-Folgetreffen im Frühjahr 1992 erfolg-



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    reich abgeschlossen werden. Im übrigen wollen wir die Verhandlungen über die Kontrolle der konventionellen Rüstungen in einem neuen Rahmen unter Einschluß aller europäischen Staaten fortführen.
    Die jüngste Abrüstungsinitiative von Präsident Bush und die positive Antwort von Präsident Gorbatschow haben die Chancen für weitere Abrüstung, vor allem im Kernwaffenbereich, nachhaltig verbessert.
    In diesem Zusammenhang — ich denke, das ist im Interesse des ganzen Hauses — ist es von entscheidender Bedeutung, wer in Zukunft die Kontrolle über die sowjetischen Kernwaffen ausüben wird. Es darf hier auf gar keinen Fall neue Unsicherheit entstehen. Wir vertrauen auf die Zusicherung von Präsident Gorbatschow, daß die sowjetischen Kernwaffen auch künftig unter zentraler Kontrolle bleiben. Aber ich denke, es ist wichtig, daß wir — Bundesregierung und Bundestag — heute auch zum Ausdruck bringen, daß dies ein gemeinsamer Wunsch Deutschlands ist, daß die Garantien wirklich dauerhaft gegeben werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der SPD und dem Bündnis 90/GRÜNE)

    Auf dem NATO-Gipfel wird auch die sicherheitspolitische Rolle Europas ein wichtiges Thema sein. Niemand stellt in diesem Zusammenhang in Frage, daß das Atlantische Bündnis auch in Zukunft von existentieller Bedeutung für Europa bleibt. Das entbindet uns Europäer allerdings überhaupt nicht von der Aufgabe, darüber nachzudenken, welchen spezifischen — vor allem auch politischen — Beitrag wir leisten können, um den neuen Herausforderungen und Risiken zu begegnen. Ich brauche nur das Stichwort Jugoslawien zu nennen und an die Heimsuchungen zu erinnern, die die Menschen dort täglich erleben.
    Wir kommen ganz einfach um die Frage nicht herum, welches Instrumentarium Europa benötigt, um mit derartigen Konflikten fertigzuwerden oder besser noch: ihnen vorbeugend begegnen zu können. Eine Antwort zumindest steht für mich fest: Ohne den Durchbruch zu einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik werden wir auch künftig vergleichbaren Entwicklungen nur unzureichend begegnen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Zur Recht hat Präsident Mitterrand vor kurzer Zeit in seiner Rede in Berlin vor den schwarzen Schatten der vergangenen Jahrhunderte gewarnt, die sich wieder auf Europa legen würden, wenn jedes Land in das traditionelle Denken in Einflußsphären zurückfiele. Die jüngste deutsch-französische Initiative hat daher vor allem zum Ziel, in dem für das europäische Schicksal entscheidenden Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik zu einem möglichst engen Schulterschluß zu kommen.
    Für mich ist klar — das will ich unterstreichen — : Ein vereinigtes Europa ist auf Dauer ohne gemeinsame europäische Verteidigung nicht denkbar.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dies ist weder Ausdruck des Zweifels an der Beständigkeit des Atlantischen Bündnisses noch ein Versuch, konkurrierende Zuständigkeiten zu schaffen. Es geht einfach darum, daß die Europäer — übrigens
    auch im Sinne einer Lastenteilung — stärker zu ihrer eigenen Verantwortung stehen und den europäischen Pfeiler ausbauen, so wie es auch unsere transatlantischen Partner seit langem fordern.
    Es ist erstaunlich, welche Kritik dieser Vorschlag jenseits des Atlantiks gefunden hat, auch von manchen, die zum Teil seit Jahrzehnten die Europäer und die Deutschen mahnen, endlich selbst die Dinge in die Hand zu nehmen. Ich finde, das, was wir jetzt versuchen, entspricht der Linie einer Politik, die uns seit langem auch unsere amerikanischen Freunde empfehlen.
    Bereits in der gemeinsamen Botschaft vom 6. Dezember 1990 hatten Präsident Mitterrand und ich betont, daß wir zur Umsetzung der europäischen Sicherheitspolitik ein operatives Instrument brauchen und hierfür die WEU vorschlagen.

    (Dr. Alfred Dregger [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Die jüngste Initiative konkretisiert diesen Ansatz. Das Hauptgewicht liegt dabei auf der politischen Ausgestaltung der WEU. Es geht vor allem um eine regelmäßige Abstimmung der WEU-Mitgliedstaaten innerhalb der Allianz mit dem Ziel einer gemeinsamen Haltung in allen wesentlichen Fragen sowie um eine engere, auch personelle Zusammenarbeit zwischen Allianz und WEU einerseits und zwischen EG und WEU andererseits.
    Durch die Verlegung des WEU-Generalsekretariats nach Brüssel wird verdeutlicht, daß wir zusammenführen und nicht abkoppeln wollen.
    Parallel zur Verstärkung der politischen Rolle der WEU wollen wir ihre militärischen Strukturen in enger Zusammenarbeit mit der Allianz und in deren Ergänzung insbesondere durch folgende Maßnahmen entwickeln: Schaffung eines militärischen Planungs- und Koordinierungsstabes; Verstärkung der militärischen Zusammenarbeit insbesondere in den Bereichen Logistik, Transport, Ausbildung und Aufklärung; verstärkte Rüstungskooperation mit dem Ziel, eine europäische Rüstungsagentur zu schaffen.
    Dazu gehört schließlich auch die Möglichkeit, daß militärische Einheiten unter bestimmten Umständen — und in enger Abstimmung mit der NATO — der WEU zugeordnet werden.
    Gleichzeitig wollen wir die deutsch-französische militärische Zusammenarbeit über die bestehende Brigade hinaus verstärken. Ich möchte in diesem Zusammenhang betonen, daß sowohl Präsident Mitterrand wie auch ich uns sehr wohl vorstellen können, daß auch andere Länder in Europa einer solchen speziellen Initiative beitreten können und wahrscheinlich sogar wollen.
    Ich will dabei klarstellen, daß deutsche Einheiten, die hierfür vorgesehen werden, nicht ihrer NATO-Verpflichtung entzogen werden.

    (Dr. Alfred Dregger [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Vielmehr handelt es sich darum, ihnen eine zusätzliche Aufgabe zuzuweisen. Ich bin ganz sicher, daß wir mit diesen Vorschlägen die europäische Sicherheitspolitik einen ganz wesentlichen und entscheidenden Schritt voranbringen werden.



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    Meine Damen und Herren, ein weiteres wichtiges Thema des NATO-Gipfels — das ursprünglich nicht auf der Tagesordnung stand, aber durch die Entwicklung auf die Tagesordnung gekommen ist — wird Jugoslawien sein. Dem Blutvergießen in Jugoslawien, das immer mehr Menschenleben fordert, muß ein Ende gesetzt werden, und zwar so schnell wie möglich.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der SPD und dem Bündnis 90/GRÜNE)

    Die brutalen militärischen Aktionen zerstören jeden Tag mehr die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben. Gerade wir, die Deutschen, wissen, was Krieg im eigenen Land mit all seinen schrecklichen Folgen für die Menschen bedeutet.
    Ich begrüße, daß die EG-Außenminister am 4. November 1991 wirtschaftliche Sanktionsmaßnahmen beschlossen haben. Dabei geht es vor allem darum, das serbische Lager von der Aussichtslosigkeit seiner Gewaltpolitik zu überzeugen. Dieser Beschluß ist nicht zuletzt auf Grund unserer beharrlichen Überzeugungsarbeit, auch gegenüber unseren EG-Partnern, zustande gekommen. Ich erwarte, daß dieser Beschluß am Freitag in Kraft gesetzt wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Die Bundesregierung wird sich auch weiter dafür einsetzen, daß die völkerrechtliche Anerkennung derjenigen Republiken, die dies wünschen, nicht auf die lange Bank geschoben wird.

    (Dr. Alfred Dregger [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Im Hinblick auf Sanktionsmaßnahmen erwarte ich, daß weitere Sanktionen, wie von uns vorgeschlagen, folgen werden. In der Frage der Anerkennung bleibt es unser Ziel, daß wir gemeinsam mit den Partnern in der EG vorgehen, und zwar nicht zuletzt — ich sage das auch im Hinblick auf die Diskussion im eigenen Land — im Interesse der dort nach Selbständigkeit strebenden Republiken. Ich halte es für wichtig, dies hier auszusprechen.
    Zu den wichtigsten Aufgaben, die vor uns liegen, gehört es, die beiden Regierungskonferenzen über die Politische Union sowie die Wirtschafts- und Währungsunion beim Europäischen Rat in Maastricht zum Erfolg zu führen. Ich bin mir über die Schwierigkeit dieser Aufgabe sehr wohl im klaren. Ich weiß auch, daß unser Handeln auf dem Weg nach Europa mit viel Skepsis begleitet wird. Aber die Erfolge der letzten Jahre und Jahrzehnte sollten uns dazu bewegen, die Schwierigkeiten zu meistern und mit Mut und Entschiedenheit für unsere Meinung einzutreten.
    Zwischen diesen beiden Konferenzen besteht für uns Deutsche ein unauflöslicher Zusammenhang. Man kann dies nicht oft genug sagen. Die Politische Union ist das unerläßliche Gegenstück zur Wirtschafts- und Währungsunion.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Die jüngere Geschichte, und zwar nicht nur die
    Deutschlands, lehrt uns, daß die Vorstellung, man
    könne eine Wirtschafts- und Währungsunion ohne Politische Union auf Dauer erhalten, abwegig ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben in den letzten zwei Jahren, vor allem im letzten Jahr, oft genug darauf hingewiesen, daß die Vollendung der deutschen Einheit nur ein Teil jenes historischen Auftrags ist, den schon die Männer und Frauen im Parlamentarischen Rat bei der Formulierung unseres Grundgesetzes verspürt haben. Die deutsche Einheit und die europäische Einigung sind für uns die zwei Seiten derselben Medaille. Das muß jetzt deutlich werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Dieser Vertrag ist der Testfall für die Bereitschaft der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft, ihr Schicksal unwiderruflich miteinander zu verknüpfen. Die Politische Union muß zunächst klare Grundlagen für eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik schaffen. Hierzu gehört auch der Einstieg in außenpolitische Entscheidungen mit qualifizierter Mehrheit, insbesondere da, wo es um die Frage der Durchführung solcher Entscheidungen geht.
    Wir streben zugleich an, daß die Außenpolitik stärker in den gemeinschaftlichen Institutionen verankert wird. Dabei muß nach unserer Überzeugung auch die Kommission einbezogen werden. Nur wenn es uns nach den schwierigen Anfangszeiten gelingt, in der Außenpolitik in Europa mit einer Stimme zu sprechen und gemeinsam zu handeln, werden wir auch weltweit unserer politischen Verantwortung gerecht.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FPD)

    Meine Damen und Herren, das künftige Zusammenleben in einem Europa ohne Binnengrenzen erfordert auch, daß wir uns mit unseren Partnern auf gemeinschaftliches Handeln in Kernbereichen der Innen- und Justizpolitik verständigen. Wir brauchen unbedingt — auch wenn es bei uns in der Bundesrepublik noch nicht alle glauben — eine mittelfristig mit grenzübergreifenden Befugnissen ausgestattete europäische Polizei, um vor allem im Kampf gegen die Drogenmafia und das organisierte Verbrechen bestehen zu können.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Wir brauchen ebenso dringend eine in ihren wesentlichen Elementen einheitliche europäische Politik in bezug auf Einwanderungs- und Asylfragen. Wir haben zu beiden Themen Vorschläge gemacht und der Regierungskonferenz Impulse gegeben. Es wird jetzt, wie immer in solchen Sachen, streitig diskutiert. Wir werden unsere Position nachdrücklich vertreten. Dabei ist mir sehr wohl bewußt, daß wir damit schwieriges europäisches Neuland betreten.
    Angesichts der dramatischen Entwicklung müssen wir aber jetzt das Notwendige tun und über den bisherigen Rahmen der rein zwischenstaatlichen Zusammenarbeit hinausgehen.
    Im Zusammenhang mit der Politischen Union wird sich die Bundesregierung mit allem Nachdruck für die



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    Verstärkung der Rechte des Europäischen Parlaments einsetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der SPD und dem Bündnis 90/GRÜNE)

    Ich muß Ihnen ehrlich gestehen: Als wir vor einem Jahr bei der ersten EG-Konferenz zu diesem Thema in Rom zusammenkamen — die zweite war dann im Dezember — , hätte ich nicht damit gerechnet, daß wir in der Frage der Verstärkung der Rechte des Europäischen Parlaments auf solche Schwierigkeiten stoßen würden. Mir ist es letztlich auch unverständlich, wie man in dieser Frage so zögerlich sein kann. Denn ich kann mir nicht vorstellen, daß wir im Juni 1994 die Wähler in EG-Europa wieder zur Wahlurne rufen, um in freier, geheimer und direkter Wahl ein Parlament zu wählen, das die wirklichen Parlamentsrechte nicht besitzt. Ich halte das für unmöglich.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der SPD und dem Bündnis 90/GRÜNE)

    Ich verstehe letztlich auch nicht, warum einige unserer Partner Probleme damit haben, dem Parlament die Möglichkeiten zu geben, die Kommission zu wählen — damit nehmen wir anderen ja keine Rechte weg — , ihm das Recht zur Mitentscheidung bei den legislativen Akten der Gemeinschaft zu geben. Man könnte die Liste noch erweitern.
    Wenn ich dies sage, bin ich sicher, daß wir alle gemeinsam wissen, daß unser Ziel nicht ein bürokratisches, sondern ein demokratisch verfaßtes Europa ist. Wir wollen kein zentralistisches, sondern ein förderales und bürgernahes Europa, das sich dem Grundsatz der Subsidiarität verpflichtet weiß. Das heißt, wir wollen, daß in der zukünftigen Zentrale — ich nenne einmal Brüssel — eben nur solche Entscheidungen getroffen werden, die auf der Ebene der Mitgliedstaaten nicht wirksam getroffen werden können.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Wir wollen auch, daß in diesem künftigen Europa die Regionen ihre legitimen Interessen in die Gemeinschaft einbringen können. Die Erfahrungen in Deutschland, nicht zuletzt an den Westgrenzen unseres Landes, in den letzten 30 bis 40 Jahren in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit benachbarter Regionen sind so positiv, daß ich nur hoffen kann, daß sich jetzt ähnliches in Ostdeutschland, an der Grenze zu unseren östlichen Nachbarn, vollziehen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Wenn Sie die Diskussion in den alten, klassischen Zentralstaaten — ich nenne beispielsweise Frankreich — verfolgen, sehen Sie, daß überall eine starke Tendenz zu verspüren ist — für uns eine besonders sympathische Tendenz — , auch durch eine Dezentralisation der Machtbefugnisse Entscheidungen möglichst nahe bei den Bürgern zu treffen. Diese Erfahrung darf in Europa nicht verlorengehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    In diesem Sinne haben wir in Übereinstimmung mit den Bundesländern der Regierungskonferenz die Bildung eines Regionalgremiums mit beratender Stimme vorgeschlagen. Ich mache kein Hehl daraus, daß es noch viel, viel Arbeit kosten wird, um diese Idee und diese Überzeugung unseren Partnern nahezubringen.
    Bei den Verhandlungen über die Wirtschafts- und Währungsunion entwickelt sich — auch das ist eine Erfahrung positiver Art aus dem letzten Jahr — sehr viel schneller ein breiter Konsens über die Grundpositionen, die wir vertreten. Erstens. In der Zwischenstufe ab 1994 verbleibt die Zuständigkeit für die Geldpolitik und die Verantwortung für die Geldwertstabilität in den Mitgliedstaaten uneingeschränkt bei den nationalen Zentralbanken. Es wird keine „Grauzone" in dieser Vorbereitungsphase geben.
    Zweitens. Der Weg zur Wirtschafts- und Währungsunion setzt eine marktwirtschaftliche und stabilitätsgerechte Wirtschafts- und Finanzpolitik voraus, die die unabdingbare Konvergenz der wirtschaftlichen Entwicklung der Mitgliedstaaten schafft.
    Drittens. In der Endstufe wird ein unabhängiges europäisches Zentralbanksystem geschaffen, das allein für die einheitliche Geldpolitik zuständig und vorrangig der Geldwertstabilität verpflichtet ist.
    Die Wirtschafts- und Finanzminister der Europäischen Gemeinschaft sind sich in ihren Beratungen einig, daß alle Mitgliedstaaten die Entscheidung über den Übergang zur Endstufe der Wirtschafts- und Währungsunion gemeinsam treffen sollen. Dabei gelten drei Grundsätze, über die sich der Europäische Rat bereits im Juni in Luxemburg verständigt hatte.
    Erstens. Kein Mitgliedstaat darf den Übergang einer Mehrheit von Mitgliedsländern in die dritte Stufe verhindern. Ich denke, jeder versteht, daß in diesem einfachen Satz sehr viel politischer Sprengstoff enthalten ist.
    Zweitens. Kein Mitgliedstaat wird gegen seinen Willen zur Mitgliedschaft in der Endstufe der Wirtschafts- und Währungsunion gezwungen.
    Drittens. Kein Mitgliedstaat kann von der Endstufe ausgeschlossen werden, wenn er die wirtschaftlichen und institutionellen Voraussetzungen erfüllt.
    Meine Damen und Herren, die vergangenen Wochen und Monate haben gezeigt, daß sich diese Verhandlungen keineswegs — das war auch nicht anders zu erwarten — einfach gestalten. Das sollte angesichts der Zahl und der Vielschichtigkeit der Themen auch niemanden überraschen. Aber ich bin sicher, daß sich alle Partner der einmaligen Herausforderung und auch der einmaligen Chance dieser Regierungskonferenzen bewußt sind und den Erfolg wollen.
    Ich will in diesem Zusammenhang ausdrücklich der niederländischen Präsidentschaft und insbesondere dem Ministerpräsidenten Lubbers für die Mühe danken und versichern, daß wir alles daransetzen wollen, sie bei ihrer sehr schwierigen Aufgabe zu unterstützen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Eine weitere wichtige Etappe auf dem Weg zur Europäischen Union wird die Vollendung des Euro-



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    päischen Binnenmarktes zum 31. Dezember 1992 sein. Zu diesem Zeitpunkt sollen in Europa aber nicht nur für die Bürger der Europäischen Gemeinschaft die Binnengrenzen fallen. Seit dem Durchbruch vom 22. Oktober 1991 können wir davon ausgehen, daß dann zugleich der noch größere Europäische Wirtschaftsraum — für insgesamt 380 Millionen Bürger — Wirklichkeit wird. Dies ist eine Entwicklung von einer ungeheuren politischen Bedeutung.
    Ich bin sicher, daß die Zustimmung zum EWR-Vertrag für die meisten unserer EFTA-Nachbarn nur ein erster Schritt auf dem Weg zum EG-Beitritt sein wird. Wir hoffen, daß diejenigen, die diese Diskussion jetzt führen, sie bald zu Ende bringen.
    Wir begrüßen, daß beispielsweise in Schweden die Diskussion an einem Punkt angelangt ist, der es zuläßt zu sagen: Wir rechnen damit, daß Schweden 1995 der Gemeinschaft beitritt und Österreich ähnliches tun wird. Ich bin ganz sicher, daß das schwedische Beispiel nicht ohne Eindruck und Wirkung auf die Nachbarn in Nordeuropa, auf Norwegen und Finnland, sein wird.
    In Erinnerung an eine Debatte, die wir im Zusammenhang mit dem Beitritt von Spanien und Portugal hatten, will ich jetzt doch sagen, daß es richtig war, den Beitritt Spaniens und Portugals zu forcieren, obwohl damals mancher — auch in Deutschland — der Meinung war, der Beitritt werde dazu führen, daß die EG, wie man sagte, südlastig werde. Damals ist die Befürchtung geäußert worden, daß Nordeuropa, ein entscheidender Bestandteil Europas, den Weg in die EG nicht finden werde. Wir begrüßen die Diskussionen und die Entscheidungen, die dort getroffen werden. Wir wünschen, daß die Zeitpläne, über die man jetzt diskutiert, auch eingehalten werden. Die Bundesrepublik Deutschland wird jedenfalls jede Unterstützung dabei geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Eine weitere ganz wichtige, zentrale Aufgabe europäischer Politik bleibt es, den jungen Demokratien in Mittel-, Ost- und Südosteuropa beim Umbau ihrer Wirtschaft und Gesellschaft tatkräftig zu helfen. Wir sollten daher alles daransetzen, die Assoziierungsverträge der Europäischen Gemeinschaft mit Ungarn, mit Polen und der CSFR noch in diesem Jahr unter Dach und Fach zu bringen.

    (Dr. Alfred Dregger [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Ferner sollten wir die baltischen Staaten bei der Festigung ihrer politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit unterstützen.
    Ich denke, auch im Blick auf spätere Entwicklungen der Europäischen Gemeinschaft ist es wichtig, daß die eben genannten Länder wissen, daß wir ihnen auf ihrem Weg nach Europa helfen wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Das Zeitmaß, das hier in Frage kommt, wird sicherlich ein anderes sein als das bei den vorher genannten Ländern wie Schweden und Österreich. Es ist aber ein großer Unterschied, ob man in Warschau, in Prag oder in Budapest weiß, daß man erwünscht ist, oder ob wir
    diesen Ländern mit einer quasi neutralen Distanz begegnen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich kann mir sehr wohl vorstellen, daß man über die jetzt abzuschließenden Assoziierungsverträge zu einer Art von Beratungsmechanismus kommt, der schon in dieser Zwischenzeit deutlich macht, daß diese Länder ihren Weg in die Gemeinschaft finden werden. Ich glaube, das liegt im allgemeinen Interesse und ist nützlich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des Bündnisses 90/GRÜNE)

    Eine ganz besondere Herausforderung, und zwar nicht nur für die Europäische Gemeinschaft, sondern auch für die anderen Partner in der G 7, stellt die dramatische Wirtschaftsentwicklung in der Sowjetunion dar. Wir wollen — darüber wird gesprochen und wird in den nächsten Wochen noch zu sprechen sein — in diesem Winter dazu beitragen, daß die Versorgung der Menschen dort mit einem Mindestmaß an Gütern des täglichen Bedarfs durch Nahrungsmittelhilfe sichergestellt wird.
    Auch hierzu möchte ich gerne eine darüber hinausgehende Bemerkung machen: Es kann nicht angehen, daß im Rahmen der G 7, der sieben großen Industrienationen der Welt, diese Frage bei nicht wenigen weitgehend unter dem Gesichtspunkt gesehen wird, dies sei vor allem eine deutsche Verantwortung. Es ist zwar eine besondere deutsche Verantwortung; denn wenn die Sowjetunion und die Republiken zu einer neuen Struktur finden, sind wir als Nachbarn ganz unmittelbar betroffen. Wir sind auch deshalb in einer besonderen Weise betroffen, weil noch viele sowjetische Soldaten auf deutschem Territorium stehen und weil die Abmachungen über den vollständigen Truppenrückzug eingehalten werden müssen. Aber es dient dem Frieden der Welt, nicht nur dem Frieden Europas, wenn in der Sowjetunion und in den jetzt entstehenden Republiken Friede, Freiheit, Soziale Marktwirtschaft und rechtsstaatliche Ordnung einkehren und dauerhaft verankert werden.
    Wenn man bedenkt, was wir in der Vergangenheit — während und auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges — an finanziellen Ressourcen mobilisieren mußten, um der damaligen Lage gerecht zu werden, müßte es auch möglich sein, jetzt in einer gemeinsamen großen Kraftanstrengung hier die notwendige Hilfe zu geben. Es ist wichtig, jetzt für den kommenden Winter Nahrungsmittelhilfe zu mobilisieren. Aber das ist nur eine Übergangshilfe; das kann kein dauerhafter Zustand sein. Jetzt sind alle westlichen Demokratien gefordert, die Chance der Demokratie in diesem Teil der Welt wahrzunehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der SPD und dem Bündnis 90/GRÜNE] Die Friedenskonferenz von Madrid hat neue Hoffnungen auf eine friedliche Beilegung des Nahostkonflikts geweckt. Das bloße Zustandekommen dieser Konferenz war bereits ein Ereignis von größter Bedeutung. Es war nur möglich — wir sollten dies dankbar Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl würdigen — dank der unermüdlichen Bemühungen von Außenminister Baker, dank des sehr persönlichen Engagements der Präsidenten Bush und Gorbatschow und auch dank der Bereitschaft der Konfliktparteien, sich erstmals seit 40 Jahren an einen Tisch zu setzen und die gegenseitigen Standpunkte überhaupt anzuhören. Diese Konferenz ist ein erster Schritt auf dem Weg zu einem tragfähigen und stabilen Verhandlungsprozeß. Das Ziel ist klar: Israel muß friedlich und sicher mit seinen Nachbarn leben, und die Palästinenser müssen über ihr Schicksal selbst bestimmen können. Ich möchte heute die Gelegenheit nutzen, an dieser Stelle an alle Beteiligten zu appellieren: Zeigen Sie in den weiteren Verhandlungen Realismus und Kompromißbereitschaft. Leiten Sie alle Ihnen möglichen Schritte zur Schaffung eines Klimas des Vertrauens ein. Enthalten Sie sich aller Maßnahmen, die den Friedensprozeß behindern oder gefährden könnten. Schließlich: Gehen Sie auch in kommenden Verhandlungen nicht auseinander, ohne eine wirkliche Fortsetzung der Gespräche zu vereinbaren. (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten des Bündnisses 90/GRÜNE)




    Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir zum Abschluß noch ein paar kurze Bemerkungen zu meiner jüngsten Reise nach Chile und Brasilien. Dieser Besuch hat mir die großen Hoffnungen deutlich gemacht, die die Staaten Lateinamerikas mit dem Wandel in Deutschland und in Europa, mit der deutschen Einheit und mit der europäischen Einigung verbinden. Auch sie haben mit dem Wegfall des Ost-WestGegensatzes und mit der Überwindung des Blockdenkens ihren Standort in der Weltpolitik neu bestimmt oder noch neu zu bestimmen. Die meisten von ihnen bekennen sich inzwischen zur pluralistischen Demokratie, zum Rechtsstaat und zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Die Völker Lateinamerikas erbringen damit alle Voraussetzungen für ein noch engeres Zusammengehen mit uns Europäern. Das gilt sowohl für die bilaterale als auch für die regionale Politik.
    In meinen Gesprächen in Chile und Brasilien spielte der Wunsch nach einer radikalen Öffnung der europäischen Märkte für die Waren dieser Länder eine entscheidende Rolle. Ich habe zugesagt, mich persönlich wie auch mit der ganzen Kraft der Bundesregierung dafür einzusetzen, daß die laufende UruguayRunde des GATT bald und erfolgreich abgeschlossen wird. Ich bin durchaus der Meinung, daß wir auf diesem schwierigen Feld in der jüngsten Zeit beachtliche Fortschritte erreicht haben. Die Bundesrepublik Deutschland hat ein elementares Interesse an einem positiven Abschluß der Uruguay-Runde des GATT.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Ich habe in meinen Gesprächen meine Gesprächspartner zugleich ermutigt, ihre Bemühungen um die Schaffung von Freihandelszonen und um die wirtschaftliche Integration, aber auch um Zusammenschlüsse in Teilen Lateinamerikas voranzutreiben.
    Ich habe in Chile und Brasilien volle Zustimmung dafür gefunden, daß Industrie- und Entwicklungsländer in der Frage des weltweiten Umweltschutzes eine gemeinsame Verantwortung tragen, der sie nur durch partnerschaftliche Zusammenarbeit gerecht werden können. Dabei mußte ich weit über das hinaus, was ich vorher gewußt habe — lassen Sie mich das hier bekennen — , feststellen, wie groß die psychologischen Schwierigkeiten vor allem in wichtigen Teilen Brasiliens sind. Das Schlagwort von der Einmischung der Ausländer in innerbrasilianische Angelegenheiten sollten wir ernst nehmen. Ob wir es als richtig anerkennen oder nicht, es ist noch eine erhebliche psychologische Vorbereitungsarbeit auf diesem Feld notwendig, und zwar nicht nur durch die Deutschen, sondern durch alle, die am Erhalt der Schöpfung interessiert sind, und das müßten ja wir alle sein.
    Ich habe die brasilianische Regierung nachdrücklich in ihren Bemühungen bestärkt, der Zerstörung der tropischen Regenwälder Einhalt zu gebieten. Zugleich habe ich unser eigenes Engagement noch einmal unterstrichen. Als Beitrag zum „Pilotprogramm Brasilien" haben wir 250 Millionen DM bereitgestellt. Ich will die Gelegenheit hier nutzen, um zu sagen, daß ich erwarte, daß sich auch die anderen Industrieländer an diesen Programmen beteiligen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    In diesen Tagen gehen ja Meldungen um die Welt, wieviel Hartholz einzelne Industrieländer pro Jahr verbrauchen. Dabei kann man feststellen, daß es darunter G-7-Länder gibt, die allein soviel Holz verbrauchen wie die gesamte EG.

    (Zuruf von der SPD: Japan!)

    Deswegen, finde ich, müßte es eigentlich auch möglich sein, daß diejenigen, die in einem besonderen Maße tropische Hölzer verbrauchen, Mittel bereitstellen, zumal sie dazu wirtschaftlich in der Lage sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten des Bündnisses 90/GRÜNE)

    Ich selbst habe die Absicht, um Juni kommenden Jahres an der in Rio de Janeiro stattfindenden UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung teilzunehmen. Meine Damen und Herren, auf dieser Konferenz wird es entscheidend darauf ankommen, daß wir nicht nur reden, sondern die Industrie- und die Entwicklungsländer zu gemeinsamem Handeln zusammenführen. In diese Partnerschaft muß jeder seinen ihm möglichen und auch zumutbaren Teil zur Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen einbringen. Wir wollen als Bundesregierung das Notwendige und für uns Mögliche tun. Aber wir müssen auch die Zeit nutzen, um unsere Partner davon zu überzeugen, daß dies eine weltweite Verantwortung ist und daß dies vor allem auch eine Verantwortung der Industrienationen ist.
    Meine Damen und Herren, die Wiedererlangung der staatlichen Einheit bringt für uns Deutsche neue Verantwortung, neue Herausforderungen und neue Pflichten mit sich. Zu allen wichtigen Fragen der internationalen Politik und der Weltwirtschaft werden heute mehr denn je unsere Mitwirkung, unsere Bei-



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    träge und unser Engagement erwartet. Dies gilt ungeachtet unserer nationalen Aufgabe, gleiche Lebensverhältnisse in ganz Deutschland herzustellen und die Menschen in Ost und West unseres Vaterlandes zusammenzuführen.
    Wir dürfen den Blick — bei aller Wichtigkeit dieser Aufgaben — jedoch nicht nur nach innen lenken. Zahlreiche und große Herausforderungen außerhalb der deutschen Grenzen erfordern ebenfalls unseren Einsatz: der Aufbau des vereinten Europa, die Weiterentwicklung und Festigung des Bündnisses in der Beziehung zu Nordamerika, die Stabilisierung der Staaten Mittel-, Ost- und Südosteuropas, die friedliche Beilegung von Konflikten insbesondere in unserer Nachbarschaft, die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Ländern der Dritten Welt.
    Zusammen mit unseren Partnern und Freunden wollen wir so an einer neuen Weltordnung des Friedens, der Freiheit und der Gerechtigkeit mitwirken. Wir wollen dabei die Aufgaben zu Hause nicht vernachlässigen, aber wir würden als wiedervereinigtes Deutschland vor der Geschichte versagen, wenn wir uns nur unseren eigenen Problemen zuwenden würden und die Verantwortung, die in der Welt auf uns zukommt, vernachlässigen würden. Meine Bitte ist, daß wir diese Verantwortung gemeinsam tragen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Beifall bei der SPD und dem Bündnis 90/GRÜNE)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Norbert Gansel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Norbert Gansel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Bundeskanzler, wir alle können uns vorstellen, daß Sie in diesen Stunden mit Ihren Gedanken mehr in Monza als in Rom sind. Wir möchten Ihnen sagen, daß wir mit Ihnen und mit Ihrer Familie fühlen, und wir wünschen Ihrem Sohn baldige gute Besserung.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Meine Damen und Herren, durch die Vereinigung ist das Gewicht, aber auch die Last der Bundesrepublik gewachsen. Die Bevölkerungszahl, die wirtschaftliche Stärke, die geographische Lage und unsere Geschichte — das, was wir anderen Völkern und uns selbst zugefügt haben, und auch das, was wir daraus zu lernen versucht haben — beanspruchen uns in besonderer Weise. Neue Hoffnungen, aber auch altes Mißtrauen werden uns entgegengebracht — und, was bisweilen schlimmer ist, alte Hoffnungen und neues Mißtrauen.
    Nirgendwo ist das so deutlich wie im Verhältnis der jugoslawischen Republiken zur Bundesrepublik. Deshalb und weil in mittelbarer Nachbarschaft Krieg ist, möchte ich auch einige Bemerkungen zu Jugoslawien an den Anfang meiner Rede stellen.
    Daß es in Kroatien auch Kräfte gibt, die aus der Bundesrepublik unter Berufung auf das Verhältnis zwischen Hitler-Deutschland und dem faschistischen Ustascha-Regime militärische Hilfe wünschen, macht mir Sorge. Daß das noch mehr Sorgen unter Serben auslöst, kann ich verstehen. Wofür ich aber kein Verständnis haben kann, ist die Art und Weise, wie eine staatlich gelenkte serbische Propaganda versucht, die Bundesrepublik mit jenem Deutschland gleichzustellen, mit dem wir nichts mehr gemeinsam haben außer unserer Geschichte.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem Bündnis 90/GRÜNE)

    Vor solchen böswilligen und haltlosen Unterstellungen nehme ich auch die Bundesregierung ausdrücklich in Schutz.
    Das gilt nicht für die Äußerungen, die Bundesinnenminister Schäuble am Sonntag auf dem Deutschlandtag der Jungen Union gemacht hat.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich zitiere: „Wir helfen nur, wenn die Aggressoren überzeugt werden, daß andere bereit sind, notfalls mit militärischen Mitteln die Aggression zu beenden. " — Das hat Schäuble gesagt, und er hat dabei auch eine deutsche Beteiligung befürwortet.

    (Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)

    So hilft man nur der serbischen Kriegspropaganda, Herr Schäuble, dem Frieden schadet man damit.

    (Beifall bei der SPD und dem Bündnis 90/ GRÜNE sowie bei Abgeordneten der PDS/ Linke Liste)

    Ein militärisches Eingreifen wäre völkerrechtswidrig, es würde das Blutvergießen nur vergrößern, und eine deutsche Beteiligung wäre verfassungswidrig. Der Bundesinnenminister, der sich gelegentlich auch als Verfassungsminister bezeichnet, müßte das eigentlich wissen.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Bundesregierung hat in der Jugoslawienkrise wie die meisten europäischen Regierungen lange versagt. Sie hat zu lange auf den jugoslawischen Zentralstaat und sein postkommunistisches Regime gesetzt. Wir wollten Völkern, die das erste Mal in ihrer Geschichte über ihr Schicksal frei bestimmen können, das Recht auf Selbstbestimmung nicht verwehren. Die SPD hat deshalb schon im Mai gefordert, den Weg Sloweniens durch die völkerrechtliche Anerkennung der Staatengemeinschaft zu ebnen und die Anerkennung der kroatischen Unabhängigkeit von der Respektierung der serbischen Minderheitenrechte abhängig zu machen. Seit Monaten verlangen wir wirtschaftliche Sanktionen der EG, die die jugoslawische Bundesarmee treffen müssen. Seit Monaten unterstützen wir die Forderung Kroatiens nach Blauhelmen der UNO, die allerdings nur mit Zustimmung der serbischen Seite einen Waffenstillstand garantieren könnten.
    Unser inzwischen gemeinsames Engagement in der jugoslawischen Krise beruht auf unserer europäischen Verantwortung und wohl auch auf unserer geographischen und menschlichen Nähe. 600 000 jugoslawische Arbeitnehmer und ihre Familien — das war 1% der Bevölkerung der alten Bundesrepublik — leben und arbeiten bei uns. Fast jede deutsche Familie ist schon einmal in Jugoslawien auf Urlaub gewesen. Jugoslawien war für Deutsche nach dem Zweiten Weltkrieg ein schwieriges Territorium. Aber in den



    Norbert Gansel
    vielen Jahren ist Freundschaft durch Begegnung gewachsen, und deshalb fühlen wir eine besondere Verantwortung.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Sie nicht auf Sonderwegen, sondern innerhalb der Europäischen Gemeinschaft und der KSZE zur Geltung zu bringen, das ist der richtige Weg. Vor deutschen Alleingängen, wie sie in den Unionsparteien immer wieder gefordert werden, sei gewarnt.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir hoffen, daß solche Forderungen keine Anzeichen eines veränderten deutschen Selbstverständnisses sind. Daß die Bundesrepublik ihr Gewicht in den internationalen Organisationen und zu ihrer Stärkung nutzt, war eine gemeinsame Überzeugung in diesem Hause. Das muß erst recht für das gewachsene Gewicht des vereinigten Deutschlands gelten. Wenn die Bundesrepublik durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag nun völkerrechtlich souverän geworden ist, dann müssen wir erst recht unter Beweis stellen, daß wir bereit sind, Souveränitätsrechte an supranationale Organisationen abzugeben.

    (Beifall bei der SPD)

    Darum geht es auf dem Gipfeltreffen der Europäischen Gemeinschaft in Maastricht, wo eine umfassende Änderung der Römischen Verträge beschlossen werden soll, jener Verträge, durch die die EG — damals noch die EWG — 1957 begründet wurde. Weil damit weitere Souveränitätsrechte auf die Gemeinschaft übertragen werden, müssen die Parlamente der Mitgliedstaaten — also auch der Deutsche Bundestag — diese Änderungen 1992 ratifizieren, wenn alles gutgeht. Wir hoffen, daß alles gutgeht, denn durch dieses Vertragswerk soll die Europäische Gemeinschaft zu einer Wirtschafts- und Währungsunion und zu einer Politischen Union weiterentwickelt werden.
    Wir sind also auf dem Weg zu den Vereinigten Staaten von Europa, die die deutsche Sozialdemokratie 1925 in ihrem Heidelberger Programm als erste europäische Partei gefordert hat. Was so fernab in den Höhen eines Gipfeltreffens verhandelt wird, wird tief in die Lebensbedingungen und Lebensgefühle bei uns allen einschneiden, wird unsere Wirtschaft und unsere Umwelt verändern, wird unsere Bürgerrechte und unsere Währung bestimmen und über die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Gemeinschaft entscheiden. Zur Politischen Union — dabei geht es z. B. um die Befugnisse des Europäischen Parlaments — wird meine Kollegin Heidemarie Wieczorek-Zeul sprechen, zur Wirtschafts- und Währungsunion — dabei geht es letztlich um die Stabilität unseres Geldes — mein Kollege Norbert Wieczorek.
    Ich will etwas zur gemeinsamen Sicherheitspolitik sagen. Dabei geht es z. B. um Soldaten. Die SPD hat auf ihrem Bremer Parteitag im Mai beschlossen:
    Die Westeuropäische Union soll schrittweise an die Politische Union herangeführt und die Arbeit der WEU an den zu fassenden Grundsatzbeschlüssen des Europäischen Rates zur gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik orientiert werden.
    Soweit sich die sogenannte Botschaft von Helmut Kohl und François Mitterrand zur gemeinsamen europäischen Außen- und Sicherheitspolitik vom 16. Oktober mit diesem Vorschlag deckt, findet sie natürlich unsere Zustimmung.

    (Karl Lamers [CDU/CSU]: Die haben das vorher gelesen! — Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Ihr seid auch gut beraten, das zu lesen!)

    Aber der in der Botschaft enthaltene Vertragstext weist einige Unklarheiten und Lücken auf. Herr Bundeskanzler, das war heute überhaupt das Problem mit Ihrer Regierungserklärung. Wir haben ja zum Teil geklatscht, auch ich; denn was Sie gesagt haben, war im großen und ganzen in Ordnung.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das Problem war das, was Sie nicht gesagt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber dazu gibt es ja parlamentarische Debatten.
    Deshalb sage ich: Unklar bei Ihrer Botschaft ist, ob der WEU-Vertrag so verändert werden soll, daß auch militärische Aktionen out of area zulässig werden sollen. Dem würden wir uns entschieden widersetzen.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch die FDP müßte das eigentlich machen, Herr Genscher.
    Unklar sind die Vorstellungen zur Rüstungskooperation und zur Kontrolle des Rüstungsexports. Die vorgeschlagene europäische Rüstungsagentur darf jedenfalls nicht zu einer Rüstungsexportagentur werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Es fehlt überhaupt jeder Vorschlag, die Überkapazitäten der westeuropäischen Rüstungsindustrie sozialverträglich und ökonomisch produktiv umzustellen. „Konversion" und „Friedensdividende" sind die Stichworte. Und es fehlt jede Vorstellung von einer parlamentarischen Kontrolle der europäischen Sicherheitspolitik.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU)

    — Ja, das hat auch der Kanzler gesagt. Daß er sich Mitterrand gegenüber nicht durchsetzen konnte, bedauern wir sehr.
    Wir Sozialdemokraten sind uns darüber im klaren, daß zu den Vereinigten Staaten von Europa schließlich auch gemeinsame Streitkräfte gehören müssen.

    (Dr. Renate Hellwig [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Es hieße jedoch, eine politische Entwicklung auf den Kopf zu stellen, wollte man das militärische Element im europäischen Prozeß als Katalysator benutzen und mit gemeinsamen Streitkräften beginnen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Renate Hellwig [CDU/CSU]: Wie die D-Mark! — Karl Lamers [CDU/CSU]: Gleichzeitig!)




    Norbert Gansel
    Es ist deshalb verwunderlich, daß die sogenannte Botschaft auch ein Postscriptum enthält, mit dem die Bildung eines deutsch-französischen Armeekorps von 50 000 Soldaten als Kern einer europäischen Streitmacht vorgeschlagen wird.

    (Karl Lamers [CDU/CSU]: Was habt ihr denn dagegen?)

    Dieser Vorschlag hat bei den europäischen Partnern nicht nur Kopfschütteln und spöttische Bemerkungen, sondern auch Feindseligkeiten hervorgerufen. Man entspricht den Warnungen vor deutschen Alleingängen eben nur zur Hälfte, wenn man deutsch-französische Doppelgänge versucht.

    (Karl Lamers [CDU/CSU]: Ach, Unsinn!)

    Wir haben uns für die Mitgliedschaft auch des vereinigten Deutschlands in der NATO und für die militärische Integration der Bundeswehr nicht deshalb ausgesprochen, um jetzt gewissermaßen eine Binationalisierung deutscher Streitkräfte außerhalb der NATO zuzulassen.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Bundeskanzler hat dazu heute eine Klarstellung versucht, aber es bleiben Unklarkeiten über das künftige Übungs- und Einsatzgebiet dieses Armeekorps,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Rabulistik!)

    über seine Zusammensetzung in Anbetracht unserer NATO-Verpflichtungen, über seinen militärischen Auftrag und über seine Kommandostruktur.
    Bei deutsch-französischen Einheiten muß jedenfalls der Grundsatz gelten: gleiche Pflichten, gleiche Rechte, auch gleiche Stationierung. Es wäre keine Lösung, wenn 25 000 französische Soldaten auf deutschem Boden blieben und nur ein paar deutsche Stabsoffiziere in Straßburg tagen könnten. So nicht!

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Inzwischen befindet sich die Bundesregierung aber auf dem Rückzug. Es ist überhaupt eine erstaunliche Armee, deren Geschichte mit einem Rückzug beginnt. Minister Stoltenberg spricht nur noch von einer Anregung. Man habe eigentlich nur die operative Zusammenarbeit auf Stabsebene im Sinn gehabt. Minister Genscher versuchte sogar, die Verbündeten zu beruhigen, indem er betonte — ich zitiere — , die deutschfranzösische Initiative sei keine Bedrohung der NATO.

    (Heiterkeit bei der SPD)

    Dabei soll es doch sogar NATO-Stäbe geben, die für ihre Existenzberechtigung mühsam nach einer Bedrohung suchen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Tatsächlich hat sich die sogenannte Bedrohungslage für die NATO fundamental verändert. Der Sieg der Demokratie in Mittel- und Osteuropa, die deutsche Vereinigung, die Auflösung des Warschauer Paktes, die Rückkehr der Roten Armee in die Sowjetunion, der erfolglose Putsch in Moskau, der Zerfall der alten Sowjetunion und die Erosion ihrer Streitkräfte, der Beginn einer wirklichen nuklearen Abrüstung durch die Initiativen von Bush und Gorbatschow, all das hat das Gesicht unserer Welt verändert, und die
    Vokabel „Bedrohung" ist sogar aus den Kommuniqués der NATO-Verteidigungsminister getilgt worden.
    Jetzt muß die Gipfelkonferenz der NATO in Rom ein Signal dafür sein, daß das Bündnis bereit und in der Lage ist, nicht nur veraltete Begriffe, sondern auch veraltete Strategien über Bord zu werfen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Bündnisses 90/GRÜNE)

    Die NATO hat sich in der Vergangenheit gegenüber der Bedrohung durch die Truppen und Atomwaffen des Warschauer Paktes und der Sowjetunion durch ein annäherndes konventionelles Gleichgewicht und die Strategie der atomaren Abschreckung zu schützen versucht. Es lohnt sich heute nicht mehr, darüber zu streiten, was daran richtig oder falsch war. Wenn es aber für den atomaren Ersteinsatz durch die NATO je eine Begründung gab, so ist sie nunmehr zusammengebrochen. Wir fordern die Bundesregierung deshalb auf, sich auf dem NATO-Gipfel dafür einzusetzen, daß durch eine offizielle Erklärung auf die Androhung des atomaren Ersteinsatzes verzichtet wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Tatsache ist: Die NATO steht nicht länger einem Gegner gegenüber, von dem behauptet werden kann, er sei an Zahl von Soldaten und Waffen überlegen. Über den Rahmen des KSE-Vertrages hinaus ist viel Raum für konventionelle Abrüstung. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich auf dem NATO-Gipfel dafür einzusetzen, daß für den konventionellen Abrüstungsprozeß neue Kriterien entwickelt werden, wie durch Umstrukturierung und drastische Reduzierung der Streitkräfte strukturelle Angriffsunfähigkeit in ganz Europa erzielt werden kann, und noch haben Sie die Chance: Fangen Sie mit der Streichung des Jäger 90 an!

    (Beifall bei der SPD und dem Bündnis 90/GRÜNE sowie bei Abgeordneten der PDS/Linke Liste)

    Bisher haben sich die Verteidigungsminister der NATO in eine andere Richtung bewegt, und Herr Stoltenberg ist mitgelaufen. Man hat die Aufstellung von sogenannten schnellen Reaktionsstreitkräften beschlossen, um 80 000 Soldaten eine zwar unklare, aber neue Funktion zu geben. Da diese Truppe weiträumig mobil sein soll, braucht sie auch neue Ausrüstung, Waffen und Transportmittel. Die Rüstungsindustrie bleibt beschäftigt, die Steuerzahler tragen die Kosten; das kann doch wohl nicht Sinn der Sache sein.

    (Beifall bei der SPD)

    Manche meinen, die eigentliche Aufgabe der schnellen Reaktionsstreitkräfte liege außerhalb des Bündnisbereiches, z. B. am Golf. Das wäre mit dem NATO-Vertrag und dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland nicht vereinbar. Deshalb, Herr Bundeskanzler, bitte ich Sie, klipp und klar zu sagen, daß ein Einsatz dieser Truppe nur im Bündnis, also nur im Verteidigungsfall, in Frage kommt.

    (Beifall bei der SPD)




    Norbert Gansel
    Tatsache ist: Die konventionelle Bedrohung der NATO ist weg. Tatsache ist auch: Die führenden Politiker im Osten wie im Westen haben endlich erkannt, daß von der atomaren Hochrüstung nicht mehr Sicherheit, sondern mehr Gefahr ausgeht. Die SPD-Fraktion begrüßt deshalb die Entscheidung von Präsident Bush und Präsident Gorbatschow, die Alarmstufen bei den strategischen Atombombern und einem Teil der strategischen Atomraketen aufzuheben und ihre Kontrolle zu straffen. Damit ist die Gefahr eines Atomkrieges aus Versehen, jene schreckliche Gefahr, verringert worden; gebannt ist sie nicht. Der Schock der Erkenntnis dieser Gefahr scheint beiden Präsidenten in die Knochen gefahren zu sein, als niemand eine zuverlässige Antwort auf die Frage geben konnte: Wer hat die sowjetischen Nukleararsenale während des Putsches unter sicherer Kontrolle gehabt?
    Bei den taktischen Atomwaffen, deren Kontrolle besonders schwierig und gefährdet ist, haben sich die Präsidenten ohne die bisher üblichen jahrelangen Expertengespräche selbst zu einseitigen drastischen Abrüstungsschritten entschieden. Der NATO-Gipfel muß sich dafür entscheiden, einen Prozeß einseitiger und wechselseitiger Abrüstungsschritte zu unterstützen, der nur noch Verhandlungen über die Verifikation notwendig macht. Es darf bei der nuklearen Abrüstung keinen Stillstand geben. Deshalb fordern wir:
    Erstens. Nachdem dank der Bush-Initiative aus Europa und insbesondere aus Deutschland jetzt endlich die taktischen landgestützten Atomraketen, die nukleare Artillerie und atomare Landminen verschwinden werden

    (Dr. Alfred Dregger [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)

    — wir haben zum Schluß, Herr Dregger, in einer Koalition mit Ihnen zusammen dafür gekämpft, erstaunlicherweise mit Ihnen zusammen;

    (Dr. Alfred Dregger [CDU/CSU]: Ich seit 1986!)

    vielleicht hat es ja geholfen — , müssen jetzt endlich auch die luftgestützten Atomwaffen, die Atombomben, die z. B. durch Tornado-Bomber eingesetzt werden können, abgezogen und vernichtet werden.

    (Beifall bei der SPD und dem Bündnis 90/GRÜNE)


    (Vorsitz : Vizepräsidentin Renate Schmidt)

    Nach den jetzigen Vorstellungen der NATO sollen über 700 Atombomben in Westeuropa und vor allen Dingen in der Bundesrepublik stationiert bleiben. Wovor sollen sie uns schützen, und wen sollen sie bedrohen?
    Was mich manchmal wundert, ist die Passivität, mit der der Bundesverteidigungsminister das alles begleitet. Man hat das Gefühl, er setzt sich nur mit müdem Pflichtgefühl für eine Stationierung von Atomwaffen ein. Aber leider beackert er auch das Feld der nuklearen Abrüstung nur mit einem müden Pflichtgefühl, doch dabei handelt es sich um Atombomben und nicht um landwirtschaftliche Geräte.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Wir verlangen von der Bundesregierung, daß sie hier und heute klipp und klar dazu Stellung nimmt, ob sie sich weiter an den Überlegungen der NATO beteiligen will, 1995 — nach einer Bundestagswahl — neue luftgestützte taktische Atomwaffen mit einer Reichweite von fast 500 km in der Bundesrepublik zu stationieren.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das entscheiden wir dann! — Gegenruf des Abg. Karl Lamers [CDU/CSU]: Das habt ihr schon einmal gemacht!)

    Drittens. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich gegenüber Frankreich und Großbritannien dafür einzusetzen, daß diese ihre Atomwaffen in den Abrüstungsprozeß einbringen, statt sie zu modernisieren.

    (Beifall bei der SPD)

    Viertens. Darüber hinaus sind folgende Schritte vordringlich: ein umfassender Atomteststopp, um die Weiterentwicklung von Nuklearwaffen zu verhindern; ein vollständiger Produktionsstopp für Atomwaffen und atomwaffenfähiges spaltbares Material; gemeinsame Schritte der Atommächte zur international kontrollierten und gesicherten Lagerung aller taktischen Atomsprengköpfe; ein Programm der NATO zur Erforschung und Durchführung einer auch für die Umwelt gefahrlosen Vernichtung der zigtausend Atomsprengköpfe in Ost und West — die Sowjetunion wird es ohne unsere Hilfe nicht schaffen —; scharfe Exportkontrollen bei Technologien und Materialien, die zur Entwicklung und Produktion von Atomwaffen geeignet sind.
    Wenn wir diese Aufgaben nicht in absehbarer Zeit bewältigen und wenn der NATO-Gipfel dafür kein Signal gibt, dann werden uns die Kraft, die Zeit und das Geld fehlen, um mit den wirklichen Krisen, mit den wirklichen Risiken unserer Gegenwart fertig zu werden, die eher nicht-militärischer Natur sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich erinnere an die globalen Risiken, an jenen Teufelskreis aus Armut und fortschreitender Umweltzerstörung, Vergiftung und Ausbeutung von Wasser, Boden und Luft, Drogen und Seuchen, organisierter Kriminalität. Ich erinnere an die größte Gefahr — Sie haben sie angesprochen, Herr Bundeskanzler —, nämlich die Klimakatastrophe.
    Es war gut, daß Sie den Brasilianern Unbequemes gesagt haben, die ihren, unseren tropischen Regenwald vernichten. Aber diesen Mut zur Unbequemheit erwarten wir auch in der Bundesrepublik; denn auch den deutschen Wald werden wir nicht retten können, wenn es beispielsweise kein Tempolimit auf den deutschen Autobahnen gibt.

    (Beifall bei der SPD und dem Bündnis 90/ GRÜNE — Zurufe von der CDU/CSU)

    Unsere Glaubwürdigkeit, anderen zu predigen, hängt davon ab, was wir selber zu tun bereit sind. Auch das haben Sie erkennen können, meine ich.

    (Beifall bei der SPD)

    Regionale Risiken, die uns bedrohen, sind wirtschaftliche Zusammenbrüche im Osten unseres Kontinents. Wenn Gorbatschow gestern erklärt hat, die So-



    Norbert Gansel
    wjetunion stünde am Rande des Abgrunds, dann müssen wir uns heute klar machen, daß Teile Europas mit hineingerissen werden können.

    (Beifall bei der SPD und dem Bündnis 90/ GRÜNE)

    Soziale Unruhen und ökologische Katastrophen können gewaltige Wanderungsbewegungen nach Westen auslösen. Die Kinder von Tschernobyl, die wir in unseren Krankenhäusern behandeln, die arbeitsuchenden Asylbewerber, die vor dem Elend flüchten, sind nur Vorboten dessen, was auf uns zukommt, was unsere Gesellschaft erschüttern kann, wenn es keine wirtschaftliche und ökologische Stabilisierung im Osten geben wird. Und, Herr Schäuble, dagegen hilft keine Änderung des deutschen Grundgesetzes.

    (Beifall bei der SPD)

    Menschenrechte und Minderheiten sind durch neue Diktaturen und ein Wiederaufleben des Nationalismus gefährdet. Nationalitätenkriege und zwischenstaatliche Konflikte, eine Jugoslawisierung der Sowjetunion sind Gefahren, vor denen uns keine NATO schützen kann. Denn wir werden nicht angegriffen; wir sind nur betroffen.
    Nur politische, wirtschaftliche und ökologische Zusammenarbeit, das Bewußtsein gemeinsamer Interessen und gemeinsamer Verantwortung, Konfliktregelungsmechanismen und Krisenmanagement und schließlich ein System der kollektiven Sicherheit, das in einer ganzen Region nicht nur vor Angriffen von außen, sondern auch vor Friedensstörung im Innern schützt, können die regionalen Risiken bannen.
    Das muß im geographischen Rahmen, das kann im organisatorischen Rahmen der KSZE geschehen, die damit Aufgaben im Sinne des Kapitels VIII der UNO-Charta übernähme.
    Seit der Schlußakte von Helsinki im Jahre 1975 hat die KSZE als regelmäßig tagende Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa die USA, Kanada, die Sowjetunion und fast alle europäischen Staaten an einen Tisch gebracht. Ihr gehören jetzt 38 Staaten an. Ihre Ergebnisse im Bereich der Sicherheit, vor allem aber auch im Bereich der persönlichen Freiheiten haben die Tür zur Überwindung der Teilung Europas zunächst nur einen Spalt breit, schließlich aber immer weiter öffnen geholfen.
    Mit der Charta von Paris ist die KSZE in eine neue Phase eingetreten. Jetzt müssen die ökonomische und die ökologische Dimension gestärkt werden. Jetzt müssen die ökonomischen und die ökologischen Risiken gebannt werden. Es gilt auf dieser Basis der EuroAtlantischen Zusammenarbeit von Vancouver bis Wladiwostok aufzubauen.
    Wir erwarten vom NATO-Gipfel in Rom, daß, wie in der Baker-Genscher-Initiative angekündigt, die Einladung für einen Euro-Atlantischen Kooperationsrat beschlossen wird. Regelmäßige Treffen auf Minister- und Botschafterebene mit den Staaten des einstigen Warschauer Pakts und der Republiken der Sowjetunion müssen sich mit allen regionalen Risiken beschäftigen. Aus dieser Zusammenarbeit wird sich wie aus dem Liaison-Konzept der NATO, das wir nachdrücklich unterstützen, auch für die neuen mittel- und
    osteuropäischen Demokratien ein neues Bewußtsein von Sicherheit ergeben, das aus dem Zusammengehörigkeitsgefühl kommt und zuerst Selbstsicherheit vermittelt.
    Die NATO bleibt auf absehbare Zeit die wichtigste Verbindung zwischen Europa und den USA und die zentrale Stütze europäischer Sicherheitspolitik. Aber ihre Garantiewirkung — das liegt in der Natur des NATO-Vertrags — bleibt auf ihre Mitglieder beschränkt. Sie schützt dabei — auch das ergibt sich aus dem Vertrag — nur vor dem äußeren Aggressor und nicht vor Gewalt zwischen ihren Mitgliedsstaaten; ich erinnere an die Zypern-Krise, als die Türkei und Griechenland, zwei NATO-Staaten, gegeneinander standen. Sicherheit vor allen denkbaren zwischenstaatlichen Konflikten im Osten Europas kann die NATO deshalb nicht gewähren, auch wenn sie sich allen beitrittsinteressierten Staaten öffnen würde.
    Wir stellen uns aber eine NATO vor, die sich KSZE-kompatibel entwickelt, die ihren Charakter und ihre Aufgabenstellung in dem Maße ändern oder aufheben kann, wie sich die KSZE unter Beteiligung der USA, Kanadas, der Europäischen Union und der Sowjetunion bzw. ihrer Nachfolgestaaten und aller anderen europäischen Staaten zu einem System kollektiver Sicherheit entwickelt, das Angriffe von außen abwehren sowie Krieg und Bürgerkrieg verhindern kann.
    Vieles ist noch in Bewegung. Wir liefern Ihnen deshalb keine Blaupause für eine euro-atlantische Architektur. Aber ein Entwurf ist es schon. Konrad Adenauer, der für den Beitritt der Bundesrepublik zur NATO verantwortlich ist, war daran beteiligt, und Willy Brandt, der heute wieder gesund unter uns ist,

    (Beifall im ganzen Hause)

    der den KSZE-Prozeß begonnen hat, und Helmut Schmidt. Und die FDP war natürlich immer dabei.

    (Heiterkeit — Beifall bei der SPD)

    Wir könnten also die Urheberrechte teilen, und wenn es ein Erfolg werden soll, dann sind ja bekanntlich viele Mütter und Väter erforderlich.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD)