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ID1117817700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 29. November 1989 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof in Verbindung mit Tagesordnungspunkt II: Beratung des Antrags der Abgeordneten Stratmann, Dr. Lippelt (Hannover) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verzicht auf Privatisierung der Salzgitter AG und Verhinderung der Großfusion PreussagSalzgitter (Drucksache 11/5536) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III: Beratung des Antrags des Abgeordneten Schmidt (Salzgitter), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verkauf/ Privatisierung der Salzgitter AG an die Preussag (Drucksache 11/5609) Frau Matthäus-Maier SPD 13597 D Borchert CDU/CSU 13605 A Frau Vennegerts GRÜNE 13609 B Dr. Weng (Gerungen) FDP 13614 C Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 13620 B Wieczorek (Duisburg) SPD 13631 A Roth (Gießen) CDU/CSU 13634 B Dr. Struck SPD 13637 C, 13645 C Dr. Pfennig CDU/CSU 13640 C Schmidt (Salzgitter) SPD 13642 C Sauer (Salzgitter) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13644 B Frau Vennegerts GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13645 A Namentliche Abstimmung 13646 B Ergebnis 13654 D Ergebnis der Abstimmung über Einzelplan 60 13672A II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. November 1989 Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Nehm SPD 13646 C Dr. Schroeder (Freiburg) CDU/CSU . . 13648B Frau Teubner GRÜNE 13651 D Dr. Hitschler FDP 13656 B Müntefering SPD 13659 A Frau Hasselfeldt, Bundesminister BMBau 13662 C Conradi SPD 13666 D Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 13668 C Grünbeck FDP (Erklärung nach § 30 GO) 13671A Conradi SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13671B Dr. Hitschler FDP (Erklärung nach § 30 GO) 13671 C Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft Frau Blunck SPD 13672 B Rossmanith CDU/CSU 13674 A Frau Saibold GRÜNE 13678 A Dr. Graf Lambsdorff FDP 13680 B Vahlberg SPD 13682 D Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 13686 B Frau Conrad SPD 13689A Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie Zander SPD 13693 A Austermann CDU/CSU 13696 B Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 13699 B Zywietz FDP 13700 C Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 13703A Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr Purps SPD 13707 B Windelen CDU/CSU 13710 C Weiss (München) GRÜNE 13713 C Zywietz FDP 13715A Dr. Zimmermann, Bundesminister BMV 13716D Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit Esters SPD 13719D Dr. Neuling CDU/CSU 13722 A Volmer GRÜNE 13724 C Frau Seiler-Albring FDP 13727 B Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . . 13729A Nächste Sitzung 13731 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13732* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. November 1989 13597 178. Sitzung Bonn, den 29. November 1989 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01. 12. 89 * Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01. 12. 89 Büchner (Speyer) SPD 01. 12. 89 * Frau Dempwolf CDU/CSU 01. 12. 89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01. 12. 89 Engelsberger CDU/CSU 29. 11. 89 Dr. Haack SPD 01. 12. 89 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 01. 12. 89 Dr. Hennig CDU/CSU 29. 11. 89 Höffkes CDU/CSU 01. 12. 89 Hörster CDU/CSU 30. 11. 89 Jaunich SPD 01. 12.89 Kastning SPD 29. 11. 89 Kiechle CDU/CSU 29. 11.89 Kißlinger SPD 01. 12. 89 Klein (Dieburg) SPD 01. 12. 89 Kolbow SPD 01. 12. 89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Linsmeier CDU/CSU 01.12.89 Frau Luuk SPD 01. 12. 89 Dr. Mahlo CDU/CSU 29. 11. 89 Meneses Vogl GRÜNE 01. 12. 89 Müller (Düsseldorf) SPD 29. 11. 89 Niegel CDU/CSU 01. 12. 89* Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 01. 12. 89 Paterna SPD 01. 12. 89 Frau Rock GRÜNE 01. 12. 89 Frau Schilling GRÜNE 01. 12. 89 Schreiber CDU/CSU 30. 11. 89 Schreiner SPD 29. 11. 89 Schröer (Mülheim) SPD 01. 12. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01. 12. 89 Sielaff SPD 30. 11. 89 Tietjen SPD 01. 12. 89 Frau Trenz GRÜNE 01. 12. 89 Verheugen SPD 30. 11. 89 Wartenberg (Berlin) SPD 29. 11. 89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01. 12. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Margit Conrad


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Kollege Rossmanith, wenn wir hier zur zweiten Lesung alle Anträge gestellt hätten, die bei der Beratung der Einzelpläne und in den Berichterstattergesprächen eine Rolle gespielt haben,

    (Zander [SPD]: Säßen wir Weihnachten noch hier!)

    wo wir versucht haben, unsere sozialdemokratischen Positionen einzubringen, dann hätten wir hier für die zweite Lesung Berge vorlegen müssen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Zurufe von der CDU/CSU)




    Frau Conrad
    Das wissen Sie doch selbst, Herr Kollege Rossmanith. Wir haben unsere Vorstellungen in die Diskussionen mit den Kollegen eingebracht gehabt, und wir haben unsere Vorstellungen zum Teil hier in Anträgen zusammengefaßt und gebündelt. Wir sind doch nicht dazu da, um das Parlament in einer Abstimmungsmaschinerie zu beschäftigen, sondern die wesentliche Arbeit sollte in den Ausschüssen gemacht werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Nun möchte ich gern noch zu einigen Fragen kommen. Das wird auch Sie, Herr Kollege Schmitz, freuen, denn es geht sicherlich auch um Energiepolitik. Wie Sie mich kennen, werde ich dieses Thema nicht auslassen. Wenn man den Wirtschaftsminister heute mal vor sich hat, muß man immer daran erinnern, daß er für Energiepolitik zuständig ist.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Aber Sie sollten Ihre Energie nicht überschätzen! — Kraus [CDU/CSU]: Langsamer reden! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich wäre froh, wenn Sie ein bißchen zuhören würden.
    Man muß daran erinnern, daß er für Energiepolitik zuständig ist; es hat die ganzen letzten Jahre fast den Eindruck gemacht, als würde die Energiepolitik der Bundesrepublik ganz woanders, nämlich in der Vorstandsetage des VEBA-Konzerns, gemacht.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Sie erwecken jetzt den Eindruck, als stünden Sie unter Strom!)

    So sah es doch in der letzten Zeit aus. Die Bundesregierung dackelte mit ihren energiepolitischen Entscheidungen hinter den Vorstellungen und Entwürfen der großen Energieversorgungsunternehmen, allen voran der Atomindustrie, hinterher. Einmal waren Sie für Wackersdorf, dann waren Sie gegen Wackersdorf, dann waren Sie für La Hague; vielleicht sind Sie demnächst gegen La Hague; wir wissen gar nicht, was die Energieindustrie vorhat.

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Während Sie für Kohle sind! — Grünbeck [FDP]: Lafontaine!)

    — Über Lafontaine unterhalte ich mich mit Ihnen gern hinterher.

    (Kraus [CDU/CSU]: Drohen Sie nicht!)

    Wir würden seiner Person hier nicht gerecht, wenn wir das während der Debatte machen würden.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir vermissen vor allem ein Konzept der Energieversorgung unter ökologischen Gesichtspunkten. Es muß auf die großen Weltenergieprobleme eine Antwort geben, und die geben Sie nicht. Es muß auch eine Antwort auf die nuklearen Gefahren und auf die Klimagefahren geben.
    Alle reden vom Treibhauseffekt — Sie natürlich nicht — , und das Gebot der Stunde wäre Energieeinsparung.

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Sie wollen doch Kohleverstromung!)

    — Dazu komme ich noch.
    Wo sind Ihre Energieeinsparprogramme im Einzelplan 09, wo sind die Mittel für eine rationelle Energienutzung, z. B. Kraft-Wärme-Koppelung und Ausbau der Fernwärmenetze? Zu unserer Regierungszeit war das ein bedeutendes Investitionsprogramm, das die Umwelt verbessert und Arbeitsplätze geschaffen hat.

    (Beifall bei der SPD — Hinsken [CDU/CSU]: Nur hat es nicht funktioniert!)

    Sie haben dies auslaufen lassen. Sie liegen mit Ihren energiepolitischen Signalen, was die Gefahren der Zukunft für unsere Kinder und Enkel betrifft, schlichtweg daneben.
    Wir hätten uns gefreut, wenn Sie uns z. B. ein Programm zur Markteinführung erneuerbarer Energien vorgestellt hätten, wie es z. B. die Länder Nordrhein-Westfalen, Saarland und Berlin schon als Eigenprogramme haben.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Das Saarland vor allem! — Rossmanith [CDU/CSU]: Gerade Energie und Saarland, da kann ich nur lachen!)

    An diesem Beispiel sehen Sie, daß gerade die Revierländer Vorreiter für eine ökologische Orientierung in der Energiepolitik sind.

    (Beifall bei der SPD — Frau Saibold [GRÜNE]: Dann könnte die SPD ja unseren Anträgen zustimmen!)

    In unserem Energiekonzept hat die Zukunft für die Kernenergie keinen, aber die Kohle sehr wohl ihren Platz.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir wissen, daß sie nur dann eine Chance hat, Herr Kollege Rossmanith, wenn sie mit modernen Technologien umweltfreundlich eingesetzt wird, und dafür wollen wir die Mittel.

    (Beifall bei der SPD — Grünbeck [FDP]: Und Sie reden vom Treibhauseffekt!)

    Wenn Sie überhaupt ein Konzept haben, dann ist es allerhöchstens dies, die Kohle Schritt für Schritt zurückzudrängen. Es gab einmal einen Konsens über die Kohlevorrangpolitik, und Sie haben daraus sukzessive eine Kernenergievorrangpolitik gemacht.

    (Dr. Struck [SPD]: Leider wahr! — Gerstein [CDU/CSU]: Was hat der Clement neulich erklärt: Vorrang für die Sonne!)

    Sie haben nie wirklich gekämpft um die Kohlemengen, um die Arbeitsplätze, um die Finanzierungsregelungen des Jahrhundertvertrages. Es hätte sich gelohnt, denn dahinter stehen immerhin 170 000 Arbeitsplätze. Bei uns im Saarland sind es allein 17 To aller Industriearbeitsplätze.
    Wenn Sie die Interessen der Bergleute an Ruhr und Saar wirklich vertreten hätten, dann hätten Sie z. B. auch auf die Kohlesubvention in England oder Frankreich hingewiesen, dann hätten Sie auch die Subventionen für die Kernenergie dargelegt und z. B. auf die Schulden des staatlichen französischen Energiekon-



    Frau Conrad
    zerns EDF von mehr als 350 Milliarden DM hingewiesen.

    (Beifall bei der SPD)

    Seit Sommer dieses Jahres liegt ein Schreiben des EG-Kommissars für Wettbewerb auf Ihrem Schreibtisch. Sie hätten es in zwei Monaten beantworten sollen — Sie haben bis heute nicht geantwortet —, indem Sie die direkten und die indirekten Hilfen und Unterstützungen für die Atomenergie darstellen sollten. Das haben Sie nicht getan — wahrscheinlich weil es nicht in Ihr Konzept paßt. Sie verweisen aber mit Vorliebe auf die sogenannten Kohlelasten.
    Wenn es um Kernenergie geht, dann ist Energiepolitik eine nationale Aufgabe. Wenn es um Kohle geht, dann ist nach Ihrer Meinung Energiepolitik eine regionale Aufgabe. Herr Haussmann, das paßt nicht zusammen.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Was würde man in Bayern sagen — es tut mir leid, daß Herr Kollege Riedl gerade redet —, wenn man z. B. die Airbussubventionen plötzlich zu einer regionalen Aufgabe machen würde?

    (Zustimmung bei der SPD)

    Sie haben mit gezielten Störmanövern aus einem mühsam aufgebauten Gebäude des Jahrhundertvertrages ein äußerst baufälliges Gebilde gemacht. Die Bergleute haben nämlich in Ihrer Bundesregierung keinen Anwalt. Sie werden Ihnen bei den nächsten Landtagswahlen im Saarland und in Nordrhein-Westfalen eine Quittung geben.

    (Beifall bei der SPD — Gerstein [CDU/CSU]: Sprechen Sie mal mit Herrn Meyer; der denkt anders darüber! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich noch zu den regionalpolitischen Fragen kommen. Tatsache ist, daß sich trotz sieben Jahre bester konjunktureller Bedingungen die regionalen Unterschiede in der Wirtschaftsentwicklung nicht verringert haben.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Was? Das stimmt doch nicht!)

    — Leider doch.
    Die Gemeinschaftsarbeit wurde als ein Instrument geschaffen, das eine verstärkte Wirtschaftsförderung in den Regionen ermöglichen soll, die strukturelle Probleme haben oder die durch ihre geographische Lage benachteiligt waren.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Nicht so schnell! Denken Sie an die Protokollanten!)

    Die finanzielle Ausstattung ist heute bei weitem nicht ausreichend. Sie haben es auch versäumt, die Gemeinschaftsaufgabe zu einem intelligenten Instrument der Regionalförderung mit ökologischer Orientierung weiterzuentwickeln.
    Es ist Ihre Aufgabe, Herr Haussmann, und es ist nicht irgendeine Aufgabe, sondern es ist ein Verfassungsauftrag, für gleiche Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik zu sorgen.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Das macht die Bundesregierung doch laufend!)

    Sieben Jahre Hochkonjunktur! Auf welche Bedingungen warten Sie denn noch, um den Menschen in den Montanregionen Nordrhein-Westfalens und im Saarland, auch denen an der Küste, im Zonenrandgebiet und in anderen Gebieten der Bundesrepublik endlich zu besseren Beschäftigungschancen und Lebensbedingungen zu verhelfen?

    (Widerspruch bei der CDU/CSU — Hinsken [CDU/CSU]: Das schlägt dem Faß den Boden aus!)

    — Es kann ja sein, daß Ihnen das nicht paßt. (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Hören Sie doch ab und zu einmal zu!

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Das ist ja nicht zu fassen! — Kraus [CDU/CSU]: Ich verstehe hier gar nichts mehr!)

    Wir freuen uns über die Entwicklung in Osteuropa. Der Frieden in Europa ist sicherer geworden. Aber dickfellig, wie Sie sind, haben Sie noch kein Konzept für den Verteidigungshaushalt, haben keine Konsequenzen für 1990 gezogen. Sie werden aber nicht umhinkönnen, unter dem Abrüstungsdruck Truppenstärken abzubauen und Rüstungsaufträge zu kürzen. Dies wird Auswirkungen auf die Infrastruktur und die Beschäftigung, auch wieder in strukturschwachen Regionen, haben. Ich frage Sie: Was bieten Sie den Regionen an, wo ganze Garnisonen schließen, wo Arbeitsplätze in den bisherigen Rüstungsunternehmen wegfallen werden.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Wir sind beim Wirtschaftsetat!)

    Die SPD fordert auf, sich rechtzeitig um Kompensationsmaßnahmen zu bemühen.
    Ich komme noch auf das Strukturhilfegesetz — das ist ja auch ein regionalpolitisches Instrument — zu sprechen. Es ist ein guter Ansatz gewesen, den Ländern, die unter hoher Arbeitslosigkeit leiden und deren Kommunen immense Steigerungen der Sozialhilfeausgaben, aufzeigen, durch Zuwendungen für strukturverbessernde Maßnahmen zu helfen. Aber die Strukturhilfe ist im Laufe der Gesetzwerdung zu einem äußerst unzulänglichen Förderinstrument verkommen, weil die Mittel — das können Sie ruhig zugeben — doch mehr nach parteipolitischen Erwägungen innerhalb der Koalition als nach dem Kriterium „Bedürftigkeit" auf die Länder verteilt worden sind.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Wer regiert in Nordrhein-Westfalen?)

    — Es gibt ja auch Probleme. Gut, wir können ja einmal darüber reden. Ich will nicht alles schlechtmachen. Wir brauchen z. B. auch im Saarland diese Fördermittel.

    (Vorsitz: Präsidentin Dr. Süssmuth)

    Aber ich will Sie auf ein Problem aufmerksam machen — hören Sie doch einmal zu: 2,4 Milliarden DM werden insgesamt pro Jahr an Strukturhilfemitteln an



    Frau Conrad
    alle Länder vergeben. Das sind doch wiederum Petitessen gegenüber ganz anderen Finanzströmen, z. B. den 60 bis 70 Milliarden DM, die ohne regionalpolitische Rücksichten in Form von Aufträgen von Bundesbahn, Bundespost, dem Bundesministerium der Verteidigung — auch anderen Ressorts —, aber auch als Forschungsmittel in die Regionen fließen.
    Der Bundesforschungsminister verteilt allein 6,7 Milliarden DM. Damit wird Strukturhilfepolitik gemacht. Zum Beispiel erhält Baden-Württemberg davon 23 %, obwohl ihm entsprechend seinem Bruttoinlandsprodukt oder dem Bevölkerungsanteil 16 % zustehen würden, wenn man es danach bemißt.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Nicht so schnell! — Hinsken [CDU/CSU]: Wir verstehen überhaupt nichts! — Kraus [CDU/CSU]: Langsamer!)

    Wir erhalten nur 0,5 %. Würden wir entsprechend diesen Kriterien nur gleichbehandelt, müßten 100 Millionen DM mehr fließen.
    Es ist einfach unerträglich, daß es über diese Finanzströme außerhalb der regionalen Förderinstrumente eine Umverteilung von den schwächeren in die reicheren Regionen gibt. Das ist de facto so. Ich kann Ihnen das z. B. an unserer Region gut darstellen.

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Nein, das trifft nicht zu! Das ist real falsch, was Sie sagen! Woher haben Sie das?)

    Ich weiß nicht, wie oft heute hier schon das Wort Qualifizierung gefallen ist, leider viel zuwenig angesichts der Probleme, angesichts der Notwendigkeit.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Bei dem Tempo haben Sie die doppelte Redezeit! — Dr. Unland [CDU/CSU]: Denken Sie doch einmal an unsere armen Stenographen!)

    Sie haben mit Ihrer Politik gerade das Gegenteil von dem getan, was in Verbindung mit der Herausforderung des EG-Binnenmarktes notwendig wäre, was aber auch für Regionen wie das Saarland notwendig wäre, z. B eine Umstrukturierung dringend zu betreiben.
    Sie haben Qualifizierungsmaßnahmen zurückgenommen. Sie haben beim Arbeitsförderungsgesetz in der letzten Zeit 1,5 Milliarden DM gestrichen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ach was!)

    — Ich sage Ihnen, wie das bei uns im Saarland war: Wir haben im Schnitt einen Rückgang von 15 % der Fördermaßnahmen bei den Qualifizierungsmaßnahmen. Sie wissen doch selbst, wie notwendig diese Fragen sind.

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Hören Sie auf!)

    Ich komme zum Schluß. In all diesen Politikbereichen war Ihre Politik gerade für bestimmte Regionen nicht besonders hilfreich.

    (Kraus [CDU/CSU]: Woher wissen Sie das?)

    — Ich komme aus einer Region, die das sehr dringend notwendig hätte.

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Sie lenken von der schlechten Politik des Herrn Lafontaine und des Herrn Rau ab!)

    Der Etat des Wirtschaftsministers wird weder den ökologischen Herausforderungen noch den Beschäftigungsproblemen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber auch nicht denen der Unternehmer und schon gar nicht regionalpolitischen Anforderungen gerecht.

    (Dr. Unland [CDU/CSU]: Denken Sie an Ihren Kreislauf!)

    Deswegen lehnen wir diesen Haushalt ab.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren, ich schließe die Aussprache.
Die Fraktion DIE GRÜNEN ist damit einverstanden, daß wir über die Änderungsanträge auf den Drucksachen 11/5752 bis 11/5769 gemeinsam abstimmen. Wer diesen Anträgen zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. —

(Rossmanith [CDU/CSU]: Drei Personen!)

Gegenstimmen? — Enthaltungen? — Damit sind die Änderungsanträge mit großer Mehrheit abgelehnt.
Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 11/5770? — Gegenprobe! —

(Gerstein [CDU/CSU]: Wieder drei gegen alle!)

Enthaltungen? — Damit ist auch der Änderungsantrag auf Drucksache 11/5770 abgelehnt.
Jetzt rufe ich einen weiteren Änderungsantrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 11/5771 auf. Wer stimmt dafür? —

(Zuruf von der CDU/CSU: Schon wieder drei! — Grünbeck [FDP]: Drei Zaghafte!)

Gegenstimmen? — Enthaltungen? — Damit ist auch dieser Antrag abgelehnt.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 1115882 unter Nr. VI.

(Rossmanith [CDU/CSU]: Ablehnen!)

Wer stimmt für diesen Änderungsantrag? — Gegenprobe! — Enthaltungen?— Der Änderungsantrag ist ebenfalls abgelehnt.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Einzelplan 09. Wer stimmt für den Einzelplan 09? — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Der Einzelplan ist angenommen.
Ich rufe auf: Einzelplan 30
Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie
— Drucksachen 11/5572, 11/5581 —



Präsidentin Dr. Süssmuth
Berichterstatter:
Abgeordnete Frau Rust Austermann
Zander
Zywietz
Hierzu liegen Änderungsanträge der Fraktion DIE GRÜNEN sowie der Fraktion der SPD auf den Drucksachen 11/5808, 11/5809, 11/5882 Nummer XVII und 11/5893 vor.
Nach einer Vereinbarung im Ältestenrat ist für die Beratung eine Stunde vorgesehen. Ich sehe, damit sind Sie einverstanden.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Abgeordnete Herr Zander.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Fred Zander


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Forschungshaushalt für das kommende Jahr ist von den Berichterstattern und vom Haushaltsausschuß in den Beratungen der letzten Wochen stark umgeschaltet worden, stärker jedenfalls, als es in den letzten fünf Jahren, die ich als Berichterstatter übersehen kann, der Fall gewesen war. Als Beispiele für die Änderungen, die wir im Ausschuß vorgenommen haben, nenne ich die Titel, die aufgestockt werden konnten, und zwar einvernehmlich über alle Fraktionsgrenzen hinweg.
    Wir wollen im Deutschen Bundestag mehr Geld als die Regierung im Jahr 1990 bereitstellen für medizinische Forschung in Höhe von zusätzlichen 10 Millionen DM; für Klimaforschung — übrigens ein Gebiet, das angesichts der allseits befürchteten Klimakatastrophe überhaupt nicht überschätzt werden kann — ebenfalls plus 10 Millionen DM; für erneuerbare Energien bzw. neue Energiequellen zusätzliche 15 Millionen DM; für Meeresforschung wollen wir ebenfalls einvernehmlich 61/2 Millionen DM mehr bewilligen als die Regierung, wobei Forschung zum Schutz unserer Wattenmeere im Vordergrund stehen soll.

    (Vosen [SPD]: Sehr richtig! Sehr gut!)

    Bei der Kernenergieforschung haben wir ebenfalls einvernehmlich einige Akzente gesetzt, die den Prinzipien meiner Fraktion im Grundsatz entsprechen: 25 Millionen DM weniger für die Weiterentwicklung neuer Reaktorlinien wie den Hochtemperaturreaktor und den Schnellen Brüter, aber dafür 10 Millionen DM mehr für die nach wie vor ungeklärte Endlagerung nuklearer Abfälle.
    Diese Änderungen des Regierungsentwurfs in den Haushaltsberatungen dokumentieren für mich die Tatsache, daß ganz offensichtlich im Parlament ein größeres Verständnis für die anstehenden Probleme auf dem Gebiet des Umweltschutzes und der Zukunftssicherung bestehen, als es bei der Bundesregierung bei der Aufstellung des Haushalts der Fall gewesen ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich bedanke mich daher bei meinen Mitberichterstattern ausdrücklich dafür, daß es möglich war, über Fraktionsgrenzen hinweg diese Änderungen der Regierungsvorlage zu beschließen.

    (Dr. Struck [SPD]: Gilt das auch für den Kollegen Austermann, Herr Kollege Zander?)

    — Das gilt auch für den Kollegen Austermann. Das sage ich ausdrücklich. Das geht ja auch daraus hervor, daß ich hier die Mitberichterstatter aller Fraktionen angesprochen habe.
    Ein neuer Ansatz wird 1990 für die sogenannte DARA ausgewiesen.

    (Dr. Struck [SPD]: Hört! Hört! — Vosen [SPD]: O Gott, o Gott!)

    Die Deutsche Agentur für Raumfahrtangelegenheiten ist durch die organisatorischen, gesetzlichen und personellen Entscheidungen der letzten Monate völlig auf die schiefe Bahn geraten.

    (Dr. Struck [SPD]: Das ist wahr!)

    Die Übertragung von Aufgaben durch das Überleitungsgesetz ist jedenfalls nach dem Regierungsentwurf auf eine Kann-Vorschrift reduziert worden. Die mit vielen Vorschußlorbeeren ausgestattete DARA ist auf das Niveau eines Projektsträgers reduziert worden.

    (Vosen [SPD]: Maximal!)

    Eine neue bürokratische Organisation ist auf Grund der halbherzigen Aufgabendefinition entstanden. Organisatorisch mangelt es an eindeutiger Abgrenzung zwischen BMFT, DLR und DARA, und es gibt unklare Entscheidungskompetenzen. Personell schließlich sind es weniger kompetente Führungsfiguren, die in die Positionen berufen wurden, als vielmehr Seilschaften, die auch noch eine gewisse parteipolitische Einseitigkeit erkennen lassen.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP — Vosen [SPD]: Das schwarze Loch!)

    Eine der wichtigsten Absichten jedenfals bei der DARA, nämlich kompetente Fachleute von Rang als Gegengewicht gegen die Wirtschaft in diese Institution zu bringen, ist bei der Besetzung der hochdotierten Stellen gründlich durchkreuzt worden.

    (Dr. Rüttgers [CDU/CSU]: Weil wir Fachleute berufen haben, konnten wir keine SPDLeute unterbringen!)

    Ich frage auch, ob erst der letzte Parlamentarische Staatssekretär seine Mitarbeiter dort unterbringen muß, bis die Besetzung der Führungsetagen als abgeschlossen gelten kann.

    (Dr. Struck [SPD]: Hört! Hört!)

    Ich frage auch: Was sollen eigentlich die Mitarbeiter der DLR dazu sagen, die seit Jahren mit großem Engagement und großer Sachkunde ihre Arbeit auf diesem Gebiet getan haben?

    (Beifall bei der SPD)

    Geradezu zur Lächerlichkeit ist die Personalpolitik der DARA heruntergekommen, wenn der fachlich nicht gerade ausgewiesene Chef einen Persönlichen Referenten gesucht hat, bei dem — ich zitiere aus der Stellenausschreibung — „Erfahrungen auf dem Weltraumbereich begrüßt würden".

    (Heiterkeit bei der SPD)

    Der Text dieser Anzeige macht übrigens deutlich, daß auch Kenntnisse in gutem Deutsch erwünscht sein könnten.



    Zander
    Die DARR ist mit diesen Fehlentscheidungen des Bundesministers Riesenhuber leider ein teures, aber ineffizientes Instrument geworden. Betrachtet man die Millionen, die uns die DARA kosten wird, und die Milliarden, die die DARA verwalten wird, und sieht man ferner die parteipolitische Einseitigkeit der Stellenbesetzung in den Spitzenpositionen, dann werden wir, glaube ich, die DARA künftig wohl mit einer Bezeichnung belegen müssen, die wir aus der Weltraumforschung kennen: Sie ist ein schwarzes Loch.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, wir haben vor uns ein trauriges Kapitel vertaner Chancen, besonders weil die französische Dominanz in der ESA dringend eines Gegengewichts bedürfte. Die DARA kann das in ihrem jetzigen Zuschnitt mit Sicherheit nicht leisten.

    (Walther [SPD]: Und bei dem Chef schon gar nicht!)

    — So ist es, Herr Kollege Walther.
    Meine Damen und Herren, wir haben übrigens den üppigen Ansatz der Europäischen Weltraumagentur ESA um 40 Millionen DM gekürzt. Ich kenne nicht im einzelnen die Motive, die meine Mitberichterstatter zu dieser Entscheidung bewogen haben.

    (Austermann [CDU/CSU]: Das erkläre ich Ihnen nachher!)

    — Ich bin sehr dankbar, wenn ich das höre, möchte aber jetzt schon sagen, Kollege Austermann: Für mich war der ausschlaggebende Grund dabei, daß die Klagen über die französische Dominanz in der ESA und in ihren Programmen in letzter Zeit eher zu- als abgenommen haben.

    (Vosen [SPD]: So ist es!)

    Zum Raumfahrtkapitel kritisiere ich hier erneut, daß der Titel weiterhin überdurchschnittlich steigt, während der Forschungshaushalt insgesamt nur durchschnittlich bzw. unterdurchschnittlich steigt.

    (Vosen [SPD]: Er sinkt real!)

    Was sich hier abspielt, ist eindeutig: Hier wird ein Forschungsziel zu Lasten anderer Ziele ausgeweitet. Die „Wirtschaftswoche" meinte dazu:
    Es geht schnell weiter aufwärts: Auf 1,466 Milliarden Mark steigt der Raumfahrtetat schon 1990. In internationalen Verträgen hat sich Riesenhuber festgelegt, die milliardenschweren Programme für die Superrakete Ariane, den Raumtransporter Hermes und den Iglu im All Columbus mitzufinanzieren. Um die Verwüstungen im Haushalt nicht sofort sichtbar werden zu lassen, werden die Programme zeitlich gestreckt.
    So weit die „Wirtschaftswoche".
    Die Auswirkungen dieser verfehlten Politik sieht die „Wirtschaftswoche" so:
    Der Wirtschaft fällt es immer schwerer, den Aus-
    fall an ziviler Forschung zu kompensieren.
    So weit die „Wirtschaftswoche". Dabei sind neueren Informationen zufolge die Defizite offenbar noch größer, als wir bisher angenommen hatten. Die „Welt" meldete jedenfalls am 6. November, daß das Defizit
    bis zum Jahr 2000 mehr als 7 Milliarden DM betragen soll.
    Der Bundesminister hat in früheren Jahren hier im Deutschen Bundestag meine wiederholt vorgetragenen Bedenken leichtfertig und, wie ich finde, mit verharmlosenden Bemerkungen beiseite geschoben. Er hat Zusagen auf internationaler Ebene gemacht und wußte doch, daß die Finanzplanung keine Deckung vorsah. Bei einem Kaufmann wäre so etwas strafbar. Der Finanzminister hat das zugelassen und trägt für das Desaster volle Mitverantwortung.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wir fordern bei den ESA-Projekten Kassensturz und Kurskorrektur.

    (Lenzer [CDU/CSU]: Das ist doch sowieso vorgesehen!)

    — Das ist erfreulich. Es wäre ganz gut, wenn man es bei der Gelegenheit täte, bei der über Geld beschlossen wird, nämlich heute. Vielleicht stellen Sie dazu noch einen Antrag, Herr Kollege Lenzer. Wir sehen dem mit Interesse entgegen; es wird an uns nicht fehlen.
    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Im Zusammenhang mit den Weltraumaktivitäten muß ich einen Punkt ansprechen, der meines Wissens bisher in der einschlägigen Diskussion überhaupt keine Rolle gespielt hat, gleichwohl aber für die Zukunft der Ariane-Rakete von größter Bedeutung sein kann. Ich meine die Frage der Auswirkungen der Raketenstarts auf die Ozonschicht.
    In einer Note an die Vereinten Nationen hat die Sowjetunion eine Beschränkung des Einsatzes von Raumfahrzeugträgern mit Festtreibstoffen gefordert und behauptet, die US-Raumfähre zerstöre 1 Million t Ozon bei jedem Start, was etwa 300 000 t Ozon pro Tonne Nutzlast entspreche.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist leider wahr!)

    Den Sowjets zufolge läßt sich das mit 38 t zerstörtem Ozon pro Tonne Nutzlast beim Start einer mit Flüssigtreibstoff angetriebenen Proton-Rakete und nur 15 Tonnen bei einem Energija-Start vergleichen. Den Vereinten Nationen von der Sowjetunion vorgelegten Zahlen zufolge soll die Ariane V, über die wir hier bei Gelegenheit dieses Haushalts reden, pro Start 3 Millionen t Ozon vernichten. Für 1990 sind übrigens 7 bis 9 Starts geplant.
    Ich fordere den Bundesminister Riesenhuber auf, hier zu diesen den Vereinten Nationen von der Sowjetunion vorgelegten Zahlen Stellung zu nehmen und uns, wenn er das heute nicht aus dem Stand kann, doch mindestens zu erklären, was die Bundesregierung unternommen hat, um sich ein Bild über die Auswirkungen der Raketenstarts auf die Ozonschicht der Erde zu machen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Es ist zu begrüßen, daß sich der Bundeskanzler Sorgen wegen der Auswirkungen der Verbrennung von Regenwald auf das Weltklima macht. Vielleicht sagt dem Bundeskanzler einmal jemand, daß die Welt-



    Zander
    raumaktivitäten der Europäer mindestens ebenso schwerwiegende Folgen haben können.

    (Frau Blunck [SPD]: Hoffentlich hört er dem auch zu!)

    — Davon gehe ich nicht aus, aber er läßt zuhören.
    Meine Damen und Herren, ohne Erfolg haben wir in den Haushaltsberatungen erneut beantragt, die Haushaltsansätze für Klein- und Mittelbetriebe zu erhöhen. Während florierende Großunternehmen mit Milliarden- Subventionen verwöhnt werden, werden die Programme Auftragsforschung, Förderung der F-
    und-E-Kapazität und Beteiligung am Innovationsrisiko zurückgefahren. Mein Antrag, wenigstens die Vorjahresansätze wiederherzustellen, wurde von der Mehrheit abgelehnt. Wir Sozialdemokraten werden auch künftig für diese Programme eintreten. Schließlich entstehen im Bereich der Mittel- und Kleinbetriebe zahlreiche neue Arbeitsplätze.

    (Beifall bei der SPD)

    Wie beim Thema Wettbewerb, der bei Sonntagsreden ständig beschworen wird, während im Gegensatz dazu die Mammutfusion Daimler-Benz/MBB genehmigt wurde, so singt die Koalition das Hohelied des Mittelstandes und kürzt die entsprechenden Fördermittel.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Rust [GRÜNE])

    Herr Minister Riesenhuber, das unter Ihrer Mitverantwortung vorgelegte Gesamtkonzept der Förderung für kleine und mittlere Unternehmen ist, wie wir schon kritisiert haben, lediglich eine Neuzusammenstellung der übriggebliebenen Trümmer des mittelstandspolitischen Kahlschlags, den Sie vorgenommen haben.

    (Vosen [SPD]: Das ist wohl wahr!)

    Wir befinden uns hier übrigens in nahtloser Übereinstimmung mit dem BDI, dessen Präsident Tyll Necker Ihr Konzept, Herr Minister Riesenhuber, am 6. September 1989 in Bonn eine Mogelpackung genannt hat.

    (Hört! Hört! bei der SPD — Dr. Struck [SPD]: Das ist ja peinlich!)

    Auf diesem Gebiet muß sehr viel mehr getan werden, aber der Weltraumetat läßt auch dieses Gebiet verkommen.
    Meine Damen und Herren, bei den Haushaltsberatungen sind wir übrigens auch darauf gestoßen, daß der frühere beamtete Staatssekretär des BMFT lukrative Beraterverträge mit Zuwendungsempfängern des Bundeshaushaltes abgeschlossen hatte und so bei mehreren Titeln des Haushalts kassierte.

    (Austermann [CDU/CSU]: Welcher Partei gehört der eigentlich an, Fred?)

    — Meines Wissens ist er parteilos.

    (Austermann [CDU/CSU]: Habt ihr ihn rausgeschmissen?)

    Jedenfalls ist dies völlig irrelevant für die Frage, die wir hier zu entscheiden haben,

    (Beifall bei der SPD)

    nämlich die Frage, ob der frühere beamtete Staatssekretär, der eine Versorgung bekommt, auch noch kassieren soll.

    (Dr. Struck [SPD]: Da sieht man mal das Denken von dem Austermann! Filzokrat!)

    Dabei hatte der Haushaltsausschuß bereits vor geraumer Zeit solche Mehrfach-Dotierung oder MehrfachAlimentierung per Beschluß ausgeschlossen. Der jetzige beamtete Staatssekretär Dr. Ziller hätte eigentlich wissen müssen, daß er die hier in Fragestehenden Nebentätigkeiten gar nicht hätte genehmigen dürfen. Ich bin mir auch nicht sicher, was ich mehr kritisieren soll: die Unverfrorenheit des früheren Staatssekretärs Haunschild oder die Instinktlosigkeit des jetzigen Staatssekretärs Ziller.

    (Dr. Struck [SPD]: Das ist wahr!)

    Meine Damen und Herren, die Kritik an der Politik des Bundesministers Riesenhuber gerade aus der wissenschaftlichen Welt wird inzwischen unüberhörbar. Ich fordere den Minister auf, heute einmal etwas zu der Kritik des Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft an seiner Politik zu sagen. Professor Markl kritisiert die Bundesregierung mit den Worten: „Den Milliarden für die Mammutprojekte der Luft- und Raumfahrt steht ein akuter Geldmangel an den Universitäten gegenüber." — Ein hartes, aber zutreffendes Urteil.

    (Jäger [CDU/CSU]: Wer ist denn für die Universitäten zuständig, der Bund oder die Länder?)

    — Schön, daß Sie wieder hier sind, Herr Kollege Jäger. Dann geht es hier ein bißchen lebhafter zu. Sie melden sich vielleicht anschließend auch einmal zu Wort. Sie sind ja ein bekannter Forschungspolitiker hier im Hause. Vielleicht sagen Sie hier einmal etwas dazu.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Ich möchte zu diesem Kapitel nur sagen: Der Forschungsetat muß aufgestockt und umgestaltet werden.
    Beim Energieforschungstitel, meine Damen und Herren, haben wir den bereits klassisch gewordenen Konflikt. Wir kritisieren die quasi Stagnation der nichtnuklearen Energieforschung und sind — wie in den Vorjahren — nicht bereit, Mittel für die Entwicklung neuer Reaktorlinien zu bewilligen. Daher legen wir Ihnen heute auch erneut einen Antrag vor, um ein Programm „Solare Wasserstoffenergiewirtschaft" zu initiieren, und bitten um Zustimmung.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Bitte richtet sich mit besonderen Erwartungen meinerseits an die Mitglieder der FDP-Fraktion,

    (Dr. Struck [SPD]: Das ist aber vergebliche Hoffnung!)

    aus deren Reihen das Jahr über ähnliche und oft noch weitergehende Forderungen vorgetragen worden sind. Heute ist Gelegenheit, nicht nur davon zu reden, sondern auch dafür zu stimmen.



    Zander
    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat jedes energiepolitische Konzept verloren.

    (Vosen [SPD]: Die haben auch kein Programm!)

    Das gilt für die Kohlepolitik, das gilt für die Entsorgung der Kernkraftwerke, das gilt für die Wiederaufarbeitungsstrategie, und das gilt für die Energieforschung, und da sind wir bei Ihrer Verantwortung, Herr Minister Riesenhuber.

    (Jäger [CDU/CSU]: Jetzt übertreiben Sie so, daß es keiner mehr glaubt!)

    Ihr Energieforschungsprogramm ist seit vier Jahren überfällig. Das ist ein weiteres Programm, das Sie verspätet vorlegen; vielleicht legen Sie es auch gar nicht vor. Einstweilen ist nur Durchwursteln festzustellen.
    Die Aufwendungen für die nichtnukleare Energieforschung sind nach wie vor zu gering. Der Weltraumetat erlaubt auch hier keine vorwärtsweisende Strategie. Wir werden die Aufstockung der Mittel für die nichtnukleare Energieforschung auch in der zweiten Lesung zu Lasten der immer noch zu üppig dotierten Kernenergieforschung verlangen. Sie werden gleich Gelegenheit haben, darüber abzustimmen.
    Die Institutionalisierung einer Beratungskapazität für Technologiefolgenabschätzung und -bewertung beim Deutschen Bundestag ist ebenfalls vor wenigen Tagen hier gescheitert — eine Bruchlandung nach 16 Jahren. Nach einer seit 1973 andauernden Diskussion um die Einführung einer Kapazität beim Deutschen Bundestag werden die Koalitionsfraktionen und die Bundesregierung alle diesbezüglichen Ideen nun in einer Beerdigung dritter Klasse begraben. Nach dem Willen der Mehrheitsfraktionen wird es keine ständige Einrichtung für Technologiefolgenabschätzung und -bewertung beim Deutschen Bundestag geben, sondern lediglich die Möglichkeit, daß der Forschungsausschuß in erweitertem Umfang Studien und Gutachten zu diesem Thema an eine externe Stelle vergibt. Außer Spesen nichts gewesen! Die SPD-Bundestagsfraktion verurteilt dieses traurige Ergebnis, das man nur als parlamentarischen Opportunismus bezeichnen kann.

    (Beifall bei der SPD)

    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, obwohl es auf forschungspolitischem Gebiet viele Gemeinsamkeiten zwischen Sozialdemokraten und den Fraktionen der Regierungskoalition gibt, bleibt uns angesichts der von mir geschilderten Fehlentwicklung des Einzelplans 30 nichts anderes übrig, als diesen Einzelplan hier anschließend abzulehnen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Rust [GRÜNE)