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    Plenarprotokoll 11/125 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 125. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Rawe 9127 A Bestimmung des Abg. Wilz als ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Wimmer (Neuss) 9127 B Bestimmung des Abg. Pfuhl zum Mitglied des Verwaltungsrats der Deutschen Ausgleichsbank an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Heinz Rapp 9127 B Erweiterung der Tagesordnung 9127 B Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 22. April 1988 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Simbabwe zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen, vom Vermögen und von den Gewinnen aus der Veräußerung von Vermögen (Drucksache 11/3645) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Steuerberatungsgesetzes (Drucksache 11/3915) c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Straßenbaubericht 1987 (Drucksache 11/3069) d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verbesserung des Produkthaftungsgesetzes (Drucksache 11/3718) e) Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Düsseldorf gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung (Drucksache 11/3797) f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Stratmann, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Energiesparprogramm für den Wärmemarkt (Drucksache 11/2318) 9128 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Baugesetzbuches — Eindämmung der Spielhallenflut und sonstiger städtebaulich nicht vertretbarer Nutzungen — (Drucksache 11/3952) 9128 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Verhülsdonk, Dr.-Ing. Kansy, Dr. Hornhues, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Grünbeck, Lüder, Dr. Hitschler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verhinderung von negativen städtebaulichen Auswirkungen von Spielhallen und Änderung der umsatzsteuerlichen Behandlung von Geldspielgeräten (Drucksache 11/3999) 9128 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 Tagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" (Drucksache 11/2583) Dr. Kohl, Bundeskanzler 9129A Duve SPD 9131 D Neumann (Bremen) CDU/CSU 9135 C Frau Dr. Vollmer GRÜNE 9138 C Beckmann FDP 9141A Frau Odendahl SPD 9142 D Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 9144 A Conradi SPD 9146 A Lüder FDP 9147 C Tagesordnungspunkt 5: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 1989 der Bundesregierung (Drucksache 11/3917) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresgutachten 1988/ 89 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Drucksache 11/3478) c) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes über Finanzhilfen des Bundes nach Artikel 104 a Abs. 4 des Grundgesetzes an die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Freie Hansestadt Bremen, Freie und Hansestadt Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Saarland (Zukunftsinitiative Montanregionen — Zukunftsprogramm Küste) (Drucksachen 11/1551, 11/3647, 11/3848) d) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung über den jährlichen Bericht der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über die wirtschaftliche Lage in der Gemeinschaft und die Festlegung der wirtschaftspolitischen Leitlinien für 1989 „mehr Wachstum und Beschäftigung auf dem Weg zum Binnenmarkt" (Drucksache 11/3757) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Sofortprogramm „Arbeit, Umwelt und Investitionen" (Drucksachen 11/1552, 11/3262) Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi 9149B, 9185D Roth SPD 9152 C Wissmann CDU/CSU 9157 A Stratmann GRÜNE 9160D Dr. Graf Lambsdorff FDP 9164 D Dr. Jens SPD 9169A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF 9171D Frau Matthäus-Maier SPD 9174 B Hinsken CDU/CSU 9177 C Kittelmann CDU/CSU 9179 D Vahlberg SPD 9181 B Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 9183 A Uldall CDU/CSU 9184 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. die Situation in Afghanistan Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 9186C, 9193 B Dr. Todenhöfer CDU/CSU 9187 B Dr. Holtz SPD 9188 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 9188D Duve SPD 9189 C Höffkes CDU/CSU 9190 C Frau Luuk SPD 9191 B Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 9192 A Dr. Glotz SPD 9193 D Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 9194 D Frau Würfel FDP 9195 C Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 26. November 1976 zum Abkommen vom 22. November 1950 über die Einfuhr von Gegenständen erzieherischen, wissenschaftlichen oder kulturellen Charakters (Drucksachen 11/2277, 11/3922) 9196B Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Einhundertfünfte Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — (Drucksachen 11/3323, 11/3936) 9196B Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) des Rates zur Durchführung des Beschlusses vom 24. Juni 1988 über das System der eigenen Mittel der Gemeinschaften (Drucksachen 11/3200 Nr. 2.3, 11/3868) 9196 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 III Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 32 08 Titel 870 01 — Inanspruchnahme aus Bürgschaften, Garantien oder sonstigen Gewährleistungen — (Drucksachen 11/3565, 11/3636 Nr. 1.5, 11/3869) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1988 bei Kapitel 10 02 Titel 656 51 — Altershilfe für Landwirte — (Drucksachen 11/3481, 11/3636 Nr. 1.3, 11/3870) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 656 03 — Zuschuß des Bundes an die knappschaftliche Rentenversicherung — (Drucksachen 11/3470, 11/3636 Nr. 1.2, 11/3871) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 06 — Leistungen des Bundes für Aufwendungen aus der Anrechnung von Zeiten der Kindererziehung — (Drucksachen 11/3564, 11/3636 Nr. 1.4, 11/3872) 9197 A Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 97 zu Petitionen (Drucksache 11/3914) 9197 A Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Nickels und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der medizinischen Versorgung für Gefangene (Drucksache 11/3243) Frau Nickels GRÜNE 9197 B Geis CDU/CSU 9199 A Dr. de With SPD 9201 B Funke FDP 9202 D Engelhard, Bundesminister BMJ 9204 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung „Sport und Umwelt" (Drucksache 11/2134) Nelle CDU/CSU 9205 B Lambinus SPD 9207 D Baum FDP 9209B Brauer GRÜNE 9211B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 9212 C Dr. Wernitz SPD 9214 B Tagesordnungspunkt 16: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Umweltzerstörung und zum Schutz der Meeresschildkröte Caretta caretta in der Türkei im Rahmen deutscher Entwicklungszusammenarbeit (Drucksache 11/2657) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Schanz, Bindig, Frau Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Einrichtung eines Nationalparks und ökologisch verträgliche Entwicklung im Dalyan-Delta (Drucksache 11/3452) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Frau Eid, Frau Hensel, Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ökologisch verträgliche Tourismusentwicklung u. a. im Dalyan-Delta und Einrichtung eines Nationalparks (Drucksache 11/3454) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Brauer, Frau Hensel, Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Finanzielle Beteiligung des Bundes an dem naturzerstörenden Hotelbauprojekt im Dalyan-Delta (Türkei) zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Dr. Hartenstein, Frau Blunck, Hiller (Lübeck), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Finanzmittel der DEG zum Bau eines Touristik-Hotels in Dalyan (Türkei) (Drucksachen 11/1666, 11/1872, 11/2352) Dr. Pohlmeier CDU/CSU 9216B Schanz SPD 9217 D Frau Folz-Steinacker FDP 9219A Frau Hensel GRÜNE 9221A Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 9222 D Tagesordnungspunkt 17: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung einge- IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 brachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 18. Oktober 1969 zur Errichtung der Karibischen Entwicklungsbank (Drucksachen 11/3140, 11/3953, 11/3954) Schreiber CDU/CSU 9224 D Dr. Holtz SPD 9226 A Frau Folz-Steinacker FDP 9227 D Volmer GRÜNE 9228 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 9229 A Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 27. Juni 1985 über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichen und privaten Projekten (85/337/EWG) (Drucksache 11/3919) Dörflinger CDU/CSU 9230 B Schäfer (Offenburg) SPD 9232 B Baum FDP 9234 B Brauer GRÜNE 9236 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 9237 B Frau Dr. Hartenstein SPD 9239 B Tagesordnungspunkt 19: Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Düsseldorf), Frau Adler, Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Maßnahmen zur Verringerung der Umweltbelastung durch Asbest (Drucksache 11/2642) Müller (Düsseldorf) SPD 9241 C Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 9243 B Frau Garbe GRÜNE 9244 A Frau Dr. Segall FDP 9245 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 9246 A Tagesordnungspunkt 20: a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen (Eisenbahnkreuzungsgesetz) (Drucksachen 11/2387, 11/3633) b) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundesbahngesetzes (Drucksache 11/3e0) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Frau Rock und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verstoß gegen § 5 Bundesbahngesetz durch den Deutschen Bundestag (Drucksache 11/3648) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausbau der Bundesbahnstrecke München—MühldorfFreilassing (Drucksache 11/3973) Bohlsen CDU/CSU 9248 A Dr. Niese SPD 9249 C Kohn FDP 9250 D Weiss (München) GRÜNE 9251 D Jung (Limburg) CDU/CSU 9253 A Kretkowski SPD 9255 C Nächste Sitzung 9256 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 9257 A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 9127 125. Sitzung Bonn, den 16. Februar 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 17. 2. Austermann 16. 2. Bauer 16. 2. Bindig 17. 2. Dr. von Billow 16. 2. Egert 17. 2. Eylmann 16. 2. Frau Flinner 16. 2. Gallus 17. 2. Glos 16. 2. Dr. Haack 17. 2. Dr. Hauchler 17. 2. Dr. Hauff 17. 2. Frhr. Heereman von Zuydtwyck 17. 2. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Heimann 17. 2. Jaunich 17. 2. Frau Karwatzki 17. 2. Klose 16. 2. Dr. Kreile 16. 2. Dr.-Ing. Laermann 17. 2. Maaß 17. 2. Dr. Mitzscherling 17. 2. Möllemann 17. 2. Pfuhl 16. 2. Poß 16. 2. Reuschenbach 17. 2. Frhr. von Schorlemer 16. 2. Verheugen 17. 2. Voigt (Frankfurt) ** 16. 2. Dr. Warnke 16. 2. Weisskirchen (Wiesloch) 17. 2. Wetzel 17. 2. Frau Dr. Wisniewski 16. 2. Würtz 17. 2. Zierer * 17. 2. Dr. Zimmermann 17. 2.
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    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Bundesrepublik Deutschland begeht in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag, den 40. Jahrestag ihrer Gründung. Dieses Datum gibt uns Anlaß, an die Anfänge unserer freiheitlichen Demokratie zu erinnern, Bilanz zu ziehen und darüber nachzudenken, was seit 1949 durch die Anstrengungen vieler Bürgerinnen und Bürger geschaffen wurde.
    Es fügt sich gut, daß wir in diesem Jahr des historischen Rückblicks auch darangehen, die gesetzlichen Grundlagen für den Aufbau des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zu schaffen. Noch in diesem Jahr soll der Grundstein hier in Bonn gelegt werden.
    Ich bin überzeugt, daß gerade jetzt, nach vier Jahrzehnten, der Zeitpunkt günstig ist, um eine solche Stätte zu schaffen. Die Spanne von 40 Jahren bedeutet nach landläufiger Vorstellung den Wechsel von einer Generation zur nächsten, und insbesondere markiert sie das Hineinwachsen der nachfolgenden Generation in die Verantwortung. Die meisten Mitglieder des Deutschen Bundestages und viele, die heute in Staat und Gesellschaft, im wirtschaftlichen, im kulturellen Leben Verantwortung tragen, haben die Gründung unserer Republik erlebt, wenn auch zumeist als Jugendliche oder Kinder.
    Aber unter uns leben auch noch viele Zeitzeugen aus den Jahren des Neubeginns, die von Anfang an am Aufbau der Bundesrepublik Deutschland mitgewirkt haben.
    Inzwischen wächst aber eine junge Generation heran, die die Anfänge unserer Demokratie nicht mehr aus eigener Anschauung kennt. Für diejenigen, die historisches Wissen aus eigenem Erleben erworben haben, bedeutet das, wie ich denke, eine besondere Verantwortung. Wir müssen die Generationen
    unserer Kinder und Enkel mit den Wurzeln und mit der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland vertraut machen. Wir müssen ihnen z. B. erklären, von welchen Ideen die Männer und Frauen im Parlamentarischen Rat bei Gründung unserer Bundesrepublik geleitet wurden und worin sie, bei allem Streit und bei aller Diskussion, übereinstimmten. Zugleich müssen wir ihnen vermitteln, wie diese Ideen und wie diese Überzeugungen die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland formten und bis zum heutigen Tag prägen.
    Es geht bei alledem zunächst um die Weitergabe von Wissen und von Informationen. Doch ebenso wichtig ist es, der jungen Generation ein Gefühl dafür zu vermitteln, was die Gründergeneration unserer Bundesrepublik Deutschland bewegte. Hiermit ist, wie ich glaube, die vornehmste und wichtigste Aufgabe des Hauses der Geschichte angesprochen. Es soll vor allem auch für junge Leute attraktiv sein. Es soll ihnen Geschichte anschaulich und nachvollziehbar präsentieren. Es soll sich an Verstand und Herz zugleich wenden. Ich wünsche mir, daß für die Schulklassen, die erfreulicherweise in großer Zahl hierher nach Bonn, in die Bundeshauptstadt, kommen — und natürlich auch für die vielen anderen Gruppen —, ein Gang durch dieses Haus zu einem selbstverständlichen Programmpunkt wird.
    Aus zahlreichen Gesprächen mit jungen Menschen weiß ich, wie sehr gerade in den vergangenen Jahren das Interesse an Geschichte gewachsen ist. Dies schließt auch die Frage nach unserem historischen Standort in einem zusammenwachsenden Europa mit ein. Ich glaube, das ist eine erfreuliche Entwicklung, und wir sollten sie unterstützen. Denn erst durch die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte — das habe ich auch beim Gründungsakt für das Deutsche Historische Museum in Berlin in meiner Rede im Oktober 1987 hervorgehoben — werden wir fähig, Gegenwart zu begreifen und Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten. Dabei müssen wir uns bewußt sein, meine Damen und Herren, daß es den distanzierten oder gar wertfreien Blick auf das Vergangene nicht geben kann: Gerade die Geschichte unseres Volkes fordert immer wieder zur Stellungnahme, zum Beziehen von Positionen heraus. Das Haus der Geschichte soll deshalb die Vielfalt historischer Betrachtungsweisen berücksichtigen. Es soll auch Streitiges streitig darstellen.

    (Zustimmung bei der FDP sowie des Abg. Duve [SPD])

    Zugleich muß dieses Haus — ich habe von Anfang an darauf hingewiesen — die Entwicklungen und ihre Ursachen so objektiv wie möglich nachzeichnen. Es muß nach den Maßstäben wissenschaftlicher Seriosität informieren. Es muß zu Fragen anregen und Antworten anbieten. Es muß die Aufklärung zu leisten versuchen, die für ein fundiertes Wissen und für ein kritisch-selbständiges Verstehen erforderlich ist. Aber, so glaube ich, es muß den Besuchern auch deutlich machen: Am Ende dieses Jahrhunderts, das so viel Leid über die Menschen brachte, gilt es, die Lehren der Geschichte zu beherzigen. Dazu gehört vor allem, daß wir die unbedingte und absolute Würde des einzelnen Menschen in allen Bereichen seines



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Lebens zu achten haben. Dazu gehört die Erkenntnis, daß es einen Mittelweg zwischen Demokratie und Diktatur nicht geben kann.
    Zugleich, meine Damen und Herren, müssen wir das Bewußtsein dafür schärfen, daß in Deutschland Patriotismus und Freiheitsliebe nie wieder getrennte Wege gehen dürfen. Wir wollen den jungen Menschen die Wertvorstellungen verdeutlichen, auf denen unsere freiheitliche Grundordnung beruht, und damit auch den demokratischen, antitotalitären Grundkonsens. Wir werden dies alles aber nicht verständlich machen können, ohne gleichzeitig einen Eindruck von den Erfahrungen zu vermitteln, die die Gründer unserer Republik bewegten.
    Meine Damen und Herren, im Mittelpunkt dieser Erfahrungen stand das Erlebnis der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit ihren schrecklichen Folgen. Wir erinnern uns in diesem Jahr ja nicht nur der Gründung der Bundesrepublik Deutschland vor vierzig Jahren, sondern wir erinnern uns auch an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor fünfzig Jahren. Bei dieser Gelegenheit wird — wie auch beim Gedenken an den 50. Jahrestag der November-Pogrome im vergangenen Jahr — einmal mehr sichtbar: Wir müssen — und wir werden — unsere Geschichte als Ganzes annehmen, mit den guten, aber auch mit den schrecklichen Seiten.
    Zu dem antitotalitären Grundkonsens, der die demokratischen Parteien vor vierzig Jahren verband und, wie ich hoffe, auch heute noch verbindet, gehört das feierliche Bekenntnis: Nie wieder Krieg, nie wieder Diktatur. Tragen wir Sorge dafür, daß diese Verpflichtung auch in Zukunft immer wieder erneuert — und auch verstanden — wird. Indem wir der jungen Generation ein Verständnis für die Bedeutung der im Grundgesetz verankerten Werte vermitteln, erhalten und festigen wir zugleich die Stabilität unserer freiheitlichen Ordnung. Denn die Demokratie lebt davon, daß den Bürgerinnen und Bürgern bewußt ist: Freiheit verpflichtet, Freiheit bedeutet immer auch: Verantwortung für das Ganze zu übernehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das Haus der Geschichte — das ist sein eigentlicher Sinn — soll zum Nachdenken anregen. Es wird den Besucher immer auch mit unbeantworteten Fragen konfrontieren. Das bedeutet insbesondere: mit der Teilung Deutschlands. Das habe ich bereits in meiner Regierungserklärung im Oktober 1982 betont. Denn so sehr wir uns aus gutem Grund über die Erfolgsgeschichte unserer Bundesrepublik Deutschland freuen können: Wir werden nie vergessen, daß diese Bundesrepublik eben nicht unser ganzes deutsches Vaterland ist. Indem wir dieses Bewußtsein schärfen, tragen wir zum Zusammenhalt der Nation bei. Wenn wir ein Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gründen, ist dies zugleich eine praktische Konsequenz aus dem Auftrag unseres Grundgesetzes, die nationale und staatliche Einheit zu wahren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Diese Überzeugung wird noch unterstrichen durch die Errichtung eines Deutschen Historischen Museums in Berlin. Dieses Museum wird die gesamte deutsche Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart zeigen. Es wird deutlich machen: Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist nur ein Teil der deutschen Geschichte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es wird bei den Deutschen in Ost und West das Bewußtsein der gemeinsamen Geschichte wachhalten, und deswegen gehört dieses Museum nach Berlin.
    Ebenso ist die Bundeshauptstadt der geeignete Standort für das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. So können die vielen Besucher Bonns etwas über unseren Staat im geteilten Deutschland, über unsere Verfassungsorgane und über unsere Gesellschaftsordnung erfahren. Hier in Bonn können sie sich über die Wurzeln und die Entstehung unserer freiheitlichen Demokratie nach dem Zweiten Weltkrieg unterrichten.
    Wer die unserem Staat zugrundeliegenden Wertvorstellungen, wer die Geschichte unserer Republik kennt, der gewinnt auch einen geschärften Blick dafür, was unverzichtbare Voraussetzung dieser Freiheit ist: unsere Einbindung in die westliche Wertegemeinschaft. Erst die Westintegration unseres Gemeinwesens hat die demokratische Ordnung nach außen hin stabil gemacht, mehr noch: Sie ist die logische außenpolitische Entsprechung unserer Entscheidung für die Demokratie. Erst das Bekenntnis zur Westbindung machte die europäische Einigung — und in ihrem Rahmen die deutsch-französische Aussöhnung — möglich. Nur auf dieser festen Grundlage konnte eine Politik der Verständigung mit dem Osten eingeleitet werden.
    Schließlich ist die europäische Einigung auch nach wie vor die einzig wirklich sinnvolle Antwort auf die ungelöste deutsche Frage. Deshalb gibt es keinen Widerspruch zwischen dem Verfassungsauftrag zur Wiederherstellung der deutschen Einheit und dem der europäischen Einigung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Aus gutem Grund verpflichtet die Präambel des Grundgesetzes zu beidem. Auch an diesem Beispiel zeigt sich, wie die Kenntnis der Geschichte unserer jungen Generation helfen kann, Zukunft zu gestalten.
    Die Geschichte lehrt nicht zuletzt, daß Freiheit, Frieden und Wohlstand nicht so selbstverständlich sind, wie sie heute vielen, ja, zu vielen, nach 40 Jahren in Frieden und Freiheit scheinen mögen. Frieden und Freiheit gibt es nicht zum Nulltarif.
    Entspannung und Abrüstung setzen die Fähigkeit und die Bereitschaft zur Verteidigung voraus.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wirtschaftlicher Wohlstand und soziale Sicherheit sind das Ergebnis harter Arbeit. Es gibt auch nach 40 Jahren keinen Grund, selbstzufrieden und selbstgefällig die Hände in den Schoß zu legen.
    Aber auf der anderen Seite haben wir auch nicht den geringsten Grund zur Verzagtheit. Die Deutschen im freien Teil unseres Vaterlandes haben nach den Schrecken des Krieges und der nationalsozialistischen Verbrechen eine bemerkenswerte politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Wiederaufbauleistung



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    erbracht. Ich bin überzeugt: Auch heute verfügen wir über die Fähigkeiten, die vor mehr als 40 Jahren den Weg aus den Trümmern möglich machten — und wir werden diese Fähigkeiten in den Jahren, die vor uns liegen, ebenfalls noch brauchen.
    Es gibt große, weltweite Aufgaben — ich nenne z. B. die Überwindung des Nord-Süd-Konflikts oder den Kampf gegen globale Gefahren für die Umwelt —, die heute und morgen, in den vor uns liegenden Jahren, größte Kraftanstrengungen erfordern. Die Erfahrungen unserer Geschichte sollten uns Mut machen, diese Anstrengungen auf uns zu nehmen.
    Aus all diesen Gründen bin ich mehr denn je überzeugt: Wir brauchen immer wieder die Besinnung auf unsere eigene Geschichte. Deshalb brauchen wir auch dieses Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, es versteht sich, daß dieses Haus allein einen verantwortlichen Umgang mit unserer Geschichte nicht gewährleisten kann. Es kann insbesondere einen qualifizierten Geschichtsunterricht in unseren Schulen und anderen Institutionen der politisch-geschichtlichen Bildung nicht ersetzen — allenfalls ergänzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ein Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland kann und darf auch nicht ein feststehendes, sozusagen offizielles oder offiziöses, ein gleichsam zementiertes Bild von der Geschichte unseres Staates vermitteln. Es muß, dem Selbstverständnis unserer Demokratie entsprechend, dem Besucher Gelegenheit zu einer eigenen, mündigen Auseinandersetzung mit unserer Geschichte geben.
    Das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland soll ein Haus der Bürgerinnen und Bürger sein. Deshalb hat sich die Bundesregierung von Anfang an bemüht, möglichst weite Kreise und auch möglichst unterschiedliche Standpunkte in die Diskussion miteinzubeziehen. Wir haben den Aufbau des Hauses der Geschichte vor allem in die Hand von hochqualifizierten Sachverständigen gelegt. Wir haben vier unabhängige, anerkannte Wissenschaftler beauftragt, eine Konzeption zu entwerfen. Diese Konzeption ist einer breiten Öffentlichkeit vorgelegt worden und hat viele Stellungnahmen hervorgerufen.
    Wir haben einen Aufbaustab aus Wissenschaftlern eingerichtet, an dessen Spitze wiederum ein qualifizierter Wissenschaftler steht. Darüber hinaus hat die Bundesregierung den Aufbau des Hauses der Geschichte auf eine breite Grundlage gestellt. Sie hat die Beteiligung anderer nicht hinausgeschoben, bis das Gesetzgebungsverfahren abgeschlossen ist. Durch Erlaß hat sie vielmehr frühzeitig ein Kuratorium geschaffen, in dem nun bereits seit zwei Jahren Mitglieder des Deutschen Bundestages und Vertreter der Bundesländer an den Arbeiten beteiligt sind.
    Die Bundesregierung hat schließlich einen wissenschaftlichen Beirat aus 25 Sachverständigen unterschiedlicher Fachrichtungen und verschiedener Anschauungen ins Leben gerufen. Weiterhin haben wir einen Arbeitskreis gesellschaftlicher Kräfte gebildet, in dem beispielsweise die Kirchen, die Gewerkschaften, die Arbeitgeberverbände, die kommunalen Spitzenverbände und viele andere vertreten sind. Nach meinem Eindruck hat sich diese Verfahrensweise bewährt. Wenn es zu Anfang Mißtrauen und Vorbehalte gegenüber dem Haus der Geschichte gab, so sind sie inzwischen erfreulicherweise großenteils ausgeräumt worden.
    Die Bundesregierung — und das will ich heute noch einmal bekräftigen — hat stets ihren Willen zur Zusammenarbeit bekundet. Sie hat diese Bereitschaft durch die bisherige Aufbauarbeit nachdrücklich unterstrichen.
    Ebenso hat die Bundesregierung von Anfang an auf die umfassende Beteiligung des Parlaments großen Wert gelegt. Wiederholt hat sie das Parlament und seine Ausschüsse über ihre Planungen unterrichtet; sie wird es auch künftig tun. Zudem steht den Fraktionen im Kuratorium der Stiftung „Haus der Geschichte" ein ständiges Forum für ihre Mitwirkung zur Verfügung.
    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren. „Jede große Reise beginnt mit einem ersten kleinen Schritt"
    — so lautet ein weises Wort. Das gilt auch für den gewiß nicht einfachen Weg zum Haus der Geschichte
    — einem Projekt, für das es kein Vorbild gibt.
    Die Bundesregierung hat den ersten wichtigen Schritt getan. Sie hat eine Konzeption entwickeln lassen und legt jetzt dem Deutschen Bundestag einen entsprechenden Gesetzentwurf vor. Es ist nun Sache des Parlaments, über diesen Gesetzentwurf zu entscheiden. Meine Bitte ist ganz einfach: Lassen Sie uns gemeinsam die Arbeit an diesem Werk weiterführen, und bekräftigen wir so unser gemeinsames Bekenntnis zu den geistigen, zu den geschichtlichen Wurzeln, zu den Wertvorstellungen unserer freiheitlichen Demokratie.
    40 Jahre nach Gründung unserer Bundesrepublik Deutschland ist ein solcher Schritt wichtig und bedeutsam.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Duve.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Freimut Duve


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In einer sehr bewegenden Passage hat unser Alterspräsident Willy Brandt vor kurzem ein Stück liebenswürdiger und souveräner Geschichtsbilanz angestellt:
    Wir haben
    — so hat er gesagt —
    seit 1949 nicht nur viel gestritten. Wir haben alles in allem einiges geleistet für die Bundesrepublik Deutschland. Wir haben eine ganze Menge zustande gebracht.
    Ich als Hamburger kann das nicht so sagen, wie es ein Lübecker kann. Er fügt hinzu:
    Ich möchte wünschen, daß die uns Nachfolgenden bei allem notwendigen Ringen der Meinungen auch immer wieder die Kraft aufbringen zur gemeinsamen Verantwortung, wo es auf diese ankommt, und daß sie ihr Menschsein weder in



    Duve
    den Geschäftsabläufen noch unter den Aktenbergen ersticken lassen.
    Wo einer so vorsichtig und so behutsam seinen Stolz über gemeinsam Geleistetes formuliert, haben wir vielleicht eine ganz eindrucksvolle Vorstellung davon, in welchem Geist man sich Häuser der geschichtlichen Erinnerung vorstellen könnte. Denn Willy Brandt ist für die Bundesrepublik Deutschland zu einer Symbolfigur auch dafür geworden, welche Fähigkeit er hat, für Verbrechen, die seine Landsleute begangen hatten, um Verzeihung zu bitten, und für seine Fähigkeit, eigene politische Fehler nicht nur einzugestehen, sondern aktiv zu korrigieren.
    Willy Brandt hat die oben zitierte Äußerung übrigens auf jener einmaligen Geburtstagsfeier getan, die Richard von Weizsäcker für ihn ausgerichtet hatte.
    Herr Bundeskanzler, wenn es uns gelänge, die Geschichte der Bundesrepublik so souverän auszurichten, wie es dem Bundespräsidenten gelungen ist, bei einem gemeinsamen Mittagessen die Geschichte des Lebens von Willy Brandt auszurichten, dann wäre mir für das Vorhaben der Bundesregierung sehr wohl. Denn es ist, Herr Bundeskanzler, das Vorhaben der Bundesregierung. Es ist nicht das Vorhaben des Parlaments geworden, zu dem wir es am Anfang gern mit gemacht hätten.

    (Beckmann [FDP]: Das kann man so nicht sagen!)

    Sie haben es eben sehr deutlich gemacht: „Wir" haben die Wissenschaftler bestellt; „wir" haben dem Parlament eine Mitwirkungsmöglichkeit gelassen. Es ist das Vorhaben der Bundesregierung. Wir sind indirekt in sehr wirksamer Weise beteiligt gewesen — ich komme darauf noch zu sprechen.
    Schon bald, noch vor oder bei Einbringung dieses Gesetzes, könnte die Geschichte des Hauses der Geschichte geschrieben werden. Seit sechs Jahren nämlich wandert es durch unsere Akten, durch unsere Haushalte, aber jedenfalls selten durch unsere Debatten. 1983 gab es das Gutachten, nachdem der Bundeskanzler diesen Plan in der Regierungserklärung angekündigt hatte, 1984 die erste, von der SPD veranstaltete, Anhörung hier in Bonn, aber immer noch keine gesetzliche Grundlage. Dann wird irgendwann ein Erlaß vom Bauminister, dem inzwischen die Federführung übertragen worden war, gemacht, und es gibt eine parlamentarisch weder diskutierte noch abgesegnete Stiftung. Nun wird so getan, als gäbe es schon die Sache. Es entstehen Gremien, es wird ein Gründungsdirektor benannt; es wird Personal eingestellt; Ausstellungsobjekte werden gekauft; die ersten Ausstellungen werden organisiert. Endlich, nach sechs Jahren, wird ein Gesetz eingebracht, mit sehr großer Verspätung.
    Übrigens war schon in der 10. Wahlperiode der Versuch gemacht worden, ein Gesetz einzubringen — das will ich nicht verschweigen — . Es ist am Wahltermin gescheitert.
    Schon 1983 hatte in einer kleinen Runde im Kanzleramt Horst Ehmke, der für uns daran teilnahm, mit Nachdruck gefordert, die Vor-Geschichte, also auch die Nazi-Herrschaft, ohne die die Gründung der Bundesrepublik Deutschland gar nicht denkbar ist, müsse in diesem Haus ebenfalls vorkommen. Ich freue mich, daß jetzt auf unser Drängen hin in einer allerdings noch sehr unbestimmten Formulierung das Wort „Vorgeschichte" in den Gesetzentwurf aufgenommen worden ist; das war in einer früheren Fassung nicht der Fall.
    Erlauben Sie mir einen kleinen geschichtlichen Exkurs, zu dem jeder, der über die Geschichte der Bundesrepublik nachdenkt, natürlich ganz besonders durch die jüngsten Veränderungen der politischen Landschaft und auch durch die neonationalistischen Töne, die wir in den letzten Wochen gehört haben, provoziert wird. Was bedeutet es eigentlich, wenn ein Mann wie Heinrich Lummer nach sechs Jahren Regierung Kohl und so vielen Bemühungen um Geschichtsbewußtsein in verschiedenen Interviews praktisch das Gedankengut der sogenannten Republikaner — die in Wahrheit Antirepublikaner sind — für die CDU reklamiert

    (Beifall bei der SPD)

    und diese Gruppe um Herrn Schönhuber des Plagiats, also des Ideenklaus, bezichtigt? Was bedeutet es eigentlich, wenn nach sechs Jahren Regierung Kohl das Kernstück unserer demokratischen Existenz, nämlich der wache und kritische Umgang mit der diktatorischen und staatsterroristischen Vorgeschichte, in das harmlos klingende, aber gefährliche — weil es so niemand gefordert hatte — „Wir wollen nicht immer in Sack und Asche gehen" wegrutscht?
    Was bedeutet es eigentlich für das Bewußtsein von der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, wenn im 40. Jahr — nach einer Wahlüberraschung durch Rechtsradikale — führende Vertreter der größten Regierungspartei in einem abenteuerlichen Geschwindigkeitsrekord einen politischen Tagesopportunismus öffentlich zur Schau stellen, wie wir es seit der Berlin-Niederlage der Union Tag um Tag erleben?

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und bei den GRÜNEN)

    Was bedeutet es eigentlich für die Diskussion über die Gründung eines Museums der Geschichte der Bundesrepublik, wenn wir sehen, wie rasch sich führende Politiker aus dem liberal-demokratischen Konsens sozusagen in null Komma nix verabschieden — und das bei einem Wahlergebnis und bei Themen, mit denen die Partei der Antirepublikaner Stimmengewinne gemacht hat, die zu einem ganz anderen und tieferen Nachdenken über unser Gemeinwesen, über die soziale und wirtschaftliche Lage Benachteiligter hätten führen müssen?
    Was bedeutet es eigentlich, wenn wir hier friedlich und freundlich ein „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" gründen sollen und zugleich, wie in der Nach-Berlin-Diskussion geschehen, die Fundamente des demokratischen Konsensus entweder opportunistisch oder zuweilen auch reaktionär angebohrt werden?

    (Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: Was machen Sie denn mit der AL in Berlin? — Spilker [CDU/CSU]: Herr Duve, jetzt reicht's aber langsam! — Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: Was ist mit dem Wortbruch von Herrn Momper?)




    Duve
    Ich halte es deshalb für sinnvoll, Herr Bundeskanzler, wenn wir uns heute über einige Ungereimtheiten dieser Regierungszeit in den letzten sechs Jahren unterhalten.

    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP — Schwarz [CDU/CSU]: Duve, Thema verfehlt! Mangelhaft! — Seiters [CDU/CSU]: Duve zur jüngsten Geschichte! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    In den sechs Jahren, seitdem Sie die Idee zu diesem „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" zum erstenmal vorgetragen haben und in den drei Jahren, nachdem Richard von Weiszäcker in seiner Rede vom 8. Mai sozusagen eine geistige Gründungscharta für das historische Bewußtsein der Bundesrepublik hier im Bundestag erläutert hat,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und der will über Geschichte reden!)

    sind Ungereimtheiten zu konstatieren,

    (Zustimmung bei den GRÜNEN — Seiters [CDU/CSU]: Thema verfehlt, Herr Duve! Zum Haus der Geschichte haben Sie nichts zu sagen! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    die das betreffen, was Sie einmal die geistig-moralische Wende genannt haben.
    Es gibt sehr viele Thesen für das seit Mitte der 70er Jahre zu beobachtende wachsende Interesse an geschichtlichen Vorgängen, wobei dies nicht immer wachsendes Interesse an der wirklichen Geschichte signalisiert hat, sondern eben häufig an historischen Bildern, an handhabbarer Geschichte. Wir haben aber in den 70er und den 80er Jahren zugleich eine geradezu geschichtsbesessene Bewegung von Menschen gehabt, die versuchten, in ihrer unmittelbaren Heimat, sozusagen im eigenen Haus und vor der eigenen Tür, die Spuren der Vergangenheit zu entdecken — eine Geschichtsbewegung, die, so könnte man sagen, die absurde, staatlich befohlene Ahnenpaßmanie der Nazizeit geradezu umgestülpt hat. Die Kinder und Enkelkinder wollten nicht mehr wissen, wie germanisch ihr Blut ist, sondern sie wollten wissen, was in ihren Häusern, in ihren Straßen und in ihrer Stadt geschehen war. Das war eine wichtige, aber vielleicht sehr späte Reaktion auf das große Verdrängen der 50er Jahre und ist Zeichen einer wirklich geschichtlichen Bewegung, die nicht versucht, Lokal- oder Familiengeschichte zu betreiben, sondern die große säkulare Geschichte der Deutschen am eigenen Ort aufzuspüren.

    (Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Richard von Weiszäcker hat auch deshalb so viel Beifall für seine Rede bekommen, weil sie der Hoffnung einer ganzen Generation entsprach, daß die so umstrittene Geschichte der Deutschen endlich ohne Verdrängung offengelegt werde.
    Ich persönlich habe mich immer gefragt, wie denn andere Völker nach Perioden solcher moralischen, sozialen, kulturellen und nationalen Zusammenbrüche damit umgehen. Ich muß sagen: Meine Zweifel haben sich in den letzten Jahren ganz und gar verflüchtigt. Ich denke, daß es einer der großen problematischen Fehler der Adenauer-Ära war, die selbstkritische Prüfung der Vergangenheit gar nicht zugelassen und die neue Ost-West-Konfrontation mit dazu benutzt zu haben, dieser eigenen Diskussion aus dem Wege zu gehen. — Jetzt wird übrigens die DDR von der Wahrheit der Geschichte des Stalinismus eingeholt, die sie ihrerseits zu verdrängen versucht.
    Wir sind seit einigen Jahren Zeugen sehr dramatischer Kämpfe um die geschichtliche Wahrheit, die uns Deutsche bestätigen und ermutigen können; denn es war von Anfang an unsere skeptische, an den Regierungsplan gerichtete Frage: Geschichte muß in der Demokratie anders behandelt, anders gesehen und anders diskutiert werden, als es in nichtdemokratisch verfaßten Gesellschaften der Fall ist, wo der Staat in der Regel eine sehr starke Interpretationsmacht für Geschichte hat.
    Ich denke, viele Bemerkungen, Herr Bundeskanzler, die Sie in den Jahren — auch in der zweiten Regierungserklärung — gemacht haben, zeigen, daß Sie diesem Wunsch und dieser Idee nachgekommen sind. Das war in der ersten Regierungserklärung 1983 noch nicht so deutlich wie in der zweiten. Wir nehmen das auch positiv zur Kenntnis.
    Wir meinen nicht, daß Geschichte, demokratisierbar sei. Wir meinen aber, daß Historiker, die von der Freiheit des öffentlichen Meinungsstreits ausgehen, in der Geschichte andere Verantwortung tragen als Historiker der Diktatur. Ich will das an der Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland erläutern.
    Wir hatten von Anfang an gefordert, daß diese Vorgeschichte einbezogen wird. Mir hat der damals federführende Beauftragte des Innenministers 1984 geschrieben: Auf die Darstellung der NS-Gewaltherrschaft ist besonderer Wert zu legen; denn nur vor diesem Hintergrund können wichtige Aspekte der Geschichte der Bundesrepublik erfaßt und verständlich gemacht werden. — Nun ist es in die neue Vorlage in der verkürzten Form aufgenommen worden.
    Ich will kurz begründen, warum wir auf diesem Punkt so insistieren. Wir haben heute in vielen Teilen der Welt Zeugnisse dafür, daß der Lebensherzschlag der dem Terror abgerungenen Demokratie immer mit der Aufdeckung der historischen Wahrheit und mit der Entlarvung der ehemals verschwiegenen Geschichte einhergeht. Wer dies versäumt, verantwortet einen schweren Geburtsfehler schon bei der Geburtsstunde der neuen Demokratie. Ich denke, daß wir diesen Fehler in den 50er Jahren nicht vermieden haben und es uns darum bis heute so schwerfällt, das innere Gleichgewicht zwischen Versöhnung und Erinnerung zu finden, ohne die die Freiheit nirgends aufgebaut werden kann.
    Im alten Ägypten wurden die Schriftzeichen des nach seinem Tode verachteten Echnaton aus den Mauern herausgemeißelt. Die Nachfolger wollten Erinnerung auslöschen, ohne Diskussion.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Wie bei Breschnew!)




    Duve
    — Und Gorbatschow ist die Antwort.
    Der argentinische Präsident Alfonsin hat mit einem mutigen Akt die Wahrheit über die Diktatur und ihrer Täter ganz am Anfang eingeklagt und zugleich versucht, die Hand zur Versöhnung auszustrecken. Ich weiß, das ist ein schmerzliches Beispiel, weil der Versuch noch am Anfang steht.
    In Ungarn erleben wir eine Form der Glasnost, die noch vor freien Wahlen die historische Frage stellt: Was war dieser Einmarsch, und was war diese Niederschlagung des ungarischen Aufstands? Eine Frage, die unausgesprochen 30 Jahre lang das ungarische Volk gespalten hat, wird nun in einer Weise diskutiert, die die Chance für neue Fundamente eines demokratischen Konsenses, einer demokratischen Form der Versöhnung bietet.
    In Moskau machen die Träger der Memorial-Bewegung darauf aufmerksam, daß ohne die schmerzliche und bittere Enthüllung der Stalinschen Verbrechen, aber auch die Entlarvung der Verbrecher die von Glasnost getragene Reformbewegung keine Chance auf Versöhnung haben konnte.
    Es ist also völlig falsch, zu glauben, man könne in der Demokratie den Ablauf historischer Diskussionen vorbestimmen. Haben Sie, Herr Bundeskanzler, geahnt, daß im Zusammenhang mit Ihrem Vorschlag, ein Haus der Geschichte zu machen, einmal Anstöße für einen Historikerstreit würden entstehen können, der sich dann mit den Thesen Noltes und anderer befassen mußte? Immerhin war es eine Anhörung zum Deutschen Historischen Museum in Berlin, die wir veranstaltet haben, auf der Jürgen Habermas seinen ersten zornigen Beitrag zur Lage der geschichtlichen Interpretation der 80er Jahre öffentlich vortrug.
    Aber es geht nicht nur um diese Grundfrage der Einbeziehung der nationalsozialistischen Vorgeschichte, sondern auch um das Kondensat des Gutachtens der Professoren. In jene Schautafeln, die zur Zeit ausgearbeitet und von einem Fachgremium beurteilt werden, schmuggeln sich zuweilen sehr problematische Verkürzungen ein.
    Ich will für die Frage unserer Mitwirkung nur ein Beispiel nehmen: Auf Tafel 2 werden unter dem Stichwort „Demokratiegründung in Westdeutschland" ausschließlich Verbände genannt, Unternehmerverbände, Gewerkschaften, Kirchen. Die Reduktion auf die demokratische Erneuerung aus den Verbänden ist aber eine Verkürzung, die, wie wir meinen, nicht zulässig ist.
    Auf einer anderen Tafel wird unter dem Stichwort „Die Realverfassung" die parlamentarische Wirklichkeit auf die heutige Sicht verkürzt. Damals gab es nämlich nach diesem Schaubild nur die Regierung und die SPD-Opposition. Die ganze Vielfalt der unterschiedlichen Parteien und Strömungen jener Gründungszeit, die später von den großen Parteien aufgesogen wurde, wird gar nicht dargestellt. Sie war damals aber eine Realität und ist zum Verständnis wichtig.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist richtig!)

    In der Diskussion mit dem Gründungsdirektor haben nicht wenige Mitglieder des sogenannten Arbeitskreises gesellschaftlich relevanter Kräfte, die dort inhaltlich diskutieren sollen, oft den Eindruck, den auch wir manchmal haben: Alle Beteiligten, Herr Minister Schneider, sind überaus freundlich und freuen sich über unsere kritischen Anmerkungen, aber manches wird doch allenfalls kosmetisch benutzt, um den freundlichen Umgangston zu wahren. Wir erkennen noch nicht, was von der Kritik in der Substanz wirklich aufgenommen wird.

    (Zustimmung der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE])

    Dies ist eine Kritik, die vor allem aus dem Kreise der gesellschaftlich relevanten Gruppen vorgetragen worden ist.
    Wenn wir also faktisch nur recht geringe Mitwirkungsmöglichkeiten haben, dann bleibt nur Vertrauen, Zutrauen in das Personal, so offen und so pluralistisch an die Arbeit zu gehen, wie der demokratische Umgang mit Geschichte es verlangt.
    Die Bundesregierung rechtfertigt dieses Vertrauen bisher nur in eingeschränkter Form. Dafür will ich ein Beispiel aus der jüngsten Zeit nennen:
    Wenn das Innenministerium trotz entsprechender Mahnung nicht einmal in der Lage ist, ein Ereignis wie die „Spiegel"-Affäre in dem Faltblatt „40 Jahre Bundesrepublik Deutschland" zu erwähnen, dann ist Skepsis angebracht; denn die Spiegel-Affäre markierte geistig das Ende einer Ära und eröffnete ein neues, kritischeres Verhältnis zum Staat.

    (Spilker [CDU/CSU]: Sie sind mir ein Geschichtslehrer!)

    Wenn die Bundesregierung das von Gustav Heinemann angeregte Museum, die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegung in der deutschen Geschichte in Rastatt, weiterhin so kränkend nachlässig wie in den letzten Jahren behandelt, was die Stellenbeschikkung anlangt, so ist dies ein weiterer Grund für die Skepsis. Nur, wir haben eben gelernt, daß Geschichtsbewußtsein so entsteht: Wer etwas verschwinden lassen möchte, wer etwas aus dem Gedächtnis des Volkes beiseiteschieben möchte, provoziert die Fragen danach um so drängender. Wer der Versuchung, Vergangenes geschönt darzustellen — was wir niemandem der Beteiligten unterstellen wollen — , nicht widersteht, provoziert die Erinnerung an das Häßliche. Wer unwahrhaftig und unfair mit dem ehemaligen Gegner umgehen wollte, ruft die Frage nach der Wahrheit um so stärker hervor. Das gilt auch für uns selbst. Der werbetechnisch perfekte Umgang mit Geschichte, wie man sie würde drehen und wenden wollen, funktioniert nie. Das haben wir in diesen Jahren der Diskussion nun wirklich gelernt, und das ist beruhigend.
    Meine Damen und Herren, wir können nicht sagen, daß die Unionsfraktion — das hat sich eben bei Ihren Unterhaltungen und Zwischenrufen ja auch gezeigt — an der Diskussion über das Haus der Geschichte wirklich sehr interessiert war. Ich werfe nicht der Regierung, ich werfe der CDU/CSU-Fraktion vor,



    Duve
    daß sie sich mit dem Vorhaben ihres Bundeskanzlers als Fraktion kaum befaßt hat.

    (Zustimmung der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE] — Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Ist überhaupt nicht wahr!)

    Ich werfe Ihnen vor, daß Sie die parlamentarischen Voraussetzungen für eine begleitende Diskussion eher blockiert haben.

    (Seiters [CDU/CSU]: Noch sind Sie nicht Mitglied unserer Fraktion, Herr Duve! Sie wissen das gar nicht! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ja, Sie müssen sich kritisieren lassen, Herr Dr. Dregger.
    Die uns und den Museumsleuten zugesagte Arbeitsgruppe „Kunst und Kultur" des Innenausschusses als ein begleitendes Gremium ist nicht wieder eingerichtet worden. Wir können solche Fragen und solche Vorhaben im Hauptausschuß nicht wirklich aufmerksam und kritisch diskutieren.
    Unser Versuch, die besondere Qualität solcher Einrichtungen durch die besondere Form parlamentarischer Beratung hervorzuheben, ist gescheitert. Die Unionsfraktion hat sich genauso verhalten, wie es diesem Gegenstand gegenüber unangemessen ist; nach dem Motto „Laßt die Regierung nur machen" haben Sie, Herr Dr. Dregger, hat Ihre Fraktion eine Chance vertan.
    Meine Damen und Herren, wir werden uns den jetzt eingebrachten Gesetzentwurf sehr genau ansehen. Einige unserer Forderungen sind übernommen worden, einige Punkte bleiben offen. Aber das Gesetz ist nicht die Sache. In der Sache könnte aus einer unglücklich gestarteten Idee vielleicht noch etwas Passables werden, wenn wir, die wirklichen Republikaner, alle gemeinsam, so offen und so beherzt mit unserer Geschichte umgehen wie Gustav Heinemann, Richard von Weizsäcker oder Willy Brandt und wenn wir mit der traurigen und schmerzenden Vorgeschichte unserer Republik auch weiterhin so selbstbewußt demokratisch umgehen, wie es viele Demokraten heute in Moskau, Leningrad und Budapest versuchen, wie es der argentinische Präsident sofort nach seiner Amtsübernahme 1984 begonnen hat; denn dann hätten auch die Anti-Republikaner, die so stolz darauf sind, dabeigewesen zu sein, keine Chance. Republikanisches Geschichtsbewußtsein heißt auch, den Verlockungen des populistischen Opportunismus zu widerstehen. Für Sie von der Union ist dies zur Zeit nicht leicht; wir können Ihnen dabei leider nicht helfen.
    Was wir Ihnen jedoch sagen können, ist dies: Der wahrhaftige Umgang mit unserer Geschichte ist für die Zukunft der Demokratie und für den gelassenen Stolz auf unsere Republik, wie ihn unser Alterspräsident Willy Brandt formuliert hatte, immer wieder die einzige Chance.
    Danke.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)