Rede:
ID1110223700

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    Plenarprotokoll 11/102 Deutscher Stenographischer Bericht 102. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung Jung (Düsseldorf) SPD 6981 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6981D Müller (Wadern) CDU/CSU 6981 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6981 D Stahl (Kempen) SPD 6982 A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 A Dr. Sperling SPD 6982 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 6982 C Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 D Becker (Nienberge) SPD 6982 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 D Gerstein CDU/CSU 6982 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6983 A Dr. Jens SPD 6983 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6983 B Dr. Lammert CDU/CSU 6983 C Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6983 D Stratmann GRÜNE 6983 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6984 A Kohn FDP 6984 B Dr. Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 6984 C Dreßler SPD 6984 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6984 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 6985 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6985 B Frau Unruh GRÜNE 6985 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6985 D Heyenn SPD 6986 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6986 A Bohl CDU/CSU 6986 B Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 6986 B Hoss GRÜNE 6986 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6986 C Gansel SPD 6986 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 6986 D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6987 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. jüngste öffentliche Äußerungen über die deutschen Aussiedler Gerster (Mainz) CDU/CSU 7003 C Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 7004 C, 7017D Dr. Graf Lambsdorff FDP 7006 B Frau Olms GRÜNE 7007 B Schreiber CDU/CSU 7008 B Frau Hämmerle SPD 7009 B Spranger, Parl. Staatssekretär BMI 7010 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 7011 C Lüder FDP 7012 B Frau Terborg SPD 7012 D Lintner CDU/CSU 7013 D Wartenberg (Berlin) SPD 7014 B Dr. Czaja CDU/CSU 7015 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 7016 C Seiters CDU/CSU 7018 C Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksache 11/3174 vom 25. Oktober 1988 — Ermöglichung des Verkaufs von acht Kampfflugzeugen des Typs MRCA Tornado an Jordanien durch Kreditzusagen der Kreditanstalt für Wiederaufbau DringlAnfr 1 25.10.88 Drs 11/3174 Dr. Mechtersheimer GRÜNE Antw StSekr Dr. Voss BMF 6987 C ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6987 C ZusFr Dr. Feldmann FDP 6987 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6988 A ZusFr Sellin GRÜNE 6988 B ZusFr Gansel SPD 6988 B ZusFr Dr. Hirsch FDP 6988 C ZusFr Dr. Knabe GRÜNE 6988 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6988 D ZusFr Dr. Sperling SPD 6989 A ZusFr Dr. Jens SPD 6989 B ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 6989 B ZusFr Grünbeck FDP 6989 C ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 6989 C ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 6989 D ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE 6989 D ZusFr Dr. de With SPD 6990 B ZusFr Stahl (Kempen) SPD 6990 C Dr. Ehmke (Bonn) SPD (zur GO) 6990 D Kleinert (Marburg) GRÜNE zur GO 6990 D Dr. Laufs CDU/CSU (zur GO) 6991 A Vizepräsident Westphal 6991B, 7003 B Stellungnahme der Bundesregierung gegen den geplanten Verkauf von Tornado-Kampfflugzeugen an Jordanien durch Ausübung ihres Konsultationsrechts gegenüber der britischen Regierung DringlAnfr 4 25.10.88 Drs 11/3174 Voigt (Frankfurt) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 6991 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6991 D ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 6992 B ZusFr Dr. Feldmann FDP 6992 C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6992 D ZusFr Dr. Sperling SPD 6993 A ZusFr Dr. Hirsch FDP 6993 B ZusFr Gansel SPD 6993 C ZusFr Dr. Knabe GRÜNE 6993 D ZusFr Frau Traupe SPD 6994 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6994 A ZusFr Sellin GRÜNE 6994 C ZusFr Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 6994 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6994 D ZusFr Baum FDP 6995 A ZusFr Dr. de With SPD 6995 B ZusFr Vahlberg SPD 6995 B Gründe, die die in der Presse erwähnten Kabinettsmitglieder und andere Stellen an einer Stellungnahme hindern DringlAnfr 2 25.10.88 Drs 11/3174 Dr. Mechtersheimer GRÜNE Antw BMin Dr. Stoltenberg BMF 6995 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6996 A ZusFr Dr. Feldmann FDP 6996 C ZusFr Sellin GRÜNE 6996 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6997A ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 6997 B ZusFr Gansel SPD 6997 C ZusFr Dr. Sperling SPD 6997 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6998 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6998 B ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE 6998 C ZusFr Dr. Hirsch FDP 6999 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6999 A ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD 6999 B ZusFr Dr. Jens SPD 6999 C ZusFr Bohl CDU/CSU 6999 C Beurteilung der geplanten Teilfinanzierung des Verkaufs von Tornado-Kampfflugzeugen an Jordanien durch die Vertreter der Bundesregierung im Verwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau DringlAnfr 3 25.10.88 Drs 11/3174 Frau Wieczorek-Zeul SPD Antw BMin Dr. Stoltenberg BMF 7000A ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 7000 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 7000 B ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE 7000D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 7000 D ZusFr Dr. Sperling SPD 7001 A ZusFr Sellin GRÜNE 7001 B ZusFr Gansel SPD 7001 C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 7001C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 III ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 7002 A ZusFr Baum FDP 7002 B ZusFr Dr. Jens SPD 7002 C ZusFr Bohl CDU/CSU 7002 D ZusFr Dr. Feldmann FDP 7002 D ZusFr Lüder FDP 7003 A Nächste Sitzung 7019 C Berichtigung 7019 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 7020* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 6981 102. Sitzung Bonn, den 26. Oktober 1988 Beginn: 13.01 Uhr
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    Berichtigung 100. Sitzung, Seite 6883C: Beim endgültigen Ergebnis ist unter „nein" statt „269" „270" und unter „ungültig" statt „3" „2" zu lesen. Auf Seite 6884 ist unter „Nein" bei der SPD der Name „Pfuhl" einzufügen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 28. 10. Dr. Ahrens ** 27. 10. Frau Beck-Oberdorf 28. 10. Frau Berger (Berlin) 26. 10. Frau Dempwolf 28. 10. Dr. Dregger 27. 10. Frau Garbe 28. 10. Dr. Geißler 28. 10. Dr. Hauff 28. 10. Dr. Hennig 26. 10. Dr. Kappes 28. 10. Kittelmann ** 26. 10. Dr. Kohl 27. 10. Leonhart 28. 10. Frau Dr. Martiny-Glotz 28. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Meyer 27. 10. Dr. Mitzscherling 28. 10. Dr. Müller * 28. 10. Frau Pack * 28. 10. Paintner 28. 10. Peter (Kassel) 28. 10. Reddemann ** 26. 10. Repnik 28. 10. Frau Rock 28. 10. Rühe 27. 10. Schäfer (Mainz) 26. 10. Schily 26. 10. von Schmude 28. 10. Frau Schoppe 28. 10. Schwarz 26. 10. Dr. Soell * 28. 10. Dr. Stavenhagen 28. 10. Frau Steinhauer 28. 10. Frau Dr. Timm 28. 10. Frau Trenz 28. 10. von der Wiesche 28. 10. Wissmann 28. 10. Würtz 26. 10.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Lüder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Kollegin Hämmerle, wir werden sicherlich noch einmal Gelegenheit haben, uns sachlich und intensiver mit dem Thema Aussiedler zu beschäftigen. Es würde uns allen aber leichter fallen, wenn Sie Ihre Redezeit um zehn Sekunden überzogen hätten und dabei gesagt hätten: Deswegen bedauern wir das, was der Ministerpräsident des Saarlandes gesagt hat.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Herr Ministerpräsident, ich bedaure, daß Sie nicht die Kraft und Stärke gezeigt haben, hier die Souveränität an den Tag zu legen, klarzustellen und zu bedauern, was Sie losgetreten haben.
    Aussiedler, Asylanten und Ausländer in einen Topf zu schmeißen oder in einen Vergleich zu bringen ist für alle so schädlich, daß wir alle das nur mit Nachdruck und Entschiedenheit zurückweisen können. Es ist falsch und es ist unzutreffend; es ist verleumderisch zu Lasten der Ausländer; es ist beleidigend für diejenigen, die berechtigten Anspruch auf Asyl haben; es ist belastend für die Aussiedler und beschämend für den, der diesen Vergleich gebraucht, wo auch immer er steht.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Aussiedlerpolitik kann man wirklich nur machen, wenn man sich mit den Menschen, um die es geht, einmal befaßt hat.

    (Zuruf von der SPD: Mir kommen die Tränen!)

    Wer je mit Aussiedlern gesprochen hat, kann den Begriff „Deutschtümelei" nicht mehr in den Mund nehmen.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Wer weiß, was es bedeutet, die kulturelle, sprachliche und traditionelle Identität 40 Jahre lang nicht ausüben oder nicht uneingeschränkt ausüben zu können, der weiß auch, was es bedeutet, wenn diese Leute zu uns kommen wollen. Und wenn sie kommen wollen, dann haben sie einen Anspruch darauf.
    Wir werden uns mit dem, was Frau Olms gesagt hat, noch einmal beschäftigen müssen. Sie hat hier als Abgeordnete gesagt, daß sie das Grundgesetz an dieser Stelle in Frage stellt. Das ist eine Grundsatzfrage; sie geht über die Thematik, die wir hier angesprochen haben, hinaus, wie vieles, was zu dieser Diskussion gesagt worden ist — vom Oberbürgermeister Schmalstieg bis zum Oberbürgermeister Rommel —, von dem weggeht, was sachlich vertretbar und politisch geboten ist.
    Meine Damen und Herren, es kommt darauf an, klarzustellen, daß Aussiedlerpolitik gleichberechtigt zwei Zielen dienen muß: Einerseits muß sie den deutschen Mitbürgern, die ihr bisheriges Heimatland verlassen und die die Bundesrepublik Deutschland als Heimat wählen, einen Anspruch zu gewähren, und dieser Anspruch muß sich auch real erfüllen lassen, damit ihre Entscheidung respektiert wird. Dazu müssen wir sie wirklich schnell und umfassend in unsere Gesellschaft integrieren. Da sind Kommunen gleichermaßen wie Bund und Land gefordert mitzuwirken.
    Andererseits: Wir müssen auch die Politik der Bundesregierung unterstützen, in den Aussiedlerländern den Minderheitenschutz für nationale Minderheiten zu verstärken, um so den deutschen Bürgern, die in ihrer angestammten Heimat bleiben wollen, die Möglichkeit zum Bleiben zu geben und um keinen Druck auf Aussiedlung entstehen zu lassen. Wir werben keinen Aussiedler in die Bundesrepublik, aber wir respektieren und akzeptieren die Entscheidung jedes einzelnen Menschen, hierherzukommen, wenn er meint, hier bei uns leben zu wollen.
    Lassen Sie mich noch eins für diejenigen sagen, die meinen, Asyl und Aussiedler in einen Topf oder in einen Vergleich bringen zu können: Die Bundesrepublik Deutschland hat in 20 Monaten mehr Aussiedler als in 40 Jahren Asylbewerber aufgenommen. Mit beidem müssen wir fertig werden. Das humanitäre Recht auf Asyl steht jedem Bürger zu, aber das Recht, zu uns zu kommen, steht jedem Deutschen zu, ob er in Aussiedlergebieten gelebt hat oder bei uns. Die Freizügigkeit und das Grundgesetz lassen wir nicht antasten. Wir wollen es bewahren und stärken.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Terborg.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Margitta Terborg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Ich finde, meine verehrten Damen und Herren Abgeordnete, wir haben uns nun genügend aufgeregt über Reizworte und darüber, was sie zu bedeuten haben. Es



    Frau Terborg
    wird Zeit, daß wir uns den menschlichen Seiten des Problems zuwenden;

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Erst mal das zurücknehmen!)

    schließlich stehen wir alle gemeinsam vor einer Herausforderung an unsere Fähigkeit zur Solidarität.
    Die Nachfahren derer, die vor vielen, vielen Jahrzehnten kulturelle und sprachliche Siedlungsgemeinschaften — ob in der heutigen Sowjetunion, ob in Rumänien oder sonstwo —, gebildet und unterhalten haben, waren immer und immer wieder die ersten, die Spannungen, Krisen und Kriege mit auszubaden hatten, und im Grunde genommen die letzten, die zur Normalität zurückfinden konnten. Hunderttausende hatten diese Chance nie. So etwas gräbt sich ein. Über Nacht zerbrach die Geborgenheit in der neuen Heimat, und für viele, allzu viele, ist sie nie wieder zurückgekehrt.
    Es gab handfeste Gründe dafür. Und die Verursacher sind nun einmal, ob es uns paßt oder nicht, auf unserem Boden zu finden, den sie einst verlassen hatten, um eine neue Zukunft zu suchen. Generationen später haben wir bzw. unsere Väter und Großväter diese Zukunft zerstört, und aus dem friedlichen Miteinander sind Haß und später schleichendes Mißtrauen geworden.

    (Beifall bei der SPD)

    Eine Generation, vielleicht zwei Generationen mögen Menschen das aushalten; irgendwann können sie nicht mehr — und das ist eine der vielen europäischen Tragödien.
    Ich weiß nicht, ob überhaupt noch die Chance vorhanden ist, diese Menschen durch Zugeständnisse an ihre sprachliche, kulturelle Eigenart zum Verbleiben in der neuen, fremd gewordenen Heimat zu veranlassen. Wenn sie jetzt kommen — wer könnte ihnen die Tür weisen?
    Und doch, so fürchte ich, warten neue Enttäuschungen auf sie: Plötzlich sind sie Konkurrenten bei uns im Wettlauf um den freien Arbeitsplatz, um die erschwingliche Wohnung, um Sozialleistungen und ein bißchen privates Glück. Sie hatten denen von uns vertraut, die ihnen immer wieder eine Zukunft versprachen. Nun stehen wir im Wort. Wir haben das einzulösen. Als eines der reichsten Länder der Erde können wir das auch schaffen;

    (Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    nicht aber so, indem wir auf neue Verdrängungsprozesse in unserer Gesellschaft bauen,

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung des Abg. Kleinert [Marburg] [GRÜNE])

    etwa indem der Aussiedler den Arbeitsplatz bekommt, auf den mitunter schon seit Jahren ein einheimischer Arbeitsloser gewartet hat, oder indem die Sozialwohnung eben nicht mehr dem seit Jahren auf der Warteliste Vorgemerkten zugewiesen wird, sondern dem neu Ankommenden, oder indem schon der notwendige Sprachkursus nicht etwa aus der Staatskasse bezahlt, sondern durch Leistungskürzung bei dem Erwerbslosen finanziert wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Soll ich weiter aufzählen? Sie alle kennen die Problematik zu genau. Sie wissen sehr wohl, daß der Bund nur allzu leichten Herzens eine ihm auferlegte Pflicht an die Kommunen und an die Schwächsten in unserem sozialen Sicherungssystem weitergereicht hat.

    (Beifall bei der SPD — Gerster [Mainz] [CDU/ CSU]: Das ist aber wirklich nicht wahr!)

    Im Wort steht die Bundesrepublik Deutschland. Sie hat jetzt die Heimat zu schaffen, die zum zweitenmal verlorenging. Sie hat für Ihr Versprechen, diese Heimat zu sein, einzustehen, und zwar in vollem Umfang und nicht durch Weiterreichen der Folgelasten.

    (Zustimmung der Abg. Frau Dr. DäublerGmelin [SPD])

    Meine Damen und Herren, es kommen Menschen zu uns; nennen Sie sie Aussiedler, nennen Sie sie Deutschstämmige, nennen Sie sie Landsleute. Das ist nicht das Problem. Sie sind Menschen. Wir haben Pflichten, gesetzliche Pflichten, Pflichten, die aus der Verfassung und unserem selbstformulierten Auftrag erwachsen.
    Die haben wir einzulösen ohne Wenn und Aber und nicht zu Lasten derer, denen gegenüber wir auch Pflichten haben.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung des Abg. Kleinert [Marburg] [GRÜNE])