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    Plenarprotokoll 11/100 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 100. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 Inhalt: Gedenkworte für den verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß 6791 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Knabe und Dr. Dollinger . . . . 6792 C Bestimmung der Abg. Frau Matthäus-Maier zum ordentlichen Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß und im Vermittlungsausschuß an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Dr. Apel 6792 A Wahl der Abg. Höffkes und Bindig als stellvertretende Mitglieder in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Lemmrich und Duve 6792 C Erweiterung der Tagesordnung 6792 D Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Französischen Republik und einer Delegation 6793 A Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Geschäftswertes bei land- oder forstwirtschaftlichen Betriebsübergaben (Drucksache 11/2343) b) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Unvereinbarkeit eines Abgeordnetenmandats im Europäischen Parlament mit einem Abgeordnetenmandat in einem nationalen Parlament (Drucksache 11/2735) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Abgeordneten Wüppesahl, Frau Schmidt-Bott und der Fraktion DIE GRÜNEN Datenverarbeitungspraxis des Bundeskriminalamts hier: Datei über die grenzpolizeiliche Ein- und Ausreisekontrolle (Drucksache 11/1156) 6793 B Tagesordnungspunkt 4: a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Montrealer Protokoll vom 16. September 1987 über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen (Drucksachen 11/2676, 11/3093, 11/3094) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hauff, Schäfer (Offenburg), Frau Dr. Hartenstein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Schutz der Ozonschicht durch Verbot des Einsatzes von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (Drucksache 11/678) Schmidbauer CDU/CSU 6794 B Müller (Düsseldorf) SPD 6796 A Baum FDP 6798 A Dr. Knabe GRÜNE 6799 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 6801B Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 6803 D Frau Ganseforth SPD 6805 D Tagesordnungspunkt 5: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Ergebnisse der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Berlin vom 27. bis 29. September 1988 II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hauchler, Dr. Mitzscherling, Dr. Wieczorek, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Berlin vom 27. bis 29. September 1988 (Drucksache 11/2765) c) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Gemeinsame Jahresversammlung 1988 des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank (Drucksache 11/2988) d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Auswirkungen der Anpassungsprogramme von Weltbank und Internationalem Währungsfonds in der Dritten Welt (Drucksache 11/1793) e) Beratung des Antrags des Abgeordneten Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kein zweiter Energiesektorkredit für Brasilien (Drucksache 11/2881) f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hauchler, Bindig, Bernrath, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Zukunftsprogramm Dritte Welt (Drucksachen 11/828, 11/2567) Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . . 6809 C Frau Matthäus-Maier SPD 6813 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 6818 A Volmer GRÜNE 6820 D Dr. Grünewald CDU/CSU 6824 B Klein, Bundesminister BMZ 6825 D Dr. Hauchler SPD 6828 A Dr. Pinger CDU/CSU 6830 B Frau Folz-Steinacker FDP 6831 C Feilcke CDU/CSU 6832 C Dr. Gautier SPD 6833 C Kittelmann CDU/CSU 6836 A Frau Matthäus-Maier (Erklärung nach § 30 GO) 6837 A Zusatztagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. jüngste Einschränkungen der Meinungsfreiheit in Ost-Berlin und der DDR Lintner CDU/CSU 6840 D Büchler (Hof) SPD 6841 C Ronneburger FDP 6842B, 6849 B Frau Hensel GRÜNE 6843A, 6848 D Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . . 6844 A Duve SPD 6845 A Lummer CDU/CSU 6845 D Dr. Haack SPD 6846 D Reddemann CDU/CSU 6847 C Böhm (Melsungen) CDU/CSU 6849 D Niggemeier SPD 6850 D Werner (Ulm) CDU/CSU 6851 C Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 1988 der Bundesregierung (Drucksachen 11/1924, 11/2584) . . . 6852 C Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 1988 der Bundesregierung (Drucksachen 11/1923, 11/2618) . . . 6852 C Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kap. 15 02 Tit. 652 11 — Beihilfen an junge Zuwanderer für ihre Schul- und Berufsausbildung (Drucksachen 11/2682, 11/2955) . 6852 C Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 84 zu Petitionen (Drucksache 11/3006) 6853 A Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur fünften Änderung der Richtlinie 76/768/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für kosmetische Mittel (Drucksachen 11/2841 Nr. 12, 11/3049) 6853 A Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Parteiengesetzes und anderer Gesetze (Drucksache 11/2421) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung des Parteiengesetzes (Drucksache 11/3097) Spilker CDU/CSU 6853 C Bernrath SPD 6855 D Dr. Hirsch FDP 6857 D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 III Frau Dr. Vollmer GRÜNE 6859 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 6862 B Conradi SPD 6864 D Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Abgeordneten Mischnick, Cronenberg (Arnsberg), Wolfgramm (Göttingen), Beckmann und Genossen: Gestaltung des neuen Plenarsaales hier: Änderung des Beschlusses über die Sitzordnung (Drucksache 11/2537 [neu]) Mischnick FDP 6866D, 6880 A Conradi SPD 6868 D Bohl CDU/CSU 6871 C Häfner GRÜNE 6873 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 6875 B Frau Weyel SPD 6877 B Martin, Staatsminister des Landes Rheinland-Pfalz 6878B Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 6879 A Namentliche Abstimmung 6881 A Ergebnis 6883 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 64 zu Petitionen (Drucksache 11/2337) Frau Bulmahn SPD 6881 B Haungs CDU/CSU 6882 B Hoss GRÜNE 6882 D Funke FDP 6884 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 66 zu Petitionen (Drucksache 11/2434) Schäfer, Staatsminister AA 6885 C Peter (Kassel) SPD 6886 A Dr. Göhner CDU/CSU 6887 A Frau Nickels GRÜNE 6887 D Funke FDP 6888 C Tagesordnungspunkt 15: a) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Lage der Stahlindustrie (Drucksache 11/1537) b) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission an den Rat für eine Verordnung zur Einführung eines Gemeinschaftsprogramms zugunsten der Umstellung von Eisen- und Stahlrevieren (Programm RESIDER) Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission an den Rat für einen Beschluß über einen Beitrag an die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl zu Lasten des Gesamthaushaltsplans der Gemeinschaften zur Finanzierung von Sozialmaßnahmen im Rahmen der Umstrukturierung der Eisen- und Stahlindustrie und Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission an den Rat für die von bestimmten Voraussetzungen abhängige Einführung eines neuen Quotensystems für bestimmte Erzeugnisse mit einer Laufzeit von drei Jahren (Drucksache 11/1676) Dr. von Wartenberg, Parl. Staatssekretär BMWi 6889 C Dr. Jens SPD 6890 D Dr. Lammert CDU/CSU 6892 B Sellin GRÜNE 6893 C Frau Würfel FDP 6894 D Tagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Krieger, Frau Rust, Frau Schoppe und der Fraktion DIE GRÜNEN: Gegen die Verschärfung des § 218 StGB (Drucksache 11/2957) Frau Schoppe GRÜNE 6896 A Geis CDU/CSU 6897 A Frau Dr. Götte SPD 6899 D Funke FDP 6901 C Engelhard, Bundesminister BMJ 6903 A Sauter, Staatssekretär des Freistaates Bayern 6904 B Tagesordnungspunkt 17: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften (Drucksache 11/2212) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung besoldungs- und wehrsoldrechtlicher Vorschriften (Drucksache 11/2383) Heistermann SPD 6907 D Frau Hürland-Büning, Parl. Staatssekretär BMVg 6909 C Richter FDP 6910 D Frau Schilling GRÜNE 6911D Ganz (St. Wendel) CDU/CSU 6912 C IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 Tagesordnungspunkt 18: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Maßnahmen zur Förderung der ostdeutschen Kulturarbeit gemäß § 96 BVFG in den Jahren 1984 und 1985 (Drucksache 11/2572) Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . . . 6914 B Dr. Nöbel SPD 6915 A Dr. Czaja CDU/CSU 6918A Wolfgramm (Göttingen) FDP 6920 B Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung der Sonderstellung von psychisch Kranken in der Krankenversicherung (Drucksache 11/2594) Egert SPD 6921 B Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 6922 D Hoss GRÜNE 6923 D Heinrich FDP 6924 B Höpfinger, Parl. Staatssekretär BMA . . 6924 D Tagesordnungspunkt 2 (Fortsetzung) : Fragestunde — Drucksache 11/3080 vom 7. Oktober 1988 — Anfertigung einer amtlichen deutschen Übersetzung des UN-Seerechtsübereinkommens einschließlich der Schlußakte MdlAnfr 12 07.10.88 Drs 11/3080 Grunenberg SPD Antw StMin Schäfer AA 6837 D ZusFr Grunenberg SPD 6838 A ZusFr Gansel SPD 6838 B Stand der Verhandlungen über den WEU-Beitritt Spaniens und Portugals; Beitritt aller europäischen Mitgliedsländer der Atlantischen Allianz MdlAnfr 13, 14 07.10.88 Drs 11/3080 Antretter SPD Antw StMin Schäfer AA 6838 C ZusFr Dr. Scheer SPD 6838 D ZusFr Gansel SPD 6839 A ZusFr Antretter SPD 6839 B Intervention für die Freilassung der in Afghanistan festgehaltenen Deutschen MdlAnfr 15 07.10.88 Drs 11/3080 Gansel SPD Antw StMin Schäfer AA 6839 D ZusFr Gansel SPD 6840 A ZusFr Duve SPD 6840 C Nächste Sitzung 6926 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 6927* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abg. Schulhoff (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag betr. „Gestaltung des neuen Plenarsaales; hier: Änderung des Beschlusses über die Sitzordnung" 6927* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 6791 100. Sitzung Bonn, den 13. Oktober 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 14. 10. Dr. Ahrens 14. 10. Dr. Biedenkopf 13. 10. Brandt 14. 10. Cronenberg (Arnsberg) 14. 10. Frau Dempwolf 14. 10. Frau Garbe 14. 10. Dr. Hauff 14. 10. Hauser (Krefeld) 14. 10. Hedrich 14. 10. Hiller (Lübeck) 14. 10. Frau Karwatzki 13. 10. Frau Kelly 14. 10. Kißlinger 14. 10. Klose 14. 10. Leonhart 14. 10. Lüder 14. 10. Dr. Müller 13. 10. Paintner 14. 10. Poß 14. 10. Reuschenbach 14. 10. Schluckebier 14. 10. Frau Schmidt (Nürnberg) 14. 10. Schröer (Mülheim) 14. 10. Frau Dr. Segall 14. 10. Sielaff 13. 10. Dr. Sperling 14. 10. Stratmann 14. 10. Frau Dr. Süssmuth 13. 10. Tietjen 14. 10. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Vondran 14. 10. Dr. Waigel 14. 10. Dr. Warnke 13. 10. Dr. Zimmermann 14. 10. Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abg. Schulhoff (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag betr. „Gestaltung des neuen Plenarsaales; hier: Änderung des Beschlusses über die Sitzordnung": Ich werde mich an der Abstimmung zum Tagesordnungspunkt 12 nicht beteiligen, da ich kein Vertrauen mehr zu den architektonischen Vorgaben habe, insbesondere was deren Realisationsmöglichkeiten in preislicher und zeitlicher Hinsicht anbetrifft. Der Abriß des alten Plenarsaales wurde damals damit begründet, dies Verfahren sei billiger und ginge auch schneller, eine Sanierung würde teurer und auch länger dauern. Genau das Gegenteil ist jedoch eingetreten: Die Baukosten haben sich bis jetzt schon um 50 % erhöht, und der Fertigstellungstermin hat sich um ein Jahr verzögert. Ich fühle mich zutiefst getäuscht und möchte mich im Hinblick auf möglicherweise noch kommende Weiterungen nicht weiter einbinden lassen. Leider wurde bisher nur etwas realisiert, nämlich der Abriß eines Denkmals, in dem fast 40 Jahre deutsche Nachkriegsgeschichte stattfand.
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    Rede von Dr. Gerhard Stoltenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Jahresversammlung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank in Berlin hat die Fortschritte in der internationalen Zusammenarbeit nachhaltig unterstrichen. Sie hat auch die Handlungsfähigkeit der großen internationalen Finanzierungsinstitutionen bestätigt und gestärkt. Wir konnten in den Gesprächen der Finanzminister und Notenbankpräsidenten der großen Industrieländer auf Erfolge bei der Förderung von Wachstum, beim Abbau der weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte verweisen. Wir haben diese Zusammenarbeit im engeren wie im großen Kreis in Berlin bekräftigt und in konkreten Absprachen fortgesetzt.
    Die Teilnehmer aus 151 Mitgliedsländern von Währungsfonds und Weltbank waren sich darüber einig, daß auf diesem weltwirtschaftlich gefestigten Fundament allerdings erhebliche weitere, auch gemeinsame Anstrengungen notwendig sind, um die Bedingungen für die Weltwirtschaft weiter zu verbessern und vor allem die Lage der hart bedrängten, hochverschuldeten Entwicklungs- und Schwellenländer zu erleichtern.
    Es war rückblickend richtig, Internationalen Währungsfonds und Weltbank und damit einschließlich der privaten Gäste rund 8 000 bis 9 000 Persönlichkeiten aus über 150 Staaten nach Berlin einzuladen. Wir, vor allem die Berliner, haben die Chance genutzt, unseren Gästen aus aller Welt die Aufgeschlossenheit unseres Landes für internationale Fragen und unsere Bereitschaft zur Zusammenarbeit und wirksamen Hilfe zu verdeutlichen.
    Zugleich konnte im Blick auf diese Tagung in der Bundesrepublik in einer ganz überwiegend ernsthaften, weitgehend — was sehr verständlich ist — kritischen, aber überwiegend sachlich geführten Diskussion das Verständnis für die Arbeit der Institutionen und deren Beitrag für die Entwicklung der Weltwirtschaft vertieft werden.
    Ausschreitungen von kleinen militanten Gruppen, die wir in Berlin erlebt haben, haben das positive Bild der Stadt nicht ernsthaft getrübt. Sie haben die Gastfreundschaft der Berliner, die viele als eindrucksvoll erlebt haben, nicht ernsthaft beeinträchtigen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Olms [GRÜNE]: Wo sind sie denn mit Berlinern zusammengekommen?)

    Diejenigen, die mit Primitivformeln auf Verunglimpfung und Gewalt gesetzt haben, haben ihre Ziele letztlich nicht erreicht.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: So ist es!)

    Berlin hat seinen Rang als kulturelle und wirtschaftliche Metropole, als Kongreßstadt von weltweiter Bedeutung eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Olms [GRÜNE]: Als Bunkerstadt!)




    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Wir haben für die Organisation des Kongresses und die gezeigte Gastfreundschaft vielfach eindrucksvoll Zustimmung und auch Dank erfahren. Berlin und die Bundesrepublik konnten als Gastgeber der Jahresversammlung so neue Freunde in aller Welt gewinnen. Ich möchte dem Senat und den Bürgern der Stadt Berlin auch hier im Namen der Bundesregierung ausdrücklich für ihren hervorragenden Beitrag danken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    In den Beratungen von Berlin sind Interessenunterschiede und Auffassungsunterschiede sichtbar und ausgetragen worden. Letztlich aber bestand Einvernehmen, daß wirtschaftliche Vernunft und soziale Verantwortung kein Widerspruch sind. Wir können anderen nur helfen, wenn wir die Leistungsfähigkeit unserer eigenen Volkswirtschaft sichern. Wir brauchen im internationalen Maßstab geordnete finanzielle und wirtschaftliche Beziehungen, wenn der Welthandel zum Nutzen aller weiter zunehmen soll. Es bedarf des Willens zu wirtschaftlichen Reformen, wenn Wachstum und bessere Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern erreicht werden sollen. Der Grundkonsens in diesen Fragen reicht heute schon erheblich über unterschiedliche Interessenlagen und ideologische Positionen hinaus.
    Das Wachstum hat sich in diesen Jahren in fast allen Ländern spürbar verbessert. Der Internationale Währungsfonds rechnet mit einem realen Zuwachs von 3,8 % nach 3,2 % im letzten Jahr. Die Bundesrepublik Deutschland wird mit etwa 3,5 % realem Wachstum dazu einen wesentlichen Beitrag leisten.

    (Scharrenbroich [CDU/CSU]: Einen wichtigen Beitrag!)

    Gleichzeitig expandiert der Welthandel mit einer Rate von rund 7,5 %. Die Tatsachen, daß es trotz verstärkten Wachstums kaum zu inflationären Verspannungen gekommen ist, daß die vorübergehend etwas höheren Zinsen inzwischen wieder zurückgehen, begründen auch für das kommende Jahr günstige Perspektiven. Allerdings gibt es latente Inflationsprobleme in einigen Ländern. Sie erfordern, wie wir diskutiert und gesagt haben, nachhaltige Aufmerksamkeit.
    Mit zunehmendem Wachstum in den Industrieländern verbessern sich auch die Exportbedingungen für die Entwicklungsländer. Mit einer Zunahme der realen Inlandsnachfrage von 4,6 % im ersten Halbjahr 1988 hat die Bundesrepublik einen maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung. Unsere Importe aus Entwicklungsländern nahmen in den ersten sechs Monaten um mehr als 5 % und damit sogar überproportional zu.
    Vor allem durch die weltweite Belebung bei den Investitionen werden in zunehmendem Umfang bessere Bedingungen und auch neue Arbeitsplätze bereitgestellt. Der Prozeß der strukturellen Anpassung an veränderte weltwirtschaftliche Bedingungen geht so schneller voran. Dabei ist auch klar gesagt worden, daß für die meisten Industrieländer — vor allem Westeuropas — und auch für uns die nach wie vor zu hohe Arbeitslosigkeit eine große Herausforderung bleibt.
    Weiterhin bestehen erhebliche Ungleichgewichte im internationalen Güteraustausch. Aber der Prozeß der Anpassung setzt sich auch in diesem Bereich fort. In den Vereinigten Staaten stiegen die realen Exporte mit einem Zuwachs von fast 30 % rund fünfmal so schnell wie die Importe. So verringern sich langsam auch die realen Handelsüberschüsse in Japan und in der Bundesrepublik. Die stärkere Ausrichtung der Wirtschafts- und Finanzpolitik am gemeinsamen Ziel ausgeglichener Handelsbeziehungen, die wir vor knapp zwei Jahren in der sogenannten Louvre-Erklärung der Finanzminister und Notenbankpräsidenten, aber natürlich vor allem auch in den Beratungen der Wirtschafts- und Handelsminister vereinbart haben, hat ihre Wirksamkeit durchaus unter Beweis gestellt.
    Angesichts der zunehmenden Globalisierung der Finanzmärkte und der voranschreitenden, von der Bundesregierung nachhaltig geförderten Liberalisierung des internationalen Kapitalverkehrs gibt es zur wirksamen Zusammenarbeit der finanz- und währungspolitischen Institutionen keine ernsthafte Alternative. Erratische, spekulative Wechselkursausschläge können den internationalen Wettbewerb verfälschen — das ist eine Lehre spätestens seit 1982 —, und sie können so zur Ursache gefährlicher Ungleichgewichte werden und das internationale Wachstum gefährden.
    Insofern ist es ein Fortschritt, daß wir in den letzten zwei Jahren sowohl eine zu weit gehende Abwertung als auch einen zu starken Wiederanstieg des amerikanischen Dollars verhindern konnten. Daß wir einen Beitrag dazu geleistet haben, dies zu verhindern, ist wohl richtiger und vorsichtiger formuliert. Auf Dauer werden wir stabilere Wechselkurse natürlich nur durch mehr Übereinstimmung in den zugrunde liegenden Politiken, der Wirtschaftspolitik, der Finanzpolitik, der Währungspolitik der Notenbanken, erreichen. Diese pragmatische Zusammenarbeit in der Finanz- und Währungspolitik wollen wir weiter fördern.
    Der erwähnte allmähliche Abbau der überhöhten Export- und Importüberschüsse, der allerdings noch in einem frühen Stadium ist, hat dazu beigetragen, Gefahren des Protektionismus zu verringern. Für das Wachstum der Weltwirtschaft wie auch für die Lösung der schwierigen internationalen Schuldenprobleme ist dies von großer Bedeutung. Die Industrieländer müssen ihre Märkte für die Erzeugnisse aus den Entwicklungsländern noch weiter öffnen. Nur so können diese Staaten jene Erträge erwirtschaften, die sie für die Finanzierung ihrer Investitionen und auch für die Beherrschbarkeit ihrer Schuldendienstverpflichtungen brauchen. Die Teilnehmer der Jahrestagung in Berlin waren sich deshalb darin einig, daß die bevorstehende Halbzeitkonferenz der internationalen Handelsverhandlungen im GATT für wirkliche Fortschritte genutzt werden muß.
    Wir haben klar gesagt, daß wir mit der Schaffung des Europäischen Binnenmarkts auch die Außengrenzen der Gemeinschaft weiter öffnen wollen. Verstärkter Wettbewerb innerhalb Europas wird darüber hinaus dazu beitragen, strukturelle Wachstumshindernisse abzubauen. Damit kann Europa einen weiter



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    verstärkten Beitrag zur weltwirtschaftlichen Entwicklung leisten.
    In den Vereinigten Staaten erwarten wir — eigentlich alle, Industrie- und Entwicklungsländer — , daß die neue Regierung und der neue Kongreß nach den Wahlen konsequente, weiterreichende Entscheidungen für die Verringerung des Haushaltsdefizits schnell treffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nur so kann die Gefahr eines Zinsauftriebs vermieden werden, nur so kann der Kurs des Abbaus der Ungleichgewichte in der Handels- und Leistungsbilanz schließlich zum vollen Erfolg führen, nur so sind zusätzliche Mittel für die Finanzierung produktiver Investitionen zu gewinnen.
    Auch die nachwachsenden dynamischen Industrieländer in Südostasien müssen durch den Abbau von Handelshemmnissen und eine stärkere Anpassung ihrer Wechselkurse mehr weltwirtschaftliche Verantwortung übernehmen. Sie müssen dazu beitragen, die internationalen Zahlungsbilanzungleichgewichte zu verringern.
    Meine Damen und Herren, die Anstrengungen der letzten Jahre — verstärktes Wachstum in den Industrieländern und gestiegene Rohstoffpreise, mti Ausnahme der Sonderbewegung beim Öl — haben die Voraussetzungen für die Bewältigung der schwierigen Verschuldungsprobleme vieler Entwicklungs-
    und Schwellenländer insgesamt ein Stück verbessert.
    Viele von ihnen konnten bemerkenswerte Exporterfolge erzielen. Das Verhältnis der Außenverschuldung zu den Exporterlösen bei den Entwicklungsländern hat sich nach schlechten Jahren etwas verbessert. Aber die Lage ist in den Gesamtzahlen und in der konkreten Situation vieler einzelner Staaten nach wie vor außerordentlich kritisch. Es geht nicht darum, hier ein geschöntes Bild zu zeichnen. Es sind weiterhin erhebliche Anstrengungen aller Beteiligten notwendig, wenn der Weg der Problemlösung zu konkreteren Ergebnissen führen soll, wenn die Stabilität der internationalen Handels- und Finanzbeziehungen gesichert werden soll.
    Im Gegensatz zu manchen schrillen Stimmen in der öffentlichen Diskussion waren sich die Teilnehmer der Tagung in Berlin darüber einig, daß sich das Grundkonzept der Schuldenstrategie der letzten Jahre, vor allem was den Beitrag von Währungsfonds und Weltbank anbetrifft, im Kern bewährt hat. In den neuen Vorstellungen und Forderungen gibt es, wie gesagt, erhebliche Unterschiede. Wir sind auch der Meinung, daß in die bisherigen Lösungsansätze neue Elemente und Möglichkeiten einbezogen werden müssen. Mit der Forderung nach einem golbalen Schuldenerlaß wäre allerdings niemandem geholfen. Es ist von großer Bedeutung, daß in Berlin vor allem auch die Schwellen- und Entwicklungsländer dies zurückgewiesen haben, weil sie wissen, daß es um ihre eigene Kreditfähigkeit und die Möglichkeit geht, ihren Handel zu finanzieren, weil sie wissen, daß es in ihrem Interesse liegt, attraktiv zu sein für den Zufluß von Kapital und auch für einen Beitrag des Auslands
    zu ihren Investitionen. Dauerhafte und erfolgversprechende Zusammenarbeit erfordert vielmehr, daß wir den Schuldnerländern helfen, ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten stärker und besser zu entfalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Nur so können dort die Lebensbedingungen für alle Gruppen der Bevölkerung spürbar verbessert werden.
    Entsprechend der jeweils sehr unterschiedlichen Lage der einzelnen Länder sollten die Gläubiger die Möglichkeiten einer Anpassung der Schuldendienstverpflichtungen an die wirtschaftliche Situation der einzelnen Länder ernsthaft prüfen. Sie sollten eine Fortsetzung der Finanzierung ertragbringender Investitionen gewährleisten. Zugleich aber müssen die Entwicklungs- und Schwellenländer durch glaubhafte, überzeugende Reformanstrengungen die Grundlagen für wirksame internationale Unterstützung schaffen bzw. dauerhaft sichern. Die Vereinbarung von Anpassungsprogrammen im Zusammenhang mit der Finanzierung durch den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank wird deshalb auch in Zukunft unverzichtbar bleiben. Anpassungsprogramme, die vereinbart werden, sind nicht ein Diktat zum Nachteil der Bevölkerung der betroffenen Länder, sondern eine Voraussetzung dafür, daß durch Zusammenarbeit Fortschritte erzielt werden können. Das ist, wie ich glaube, die Wahrheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Allerdings muß man bei der Ausgestaltung der Programme — auch das wurde in Berlin deutlich gesagt und diskutiert — neue Akzente setzen, und sicher wird man in einer Reihe von Ländern die Belange der ärmsten Bevölkerungsgruppen noch stärker berücksichtigen müssen. So soll die Weltbank bei der Beratung der Regierungen ihrer Mitgliedsländer künftig darauf hinwirken, daß bei der Durchführung der notwendigen wirtschaftlichen Reformen die ärmsten Bevölkerungsschichten möglichst vor besonderen Härten geschützt bleiben. Die Bekämpfung der Armut bleibt so eine zentrale Aufgabe der Weltbank.
    Öffentliche und private Kreditgeber müssen auch in Zukunft ihre gemeinsame Verantwortung tragen. Nach einer Untersuchung der OECD ist der Anteil der öffentlich finanzierten Mittel am gesamten Nettokapitalzufluß in Entwicklungsländer von rund einem Drittel 1980 auf inzwischen über zwei Drittel angestiegen. In der Bundesrepublik haben die öffentlichen Haushalte, insbesondere durch die großzügige Gestaltung der steuerlichen Wertberichtigungsspielräume bei Krediten von Banken an Problemländer und auch durch die ansteigenden hohen Zahlungen in Gewährleistungsfällen, übrigens erhebliche Vorleistungen dafür gebracht, daß auch private Kreditinstitute weiter aktiv an diesem Prozeß mitwirken können, was im Kern unverzichtbar ist. Die Tatsache, daß die internationale Gemeinschaft in letzter Zeit die Hilfe für die Entwicklungsländer auf vielfältige Weise verstärkt hat, wurde in Berlin grundsätzlich von allen anerkannt, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität und zum Teil mit der nachhaltigen Forderung nach neuen weiterreichenden Maßnahmen.



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Erhöhung der Mittel der Weltbank, der Internationalen Entwicklungsorganisation — IDA — und auch der Afrikanischen Entwicklungsbank sowie des Afrikanischen Entwicklungsfonds. Zu nennen sind weiter die Sonderprogramme der Weltbank für hochverschuldete Länder mit niedrigen Einkommen in Afrika, die u. a. Kofinanzierungen von Geberländern mit der Weltbank von gut 6 Milliarden Dollar vorsehen.

    (V o r sitz : Vizepräsident Frau Renger)

    Auch der Internationale Währungsfonds hat neue Hilfsmöglichkeiten geschaffen. So wird er Strukturreformen vor allem in den ärmsten Ländern Afrikas durch die sogenannte erweiterte Strukturanpassungsfazilität unterstützen. Diese sieht Kredite mit einem nur noch symbolischen Zins und langen Laufzeiten vor.
    Darüber hinaus hat der Internationale Währungsfonds im August einen neuen Kreditfonds geschaffen, mit dem er reformwillige Entwicklungsländer unterstützen kann, deren Pläne durch unerwartete Entwicklungen, z. B. einen plötzlichen Einbruch bei den Rohstoffpreisen oder durch plötzlich verteuerte Einfuhren, gefährdet werden. Es gibt in den letzten Jahren solche Beispiele dafür bis hin zu Naturkatastrophen, wenn wir jetzt etwa an die Zuspitzung der Lage in der Karibik, in Jamaika, denken.
    In Berlin wurde ferner vereinbart, durch den sogenannten erweiterten Zugang die ausgeweiteten Kreditvergabemöglichkeiten in den nächsten Jahren offenzuhalten.
    Breite Unterstützung fand auch die von der Bundesregierung nachhaltig mitgetragene Initiative, die Eigenmittel des Währungsfonds spürbar zu erhöhen. Im Internationalen Währungsfonds soll bis zum Frühjahr 1989 über Umfang und Modalitäten der Mittelerhöhung Einvernehmen erreicht werden. Ich hoffe, daß sich die Vereinigten Staaten von Amerika nach den Wahlen in der Lage sehen, einen entsprechenden Beschluß aktiv mitzufassen.
    In der Internationalen Entwicklungsorganisation, die ihre Mittel nahezu zinslos und mit sehr langen Laufzeiten an ärmste Länder vergibt, wurde in Berlin die Verhandlung über eine neue Tranche, eine neue Mittelbereitstellung, in die Wege geleitet. Auch das, meine Damen und Herren, ist ein wichtiger Schritt.
    Schließlich haben sich die Gläubigerländer des Pariser Clubs in Berlin auf konkrete Schritte verständigt, um entsprechend den Absprachen vom Wirtschaftsgipfel in Toronto zusätzliche Schuldenerleichterungen für die ärmsten Länder zu verwirklichen, die sich bereit erklärt haben, konkrete Reformprogramme durchzuführen. Entsprechend der jeweiligen Lage sollen diese Erleichterungen in Form von niedrigen Zinsen, längeren Rückzahlungsfristen oder einem teilweisen Schuldenerlaß gewährt werden.
    Der Zusammenhang zwischen internationaler Entwicklungshilfe und weltweiten Umweltschutz war in Berlin ein bedeutsames Thema. Dazu hat die Initiative des Bundeskanzlers von Toronto erheblich beigetragen. Vor allem hat die Weltbank den Auftrag erhalten, den Umweltschutz verstärkt in ihre Entwicklungsstrategie einzubeziehen und die Umweltverträglichkeit
    zu einer der Voraussetzungen bei der Finanzierung von Projekten und Entwicklungsprogrammen zu machen.
    Wir tragen zu den verstärkten Hilfsangeboten an die Länder der Dritten Welt in großem Umfang bei. Damit wird auch das Gewicht der Bundesrepublik Deutschland in der internationalen finanziellen und entwicklungspolitischen Zusammenarbeit verstärkt. Wir sind einer der größten Kapitalgeber von Währungsfonds und Weltbank. Bei der Refinanzierung ihrer Anleihen bedient sich die Weltbank des deutschen Kapitalmarktes zu rund 15 %.
    In Berlin haben wir darüber hinaus bekräftigt, daß wir zur erweiterten Strukturanpassungsfazilität, die ich eben erwähnt habe, in zweifacher Weise beitragen: durch einen bundesverbürgten Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau wie auch durch Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt für die Reduzierung der Zinsbelastungen.
    Wir haben auch im Vergleich zu anderen Ländern in den letzten Jahren durch Schuldenerlaß für die ärmsten Länder überdurchschnittlich zur Verbesserung der Bedingungen in den von Not und Armut bedrohten Regionen beigetragen. Sie wissen, daß wir im Juni beschlossen haben, den Schuldenerlaß auf rund 8 Milliarden DM zu erweitern. Wir werden uns an den jetzt vereinbarten weiteren Schuldenerleichterungen des Pariser Clubs für die besonders armen und anpassungsbereiten Länder durch Maßnahmen zur Reduzierung ihrer Zinslast auch aus den verbürgten Handelskrediten beteiligen.
    Im Bereich der Schwellenländer haben sich die in einigen Fällen gestörten Beziehungen zwischen den Regierungen verschuldeter Staaten und den internationalen Finanzierungsinstituten zuletzt wieder verbessert. Es ist sehr wichtig, daß mehrere Länder, die auf Distanz gegangen sind, wieder kooperieren. Das gilt, wie Sie wissen, für Brasilien, um ein sehr bedeutendes Land zu nennen. Das gilt aber etwa auch für Peru. Peru ist ein Beispiel dafür, daß die Politik einer neuen Regierung und eines neuen Präsidenten, die zunächst einmal die Zusammenarbeit ablehnte, und zwar unter gewaltigem Beifall sogenannter progessiver Kräfte aus Europa, die ich hier nicht näher definieren will, das Land in eine ganz schwere Krise geführt hat.

    (Dr. Penner [SPD]: Aber doch nicht deswegen!)

    Unter dem Vorzeichen dieser schweren Krise — —

    (Dr. Vogel [SPD]: Haben Sie schon einmal etwas von dem Leuchtenden Pfad gehört? Die waren doch schon in der Krise, Herr Kollege Stoltenberg!)

    — Herr Kollege Vogel, es ist nicht zu bestreiten, daß dieses Land durch die Verweigerung der Zusammenarbeit eine dramatische Verschlechterung seiner wirtschaftlichen Lage erfahren hat. Der Präsident hat eine neue Administration, eine neue Regierung berufen, die jetzt leider gezwungen ist, ohne Vereinbarung mit



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Weltbank und Währungsfonds der Bevölkerung schwerste Lasten aufzuerlegen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Schieben Sie das nicht auf den Präsidenten!)

    Das Positive daran ist, daß diese Administration sich jetzt wieder um Zusammenarbeit mit den Institutionen bemüht,

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    und wir wünschen ihr Erfolg dabei im Interesse ihres Landes und ihrer Bürger.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das Schwergewicht der Verschuldung der lateinamerikanischen Staaten liegt, wie Sie wissen, im kommerziellen Bereich. Ein Land wie Indien, die größte Demokratie des Erdballs, hat seine Finanzierung in den vergangenen Jahrzehnten ganz überwiegend auf öffentliche Mittel konzentriert und war in der privaten Verschuldung sehr vorsichtig. Die großen Länder Lateinamerikas haben sich fast nur privat verschuldet. Das Beispiel Indiens zeigt wohl, daß das auch keine Zwangsläufigkeit war. Sowohl Schuldnerländer als auch private Kreditgeber sollten hier ihr Verhalten verstärkt an längerfristigen Strategien orientieren. Wer als Kreditgeber in früheren Jahren Entwicklungschancen überschätzte, sollte jetzt das ingesamt gute wirtschaftliche Potential in den meisten dieser Staaten nicht unterschätzen. Aber auch die Schuldnerländer müssen durch nachhaltige Reformanstrengungen, durch verbesserte wirtschaftliche Rahmenbedingungen, vor allem auch durch vertrauensbildende Politik und verstärkte Anreize für die Rückkehr des gewaltigen Fluchtkapitals, das ihre eigenen Bürger ins Ausland gebracht haben, die Voraussetzung dafür schaffen, daß die Bedingungen verbessert werden.
    Wir haben in Berlin die verschiedenen Ansätze für neue Regelungen im Verhältnis der privaten Gläubiger zu den Schuldnern diskutiert, auch mit Vertretern der Banken. Hier sind in letzter Zeit erfolgversprechende Instrumente entwickelt worden, um die bestehende Schuldenlast zu verringern und neues Investitionskapital zu mobilisieren. Entscheidend ist, daß in der Zusammenarbeit zwischen privaten Gläubigern und Schuldnern das Prinzip der Freiwilligkeit gewahrt bleibt. Darüber hinaus wären Vorschläge nicht akzeptabel, die direkt oder indirekt die Verlagerung der privaten Risiken des Kreditgewerbes auf die öffentlichen Hände propagieren.
    Meine Damen und Herren, Zusammenarbeit schließt nicht aus — ich habe es bereits gesagt —, daß unterschiedliche Auffassungen und Interessen offen ausgetragen werden. Vor allem die Entwicklungsländer haben in Berlin ihre Sorgen eindeutig zum Ausdruck gebracht und eine umfangreiche Liste neuer Wünsche vorgetragen. Aber entscheidend ist, daß die Arbeit in den gemeinsamen Institutionen im Geist der Partnerschaft fortgesetzt und ausgebaut wird. Das ist in Berlin sichtbar geworden. An dem Willen hierzu gab es auf der Jahrestagung von Währungsfonds und Weltbank keinen Zweifel. Ich bin sicher, daß diese Botschaft von Berlin ihre bleibenden und positiven Wirkungen haben wird. Wir wollen weiter daran
    mitarbeiten, daß sie auch zu konkreten Erfolgen führt, zu konkreten Fortschritten, vor allem im Blick auf jene Länder, die heute noch so hart bedrängt sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Frau Abgeordnete Matthäus-Maier.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ingrid Matthäus-Maier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Berliner Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank stand ganz im Zeichen der Schuldenkrise der Dritten Welt. Wer von dieser Jahrestagung einen Durchbruch bei der Lösung der Schuldenkrise erhofft hatte, ein Signal, der ist nach Abschluß der Tagung enttäuscht.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Nur Sie! — Feilcke [CDU/CSU]: Wer hat das denn erwartet?)

    Tatsache ist: Die Berliner Tagung hat keine greifbaren politischen Fortschritte gebracht. Herr Bundesfinanzminister, auch heute morgen habe ich ein besonderes Engagement in Ihrer Rede für dieses brennende Problem, das zu lösen ist, weiß Gott nicht feststellen können.

    (Beifall bei der SPD)

    Für die Selbstzufriedenheit und Selbstgerechtigkeit dieser Bundesregierung gibt es wahrlich keinen Anlaß. Politische Impulse zur Überwindung der Schuldenkrise sind in Berlin von dieser Bundesregierung nicht ausgegangen. Schlimmer noch: Mir scheint, es fehlt der politische Wille, zu einer politischen Lösung über Technik hinaus zu gelangen. Sicherlich ist die Bundesregierung nicht der Hauptbremser in dieser Frage, als den sie manche Kritiker darstellen wollen.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Immerhin!)

    Wer die Haltung der Bundesregierung etwa mit der der Amerikaner vergleicht, die sich noch nicht einmal zu einem Ja zu einer Kapitalerhöhung durchringen konnten, wird dies bestätigen. Wir müssen aber mit Bedauern feststellen: Die Bundesregierung ist in Berlin ihrer besonderen Verantwortung nicht gerecht geworden.

    (Beifall bei der SPD)

    Für diese besondere Verantwortung gibt es mindestens vier Gründe.
    Grund Nr. 1: Die Tagung fand in Berlin statt. Da hätten wir zu Recht erwarten können, daß die deutsche Bundesregierung besondere Anstrengungen unternimmt, zu einer politischen Lösung der Schuldenkrise zu kommen.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Hat sie auch!)

    Grund Nr. 2: Als größte Exportnation der Welt und führende Wirtschaftskraft Europas hat die Bundesrepublik eine besondere Mitverantwortung für die Weltwirtschaft und damit auch für die Lösung der Schuldenkrise.

    (Dr. Vogel [SPD]: Sehr wahr!)




    Frau Matthäus-Maier
    Die besondere Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland ergibt sich drittens aus unserer geschichtlichen Erfahrung, meine Damen und Herren. Die aus dem Versailler Vertrag resultierende Schuldenlast des Deutschen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg war eine der Ursachen dafür, daß die Weimarer Republik nie die Stabilität erlangte, die für das Überleben dieser jungen Demokratie so wichtig gewesen wäre. „Ein Werk ohne Edelmut, ohne Moral und ohne Verstand", so hat John Maynard Keynes, der große britische Ökonom, den Versailler Vertrag genannt. Als sich die Gläubigerländer der Weimarer Republik endlich 1932 in der Konferenz von Lausanne für eine erhebliche Reduzierung der deutschen Reparationsschulden entschieden, war Deutschland bereits auf dem Weg in die Nazidiktatur. Bei diesem historischen Vergleich darf man nicht vergessen, daß die Reparationsschuldendienstleistungen der Weimarer Republik niemals mehr als 10 bis 15 % des gesamten Exporterlöses ausmachten. Wir reden heute bei der Dritten Welt von Zahlen über 25, 30, 40, 50 %. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, durch das Londoner Schuldenabkommen von 1953, wurde durch Schuldenerlaß, Zinserleichterungen und durch Streckung von Tilgungszahlungen die Schuldenlast der Deutschen nachhaltig verringert.

    (Dr. Vogel [SPD]: Darf man nicht vergessen!)

    Die Gegner eines gezielten Schuldenerlasses für einzelne Länder der Dritten Welt behaupten immer wieder, Schuldenerlaß mache diese Länder kreditunwürdig. Auch Sie haben es heute morgen noch einmal gesagt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist auch so!)

    Niemand kann aber bezweifeln, daß es 1953 genau umgekehrt war: Erst das großzügige Schuldenabkommen gab uns die Möglichkeit, wirtschaftlich und politisch wieder auf die Beine zu kommen und überhaupt erst einmal kreditwürdig zu werden.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Meyer zu Bentrup [CDU/CSU]: Dieser geschichtliche Vergleich ist nur bedingt zulässig!)

    — Geschichtliche Vergleiche sind immer nur bedingt zulässig, Sie haben völlig recht. Aber wir meinen, mit dieser geschichtlichen Erfahrung, die noch gar nicht lange her ist, hätte diese Bundesregierung in Berlin wuchern und eine politische Lösung des Problems in Angriff nehmen müssen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der SPD: So wie Herr Herrhausen! — Feilcke [CDU/ CSU]: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich!)

    Vierter Grund: Die vielfältigen Aktivitäten, Konferenzen, Reden und Protestveranstaltungen parallel zu der Konferenz, begonnen von der Sozialistischen Internationale bis zu zahlreichen kirchlichen und alternativen Gruppen, haben das Bewußtsein für die oft katastrophale Lage der Menschen in den Entwicklungsländern gestärkt und eine breite öffentliche Anteilnahme für ihre Not, die schlimmen Folgen der Schuldenkrise und auch die vielen negativen Folgen der Auflagen des IWF ausgelöst.
    Diese vielfältigen, begrüßenswerten Aktivitäten sollten nicht aus den Schlagzeilen verdrängt werden durch gewalttätige Ereignisse, die in Berlin ebenfalls stattgefunden haben.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Und zu verurteilen sind!)

    Hierzu stelle ich fest: Wir verurteilen — Herr Kittelmann, nicht so eilig — entschieden die Anwendung von Gewalt, auf welcher Seite und von wem auch immer in Berlin.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Wir verurteilen den Anschlag auf Staatssekretär Tietmeyer und die Angriffe auf unseren Kollegen Ingomar Hauchler.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Wir verurteilen aber ebenso die Einschränkung des Rechts auf freie Berichterstattung durch überzogene Polizeiaktionen.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Die erst noch nachgewiesen werden müssen!)

    Daß sich nach einer Konferenz in Berlin der US-Kongreß mit der Behinderung von amerikanischen Journalisten durch Berliner Polizisten beschäftigt, ist beschämend und setzt unser freiheitliches System Verdächtigungen aus, die bei besonnener Polizeiführung nicht hätten entstehen müssen.

    (Beifall bei der SPD)

    Die zuvor erwähnten Aktivitäten aber, die dieses breite Bewußtsein erzeugt haben, Herr Stoltenberg, gaben Ihnen die Chance, auf diesem breiten Bewußtsein aufzubauen. Ich war bei vielen IWF-Tagungen dabei, da wurde dies nur in Fachzirkeln diskutiert. Hier hätte man die breite Anteilnahme, die durch diese Aktivitäten erzeugt worden ist, nutzen können für ein besonderes Signal aus Berlin. Dieses Signal ist leider unterblieben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist falsch!)

    Der nüchterne Befund ist: Auch nach Berlin ist ein Abbau der gigantischen Verschuldung der Dritten Welt nicht in Sicht. Die von dieser Verschuldung ausgehende unerträgliche Belastung für die Entwicklung vieler Länder des Südens nimmt nicht ab; die Gefahren für die Stabilität des internationalen Finanzsystems und der Weltwirtschaft bestehen leider unvermindert fort.
    Die gesamte Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer stieg im vergangenen Jahr auf 1 200 Milliarden Dollar. Das ist eine 1 200 mit neun Nullen dran, in DM ungefähr zwei Billionen, und entspricht 39 % des gesamten Bruttosozialproduktes der Entwicklungsländer. Auch in diesem Jahr geht diese Verschuldung nicht zurück, sie steigt vielmehr noch weiter an.
    Die Lage der Länder des Südens ist weiterhin bedrückend. 700 bis 800 Millionen Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. Meine Damen und Herren, wenn wir von solchen globalen Zahlen sprechen, dann bitte ich, doch nicht zu vergessen, daß hinter



    Frau Matthäus-Maier
    diesen Millionen immer jeweils ein Kind steht, das verhungert, und eine Mutter, die keine Milch für ihre Kinder hat, oder ein Vater, der arbeitslos ist. Ich glaube, heute morgen fehlt mir ein bißchen die Anteilnahme und das Gefühl dafür, was sich an Not in der Dritten Welt wirklich abspielt.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    In dieser dramatischen Situation sind die Finanzbeziehungen zwischen Nord und Süd insgesamt zu einer Bremse geworden. Mittlerweile verwenden die Entwicklungsländer im Durchschnitt 25 To ihrer Exporterlöse für den Schuldendienst, einige Länder über 50 %. Der Kapitalstrom hat sich umgedreht.
    Die Philosophie ist doch, daß Kapital vom Norden in den Süden fließen soll, um dort Entwicklungschancen zu geben. Tatsächlich ist es so: In den Jahren 1983 bis 1987 gab es insgesamt einen Nettokapitaltransfer. Meine Damen und Herren, das ist ein vornehmes Wort. Das heißt auf deutsch, es fließt seit Jahren immer mehr Geld von dem armen Süden in den reichen Norden, das ist wie bei einer Bluttransfusion vom Kranken zum Gesunden. Der Fluß sollte doch aber gerade vom Gesunden zum Kranken sein. Das lehnen wir ab.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch die Bundesregierung ist an dieser unerträglichen Entwicklung mitbeteiligt. Inzwischen zahlen 19 Staaten der Dritten Welt mehr Zinsen und Tilgung aus Entwicklungshilfekrediten an den Bundeshaushalt zurück, als sie von uns Entwicklungshilfe erhalten. Dazu gehören auch so arme Länder wie Äthiopien und Afghanistan. Angesichts dieses Nettokapitalexports von Süd nach Nord ist der von der Bundesregierung ausgesprochene Forderungsverzicht für die ärmsten Länder, den wir ausdrücklich begrüßen, nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Wir Sozialdemokraten halten diese Situation für unerträglich. Für uns ist die internationale Schuldenkrise eine der größten ökonomischen, sozialen und moralischen Herausforderungen unserer Zeit.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie ist ein Schlag gegen die Menschlichkeit. Sie verletzt unser Gefühl für Gerechtigkeit, sie gefährdet die politische Stabilität in diesen Regionen. Keiner weiß, wann in Ländern wie Brasilien oder Argentinien wieder Militärdiktaturen die Herrschaft übernehmen, wenn es dort nicht zu ökonomischer und politischer Stabilität kommt. Nicht zuletzt gefährdet die Schuldenkrise auch den Frieden in der ganzen Welt.
    Sechs Jahre nach dem offenen Ausbruch der Schuldenkrise, damals in Toronto im Falle Mexiko, das vor dem Konkurs stand, ist offensichtlich, daß die bisherigen Lösungsversuche untauglich waren. Das Krisenmanagement der letzten Jahre war nur ein Spiel auf Zeit. Zwar wurde dadurch der Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems verhindert — ich bitte, das nicht zu gering zu achten — , aber es ist nicht verhindert worden, daß der Schuldenberg immer weiter anwächst, von Minute zu Minute. — Zu Recht sprach der mexikanische Finanzminister in Berlin von einer verlorenen Dekade für die Dritte Welt.
    Wir Sozialdemokraten haben zur Berliner Jahresversammlung den heute zur Debatte stehenden Antrag in den Deutschen Bundestag eingebracht. Wir wissen, daß eine Jahresversammlung von IWF und Weltbank nur begrenzt handlungsfähig ist, wenn die USA der größte Kapitalgeber, unmittelbar vor Präsidentschaftswahlen stehen und bis heute nicht bereit sind, ihr großes Doppeldefizit abzubauen, womit leider auf der ganzen Welt Kapital angesaugt wird, Kapital, das wir in der Dritten Welt dringend zur Bekämpfung der Not und auch bei uns zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit brauchten.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Kernelemente unseres Konzeptes aber, die auch in Berlin hätten aufgegriffen werden können, sind erstens Verringerung der Schuldenlast — eine echte Verringerung; nicht immer hinten dranhängen, so daß der Berg steigt — , zweitens Einleitung und Förderung eines sich selbst tragenden Entwicklungsprozesses in den Schuldnerländern und drittens Öffnung der Märkte der Gläubigerländer für Exporte aus den Entwicklungsländern und Stabilisierung der weltwirtschaftlichen Entwicklung.
    Zum ersten Punkt stelle ich fest: Ohne eine nachhaltige Verringerung der Schuldenlast der Dritten Welt ist eine durchgreifende Lösung der Schuldenkrise nicht denkbar. Dabei ist uns klar, daß es generelle und undifferenzierte Lösungen wie einen globalen Schuldenerlaß nicht geben kann. Weil ich weiß, daß viele junge Leute und gerade auch idealistisch gesinnte junge Leute meinen, daß wir mit einem globalen Schuldenerlaß die Probleme lösen könnten, möchte ich das an zwei Beispielen aufzeigen.
    Es gibt Schuldnerländer, die ökonomisch stark genug wären — Brasilien ist nur ein Beispiel von mehreren — , ihre Probleme aus eigener Kraft zu lösen. Die Schwierigkeiten resultieren aber daraus, daß es steinreiche Oberschichten gibt, die dem Wirtschaftskreislauf in diesen Ländern in gigantischem Maße Kapital entziehen. Solange diese Länder nicht durch innere Reformen die Voraussetzungen dafür schaffen, daß das Kapital im Lande bleibt und dort produktiv eingesetzt wird, solange es dort nicht zum Aufbau einer funktionierenden Landwirtschaft kommt — und das bedeutet: dringend eine Landreform — , so lange würden allgemeine Schuldenstreichungen und erneute Zuführung von Geld nur zu neuer Kapitalflucht führen, aber nicht die Probleme lösen.

    (Dr. Meyer zu Bentrup [CDU/CSU]: Solange die die Marktwirtschaft nicht einführen!)

    — Nein. Sie sprechen hier allgemein, undifferenziert von Marktwirtschaft. Es kann gerade nicht sein, daß wir versuchen, das, was bei uns funktioniert, dem Rest der Welt mit ganz anderen Lebensbedingungen und ganz anderen Problemen aufzuoktroyieren.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein anderes Beispiel: Argentinien global die Schulden zu erlassen, in denen etwa 5 Milliarden DM für die Kosten des Falklandkrieges stecken, kann ich dem deutschen Steuerzahler nicht erklären, auch wenn ich natürlich weiß, daß nicht die gegenwärtige Regie-



    Frau Matthäus-Maier
    rung, sondern die Militärdiktatur aus der Zeit davor dafür verantwortlich ist.

    (Volmer [GRÜNE]: Und das Volk soll heute für die Militärs von gestern zahlen!)

    — Nein. Das heißt aber, daß globale, undifferenzierte Schuldenstreichungen — weg mit einem Strich — die Lösung in der Tat nicht bringen.

    (Volmer [GRÜNE]: Das behaupten wir auch gar nicht!)

    Ich habe ausdrücklich von Teilschuldenerlaß gesprochen. Sie wissen ganz genau, daß das immer wieder gefordert wird; vielleicht nicht von Ihnen.

    (Volmer [GRÜNE]: Doch, wir fordern es, aber nicht so!)

    — Dann regen Sie sich doch nicht auf, wenn ich gerade mit Ihnen darüber diskutiere.
    Um allgemeine Grundsätze für alle Beteiligten verbindlich festzumachen und zu vereinbaren, fordern wir die Einberufung einer internationalen Schuldenkonferenz — nicht, damit dort von Fall zu Fall entschieden wird, wem was gestrichen wird.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Das wird doch eine Schauveranstaltung, keine Hilfe! — Dr. Meyer zu Bentrup [CDU/CSU]: Nichts als Aktionismus!)

    Wir wollen, daß auf dieser Schuldenkonferenz, an der alle zu beteiligen sind, Schuldnerländer, Gläubigerländer, Banken, IWF und Weltbank, allgemein verbindliche Regelungen — jetzt hören Sie gut zu! — für ein internationales Vergleichsverfahren entwickelt werden.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Wenn es denn so sein sollte — wie der Herr Bundesfinanzminister immer wieder behauptet — , daß Schuldenerlaß grundsätzlich zu Kreditunwürdigkeit führt, dann frage ich mich, Herr Stoltenberg,

    (Dr. Vogel [SPD]: Warum die AEG so kreditwürdig ist!)

    warum es im deutschen Recht das sogenannte Vergleichsverfahren zur Abwendung des Konkurses gibt.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Wie das Beispiel AEG eindrucksvoll belegt, Herr Vogel, hat erst der Vergleich mit all seinen Folgen
    — z. B. auch dem Forderungsverzicht der Gläubiger — der AEG die Chance eröffnet, wieder auf die Beine zu kommen und erfolgreich zu bestehen, während die Firma ohne einen solchen Vergleich, d. h. ohne Forderungsverzichte, mit Sicherheit in den Konkurs hineingeschlittert wäre. Ich frage: Warum soll international eine Art Vergleichsverfahren für ganze Länder des Teufels sein, wenn es national im Unternehmensbereich funktioniert?

    (Beifall bei der SPD)

    Staatliche Forderungsverzichte reichen aber nicht aus. Wir müssen auch von den privaten Banken sprechen. Der Bundeskanzler hat in Berlin vor den Delegierten zur Schuldenkrise wörtlich erklärt:
    Da es hier zuallererst um die Zusammenarbeit zwischen den Banken und den betroffenen Ländern geht, kann es nicht meine Aufgabe sein, konkrete Empfehlungen hierzu zu geben.
    — So der Bundeskanzler. — Der Bundeskanzler irrt: Das Steuerrecht läßt großzügige Wertberichtigungen und Abschreibungen für notleidende Kredite zu. Das ist gut so. Es hat den deutschen Kreditinstituten im Unterschied zu den amerikanischen die Chance gegeben, Wertberichtigungen vorzunehmen. Aber vergessen wir doch nicht: Der Deutsche Steuerzahler zahlt bei jeder Wertberichtigung 56 % mit. In Milliardenhöhe haben wir mitbezahlt. Dann hat der Bundeskanzler nicht so zu tun, als sei das nicht auch das Bier dieses Staates.

    (Beifall bei der SPD — Kittelmann [CDU/ CSU]: Das erste war richtig, das zweite war falsch!)

    Wir erwarten von der Kreditwirtschaft, daß auch die Entwicklungsländer aus der Tatsache einen Nutzen ziehen, daß die Banken Wertberichtigungen auf Kredite an die Dritte Welt zu Lasten der öffentlichen Haushalte vorgenommen haben.
    Deshalb begrüße ich es sehr, daß sich der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, in Berlin für Schuldenerleichterungen auch durch die privaten Banken eingesetzt hat, auch für partielle Schuldenerlasse.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist schon ein seltsamer Verzicht auf politisches Gestalten, daß nicht von der deutschen Bundesregierung, sondern von dem Chef der größten deutschen Bank das entscheidende politische Signal in Berlin ausgesendet wurde.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir hoffen, daß sich die Kollegen von Herrn Herrhausen dieser Erkenntnis nicht länger verschließen.
    Um die Schuldenkrise der Dritten Welt zu überwinden, ist eine große und großzügige internationale Kraftanstrengung erforderlich. Wenn Helmut Schmidt in der „Zeit" von einem „Marshallplan" der Industriestaaten schreibt, so hat er dafür die treffende Bezeichnung gewählt und die Folgerungen im Detail beschrieben. Wir unterstützen ausdrücklich die Forderung des Altbundeskanzlers nach einem solchen Marshallplan für die Dritte Welt.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich komme zum zweiten Kernelement unserer Forderungen, nämlich zum Beitrag der Entwicklungsländer. Entscheidend ist, daß es dort zu einem sich selbst tragenden Entwicklungsprozeß kommt. Dazu müssen auch die Entwicklungsländer selber Anpassungsprozesse leisten. Notwendig sind grundlegende wirtschaftliche, soziale und politische Reformen, die Stärkung der Kaufkraft der breiten Massen, die Beendigung von Vetternwirtschaft, Korruption und verschwenderischem Luxus verantwortungsloser Führungsschichten, die Vermeidung unproduktiver Prestigeobjekte und die Eindämmung der Kapitalflucht. Politische und ökonomische Stabilität in den Entwicklungsländern sind die entscheidende Voraussetzung für die Vermeidung von Kapitalflucht und für die



    Frau Matthäus-Maier
    Rückkehr des Fluchtkapitals. Dazu kann auch eine Amnestie für Kapitalflüchtige gehören.
    Übrigens auch die Begrenzung des Bevölkerungszuwachses muß in die notwendige Gesamtstrategie der Entwicklungsländer einbezogen werden. Ich weiß, wir diskutieren das streitig auch unter uns selber. Denn es ist natürlich richtig: Wenn die Reformen da sind und wenn die soziale Stabilität da ist, werden die Menschen automatisch weniger Kinder bekommen, weil sie wissen, sie bekommen eine Alterssicherung. Umgekehrt steht aber auch fest: Solange der Zuwachs der Bevölkerung von Jahr zu Jahr größer ist als der Zuwachs des Bruttosozialproduktes, als der Zuwachs des Einkommens, werden wir die Probleme nicht in den Griff bekommen.

    (Beifall bei der SPD)

    Notwendig ist schließlich eine militärische Abrüstung. An der Aufrüstung in der Dritten Welt sind die reichen Länder nicht unschuldig.

    (Dr. Vogel [SPD]: Als Exporteure!) — Als Exporteure.

    Herr Stoltenberg, ich war etwas enttäuscht über das, was Sie zu Peru gesagt haben. Wenn ich berücksichtige, daß Peru eines der wenigen Länder ist, das als erste Tat durch den neuen Präsidenten Garcia die Streichung der Bestellung von 21 Mirage-Düsenjägern beschlossen hat mit all den Folgen, dann finde ich, hätte man so etwas honorieren müssen und nicht boykottieren dürfen.

    (Beifall bei der SPD)

    In diesen Zusammenhang gehört unser Programm mit dem Namen „Zukunftsprogramm für die Dritte Welt". Weltweit wird ungefähr eine Billion Dollar für die Rüstung ausgegeben, also fast soviel, wie die ganze Verschuldung der Dritten Welt beträgt. Man stelle sich vor: Ein Jahr lang keine Rüstung, und wir hätten die gesamte Verschuldung abgebaut. Natürlich geht das technisch so nicht; ich sage das, um nur einmal die Größenordnungen klarzumachen.
    Wir fordern, daß die Industrieländer auf einen Teil ihrer Rüstung verzichten und die Mittel in diesen internationalen Fonds einbringen.

    (Beifall bei der SPD)

    Für die Bundesrepublik heißt das konkret: Erstens. In unserem Verteidigungshaushalt muß 1 Milliarde für das Zukunftsprogramm Dritte Welt freigemacht werden. Zweitens. CDU/CSU und FDP sollten schnellstmöglich den SPD-Antrag zur Begrenzung der Rüstungsexporte annehmen. Es ist nämlich scheinheilig, die Rüstungsimporte der Dritten Welt zu kritisieren, wenn wir selber mit die Hauptexporteure sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Drittens müssen auch die Rüstungsausgaben in die Konditionalität des IWF einbezogen werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Es kann nicht sein, daß der IWF vorschreibt: Subventionen für Nahrungsmittel weg, Subventionen für bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse herunter, den öffentlichen Dienst zurückführen, Senkung der
    Löhne, daß man aber zu feige ist, sich an die Aufrüstung in diesen Ländern heranzumachen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich komme zu dem dritten Kernelement, zu dem notwendigen Anpassungsprozeß, den wir in den Industrieländern leisten müssen. IWF und Weltbank müssen in der Zukunft die Industrieländer — lassen Sie es mich so salopp sagen — mehr an die Kandare nehmen. Es kann nicht sein, daß wir weiter unsere Grenzen schließen. Und der Protektionismus nimmt zu!

    (Zustimmung bei der SPD und der CDU/ CSU)

    Es kann nicht sein, daß wir in der Europäischen Gemeinschaft jährlich mit 16 Milliarden DM Exportsubventionen die Weltmärkte mit der Überschußproduktion der europäischen Agrarindustrie überschwemmen und daß der IWF dagegen nichts ausrichten kann. Es kann nicht sein, daß die Auflagen immer nur an die Schuldnerländer gehen. Es wird diese Auflagen — in welcher Form auch immer; das wird nicht in der bisher bekannten Form der Auflagen geschehen — auch gegenüber den Industrieländern geben müssen.
    Insbesondere der Wahnsinn der EG-Agrarexportsubventionen, der uns ja übrigens Geld — z. B. für die Bekämpfung der Umweltnot und der Arbeitslosigkeit — entzieht, muß beendet werden. Herr Stoltenberg, auf dieser Berliner Tagung hätte die Europäische Gemeinschaft einen konkreten Vorschlag zum Abbau dieses Wahnsinns machen müssen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Meyer zu Bentrup [CDU/CSU]: Was sie zum Milchmarkt gemacht hat, und zwar sehr konkret!)

    Wie stets in den vergangenen Jahren ist die Bundesregierung jetzt auch in Berlin in der gemeinsamen Erklärung der sieben großen westlichen Industrieländer aufgefordert worden, die Binnennachfrage zu stärken. Wir müssen das tun, wenn wir gleichzeitig von den USA erwarten, daß sie ihre Defizite herunterfahren, und wenn wir von Japan die Öffnung der Märkte verlangen. Leider scheint mir Ihre bisherige Politik, auch die beim neuen Bundeshaushalt, in die falsche Richtung zu gehen. Wenn Sie bei der sogenannten großen Steuerreform jemandem mit 350 000 DM Jahresgehalt 17 000 DM Steuersenkung geben, den kleinen Leuten aber nur wenige hundert Mark, trägt das sicher nicht zur Stärkung der Binnennachfrage bei. Es hätte genau umgekehrt sein müssen!

    (Beifall bei der SPD)

    Ich fasse zusammen: Berlin hat keine durchgreifenden Fortschritte bei der Überwindung der Schuldenkrise der Dritten Welt gebracht. Die historische Chance, daß der Welt von deutschem Boden aus ein Entwarnungssignal gegeben wird, wurde nicht genutzt. Die Zeitbombe der internationalen Schuldenkrise tickt weiter, und die Bundesregierung ist daran nicht unschuldig. Sie hat sich in Berlin ihrer Mitverantwortung für die Weltwirtschaft entzogen. Wir fordern die Bundesregierung auf: Geben Sie endlich Ihre Verweigerungshaltung auf, unternehmen Sie wirk-



    Frau Matthäus-Maier
    same Schritte zur Überwindung der Schuldenkrise! Unser Antrag weist dafür einen Weg.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD)