Plenarprotokoll 11/51
Deutscher Bundestag
Stenographischer Bericht
51. Sitzung
Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988
Inhalt:
Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Brandt und Gerstein . . . . 3597 C
Erweiterung der Tagesordnung . 3597C, 3618 A
Nachträgliche Überweisung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN — Bewerbung der Bundesrepublik Deutschland für das Europäische Markenamt mit Standort MünchenHaidhausen — Drucksache 11/1011 — an den Auswärtigen Ausschuß 3597 D
Zusatztagesordnungspunkt 1:
Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Die Behandlung schwach- und mittelaktiver Abfallstoffe aus Kernkraftwerken im Zusammenhang mit den Ereignissen um die Firma Transnuklear GmbH
in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2:
Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Einsetzung eines Untersuchungsausschusses (Drucksache 11/1566 [neu])
Dr. Töpfer BMU 3598A, 3615D
Dr. Hauff SPD 3601 C
Dr. Laufs CDU/CSU 3603 B
Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . . 3606 B
Seiters CDU/CSU (zur GO) 3606 D
Becker (Nienberge) SPD (zur GO) . . . 3607 A
Frau Wollny GRÜNE 3607 B
Baum FDP 3609 A
Reuter SPD 3611A
Fellner CDU/CSU 3612 B
Schäfer (Offenburg) SPD 3613 C
Kleinert (Marburg) GRÜNE (Erklärung nach
§ 31 GO) 3617B
Namentliche Abstimmung 3618A
Ergebnis 3618B
Tagesordnungspunkt 1:
Fragestunde
— Drucksachen 11/1619 vom 8. Januar 1988 und 11/1627 vom 12. Januar 1988 —
Einstellung des Ermittlungsverfahrens der OFD Kiel gegen die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG und das Ingenieurkontor Lübeck wegen des illegalen Exports von U-Boot-Blaupausen nach Südafrika; Einflußnahme des Bundesministers Dr. Stoltenberg auf diese Entscheidung
DringlAnfr 1, 2 12.01.88 Drs 11/1627 Frau Eid GRÜNE
Antw PStSekr Dr. Voss BMF 3581 B
ZusFr Frau Eid GRÜNE 3581B, 3583 D
ZusFr Bohl CDU/CSU 3581D, 3585 C
ZusFr Frau Beer GRÜNE . . . 3582A, 3585 D
ZusFr Eigen CDU/CSU 3582 B
ZusFr Frau Hensel GRÜNE . . . 3582C, 3584 D
ZusFr Volmer GRÜNE 3582D, 3585 B
ZusFr Sellin GRÜNE 3582D, 3585 C
ZusFr Dr. Struck SPD 3583A, 3584 C
ZusFr Gansel SPD 3583B, 3585 A
ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 3583C, 3586 C
ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . . 3583D,
3586 B
II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988
Wettbewerbsverzerrungen für die deutschen Kalb- und Schweinefleischerzeuger durch die Subventionen in Frankreich
MdlAnfr 1, 2 08.01.88 Drs 11/1619 Eigen CDU/CSU
Antw PStSekr Gallus BML 3586, 3587 B
ZusFr Eigen CDU/CSU 3587 A, 3587 C
Unterbindung des „Verkaufs" von Frauen, insbesondere aus Asien, durch Vermittlungsagenturen
MdlAnfr 3, 4 08.01.88 Drs 11/1619 Frau Dr. Dobberthien SPD
Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 3588A, 3588 D
ZusFr Frau Dr. Dobberthien SPD 3588B, 3589 A
ZusFr Börnsen (Ritterhude) SPD 3588 C
Widerspruch gegen den Wegfall der Zonenrandrichtlinien bei der Koordinierung der EG-Richtlinie über die Vergabe öffentlicher Aufträge
MdlAnfr 10, 11 08.01.88 Drs 11/1619 Dr. Jobst CDU/CSU
Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi 3589 D
ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU 3590 A
Verquickung von Staats- und Familieninteressen bei der Reise des Bundeswirtschaftsministers nach Ägypten
MdlAnfr 12 08.01.88 Drs 11/1619 Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE
Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi 3590 D
ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 3591 A
Ermächtigung der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Kiel zur Verfolgung von Straftätern im Zusammenhang mit dem Verkauf von U-Boot-Konstruktionsunterlagen an Südafrika
MdlAnfr 14, 15 08.01.88 Drs 11/1619 Gansel SPD
Antw PStSekr Würzbach BMVg 3591D, 3592 A
ZusFr Gansel SPD 3591D, 3592 B
ZusFr Bohl CDU/CSU 3592 A
Schadenersatzregelung bei Beschädigung von Gebäuden durch Tiefflüge von Militärmaschinen
MdlAnfr 13 08.01.88 Drs 11/1619 Börnsen (Ritterhude) SPD
Antw PStSekr Würzbach BMVg 3592 C
ZusFr Börnsen (Ritterhude) SPD 3592 D
Mindestflughöhe für Militärmaschinen über Naturparks
MdlAnfr 17 08.01.88 Drs 11/1619 Müller (Pleisweiler) SPD
Antw PStSekr Würzbach BMVg 3593 B
ZusFr Müller (Pleisweiler) SPD 3593 C
ZusFr Büchner (Speyer) SPD 3593 D
Beseitigung der Unpünktlichkeiten im Intercity-Verkehr und der Überbelastung des Zugpersonals
MdlAnfr 18, 19 08.01.88 Drs 11/1619 Toetemeyer SPD
Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 3594B, 3594 C
ZusFr Toetemeyer SPD 3594 B, 3594 D
Aufgaben, Organisationsform und Standort der Nationalen Agentur im Rahmen der Weltraumaktivitäten
MdlAnfr 25, 26 08.01.88 Drs 11/1619 Frau Ganseforth SPD
Antw PStSekr Dr. Probst BMFT . 3595B, 3595 D
ZusFr Frau Ganseforth SPD . . . 3595C, 3596A
Bau einer Magnetschwebebahn zwischen Essen und Mannheim
MdlAnfr 27, 28 08.01.88 Drs 11/1619 Urbaniak SPD
Antw PStSekr Dr. Probst BMFT 3596 B
ZusFr Urbaniak SPD 3596 C
ZusFr Cronenberg (Arnsberg) FDP . . . 3597 B
Nächste Sitzung 3619D
Berichtigungen 3620 A
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3621* A Anlage 2
Schreiben des Abg. Dr. Jens (SPD) vom 10. 12. 1987 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages 3621* B
Anlage 3
Unterstützung einer friedlichen Entwicklung in Angola durch Rückzug der ausländischen Truppen und Wiederbelebung des AlvorAbkommens
MdlAnfr 7 08.01.88 Drs 11/1619 Lowack CDU/CSU
SchrAntw StMin Schäfer AA 3621* C
Anlage 4
Verhinderung der Einsparung von Arbeitsplätzen für deutsche Zivilbeschäftigte bei den US-Streitkräften, z. B. durch Abbau von Überstunden und Nachtarbeit
MdlAnfr 8 08.01.88 Drs 11/1619 Stiegler SPD
SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . . 3621* D
Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988 III
Anlage 5
Veränderung der Wirtschaftsdaten seit der Haushaltsverabschiedung im Dezember 1987
MdlAnfr 9 08.01.88 Drs 11/1619 Müller (Pleisweiler) SPD
SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . . 3622* A
Anlage 6
Benachteiligung der Ferienfluggesellschaften bei der Vergabe von Start- und Landezeiten im Luftverkehr
MdlAnfr 16 08.01.88 Drs 11/1619 Stiegler SPD
SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 3622* B Anlage 7
Konsequenzen aus der Battelle-Studie „Schwachstellen der Risikoeinschätzung beim Transport radioaktiver Materialien"
MdlAnfr 20 08.01.88 Drs 11/1619 Vahlberg SPD
SchrAntw PStSekr Gröbl BMU 3622* C
Anlage 8
Höchstwerte für Radioaktivität in Lebensmitteln
MdlAnfr 22, 23 08.01.88 Drs 11/1619 Frau Wollny GRÜNE
SchrAntw PStSekr Gröbl BMU 3622* D
Anlage 9
Durchführung des Transports abgebrannter Brennelemente am 12./13. Januar 1988 von Kahl nach Lübeck nach Entzug der Transportgenehmigung für die Transnuklear
MdlAnfr 24 08.01.88 Drs 11/1619 Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE
SchrAntw PStSekr Gröbl BMU 3623* C
Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988 3581
51. Sitzung
Bonn, den 13. Januar 1988
Beginn: 13.01 Uhr
3620 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988
Berichtigungen
47. Sitzung, Seite 3301 D: Im endgültigen Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Achten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern (Drucksachen 11/789, 11/1404, 11/1405) sind bei den abgegebenen Stimmen die Zahl 345 durch die Zahl 348 und bei den Nein-Stimmen die Zahl 124 durch die Zahl 127 zu ersetzen.
Seite 3302 C: In der rechten Spalte der Nein-Stimmen ist vor dem Namen „Erler" der Name „Dr. Ehrenberg" einzufügen.
Seite 3304 A: Im endgültigen Ergebnis der namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 11/1425 sind bei den abgegebenen Stimmen die Zahl 360 durch die Zahl 362 und bei den Ja-Stimmen die Zahl 149 durch die Zahl 151 zu ersetzen. Ferner ist bei den Ja-Stimmen vor dem Namen „Dr. Emmerlich" der Name „Dr. Ehrenberg" einzufügen.
(Siehe hierzu auch die Berichtigungen im Stenographischen Bericht über die 48. Sitzung Seite 3390)
48. Sitzung, Seite 3335 A, 9. Zeile: Statt „eine" ist „keine" zu lesen.
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten
Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich
Dr. Abelein ** 15.1.
Dr. Ahrens * 15.1.
Antretter * 13.1.
Dr. Bötsch 13. 1.
Büchner (Speyer) * 14. 1.
Bühler (Bruchsal) * 13.1.
Dr. Ehrenberg 15. 1.
Dr. Feldmann * 13.1.
Frau Fischer * 13. 1.
Dr. Götz 14. 1.
Grünbeck 15. 1.
Grüner 15.1.
Freiherr Heeremann v. Zuydtwyck 13. 1.
Heimann 14. 1.
Frau Dr. Hellwig 15. 1.
Frau Hoffmann (Soltau) 15.1.
Kastning 13.1.
Kreuzeder 15.1.
Lemmrich * 15.1.
Dr. Mahlo 15.1.
Menzel 15.1.
Dr. Mertens (Bottrop) 13.1.
Dr. Müller * 13.1.
Nelle 15.1.
Dr. Neuling 13. 1.
Niegel * 14. 1.
Petersen 15. 1.
Reddemann * 14.1.
Schmidt (München) * 13.1.
Frau Schmidt-Bott 15.1.
Seehofer 13.1.
Dr. Soell * 13. 1.
Stahl (Kempen) 15.1.
Stiegler 14. 1.
Stobbe 15. 1.
Dr. Todenhöfer 13.1.
Dr. Uelhoff 13.1.
Frau Vennegerts 13.1.
Dr. Vondran 15.1.
Dr. Waigel 13.1.
Zierer * 15.1.
* für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
Anlage 2
Schreiben des Abg. Dr. Jens (SPD)
vom 10. Dezember 1987
an den Präsidenten des Deutschen Bundestages
Betr.: Namentliche Abstimmung zu Tagesordnungspunkt 24 am 4. Dezember in der 47. Sitzung
Sehr geehrter Herr Präsident,
hiermit möchte ich Ihnen mitteilen, daß ich irrtümlich
in der Abstimmung am 4. Dezember 1987 zum Thema
Anlagen zum Stenographischen Bericht
„Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern" mit Ja gestimmt habe. Ich wollte - wie meine gesamte Fraktion - selbstverständlich die Finanzreform ablehnen.
Ich bitte um Kenntnisnahme.
Anlage 3
Antwort
des Staatsministers Schäfer auf die Frage des Abgeordneten Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 11/1619 Frage 7):
Ist die Bundesregierung bereit, eine friedliche Entwicklung in Angola dadurch zu unterstützen, daß sie auf dem Rückzug aller ausländischer Truppen und einer Wiederbelebung des AlvorAbkommens besteht, soweit es Verhandlungen zwischen der MPLA und der Unita betrifft?
In Angola sind ausländische Truppen mit und ohne Einwilligung der dortigen Regierung stationiert.
Südafrikanische Streitkräfte sind im Oktober 1987 unter Verletzung des Völkerrechts und bilateraler vertraglicher Abmachung in Angola einmarschiert. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, in dem die Bundesrepublik Deutschland vertreten ist, hat mit Resolution 602 vom 25. November 1987 den unverzüglichen Rückzug aller südafrikanischen Soldaten von angolanischem Territorium gefordert. In gleicher Weise haben sich die Außenminister der Zwölf am 23. November 1987 mit einer Erklärung geäußert. Darüber hinaus ist die Bundesregierung der Auffassung, daß Stabilität in der Region den Abzug raumfremder Streitkräfte voraussetzt. Aus dieser Erwägung und im Interesse einer baldigen Unabhängigkeit Namibias wünscht sie einen Erfolg der amerikanischangolanischen Gespräche und fördert sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
Unbeschadet ihrer Grundüberzeugung, daß politische Konflikte nicht mit Waffengewalt sondern friedlich beigelegt werden müssen, sieht sich die Bundesregierung nicht in der Lage, Verhandlungen zu fordern, die die Beteiligung bestimmter politischer Gruppierungen an einer Regierung zum Ziel haben, mit der die Bundesregierung politische Beziehungen unterhält. Sie würde sich sonst dem Vorwurf einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates aussetzen.
Anlage 4
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 11/1619 Frage 8):
Wie beurteilt die Bundesregierung nach Verabschiedung des US-Haushalts die Chancen, den beabsichtigten Abbau von Arbeitsplätzen für deutsche Zivilbeschäftigte bei den US-Streitkräften zu verhindern und statt dessen zum Beispiel Überstunden und Nachtarbeit abzubauen?
3622* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988
Diese Chancen beurteilt die Bundesregierung als gering.
Die US-Streitkräfte haben bereits im vergangenen Jahr in einigen Bereichen untersuchen lassen, inwieweit Personalkosten durch Überstunden, Nachtarbeit sowie durch Arbeitszeiten an Sonn- und Feiertagen entstehen. Dabei hat sich gezeigt, daß der Umfang dieser Arbeiten verhältnismäßig gering ist. Das Hauptquartier der US-Armee hat die örtlichen Kommandeure inzwischen angewiesen, Mehrarbeit sowie Nachtarbeit und Arbeit an Sonn- und Feiertagen nur in dem unbedingt erforderlichen Umfang anzuordnen. Die hierdurch möglichen Einsparungen dürften aber — auch im Hinblick auf den militärischen Auftrag der Streitkräfte — so gering sein, daß sie angesichts der jetzt nach dem Haushaltsgesetz bei den Personalmitteln festgelegten Einsparungen kaum ins Gewicht fallen werden.
Anlage 5
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Frage des Abgeordneten Müller (Pleisweiler) (SPD) (Drucksache 11/1619 Frage 9):
Welche der bei der Haushaltsverabschiedung im Dezember 1987 zugrunde gelegten Wirtschaftsdaten gelten nach den neuesten Erkenntnissen der Bundesregierung jetzt, also rund vier Wochen später, nicht mehr, und wie haben sie sich verändert?
In den letzten Wochen des vergangenen Jahres haben sich für den Bundeshaushalt 1988 durch die kurzfristig eingetretene starke Abwertung der amerikanischen Währung Verschlechterungen auf der Einnahmeseite ergeben. Durch die notwendige Neubewertung der bei der Deutschen Bundesbank gehaltenen Dollarbestände tendiert die im Bundeshaushalt 1988 mit 6 Milliarden DM eingeplante Bundesbankablieferung gegen Null. Demgegenüber zeichnet sich aus heutiger Sicht auf der Ausgabenseite des Bundeshaushalts kein erhebliches Risiko ab.
Anlage 6
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 11/1619 Frage 16):
Trifft es zu, daß die zunehmenden Verspätungen im Luftverkehr den Reiseveranstaltern erhebliche Kosten verursachen, und was wird die Bundesregierung unternehmen, uni sicherzustellen, daß die Start- und Landezeiten auch an Ferienfluggesellschaften so vergeben werden, daß sie ihre vertraglichen Pflichten erfüllen können?
Der Bundesregierung ist das Ausmaß der Kosten, die den deutschen Reiseveranstaltern durch Verspätungen im Luftverkehr entstanden sind, nicht bekannt.
Auch in einer Besprechung im Bundesministerium für Verkehr am 17. Dezember 1987, in der Maßnahmen zur Beseitigung der Verspätungen an den Flughäfen Frankfurt und München mit allen Beteiligten erörtert wurden, hat der Deutsche Reisebüro-Verband e. V. keine Zahlen vorgetragen.
Start- und Landezeiten werden vom Flugplankoordinator der Bundesrepublik Deutschland nach international abgestimmten Prioritätenregeln vergeben. Dabei werden Linien- und planmäßiger Charterflugverkehr grundsätzlich gleich behandelt. Die Luftverkehrsgesellschaften sind so in der Lage, ihre Planungen auf die zugeteilten Zeiten abzustellen und ggf. auch auf weniger belastete Flughäfen auszuweichen.
Anlage 7
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Gröbl auf die Frage des Abgeordneten Vahlberg (SPD) (Drucksache 11/1619 Frage 20) :
Welche Konsequenzen hat die Bundesregierung aus der Battelle-Studie Nr. SR 58 von 1978 über „Schwachstellen der Risikoeinschätzung beim Transport radioaktiver Materialien" gezogen, die im Auftrag des Bundesministers des Innern erstellt wurde, und aus welchen Gründen wurde diese Studie nie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht?
Der Bundesminister des Innern hatte 1980 die Battelle-Studie ausgewählten Fachberatern zur Kommentierung überlassen.
Nach Meinung der Fachleute enthält die oben genannte Studie eine Reihe von Fehlern und unzutreffenden Annahmen und ist daher für die fachliche Diskussion der Sicherheit der Transporte radioaktiver Stoffe ungeeignet. Aus diesem Grund hatte der BMI von einer Veröffentlichung der Studie Abstand genommen.
Im Rahmen des Projektes „Sicherheitsstudien der Entsorgung (PSE)" wurden für die Verkehrsträger Schiene und Straße Sicherheitsanalysen für Transporte von radioaktiven Materialien erstellt und 1985 abschließend veröffentlicht, die auf dem heutigen Stand der Sicherheitstechnik basieren.
Anlage 8
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Gröbl auf die Fragen der Abgeordneten Frau Wollny (GRÜNE) (Drucksache 11/1619 Fragen 22 und 23):
Welche Grenzwerte fur Radioaktivität gelten zur Zeit für Nahrungsmittel, fur Wildfleisch etc., welches in der Bundesrepublik Deutschland produziert und vermarktet wird?
Gilt die Regelung der EG über radioaktive Grenzwerte vom Dezember 1987 nur für Produkte aus Drittländern, und hat die Verordnung vorn Oktober 1987 nach Strahlenschutzvorsorgegesetze über Höchstwerte von Radioaktivität in Lebensmitteln heute Gültigkeit, oder ist sie mit der Einigung der EG vom Dezember 1987 außer Kraft getreten?
Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 51. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1988 3623*
Zu Frage 22:
Es gibt zur Zeit keine rechtsverbindliche Regelung für Strahlengrenzwerte für Nahrungsmittel, für Wildbret etc., die in der Bundesrepublik Deutschland produziert und vermarktet werden.
Zu Frage 23:
Die Verordnung (EWG) Nr. 3955/87 des Rates vom 22. Dezember 1987 über die Einfuhrbedingungen für landwirtschaftliche Erzeugnisse mit Ursprung in Drittländern nach dem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl gilt ab ihrem Inkrafttreten am 30. Dezember 1987 für zwei Jahre. Ihr Regelungsgehalt ist identisch mit der zum 31. Oktober 1987 ausgelaufenen EG-Ratsverordnung Nr. 1707/86. Dies bedeutet, daß landwirtschaftliche Erzeugnisse aus Drittländern, die eine höhere Cäsium-Kontamination als 370 Bq/l bzw. kg bei Milch und Milchprodukten (wobei der Wert bei konzentrierten und Trockenerzeugnissen für das rekonstituierte Produkt zu ermitteln ist) bzw. als 600 Bq/kg bei sonstigen Erzeugnissen aufweisen, nicht in die EG importiert werden dürfen.
Die Einhaltung des Verbots wird wie unter der Geltung der Ratsverordnung Nr. 1707/86 durch die Zollstellen und die zuständigen Überwachungsbehörden der Länder überwacht.
Mit Inkrafttreten dieser EG-Verordnung am 30. Dezember 1987 ist die nationale Anschlußregelung vom 30. Oktober 1987 gemäß ihrem § 4 Abs. 2 außer Kraft getreten.
Anlage 9
Antwort
des Parl. Staatssekretärs Gröbl auf die Frage des Abgeordneten Dr. Lippelt (Hannover) (GRÜNE) (Drucksache 11/1619 Frage 24):
Wer ist, nachdem der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit der Firma Transnuklear die Transportgenehmigung entzogen hat, mit dem für die Nacht vom 12. auf 13. Januar 1988 anstehenden Transport von abgebrannten Brennelementen von Kahl nach Lübeck — zur Verschiffung nach Oskarshamn — beauftragt worden, oder wurde der Transport jetzt abgesagt?
Nach Auskunft der zuständigen Genehmigungsbehörde ist bisher keine andere Beförderungsgenehmigung für den Transport von Kahl nach Lübeck erteilt worden. Dementsprechend findet der beabsichtigte Transport nicht statt.