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    Plenarprotokoll 11/49 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 49. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 Inhalt: Nachruf auf das verstorbene Mitglied des Deutschen Bundestages Dr. h. c. Peter Lorenz 3399 A Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 3399C, 3440 D Absetzung des Punktes 20a von der Tagesordnung 3400 A Tagesordnungspunkt 16: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Die Reform der Strukturfonds (Drucksachen 11/929 Nr. 2.3, 11/1209) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Mitteilung der Kommission über die Haushaltsdisziplin (Drucksachen 11/929 Nr. 2.2, 11/1211) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Zweite Änderung des Vorschlags für eine Verordnung (EGKS — EWG — EURATOM) des Rates zur Änderung der Haushaltsordnung vom 21. Dezember 1977 für den Haushaltsplan der Europäischen Gemeinschaften (Drucksachen 11/929 Nr. 2.5, 11/1212) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Sitzung des Europäischen Rates am 29./30. Juni 1987 in Brüssel (Drucksachen 11/523, 11/1293) Dr. Kohl, Bundeskanzler 3400 C Dr. Vogel SPD 3406 D Rühe CDU/CSU 3412D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 3418D Mischnick FDP 3421 B Frau Wieczorek-Zeul SPD 3424 B Frau Geiger CDU/CSU 3427 A Frau Beer GRÜNE 3429 C Genscher, Bundesminister AA 3432 B Dr. Spöri SPD 3435 D Bohl CDU/CSU 3438 C Erler SPD 3441A Lintner CDU/CSU 3442 C Frau Flinner GRÜNE 3444 B Frau Würfel FDP 3445 D Dr. Gautier SPD 3447 B Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 3449 C Brück SPD 3451A Becker (Nienberge) SPD (zur GO) 3452 B Seiters CDU/CSU (zur GO) 3452 C Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) 3452 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10, Dezember 1987 Namentliche Abstimmung 3454 A Ergebnis 3482 D Tagesordnungspunkt 17: a) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Kohlevorrangpolitik (Drucksache 11/958) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Zustimmungsbedürftige Verordnung über den Prozentsatz der Ausgleichsabgabe nach dem Dritten Verstromungsgesetz für das Jahr 1988 (Drucksachen 11/1350, 11/1446) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Umbaukonzept für die heimische Steinkohle (Drucksache 11/1476) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Abgeordneten Gerstein, Wissmann, Dr. Lammert, Müller (Wadern) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Baum, Beckmann, Dr. Graf Lambsdorff, Dr. Hirsch, Dr. Hoyer, Dr.-Ing. Laermann, Möllemann, Frau Würfel und der Fraktion der FDP: Förderung der deutschen Steinkohle (Drucksache 11/1485) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Solidarität mit dem Widerstand der Bergleute und Stahlarbeiter gegen Arbeitsplatz- und Standortvernichtung (Drucksache 11/1511) Meyer SPD 3455 B Gerstein CDU/CSU 3458 C Stratmann GRÜNE 3460 C Beckmann FDP 3463 A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 3464 C Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 3468A, 3478 C Schreiber CDU/CSU 3472 A Jung (Düsseldorf) SPD 3473 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 3475A, 3478 D Hinsken CDU/CSU 3476 B Dr. Lammert CDU/CSU 3479 A Namentliche Abstimmungen 3479D, 3480A Ergebnisse 3484B, 3485 D Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Beck-Oberdorf und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Finanzierung empfängnisverhütender Mittel durch die Krankenkassen (Drucksache 11/597) Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 3480 D Frau Verhülsdonk CDU/CSU 3488 A Kirschner CDU/CSU 3489 B Frau Würfel FDP 3490 C Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 3491 C Tagesordnungspunkt 19: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 1986 (Drucksachen 11/42, 11/1131) Weiskirch, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 3492 A Heistermann SPD 3494 B Breuer CDU/CSU 3498 A Frau Schilling GRÜNE 3501 B Nolting FDP 3503 C Leidinger SPD 3505 D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg 3509 B Leidinger SPD (Erklärung nach § 30 GO) 3512B Vizepräsident Cronenberg 3510D, 3512 C Tagesordnungspunkt 22: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1988 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1988) (Drucksachen 11/1000, 11/1431) Niegel CDU/CSU 3512D, 3520A Müller (Pleisweiler) SPD 3514 B Funke FDP 3516B Sellin GRÜNE 3517 B Dr. von Wartenberg, Parl. Staatssekretär BMWi 3518 C Pfuhl SPD 3519 B Tagesordnungspunkt 20 b: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Ernährungssicherung in Hungerregionen (Drucksachen 11/946, 11/1501) in Verbindung mit Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 III Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ernährungssituation in Äthiopien (Drucksache 11/1482) Höffkes CDU/CSU 3520 C Frau Eid GRÜNE 3521 D Frau Folz-Steinacker FDP 3523 D Großmann SPD 3525 C Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 3527 A Nächste Sitzung 3528 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 3529* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 3399 49. Sitzung Bonn, den 10. Dezember 1987 Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung 48. Sitzung, Seite IV, linke Spalte: Statt „ZusFr Frau Bulmahn GRÜNE" ist „ZusFr Frau Bulmahn SPD" zu lesen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 11. 12. Dr. Ahrens * 11. 12. Andres 11. 12. Bahr 11. 12. Frau Becker-Inglau 11. 12. Frau Beck-Oberdorf 11. 12. Frau Blunck * 11. 12. Böhm (Melsungen) * 11. 12. Frau Brahmst-Rock 11. 12. Brandt 10. 12. Dr. Briefs 11. 12. Büchner (Speyer) * 11. 12. Dr. von Bülow 11. 12. Frau Fischer * 11. 12. Dr. Friedrich 11. 12. Frau Ganseforth 11. 12. Dr. von Geldern 10. 12. Glos 11. 12. Dr. Glotz 11. 12. Grünbeck 11. 12. Haack (Extertal) 11. 12. Frau Dr. Hellwig 11. 12. Frau Hoffmann (Soltau) 11. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarats Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Hürland-Büning 11. 12. Jaunich 10. 12. Frau Kelly 11. 12. Kittelmann * 11. 12. Kolb 11. 12. Kreuzeder 11. 12. Lemmrich * 11. 12. Frau Luuk * 11. 12. Dr. Mahlo 11. 12. Marschewski 11. 12. Dr. Mertens (Bottrop) 11. 12. Dr. Möller 11. 12. Dr. Müller * 11. 12. Dr. Neuling 11. 12. Frau Oesterle-Schwerin 11. 12. Frau Olms 11. 12. Oswald 11. 12. Petersen 11. 12. Poß 10. 12. Rauen 11. 12. Dr. Schmude 10. 12. von Schmude 11. 12. Schröer (Mülheim) 10. 12. Schulze (Berlin) 11. 12. Frau Seuster 11. 12. Frau Dr. Timm * 11. 12. Frau Trenz 11. 12. Frau Vennegerts 11. 12. Dr. Warnke 11. 12. Wieczorek (Duisburg) 11. 12. Würtz 11. 12.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rainer Funke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kollege Holtz, ich teile Ihre Auffassung, daß wir für die Entwicklungshilfe sehr viel mehr tun müssen.

    (Beifall der Abg. Frau Folz-Steinacker [FDP])

    Ich glaube aber, daß dieses ERP-Hilfsprogramm — ich werde darauf in meinem kurzen Beitrag noch eingehen — in erster Linie dafür gedacht ist, Strukturbeihilfen für die deutsche Wirtschaft zu geben, unabhängig davon, daß ich Ihre Meinung teile, daß wir für die Entwicklungsländer viel mehr tun müssen.

    (Dr. Holtz [SPD]: Auch aus diesem Programm!)

    Die Hilfe der USA konnte nur deshalb so erfolgreich sein, weil in der Bundesrepublik eine Weichenstellung vorgenommen wurde, die mit Zwangswirtschaft und Staatskontrolle Schluß machte, und zwar in sehr radikaler Weise und endgültig. Die Währungsreform und die Rückkehr zu unternehmerischer Freiheit ermöglichten den Wiederaufbau.
    In Anbetracht der großen Hilfe der USA erscheint einem manchmal die besserwisserische Kritik an der amerikanischen Wirtschaftspolitik kleinkariert und arrogant. Wir müssen diese Kritik in der letzten Zeit sehr häufig sowohl in den Medien als auch von einigen unserer Kollegen hören.
    Lassen Sie mich nun zu dem ERP-Programm, wie wir es heute verabschieden sollen, noch einige Worte sagen. Das Wesentliche an diesen staatlichen Kredithilfen ist, daß sie sich in die marktwirtschaftliche Ordnung einfügen. Das unterscheidet sie von den meisten staatlichen Hilfsprogrammen und Förderprogrammen, die langfristig wenig erfolgreich waren und die finanzielle Solidität der öffentlichen Haushalte nicht unerheblich beeinträchtigt haben. Da bin ich völlig anderer Auffassung als der Kollege Müller in dem Beitrag, den er vorhin geliefert hat.
    Daß die ERP-Programme ständig ausgeweitet wurden, ist ein Umstand, mit dem wir sehr zufrieden sein können. 1970 erreichte das Programmvolumen bereits 1,4 Milliarden DM; 1988 wird dieser Betrag 4,35 Milliarden DM sein. Der ERP-Haushalt ist mit mehr als 5 Milliarden DM der höchste in der Geschichte des Sondervermögens.
    Diese Zahlen zeigen aber auch gewisse Wandlungen des ERP-Sondervermögens. In den vergangenen beiden Jahren ist das Darlehensvolumen durch eine Sonderaufstockung um 800 Millionen DM ausgeweitet worden. Durch die Mobilisierung von Finanzierungsreserven und einen weiteren Vorgriff auf die Zukunft durch Verpflichtungsermächtigung wird dies im nächsten Jahr nur teilweise ausgeglichen. Außerdem finanziert sich das ERP-Sondervermögen zu etwa 2 Milliarden DM aus Kreditaufnahmen. Die Nettoneuverschuldung beträgt 1988 1 Milliarde DM. Verglichen mit dem Bundeshaushalt mag dies nicht viel sein, aber für das ERP-Sondervermögen ist es doch sehr viel und sollte allmählich abgebaut werden. Solidität muß gerade für das ERP-Sondervermögen in der Prioritätenliste ganz obenan stehen.
    Den Schwerpunkt der ERP-Sonderprogramme bilden die Förderung der mittelständischen gewerblichen Wirtschaft, dies vor allem in Form von Existenz-
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 3517
    Funke
    gründung, Betriebserrichtung und -erweiterung in Gewerbegebieten, die Förderung von Umweltschutzmaßnahmen und die Berlinförderung. Das Äquivalenzprinzip, das den Marshallplan geleitet hatte, liegt der ERP-Politik auch heute zugrunde. ERP-Programme dienen dem Interessenausgleich zwischen großen und kleinen Unternehmen, zwischen Wachstums- und Problemregionen. Sie helfen, teure Umweltschutzinvestitionen zu erträglichen Konditionen zu finanzieren. Dies ist auch aus heutiger Sicht ein zeitgemäßes und auch sinnvolles Konzept.
    Unter den staatlichen Förderhilfen für die mittelständische Wirtschaft nehmen die ERP-Darlehen einen besonders wichtigen Platz ein. Sie sind das klassische Instrument der Investitionsförderung für kleine und mittlere Unternehmen. Später ist dann die Förderung der Umweltschutzinvestitionen hinzugekommen, die heute mit mehr als 1 Milliarde DM fast die Hälfte der Mittelstandsprogramme ausmachen. Dies bedeutet gegenüber 1985 immerhin eine Verdoppelung bei den Umweltschutzmaßnahmen. Dabei ist unser besonderes Anliegen, daß auch diese Programme ganz überwiegend der mittelständischen Wirtschaft zugute kommen. So fügen sie sich nahtlos in die allgemeine Zielsetzung des ERP- Sondervermögens ein.
    Besonders erwähnen möchte ich das Regionalprogramm. Der Bundestag hat heute — das wird er auch morgen tun — über die Probleme der Kohle- und Stahlstandorte intensiv diskutiert. Die Bundesregierung hilft diesen bedrängten Gebieten mit einer Vielzahl von Instrumenten, zu denen auch das ERP-Regionalprogramm gehört.
    Um Investitionen in diesen regionalen Problemgebieten besser fördern zu können, ist der Ansatz des Regionalprogramms im ERP-Wirtschaftsplan um 127 Millionen DM auf 1,14 Milliarden DM ausgeweitet worden. Dies ist eine wirksame Hilfe, mit der in den vom Strukturwandel betroffenen Gebieten Ersatzarbeitsplätze geschaffen werden können. Das ERP-
    Wirtschaftsplangesetz wird den gesetzlichen Anforderungen gerecht.
    Meine Partei stimmt dem Gesetz deshalb zu. Wir erwarten, daß die ERP-Programme ihren Rang als Instrument strukturpolitischer Wirtschaftsförderung auch in Zukunft wahren werden.
    Danke schön.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Sellin.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Sellin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte Sie darauf hinweisen, daß in der Beschlußempfehlung ein kleiner sachlicher Fehler ist. Darin steht: bei zwei Gegenstimmen von Mitgliedern der Fraktion DIE GRÜNEN. Von der Opposition waren aber nur zwei Abgeordnete da, nämlich Herr Müller und ich. Wir haben beide dagegengestimmt. Deswegen ist für mich jetzt auch verwunderlich, daß die SPD diesem Plan zustimmen will. Vielleicht sollte von der SPD erst noch einmal klargestellt werden, warum sie ihre Meinung ändert. Sie möchten aber bitte die Beschlußempfehlung ändern, weil das — das ergibt
    sich auch aus der Anwesenheitsliste — ein sachlicher Fehler ist.
    Der zur Beschlußfassung vorgelegte ERP-Wirtschaftsplan 1988 mit einem Darlehensvolumen von 4,35 Milliarden DM ist durch die konjunkturell bedingten Beschlüsse der Bundesregierung vom 2. Dezember 1987 zur Stärkung des quantitativen Wirtschaftswachstums bereits überholt. Über den ERP-Wirtschaftsplan hinaus soll die Kreditanstalt für Wiederaufbau in den Jahren 1988, 1989 und 1990 zinsgünstige Investitionsdarlehen in Höhe von 21 Milliarden DM bereitstellen. Davon werden 15 Milliarden DM für kommunale Investitionen vorgesehen. Pro Jahr stehen also 7 Milliarden DM zusätzliche Darlehensangebote über diesen ERP-Plan 1988 hinaus zur Verfügung.
    Diesem ganzen Instrumentarium von ERP-Plan und Kreditanstalt für Wiederaufbau ist gemeinsam, daß mit der Methode zinsgünstiger Darlehen Rahmenbedingungen für Finanzierungsvorhaben feilgeboten werden. Diese Methode mag bei privaten Unternehmen greifen, die sowieso Investitionen planen und durchführen müssen. Die Unternehmen werden 2 Zinsvergünstigung gegenüber dem üblichen Marktzins immer gerne mitnehmen, und es ist schon verwunderlich, wenn behauptet wird, es gebe dort keine Mitnahmeeffekte. Zusätzliche Absatzmärkte sind jedoch tendenziell nicht in Sicht, so daß Rationalisierungsinvestitionen vorrangig gefördert werden, die keine Beschäftigungseffekte, allenfalls negative, mit sich bringen werden.
    Methodisch anders wirken die Auflagen z. B. der Technischen Anleitung Luft, die kleinere und mittlere Unternehmen zwingen werden, fristgerecht Investitionen zur Emissionsverringerung vorzunehmen. Diese zielgerichtete Investitionsförderung wird von uns politisch tendenziell gestützt, obwohl die Technische Anleitung Luft unzulängliche Grenzwerte und Fristen enthält. Trotzdem ist das erst einmal ein Fortschritt. Dabei sollten die Förderungskriterien auf Energiesparinvestionen bei integrierter Emissionsminderung von industriellen Maschinen und Anlagen zugespitzt werden. Reine Filtertechnologien ohne Energiespareffekte sollten weniger stark präferenziert werden.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Richtig!)

    Es ist politisch schon fatal, daß der hier vorgelegte ERP-Wirtschaftsplan eine Kürzung um 300 Millionen DM im Rahmen der drei ERP-Umweltschutzprogramme — das sind das Luftprogramm, das Abwasserprogramm und das Abfallprogramm — auf 1,05 Milliarden DM vorsieht. Dieses politische Signal in Kombination mit der Streichung des § 7 d des Einkommensteuergesetzes im Rahmen der Finanzierung der Steuerreform ist skandalös. Der § 7 d des Einkommensteuergesetzes hat Umweltschutzinvestitionen in Höhe von 3,82 Milliarden DM 1985 durch erhöhte Absetzungen steuerlich begünstigt. Steuereinnahmeausfälle nach Schätzung der Bundesregierung in Höhe von 700 Millionen DM bewirkte der § 7 d des Einkommensteuergesetzes zur Förderung von Umweltschutzinvestitionen. Und dies wollen Sie streichen? Das ist eine Konterkarierung von Umweltschutzinvestitionen, die gefördert werden sollen.
    3518 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987
    Sellin
    Die Finanzierung der Steuerreform entzieht also kleinen und mittleren Unternehmen Steuervergünstigungen, die eben gerade an relativ sinnvolle Maßnahmen gebunden waren. Die Wirkung der Steuerreform gegenüber den Städten und Gemeinden ist noch schärfer zu kritisieren, da sie den Kommunen Steuereinnahmen überproportional entziehen. Die Investitionsfähigkeit der Städte und Gemeinden wird stark eingeschränkt. Es ist deshalb ein finanzpolitischer Widerspruch, daß jetzt über den ERP-Plan und die Kreditanstalt für Wiederaufbau zusätzliche Darlehen von Kommunen aufgenommen werden können. Kommunen mit bereits hoher Verschuldung können es sich gar nicht leisten, zusätzliche Darlehen für ökologisch sinnvolle und beschäftigungswirksame Investitionen aufzunehmen, da sie die Darlehen und die laufenden Kosten nicht aus dem Kommunaletat tragen können. Man denke nur an die Vergangenheit, als die Kommunen Schwimmbäder, Sporthallen usw. gebaut haben. Die Zinslastquoten in den Etats der Kommunen sind gerade in den Krisenregionen, wie z. B. im Ruhrgebiet, in Bremen, in Hamburg, im Saarland, bereits so hoch, daß das angebotene Darlehensprogramm nicht abgefragt werden kann, wo es doch besonders dringlich wäre, um den industriellen Umbau strukturpolitisch auch finanzieren zu können. Demgegenüber können bereits wohlhabende Kommunen, die sich häufig z. B. in Baden-Württemberg und Bayern finden, diese zusätzlichen Gemeindeinvestitionsmittel abrufen.
    Der Nord-Süd-Gegensatz in der industriepolitischen Entwicklung in der Bundesrepublik ist kein Gegenstand des ERP-Plans bzw. des Programms der Kreditanstalt für Wiederaufbau.
    Das ERP-Gemeindeprogramm fördert angeblich den sogenannten Wohn- und Freizeitwert, z. B. Fußgängerzonen inklusive Parkhausbau. Der Schwerpunkt des Gemeindeprogramms liegt nicht auf ökologisch orientierten Investitionsvorhaben. Ich zähle einmal einige auf: Altlastenbeseitigung, Energiesparinvestitionen, Grüntangentenbau und Förderung von Energiesparinvestitionen in öffentlichen Gebäuden. Das ERP-Programm für die Gemeinden enthält keine ausgewiesenen ökologischen Kriterien.
    Ich will einmal ein weiteres Programm herausgreifen, bei dem Sie noch Aufstockungen fordern, und zwar die Förderung des Exports in Entwicklungsländer. Es ist festzustellen, daß dort auch Großanlagen gefördert werden und daß Sie insbesondere die Subventionierung des Exports in Schwellenländer präferieren und nicht etwa angepaßte Technologien zugunsten von Entwicklungsländern, die tatsächlich angepaßte Technologien gebrauchen könnten. Über dieses Programm wird eine Exportförderung für Großunternehmen abgewickelt, die es generell gar nicht nötig haben, diese Exportförderung zu bekommen.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Das ist unglaublich! Ein Skandal!)

    Das ERP-Programm kann zur Förderung des industriellen Umbaus der Industriegesellschaft ökologisch und sozial sinnvoll ausgestaltet werden. So wie es aber hier vorliegt, erzielt es genau diese Wirkung nicht. Die GRÜNEN lehnen deswegen diesen vorgelegten ERP-Wirtschaftsplan ab.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Ronneburger [FDP]: Überraschen tut uns das nicht!)