Rede:
ID1104206200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 97
    1. der: 7
    2. die: 4
    3. für: 2
    4. Drucksachen: 2
    5. Frau: 2
    6. Fraktion: 2
    7. GRÜNEN: 2
    8. auf: 2
    9. und: 2
    10. daß: 2
    11. wir: 2
    12. —: 2
    13. Sie: 2
    14. sind: 2
    15. Die: 1
    16. unterbrochene: 1
    17. Sitzung: 1
    18. ist: 1
    19. wieder: 1
    20. eröffnet.Ich: 1
    21. rufe: 1
    22. auf:Einzelplan: 1
    23. 09Geschäftsbereich: 1
    24. des: 1
    25. Bundesministers: 1
    26. Wirtschaft—: 1
    27. 11/1059,: 1
    28. 11/1081: 1
    29. —Berichterstatter:Abgeordnete: 1
    30. Glos: 1
    31. Dr.: 1
    32. Weng: 1
    33. VennegertsHierzu: 1
    34. liegen: 1
    35. Änderungsanträge: 1
    36. DIE: 1
    37. den: 1
    38. 11/1228: 1
    39. bis: 1
    40. 11/1238: 1
    41. sowie: 1
    42. ein: 1
    43. Änderungsantrag: 1
    44. Fraktionen: 1
    45. CDU/: 1
    46. CSU: 1
    47. FDP: 1
    48. Drucksache: 1
    49. 11/1337: 1
    50. vor.Wir: 1
    51. können: 1
    52. ja: 1
    53. vielleicht: 1
    54. jetzt: 1
    55. schon: 1
    56. mit: 1
    57. einen: 1
    58. anwesenden: 1
    59. Dame: 1
    60. vereinbaren,: 1
    61. zehn: 1
    62. Anträge: 1
    63. dann: 1
    64. in: 1
    65. einem: 1
    66. Ruck: 1
    67. verabschieden.\n: 1
    68. Aber: 1
    69. helfen: 1
    70. mir,: 1
    71. das: 1
    72. nachher: 1
    73. schneller: 1
    74. hinkriegen.\n: 1
    75. Meine: 1
    76. Damen: 1
    77. Herren,: 1
    78. nach: 1
    79. einer: 1
    80. Vereinbarung: 1
    81. im: 1
    82. Ältestenrat: 1
    83. Beratung: 1
    84. zwei: 1
    85. Stunden: 1
    86. vorgesehen.: 1
    87. Ich: 1
    88. sehe,: 1
    89. damit: 1
    90. einverstanden.Ich: 1
    91. eröffne: 1
    92. Aussprache.: 1
    93. Das: 1
    94. Wort: 1
    95. hat: 1
    96. Abgeordnete: 1
    97. Simonis.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 25. November 1987 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1988 (Haushaltsgesetz 1988) (Drucksachen 11/700, 11/969) Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksachen 11/1058, 11/1081) in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 11/1074) in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 11/1078) in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 11/1068, 11/1081) Dr. Apel SPD 2805 D Carstens (Emstek) CDU/CSU 2811 C Frau Vennegerts GRÜNE 2815 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 2819B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF 2823 A Esters SPD 2831 B Spilker CDU/CSU 2833 C Roth (Gießen) CDU/CSU 2836 A Poß SPD 2838 B Dr. Solms FDP 2841 D Dr. Pfennig CDU/CSU 2843 C Vizepräsident Stücklen 2842B, 2845 B Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 11/1059, 11/1081) Frau Simonis SPD 2845 D Glos CDU/CSU 2849 A Stratmann GRÜNE 2852 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 2855 B Roth SPD 2858 B Dr. Sprung CDU/CSU 2862 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 2865 B Namentliche Abstimmung 2868 B Ergebnis 2868 B Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksachen 11/1072, 11/1081) Zander SPD 2870 A Austermann CDU/CSU 2873 A Wetzel GRÜNE 2875 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. November 1987 Zywietz FDP 2877 B Vosen SPD 2879 C Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 2880 A Namentliche Abstimmung 2883 A Ergebnis 2883 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 11/1060, 11/1081) Dr. Struck SPD 2884 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 2886 C Frau Flinner GRÜNE 2888 C Bredehorn FDP 2890 C Oostergetelo SPD 2892 B Kiechle, Bundesminister BML 2894 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 11/1073, 11/1081) Diller SPD 2898 A Scheu CDU/CSU 2900 A Frau Hillerich GRÜNE 2902 A Neuhausen FDP 2903 C Kuhlwein SPD 2904 D Möllemann, Bundesminister BMBW 2906 B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 11/1056, 11/1081) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksachen 11/1077, 11/1081) in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 11/1075) Kühbacher SPD 2909 A Deres CDU/CSU 2913 C Frau Olms GRÜNE 2915 B Frau Seiler-Albring FDP 2917 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 2919 C Nächste Sitzung 2921 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 2922* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. November 1987 2805 42. Sitzung Bonn, den 25. November 1987 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 27. 11. Frau Beck-Oberdorf 27. 11. Böhm (Melsungen) * 27. 11. Büchner (Speyer) * 27. 11. Bühler (Bruchsal) * 26. 11. Clemens 25. 11. Dr. Dollinger 27. 11. Duve 27. 11. Ehrbar 27. 11. Dr. Feldmann * 27. 11. Frau Fuchs (Verl) 27. 11. Dr. Geißler 27. 11. Dr. Glotz 26. 11. Dr. Haack 27. 11. Haack (Extertal) 25. 11. Frau Dr. Hartenstein 26. 11. Frau Dr. Hellwig 27. 11. Heyenn 27. 11. Hörster 26. 11. Kirschner 25. 11. Dr. Klejdzinski * 26. 11. Klose 27. 11. Dr. Knabe 26. 11. Kreuzeder 27. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lemmrich * 26. 11. Frau Luuk * 27. 11. Mischnick 27. 11. Dr. Möller 27. 11. Dr. Müller * 27. 11. Dr. Neuling 27. 11. Niegel 26. 11. Frau Pack 27. 11. Paintner 27. 11. Petersen 27. 11. Reddemann * 26. 11. Schäfer (Mainz) 26. 11. Schartz (Trier) 25. 11. Schmidbauer 26. 11. von Schmude 27. 11. Schreiner 27. 11. Dr. Waigel 27. 11. Graf von Waldburg-Zeil 27. 11. Wieczorek (Duisburg) 27. 11. Wischnewski 27. 11. Würtz 27. 11. Zierer * 26. 11. Zink 25. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Richard Stücklen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Meine Damen und Herren! Ich schließe die Aussprache.
    Wir kommen zuerst zur Abstimmung über Einzelplan 08. Wer dem Einzelplan 08 — Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — in der Ausschußfassung zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Der Einzelplan ist mit Mehrheit und ohne Enthaltungen angenommen.
    Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über den Einzelplan 32. Wer dem Einzelplan 32 — Bundesschuld — in der Ausschußfassung zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Dieser Einzelplan ist mit Mehrheit und ohne Enthaltungen angenommen.
    Wir kommen zum Einzelplan 60, und zwar zuerst zur Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 11/1332. Wer stimmt für diesen Änderungsantrag? — Wer stimmt dagegen? — Enthaltungen? — Dieser Änderungsantrag ist gegen zwei Stimmen abgelehnt.
    Wir stimmen jetzt über den Einzelplan 60 ab. Wer dem Einzelplan 60 — Allgemeine Finanzverwaltung — in der Ausschußfassung zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Dieser Einzelplan ist mit Mehrheit und ohne Enthaltungen angenommen.
    Ich rufe jetzt den Einzelplan 20 — Bundesrechnungshof — in der Ausschußfassung zur Abstimmung auf. Wer zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Der Einzelplan ist einstimmig angenommen.
    Meine Damen und Herren, wir treten jetzt in die Mittagspause ein. Die Sitzung wird um 14 Uhr mit der Beratung über den Einzelplan 09 fortgesetzt.
    Ich unterbreche die Sitzung.

    (Unterbrechung von 13.02 bis 14.00 Uhr)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich rufe auf:
Einzelplan 09
Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft
— Drucksachen 11/1059, 11/1081 —
Berichterstatter:
Abgeordnete Glos Dr. Weng (Gerlingen) Frau Simonis
Frau Vennegerts
Hierzu liegen Änderungsanträge der Fraktion DIE GRÜNEN auf den Drucksachen 11/1228 bis 11/1238 sowie ein Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU und der FDP auf Drucksache 11/1337 vor.
Wir können ja vielleicht jetzt schon mit der einen anwesenden Dame der Fraktion der GRÜNEN vereinbaren, daß wir die zehn Anträge dann in einem Ruck verabschieden.

(Frau Unruh [GRÜNE]: Dazu habe ich leider kein Recht!)

— Aber helfen Sie mir, daß wir das nachher schneller hinkriegen.

(Frau Unruh [GRÜNE]: Ja!)

Meine Damen und Herren, nach einer Vereinbarung im Ältestenrat sind für die Beratung zwei Stunden vorgesehen. — Ich sehe, Sie sind damit einverstanden.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Abgeordnete Frau Simonis.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Heide Simonis


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe das Gefühl, Herr Bundeswirtschaftsminister, Sie waren wohl der Meinung, daß Ihnen etwas Blitzgescheites eingefallen sei, als Sie just in dem Moment, als der Finanzminister vor dem Haushaltsausschuß sich, uns, und dem Rest der Welt versicherte, sein Haushalt sei solide, ordentlich durchgerechnet und somit ein positives Signal für die Wirtschaft, ausgerechnet jenen Staatssekretär damit beauftragten, einen Brief an den Finanzminister und den Bundeskanzler zu schreiben, der das doch schon mal gemacht hat, damals allerdings an einen anderen Kanzler und einen anderen Finanzminister. Klammheimlich nehmen Sie Distanz von dem, was der Finanzminister öffentlich verkündet, und drohen, daß für das nächste Jahr Löcher in Milliardenhöhe im Haushalt anstehen würden, daß Sie mitnichten der Meinung seien, daß dieses ein solides Zahlenwerk sei.



    Frau Simonis
    Und Sie verabschieden das Ganze — so ein bißchen hatte man jedenfalls aus dem Brief das Gefühl — als finanzpolitische Gesundbeterei. Und damit auch alle mitbekommen, welche Sorgen Sie da umtreiben, wird genau an demselben Tag, offensichtlich mit einem Hintergrundgespräch, aus Ihrem Hause dieser Brief mit kommentierenden und offensichtlich auch richtigen Zahlen der Bonner Presse zugespielt und damit also auch in den Zeitungen veröffentlicht.
    Den Bundesfinanzminister muß er schon ziemlich geärgert haben, der ungebetene Rat von Ihnen, er könne kurzfristig ruhig die Staatsschulden erhöhen; denn er rächte sich nun seinerseits umgehend, indem er eine „heilige Kuh" der Koalition schlachtete und zwei Tage später die Gewerkschaften öffentlich aufforderte, bei den anstehenden Lohnrunden ordentlich für höhere Löhne zu kämpfen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Hört! Hört!)

    Noch im September, also vor knapp drei Monaten, anläßlich der ersten Lesung dieses Flickwerks von Haushalt, haben Sie beide doch unisono gegen zu hohe Löhne und zu hohe Staatsschulden gewettert. Es mag zwar für uns amüsant sein, zu beobachten, wie Sie sich nun Stück für Stück von Ihren eigenen Reden des September verabschieden, aber es ist letztlich der Beweis dafür, daß die Regierungskoalition mit ihrer Finanz- und Wirtschaftspolitik am Ende ist und daß Sie sich mit diesem Brief ein Alibi dafür haben schaffen wollen, um im nächsten Jahr sagen zu können, Sie wären es ja nicht gewesen, Sie hätten schon von Anfang an gewarnt. Dabei sind Sie es sehr wohl doch gewesen. Denn wie läuft normalerweise die Haushaltsaufstellung? Seit Jahren liefern Sie als der zuständige Minister, der Bundeswirtschaftsminister, geschönte Daten über die zu erwartenden Wachstumsraten, raten, weil ja alles von alleine so wunderbar gehe, zur wirtschaftspolitischen Abstinenz. Sie können sich angesichts krisenhafter Zuspitzungen in den Bereichen Werften, Kohle und Stahl lediglich dazu durchringen, alle Beteiligten zu mehr fröhlichem Optimismus für die Zukunft aufzurufen. Auf dieser Grundlage erstellt der Bundesfinanzminister seinen Haushalt, der notgedrungen hinten und vorne nicht stimmen kann.
    Da steigt alleine im Jahre 1987 die Nettokreditaufnahme sprunghaft von geplanten 22 Milliarden auf über 29 Milliarden DM. Da wird die Arbeitslosigkeit mitnichten, wie Sie noch angenommen haben, um 85 000 abgebaut — so hatten es auch die fünf wirtschaftswissenschaftlichen Weisen gesagt — , sondern nimmt mit 97 000 deutlich zu. Da fällt das Wachstum mit 1,5 % wiederum deutlich geringer aus als vorausgesagt. Da nehmen die Mindereinnahmen bei den Steuerschätzungen in beängstigendem Maße zu. Da purzeln der Dollar- und der Aktienkurs auf den Börsenmärkten der Welt. Da beklagen sich exportorientierte Unternehmen, daß ihre Investitionen, die sie auf Grund der erhöhten Exporte der Vergangenheit getätigt haben, höchstwahrscheinlich zu Sprengsätzen in ihren Bilanzen werden können. — Sie kann das alles gar nicht erschüttern. Sie haben ja einen Brief geschrieben.
    Allerdings möchten Sie in Ihrem Brief doch ein paar Ratschläge festgehalten wissen. Wenn es denn nächstes Jahr schiefgeht und die Risiken tatsächlich alle so
    eintreten, wie uns jetzt ja auch die fünf wirtschaftswissenschaftlichen Weisen andeuten

    (Walther [SPD]: Seit wann sind die weise?)

    — sie bezeichnen sich als Weise, und es steht, glaube ich, irgendwo im Gesetz; deshalb muß man sie so bezeichnen, auch wenn man nicht daran glaubt —,

    (Walther [SPD]: Nein, das steht noch nicht einmal im Gesetz!)

    fragt man sich, wodurch Ihr zur Schau gestellter Optimismus eigentlich begründet ist.

    (Walther [SPD]: Eben!)

    Weder teilen die Sachverständigen die Hoffnung, daß die Wirtschaft im nächsten Jahr um 2,5 % wächst, noch glauben sie an einen Abbau der Arbeitslosigkeit. Im Gegenteil: Zahl und Dauer der Arbeitslosigkeit werden zunehmen. Die optimistischen Annahmen über die zu erwartenden Steuereinnahmen im nächsten Jahr können nur als Gesundbeterei verstanden werden. In Ihrem vorhin erwähnten Hintergrundgespräch gehen Sie davon aus, daß mindestens 4 bis 5 Milliarden DM Mindereinnahmen an Steuern zu verzeichnen sein werden.
    Sie wissen allerdings sofort Rat, was wir jetzt machen können: Deregulierung und Postliberalisierung sowie weitere Privatisierung. Gestern haben Sie es uns hier noch einmal vorgeführt. Darauf muß man wirklich erst einmal kommen:

    (Roth [SPD]: Und der Ladenschluß!)

    Dollarverfall und Börsenkrach mit einem flexiblen Ladenschlußgesetz aufhalten, Strukturanpassung bei Werften, Kohle und Stahl mit der Postliberalisierung und den Abbau der Massen- und Dauerarbeitslosigkeit durch den Verkauf von Bundesvermögen bekämpfen. Ich würde mich wirklich nicht wundern, wenn Sie selbst davon überzeugt wären, daß Sie angesichts der ergreifenden Schlichtheit dieses Konzepts fast schon den Wirtschaftsnobelpreis des nächsten Jahres verdient hätten.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist kein Wunder, daß sich bei Wirtschaftsfachleuten, bei Managern und Bänkern nicht nur leises, sondern in der Zwischenzeit offen geäußertes Unbehagen breit macht.
    Ich könnte Ihnen einmal von den Kohlerunden erzählen. Nehmen wir einmal Ihre Deregulierungskampagne und vergleichen damit den Jahrhundertvertrag mit der Kohle. Der Jahrhundertvertrag mit der Kohle ist der Beweis, daß die einzige Energiequelle, über die wir verfügen, bei uns nur deshalb zum Einsatz kommen kann, weil in einem Netz von Regulierungen ermöglicht wird, daß sie die Konkurrenz von außen aushält. Wenn Sie hier mit Ihrer Deregulierung zuschlagen, ist der Jahrhundertvertrag, ist die deutsche Kohle zum Tode verurteilt.

    (Dr. Graf Lambsdorff [FDP]: Das ist genau falsch!)

    Stahl- und Textilwirtschaft können in Europa nur überleben, weil europäische und internationale Quoten, also Regulierungen, es ermöglichen. Auch hier wäre eine einseitige Deregulierung das geeignetste



    Frau Simonis
    Mittel, um die Arbeitslosigkeit in diesen Bereichen sofort nachhaltig zu erhöhen.

    (Dr. Graf Lambsdorff [FDP]: Auch falsch!)

    Dabei gäbe es durchaus Handlungsbedarf. Es gäbe auch Instrumente, um diesen Handlungsbedarf zu erfüllen. Aber unbeirrt halten Sie an dieser gräßlichen sogenannten Steuerreform fest,

    (Glos [CDU/CSU]: Na, na, bitte!)

    die in Wirklichkeit eine Umverteilung von unten nach oben ist, die Kassen von Bund, Ländern und Gemeinden plündert, die Verschuldung nach oben treibt, ohne daß damit konkret ein einziger Schritt in Richtung Abbau der Beschäftigungslosigkeit getan wird.
    Der Bundesfinanzminister hat stets die negativen Auswirkungen dieser Steuerreform für Länder und Gemeinden verleugnet. Sie haben uns vorgeworfen, daß wir Ihre Steuerreform während des Wahlkampfs im September verdreht und verleumdet hätten. Ja, stimmt es denn nicht, daß in der Zwischenzeit anstatt der von Ihnen vorgegebenen 120 Millionen DM Mindereinnahmen und Steuerausfällen in SchleswigHolstein 240 Millionen DM zu veranschlagen sind und daß damit die Nettokreditaufnahme dieses Landes in der Zwischenzeit eine geradezu atemberaubende und beängstigende Höhe angenommen hat?

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Er weiß, daß er in Schleswig-Holstein verliert!)

    Ein Konzept, wie Sie die nächsten schwierigen Jahre mit all den strukturellen und konjunkturellen Einbrüchen überstehen wollen, ist weit und breit nicht zu sehen. Wo bleibt denn der Versuch der Regierung, wenigstens in Europa eine gemeinsame Antwort auf das amerikanische Herunterfahren des Dollars zu finden? Wo bleiben denn Ihre Versuche, mit den Japanern zu Absprachen zu kommen, um aus der Sündenbockrolle, die uns die Amerikaner und Engländer in der Zwischenzeit zu Recht zuweisen, herauszukommen? Wo bleibt der in Ihrem Brief angemahnte gemeinschaftliche Versuch aller für die Wirtschafts- und Finanzpolitik Verantwortlichen, hier bei uns gegen einen weiteren Dollarverfall geeignete Mittel und Instrumente zu finden?
    Sie können auf all diese Fragen keine Antworten geben, weil sie keine geben wollen. Ihr ideologisch begründetes Konzept — statt aktiver Wirtschaftspolitik das passive Vertrauen in die Marktkräfte zu setzen, eine strikt angebotsorientierte Ökonomie durchzusetzen, bei Vernächlässigung der Frage, wer denn die auf dem Markt angebotenen Waren kaufen soll, wenn die Nachfrageseite so grob vernachlässig wird — hat durch den Dollarverfall nicht die ersten Risse bekommen, sondern den entscheidenden Schlag. Die Arbeitnehmer haben auf Grund Ihrer Politik inzwischen ein Reallohnniveau, das etwa dem der 60er Jahre entspricht, und obgleich der Anteil der Einkommen aus Kapital und Vermögen von etwas über 33 % auf inzwischen 41 % gestiegen ist, wird dennoch nicht mehr investiert, und wenn investiert wird, wird in Ersatzinvestitionen investiert, womit noch mehr Arbeitslosigkeit produziert wird.