Rede von
Wolfgang
Mischnick
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Frau Abgeordnete Unruh, wieder einmal haben Sie ein Horrorgemälde gemalt. Die Tiraden, die Sie hier loslassen, würde ich außerhalb dieses Hauses noch mit ganz anderen Vokabeln belegen. Fragen Sie sich doch einmal, ob Sie sich nicht schämen müssen, daß Sie mit der Not anderer in dieser Form versuchen, aufzuputschen, statt Sachpolitik zu machen.
Niemand verflucht die Arbeitslosen. Nur, mit solchen Redereien werden Sie in der Sache nichts bewegen.
Herr Kollege Dreßler, Sie haben sich sehr viel persönlich mit dem Bundesarbeitsminister auseinandergesetzt. Natürlich weiß ich: Für die Berichterstattung ist das Angreifen eines Politikers, der zu einer anderen Partei gehört, immer eine sehr nützliche Geschichte, weil man dann zitiert wird. Ich habe mich nur gefragt, warum das so oft und soviel geschehen ist. Dahinter muß doch wohl stecken, daß Sie erkannt haben, daß für viele Ihrer Positionen der Bundesarbeitsminister, der Kollege Blüm, mit seiner Argumentation gefährlicher ist, als Sie zugeben wollen. Dann müssen Sie ihn nach Ihrer Meinung persönlich angreifen.
Sie scheinen also doch auf einem richtigen Weg zu sein, Kollege Blüm; wenn das nicht der Fall wäre, würden Sie nie so angegriffen. Insofern war das eine Bestätigung.
Nun zu einigen Sachfragen — in der Kürze der Zeit kann man nicht alle Probleme anpacken — : Herr Kollege Dreßler, Sie haben von den Wirkungen gesprochen, die die Arbeitsbeschaffungsprogramme Mitte der 70er Jahre hatten. Ich kann immer nur wiederholen: Wir stehen zu den Entscheidungen, die wir damals getroffen haben. Nur stelle ich fest: Die Wirkung, die davon ausgehen sollte, war nicht so, wie wir sie
erhofft hatten. Richtig ist, daß es ein Strohfeuer. war. Die Arbeitslosigkeit wurde für eine bestimmte Zeit beseitigt, aber diese Maßnahmen — gerade wenn ich an die Investitionen denke, die vom Bund gefördert und bei den Gemeinden durchgeführt worden sind — haben teilweise zu Folgekosten geführt, die heute bei den Gemeinden keine Mittel mehr für Investitionen frei werden lassen. Das ist doch ein Punkt, den Sie mit sehen müssen.
— Wenn Sie nein sagen, dann frage ich Sie noch einmal: Haben Sie bei Ihren Gesprächen schon einmal festgestellt, daß manches zusätzliche Bad eingerichtet worden ist, obwohl kein Bedarf vorhanden war, welches heute stillgelegt werden muß? Und so gibt es eine ganze Menge Dinge mehr.