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ID1019501600

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    Plenarprotokoll 10/195 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 195. Sitzung Bonn, Freitag, den 31. Januar 1986 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 15097 A Zur Geschäftsordnung Seiters CDU/CSU 15097 B Porzner SPD 15098 A Mann GRÜNE 15099 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 15100A Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Miltner, Dr. Laufs, Broll, Fellner, Dr. Blank, Dr. Blens, Clemens, Gerlach (Obernau), Dr. Göhner, Kalisch, Krey, Dr. Warrikoff, Dr. Olderog, Regenspurger, Schmidbauer, Weirich, Weiß und der Fraktion der CDU/CSU sowie den Abgeordneten Dr. Hirsch, Baum, Kleinert (Hannover), Beckmann, Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes, des Verwaltungsverfahrensgesetzes, des Bundesverfassungsschutzgesetzes und des Straßenverkehrsgesetzes — Drucksache 10/4737 — in Verbindung mit Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Miltner, Dr. Laufs, Broll, Fellner, Dr. Blank, Dr. Blens, Clemens, Gerlach (Obernau), Dr. Göhner, Kalisch, Krey, Dr. Warrikoff, Dr. Olderog, Regenspurger, Schmidbauer, Weirich, Weiß und der Fraktion der CDU/CSU sowie den Abgeordneten Dr. Hirsch, Baum, Kleinert (Hannover), Beckmann, Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Militärischen Abschirmdienst — MAD-Gesetz — MADG — — Drucksache 10/4738 — Broll CDU/CSU 15100 D Schröder (Hannover) SPD 15102 C Dr. Hirsch FDP 15106A Ströbele GRÜNE 15108A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 15109 D Dr. Wernitz SPD 15111 D Fellner CDU/CSU 15114 D Baum FDP 15116 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (20. Ausschuß) zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Qualifizierte selbsthilfeorientierte Entschuldung der Länder Afrikas südlich der Sahara — Drucksachen 10/3160, 10/4033 — Volmer GRÜNE 15119 D Repnik CDU/CSU 15120 D Bindig SPD 15121 D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 195. Sitzung. Bonn, Freitag, den 31. Januar 1986 Dr. Rumpf FDP 15122 B Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 15123A Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches und des Gesetzes über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften — Drucksache 10/4682 — Seesing CDU/CSU 15124 A Dr. de With SPD 15124 D Beckmann FDP 15125 D Frau Wagner GRÜNE 15126 D Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Schöfberger, Dr. Emmerlich, Bachmaier, Fischer (Osthofen), Klein (Dieburg), Dr. Kübler, Lambinus, Frau Dr. MartinyGlotz, Reschke, Schmidt (München), Schröder (Hannover), Dr. Schwenk (Stade), Stiegler, Dr. de With, Wolfram (Recklinghausen), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung des Kreditwuchers und zur Vertragshilfe bei notleidenden Krediten (Kreditwuchergesetz) — Drucksache 10/4595 — Dr. Schöfberger SPD 15127 D Lowack CDU/CSU 15129A Mann GRÜNE 15129 C Kleinert (Hannover) FDP 15130 C Dr. Schroeder (Freiburg) CDU/CSU . . 15131 D Nächste Sitzung 15133 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15135*A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 15135* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 195. Sitzung. Bonn, Freitag, den 31. Januar 1986 15097 195. Sitzung Bonn, den 31. Januar 1986 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein * 31. 1. Dr. Ahrens * 31. 1. Antretter * 31. 1. Berger * 31. 1. Böhm (Melsungen) * 31. 1. Büchner (Speyer) * 31. 1. Buschbom 31. 1. Dr. Corterier 31. 1. Dr. Ehrenberg 31. 1. Dr. Enders * 31. 1. Ertl 31. 1. Frau Fischer * 31. 1. Frau Fuchs (Köln) 31. 1. Gallus 31. 1. Gerstl (Passau) * 31. 1. Dr. Geißler 31. 1. Glos 31. 1. Dr. Glotz 31. 1. Haase (Fürth) * 31. 1. Handlos 31. 1. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 31. 1. Dr. Holtz * 31. 1. Frau Huber 31. 1. Ibrügger 31. 1. Jäger (Wangen) * 31. 1. Jaunich 31. 1. Jung 31. 1. Junghans 31. 1. Frau Kelly * 31. 1. Kiechle 31. 1. Kittelmann * 31. 1. Dr. Klejdzinski * 31. 1. Dr. Köhler (Wolfsburg) 31. 1. Kolbow ** 31. 1. Dr. Kreile 31. 1. Lamers 31. 1. Lange 31. 1. Lemmrich 31. 1. Lenzer * 31. 1. Lintner 31. 1. Matthöfer 31. 1. Dr. Mikat 31. 1. Dr. Mitzscherling 31. 1. Dr. Müller * 31. 1. Neumann (Bramsche) * 31. 1. Frau Pack * 31. 1. Petersen ** 31. 1. Dr. Pfennig * 31. 1. Reddemann * 31. 1. Reuschenbach 31. 1. Rossmanith 31. 1. Roth (Gießen) 31. 1. Dr. Rumpf 31. 1. Dr. Scheer * 31. 1. Schmidt (Hamburg) 31. 1. Schmidt (München) * 31. 1. Schröer (Mülheim) 31. 1. Schulte (Unna) * 31. 1. Schwarz * 31. 1. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Simonis 31. 1. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 31. 1. Dr. Unland * 31. 1. Verheugen 31. 1. Voigt (Sonthofen) 31. 1. Frau Dr. Wilms 31. 1. Wilz 31. 1. Wimmer (Neuss) 31. 1. Frau Dr. Wisniewski 31. 1. Dr. Wulff * 31. 1. Zierer * 31. 1. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen hat mit Schreiben vom 23. Januar 1986 unter Bezugnahme auf § 17 Abs. 5 Postverwaltungsgesetz den Voranschlag der Deutschen Bundespost für das Rechnungsjahr 1986 übersandt. Der Voranschlag liegt im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus. Mit Schreiben vom 23. Januar 1986 hat der Abgeordnete Curdt (SPD) mitgeteilt, daß er seine zu dem Gesetzentwurf zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 29 Abs. 7) - Drucksache 10/4264 - geleistete Unterschrift zurückzieht. Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 Satz 1 der Geschäftsordnung die nachstehende Vorlage überwiesen: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushaltsführung 1985 bei Kap. 15 02 Titelgruppe 07 (Leistungen nach dem Bundeskindergeldgesetz); hier: Zustimmung zu einer überplanmäßigen Ausgabe (Drucksache 10/4722) zuständig: Haushaltsausschuß Der Vorsitzende des Ausschusses für Forschung und Technologie hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehende Vorlage absieht: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zur Übereinstimmung des Vorschlags für ein EG-Forschungs- und Entwicklungsprogramm über nichtnukleare Energie (1983 bis 1987) mit den Auswahlkriterien für EG-Forschungsprogramme (Drucksache 10/2956) Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehende Vorlage absieht: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Antwort der Bundesregierung auf den Prüfungsauftrag des Deutschen Bundestages zur „Verbesserung der Risikokapitalausstattung der deutschen Wirtschaft" (Drucksache 10/1315) vom 6. Juni 1984 (Drucksache 10/2881) Der Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehenden Vorlagen absieht: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über den Stand der Unfallverhütung und das Unfallgeschehen in der Bundesrepublik Deutschland (Unfallverhütungsbericht) (Drucksachen 10/618, 10/2353, 10/4601) 15136* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 195. Sitzung. Bonn, Freitag, den 31. Januar 1986 Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Auswirkungen der Änderungen des § 44 Arbeitsförderungsgesetz durch das Arbeitsförderungskonsolidierungsgesetz und das Haushaltsbegleitgesetz 1984 (Drucksache 10/3659) Der Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 74/404/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Detergentien — KOM(85) 217 endg. — EG-Dok. Nr. 6917/85 — (Drucksache 10/3534 Nr.6, 10/3827 — Berichtigung —) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über eine spezifische Ausbildung der Allgemeinmedizin — EG-Dok. Nr. 11387/84 — (Drucksache 10/2751 Nr. 24) Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über den Abschluß eines Kooperationsabkommens zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft einerseits und den Partnerländern des Generalvertrags über die zentralamerikanische Wirtschaftsintegration (Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua) sowie Panama andererseits — KOM(85) 588 endg. — Rats-Dok. Nr. 9853/85 — (Drucksache 10/4400 Nr. 1) Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für eine bestimmte Art von Polyvinylpyrrolidon der Tarifstelle ex 39.02 X XIV a) des Gemeinsamen Zolltarifs — KOM(85) 562 endg. — Rats-Dok. Nr. 9856/85 — (Drucksache 10/4400 Nr. 3) Entwurf für eine Verordnung (EWG) des Rates zur zeitweiligen Aussetzung der autonomen Zollsätze des Gemeinsamen Zolltarifs für einige industrielle Waren — KOM(85) 565 endg. — Rats-Dok. Nr. 9957/85 — (Drucksache 10/4400 Nr. 4) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 950/68 über den Gemeinsamen Zolltarif — KOM(85) 538 endg. — Rats-Dok. Nr. 9958/85 — (Drucksache 10/4400 Nr. 5) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur vollständigen oder teilweisen Aussetzung der Zollsätze des Gemeinsamen Zolltarifs für bestimmte Erzeugnisse der Kapitel 1 bis 24 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Malta (1986) — KOM(85) 568 endg. — Rats-Dok. Nr. 10113/85 — (Drucksache 10/4400 Nr. 6)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gerhard Schröder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Freiheit stirbt zentimeterweise — diese Erkenntnis bestimmt das Bewußtsein westlicher Demokraten. Die heute vorgelegten Gesetzentwürfe zeigen, wie fremd der Koalition freiheitliche Traditionen geworden sind;

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Unglaublich!)

    denn zur Freiheit gehört der Mut zum Risiko, gehört die Kraft zu widersprechen und gehört die Bereitschaft, Widerspruch zu ertragen. Freiheit und Demokratie sind letztlich nur dort, wo der Satz gilt, daß Kontrolle gut, Vertrauen aber besser ist.
    Dieser Koalition bedeuten liberale Traditionen nichts mehr. Sie werden — das ist klar — in Elefantenrunden zertrampelt. Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, machen Gesetze und geben vor, mehr Sicherheit zu schaffen. Sie erwecken den Anschein, als ginge es Ihnen darum, der Informationshilfe zwischen Behörden eine klare gesetzliche Grundlage zu geben. Sie behaupten, den Datenschutz der Bürger zu verbessern.
    Aber wenn Sie redliche Absichten verfolgen, warum denn diese Eile? Warum scheuen Sie eine breite öffentliche Diskussion über Ihre Gesetze?

    (Sehr gut! bei der SPD — Dr. Laufs [CDU/ CSU]: Die scheut doch niemand!)

    Warum peitschen Sie die Gesetze durch, die doch wägend beraten werden müßten?

    (Dr. Laufs [CDU/CSU]: Wir wollen anfangen zu beraten!)

    Warum suchen Sie die Opposition zu behindern, wo umfassende Kontrolle durch die Opposition die Bedingung von Legalität wäre?

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN) Ich will Ihnen sagen, warum Sie das tun:


    (Dr. Miltner [CDU/CSU]: Das ist doch alles dummes Zeug!)

    Sie gehen mit dem Sicherheitsbedürfnis unseres Volkes zynisch um. Sie benutzen dieses Grundbedürfnis nach Sicherheit, um staatliche Willkür gegen das Volk möglich zu machen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Dr. Schierholz [GRÜNE]: Überwachungsstaat! — Zuruf von der CDU/CSU: Unglaublich!)




    Schröder (Hannover)

    Um dieses Ziel zu erreichen, setzen Sie auf Emotionen und auf Unwissenheit, wo doch Kenntnis und Ratio am Platze wären. Sie appellieren an die dumpfe Angst vor Kriminalität, wo Aufklärung über die Ursachen von Kriminalität verlangt wären.
    Es ist traurig, aber wahr: Die deutsche Rechte findet in Ihnen zu ihrer antidemokratischen Geschichte zurück.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Bühler [Bruchsal] [CDU/CSU]: Eine Unverschämtheit, was Sie da verzapfen! Sozialistische Überheblichkeit! Antidemokratisches Denken!)

    Diese Gesetze sind ein konzentrierter Angriff auf die Freiheit. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung soll untergraben werden.

    (Bühler [Bruchsal] [CDU/CSU]: Sie sind ein übler Wahlkämpfer! Brunnenvergifter!)

    Wir Sozialdemokraten werden diese Gesetzentwürfe zum Gegenstand einer breiten, einer öffentlichen Diskussion machen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    — Beruhigen Sie sich: Wir werden dabei sagen, daß nur andere Mehrheiten im Bundesrat die Chance geben, den Verfall des Rechtsstaates zu stoppen

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aha!)

    und auf diese Weise aktiven Verfassungsschutz zu leisten.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir mobilisieren dafür die demokratische Kraft der Arbeiterbewegung.
    Aber — das sage ich Ihnen in der FDP — wir appellieren auch an das liberale Bürgertum, zu erkennen, daß eine nach rechts gerückte FDP den freiheitlichen Geist unserer Verfassung für das Linsengericht der Machtbeteiligung eintauscht.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Ich denke, für die wahrhaft Liberalen im Lande wird es Zeit aufzuwachen. Es geht darum, den Geist der Aufklärung zu verteidigen. Es gilt, deutlich zu machen, daß Freiheit mehr ist als Gewerbefreiheit und Kultur mehr als Wohlstand.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sprechblasen!)

    Mit dem neuen Bundesdatenschutzgesetz werden die Kontrollrechte der Datenschutzbeauftragten eingeschränkt.

    (Dr. Miltner [CDU/CSU]: Ausgeweitet! — Baum [FDP]: Haben Sie es denn gelesen? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Wenn Sie es mir nicht glauben, dann fragen Sie doch die Datenschutzbeauftragten des Bundes und aller Bundesländer. Auch in denen, die Sie regieren, haben die Datenschutzbeauftragten gesagt, daß das,
    was Sie hier vorhaben, freiheitsfeindlich ist; und sie haben recht.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die jeweils zuständige Behörde braucht nur auf Sicherheitsbedenken zu verweisen, und schon können Verfassungsschutz, MAD, BND, können die Staatsanwaltschaften und die Polizei jegliche Auskunft verweigern.

    (Krey [CDU/CSU]: Was würde wohl Herbert Wehner dazu sagen?)

    Geben Sie es doch wenigstens zu: Einen effektiven Datenschutz im Sicherheitsbereich wollen Sie gezielt zerstören; das ist der Sinn Ihrer Gesetze.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Krey [CDU/CSU]: Das ist ja ungeheuerlich! — Zuruf von der CDU/CSU: Unverschämt! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie wollen ein Zentrales Verkehrsinformationssystem schaffen. Nach Ihren Plänen — das sollte einmal jeder im Land hören — sollen 30 Millionen Autofahrer ausgeforscht werden können.

    (Dr. Laufs [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr! Nennen Sie den Paragraphen! — Ströbele [GRÜNE]: Doch, das stimmt! § 35, Herr Laufs! — Jung [Lörrach] [CDU/CSU]: Das ist ja lachhaft! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Die gespeicherten Daten dieser Bundesbürger sollen der Polizei und dem Verfassungsschutz verfügbar gemacht werden. Damit — das müssen Sie einsehen — wird ein gigantisches Informationsnetz geknüpft, das jedem, dem Freiheit etwas bedeutet, Angst machen muß.

    (Broll [CDU/CSU]: Es wird von Ihnen ein Lügennetz geknüpft! — Dr. Laufs [CDU/ CSU]: Sie haben das nicht gelesen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Nicht genug damit! Die Polizeibehörden sollen von sich aus Informationen an die Geheimdienste liefern, wann immer sie es für nötig halten. Und sie sollen untereinander Daten austauschen können, ja, müssen.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Geheimpolizei!)

    Das mag manchem ja vielleicht harmlos und einigen gar vernünftig klingen. „Ich habe nichts zu verbergen" ist eine einfältige Formel, die dem Staat jeden Blick ins Private erlauben will.

    (Dr. Laufs [CDU/CSU]: Wovon reden Sie denn hier? Sie haben ja keine Ahnung!)

    Aber wir sollten einen Moment innehalten und uns unserer Geschichte erinnern; denn die muß uns mißtrauisch machen. Mit dem von Ihnen geschaffenen Instrument der sogenannten Spontaninformation wird die Trennung zwischen Polizei und Verfassungsschutz aufgegeben,

    (Ströbele [GRÜNE]: Spitzelwerbung!)




    Schröder (Hannover)

    eine Trennung, die die Alliierten mit ihrem Polizeibrief aus dem Jahre 1949 der Erfahrungen mit der Gestapo wegen angeordnet hatten,

    (Ströbele [GRÜNE]: Genau! — Jung [Lörrach] [CDU/CSU]: Pfui Teufel! Was zieht der für Vergleiche! Bösartig! — Bühler [Bruchsal] [CDU/CSU]: Ein übler Brunnenvergifter! — Dr. Laufs [CDU/CSU]: Das ist eine große Hetze! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    eine Trennung, die seit dem aus gutem Grund ein Stückchen ungeschriebenes Verfassungsrecht ist.

    (Hornung [CDU/CSU]: Bösartig, was Sie sagen!)

    Warum wollen Sie diese Trennung aufgeben? Warum wollen Sie einen Informationsverbund zwischen Polizeibehörden und Geheimdiensten schaffen? Ich will es Ihnen sagen: Weil Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, weil Sie, die deutsche Rechte, zu sich selbst und zu Ihren antidemokratischen Traditionen zurückgefunden haben.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Hetzer! — Seiters [CDU/CSU]: „Den Anstand wahren", Rau! — Bühler [Bruchsal] [CDU/CSU]: Ein übler Hetzer! — Zuruf von der CDU/CSU: Pfui! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Der Staat ist Ihnen nicht Instrument selbstbewußter Bürger, er ist Ihnen Selbstzweck.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Pfui! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Dr. Hirsch?

(Bühler [Bruchsal] [CDU/CSU]: Der hetzt jetzt, der hat jetzt keine Zeit!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gerhard Schröder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Nein, Herr Hirsch. — Sie wollen den Untertan, dem die Ruhe die erste Bürgerpflicht ist. Gefragt sind nicht mehr Individualität und Spontanität, sondern vorauseilender Gehorsam und Anpassung.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Sie lassen sich von Diktaturen, aber nicht von der Demokratie belehren!)

    Niemand darf darüber hinwegsehen: Die klare gesetzliche Grundlage, die das Verfassungsgericht für Informationseingriffe fordert,

    (Seiters [CDU/CSU]: Arme SPD, wenn solche Leute hier reden!)

    dient in Zukunft nicht mehr dazu, staatlichen Wissensdurst zu begrenzen, sondern allein dazu, ihn uferlos möglich zu machen. Der gläserne Mensch nimmt so Gestalt an, und damit geht ein Stück Substanz des Rechtsstaats verloren.

    (Bühler [Bruchsal] [CDU/CSU]: Sozialistischer Schwachsinn ist das, was Sie da verzapfen! — Ströbele [GRÜNE]: Haben Sie es mal gelesen? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Das rechtsstaatliche Gesetz verliert seine Funktion, die Staatsgewalt zu beschränken. Es wird zum Herrschaftsinstrument des Staates gegenüber dem Bürger. Denn wenn Wissen Macht verleiht, dann bedeutet Allwissen auch Allmacht. Ein Staat, der über seine Bürger alles weiß oder auch nur wissen möchte, ist kein freiheitlicher Rechtsstaat mehr, sondern ein Überwachungsstaat.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Mit Ihren Gesetzen, die ermächtigen sollen, kehren Sie das Verhältnis von Staat und Bürger geradezu um:

    (Seiters [CDU/CSU]: Sie waren doch gerade in Kuba! Castro-Freund!)

    Nicht der Bürger kontrolliert den Staat, sondern der Staat durchleuchtet seine Bürger.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Er spricht hier über Kuba! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Aber Sie beeinträchtigen mit diesen Gesetzen nicht nur die Substanz unserer Verfassung, sondern Sie schaffen auch keine Sicherheit für unsere Bürger. Denn es sind doch die sozialen Probleme in unserer Gesellschaft, die die Sicherheit der Bürger gefährden. Diese Probleme bekämpfen Sie nicht.

    (Seiters [CDU/CSU]: Der Castro-Freund! Halber Kubaner!)

    Im Gegenteil, mit Ihrer Politik verschärfen Sie die sozialen Probleme. Sie tun nichts gegen wachsende Arbeitslosigkeit, sondern grenzen Arbeitslose aus. Die Ausbildungsnot der Jugend interessiert Sie nicht, Sie reden darüber hinweg. Neue Armut im Land ist Ihnen keine politische Antwort wert.

    (Bühler [Bruchsal] [CDU/CSU]: Geistige Armut ist etwas Bekanntes! — Jung [Lörrach] [CDU/CSU]: Bei Ihnen ist geistiger Notstand! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Aber es ist doch wahr: Nur eine Gesellschafts-
    und Sozialpolitik, die die Ursachen von Not und mangelnder Perspektive beseitigt, gewährleistet auf Dauer Sicherheit, stärkt die Demokratie, weil sie inneren Frieden stiftet.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Für uns ist daher soziale Gerechtigkeit eine notwendige Bedingung von Freiheit und Demokratie,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Da kann man ja nur lachen! — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Der Anekdotenerzähler Rau macht es besser!)

    aber auch eine notwendige Bedingung von Sicherheit, die nicht auf Sand gebaut ist.
    Deshalb wollen wir Sozialdemokraten den freiheitlichen Staat des Grundgesetzes gegen Ihre Angriffe erhalten. Ein Staat der Freiheit des ganzen



    Schröder
    Volkes und nicht bloß der Freiheit weniger Privilegierter,

    (Seiters [CDU/CSU]: Ach Gott, ach Gott! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    ein solcher Staat kann nur von einer demokratischen Gesellschaft hervorgebracht werden. Demokratisch ist nur eine Gesellschaft, die eben nicht der totalen Überwachung durch den Staat unterliegt.

    (Seiters [CDU/CSU]: Wie in Kuba!)

    Die Selbstverwirklichung des einzelnen erfordert Freiheit vom Staat. Eine solche Freiheit kann nur durch Mitbestimmung und Beteiligung der Bürger in allen Lebensbereichen erkämpft werden.
    Jetzt lassen Sie mich mal ein ruhiges Wort an die Schreihälse sagen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Seiters [CDU/CSU]: Ein Hetzer!)

    Es ist trostlos, zu erleben, wie Sie sich benehmen.

    (Jung [Lörrach] [CDU/CSU]: Noch trostloser ist, was Sie sagen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Wenn man versucht, Ihnen etwas klarzumachen, erntet man Gebrüll. Das ist Ihr Demokratieverständnis, Ihr Verfassungsverständnis.

    (Seiters [CDU/CSU]: Ihre ganze Rede ist eine Diffamierung und Verteufelung!)

    Ich sage Ihnen: Das ist nicht unser Demokratieverständnis. Glauben Sie, es ist auch nicht das Demokratieverständnis der Bürger im Lande.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Was Sie erst für eines haben!)

    Ich sage Ihnen, für einen freiheitlichen Staat ist der Frieden im Innern Grundvoraussetzung des politischen und gesellschaftlichen Lebens.

    (Abg. Krey [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)