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ID1018022000

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    Plenarprotokoll 10/180 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 180. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 Inhalt: Fragestunde — Drucksachen 10/4406 vom 29. 11. 85 und 10/4414 vom 3. 12. 85 — Haltung der Bundesregierung zu den Vorschlägen bezüglich einer Änderung des § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes DringlAnfr 03.12.85 Drs 10/4414 Frau Fuchs (Köln) SPD Antw BMin Dr. Blüm BMA 13665 B ZusFr Frau Fuchs (Köln) SPD 13665 B ZusFr Dr. Sperling SPD 13666A ZusFr Scharrenbroich CDU/CSU . . . 13666 B ZusFr Heyenn SPD 13666 C ZusFr Feilcke CDU/CSU 13666 D ZusFr Lutz SPD 13667 A ZusFr Dr. Ehrenberg SPD 13667 A ZusFr Dreßler SPD 13667 B ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 13667 C ZusFr Reimann SPD 13667 C ZusFr Boroffka CDU/CSU 13667 D ZusFr Sieler SPD 13668 A ZusFr Kuhlwein SPD 13668 B ZusFr Dr. Faltlhauser CDU/CSU . . . 13668 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13668 D ZusFr Vogelsang SPD 13669A ZusFr Tatge GRÜNE 13669A ZusFr Horn SPD 13669 C ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 13669 D ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE . . 13669 D ZusFr Paterna SPD 13670 B ZusFr Jagoda CDU/CSU 13670 C ZusFr Bernrath SPD 13670 D ZusFr Dr. Penner SPD 13670 D Umsetzung der Empfehlung der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung zum Thema Lehrereinstellung/Lehrerarbeitslosigkeit MdlAnfr 1, 2 29.11.85 Drs 10/4406 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMB 13671 A ZusFr Kuhlwein SPD 13671 B ZusFr Vogelsang SPD 13671 D Verstoß von Postwurfsendungen rassistischen Inhalts gegen § 13 Abs. 1 der Postordnung; Recht auf Verweigerung der Verteilung solcher Wurfsendungen durch Briefzusteller MdlAnfr 4, 5 29.11.85 Drs 10/4406 Frau Dann GRÜNE Antw PStSekr Rawe BMP 13672 C ZusFr Frau Dann GRÜNE 13672 D Empfehlung des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zur Umorganisation des Fernmeldebereichs der Bundespost MdlAnfr 6, 7 29.11.85 Drs 10/4406 Bernrath SPD Antw PStSekr Rawe BMP 13673 B ZusFr Bernrath SPD 13673C ZusFr Paterna SPD 13673 D ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 13674A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 Kritik des Sachverständigenrates an der Deutschen Bundespost; Erkenntnisse über Erfahrungen in Großbritannien und in den USA MdlAnfr 8, 9 29.11.85 Drs 10/4406 Paterna SPD Antw PStSekr Rawe BMP 13675 B ZusFr Paterna SPD 13675 C ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 13676A ZusFr Bernrath SPD 13676 B Beteiligung der Bundesregierung an der Schaffung eines Zentrums für bildende Kunst in der ehemaligen Blumenhalle in Bonn; Raumangebot an alle Beteiligten außer der Gruppe Klärwerk III MdlAnfr 14, 15 29.11.85 Drs 10/4406 Tatge GRÜNE Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . . 13676 C ZusFr Tatge GRÜNE 13677A Erhöhung der Mittel für die Städtebauförderung MdlAnfr 16, 17 29.11.85 Drs 10/4406 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . . . 13677 B ZusFr Dr. Sperling SPD 13677 B Stillegung bzw. Verkauf des Forschungsschiffes „Meteor"; Reeder des 1986 unter diesem Namen fahrenden neuen Schiffes MdlAnfr 19 29.11.85 Drs 10/4406 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Dr. Probst BMFT . . . 13678A ZusFr Rusche GRÜNE 13678 B ZusFr Tatge GRÜNE 13678 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13678 C ZusFr Vogel (München) GRÜNE . . . 13678 D Finanzielle Situation des Deutschen Literatur-Archivs in Marbach MdlAnfr 25, 26 29.11.85 Drs 10/4406 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP Antw PStSekr Spranger BMI 13679 A ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 13679 B ZusFr Dr. Weng (Gerlingen) FDP . . . 13679 D ZusFr Baum FDP 13679 D Aussage des Parlamentarischen Staatssekretärs Spranger über das „Dogma der Kohlevorrangpolitik" MdlAnfr 27 29.11.85 Drs 10/4406 Schreiner SPD Antw PStSekr Spranger BMI 13680 B ZusFr Schreiner SPD 13680 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13680 D ZusFr Becker (Nienberge) SPD 13680 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 13681 A Sowjetische Steuerung der Internationalen Ärztevereinigung zur Verhinderung eines Atomkrieges MdlAnfr 28 29.11.85 Drs 10/4406 Horn SPD Antw PStSekr Spranger BMI 13681 B ZusFr Horn SPD 13681C ZusFr Rusche GRÜNE 13681 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13681 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 13682 A ZusFr Vogel (München) GRÜNE . . . 13682 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 13682 B ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE . . 13682 C ZusFr Dr. Emmerlich SPD 13682 D ZusFr Tatge GRÜNE 13682 D ZusFr Baum FDP 13683A ZusFr Dr. Hirsch FDP 13683 A Investitionszuschüsse für Lärmschutzmaßnahmen an Zivil- und Militärflughäfen in der Lärmschutzzone I; Einbeziehung des Lärmschutzbereichs II MdlAnfr 29 29.11.85 Drs 10/4406 Stahl (Kempen) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 13683 B ZusFr Stahl (Kempen) SPD 13683 C Zur Geschäftsordnung Becker (Nienberge) SPD 13684A Aktuelle Stunde betr. § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes Dr. Vogel SPD 13684 B Scharrenbroich CDU/CSU 13685 B Kleinert (Marburg) GRÜNE 13686A Cronenberg (Arnsberg) FDP 13687 B Dr. Ehrenberg SPD 13688 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 13689 A Dreßler SPD 13690 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13691 B Dr. Lammert CDU/CSU 13693 C Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13694 D Frau Fuchs (Köln) SPD 13695 D Feilcke CDU/CSU 13696 D Jagoda CDU/CSU 13697 D Nächste Sitzung 13699 C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 13701*A Anlage 2 Vereinheitlichung der Normen für ein europa- und weltweit benutzbares Netz der Telekommunikation; kostengerechte Entfernungsstaffelung der Fernmeldegebühren MdlAnfr 10, 11 29.11.85 Drs 10/4406 Liedtke SPD SchrAntw PStSekr Rawe BMP . . . . 13701* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 13665 180. Sitzung Bonn, den 4. Dezember 1985 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein* 4. 12. Dr. Ahrens* 6. 12. Antretter* 6. 12. Berger* 5. 12. Böhm (Melsungen) * 6. 12. Brand 5. 12. Büchner (Speyer) 6. 12. Dr. Corterier** 6. 12. Frau Eid 6. 12. Dr. Enders* 6. 12. Frau Fischer* 6. 12. Gansel* 6. 12. Haase (Fürth)** 6. 12. Hedrich 4. 12. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 6. 12. Dr. Holtz* 6. 12. Immer (Altenkirchen) 6. 12. Jäger (Wangen) * 5. 12. Junghans 6. 12. Frau Kelly* 6. 12. Kittelmann * 6. 12. Dr. Klejdzinski* 6. 12. Klose 6. 12. Dr. Köhler (Wolfsburg) 4. 12. Lenzer* 6. 12. Frau Dr. Lepsius 6. 12. Frau Luuk 6. 12. Dr. Müller** 5. 12. Nagel 6. 12. Neumann (Bramsche) * 6. 12. Frau Pack* 6. 12. Peter (Kassel) 6. 12. Rappe (Hildesheim) 6. 12. Reddemann* 6. 12. Dr. Rumpf* 6. 12. Dr. Scheer* 6. 12. Schily 4. 12. Schlatter 6. 12. Schmidt (München) * 6. 12. Schmidt (Wattenscheid) 6. 12. Schröder (Hannover) 6. 12. Schulte (Unna) * 6. 12. Dr. Soell 5. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim* 6. 12. Frau Dr. Timm 5. 12. Dr. Todenhöfer 6. 12. Dr. Unland* 6. 12. Verheugen 6. 12. Voigt (Sonthofen) 6. 12. Werner (Dierstorf) 6. 12. Frau Dr. Wex 6. 12. Dr. Wulff* 6. 12. Zierer 6. 12. für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Liedtke (SPD) (Drucksache 10/4406 Fragen 10 und 11): Wie beurteilt die Bundesregierung die Feststellung des Sachverständigenrates in seinem jüngsten Jahresgutachten: „Eine Internationalisierung der Herstellerangebote ist auch deswegen erforderlich, weil sie hilft, über eine damit dringlicher werdende Vereinheitlichung der Normen ein europa-und weltweit benutzbares Netz der Telekommunikation zu schaffen"? Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Sachverständigenrates, die Entfernungsstaffel der Fernmeldegebühren sei „zur Zeit nicht kostengerecht", und welche Konsequenzen aus dieser Feststellung sind gegebenenfalls beabsichtigt? Zu Frage 10: Die Bundesregierung unterstützt bereits seit Jahren durch aktive Mitarbeit der Deutschen Bundespost in den dafür vorgesehenen internationalen Gremien jede Möglichkeit zur weiteren Vereinheitlichung der Telekommunikationsdienste und -einrichtungen durch Erarbeitung weiterer Normen bzw. Empfehlungen für diese Bereiche. Durch diese internationalen Standardisierungsarbeiten steht bereits heute ein qualitativ hochwertiges, weltweit benutzbares Netz der Telekommunikation zur Verfügung. Die Öffnung der nationalen Fernmeldemärkte für ausländische Bieter wird von der Bundesregierung angestrebt. Sie wird u. a. durch Anwendung einheitlicher Normen in den Technischen Lieferbedingungen begünstigt. Zu Frage 11: Ich gehe davon aus, daß der Sachverständigenrat unter „Fernmeldegebühren" insbesondere die Fernsprechgebühren versteht. Die Kosten der Fernsprechverbindungen werden immer mehr von der Zeitdauer und immer weniger von der Entfernung bestimmt. Insofern hat die Deutsche Bundespost seit jeher den Weg beschritten, sich durch Abbau der Entfernungsstufen dieser durch die Technik bedingten Entwicklung anzupassen. So hat sie Anfang der siebziger Jahre und durch die Tarifreform des Jahres 80 Tarifzonen abgebaut. Die vier zur Zeit bestehenden Entfernungsstufen stehen zur Korrektur an; sie sind in der Tat nicht mehr kostengerecht getaltet. So weisen die Nahdienst-Tarifzone eine erhebliche Kostenunterdekkung und z. B. die Tarifzone I Kostenüberdeckung auf. Die Deutsche Bundespost beabsichtigt deshalb, die Tarife längerfristig kostenorientiert weiterzuentwickeln.
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    Rede von Anke Fuchs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Bundesarbeitsminister, ich verstehe ja, wenn Sie Menschen an einen Tisch holen, weil Sie mit der Materie nicht vertraut sind,

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    und wenn Sie Arbeitgeber und Gewerkschaften zusammenholen, damit sie Ihnen mal erläutern, wann bei einem Streik Arbeitslosengeld gezahlt werden muß und wann nicht.

    (Scharrenbroich [CDU/CSU]: Es geht um Sozialpartnerschaft!)

    Und wenn Sie solche Sachaufklärung brauchen, dann habe ich gar nichts dagegen.

    (Müller [Remscheid] [CDU/CSU]: Das ist ja eine Frechheit!)

    Ich empfehle Ihnen, auch noch einmal das Urteil des Bundessozialgerichts vom 9. September 1975 nachzulesen. Da steht nämlich eindeutig drin, daß man mehr mit der Nichtzahlung von Kurzarbeiter-
    13696 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985
    Frau Fuchs (Köln)

    geld in die Neutralität der Bundesanstalt eingreife als mit der Zahlung von Kurzarbeitergeld.

    (Beifall bei der SPD)

    Blicken wir zurück, meine Damen und Herren. Eine Klarstellung, Herr Bundesarbeitsminister —wobei ich immer noch nicht verstanden habe, ob nun Gesetz ja oder nein —, wird doch in dem, was ich jetzt gehört habe, durch einen unbestimmten Rechtsbegriff versucht. Ein unbestimmter Rechtsbegriff, meine Damen und Herren, wird eine Fülle von Prozessen auslösen. Das ist doch ganz klar, wenn Sie einen unbestimmten Rechtsbegriff wählen, der nicht konsensfähig ist.
    Aber ich blicke noch einmal zurück. Ich denke nach wie vor, eine Bundesregierung hat eigentlich den Auftrag, Frieden zu stiften. Aber wie war es am Beginn dieses Arbeitskampfes? Der Bundeskanzler sagte: „dumm, absurd und töricht" und hat damit seinerseits die gebotene Neutralität als Bundeskanzler verletzt.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Und dann kam der Franke-Erlaß. Eine bisher akzeptierte Auslegung des Gesetzes und der Verwaltungsvorschriften wurde vom Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit beiseite geschoben. Er hat eine Auslegung gefunden, die einseitig zu Lasten der Gewerkschaften ging, und die Gerichte haben bestätigt, daß er rechtswidrig gehandelt hat.

    (Beifall bei der SPD — Kolb [CDU/CSU]: Nein, die Gerichte haben nichts bestätigt! Es ist noch nichts entschieden! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Herr Bundesarbeitsminister, wenn Sie hier meinen, Sie müßten Brücken bauen, dann sage ich Ihnen, wer sich vorher als Minenleger betätigt, kann sich hinterher nicht als Brückenbauer hinstellen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Es gibt kein Urteil in der Sache!)

    Dieses alles, meine Damen und Herren, bei einem Arbeitskampf, der ökonomisch sinnvoll war, bei einem Arbeitskampf, der die Arbeitgeber gelehrt hat, daß wir in dieser wirtschaftlich schwierigen Situation Arbeitszeitverkürzung brauchen, was bewiesen ist durch die Zunahme der Beschäftigung gerade in den Branchen, in denen im letzten Jahr gestreikt worden ist.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Es ist eben nichts bewiesen!)

    Sie, Herr Bundesarbeitsminister, nehmen in Kauf, daß der Geschäftsführer von Gesamtmetall polemisiert, die Gewerkschaften wollten mit diesem Thema die Bundesregierung in Schwierigkeiten bringen. Wir durchschauen dieses Spiel. Ich habe durchschaut, welche Taktik Sie in den Gesprächen mit den Gewerkschaften anwenden. Die Arbeitgeberverbände beharren auf Maximalpositionen,

    (Scharrenbroich [CDU/CSU]: Die sind doch schon längst runter! — Kolb [CDU/CSU]: Wo leben Sie denn?)

    weil sie damit rechnen, eine Gesetzesänderung zu bekommen. Sie spielen den ehrlichen Vermittler, indem Sie den rechtswidrigen Franke-Erlaß anbieten. Und Sie bilden sich noch ein, die Gewerkschaften durchschauten Ihr Spiel nicht.

    (Kolb [CDU/CSU]: Nein, die Gewerkschaften wollen etwas ganz anderes!)

    Nein, in Wahrheit wollen Sie die Gewerkschaften bei Ihren Gesprächen reinlegen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Sind Sie der Minenleger?)

    Deswegen, meine Damen und Herren, müssen wir alles noch einmal zurückführen auf die Zitate von Herrn Blüm aus dem Jahre 1979. Dort sagte er: „Die Verhältnismäßigkeit der Mittel ist nicht mehr gesichert, wenn die Kampfmaßnahmen der Arbeitgeber in ein Tarifgebiet gelegt werden, das vom Streik der Arbeitnehmer nicht berührt ist. Dies muß ausgeschlossen werden;" — Herr Blüm 1979 —„unbeteiligte Arbeitnehmer dürfen nicht zum Mittel degradiert werden, den Streikwillen zu brechen." Herr Blüm, halten Sie sich an Ihre früheren Aussagen, dann sind Sie ein Stückchen weiter.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN — Zurufe von der CDU/ CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Feilcke.

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    Rede von Jochen Feilcke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Daß wir keine Betriebsratsmitglieder sind, haben wir gemeinsam, Herr Kollege Vogel.
    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Zitat, das der Kollege Lammert aus der „Süddeutschen Zeitung" gebracht hat, ist schon bemerkenswert. Das letzte, was er zitiert hat, war: Es handele sich dann um einen Anschlag auf die Demokratie, wenn man es den Gewerkschaftsführern überlasse, zu entscheiden, was verfassungsgemäß ist und was nicht.

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Der zitiert schon wieder die „Süddeutsche Zeitung"!)

    — Ich finde die Argumentation der „Süddeutschen Zeitung" sehr interessant. Sie wissen, daß sie nicht unser Hausblatt ist.

    (Zuruf von der SPD: Doch!) Weiter unten heißt es:

    Weniger besonnen als Rappe äußerten sich ... Hans-Jochen Vogel und die übrige SPD-Prominenz. Auch Vogel nennt es einen „Anschlag", wählt dieses böse Wort aus dem Bürgerkriegsarsenal ...
    Meine Damen und Herren, tatsächlich ist das Wortgeklingel, das Theater, das Sie heute hier veranstalten, mit Shakespeare zu überschreiben: Much ado about nothing.

    (Zuruf von der SPD: Sagen Sie das noch mal! — Dr. Vogel [SPD]: Die Verhandlungssprache ist deutsch! — Zurufe von den GRÜNEN: Wie heißt das?)

    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 13697
    Feilcke
    — Für Humanisten übersetze ich es auch gerne: Viel Lärm um nichts.
    Das, was Sie heute hier, Herr Dr. Vogel und insbesondere Frau Fuchs und Herr Dreßler veranstaltet haben, war nichts weiter als das Schwingen eines verbalen Dreschflegels. Die Diskussion um den § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes wird mit derartigem Wortgetöse in der Öffentlichkeit geführt, daß ich nur sagen kann: Würde ein Abgeordneter dieses Hauses eine einzelne Gewerkschaft derartig annehmen, wie die Repräsentanten des DGB und seiner Einzelgewerkschaften das fortwährend gegenüber allen Parteien, die sich mit dieser Frage befassen, und der Regierung tun, würde man ihm dann auch wohl zu Recht einen Anschlag

    (Tatge [GRÜNE]: Bei dieser Regierung ist es aber notwendig!)

    auf die Gewerkschaften, die Koalitionsfreiheit, ja, die Demokratie vorwerfen.
    Tatsächlich, meine Damen und Herren, ist eine weitestgehende Übereinstimmung aller Beteiligten in den grundsätzlichen Fragen zu konstatieren.
    Erstens. — Ich wiederhole vieles. — Niemand will ein neues Arbeitskampfrecht. Zweitens. Niemand verfolgt extreme Positionen. Drittens. Niemand will eine Einschränkung des Rechts und der Fähigkeit zum Arbeitskampf.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Stimmt doch alles gar nicht!)

    Viertens. — Es ist sehr interessant, was ich jetzt zu sagen habe. — Alle Beteiligten, auch die Gewerkschaftsvertreter, sehen Interpretationsprobleme beim § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes. Fünftens. Alle Beteiligten führen Gespräche, weil sie Gesprächsmöglichkeiten sehen. Die sollten Sie nicht zu verbauen versuchen.
    Es geht ausschließlich um Klarstellung und Abgrenzung, und zwar um die Frage: Wo fängt durch Zahlung der Bundesanstalt für Arbeit eine Beeinflussung des Kampfes an? Wo hört sie auf? Wie sieht es z. B. mit der mittelbaren Betroffenheit von Arbeitnehmern und Arbeitgebern aus, die im gleichen fachlichen Bereich, in der gleichen Branche, aber in einem anderen Tarifgebiet arbeiten? Sind die Forderungen der Gewerkschaften tatsächlich nach Art und Umfang gleich, und zwar im Kern der Forderungen?
    Meine Damen und Herren, es ist die Regel, daß die Forderungen in den unterschiedlichen Tarifgebieten gleich sind. Beispielsweise: Am 28. Juni 1984 wurde für Nordwürttemberg/Nordbaden der Einigungsvorschlag der Schlichtungskommission im Arbeitskampf der Metallindustrie zum Tarifvertrag. Noch in der gleichen Nacht vereinbarten Spitzenvertreter von Gesamtmetall und IG Metall eine Übernahme des Tarifkompromisses für alle regionalen Tarifgebiete der Metallindustrie. Auch in den Jahren 1982 und 1983 war ein gleiches Verfahren festzustellen.

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Wie war es 1978?)

    Nach Abschluß der jeweiligen Pilottarifverträge haben die Vorstände von Gesamtmetall und IG Metall
    jeweils noch am gleichen Tage den regionalen Tarifvertragsparteien gleichlautende Tarifabschlüsse empfohlen, die binnen zehn Tagen in allen Tarifgebieten auch abgeschlossen wurden. Das heißt: Die Forderungen der Gewerkschaften werden nicht regional unterschiedlich gestellt, sondern sie werden in allen Tarifgebieten zumindest im Kern gleich formuliert.

    (Ströbele [GRÜNE]: Das ist doch vernünftig! — Zuruf von der SPD: Es gehören doch zwei zu Verträgen!)

    — Das ist vernünftig. — Insofern ist die Betroffenheit der Arbeitnehmer auch gegeben, und insofern ist die Neutralitätspflicht der Bundesanstalt für Arbeit auch hier angesprochen.
    Von wem kommen denn eigentlich die Gelder der Bundesanstalt? Herr Steinkühler meint, die Bundesanstalt für Arbeit werde ausschließlich von Arbeitnehmern finanziert.

    (Dreßler [SPD]: Sehr richtig!)

    Die Beiträge der Arbeitgeber seien schließlich nichts anderes als vorenthaltener Lohn. Der Kommentator der „FAZ" schreibt gestern dazu:
    Man sollte über das Groteske dieser Argumentation gar nicht streiten. Schließlich wäre dann jeder Arbeitgeberanteil zu irgendeiner Sozialversicherung „vorenthaltener Lohn" mit der Folge, daß alle paritätisch besetzten Gremien eigentlich aufgelöst werden müßten.
    — Auch die der Bundesanstalt für Arbeit.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Wie bei der Unfallversicherung!)

    Die Beiträge werden bestritten von Arbeitnehmern und überwiegend von gewerkschaftlich nicht organisierten Arbeitnehmern, von Arbeitgebern und aus Steuergeldern.