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ID1010421400

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    Plenarprotokoll 10/104 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 104. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 28. November 1984 Inhalt: Benennung des Abg. Bohl als Stellvertreter im Wahlprüfungsausschuß 7629 A Wahl des Abg. Bohl zum ordentlichen Mitglied und des Abg. Seiters zum Stellvertreter im Vermittlungsausschuß 7629 A Nachträgliche Überweisung zweier Vorlagen an Ausschüsse 7629 B Begrüßung der Knesset-Abgeordneten Frau Shulamit Aloni 7640 D Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1985 (Haushaltsgesetz 1985) — Drucksachen 10/1800, 10/2250 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/2306, 10/2330 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/2326, 10/2330 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 10/2324 — Schäfer (Offenburg) SPD 7630 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 7634 B Kleinert (Marburg) GRÜNE 7637 D Frau Seiler-Albring FDP 7640 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 7643A Dr. Nöbel SPD 7647 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 7651C Dr. Hirsch FDP 7654 C Kühbacher SPD 7656D, 7662 A Dr. Laufs CDU/CSU 7659 A Baum FDP 7663A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/2307, 10/2330 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/2316, 10/2330 — Dr. Emmerlich SPD 7664 B Austermann CDU/CSU 7666 C Frau Reetz GRÜNE 7669 D Kleinert (Hannover) FDP 7672 B Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 7674A Frau Nickels GRÜNE (Erklärung nach § 32 GO) 7675C II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. November 1984 Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/2311, 10/2330 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Entschädigung für Opfer von Gewalttaten — Drucksache 10/2103 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/2401 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/2492 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/2315, 10/2330 — Frau Fuchs (Köln) SPD 7676 C Dr. Friedmann CDU/CSU . . . . 7681 D, 7721 C Frau Seiler-Albring FDP 7685 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 7687 C Glombig SPD 7691C Jagoda CDU/CSU 7696 A Hoss GRÜNE 7699 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 7703 C Peter (Kassel) SPD 7705 D Rossmanith CDU/CSU 7707 C Jaunich SPD 7710 A Eimer (Fürth) FDP 7714 B Deres CDU/CSU 7716 B Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 7717 C Dr. Diederich (Berlin) SPD 7721 D Frau Schoppe GRÜNE 7723 B Frau Kelly GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 7723C Namentliche Abstimmung 7725 B Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 10/2321, 10/2330 — Zander SPD 7727 B Dr. Stavenhagen CDU/CSU 7729 D Frau Dr. Bard GRÜNE 7732 C Kohn FDP 7735 B Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 7737 C Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 10/2322, 10/2330 — Dr. Rose CDU/CSU 7740 C Dr. Diederich (Berlin) SPD 7743 B Neuhausen FDP 7746 B Dr. Jannsen GRÜNE 7749 A Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 7751 B Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/2319, 10/2330 — Purps SPD 7753 D Echternach CDU/CSU 7756 D Verheyen (Bielefeld) GRÜNE 7759 D Grünbeck FDP 7762C Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 7764 C Nächste Sitzung 7769 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 7771*A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 7771*C Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. November 1984 7629 104. Sitzung Bonn, den 28. November 1984 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 102. Sitzung: Auf Seite III, linke Spalte und auf den Seiten 7485 und 7486 ist jeweils bei den Anlagen 14, 15 und 16 statt „Parl. Staatssekretär Dr. Schulte" zu lesen: „Staatssekretär Bayer". Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 28. 11. Dr. Barzel 30. 11. Dr. Enders * 30. 11. Erhard (Bad Schwalbach) 30. 11. Ertl 28. 11. Dr. Faltlhauser 28. 11. Dr. Glotz 30. 11. Dr. Haack 29. 11. Haase (Fürth) * 28. 11. Hauser (Esslingen) 30. 11. Frau Hoffmann (Soltau) 30. 11. Frau Huber 28. 11. Jung (Düsseldorf) 30. 11. Dr. Müller * 30. 11. Dr.-Ing. Oldenstädt 28. 11. Polkehn 30. 11. Frau Renger 30. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 30. 11. Schmidt (Wattenscheid) 30. 11. Frau Dr. Skarpelis-Sperk 30. 11. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 28. 11. Dr. Spöri 30. 11. Dr. Sprung 30. 11. Dr. Stark (Nürtingen) 30. 11. Vahlberg 30. 11. Vosen 30. 11. Weirich 28. 11. Weiskirch (Olpe) 30. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 der Geschäftsordnung die nachstehende Vorlage überwiesen: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 13 Titel 656 03 - Zuschuß des Bundes an die knappschaftliche Rentenversicherung - (Drucksache 10/2288) zuständig: Haushaltsausschuß Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 16. November 1984 den nachstehenden Gesetzen zugestimmt bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht gestellt: Gesetz über den Abbau von Salzen im Grenzgebiet an der Werra Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1984 (Nachtragshaushaltsgesetz 1984) Drittes Gesetz zur Änderung des Abfallbeseitigungsgesetzes Der Vorsitzende des Ausschusses für Forschung und Technologie hat mit Schreiben vom 14. November 1984 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Stimulierung von Zusammenarbeit und Austausch im wissenschaftlichen und technischen Bereich in Europa, Plan 1985-1988 (Drucksache 10/1510 Nr. 10) Vorschlag für einen Beschluß des Rates für ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm im Bereich der Optimierung der Erzeugung und Verwendung von Kohlenwasserstoffen 1984 bis 1987 (Drucksache 10/1691 Nr. 23) Der Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit hat mit Schreiben vom 14. November 1984 mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehende Vorlage absieht: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Prüfung der Anhebung der Renten wegen Contergan-Schadensfällen (Drucksache 10/1651) Der Vorsitzende des Rechtsausschusses hat mit Schreiben vom 26. November 1984 mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehende Vorlage absieht: Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu Überfällen auf Lastkraftwagen und Diebstählen von innerhalb der Gemeinschaft beförderten Gütern (Drucksache 10/936)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jürgen Echternach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein, ich halte es mit dem Kollegen Purps. Ich habe genauso wenig Zeit wie er.
    Die Beschlüsse der Koalition im Haushaltsausschuß zu diesem Einzelplan markieren zwei wichtige neue Weichenstellungen im Bereich der Wohnungs- und Städtebaupolitik. Erstens wird der Bund ab 1986 im sozialen Wohnungsbau alle Mittel für das Ziel einsetzen, mehr Mitbürgern, gerade Mitbürgern mit mittlerem und kleinerem Einkommen, zu Wohnungseigentum zu verhelfen, und zweitens machen wir mit der kräftigen Erhöhung der Städtebauförderungsmittel deutlich, wo wir einen entscheidenden Schwerpunkt unserer künftigen Politik im Baubereich sehen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    nämlich in der Erneuerung unserer Städte durch eine humanere, durch eine umweltfreundliche Städtebaupolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zunächst zum Beschluß des Haushaltsausschusses zur künftigen Wohnungsbauförderung, die vom Kollegen Purps angesprochen worden ist: Der Verband des SPD-Kollegen Jahn hat ja noch vielmehr auf die. Pauke gehauen, hat wieder wie vor zwei Jahren versucht, Nebelkerzen zu werfen und bei den Mietern Angst zu erzeugen, aber ganz offensichtlich ohne Erfolg. Nicht nur, weil das Sprichwort zutrifft „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht", sondern auch deswegen, weil selbst sozialdemokratische Verantwortliche in der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft und in den Ländern der Auffassung gewesen sind, daß diese Kurskorrektur überfällig und nötig war.

    (Purps [SPD]: Was sagt denn die Regierung dazu? — Waltemathe [SPD]: Haben Sie das mit Herrn Schneider abgesprochen?)

    Zunächst zu den Tatsachen: Der Beschluß des Haushaltsausschusses über die Umstellung der Wohnungsbauförderung bedeutet weder eine Streichung des Sozialwohnungsbaus noch auch nur eine Kürzung des sozialen Wohnungsbaues um eine einzige Mark.

    (Waltemathe [SPD]: Falsch!)

    — Nein, das ist richtig.
    Beschlossen wurde nur, daß die Mittel für den sozialen Wohnungsbau des Bundes von gut 1 Milliarde DM in Zukunft nicht für Mietwohnungen und Eigentumsmaßnahmen, sondern nur für Eigentumsmaßnahmen eingesetzt werden, der Bund also sich dabei — —

    (Waltemathe [SPD]: Und 60 Millionen DM weniger!)

    — Der Haushaltsausschuß hat sich im Rahmen des Voranschlages der Regierung bewegt. Er hat nur die Verwendung verändert.

    (Müntefering [SPD]: Das ist die letzte Ausrede!)

    Das bedeutet also, daß wir gerade für die Einkommensschwächeren, die unter die Einkommensgrenzen des sozialen Wohnungsbaues fallen, die bisher kein Eigentum im Wohnungsbereich erwerben konnten, eine zusätzliche Chance eröffnen. Für diesen Korrekturbeschluß war die veränderte Situation des Wohnungsmarktes entscheidend, der wir Rechnung tragen mußten.
    Das Zweite Wohnungsbaugesetz, das seit mehr als 25 Jahren die Ziele der Wohnungsbaupolitik festlegt, sagt im § 1, daß es Ziel der staatlichen Wohnungsbauförderung ist, erstens, den Wohnungsmangel zu beseitigen, und, zweitens, für weite
    7758 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. November 1984
    Echternach
    Kreise der Bevölkerung breitgestreutes Eigentum zu schaffen.
    Das erste Ziel ist erreicht. Heute stehen mindestens 200 000 Mietwohnungen über längere Zeit leer. Im Durchschnitt stehen jeder Person über 34 qm Wohnfläche zur Verfügung. Bundesweit ist der Wohnungsmarkt ausgeglichen. Dazu hat sicher auch das Sonderprogramm der neuen Bundesregierung beigetragen.
    Und wenn Sie sagen, Sie sähen im Wohnungsbereich keine Aufschwungtendenzen, muß ich darauf hinweisen, daß allein in der ersten Hälfte diesen Jahres

    (Purps [SPD]: Das ist der alte Trick, von den Genehmigungen zu reden!)

    die Zahl der fertiggestellten Wohnungen von rund 64 000 auf rund 74 000 gestiegen ist, um mehr als 14 %, und dies auch in der zweiten Hälfte des Jahres anhalten wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Allerdings zeigen die rückläufigen Zahlen der Baugenehmigungen deutlich die wirkliche Marktsituation.

    (Waltemathe [SPD]: Bitte!)

    Es wäre schon finanziell nicht zu verantworten, den Mietwohnungsbau unbegrenzt weiter wie bisher zu fördern und dabei die Frage nach dem Bedarf auszuklammern.
    Natürlich übersehen wir nicht, daß es trotz der bundesweiten Beseitigung des Wohnungsmangels erhebliche regionale Unterschiede gibt. Auch in Zukunft wird es in bestimmten Gebieten nötig sein, Mietwohnungen im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus zu fördern. Aber der Ausgleich dieser regionalen Unterschiede, Herr Kollege Waltemathe, kann nur regional erfolgen. Das ist Sache der Länder, die dafür nach dem Grundgesetz auch zuständig sind, und muß dort erfolgen, was auch sachgerecht ist, weil die Länder den regionalen Bedarf viel eher beurteilen und auch ortsnäher entscheiden können. Die Länder können dies auch finanziell um so leichter tun — im Blick auf die Bedenken des Kollegen Purps muß ich das feststellen —, weil der Bund sie durch die verstärkte Eigentumsförderung im sozialen Wohnungsbau insoweit auch entlastet.

    (Zuruf von der SPD: Dann machen Sie mal Ihr Programm!)

    Wenn Herr Purps dennoch meint, die Länder brauchten dafür weiterhin die Unterstützung des Bundes, so muß ich darauf verweisen, daß die Länder selbst die Mittel für den sozialen Mietwohnungsbau kräftig gedrosselt haben, daß die Länder selbst im letzten Monat einstimmig beschlossen haben, den gesamten sozialen Wohnungsbau in Zukunft in eigener Regie zu übernehmen, weil sie offenbar überhaupt keine Hilfe des Bundes mehr dafür nötig zu haben glauben; so der Beschluß der Ministerpräsidenten vom letzten Monat.

    (Waltemathe [SPD]: Herr Schneider hat nichts mehr zu tun!)

    Wenn auch das erste Ziel des Wohnungsbaugesetzes, nämlich die Beseitigung des Wohnungsmangels, erreicht ist, so bleibt die zweite Aufgabe doch unverändert aktuell, nämlich die Schaffung weitgestreuten Wohneigentums für breite Kreise der Bevölkerung. Sie wird zur zentralen Aufgabe der Wohnungsbauförderung der Zukunft. Über 70% der Bevölkerung möchten in eigenen vier Wänden wohnen. Weniger als 40% haben dieses Ziel bisher erreicht. Das ist auch im internationalen Vergleich eine viel zu niedrige Zahl. Dieses Auseinanderklaffen von Wohnwünschen auf der einen Seite und der Realität auf der anderen Seite ist noch auf lange Zeit die wichtigste Stütze für den Wohnungsbau. Es ist unser erklärtes Ziel, mindestens 50% unserer Mitbürger zu Wohneigentum zu verhelfen.
    Mit der verbesserten steuerlichen Förderung des selbstgenutzten Wohneigentums werden wir dafür eine wichtige Voraussetzung schaffen: Die abzugsfähigen Höchstbeträge werden erhöht. Familien mit Kindern werden besser als bisher gestellt. Die Besteuerung des selbstgenutzten Wohneigentums wird abgeschafft.

    (Waltemathe [SPD]: Also erst einmal abwarten, bis es soweit ist!)

    Die steuerlichen Verbesserungen wirken sich aber, wie Sie wissen, nicht für alle gleich aus. Daher müssen sie durch direkte Förderungsmaßnahmen zugunsten der Bezieher von kleinen Einkommen ergänzt werden. Mit diesem Haushaltsplan stocken wir deshalb die Mittel für die Eigentumsförderung gerade von Beziehern kleiner Einkommen durch unsere Umschichtungsmaßnahme kräftig auf. Es gehört zu den Ungereimtheiten sozialdemokratischer Politik, daß Sie diese verstärkte Einkommensförderung zugunsten Einkommensschwacher ablehnen und draußen in den Reden den gegenteiligen Eindruck zu erwecken versuchen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, dabei kommt die verstärkte Förderung des Wohneigentums auch und gerade jenen zugute, die eine Mietwohnung suchen, denn regelmäßig macht der Bezieher eines Eigenheims oder einer Eigentumswohnung gleichzeitig eine preiswerte Mietwohnung frei.
    Die erhöhten Mittel für die Eigentumsförderung, Herr Bundesbauminister, sollten für die Bundesregierung aber Anlaß sein, über die Ausgestaltung der Eigentumsförderung im sozialen Wohnungsbau neu nachzudenken. Schon bisher klafft ein großer Widerspruch zwischen dem gesetzlichen Auftrag an die Wohnungspolitik, wonach die Wohnungsbauförderung überwiegend der Bildung von Einzeleigentum dienen soll, und der Tatsache, daß Bund und Länder dem Bauherrn einer Mietwohnung eine wesentlich höhere Unterstützung geben als dem Erwerber von Wohneigentum. Der Bauherr einer Mietwohnung erhält im Schnitt eine Unterstützung von 150 000 bis 200 000 DM, der Erwerber von Wohneigentum nur 35 000 bis 40 000 DM.

    (Waltemathe [SPD]: Dabei haben Sie aber § 7 b und den Schuldzinsenabzug nicht eingerechnet!)

    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. November 1984 7759
    Echternach
    Wir wissen zwar, daß Erwerber von Wohneigentum regelmäßig bereit sind, eine wesentlich größere finanzielle Belastung auf sich zu nehmen; aber diese Bereitschaft stößt seit geraumer Zeit, wie die steigende Zahl von Zwangsversteigerungen zeigt, auf immer größere Schwierigkeiten und auf objektive Grenzen. Dazu haben hohe Baukosten, hohe Zinsen und in den letzten Jahren gleichzeitig zurückgehende Realeinkommen beigetragen.

    (Zurufe von der SPD: Aha!)

    — In Ihrer Regierungszeit! Seit 1982 ist es besser geworden. Seit 1983 haben wir wieder steigende Realeinkommen. 1980, 1981 und 1982 hatten wir, wie Sie wissen, bei den Arbeitnehmern aber zurückgehende Realeinkommen. All das und vor allem die von Ihnen verschlechterte Bausparförderung wirkt sich in diesem Bereich natürlich aus. Deswegen sollten Bund und Länder gemeinsam die Förderungsbedingungen für den Eigentumserwerb im sozialen Wohnungsbau so verbessern, daß der weit verbreitete Wunsch nach eigenen vier Wänden in Zukunft auch wieder stärker in die Tat umgesetzt werden kann. Mit der Konzentration der Wohnungsbauförderung auf dieses Ziel schaffen wir — offenbar gegen Ihren Widerstand — dafür heute auch die notwendige finanzielle Voraussetzung.
    Einen weiteren Beitrag werden wir dadurch leisten, daß wir die zehnjährige Bindungsfrist in der Bausparförderung wieder auf sieben Jahre zurückführen und damit den Fehler der alten Bundesregierung korrigieren und Bausparen wieder attraktiver machen

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    und so dafür sorgen, daß in Zukunft Bausparer wieder früher ein Bauspardarlehen erhalten können.
    Der zweite wichtige Beschluß des Haushaltsausschusses zum Einzelplan ist die kräftige Erhöhung der Städtebauförderungsmittel. Dabei geht es uns auch um die schwierige Lage der Bauwirtschaft, die nicht nur dem Kollegen Purps, sondern auch uns Sorgen macht. Die Beseitigung des allgemeinen Wohnungsmangels schlägt sich natürlich auf die Nachfrage nach Wohnungen ebenso nieder, wie wir das in den letzten Jahren beim Wirtschaftsbau und bei den öffentlichen Investitionen der Gemeinden wegen der hohen Verschuldung erlebt haben. In diesen Bereichen sehen wir aber Besserungssignale. Die Sachverständigen sagen uns ein steigendes Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr voraus, was sich auch in den Auftragsbüchern der Bauwirtschaft niederschlagen wird. Wir erleben gleichzeitig bei den Gemeinden eine rapide zurückgehende Neuverschuldung, die auch den Gemeinden neuen Spielraum für Investitionen gibt.
    Im Wohnungsbau ist die Lage sicher schwieriger, weil wir hier vor einer Phase der Normalisierung stehen. Aber kurzfristige Sonderprogramme würden der Bauwirtschaft nicht helfen, sondern nur wie Strohfeuer wirken und anschließend zu neuen Einbrüchen führen. Der Bauwirtschaft ist nur durch eine Verstetigung der Baunachfrage geholfen, also mit Programmen, die sich an der langfristigen Nachfrage orientieren. Dazu gehört an erster
    Stelle die Städtebauförderung. Hier setzen wir an. Es gibt keinen anderen öffentlichen Investitionsbereich, der eine so hohe wirtschafts- und beschäftigungspolitische Bedeutung hat und in so starkem Maße direkte und indirekte Investitionen fördert.
    Die Stadterneuerung und die Verbesserung des Wohnumfeldes sind die wichtigsten Zukunftsaufgaben unserer Städte. Es geht bei der Städtebauförderung ja nicht nur um die Erhaltung historischer Stadtkerne, es geht nicht nur um die Innenstädte, es geht darum, daß die ganze Infrastruktur der Städte verbessert wird, es geht um bessere Umweltbedingungen, es geht um die Senkung des Lärmpegels, es geht um bessere Bodennutzung, es geht gleichzeitig um Stadtökologie im engeren Sinne.
    Es gilt vor allem, die Mammutsiedlungen der Nachkriegszeit nachzubessern, in denen ja nicht von ungefähr so viele Wohnungen leerstehen, sei es nun in Hamburg oder Berlin oder München. Sie gleichen sich alle, sei es Steilshoop in Hamburg oder sei es die Gropiusstadt in Berlin oder Neu-Perlach in München, überall grauer Beton, wo sich die Bewohner nicht mehr mit einem Stadtteil identifizieren können, wo ein Gefühl wie „Heimat" nicht hochkommen kann, wo Jugendkriminalität und Zerstörungswut um sich greifen und die Bewohner vielfach bindungslos nebeneinander leben. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern und Gemeinden, diese Mammutsiedlungen der Nachkriegszeit wieder in Ordnung zu bringen, um wieder mehr Menschlichkeit in unsere Städte zu tragen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich komme zum Schluß. Dieser Haushaltsplan schafft den finanziellen Rahmen für die beiden wichtigsten Ziele der Wohnungs- und Städtebaupolitik: mehr Wohneigentum gerade für die Einkommensschwächeren und gesündere Wohnverhältnisse in den Städten. Die Koalition hat diesen Rahmen mit ihren Beschlüssen kräftig verstärkt. Wir werden deshalb dem Einzelplan des Bauministers gerne zustimmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Verheyen (Bielefeld).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans Verheyen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich muß hier leider kurzfristig einspringen und kann nicht die gesamte Alternative der GRÜNEN darstellen. Ich möchte aber zu einigen sehr wichtigen Punkten Stellung nehmen.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Welcher Schnapsholer ist denn ausgefallen? — Feilcke [CDU/CSU]: Warum darf Herr Sauermilch nicht reden? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Das erste Problem ist, daß Sie im sozialen Wohnungsbau die Mittel, die bisher für das Mietwohnungsprogramm ausgegeben worden sind, vollständig in das Eigentumsprogramm hineingeben wollen. Wir stellen hier den Antrag, diese Mittel für
    7760 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. November 1984
    Verheyen (Bielefeld)

    einen kommunalen Interventionsfonds auszugeben,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Was ist das?)

    um über diesen kommunalen Interventionsfonds gezielt von der kommunalen Ebene her in sozialen Brennpunkten Wohnraum — wichtigen und kostengünstigen Wohnraum — zu erhalten. Es soll aber auch neuer kostengünstiger Wohnraum hergestellt werden, und zwar unter Einbeziehung von Selbsthilfe, liebe Kollegen von der CDU, wovon Sie sehr gerne reden, aber vielleicht in etwas anderer Art und Weise.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist dann die Wohnungsverwaltung wie in der DDR! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir meinen mit Ihnen, daß der soziale Wohnungsbau an eine Grenze gestoßen ist und daß es keine längerfristige sinnvolle Perspektive in diesem Rahmen gibt. Wir meinen aber auch, daß die bisherige Eigentumsförderung erst recht keine Perspektive bietet.

    (Dr. Jahn [Münster] [CDU/CSU]: Sie sind gegen das Eigentum!?)

    — Wir sind gegen ein Eigentum, das von der Regierung um so mehr gefördert wird, je mehr man schon davon hat. Da haben Sie recht. Es ist ja hierbei so, daß die etwa 30 Milliarden DM, die für den Wohnungsbau insgesamt eingesetzt werden — Sie dürfen ja die Steuerersparnis dort nicht vergessen —, daß diese Massen an Geld bevorzugt an solche Leute gegeben werden, die besonders viel verdienen.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie müssen sehen, daß die heutigen Eigentumswohnungen und die heutigen Eigenheime im wesentlichen von denen gebaut werden, die eigentlich zu den Bessergestellten gehören, und daß sich bei dieser Eigentumsförderung niemand, der zu den normal oder unterdurchschnittlich Verdienenden gehört, überhaupt Eigentum leisten kann.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Das ist doch absoluter Quatsch, was Sie da erzählen!)

    Das ist in höchstem Maße sozial ungerecht.
    Darin liegt unserer Ansicht nach auch ein wesentlicher Grund dafür, daß preisgünstiger Wohnraum auf diesem Wege überhaupt nicht mehr geschaffen werden kann. Sie wissen, daß eine Menge von Luxuswohnungen bei uns Leerstehen.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Nicht nur Luxuswohnungen!)

    Das liegt nicht daran, daß irgendwelche Wohnungsbaugesellschaften einfach nur falsch kalkuliert haben, sondern es liegt daran, daß diese wahnsinnige gesellschaftliche Verschwendung von Ihren Förderungssystemen auch noch unterstützt wird. Das ist das Problem.

    (Zustimmung bei den GRÜNEN — Schreiner [SPD]: Traurig, aber wahr!)

    Hier findet eine ungeheure gesellschaftliche Verschwendung statt. Und Ihre Vorschläge führen auch nicht zu einer neuen Perspektive.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist wieder Verelendungspropaganda! — Schreiner [SPD]: Die schwarzen Investitionsruinen!)

    Ich möchte zu einem zweiten, sehr wichtigen Punkt Stellung nehmen. Über diesen Einzelplan wird derzeit auch ein weiteres, sehr wichtiges Verschwendungsprojekt gefördert. Die Bundesregierung will nämlich ein neues Gästehaus bauen. Dazu will sie das Hotel auf dem Petersberg ausbauen. Die Voranschläge ergeben, daß dafür mindestens 126 Millionen DM notwendig sind.

    (Frau Schoppe [GRÜNE]: Meine Güte!)

    Wenn Sie wissen, wie solche Voranschläge nachher in der Realität aussehen, dann können Sie damit rechnen, daß wahrscheinlich 150 Millionen DM oder 200 Millionen DM dabei herauskommen. Dac ist ein Verschwendungsprojekt im klassischen Sinne. Hier wird das Imponiergehabe eines Staates symbolisiert, das eigentlich in die Königszeit gehört und nicht in die Zeit einer Republik.

    (Dr. Jahn [Münster] [CDU/CSU]: Auch die Bürger sollen zum Petersberg, , Herr Verheyen!)

    Das ist Protzerei, und das ist wirklich Steuerverschwendung, wie sie einer modernen Republik nicht angemessen ist.

    (Dr. Jahn [Münster] [CDU/CSU]: Sagen Sie doch einmal, wofür der Petersberg benutzt werden soll! Auch für die Bürger im Lande! Das wissen Sie doch!)

    — Ja, Sie haben sehr viele Entschuldigungen dafür. Für die „Bürger im Lande" springt nämlich überhaupt nichts dabei heraus. Sie wissen so gut wie ich, daß dort ein Naturschutzgebiet ist. Wenn Sie diesen riesigen Baukomplex in der Weise umbauen, wie Sie das geplant haben, dann werden Sie dieses Naturschutzgebiet zumindest während der ganzen Bauzeit sehr stark belasten. Nachher, wenn der Bau fertig ist, werden Sie das Gebiet weitgehend gegenüber der Öffentlichkeit absperren.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Gehen Sie doch mal rauf und sehen Sie sich das an!)

    Heute kann man sich noch vor stellen, daß der Petersberg, der ja ein sehr schönes Naherholungsgebiet für die Bonner und Königswinterer ist, von der Bevölkerung genutzt werden kann, daß man in diesem relativ großen Naturschutzgebiet auch sehr viel zur Erhaltung der Natur tun kann.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Da wird kein Baum abgeschlagen, Herr Kollege!)

    Wenn Sie durchführen, was Sie vorhaben, dann werden alle diese Möglichkeiten zerstört werden.

    (Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. November 1984 7761
    Verheyen (Bielefeld)

    Wir schlagen vor, daß statt Ihres protzigen Projektes, das für ein paar Staatsdelegationen zur Verfügung stehen soll

    (Bohl [CDU/CSU]: Auf keinen Fall werden Besuchergruppen der GRÜNEN dahin gelangen!)

    und dann irgendwelchen Potentaten aus der Dritten Welt oder sonst jemandem in falscher Weise imponieren soll, ein vernünftiges Projekt geplant wird. Wir schlagen vor, daß ein bundesweiter Ideenwettbewerb ausgeschrieben wird,

    (Dr. Jahn [Münster] [CDU/CSU]: Sie sind doch dagegen! Da brauchen Sie doch keinen Wettbewerb!)

    damit dieses Projekt für gemeinnützige Zwecke und für Zwecke des Naturschutzes in alternativer Weise genutzt werden kann. Wenn Sie sagen, dieses Projekt würde die Natur genauso zerstören, dann antworte ich Ihnen: Das, was wir vorhaben, ist viel kleiner geplant. Es ist so geplant, daß dort z. B. Jugenderholung, Ferienerholung stattfinden kann. Es ist vorgesehen, daß Naturschutz dort einen Platz bekommt.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Gleichzeitig können Sie in einem kleineren Maßstab dort auch noch Möglichkeiten schaffen, damit in dieser Gegend etwas für die Naherholung getan werden kann.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Soviel Dummheit müßte bestraft werden!)

    Ich komme noch zu einem dritten Projekt, das uns ebenfalls sehr wichtig ist. In der Vorplanung befindet sich eine nationale Gedenkstätte für alle Toten des Zweiten Weltkrieges.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Nicht nur dafür!)

    Dieses nationale Ehrenmal — man merke sich den Namen — wird hier — —

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Jawohl, wir halten etwas von Ehre!)

    — Herr Friedmann, ich halte auch etwas von Ehre.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Davon merkt man aber nichts!)

    Aber es ist nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem Ersten Weltkrieg, nachdem wir wissen, was dort alles geschehen ist, wirklich nicht angemessen, diejenigen, die dazu beigetragen haben, daß diese furchtbaren Kriege nicht nur ausgebrochen sind, sondern auch durchgeführt werden konnten, in einer großen nationalen Gedenkstätte zu „ehren". Das ist einfach nicht zu vertreten.

    (Austermann [CDU/CSU]: Das darf doch wohl nicht wahr sein! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Tolle Aussage! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich sage Ihnen das, obwohl mein eigener Vater zu denen gehört, die im Zweiten Weltkrieg gestorben sind.

    (Austermann [CDU/CSU]: Um so unverständlicher!)

    Ich sage Ihnen das nicht, weil ich etwa meine, daß diese Menschen keine persönliche Ehre haben und daß man ihrer nicht auch in einer würdigen, persönlichen Weise gedenken kann. Es ist nur die Frage, ob hierzu ein nationales Ehrenmal erforderlich ist. Herr Kohl hat es ja sehr deutlich gesagt. Er will so etwas wie einen Friedhof Arlington, er will so etwas wie ein Grabmal des Unbekannten Soldaten, um dort bei Staatsbesuchen entsprechende Zeremonien abzuhalten. Ein solches Ehrenmal ist angesichts unserer Geschichte wirklich nicht zu verantworten.
    Aber es ist noch auf etwas Schlimmeres aufmerksam zu machen: Dieses nationale Ehrenmal soll auch die Opfer des Naziregimes, d. h. die verfolgten und ermordeten Juden, die verfolgten und ermordeten politischen Gegner des Naziregimes, einschließen. Wenn man diese Opfer des Naziregimes gleichzeitig, zusammen mit allen, die gestorben sind, ehrt und die Nazis, die aktiven Nazis und die Beförderer dieses Krieges von dieser Ehrung nicht ausgeschlossen sind,

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Woher wissen Sie das denn?)

    dann ist das, so meine ich, angesichts unserer Geschichte eine Schande und eine Verhöhnung und
    Beleidigung der wirklichen Opfer des Naziregimes.

    (Dr. Jahn [Münster] [CDU/CSU]: Am besten machen Sie sich einmal sachkundig! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Es ist so, daß in Bonn eine Initiative besteht

    (Austermann [CDU/CSU]: Das Thema heißt Wohnungsbau, Herr Verheyen!)

    — das wird alles über den Wohnungsbauminister gefördert —, die den ehemaligen Synagogenplatz hier in Bonn zu einer nationalen Gedenkstätte für die Ermordeten und Verfolgten des Naziregimes umgestalten will. Diese Initiative geht von örtlichen Gruppen aus, sie geht auch von jüdischen Gemeindemitgliedern aus. Diese Initiative will gezielt an die Geschichte, die vielhundertjährige Geschichte der Bonner Juden sowie an die kulturellen Leistungen der jüdischen Bevölkerung erinnern, die von ihr in Bonn erbracht worden sind. Auch will sie an die neuere Geschichte, an die furchtbare Geschichte während der Nazizeit erinnern.
    Wir meinen, daß dieses nationale Ehrenmal — hier in unmittelbarer Nähe des Bundestages — gestoppt werden soll, und wir meinen, daß die Bundesregierung — über die Bonn-Förderung — der Stadt Bonn Geld geben soll, damit diese Gedenkstätte für die Verfolgten und Ermordeten des Naziregimes in Bonn entstehen kann. Derzeit plant die Stadt Bonn, aus Finanzgründen, aber auch aus anderen Gründen, auf diesem Gelände ein Luxushotel, eine Garage usw. anzusiedeln. Es ist sehr wichtig,

    (Zuruf des Abg. Austermann [CDU/CSU])




    Verheyen (Bielefeld)

    daß der Bundeshaushalt Mittel gibt, damit die Stadt Bonn in der Lage ist, dieses Gelände in anderer Weise zu nutzen.
    Die Nazis haben erklärtermaßen die Synagogen verbrannt, auch hier in Bonn, und haben damals erklärt, sie wollten auf den ehemaligen Synagogenplätzen Parkplätze anlegen. Diese Absicht ist ihnen in Bonn bis heute — auch durch die Untätigkeit der Bundesregierungen — gelungen. Bis heute ist dort ein Parkplatz. Ich finde, das ist eine schreckliche Realität.

    (Austermann [CDU/CSU]: Das ist blasphemisch!)

    Es ist auch eine schreckliche Realität, daß die Bonner CDU jetzt nicht einmal bereit ist, dem nachzugeben, was hier auch aus jüdischen Kreisen und aus Kreisen von Bürgerinitiativen kommt, nämlich, eine würdige Gestaltung dieses geschichtsträchtigen Platzes zur Gedenkstätte, sondern daß sie dort irgendwelche Luxushotels bauen will.

    (Uldall [CDU/CSU]: Solche Demagogie haben in der Geschichte schon andere gemacht!)

    — Das ist keine Demagogie. Sondern hier sind in Ihren Kreisen

    (Uldall [CDU/CSU]: Billige Demagogie!)

    schon seit längerer Zeit Diskussionen. Und Sie hätten mal lieber mit Ihren eigenen Kollegen reden sollen, damit solche schrecklichen Entwicklungen nicht stattfinden.

    (Uldall [CDU/CSU]: Wenn Sie solche Themen ansprechen, sollten Sie etwas sorgfältiger mit Ihrer Demagogie umgehen! — Bohl [CDU/CSU]: Frechheit, was hier los ist!)

    Wir meinen, daß das, was dort derzeit als kleine Lösung angestrebt wird, nämlich daß nur innerhalb des Brückenkopfes eine kleine Gedenkstätte entsteht, nicht ausreicht, sondern daß das gesamte Gebiet des jetzigen Parkplatzes und ehemaligen Synagogenplatzes, das Gebiet, in dem die Juden jahrhundertelang gesiedelt haben und das das ehemalige jüdische Viertel hier in Bonn ist, umgestaltet werden sollte.
    Und wenn Sie von der Bundesregierung schon Bedarf haben, Staatsgäste hier in Bonn zu einem Denkmal zu führen, dann sollten Sie diese Staatsgäste in Würde an die furchtbare Geschichte unserer Republik erinnern, aus der wir hoffentlich gelernt haben.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Sie aber nicht! — Zuruf des Abg. Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU] — Uldall [CDU/CSU]: Ihre Rede müßte man drucken und bundesweit verteilen! — Gegenruf der Abg. Frau Dr. Hickel [GRÜNE]: Das werden wir machen!)