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ID1008415900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/84 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 84. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 Inhalt: Aktuelle Stunde betr. die Verhandlungsposition der Bundesregierung bei der anstehenden Jahresversammlung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 6127 B Dr. von Wartenberg CDU/CSU 6128 B Dr. Mitzscherling SPD 6129 A Dr. Solms FDP 6129 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF 6130 C Frau Matthäus-Maier SPD 6132 B Dr. Lammert CDU/CSU 6133 B Frau Gottwald GRÜNE 6134 B Dr. Rumpf FDP 6135 B Dr. Warnke, Bundesminister BMZ 6136 A Dr. Hauchler SPD 6137 B Uldall CDU/CSU 6138 B Rapp (Göppingen) SPD 6139 B Kittelmann CDU/CSU 6140 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6141 B Klose SPD 6142 C Frau Gottwald GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 6143C Fragestunde — Drucksache 10/1979 vom 14. September 1984- Stellungnahme der Bundesregierung zur UN-Konvention zur weltweiten Bekämpfung der Folter MdlAnfr 3, 4 14.09.84 Drs 10/1979 Bachmaier SPD Antw PStSekr Erhard BMJ 6111 B ZusFr Bachmaier SPD 6111 B ZusFr Stiegler SPD 6111 D ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6111D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6112 B Förderung einer Gewerbeschule in Windhoek (Namibia); Teilnahme Bundesminister Warnkes an der Grundsteinlegung MdlAnfr 8 14.09.84 Drs 10/1979 Schwenninger GRÜNE Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 6112 D ZusFr Schwenninger GRÜNE 6112 D Geschlechtsneutrale Ausweisung offener Stellen in den Mikrofilm-Lesegeräten der Arbeitsämter MdlAnfr 10, 11 14.09.84 Drs 10/1979 Peter (Kassel) SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6113 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 6113C ZusFr Frau Steinhauer SPD 6113 D ZusFr Stiegler SPD 6114A ZusFr Eigen CDU/CSU 6114A ZusFr Dr. de With SPD 6114 B ZusFr Lutz SPD 6114 B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6115C Funktionsfähigkeit der Bundesanstalt für Arbeit angesichts der Personalsituation; Aufhebung der Stellenbesetzungssperre MdlAnfr 14, 15 14.09.84 Drs 10/1979 Glombig SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6115D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 ZusFr Glombig SPD 6115 D ZusFr Lutz SPD 6116D ZusFr Stiegler SPD 6117B ZusFr Frau Steinhauer SPD 6117 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6118B ZusFr Lohmann (Lüdenscheid) CDU/CSU 6118D ZusFr Dreßler SPD 6119A ZusFr Dr. de With SPD 6119 C ZusFr Weinhofer SPD 6119 C Überschuß der Bundesanstalt für Arbeit 1984; Arbeitsämter mit erschöpften Mitteln für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen MdlAnfr 16, 17 14.09.84 Drs 10/1979 Lutz SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6119 D ZusFr Lutz SPD 6119D ZusFr Feilcke CDU/CSU 6120 B ZusFr Dreßler SPD 6120C ZusFr Stiegler SPD 6121A ZusFr Frau Steinhauer SPD 6121 B ZusFr Heistermann SPD 6121C ZusFr Reimann SPD 6122 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6122A ZusFr Glombig SPD 6122 B ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 6122 C ZusFr Schmitt (Wiesbaden) SPD 6122 D ZusFr Weinhofer SPD 6123 B ZusFr Günther CDU/CSU 6124 B ZusFr Kolb CDU/CSU 6124 B ZusFr Sielaff SPD 6124 C ZusFr Peter (Kassel) SPD 6125C Umstellung der Berechnungsart der Bundesanstalt für Arbeit zur Ermittlung der Arbeitslosenquoten MdlAnfr 20, 21 14.09.84 Drs 10/1979 Weinhofer SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6125 D ZusFr Weinhofer SPD 6125 D Arbeitslosenberatung durch die Arbeitsämter MdlAnfr 24 14.09.84 Drs 10/1979 Schreiner SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6126 B ZusFr Schreiner SPD 6126C ZusFr Dreßler SPD 6126 C ZusFr Lutz SPD 6126 D ZusFr Jansen SPD 6127 A Nächste Sitzung 6143 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6145* A Anlage 2 Personalsituation bei der Bundesanstalt für Arbeit MdlAnfr 12, 13 14.09.84 Drs 10/1979 Frau Fuchs (Köln) SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 6145* B Anlage 3 Aufstockung der Mittel für Eingliederungshilfen zur Vermeidung von Engpässen bei den Arbeitsämtern 1984 MdlAnfr 18, 19 14.09.84 Drs 10/1979 Kirschner SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 6145* D Anlage 4 Anteil der Leistungsempfänger an der Gesamtzahl der Arbeitslosen 1982 bis 1984 MdlAnfr 22, 23 14.09.84 Drs 10/1979 Buschfort SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 6146* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 6111 84. Sitzung Bonn, den 19. September 1984 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 21. 9. Dr. Apel 19. 9. und 21. 9. Büchner (Speyer) 21. 9. Engelhard 19. 9. Dr. Glotz 19. 9. Haase (Fürth)* 20. 9. Haungs 19. 9. Keller 21. 9. Dr. Müller** 19. 9. Rappe (Hildesheim) 19. 9. Frau Renger 21. 9. Reuschenbach 21. 9. Schmidt (Hamburg) 21. 9. Schmidt (Wattenscheid) 19. 9. Frau Schoppe 21. 9. Frau Simonis 21. 9. Dr. Stark (Nürtingen) 21. 9. Tietjen 21. 9. Weiskirch (Olpe) 21. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen der Abgeordneten Frau Fuchs (Köln) (SPD) (Drucksache 10/1979 Fragen 12 und 13): Wie beurteilt die Bundesregierung die Personalsituation der Bundesanstalt für Arbeit, und kann sie die Feststellung des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit, Franke, bestätigen, daß zur Zeit etwa 5 000 Kräfte in den Arbeitsämtern der Bundesrepublik Deutschland fehlen? Wie viele Planstellen sind zur Zeit in den Arbeitsämtern nicht besetzt, wie viele Stellen fehlen gemessen an dem anerkannten Stellenbemessungssystem der Bundesanstalt für Arbeit? Die Bundesregierung weiß um die hohe Belastung der Mitarbeiter in der Arbeitsverwaltung. Sie erkennt deren Leistung ausdrücklich an. Aus diesem Grunde hat die Bundesregierung bereits in der Vergangenheit im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten alles getan, um eine Entlastung des Personals in den Arbeitsämtern herbeizuführen. So wurde z. B. im Jahr 1983 die Zahl der Planstellen um 2 500 Stellen, im Jahr 1984 um 450 Stellen erhöht. Außerdem wurde die Bundesanstalt für Arbeit im Jahr 1983 von der für alle Bereiche der Bundesverwaltung geltenden 1%igen Personalkürzung ausgenommen. Die Bundesregierung prüft auch weiterhin, wie der durch die Lage auf dem Arbeitsmarkt bedingten Belastung der Mitarbeiter in den Arbeitsämtern Rechnung getragen werden kann. Da die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen nach wie vor politische Priorität hat, kann die Lösung nicht in glo- Anlagen zum Stenographischen Bericht balen Personalmehrungen, sondern nur in gezielten Maßnahmen liegen, die den vermehrten Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung mit einschließen. Die Frage, in welchem Umfang für bestimmte Aufgabengebiete der Arbeitsverwaltung gezielte Stellenmehrungen möglich sind, wird in den Haushaltsberatungen für das Jahr 1985 zu entscheiden sein. Insoweit möchte ich aber der z. Z. laufenden Willensbildung innerhalb der Selbstverwaltung der Bundesanstalt nicht vorgreifen. Es ist richtig, daß die Bundesanstalt für Arbeit nach ihrem Personalbemessungssystem einen Mehrbedarf von knapp 5 000 Stellen errechnet. Dieses Bemessungssystem ist dafür geschaffen, für die interne Willensbildung eine Größenordnung für eine theoretische Maximalbesetzung der Arbeitsverwaltung anzugeben. Wie in der Vergangenheit können aber auch jetzt derartige rein rechnerische Bemessungssysteme die politisch zu treffenden Entscheidungen nicht ersetzen. Laut Auskunft der Bundesanstalt für Arbeit waren nach dem Stand vom 15. April 1984 2 057 Stellen nicht endgültig besetzt. Dies sind 4,22 % der Stellen. Hierunter sind Planstellen zu verstehen, die noch nicht mit einem Mitarbeiter auf Dauer besetzt sind. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß ca. 900 freie Stellen der Besetzungssperre nach § 19 des Haushaltsgesetzes 1984 unterlagen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 10/1979 Fragen 18 und 19): In wie vielen Arbeitsämtern sind die Mittel für Eingliederungshilfen bereits erschöpft? In welchem Umfang sind weitere Aufstockungen der Haushaltsmittel der Bundesanstalt für Arbeit notwendig, um weitere Engpässe in den letzten Monaten des Jahres 1984 zu verhindern? Der Haushaltsplan der Bundesanstalt für Arbeit enthält einen Ansatz von 200 Millionen DM für die Eingliederungsbeihilfe. Bis Ende August 1984 waren von den 200 Millionen DM nach Auskunft des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit rund 128,5 Millionen DM ausgegeben. Die Bundesanstalt für Arbeit hat die Mittel für Eingliederungsbeihilfe den Landesarbeitsämtern zugewiesen und diesen die Verteilung auf die einzelnen Arbeitsämter überlassen. Es ist Aufgabe der Landesarbeitsämter, durch Verlagerung der Mittel zwischen den einzelnen Arbeitsämtern Engpässe auszugleichen. Die Auszahlung der bewilligten Eingliederungsbeihilfen ist nach der bisherigen Ausgabenentwicklung sichergestellt. Wenn sich ein Mehrbedarf herausstellt, wird die Bundesregierung entscheiden, ob Mehrausgaben entsprechend den Vorschriften der Bundeshaushaltsordnung genehmigt werden kön- 6146* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 nen. Ich möchte darauf hinweisen, daß die Bundesregierung bereits beim Einarbeitungszuschuß, dessen Haushaltsansatz 1984 um 85 Millionen DM aufgestockt worden ist, und beim darlehensweise gewährten Unterhaltsgeld, dessen Haushaltsansatz um 87 Millionen DM erhöht wurde, entsprechend tätig geworden ist. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen des Abgeordneten Buschfort (SPD) (Drucksache 10/1979 Fragen 22 und 23): Wie hat sich im Vergleich von Oktober 1982 zu August 1984 der Anteil der Leistungsempfänger an der Gesamtzahl der Arbeitslosen entwickelt, und wie hoch war in diesem Zeitraum der Anteil der Arbeitslosenhilfeempfänger? Kann deshalb die Arbeitslosenversicherung noch die ihr vom Gesetzgeber zugedachte Rolle wahrnehmen, und ist hinsichtlich der Entwicklung der Leistungsempfängerquoten, insbesondere die Entwicklung hin zur Arbeitslosenhilfe/Sozialhilfe vergleichbar mit den Erfahrungen, die Anfang der 30er Jahre gemacht wurden? Der Anteil der Leistungsempfänger an der Gesamtzahl der Arbeitslosen hat sich in den letzten Jahren nur geringfügig verändert. Er betrug im Jahre 1980 72,0 v. H. 1981 74,1 v. H. 1982 74,1 v. H. 1983 72,0 v. H. Dagegen ist der Anteil der Bezieher von Arbeitslosenhilfe an der Gesamtzahl der Leistungsempfänger nicht unerheblich gestiegen. Er betrug im Jahre 1980 21,1 v. H. 1981 19,6 v. H. 1982 23,9 v. H. 1983 32,4 v. H. Hauptursache für diesen Anstieg ist die in den letzten Jahren gestiegene individuelle Dauer der Arbeitslosigkeit. So betrug die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit des Bestandes an Arbeitslosen jeweils Ende September 1980 7,6 Monate, 1981 7,4 Monate, 1982 8,5 Monate, 1983 10,3 Monate. Die Bundesregierung beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. Sie ist im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten bemüht, den sozialen Problemen der von längerfristiger Arbeitslosigkeit betroffenen — vor allem älteren — Arbeitnehmer Rechnung zu tragen, insbesondere durch einen verstärkten Einsatz der arbeitsmarktpolitisch aktiven Instrumente des Arbeitsförderungsgesetzes. Die Bundesregierung hält es für verfehlt, in diesem Zusammenhang die Leistungsfähigkeit der Arbeitslosenversicherung anzuzweifeln und Vergleiche mit den letzten Jahren der Weimarer Republik zu ziehen. Damals wurde Arbeitslosengeld längstens für sechs Monate, zuletzt sogar nur noch für sechs Wochen gezahlt. Die der Arbeitslosenhilfe vergleichbare Krisenunterstützung wurde — bis zur Aufhebung dieser Begrenzung Ende 1982 — längstens für 52 Monate gewährt. Deshalb waren im Jahre 1932 mehr als die Hälfte der Bezieher von Leistungen bei Arbeitslosigkeit sogenannte „Wohlfahrtserwerbslose", die ausschließlich Wohlfahrtsleistungen der Gemeinden erhielten. Heute wird dagegen Arbeitslosengeld in der Regel für die Dauer eines Jahres und danach — im Grundsatz zeitlich unbegrenzt — Arbeitslosenhilfe gezahlt. Sozialhilfe erhalten grundsätzlich nur die Arbeitslosen, die bisher noch nicht als Arbeitnehmer im Erwerbsleben standen oder deren Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe ausnahmsweise nicht die Höhe der Sozialhilfe erreicht.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Mitzscherling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Ohne jeden Zweifel wird die Verschuldungsproblematik das Hauptthema der Tagung sein; denn die Schuldenpyramide wächst weiter, und von vielen Entwicklungsländern können Zinsen und Tilgungen nur mit neuen Krediten der internationalen Banken geleistet werden. Diese Kredite sind aber immer schwieriger zu bekommen. Deshalb sind auch „Unfälle" — ich zitiere den Sprecher der Deutschen Bank, Herrn Dr. Guth — auf Grund politischer Entwicklungen in den Schuldnerländern, steigender Zinssätze usw. nicht auszuschließen. Was heißt das, „Unfälle"? — Unfälle wie Zahlungsunfähigkeit oder Zahlungsunwilligkeit, Zusammenbrüche von Banken, die nicht genügend Risikovorsorge getroffen haben — das sind insbesondere die Banken in den Vereinigten Staaten — und mögliche Kettenreaktionen —, auch bei uns.
    Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank sagen in ihren Berichten, daß die Probleme nur lösbar seien, wenn erstens die Industrieländer ein reales Wirtschaftswachstum von mindestens 3 % jährlich erreichen und so den Entwicklungsländern Exportchancen bieten; wenn zweitens die historisch hohen Realzinsen nachhaltig sinken und wenn drittens ein Auswuchern des Protektionismus verhindert wird.
    Das sind drei große Wenn. Erstens. Ein kräftiges Wachstum findet zur Zeit nur in den Vereinigten Staaten und in Japan statt. Wie lange, das weiß niemand. Ob das wachstumsschwache Europa dann plötzlich als Lokomotive für die Weltwirtschaft vorprescht und die anderen ablöst, ist äußerst fraglich. Geschieht dies nicht, dann sieht es, wie Herr Stoltenberg kürzlich in einem Interview erklärte, zappenduster aus. Zweitens. Werden die Realzinsen nachhaltig sinken, insbesondere in den Vereinigten Staaten? Niemand weiß das. Drittens. Freier Welthandel? — Nun, der Protektionismus breitet sich überall aus, vor allem in den Vereinigten Staaten.
    Wir haben die Finanz- und Geldpolitik der USA hier schon sehr oft diskutiert und kritisiert, weil sie für die Entwicklungsländer, aber auch für Europa schädliche Folgen hat, nämlich überhöhte Zinsen und einen überhöhten Dollar.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, neigen in letzter Zeit dazu, vor allem die Exporterfolge dieses hohen Dollars zu bejubeln. Der Sachverständigenrat seinerseits hat erklärt, daß per saldo die Nachteile für Europa und für die Entwicklungsländer überwiegen. Es besteht somit kein Anlaß, sich zufrieden zurückzulehnen.
    Meine Damen und Herren, meine Fraktion erwartet von der Bundesregierung bei den anstehenden Verhandlungen erstens, daß sie massiven Druck auf die Vereinigten Staaten ausübt, ihren ausschließlich an eigenen Interessen orientierten Wirtschaftskurs zu ändern, damit weltweit die Zinsen sinken können; denn ohne Realzinssenkung ist eine Lösung der Verschuldungsprobleme nicht möglich, auch nicht eine fortgesetzte wirtschaftliche Erholung in Europa.
    Wir erwarten zweitens Druck auf die Vereinigten Staaten, daß sie auf den Protektionismus in ihrem Lande verzichten.
    Wir erwarten drittens, daß auf die Regierung der USA auch Druck ausgeübt wird, den US-Banken mehr Risikovorsorge und die Abschreibung fauler Kredite über einen längeren Zeitraum hinweg vorzuschreiben.
    Gestatten Sie mir die Anmerkung: Es ist unvertretbar, daß bei uns die Banken riesige Rücklagen bilden und sich mit Hilfe des Fiskus und damit auch auf Kosten der Steuerzahler gegen Risiken absichern, daß aber in Amerika nichts geschieht, weil die Aktionäre bedient werden wollen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wir erwarten ferner von der Bundesregierung, daß sie auf die Vereinigten Staaten einwirkt, sich an der Erarbeitung eines langfristig tragfähigen Konzepts zur Lösung der Verschuldungsprobleme zu beteiligen, und zwar gemeinsam mit den Entwicklungsländern.
    Die SPD-Fraktion hat mit dem Zukunftsprogramm „Dritte Welt" ihre ersten Vorschläge zur Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Entwicklungsländer vorgelegt.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Schaufensterantrag!)

    Von Ihnen, meine Damen und Herren von der Koalition, haben wir Wegweisendes bisher noch nicht zur Kenntnis nehmen dürfen.
    Ich möchte offen sagen — da sollen wir uns auch nichts vormachen —: Was jetzt in Washington geschieht, wenn dort über Sonderziehungsrechte oder Quotenerhöhungen diskutiert wird, sind letztlich doch nur Versuche, mit der Schaffung von neuem Geld die Zahlungsunfähigkeit vieler großer Schuldner aus der Dritten Welt zu verbergen, damit die Finanzwelt der Industrieländer nicht in Unordnung gerät.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter, die Redezeit ist abgelaufen. Darf ich bitten, das Pult freizugeben.
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Solms.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Mitzscherling, das Haushaltsdefizit der Vereinigten Staaten hat sicher Auswirkungen. Aber damit können Sie nicht die Verschuldungsprobleme der gesamten Entwicklungsländer und der freien Welt begründen.
    Frau Kollegin Beck-Oberdorf, wenn Sie so sehr interessiert sind, Ausführungen des Finanzministers zu der Verhandlungsgrundlage in Washington zu hören, dann wundere ich mich, daß Sie in der vorigen Woche, als Herr Tietmeyer eigens Ausfüh-



    Dr. Solms
    rungen machen und Erklärungen geben wollte, die Versammlung vorzeitig verlassen haben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Während der Haushaltsdebatte! Unerhört!)

    — Ich hatte den Eindruck, daß Sie entweder die Sachzusammenhänge schon kennen oder an den Ausführungen nicht mehr interessiert sind.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Grundlage der Probleme, über die wir hier diskutieren, sind die Schuldenprobleme im wesentlichen der Entwicklungsländer, aber auch einiger Industrieländer und der Schwellenländer. Es ist ganz klar, daß diese Verschuldungsprobleme auf Einflüsse zurückzuführen sind, die diese Länder nicht allein zu verantworten haben. Ich erinnere an die weltweite Rezession in den 70er Jahren auf Grund des Ölpreisschocks, ich erinnere an die Zinslasten, die durch die gestiegenen Zinsen gewachsen sind, ich erinnere an das Sinken der Rohstoffpreise, das die Exporteinnahmen der Entwicklungsländer sehr beeinträchtigt hat, und ich erinnere an die Verschlechterung der Terms of trade ganz allgemein.
    Es gibt für diese Verschuldungsprobleme keine globalen Lösungen. Wer solche vorschlägt — durch Schuldenmoratorium oder Schuldentilgungsverzicht —, der lenkt vom eigentlichen Problem ab.

    (Schwenninger [GRÜNE]: Abkoppelung! Schon mal was davon gehört?)

    Der IWF tut alles, um diese Verschuldungsprobleme zu entlasten und zu minimieren. Die Bundesregierung tut gut daran, ihn bei dieser schwierigen und verantwortungsreichen Politik zu unterstützen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Aber es kann kein Zweifel sein: Den wesentlichen Beitrag müssen die Länder, die Ihre Verschuldungsprobleme vor sich herschieben, selber leisten.

    (Frau Gottwald [GRÜNE]: Ja, ja, ja!)

    Denn der IWF kann dazu nur begleitend beitragen. Auch die westlichen Banken können nur begleitet zu Umschuldungen beitragen. Sie können die Schuldenprobleme nicht aus der Welt schaffen.

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    Natürlich können die entwickelten Länder und die Industrieländer eines tun: Sie können die Sicherung dauerhaften inflationsfreien Wachstums erreichen und insbesondere dafür sorgen, daß ihre Märkte geöffnet bleiben oder geöffnet werden, und jeder Tendenz zum Protektionismus abschwören.
    Aber das kann nicht dazu führen, daß der IWF aufgefordert werden soll, ohne Konditionen seine Politik weiter zu betreiben. Eine unkonditionierte Politik würde im übrigen die Anstrengungen der Wirtschaftspolitiker in den Entwicklungsländern unterminieren, die Wirtschaftspolitik auf eine gesündere Grundlage zu stellen. Denn sie können diese Politik oft nur leisten und durchsetzen, indem sie sich gegenüber Ihren eigenen Parteien auf den Ratschlag und die Konditionen des IWF berufen.
    Ein gutes Beispiel dafür bietet die Türkei. Sie ist in eine erheblich bessere wirtschaftliche Situation im wesentlichen auch deshalb gekommen,

    (Frau Gottwald [GRÜNE]: Der Staat; nicht die Bevölkerung! Unsinn!)

    weil sie sich in ihrer Wirtschaftspolitik auf die Konditionen des IWF eingestellt und ihre Wirtschaftspolitik dadurch wesentlich verbessert hat.

    (Schwenninger [GRÜNE]: Nennen Sie doch auch Südamerika!)

    Ich kann abschließend nur sagen: Kein Land kann auf Dauer über seine Verhältnisse leben. Sie können die Naturgesetze und die ökonomischen Gesetze nicht außer Kraft setzen.

    (Zuruf der Abg. Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE])

    Und wenn Sie Schuldentilgungsverzicht verlangen, dann dürfen Sie nicht vergessen: Damit entlasten Sie die Regierungen dieser Länder auch davon, daß sie einen Großteil der Mittel, die sie aus den entwikkelten Ländern bekommen haben, für Waffenkäufe benutzt haben. Und das ist ja genau etwas, was auch Sie nicht haben wollen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von den GRÜNEN)