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ID1004427300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/44 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 44. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 10/638, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 10/653 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 10/657 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 10/647, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 10/686, 10/716 —Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/687 — Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1983 bis 1987 — Drucksachen 10/281, 10/535, 10/723 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 10/639, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/677 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/696 — in Verbindung mit Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/640, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/641, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/724, 10/733 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/725 — Zweite Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der unmittelbaren Kostenbeteiligung der Versicherten an der Krankenhaus- und Kurbehandlung (Selbstbeteiligungs-Aufhebungsgesetz) — Drucksache 10/120 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/675 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/676 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit — Drucksachen 10/189, 10/704 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortmaßnahme: Erhöhung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung — Drucksachen 10/205, 10/698 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Mutterschaftsurlaub — Drucksachen 10/358 Nr. 64, 10/706 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/645, 10/659 — in Verbindung mit Haushaltsgesetz 1984 — Drucksachen 10/658, 10/660 — Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU . 3109B, 3205 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3109C Wieczorek (Duisburg) SPD 3118A Carstens (Emstek) CDU/CSU 3123 D Stratmann GRÜNE 3128 B Dr. Weng FDP 3133 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3136 D Frau Simonis SPD 3144 B Glos CDU/CSU 3150 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 3154 D Vizepräsident Stücklen 3156 C Frau Fuchs (Köln) SPD 3165A Dr. Friedmann CDU/CSU 3171 D Frau Potthast GRÜNE 3175A Frau Seiler-Albring FDP 3176B, 3248 B Roth SPD 3178C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 III Wissmann CDU/CSU 3183 D Hoss GRÜNE 3186 A Dr. Haussmann FDP 3189 D Sieler SPD 3191 D Präsident Dr. Barzel 3194A Jagoda CDU/CSU 3195A Vizepräsident Frau Renger 3195 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 3198 D Gobrecht SPD 3201 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 3208 B Dr. Faltlhauser CDU/CSU 3210 C Grünbeck FDP 3212 B Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 3213C Schulhoff CDU/CSU 3218 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 3220 D Frau Zutt SPD 3223 C Bredehorn FDP 3226 A Kiechle, Bundesminister BML 3227 D Hauck SPD 3230 B Dr. Hoffacker CDU/CSU 3232 C Eimer (Fürth) FDP 3236 B Jaunich SPD 3237 A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 3239 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3244 A Roth (Gießen) CDU/CSU 3245 D Walther SPD 3249 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3250 B Vizepräsident Wurbs 3258 C Namentliche Abstimmungen . 3254 B,C, 3256 B,C Nächste Sitzung 3258 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3259* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO 3259* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3107 44. Sitzung Bonn, den 8. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gerstl (Passau) * 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haase (Fürth) * 9. 12. Haehser 9. 12. Handlos 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Dr. Kreile 8. 12. Lemmrich* 9. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Dr. Müller* 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. von Schmude 9. 12. Schreiner 9. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Verheyen 9.12. Voigt (Frankfurt) 9. 12. Weiskirch (Olpe) 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO Zur Abstimmung über den Einzelplan 11 erkläre ich hiermit, daß ich aus den von Sprechern meiner Fraktion dargelegten Gründen nicht zustimmen kann. Ich begrüße jedoch, daß es auf Betreiben meiner Fraktion eine interfraktionelle Einigung darüber gegeben hat, wie sichergestellt werden kann, daß die drei im Hamburger Verkehrs-Verbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) auch künftig von Behinderten unentgeltlich in Anspruch genommen werden können. Ich begrüße weiter, daß die Fraktionen von CDU/CSU und FDP verbindlich erklärt haben, eine gesetzliche Regelung vorzunehmen, wenn der jetzt gemeinsam vorgesehene Weg nicht zum Ziel führt. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD haben sich darauf geeinigt, im Rahmen der Aussprache zum Einzelplan 11 folgende Erklärung zu Protokoll zu geben: Die Fraktionen gehen übereinstimmend davon aus, daß die obersten Landesbehörden in Hamburg und Schleswig-Holstein die drei in den Hamburger Verkehrsverbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) als S-Bahnen im Sinne des § 59 Abs. 1 Nr. 3 Schwerbehindertengesetz anerkennen. Durch diese Entscheidung der zuständigen Landesbehörden soll sichergestellt werden, daß Behinderte auch künftig diese Linien, die eine Reihe von S-Bahnmerkmalen aufweisen, unentgeltlich in Anspruch nehmen können.
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    Rede von Horst Jaunich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist nicht meine Aufgabe, hier die GRÜNEN zu verteidigen. Aber wenn Sie, Herr Kollege Hoffacker, gemeint haben, sagen zu müssen, daß sie gelegentlich Ausschußberatungen mit dem Sandkasten verwechseln, dann müssen Sie sich entgegenhalten lassen, daß Sie das Plenum des Deutschen Bundestags mit einem billigen Schmierentheater verwechselt haben.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Zurufe von der CDU/CSU)

    Der Bundesfinanzminister hat am heutigen Morgen gesagt, der Haushalt 1984 sei das in Zahlen gegossene Bild des politischen Willens der Mehrheit. Schauen wir uns an, wie der politische Wille dieser Mehrheit aussieht, und zwar am Beispiel des Einzelplans des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit! Dieser Einzelplan wird um 3,8 % geringer ausfallen als der des Vorjahres. Dies ist nicht darauf zurückzuführen, daß etwa das Ministergehalt auf die Hälfte gekürzt worden wäre, wie es einem Teilzeitminister angemessen wäre;

    (Zustimmung bei der SPD)

    nein, das ist darauf zurückzuführen, daß die Ansätze beim Kindergeld um 875 Millionen DM zurückgefahren werden.

    (Zuruf des Abg. Eimer [Fürth] [FDP])

    Der Finanzminister ist froh darüber, daß er diese Finanzierungsreserve hat, um die Senkung der Vermögensteuer zu finanzieren.
    Aber ich weiß mich doch zu erinnern, wie es all die Jahre war, als Sozialdemokraten hier die Verantwortung trugen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Schlimm war das!)

    Da haben die Unionspolitiker gesagt, Einsparungen beim Kindergeld müßten wieder den Familien zugeführt werden. Meine Damen und Herren von der jetzigen Regierungsmehrheit, Sie haben heute die Gelegenheit dazu, denn wir legen Ihnen hier entsprechende Anträge vor. Es ist überhaupt nicht zu bemängeln, daß wir damit in zwei Punkten wieder Zustände herbeiführen wollen, wie es sie schon einmal gegeben hat. Herr Hoffacker, dann muß es Ihnen doch furchtbar leicht sein, diesen unseren Anträgen zuzustimmen. Aber ich habe das Gegenteil von Ihnen gehört.


Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Kollege Jaunich, würden Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Eimer zulassen?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Horst Jaunich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich kann das leider nicht bei den acht Minuten, die mir zur Verfügung stehen.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Sechs zuviel! — Zuruf von der CDU/CSU: Sie können doch schneller reden!)

    — Das lassen Sie mal meine Sache sein, wie schnell ich rede. Sie sollen das auch verstehen können. Ich weiß, daß das bei Ihnen ein bißchen schwierig ist, daß Sie das nicht so gerne begreifen, vor allen Dingen nicht gern hören wollen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Dies ist ein ausgesprochener Wendehaushalt — das können wir feststellen —, und zwar nicht nur, weil mit ihm eine andere Richtung anvisiert ist. Nein, diese Wende manifestiert sich in besonderer Weise in der Abkehr von all dem, was Sie in der Vergangenheit gefordert, hier im Deutschen Bundestag postuliert haben.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Noch im Jahr 1980 haben Sie in Ihr Wahlprogramm hineingeschrieben: „Eine Politik, die jetzt an der Familie spart, wird uns alle teuer zu stehen kommen." Nun, meine Damen und Herren, was tun Sie? Sie führen die Einsparungen herbei auf dem Rükken, auf dem Buckel der Familien.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Hätten Sie mal nicht so mit dem Geld geschludert!)

    — Na, Sie waren doch immer dabei. Sie haben doch auf dem Familiensektor immer noch weitergehende Forderungen gestellt. Das haben Sie wohl vergessen? Das können Sie doch nicht alles verdrängen, Herr Kollege.
    Der verehrte Kollege Kroll-Schlüter schreibt am 6. Dezember dieses Jahres im Deutschland-UnionDienst: „Die Union ist eine Partei der Familie. Das wird gerade in dieser Legislaturperiode deutlich."

    (Dr. Hoffacker [CDU/CSU]: Weiterlesen! — Lachen bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, wir merken, was hier deutlich wird. Was hier deutlich wird, ist Zynismus

    (Beifall bei der SPD)

    angesichts der von mir beschriebenen Situation beim Kindergeld,

    (Eimer [Fürth] [FDP]: Wo ist denn gekürzt worden beim Kindergeld?)

    angesichts der Kürzungen beim Mutterschaftsurlaub. Da lassen Sie sich von allen Wohlmeinenden nicht anraten, Ihren Kurs zu ändern. Da lassen Sie sich nicht beeindrucken von dem Wort der katholischen Bischöfe. Da lassen Sie sich nicht beeindrukken von Ihren Ihnen doch sicherlich freundschaftlich zugetanen Kollegen der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, die Ihnen doch klipp und klar ins Stammbuch geschrieben hat: „Die Absichtserklärung des Bundeskabinetts, ab 1. Januar 1987 dieses Mutterschaftsurlaubsgeld auf alle Mütter auszudehnen, wird von uns als Ablenkungsmasche empfunden, weil dies keine Verbindlichkeit hat."

    (Beifall bei der SPD)

    3238 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Jaunich
    Genau zutreffend beschrieben! Müssen wir uns dann noch vor Augen halten, in welche Zeit das Jahr 1987 fällt, wenn man einmal in Legislaturperioden denkt?
    Sie schreiben alle Warnungen in den Wind. Sie werden auch unsere Anträge hier abbügeln; davon gehen wir aus.

    (Eigen [CDU/CSU]: Deswegen stellen Sie sie auch!)

    Aber wie muß Ihnen denn eigentlich zumute sein angesichts all Ihrer vollmundigen Ankündigungen auf dem familienpolitischen Gebiet in den hinter uns liegenden Jahren, wenn jetzt, im November dieses Jahres, alle Familienverbände dieser Bundesrepublik ein Notprogramm beschlossen haben, das sich als Forderung an uns richtet? Meine Damen, meine Herren, auch dies beeindruckt Sie in keiner Weise.

    (Dr. Hoffacker [CDU/CSU]: Aber Ihre Rede beeindruckt uns sehr! — Zuruf von der CDU/CSU: Der Scherbenhaufen, den Sie uns hinterlassen haben, der beeindruckt uns!)

    — Na, sehen Sie, dann stimmen Sie doch gleich, wenn die Anträge aufgerufen werden, in diesem Sinne! Dann zeigen Sie, daß Sie lernfähig sind. Aber ich habe nicht den Eindruck, daß das von Ihnen zu erwarten wäre.
    Meine Damen und Herren, Sie werden Gelegenheit haben, durch Ihr Abstimmungsverhalten zu beweisen, ob Sie denn wenigstens bereit sind, einen Schritt zu gehen. Wir übernehmen nicht alle Forderungen der Familienverbände, weil wir sie derzeit nicht finanzieren könnten, aber die von uns vorgelegten Änderungsanträge sind finanzierbar. Ich habe die Möglichkeiten hierzu soeben aufgezeigt.

    (Beifall bei der SPD)

    Dies ist ein erster Schritt, um der besonderen Situation der Familien in der heutigen schwierigen Zeit entgegenzukommen.
    Wir handeln hier. Sie aber lassen Hochglanzbroschüren drucken mit dem Motto „Reden ist Silber, Handeln ist Gold". Meine Damen und Herren von der Union, wo sind denn Ihre Handlungen? Nichts davon! Der Bundesfinanzminister lacht; das muß ihm also höllischen Spaß bereiten, worüber wir hier verhandeln.

    (Zuruf von der SPD: Er gehört zu dem Kabinett, in dem alle lächeln!)

    Herr Kollege Hoffacker hat uns hier soeben etwas von einer Stiftung gesagt, die in diesem Haushalt mit 25 Millionen DM ausgestattet wird. Diese Mittel nimmt man sich ebenfalls beim Kindergeldansatz weg. Herr Kollege Hoffacker tut dann so, als sei damit die Not der Familien gelindert. Herr Kollege Hoffacker, dies ist angesichts dessen, um was es geht, eine Beleidigung, wenn man hier diesen Eindruck zu erwecken versucht.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN) Im übrigen: Noch kennen wir nicht die Grundzüge dieser Stiftung. Da gibt es eine vage Absichtserklärung. Aber dieser Bundesminister ergeht sich j a pausenlos in Ankündigungen. Handlungen von ihm haben wir bisher nicht feststellen können.


    (Zurufe von der SPD: Nur Beleidigungen! — Unverschämtheiten! — Grinsen!)

    Aber er hat ja den „Wanderpreis" an Herrn Tandler abgeben müssen.
    Der Widerspruch zwischen Reden und Handeln wird doch permanent deutlich. „Die Bundesregierung hat zum 1. Januar 1983 die Kindergeldregelung gerechter gestaltet und Einkommensgrenzen eingeführt. Die besser Verdienenden erhalten weniger Kindergeld. Alle einkommensschwächeren Familien erhalten es in voller Höhe." So tönt Herr Geißler in einer Kundmachung an seine Landes- und Kreisverbände der Union.
    Erinnern wir uns doch, was der Herr Kollege Kroll-Schlüter im August 1981 zu demselben Thema gesagt hat: „Eine Verständigung von SPD und FDP auf Einkommensgrenzen beim Kindergeld wäre die Totalkapitulation der FDP vor den Kräften in der SPD, die eine Nivellierung der Einkommen der Familien wünschen."

    (Hört! Hört! bei der SPD — Weitere Zurufe von der SPD)

    Die Kollegin Geiger hat am 30. August 1979 dazu ausgeführt: „CDU und CSU werden die Vorschläge aus der SPD, die auf ein einkommenabhängiges degressives Kindergeldsystem hinauslaufen, auf das Entschiedenste bekämpfen. Die Kehrseite eines nivellierenden Familienlastenausgleichssystems nach den Vorstellungen der SPD würde für die Ernährer und Familien die Teilhabe an der Leistungsgesellschaft uninteressant machen und außerdem die Bereitschaft zum Kind in den leistungsorientierten Bevölkerungsgruppen lähmen."

    (Egert [SPD]: Sehr gut, Herr Kollege! Das ist aber gemein, die alten Papiere aufzuheben!)

    In jenen Zeiten haben Sie also so darüber gedacht. Nachdem Sie in gleicher Weise vorgegangen sind, stellen Sie dies als eine Verbesserung des Kinderlastenausgleiches dar. Es ist doch unübersehbar, in welcher Glaubwürdigkeitskrise Sie sich hier befinden.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich könnte Ihnen auf dem familienpolitischen Sektor noch eine Fehlleistung nach der anderen vorhalten. Die Zeit reicht allerdings nicht dafür.
    Ich möchte daher wenigstens noch wenige Sätze zu dem Kapitel Jugend — bei diesem Minister ganz besonders schlecht aufgehoben — sagen.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Mit großer Sorge müssen wir die Entwicklung betrachten, daß Bemerkungen des Bundesrechnungshofes von dem Bundesminister begierig aufgenommen und im Haushaltsausschuß Äußerungen gemacht werden, die darauf hindeuten, daß man künftig nur noch jene Jugendverbände finanziell för-
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3239
    Jaunich
    dern will, die sich wohl und regierungskonform verhalten.

    (Zurufe von der SPD: Staatsjugend! — Seine Jugendförderung!)

    Das ist das Ende einer vernünftigen Jugendförderung. Denn Jugendförderung ist immer auch emanzipatorisch angelegt.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der SPD: Der Geißler will eine Staatsjugend!)

    Dieser Bundesjugendminister läßt keinerlei Initiativen erblicken. Er muß die Fraktionen vorschikken, wenn es um die Novellierung des Gesetzes zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit geht. Zur gleichen Zeit stellt er sich aber irgendwohin und läßt sich einen Bierorden um den Hals hängen, weil er ja auch für das Reinheitsgebot des Bieres ist. Dafür bin ich auch.

    (Zuruf des Abg. Kolb [CDU/CSU] — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Es ist aber eine peinliche Fehlleistung und eine Geschmacklosigkeit, wenn der für Jugendfragen zuständige Minister sich ausgerechnet einen Bierorden umhängen läßt.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Zum Thema Gesundheit müßten diesem Minister und diesem Ministerium gegenüber auch noch ein paar Bemerkungen gemacht werden. Am gestrigen Tage hat die Vollversammlung des Ortskrankenkassentages 1983 gesagt, daß man bei dieser Bundesregierung ein schlüssiges Konzept der Gesundheitspolitik vermisse. Ich kann mich dieser Bewertung nur voll und ganz anschließen.

    (Beifall bei der SPD)

    Das einzige, was auf diesem Felde stattgefunden hat, ist, daß man vor wenigen Tagen Aufklärungsmaterialien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Betrage von über einer Million DM eingestampft hat.

    (Zurufe von der SPD)

    Dies, obwohl sich sogar eine wissenschaftliche Vereinigung angeboten hat, diese Materialien zu übernehmen, weil sie sie für gut und gelungen hält. Dieser Regierung aber paßten sie nicht. Da wird eine Million Mark in den Sand gesetzt, wohl wissend, was man damit alles machen kann.
    Herr Präsident, ich komme zum Schluß. Diese Gesellschaft schreibt, dies sei in einer Nacht- und Nebelaktion passiert. Ich kann mich dem nur anschließen. Ich muß hinzufügen: Nacht und Nebel sind über all den Feldern zu finden, für die dieser Herr Bundesminister Geißler zuständig ist.

    (Beifall bei der SPD — Oh-Rufe von der CDU/CSU)