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ID1004400200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/44 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 44. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 10/638, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 10/653 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 10/657 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 10/647, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 10/686, 10/716 —Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/687 — Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1983 bis 1987 — Drucksachen 10/281, 10/535, 10/723 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 10/639, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/677 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/696 — in Verbindung mit Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/640, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/641, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/724, 10/733 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/725 — Zweite Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der unmittelbaren Kostenbeteiligung der Versicherten an der Krankenhaus- und Kurbehandlung (Selbstbeteiligungs-Aufhebungsgesetz) — Drucksache 10/120 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/675 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/676 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit — Drucksachen 10/189, 10/704 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortmaßnahme: Erhöhung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung — Drucksachen 10/205, 10/698 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Mutterschaftsurlaub — Drucksachen 10/358 Nr. 64, 10/706 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/645, 10/659 — in Verbindung mit Haushaltsgesetz 1984 — Drucksachen 10/658, 10/660 — Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU . 3109B, 3205 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3109C Wieczorek (Duisburg) SPD 3118A Carstens (Emstek) CDU/CSU 3123 D Stratmann GRÜNE 3128 B Dr. Weng FDP 3133 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3136 D Frau Simonis SPD 3144 B Glos CDU/CSU 3150 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 3154 D Vizepräsident Stücklen 3156 C Frau Fuchs (Köln) SPD 3165A Dr. Friedmann CDU/CSU 3171 D Frau Potthast GRÜNE 3175A Frau Seiler-Albring FDP 3176B, 3248 B Roth SPD 3178C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 III Wissmann CDU/CSU 3183 D Hoss GRÜNE 3186 A Dr. Haussmann FDP 3189 D Sieler SPD 3191 D Präsident Dr. Barzel 3194A Jagoda CDU/CSU 3195A Vizepräsident Frau Renger 3195 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 3198 D Gobrecht SPD 3201 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 3208 B Dr. Faltlhauser CDU/CSU 3210 C Grünbeck FDP 3212 B Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 3213C Schulhoff CDU/CSU 3218 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 3220 D Frau Zutt SPD 3223 C Bredehorn FDP 3226 A Kiechle, Bundesminister BML 3227 D Hauck SPD 3230 B Dr. Hoffacker CDU/CSU 3232 C Eimer (Fürth) FDP 3236 B Jaunich SPD 3237 A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 3239 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3244 A Roth (Gießen) CDU/CSU 3245 D Walther SPD 3249 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3250 B Vizepräsident Wurbs 3258 C Namentliche Abstimmungen . 3254 B,C, 3256 B,C Nächste Sitzung 3258 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3259* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO 3259* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3107 44. Sitzung Bonn, den 8. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gerstl (Passau) * 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haase (Fürth) * 9. 12. Haehser 9. 12. Handlos 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Dr. Kreile 8. 12. Lemmrich* 9. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Dr. Müller* 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. von Schmude 9. 12. Schreiner 9. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Verheyen 9.12. Voigt (Frankfurt) 9. 12. Weiskirch (Olpe) 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO Zur Abstimmung über den Einzelplan 11 erkläre ich hiermit, daß ich aus den von Sprechern meiner Fraktion dargelegten Gründen nicht zustimmen kann. Ich begrüße jedoch, daß es auf Betreiben meiner Fraktion eine interfraktionelle Einigung darüber gegeben hat, wie sichergestellt werden kann, daß die drei im Hamburger Verkehrs-Verbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) auch künftig von Behinderten unentgeltlich in Anspruch genommen werden können. Ich begrüße weiter, daß die Fraktionen von CDU/CSU und FDP verbindlich erklärt haben, eine gesetzliche Regelung vorzunehmen, wenn der jetzt gemeinsam vorgesehene Weg nicht zum Ziel führt. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD haben sich darauf geeinigt, im Rahmen der Aussprache zum Einzelplan 11 folgende Erklärung zu Protokoll zu geben: Die Fraktionen gehen übereinstimmend davon aus, daß die obersten Landesbehörden in Hamburg und Schleswig-Holstein die drei in den Hamburger Verkehrsverbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) als S-Bahnen im Sinne des § 59 Abs. 1 Nr. 3 Schwerbehindertengesetz anerkennen. Durch diese Entscheidung der zuständigen Landesbehörden soll sichergestellt werden, daß Behinderte auch künftig diese Linien, die eine Reihe von S-Bahnmerkmalen aufweisen, unentgeltlich in Anspruch nehmen können.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Als Mitberichterstatter zum Steuerentlastungsgesetz 1984 möchte ich eine redaktionelle Ergänzung zur Beschlußempfehlung des Finanzausschusses auf Drucksache 10/686, Seite 4 (Zusammenstellung der Beschlüsse) geben. Hier fehlt — es ist ein Versehen — die Überschrift des Gesetzes, die lautet: „Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984 — StEntlG 1984 —)".
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Bundesminister der Finanzen.

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    Rede von Dr. Gerhard Stoltenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am dritten Tag der Debatte werden jetzt Fragen des Bundeshaushaltes und der Finanzpolitik im Mittelpunkt unserer Erörterungen stehen. Ich halte es auch für richtig, daß wir heute mit diesen Themen beginnen. Natürlich ist der Bundeshaushalt nach der klassischen Parlamentstradition Anlaß zu einer Generaldebatte über alle Bereiche der Politik, aber der Haushalt selbst als in Zahlen geprägter Ausdruck der politischen Willensrichtung und Entscheidungen, auch der Kontroversen, sollte demgegenüber nicht aus dem Blickfeld kommen.
    Im Rahmen der politischen Aussprache der letzten zwei Tage haben wir bereits viele Anmerkungen zu wichtigen Einzelpositionen gehört, kritische Auseinandersetzungen und positive Würdigungen. Ich will hier mit einer kurzen Gesamtbewertung beginnen.
    In meinem Verständnis ist der Bundeshaushalt 1984 ein Markstein auf dem Wege zur Gesundung der Bundesfinanzen und ein wichtiger Beitrag zur Lösung der wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Aufgaben, die im Mittelpunkt unseres Handelns stehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die uns vorliegenden Berichte der Ausschüsse, vor allem des Haushaltsausschusses, zeigen, daß wir, Parlament und Regierung, dabei eine bemerkenswerte Leistung erzielt haben. Das gilt um so mehr, wenn wir das jetzt vorliegende Zahlenwerk in der Entwicklungslinie der vergangenen Jahre sehen und bewerten. Der Haushaltsvollzug 1982 war bestimmt durch das Jahr der Talfahrt, der Rezession, rückläufiger Steuereinnahmen, sprunghaft steigender Ausgaben für die Arbeitslosigkeit. Dies spiegelte sich 1982 in der Notwendigkeit wider, immer erneut in Regierungsentscheidungen die einzelnen Werte nach unten zu korrigieren und immer wieder in Nachtragshaushalten vom Deutschen Bundestag Milliarden zusätzlich an Kreditaufnahme zu verlangen.
    Der Haushalt 1983, über dessen Zwischenbilanz nach zehn Monaten ich hier noch einiges sagen möchte, ist geprägt durch die beginnende Trendwende nicht nur in den schon gestern erörterten Daten der wirtschaftlichen Entwicklung und ersten Zeichen leichter Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch im Bild der Steuereinnahmen und der Ausgaben des Bundes von Januar bis Okto-
    3110 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    ber. In Steuereinnahmen und vielen Ausgabetiteln spiegelt sich gleichsam seismographisch die aktuelle wirtschaftliche und soziale Entwicklung deutlicher wider als in manchen Reden, meine Damen und Herren, die wir auch im Deutschen Bundestag gehört haben.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das kann man wohl sagen!)

    Das Jahr 1984 ist das Jahr, von dem wir erwarten und mit vielen Bürgern hoffen, daß die Früchte einer Stabilitäts- und Gesundungspolitik geerntet werden können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das gilt nicht nur für den Haushalt selbst, im Soll und im Haben, sondern auch für vieles, was sich für die Wirtschaft abzeichnet, für gewisse, etwas positivere Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Das gilt, wie wir zuversichtlich erwarten, dann auch für die Erlebnis- und Erfahrungswelt der meisten Bürger der Bundesrepublik Deutschland über die Ansätze des Jahres 1983 hinaus.
    Ich möchte an dieser Stelle — nicht, weil es traditioneller Brauch ist, sondern weil es begründet ist — den Kollegen des Haushaltsausschusses sehr herzlich für ihre Arbeit danken. Ich beziehe alle anderen Ausschüsse in diesen Dank ein, denn fast alle Ausschüsse des Deutschen Bundestages haben intensiv und verantwortungsbewußt im Rahmen der umfassenden Begleitgesetze mitgewirkt.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und SPD)

    In monatelanger sorgfältiger Arbeit haben sie einen, wie ich glaube, guten Entwurf der Regierung in wichtigen Positionen noch verbessert. Wenn der Finanzminister von Verbesserungen redet, wenn die Haushaltspolitiker von Verbesserungen reden, dann denken wir in erster Linie an weitere gezielte Einsparungen bei weit über tausend Einzeltiteln. So ist es möglich gewesen, zu einer noch weiteren Senkung der Nettokreditaufnahme zu kommen, obwohl es unvermeidbar war, gerade auch im Hinblick auf außenwirtschaftliche Risiken, beim Bürgschaftstitel oder im Hinblick auf die schwierigen Umstrukturierungsaufgaben bedrängter Wirtschaftszweige und ihrer Mitarbeiter einige Positionen erheblich zu erhöhen. Ich nenne die befristete Stahlhilfe, die Mittel für die Kokskohle, für Anpassungsmaßnahmen im Bergbau. Allein diese eingreifenden Veränderungen, die der Haushaltsausschuß in vollem Einvernehmen mit der Bundesregierung vorgenommen hat, sind eine Antwort auf jene völlig unbegründeten Vorhaltungen in der gestrigen Debatte, daß wir nichts oder nichts Zureichendes täten, um den hart bedrängten Wirtschaftszweigen und ihren Mitarbeitern zu helfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Daß es bei dieser gezielten sektoralen Hilfe für bedrängte Wirtschaftszweige und dem Thema der Subventionen auch grundlegendere Probleme gibt, will ich an einer anderen Stelle meiner Ausführungen kurz berühren.
    Meine Einschätzung des jetzt zu verabschiedenden Bundeshaushalts 1984 lautet: Die Eckdaten sind günstiger als erwartet. Wenn jetzt auch durch eine gewisse Verbesserung des Bundesbankgewinns, der freilich deutlich unter dem vorigen Ansatz bleibt, wenn jetzt durch die zusätzlichen Einsparungen des Haushaltsausschusses die Nettokreditaufnahme deutlich unter 34 Milliarden DM liegt, dann erinnere ich mich an manche Gespräche im Frühjahr mit sachverständigen Finanzministern der Länder — aus beiden großen Parteien —, mit unabhängigen Experten und Finanzwissenschaftlern, die uns im April dieses Jahres sagten, es wäre bei den Ausgangsdaten eine große Leistung, wenn es gelänge, im Jahre 1984 die Neuverschuldung unter 40 Milliarden DM zurückzulegen.
    Ein Zweites will ich hier hervorheben: Die Haushaltsstruktur ist deutlich verbessert. Das gilt — wir haben gestern schon einige Anmerkungen dazu gehört, Herr Kollege Walther — auch für die Investitionsausgaben. Ich will das, weil das sicher bei Ihnen eine Rolle spielt, einmal an Hand der Zahlen verdeutlichen.

    (Hoffmann [Saarbrücken] [SPD]: Dann ziehen Sie BAföG aber ab!)

    — Ich komme darauf. Seien Sie doch geduldig, Herr Hoffmann. Sie dürfen unterstellen, daß ich genau auf diese kritischen Fragen eingehe.
    Im Finanzplan der alten Regierung waren für das Jahr 1984 investive Ausgaben von 32,6 Milliarden DM vorgesehen. Nach dem Finanzplan der neuen Regierung mit den Ergänzungen des Haushaltsausschusses sind es jetzt 35,3 Milliarden DM, also ein Zuwachs von 2,7 Milliarden DM. Davon entfallen — das ist richtig — 0,9 Milliarden DM durch die Umstellung beim BAföG und 1,3 Milliarden DM durch höhere Bürgschaften. Aber auch unter Berücksichtigung dieser beiden Sonderfaktoren verbleibt gegenüber Ihrem Finanzplan eine Steigerung um eine halbe Milliarde.
    Nun will ich an dieser Stelle zu dem Thema Bürgschaften sagen: Daß wir Vorsorge für wachsende Risiken in diesem Bereich treffen, wird unter uns nicht bestritten sein, aber ich behaupte auch, daß die Anwendung des Instruments der Bürgschaften und Gewährleistungen unter schwierigeren und risikoreicheren weltwirtschaftlichen Bedingungen eine unmittelbare und wirksame Hilfe für weite Bereiche der deutschen Exportwirtschaft und ihre Arbeitnehmer ist und daß sie die Investitionskraft der Betriebe im eigenen Lande stärkt, nicht nur die Arbeitsmarktsituation.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Im übrigen bringt es der überkommene Investitionsbegriff unserer Haushaltsordnung mit seinen Grenzen und mit seiner Problematik mit sich, daß die Steigerung wichtiger Mittelansätze für die Wirtschaftsbelebung und den Arbeitsmarkt in dieser Investitionsquote überhaupt nicht erscheint. Ich will das nur an einem Beispiel deutlich machen. Wir haben die Mittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gegenüber dem noch von Ihnen, meine Damen und Herren von der SPD, zu vertretenden Haushalt
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3111
    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    1982 etwa verdoppelt: von damals rund 850 Millionen auf jetzt knapp 1,7 Milliarden DM. Das ist ein konkreter Beitrag zur Arbeitsmarktpolitik, den wir in unserer Verantwortung leisten und den ich hier hervorheben möchte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich würde es auch begrüßen, wenn derartige Entscheidungen der jetzigen Mehrheit für Arbeitnehmer, Arbeitslose und Arbeitsmarktpolitik in manchen Stellungnahmen des Deutschen Gewerkschaftsbundes aufgeschlossener gewürdigt würden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich habe den vierseitigen Brief des Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Herrn Breit, aufmerksam gelesen, in dem er uns auffordert, diesen Haushalt abzulehnen. Das bleibt seiner politischen Würdigung unbenommen. Aber eine Argumentation gerade aus der Sicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes wird erst überzeugend, wenn man auch solche Entscheidungen im Interesse der Arbeitnehmer und der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit angemessener und objektiv würdigt,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    und die Würdigung beginnt damit, daß man sie jedenfalls erwähnt, wenn man an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages schreibt.
    Ein dritter Punkt, der zur Bewertung dieses Haushaltes gehört, ist eine umfassendere Vorsorge für Risiken. Ich will das einmal, Herr Kollege Apel, weil das Gegenstand einiger sehr kritischer Anmerkungen — ich will den Ausdruck „Polemik" jetzt in der Würdigung vermeiden — Ihrer Partei war, am Beispiel der Vorsorge für den Arbeitsmarkt und die Arbeitslosigkeit verdeutlichen. Wir haben im Haushalt dieses Jahres 1983 Vorsorge für eine mögliche Arbeitslosigkeit von durchschnittlich 2,35 Millionen getroffen. Wir können davon ausgehen — die Zahl wurde gestern schon genannt —, daß die tatsächliche durchschnittliche Arbeitslosigkeit in diesem Jahr mindestens 80 000, vielleicht 100 000 niedriger liegen wird, als wir Ende Dezember letzten Jahres in einer Schätzung, die bewußt ungünstige mögliche Entwicklungen einbezog, unterstellten.
    Wir haben aus Gründen der Vorsorge in die Haushaltsansätze für 1984 zunächst eine Arbeitslosigkeit von bis zu 2,49 Millionen einbezogen. Durch das günstigere Prognosebild der letzten Wochen war es möglich, diese Vorsorge jetzt auf knapp 2,4 Millionen, auf 2,38 Millionen, zu begrenzen. Aber wenn wir, immer noch von einer denkbaren ungünstigen Entwicklung ausgehend, dies in der Haushaltsplanung tun, bedeutet das nicht, meine Damen und Herren, daß dies unsere Prognosezahl oder gar unsere Zielvorstellung wäre.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist die Konsequenz aus bitteren Erfahrungen, die sie in den vergangenen Jahren gemacht haben.
    Ich halte es für richtig, sich gerade in diesen zentralen Punkten des wirtschaftlichen und sozialen Lebens mit großen Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen bei der Haushaltsgestaltung auf einen ungünstigen Trend einzustellen und in der politischen Arbeit alles zu tun, damit wir auch 1984 ein wesentlich besseres Ergebnis erzielen, wie es 1983 im Ansatz schon erreicht wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, der Haushaltsvollzug 1983 begründet Zuversicht. Nach zehn Monaten können wir davon ausgehen, daß wir in der Gesamtbilanz für 1983 Mehreinnahmen von etwa 1,5 bis 2 Milliarden DM erreichen werden — das ist Ausdruck der beginnenden wirtschaftlichen Belebung — und daß wir weniger Ausgaben in der Größenordnung von rund 2,5 Milliarden DM — vielleicht bis zu 3 Milliarden haben werden. Das heißt — und ich sage das mit großer Befriedigung —, wir machen in diesem Jahr 4 bis 5 Milliarden DM weniger Schulden, als wir im Dezember 1982 eingeplant haben.
    Meine Damen und Herren, das ist nun auch eine eindeutige Widerlegung der düsteren Prophezeiungen der sozialdemokratischen Kollegen vom Ende vergangenen Jahres und vom Beginn des Jahres 1983. Sie werden verstehen, daß ich Ihnen einige Zitate noch einmal in Erinnerung rufen möchte.
    Der Herr Kollege Helmut Esters hat am 27. Dezember 1982 erklärt:
    Der Bundeshaushalt 1983 wird wie die Rentenversicherung ins Rutschen kommen. Die Neuverschuldung wird auf 46 bis 47 Milliarden steigen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wenn die weiterregiert hätten!)

    Wir werden nach heutiger Einschätzung eher bei 36 als bei 47 Milliarden ankommen!
    Der Herr Kollege Rudi Walther, Vorsitzender des Haushaltsausschusses, sagte im Wahlkampf am 10. Februar 1983:

    (Zuruf von der CDU/CSU: Walther Kassandra!)

    Die Bundesregierung hat ihr Ziel verfehlt, einen soliden Haushalt einzubringen. Das Haushaltsrisiko beträgt 5 Milliarden DM.
    Der damalige und heutige finanzpolitische Sprecher der sozialdemokratischen Opposition, der Herr Kollege Hans Apel, hat am 7. April 1983 dem Ganzen die Krone aufgesetzt, als er sagte:
    Der Haushalt 1983 ist in weiten Teilen nur noch Makulatur.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Wegen der Haushaltslücke von mindestens 5 Milliarden DM muß die Bundesregierung unverzüglich einen Nachtragshaushalt vorlegen.

    (Lachen und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Kollege Apel, als ich das las, hatten wir schon die ersten Monatsergebnisse dieses Jahres. Ich habe damals nicht gedacht, daß mich ein Pferd tritt, aber ich habe gedacht, daß Sie sich in den Finger
    3112 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    geschnitten haben, und diese Beurteilung kann ich heute nur nachdrücklich unterstreichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Nein, meine Damen und Herren, diese Fehlprognosen — über den erlaubten Irrtum in finanzpolitischen Prognosen hinaus waren das schon krasse Fehlurteile — beruhen auf einem falschen Denkansatz, den ich auch gestern in einigen Ihrer Reden erneut empfunden habe. Das konjunkturpolitische Konzept der sozialdemokratischen Opposition läßt sich so zusammenfassen: noch mehr kreditfinanzierte Nachfragestützung, noch höhere Schulden und — auch das wird offen gesagt — noch höhere Abgaben für die sogenannten Besserverdienenden. Wenn man Ihre Konzepte genauer untersucht, stellt man aber fest, daß die Besserverdienenden bereits mit dem qualifizierten Facharbeiter beginnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das, meine Damen und Herren, ist die Wiederbelebung eines Konzepts, das in unser aller Erfahrungswirklichkeit spätestens seit 1980 im Grunde gescheitert ist,

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Restlos gescheitert!)

    für jedermann erkennbar. Das ist eine Politik, die in den ersten Haushaltsentwurf für 1983 — noch der alten Bundesregierung — einmündete, in dem die Mittel für die Zinsen und die Bundesschulden insgesamt stärker steigen sollten als die Gesamtausgaben des Staates. Dieses Konzept hat unser Land in eine Sackgasse geführt. Diese Politik ist einer der entscheidenden Gründe für das Scheitern der alten Koalition gewesen.
    Das, was wir tun, das, was wir mit diesen Haushaltsbegleitgesetzen — teilweise auch durch empfindliche Einschränkungen — Bürgern unseres Landes zumuten, ist ja eine Politik, die uns überhaupt erst wieder den Handlungsspielraum für eine vorausschauende, dem Gemeinwohl, der wirtschaftlichen Gesundung, der sozialen Sicherung und der Beschäftigung dienende neue Politik gewährleisten und schaffen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Nach diesen Erfahrungen und auch nach den Reden des gestrigen Tages frage ich mich, meine Damen und Herren von der SPD, wirklich, wann Sie aus diesen Erfahrungen die Folgerungen ziehen wollen. Die Sozialdemokratische Partei braucht ein finanz- und wirtschaftspolitisches Godesberg.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Aber bis jetzt ist im Kreis Ihrer Sprecher noch niemand erkennbar, der etwa die Rolle eines Fritz Erler aus dem Jahre 1960 übernehmen könnte.
    Meine Damen und Herren, wenn wir über die Wirkungen dieser Finanzpolitik sprechen, dann kann man folgendes sagen: Die mündigen Bürger haben die ersten Entscheidungen, die Signale einer neuen Politik verstanden

    (Dr. Vogel [SPD]: In Hessen!)

    und zunehmend angenommen.

    (Dr. Vogel [SPD]: In Hessen!)

    — Ich rede jetzt nicht von Einzelwahlen, wobei zu Hessen ja auch die Erfahrung gehört, daß die Sozialdemokratische Partei des Ministerpräsidenten Holger Börner noch vor zweieinhalb Monaten große Wahlanzeigen schaltete, in denen behauptet wurde, daß wir Weihnachten eine Arbeitslosenzahl von 3 Millionen haben würden,

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    eine der schlimmsten Irreführungen, eines der schlimmsten Beispiele für Angstpropaganda und Täuschung, die wir in den letzten Monaten in der Bundesrepublik Deutschland erlebt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Glos [CDU/CSU]: Schämt Euch! — Dr. Waigel [CDU/CSU]: Unglaublich!)

    Nein, der private Verbrauch steigt trotz des von Ihnen in düsteren Farben gemalten angeblichen Nachfrageentzuges von mehr als 14 Milliarden DM durch unsere Finanzpolitik.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Weil entspart worden ist!)

    Die Investitionen, meine Damen und Herren, nehmen deutlich zu; ich sage das auch zu manchen anderen Bewertungen des gestrigen Tages. Die Ausrüstungsinvestitionen haben, saisonbereinigt, von Ende 1982 bis Mitte 1983 um 7,5 %,

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    die Bruttoinvestitionen vom dritten Quartal 1982 bis zum dritten Quartal 1983 um 7,7 % zugenommen. Auch hier ist wieder, ermutigt durch bessere Bedingungen unserer staatlichen Förderprogramme und durch die von Ihnen kritisierten Steuersenkungen, unserer Mittelstand der Schrittmacher dieser Entwicklung. Die Anträge auf Eigenkapitalhilfe im Rahmen staatlicher Förderprogramme haben im Jahresvergleich um 165 % zugenommen. Die Handwerker, die Einzelhändler, die Selbständigen, die qualifizierten Arbeitnehmer haben den Sinn dieser Steuersenkungen und der neuen Förderprogramme besser verstanden als die sozialdemokratische Opposition in diesem Hause.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Zahl der Existenzgründungen steigt deutlich an. Die Kurve der Konkurse weist im Jahresverlauf spürbar nach unten. Es ist nicht zulässig, wie es gestern geschehen ist, hier uns pauschal ein NeunMonats-Ergebnis vorzuhalten und zu verschweigen, daß wir im dritten Quartal dieses Jahres die Trendwende erreicht haben, daß im dritten Quartal dieses Jahres die Zahl der Konkurse erstmals seit vielen Jahren deutlich das Vorjahresergebnis unterschreitet. Dieser Trend ist ermutigend. Erstmals seit vier Jahren haben wir seit September einen Rückgang der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen. Die Trendwende im Export ist erreicht.
    Die Reden der Sozialdemokraten und auch erstaunliche Anträge, die Sie, Herr Kollege Vogel, mit Ihrer Unterschrift hier einbringen, gehen an der Wirklichkeit vorbei. Es gibt viele Anträge in diesem
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3113
    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Hause. Sie fordern in einem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD den Deutschen Bundestag auf, zu beschließen:
    Es ist zu befürchten, daß die leichte Konjunkturerholung nicht von Dauer sein wird ... und die deutsche Volkswirtschaft 1985 ... in eine erneute Rezession abgleitet, an deren Ende noch weit mehr Arbeitslose stehen.
    Über solche pessimistischen Annahmen kann man diskutieren. Aber das in den Rang einer amtlichen Feststellung des Deutschen Bundestags zu erheben entbehrt doch nicht einer gewißen Komik, um das mal in aller Freundlichkeit zu sagen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ihr Vorgänger Herbert Wehner pflegte uns immer zu sagen — seit 1969; ich erinnere mich noch —: Sie müssen in der Opposition noch viel dazulernen. Das Wort kommt mir heute auch in den Sinn.

    (Stratmann [GRÜNE]: Tun Sie das doch mal!)

    Ich sage noch einmal: Mit diesem Thema ist eine ernste Frage verbunden, auf die ich eingehe: Was ist notwendig'? Was können wir tun? Was müssen wir noch leisten, um den beginnenden Aufschwung dauerhaft zu gestalten? Das ist ein Thema legitimer Debatte. Aber das in der pessimistischsten Prognose im Widerspruch auch zu den letzten Erklärungen der Bundesbank und vieler Institute sozusagen in den Rang eines Beschlusses des Deutschen Bundestages zu erheben, das finde ich nun nicht gerade sehr sinnvoll und sehr nützlich.

    (Zurufe von der SPD)

    Ernster zu nehmen, Herr Kollege Vogel, ist natürlich die anhaltende Diskussion über die sozialen Wirkungen der neuen Politik. Sie haben gestern in dem bewährten, allerdings nicht erfolgreichen, jedoch nicht aufgegebenen Vokabular Ihrer Bundestagswahlkampfreden erneut gesagt, das Kennzeichen dieser Politik sei die Umverteilung zugunsten der Besserverdienenden.

    (Dr. Vogel Zuruf von der SPD: Widerlegen Sie es doch mal!)

    — Ich fange gerade an. Die vernünftige Methode einer ernsthaften Diskussion ist, zunächst zu zitieren und sich dann damit auseinanderzusetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Genau das beabsichtige ich jetzt zu tun. — Ich möchte einmal diesen fundamentalen Einwand an Hand einiger Tatsachen und einiger Trends kritisch beurteilen.
    Wir sind der Überzeugung, daß es eine soziale Politik ist, mit dem Kurs der ständig steigenden Schulden zu Lasten der kommenden Generation Schluß zu machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir glauben, daß eine Politik in den Wirkungen
    sozial ist, die die Investitions- und Wirtschaftskraft
    der privaten Unternehmen nachhaltig stärkt, auch
    wenn das in den Augen mancher nicht als mechanistische mathematische Verteilungsgerechtigkeit in der aktuellen Situation erscheint.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir sind überzeugt, daß eine Finanzpolitik sozial ist, die zu einem drastischen Rückgang der Inflationsrate geführt hat. Darüber ist gestern schon eingehend gesprochen worden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir halten eine Politik auch für sozial, die mit bestimmten Härten — das ist nicht zu bestreiten — durch Eingriffe und Kürzungen die sozialen Sicherungssysteme wieder langfristig verläßlich macht.
    Und nun will ich etwas über einige Einzelpunkte sprechen. Wenn Sie jetzt konkret über die Belastungswirkung für verschiedene soziologische Gruppen sprechen, dann dürfen Sie doch nicht übersehen, daß die leider unvermeidbare Beitragserhöhung in der Sozialversicherung vor allem durch die Einbeziehung der Sonderzahlungen mit einer Mehrbelastung von 4,5 Milliarden DM zur Hälfte die Unternehmen trifft und auf der Seite der Arbeitnehmer in erster Linie jene, die ein höheres Einkommen haben, die zu den Mittelschichten oder den Besserverdienenden gehören.

    (Zurufe von der SPD)

    Sie dürfen, bevor Sie, meine Damen und Herren, Ihre Anklagereden wiederholen, nicht übersehen und sollten nicht vergessen, daß Sie im Jahr 1982 das Kindergeld für alle gekürzt haben, für die alleinstehende Frau mit einem Monatseinkommen von 800 oder 1 000 DM genauso wie für den vielzitierten Gutverdienenden mit 80- oder 100 000 DM Jahreseinkommen, während wir bei der leider unvermeidbaren Kürzung des Kindergeldes die Bezieher der kleinen und der unteren mittleren Einkommen durch eine Einkommensgrenze völlig freigestellt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir halbieren den steuerlichen Ausbildungsfreibetrag mit Wirkung vom 1. Januar 1984.

    (Abg. Westphal [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Ich würde gern im Zusammenhang sprechen, Herr Kollege Westphal. — Natürlich trifft dies auf Grund der Progressionswirkung der Einkommensteuer in erster Linie die höherverdienenden Alleinstehenden oder Familien.
    Schließlich erinnere ich Sie daran, daß die Bezieher mittlerer und höherer Einkommen durch die Progressionswirkung der Einkommen- und Lohnsteuer einen maßgebenden Beitrag zur Konsolidierung leisten.

    (Gobrecht [SPD]: Für Höherverdienende ist die Lage seit Jahren unverändert! Da passiert doch nichts!)

    Hier kommen Steuerprogression, Geldentwertungsraten, Erhöhung von Sozialversicherungsbei-
    3114 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    trägen und Kürzungen bei den Einkommensübertragungen zusammen.

    (Dr. Apel [SPD]: Wenn ich das höre, kommen mir langsam die Tränen!)

    — Aber, Herr Apel, nehmen Sie das alles doch einmal zur Kenntnis!
    Wir haben eine Situation, in der von einem Einkommenszuwachs von 100 DM bei einem Bruttoeinkommen von 2 000 DM 53 DM verbleiben; bei einem Bruttoeinkommen von 4 000 DM sind es 31 DM, bei einem Bruttoeinkommen von 6 000 DM nur noch 15 DM. Natürlich haben wir mit dieser starken Progressionswirkung unseres Einkommensteuerrechts eine soziale Korrektur, die man auch in aktuellen Umverteilungsdiskussionen nicht einfach unterschlagen darf.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Apel [SPD]: Mir kommen die Tränen!)

    — Herr Kollege Apel, es geht nicht darum, daß Ihnen die Tränen kommen sollen, sondern darum, daß Sie bestimmte Tatbestände zur Kenntnis nehmen. Die Tränen sollten Ihnen eher kommen, wenn Sie an Ihre falschen Zitate aus der Zeit von April 1983 zurückdenken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Im übrigen muß man auch über positive soziale Wirkungen sprechen.