Rede:
ID1004216100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 6
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Neuhausen.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2865A Begrüßung des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für das Flüchtlingswesen, Poul Hartling 2955 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 6. Dezember 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über den Bau einer Straßenbrücke über den Rhein zwischen Sasbach und Marckoldsheim — Drucksache 10/252 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/688 — 2865 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zweiten Protokoll vom 17. Februar 1983 zur Änderung und Ergänzung des Abkommens vom 22. April 1966 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei einigen anderen Steuern — Drucksache 10/461 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/694 — 2865 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Feuerschutzsteuergesetzes — Drucksache 10/556 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/714 — 2865 D Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksachen 10/631, 10/659 — . . . . 2866 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 10/632, 10/659 — Conradi SPD 2866 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 2867 C Seiters CDU/CSU 2868 B Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksachen 10/633, 10/659 — . . . . 2868 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/636, 10/659 — und Art. 23, 24, 24a, 25 und 25a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/656, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 10/654 — Kühbacher SPD 2869 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 2872 D Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 2878 A Dr. Hirsch FDP 2881 D Dr. Schmude SPD 2885 C Dr. Laufs CDU/CSU 2889A Schäfer (Offenburg) SPD 2893 B Baum FDP 2896 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 2898 D Namentliche Abstimmung 2904 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/637, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/646, 10/659 — Helmrich CDU/CSU 2906 C Schmidt (München) SPD 2908 D Kleinert (Hannover) FDP 2911 B Schily GRÜNE 2912 C Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 2914 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/642, 10/659 — Hoffmann (Saarbrücken) SPD 2916 C Metz CDU/CSU 2920 B Drabiniok GRÜNE 2922 C Hoffie FDP 2924 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 2926 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/643, 10/659 — Dr. Friedmann CDU/CSU 2928 B Paterna SPD 2930 B Hoffie FDP 2933 B Frau Reetz GRÜNE 2934 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 2936 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/649, 10/659 — und Art. 26 a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Müntefering SPD 2939 B Echternach CDU/CSU 2942 A Sauermilch GRÜNE 2944 D Gattermann FDP 2946 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 2948 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 10/651, 10/659 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2952 C Vosen SPD 2955 B Dr.-Ing. Laermann FDP 2958 D Frau Dr. Bard GRÜNE 2961 A Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 2962 D Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 10/652, 10/659 — Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 III und Art. 22 des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Vogelsang SPD 2966 B Dr. Rose CDU/CSU 2968 B Dr. Jannsen GRÜNE 2971 B Neuhausen FDP 2972 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 2974 C Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 10/648, 10/659 — Brück SPD 2977 C Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 2980 C Frau Gottwald GRÜNE 2983 B Frau Seiler-Albring FDP 2985 B Dr. Hauchler SPD 2987 D Dr. Pinger CDU/CSU 2991 A Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 2993 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksachen 10/650, 10/659 — Heimann SPD 2997 B Stiegler SPD 2999 B Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 3000 C Schneider (Berlin) GRÜNE 3003 A Ronneburger FDP 3005 A Windelen, Bundesminister BMB . . . 3006 D Nächste Sitzung 3008 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3008 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2865 42. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Schlaga 6. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schreiner 9. 12. Voigt (Frankfurt) ** 6. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. Dr. Wörner 6. 12. ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gert Jannsen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist schon erstaunlich, was uns hier von einem Haushaltsexperten angeboten worden ist, der von Bildung offensichtlich nicht allzuviel Ahnung hat, obwohl er Studienrat ist.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD — Daweke [CDU/CSU]: Das ist vermessen, Herr Professor!)

    Die Haushaltspolitik im Einzelplan 31 ist nicht nur, wie Herr Vogelsang schon dargestellt hat, eine Schrumpfungspolitik, sondern diese Haushaltspolitik ist eine Umschichtungspolitik. Diese Umschichtung im Haushalt des Jahres 1984 wird — es tut mir leid, daß ich das sagen muß — darauf hinauslaufen, daß genau das geschieht, was auch Herr Rose nicht wollte, nämlich daß 2 Millionen Studenten — Herr Vogelsang sprach zwar von 1,2 Millionen — auf keinen Fall an die Universitäten kommen. Ich glaube vielmehr, er will, daß auch nicht die 1,2 Millionen an die Universitäten kommen. Das ist j a schon hinreichend abgesichert durch Entscheidungen aus dem vorigen Jahr, und es ist weiterhin durch Entscheidungen aus diesem Jahr abgesichert; man denke nur an den Erlaß, der zur Regelung des Erlassens von Teildarlehen herausgegeben worden ist, der ja keine andere Bedeutung und Funktion haben wird, als diejenigen auszusortieren, die möglichst angepaßt, flott und schnell studieren.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Was das für einen Sinn machen kann, ist mir bei der Äußerung von Herrn Riesenhuber vorhin klargeworden, daß man im Rahmen der naturwissenschaftlichen Forschung, insbesondere der Genforschung, darauf hinwirken müsse, die Risiken zu beherrschen. Risiken bei so gefährlichen Forschungs- und Labortechnologien und auch Arbeitstechnologien zu beherrschen, bedeutet, eine bestimmte, kleine, angepaßte, sehr konsequente Gruppe auszubilden, die diese Risiken dann auch beherrschen kann. Die Betonung liegt dabei auf einer kleinen Gruppe, denn vermassen kann man eine solche Technologie wegen ihrer Gefahren nicht. Zu diesem Zweck wird ausgebildet werden.
    Das, was wir ursprünglich einmal hatten und was, soviel ich weiß, von fast allen Bildungspolitikern in der Bundesrepublik gefordert wird, nämlich das soziale Recht auf Bildung und Ausbildung, bleibt vor der Tür. Das ist ja auch kein Wunder, wenn man sich darüber klar wird, daß in beiden Regierungserklärungen von Bundeskanzler Kohl das Wort „Bildung" nur einmal auftaucht, und da im Zusammenhang mit Bildung von Eigenkapital.

    (Heiterkeit und Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Da wundert es weiter nicht, daß im Bereich der Bildungspolitik nicht mehr herausgekommen ist.
    Wenn bezüglich der Berufsbildung gesagt wird: Wir tragen das Programm der CDU mit, wir tragen das Sonderprogramm vom 4. Oktober mit, dann ist das haushaltstechnisch überhaupt kein Problem, da der Antrag bereits bei seiner Einbringung durch eine Ausgabenkürzung in einem anderen Haushaltstitel, der ebenfalls den Jugendlichen zugute kommen sollte, abgesichert war. Das habe ich bereits vor Wochen von dieser Stelle aus erklärt.

    (Daweke [CDU/CSU]: Es ist immer gut, wenn man sich selbst zitieren kann!)

    Herr Rose, es ist also kein Kunststück, dieses Programm im Rahmen der Entscheidungen über den Haushalt 1984 mitzutragen. Das Problem, das für die Jugendlichen unter dem Strich weder zusätzliches Geld noch zusätzliche Arbeits- und Ausbildungsplätze herauskommen, ist damit überhaupt nicht beseitigt. Dieses Problem bleibt.
    Die Fixierung auf das duale System — da muß ich leider unken, obwohl Sie es nicht mögen, wenn wir das tun — wird im Jahre 1984 zu ungeheuren Problemen führen. Die Kürzungen im Bereich der überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen werden sehr wahrscheinlich Schwierigkeiten für diese Regierung und die CDU im weiteren Verlauf der Entwicklung in der Berufsausbildung mit sich bringen.
    2972 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Dr. Jannsen
    Ich halte es für ausgesprochen problematisch, daß hier nicht einmal mehr Perspektiven — weder inhaltlicher noch formaler Art — für das Jahr 1984 diskutiert werden sollen. Wenn man daran denkt, was im Jahre 1984 geschehen könnte — ich habe heute morgen gehört, man müsse sich auf den schlimmsten Fall einrichten —, dann wird klar, daß die CDU und die Regierung die Augen vor den Zahlen des nächsten Jahres und die Ohren vor denen verschließt, die darauf hinweisen.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Ich möchte darüber hinaus auf das verweisen, was Herr Rose hier verbal eingebracht hat — Taten folgen nicht —: mehr Initiative, mehr Eigenverantwortung bei den Jugendlichen. — Das hätte ich auch gerne, das habe ich auch schon gefunden; ich habe nur keine Unterstützung von seiten Ihrer Fraktion bei den Haushaltsberatungen gefunden. Wir haben in mehreren Ausschüssen — unter anderem im Bildungsausschuß — einen Antrag eingebracht, der die Unterstützung eines Initiativenfonds für alternative Ausbildungsstätten von Ausbildungsorganisationen und Ausbildungsgruppen vorsieht.

    (Daweke [CDU/CSU]: Das hätten Sie gern! Unterstützen Sie sie doch aus Ihrer Fraktionskasse!)

    Die CDU/CSU hat diesen Antrag zusammen mit der FDP im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft praktisch kommentarlos abgelehnt. Von Eigeninitiative von Jugendlichen, die ja nicht ganz umsonst sein kann — sie müssen von irgend etwas leben —, ist da nicht die Rede.
    Ein letzter Punkt in diesem Zusammenhang: Wir werden den Antrag der SPD unterstützen, weil er uns immerhin Möglichkeiten offenbart, in einzelnen Bereichen des Benachteiligtenprogramms diese Form von Ausbildung unterbringen zu können.
    Was der CDU/CSU, der FDP und der Regierung im Zusammenhang mit der Hochschule und mit der wissenschaftlichen Weiterbildung einfällt, habe ich vorhin bereits anzudeuten versucht. Das, was einer allgemeinen wissenschaftlichen Weiterbildung zugute kommen könnte, was mal über die Graduiertenförderung geleistet worden ist, wird jetzt nicht geleistet. Was aber einer speziellen, mit besonderen Kriterien durchgeführten Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zugute kommen soll, wird ab 1984 besonders gestärkt. Ich bin mir nicht klar, welche Kriterien die einzelnen von der Bundesregierung und — wenn das hier so beschlossen wird — vom Bundestag bezuschußten Stipendienvergabeorganisationen an die anlegen werden, die diese Stipendien beantragen. Das herauszufinden, sollte man vielleicht einmal versuchen. Vergleichbar miteinander sind sie auf jeden Fall nicht. Es wird möglicherweise ein ähnliches Durcheinander geben wie beim Schüler-BAföG, wo die Länder ganz Unterschiedliches vorhaben.
    Einen letzten Punkt muß ich hier ansprechen. Das ist der Umgang dieser Regierung mit den ausländischen Studierenden. Es ist bekanntgeworden, daß vor etwa einem Dreivierteljahr, fast einem Jahr, für ausländische Studierende, die sich um einen Studienplatz in der Bundesrepublik bewerben bzw. ihn bereits zugeteilt bekommen haben, die Regelungen für die Einreise so verschärft worden sind, daß sie auf Grund der Bedingungen bundesrepublikanischer Zulassungsverfahren gar nicht mehr in der Lage sind, diese Möglichkeit wahrzunehmen. Ein Rückgang der Studentenzahlen ist bereits für das Sommersemester verzeichnet worden. Und dies betrifft im wesentlichen — und so ist es auch gemeint, behaupte ich jetzt einmal — die Studenten, die aus Ländern der Dritten Welt hierher kommen, weil für die besondere Regelungen zur Einreise in die Bundesrepublik existieren und weil für die die Wege, insbesondere die Postwege, so lang sind, daß sie nicht in der Lage sind, auf postalischem Weg ihre Einschreibung an einer deutschen Hochschule vorzunehmen. Diese Regelung muß meines Erachtens schleunigst aufgehoben werden; denn sonst wäre das, was an Entwicklungshilfe wenigstens auf diesem Gebiet des Transfers von Wissen und Technologien möglich wäre, in absehbarer Zeit nicht mehr drin. Ich fordere die Regierung, Außenminister und Bildungsminister, auf, diese Regelung zurückzunehmen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Neuhausen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Friedrich Neuhausen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Vogelsang, um es ganz deutlich zu sagen: Auch ich kann mich nicht darüber freuen, daß der Bildungspolitik im Rahmen des Gesamthaushalts nicht die Prioritäten zukommen, die mir wünschenswert oder erforderlich erscheinen. Aber wenn man es realistisch betrachtet, gilt diese Feststellung nicht nur für unseren Fachbereich. Und sie ist auch nicht nur von dieser oder jener Koalition abhängig. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" hat einmal von dem Prokrustesbett geschrieben, in das die Bildungspolitik eingezwängt sei. An diesem Bett haben über lange Zeit die verschiedensten Tischlermeister gearbeitet, nicht nur einer politischen Konstellation.

    (Daweke [CDU/CSU]: Ein gutes Bild!)

    Meine Damen und Herren, Bildungspolitik — und das gehört auch noch in dieses Programm hinein — darf sich auch nicht länger so isoliert betrachten, wie sie das lange Zeit getan hat. Sie ist einer Versuchung erlegen, die dann im Umkehrschluß dazu geführt hat, daß die anderen Politikbereiche Bildungspolitik isoliert betrachteten. Und das wird unserem gemeinsamen Anspruch nicht gerecht; denn diese Bildungspolitik bestimmt doch den gesellschaftlichen Raum, den Raum der Bildung, Ausbildung und Erziehung, der von größter Bedeutung — lassen Sie mich das einmal so grundsätzlich und plakativ sagen — für die Zukunft von Staat und Wirtschaft ist; denn hier geht es um die Förderung der Begabungen, die wir brauchen, um die Entwicklung von Leistungsfähigkeit, Leistungswillen und Leistungsmöglichkeit, ohne die wir die Probleme der Zukunft nicht lösen können. Hier geht es auch darum, daß
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2973
    Neuhausen
    junge Menschen individuell und für sich zu ihren ganz eigenen Entfaltungen und Entwicklungen kommen, daß sie als einzelne ihren Lebensweg finden und daß Bildung und Erziehung ihnen dabei den Horizont und die Perspektiven ihres Lebens- und Weltverständnisses öffnen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, das hört sich vielleicht groß und abstrakt an. Aber wenn eine solche grundsätzliche Betrachtung nicht den Hintergrund der Beurteilung aktueller Gegebenheiten bildet, dann verkümmert Bildungspolitik zum vordergründigen Streit — und den haben wir allzulange geführt — um Organisationen und Institutionen und degradiert sich zum Handlanger der Verwirklichung dieser oder jener so oder so ausgerichteten ideologischen Vorstellung. Wenn sie sich in der Aussprache gar auf nur ein aktuelles Problem konzentriert, vernachlässigt sie die ganze Breite ihrer Aufgaben.

    (Daweke [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Meine Damen und Herren, in ihrem Mittelpunkt — das müssen wir auch bei einer solchen Betrachtung sagen — muß aber immer der einzelne, und zwar der einzelne junge Mensch, stehen, der seinen Weg in die Gesellschaft, in Wirtschaft und Staat finden muß, dieser einzelne junge Mensch, der einmal mit den anderen zusammen das Gesicht dieser Gesellschaft, die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und die offene Sicherheit des staatlichen Zusammenlebens prägen wird.
    Wenn wir ehrlich sind, müssen wir sagen, daß diese Bildungsarbeit ja gar nicht von uns Bildungspolitikern geleistet wird. Sie wird geleistet von den Lehrern in Schulen und Hochschulen, von Ausbildern und Meistern in Handwerk und Wirtschaft, und sie wird vor allen Dingen von den Eltern geleistet.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    So steht die eigentliche Bildungspolitik, steht das, was wir treiben, immer zwischen zwei Polen. Auf der einen Seite befindet sich der Pol der individuellen erzieherischen, ausbildenden und bildenden Bemühungen in Elternhäusern, Schulen und Hochschulen und Ausbildungsstätten; auf der anderen Seite befindet sich der Pol der Haushalts-, Finanz-und Wirtschaftspolitik, der den Rahmen für die finanziellen und institutionellen Möglichkeiten setzt.
    Zwischen diesen beiden Polen — Herr Vogelsang, ich nähere mich Ihren Aufforderungen an mich — hat sie zu vermitteln, denn daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Schwerpunkte zu setzen. Das geschieht, wie wir wissen, im Rahmen der Haushaltsbeschlüsse. Unter den Vorzeichen der Notwendigkeit, den Haushalt und die Staatsfinanzen zu konsolidieren und zu stabilisieren, dürfte der gewichtigste Schwerpunkt augenblicklich sein, dafür zu sorgen, daß überhaupt noch Mittel für die so beschriebenen Aufgaben zur Verfügung stehen.
    Meine Damen und Herren, aus diesem Grunde stimmen wir dem Haushalt zu. Es ist aber kein Geheimnis, daß sich die Bildungspolitiker meiner Partei — ich auch — bei den Haushaltsschwerpunkten im engeren Sinne, also konkret bezogen auf den Einzelplan des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft bzw. seine Einbettung in den Gesamthaushalt, auch andere Gewichtungen, z. B. im Hinblick auf die individuelle Ausbildungsförderung für Schüler, hätten denken können.

    (Zuruf des Abg. Kuhlwein [SPD])

    Daraus ergeben sich für uns Aufgaben für die Zukunft, die wir nicht vernachlässigen wollen, etwa hinsichtlich der Einbeziehung dieses Komplexes in die dringend notwendigen Überlegungen zur Umgestaltung des Familienlastenausgleichs

    (Daweke [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    oder auch hinsichtlich der Klärung des weiteren Schicksals der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses — Art. 22 des Haushaltsbegleitgesetzes.
    Genau in bezug auf diese beiden Punkte stellt sich beispielhaft die Frage nach der Kompetenz und der Aufgabe des Bundes in der Bildungspolitik. Es stellt sich die von mir vorausgeahnte und von Herrn Vogelsang gestellte Frage nach der gesamtstaatlichen Verantwortung, nach der Bundeseinheitlichkeit in wichtigen Bereichen der Bildungspolitik. Ich mache mir hier zu eigen, was der Vorsitzende meiner Partei, Hans-Dietrich Genscher, kürzlich auf dem Parteitag in Karlsruhe zu diesem uns beschäftigenden Thema gesagt hat. Er hat nämlich gesagt:
    Ich bin gewiß kein Zentralist. Ich schätze als Liberaler die gewaltenteilende Funktion unseres föderativen Systems, und ich weiß um die darin liegende Chance der Vielfalt der Initiativen. Aber Vielfalt ist etwas anderes als Wirrwarr, und Gewaltenteilung ist etwas anderes als Entscheidungslähmung durch Einstimmigkeitszwang in der Kultusministerkonferenz.

    (Beifall bei der FDP)

    Die gesamtstaatliche Verantwortung des Bundes muß zu ihrem Recht kommen, wo es um die Zukunft unserer Kinder geht.
    Meine Damen und Herren, es gibt in allen Parteien eine Föderalismusdiskussion, auch in der SPD. Ich denke an das, was der frühere Staatssekretär Granzow kürzlich auf einen Artikel meiner Parteifreundin Frau Hamm-Brücher geantwortet hat. Da sprach er plötzlich davon, daß es nicht auf die Bundeseinheitlichkeit ankomme, sondern darauf, progressive Inseln in diesem Land in der Hoffnung zu bilden, daß sie einmal wieder zu Landmassen würden.

    (Zuruf des Abg. Kuhlwein [SPD])

    Das ist auch nicht das Maß an Bundeseinheitlichkeit, wie wir das früher gemeinsam gesehen haben.

    (Beifall bei der FDP)

    Es ergeben sich in diesem Zusammenhang einige sehr wichtige Fragen auch gegenüber der SPD — so verstanden —: Sind die Länder willens und in der Lage, die mit diesen Aufgaben verbundenen —
    2974 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Neuhausen
    auch finanziellen — Notwendigkeiten so zu leisten, daß ein vernünftiges Maß an Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse eingehalten wird? Das gilt doch im Hinblick auf die Ausbildungsförderung, wenn ich einmal an das Land Nordrhein-Westfalen denke. Ich habe den Eindruck, daß dort die Mittel, die bisher für die Ausbildungsförderung zur Verfügung standen, eben nicht für diese Zwecke eingesetzt werden. Das sollten wir alle gemeinsam als unsere Aufgabe ansehen.
    Wir sind weiterhin der Auffassung, daß der Bund auf eine gewisse Vordenkerfunktion angesichts der Entwicklungen in Technik und Wissenschaft nicht verzichten kann. Wir sind der Meinung, daß es gerade unter Beachtung der Interdependenzen zwischen allen gesellschaftlichen Bereichen auf eine gesamtstaatlich verantwortete Partnerschaft und verantwortliche Partnerschaft ankommt.
    Schließlich darf Pluralismus — das darf ich noch sagen —, auf den sich die Diskussion um Föderalismus in der Bildungspolitik meistens bezieht, ja nun nicht mit Partikularismus und Provinzialismus verwechselt werden. Auch in den Ländern ist Zentralismus denkbar; nicht nur im eigenen Bereich, sondern auch im Verhältnis zu anderen Ländern, etwa wenn es um die Anerkennung von Abschlüssen geht. Gerade der Pluralismus braucht einen Rahmen, der nicht zu neuen Abhängigkeiten führt, sondern Abhängigkeiten abbaut.
    Wer die Verlagerung von Verantwortung auf die Ebenen für richtig hält, auf denen verantwortlich zu handeln ist, wer die Verantwortung also näher an die Schulen und Hochschulen herantragen möchte, weil nur so Wettbewerb und Differenzierung möglich und zu verwirklichen sind, der muß auch einen gemeinsam verantworteten Rahmen bilden.

    (Unruhe)