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ID1004210400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2865A Begrüßung des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für das Flüchtlingswesen, Poul Hartling 2955 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 6. Dezember 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über den Bau einer Straßenbrücke über den Rhein zwischen Sasbach und Marckoldsheim — Drucksache 10/252 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/688 — 2865 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zweiten Protokoll vom 17. Februar 1983 zur Änderung und Ergänzung des Abkommens vom 22. April 1966 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei einigen anderen Steuern — Drucksache 10/461 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/694 — 2865 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Feuerschutzsteuergesetzes — Drucksache 10/556 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/714 — 2865 D Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksachen 10/631, 10/659 — . . . . 2866 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 10/632, 10/659 — Conradi SPD 2866 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 2867 C Seiters CDU/CSU 2868 B Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksachen 10/633, 10/659 — . . . . 2868 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/636, 10/659 — und Art. 23, 24, 24a, 25 und 25a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/656, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 10/654 — Kühbacher SPD 2869 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 2872 D Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 2878 A Dr. Hirsch FDP 2881 D Dr. Schmude SPD 2885 C Dr. Laufs CDU/CSU 2889A Schäfer (Offenburg) SPD 2893 B Baum FDP 2896 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 2898 D Namentliche Abstimmung 2904 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/637, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/646, 10/659 — Helmrich CDU/CSU 2906 C Schmidt (München) SPD 2908 D Kleinert (Hannover) FDP 2911 B Schily GRÜNE 2912 C Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 2914 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/642, 10/659 — Hoffmann (Saarbrücken) SPD 2916 C Metz CDU/CSU 2920 B Drabiniok GRÜNE 2922 C Hoffie FDP 2924 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 2926 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/643, 10/659 — Dr. Friedmann CDU/CSU 2928 B Paterna SPD 2930 B Hoffie FDP 2933 B Frau Reetz GRÜNE 2934 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 2936 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/649, 10/659 — und Art. 26 a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Müntefering SPD 2939 B Echternach CDU/CSU 2942 A Sauermilch GRÜNE 2944 D Gattermann FDP 2946 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 2948 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 10/651, 10/659 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2952 C Vosen SPD 2955 B Dr.-Ing. Laermann FDP 2958 D Frau Dr. Bard GRÜNE 2961 A Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 2962 D Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 10/652, 10/659 — Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 III und Art. 22 des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Vogelsang SPD 2966 B Dr. Rose CDU/CSU 2968 B Dr. Jannsen GRÜNE 2971 B Neuhausen FDP 2972 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 2974 C Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 10/648, 10/659 — Brück SPD 2977 C Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 2980 C Frau Gottwald GRÜNE 2983 B Frau Seiler-Albring FDP 2985 B Dr. Hauchler SPD 2987 D Dr. Pinger CDU/CSU 2991 A Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 2993 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksachen 10/650, 10/659 — Heimann SPD 2997 B Stiegler SPD 2999 B Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 3000 C Schneider (Berlin) GRÜNE 3003 A Ronneburger FDP 3005 A Windelen, Bundesminister BMB . . . 3006 D Nächste Sitzung 3008 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3008 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2865 42. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Schlaga 6. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schreiner 9. 12. Voigt (Frankfurt) ** 6. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. Dr. Wörner 6. 12. ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Walter Sauermilch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach einer Pressemitteilung von gestern hat der Generalsekretär der CDU, Dr. Reiner Geißler, eine erste Zwischenbilanz der Regierung Kohl an sein Parteivolk übermittelt. Dabei geht er auch auf die Probleme des Wohnungs- und Städtebaus ein, die heute hier bei Einzelplan 25 zur Diskussion stehen. Darin heißt es — ich zitiere —:
    Das wohnungsbaupolitische Sofortprogramm und die Verbesserung des Mietrechts haben dem Wohnungsbau neue Impulse gegeben.

    (Zurufe von der CDU/CSU: So ist es!)

    Dies wird dann auch mit Zahlen belegt, die lediglich ein Mehr an Baugenehmigungen gegenüber dem Vorjahr ausweisen. Das ist alles. Kein Wort von der schleichenden Reduzierung des sozialen Wohnungsbaus zugunsten von mehr Markt, also von mehr Asozialität!

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2945
    Sauermilch
    Kein Wort vom drängenden Problem der Mieter, die nun schon allzulange bis an den Rand ihres Existenzminimums ausgenommen werden!

    (Dr. Hackel [CDU/CSU]: Was haben Sie denn für eine Vorstellung?!)

    Kein Wort von den schon lange eingefahrenen schmutzigen Praktiken der sogenannten Bauherrenmodelle, deren Asozialität darin gipfelt, daß die oberen Einkommensgruppen mit Steuereinsparungen ihren Besitzstand unverhältnismäßig mehren!

    (Frau Roitzsch [Quickborn] [CDU/CSU]: Das sagen Sie als Architekt!)

    — Das sage ich als Architekt, sehr geehrte Frau Roitzsch.
    Nun zu Ihnen, Herr Minister Schneider. Ihre Ausführungen waren immer, soweit ich sie verfolgen konnte, und sind sicher auch heute wieder von Ihrem Idol des freien Markts bestimmt. Wohnungs-und Städtebau als Lokomotive der freien Marktwirtschaft! Freie Fahrt den Tüchtigen, den Managern, den Maklern, den Unternehmern, den Baugesellschaftern und den Häuslebauern!

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Aber bitte nur Erster-Klasse-Wagen mit Klimaanlage! Fröhlich winkend fahren Sie und Ihre tüchtigen Unternehmer in Ihrem Erster-Klasse-Zug an den vielen Streckenarbeitern vorbei,

    (Frau Roitzsch [Quickborn] [CDU/CSU]: Und Sie fliegen Erster Klasse!)

    die Ihre Schnellbahntrasse säumen, nämlich den vielen Normalbürgern, die nicht das Geld haben, selbst zu bauen, und daher zur Miete wohnen müssen.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Da wird das Bier sauer! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Sie selbst, Herr Minister Schneider, haben auf dem Deutschen Mietertag in Köln gesagt — das habe ich selbst gehört —, was Sie unter Miete verstehen. Sie sagten dort wörtlich: „Miete ist der Preis für eine wirtschaftliche Leistung." Kein Wort mehr, kein Wort dazu, daß menschenwürdiges Wohnen eine Voraussetzung für die Erfüllung des Art. 2 des Grundgesetzes, für die freie Entfaltung der Persönlichkeit, ist, das Mietrecht also eine sozialpolitische Aufgabe und nicht ein konjunkturpolitisches Instrument ist.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Kein Wort dazu, daß die Erblast einer schlechten Mietengesetzgebung mit Ihrem neuen Mietrecht durch zusätzliche Mietsteigerungen noch aufgestockt wird. Der Markt ist sozial blind; das wissen Sie. Aber Sie sagen es nicht; Sie sagen es deswegen nicht, weil Sie nicht zugeben wollen, daß die Sozialpflicht der Mietengesetzgebung — übrigens auch des Bodenrechts — Ihnen nur ein unliebsames Signal auf der von uns allen subventionierten Fahrt in die „Rosa Zeiten" der Rentner des Spätkapitalismus ist.
    Wie aber sieht diese Realität aus, meine Damen und Herren? Die Zahl der Räumungsklagen ist in den westdeutschen Großstädten um 20 bis 40 % gestiegen. Die Mietbelastung unterer und mittlerer Einkommensbezieher ist bei der Neuvermietung von Wohnungen auf bis zu 40 % des Haushaltseinkommens angestiegen. Neubaumieten von 12 DM pro Quadratmeter und mehr erreichen die Grenze der finanziellen Belastbarkeit vieler Haushalte. Die Mieten — das können auch Sie nicht widerlegen, Herr Echternach — sind im Jahre 1983 fast dreimal so schnell gestiegen wie die Lebenshaltungskosten.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Das stimmt gar nicht!)

    Unmittelbar neben Warteschlangen für preiswerte Wohnungen stehen Wohnungen der obersten Preisklasse leer. Die Schlichtformel „Mehr Miete — mehr Wohnungen" bleibt ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft. Keine einzige preisgünstige Wohnung wird durch diese mieterfeindliche Politik zusätzlich gebaut; das Gegenteil ist der Fall!
    Bis jetzt ist das Warten auf den Aufschwung im Bausektor vergeblich. Mindestens weitere 50 000 Bauarbeiter werden in diesem Jahr ihren Arbeitsplatz verlieren. Verbesserte Auftragslage im Wohnungsbausektor heißt zunächst nur mehr Überstunden, größeres Arbeitstempo, heißt aber auch Rationalisierung und damit weitere Gefährdung von Arbeitsplätzen. Die Sparpolitik im öffentlichen Hochbau tut ihr übriges.
    Die Programme zur Belebung der Baukonjunktur haben zumindest zweierlei erreicht: Wer sowieso bauen wollte, hat die Steuergeschenke und FörderMilliarden dankend mitgenommen oder aber seinen Hausbau einige Monate vorgezogen — ein wirklich grandioser Aufschwung! Zunächst sind nur die Genehmigungszahlen, nicht aber die Anzahl der Wohnungen angestiegen, die tatsächlich gebaut worden sind oder gebaut werden.

    (Dr. Jahn [Münster] [CDU/CSU]: Das ist logisch! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Das, was Herr Echternach soeben gesagt hat, daß nämlich Aufträge verteilt worden sind, ist auch kein Kriterium. Die Gewinner dieser Förderungsprogramme sind sicherlich Banken und Sparkassen. Die Zinsen für Bauhypotheken sind von 7,5 % im März wieder auf rund 9 % angestiegen. Mittlerweile kostet die Wohnungsbauförderung jährlich rund 26 Milliarden DM. Gewinner sind die oberen Einkommensbezieher. Sie erhalten Steuererleichterungen in Milliardenhöhe bei Abschreibungserleichterungen, Schuldzinsenabzug und Bauherrenmodellen.
    Diese Förderungspolitik gelangt einerseits nicht in die Bedarfsschwerpunkte in den Ballungsgebieten, andererseits werden Bevölkerungskreise subventioniert, deren Wohnungsversorgung in keiner Weise gefährdet ist. Verlierer sind untere und mittlere Einkommensbezieher, die mit ihrer Wohnungsversorgung in der vielgepriesenen Marktwirtschaft immer mehr unter die Räder kommen. Mietsteigerungen im Altbaubestand, nahezu unbezahlbare
    2946 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Sauermilch
    neue Sozialwohnungen, sinkende Reallöhne, steigende Arbeitslosenzahlen, aber auch das Fehlen von Anpassungen bei den Wohngeldleistungen an die verschlechterte Einkommenssituation gefährden die Wohnungsversorgung weiter Teile der Bevölkerung. Die wirtschaftlich Schwächeren sind dabei die ersten Opfer. Die von Herrn Schneider so hochgelobte Sickertheorie ist dabei im Sande der Ideologien schon versickert.
    Zum Glaubensbekenntnis der Marktwirtschaftskämpfer gehört auch das Wohngeld. Es soll zur Hauptstütze der Wohnbauförderung werden, weil kostengünstig, effektiv, zielgenau usw. Trotz sich verschlechternder Einkommenssituation weiter Teile der Bevölkerung und rasant steigendem Mietenniveau sind für das Wohngeld in den nächsten Jahren bis 1987 nur die gleichen Nominalbeträge vorgesehen wie für den Haushalt 1984. Nicht mehr, sondern weniger Haushalte werden Wohngeldleistungen erhalten. Arbeitslosen- und Rentnerhaushalte stellen den größten Teil der Wohngeldempfänger, nämlich über 90 %.
    Durch die regierungsamtliche Brille betrachtet gibt es heute wohl nur ein einziges Problem im Wohnungsbau, nämlich die Eigentums- und Eigenheimförderung. Wie sonst ist es zu verstehen, wenn Gedankenspiele kursieren, den Sozialwohnungsbestand auf eine Notreserve abzuschmelzen? Wie ist es sonst zu verstehen, daß durch bereits beschlossene Gesetze allein 2,5 Millionen von 4,5 Millionen Sozialwohnungen von einer sogenannten Befreiung aus der Mietpreisbindung und der Bindung für untere Einkommensklassen bedroht sind? Es handelt sich dabei aber nicht um die fast unbezahlbaren Sozialwohnungen der 70er und 80er Jahre, sondern um die immer noch mietgünstigen Wohnungen aus den 50er und den 60er Jahren.
    Die gleichen Entwicklungen bestehen in den städtischen Altbauquartieren, wo Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt werden, um ganze Stadtteile durch finanzkräftige Käufer, nicht nur Spekulanten, schrittweise umzukrempeln. Die Verdrängten sind dann auf die teuren Sozialwohnungen oder auf den immer enger werdenden Markt von Mietwohnungen im Altbaubestand angewiesen. Das hat Herr Müntefering vorhin auch schon ausgeführt.
    Zwar steht dieses Szenenbild mit der Verabschiedung des Bundesetats 1984 nicht zur Abstimmung an, diese unsozialen Tendenzen verlängern sich aber in den Etat des Bundesministeriums hinein bzw. werden weiter unterstützt.

    (Dr. Jahn [Münster] [CDU/CSU]: Was haben Sie denn für ein Rezept?)

    — Das kommt gleich, Herr Dr. Jahn. Aber ohne eine Korrektur der Kostenmiete im sozialen Wohnungsbau und vermehrte Kapitalsubvention drohen diese Programme zu versickern. Trotz hohem Subventionsaufwand ist durch den hohen Zinskostenanteil in der Mietberechnung bei Anfangsmieten von 7,50 DM die Vermietbarkeit dieser neuen Sozialwohnungen nicht gesichert. Es erhöht sich nur der Bestand schwer vermietbarer Wohnungen.

    (Glocke des Präsidenten)

    Unsere Forderungen: Neuauflage eines Modernisierungs- und Instandsetzungsprogramms von 200 Millionen DM. Im Haushalt 1984 ist nur noch die Abwicklung eingegangener Verpflichtungen vorgesehen. Modernisierung und Instandsetzung sind in der Regel billiger als Neubau,

    (Glocke des Präsidenten)

    sozial verträglicher und erlauben mehr Eigeninitiative der betroffenen Mieter. Das Schwergewicht der Förderung hat auf verlorenen Baukostenzuschüssen zu liegen.

    (Glocke des Präsidenten — Dr. Möller [CDU/CSU]: Wir warten immer noch auf das Konzept!)

    Die Mietwohnungsmodernisierung ist gleichrangig zu fördern und zu behandeln.
    Ich komme zum Schluß — noch einen Satz, Herr Präsident —: Aufstockung um 200 Millionen DM bei der städtebaulichen Sanierung und Entwicklung, Förderung nach dem Städtebauförderungsgesetz; zur Verbesserung der innerstädtischen Wohnqualität soll der Verpflichtungsrahmen um 200 Millionen DM erweitert werden; die Mittelvergabe ist an die Auflage von kleinteiliger Stadtsanierung und Stadterneuerung zu binden. — Da meine Redezeit abgelaufen ist, bin ich leider nicht in der Lage, meine Ausführungen zu Ende zu führen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Dr. Jahn [Münster] [CDU/CSU]: Jetzt kommt der Deckungsvorschlag! — Weitere Zurufe von CDU/CSU)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Gattermann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans H. Gattermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Müntefering, wie sich die Bilder oder die akustischen Eindrücke gleichen! Viele Jahre habe ich hier an dieser Stelle von Ihnen, meine Damen und Herren von der CDU/CSU, gehört, die Wohnungspolitik sei konzeptionslos gewesen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: War sie ja auch!)

    Die Kontinuität wird fortgesetzt, Herr Müntefering: ich höre diese Klage von Ihnen jetzt wieder. Nur, lieber Herr Müntefering, es gab Ansätze einer Konzeption, und diese Konzeption ist jetzt wesentlich klarer und deutlicher geworden. Ich hoffe, daß sie in den nächsten Monaten, was die Mittel- und Langfristperspektive anbetrifft, noch deutlicher werden wird.
    Herr Kollege Müntefering, Sie haben gesagt, daß wir noch vielzuviele Bauarbeiter ohne Arbeit und Brot haben. Ich stimme Ihnen ausdrücklich zu.
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2947
    Gattermann
    Aber ich frage Sie: Wie viele wären es denn wohl ohne die Sofortmaßnahmen der Bundesregierung?

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Abg. Müntefering [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Entschuldigung, ich bin nicht unhöflich, aber ich kann bei der Kürze der Zeit keine Zwischenfragen zulassen.

    (Zuruf von der SPD: Er will Ihnen ja nur antworten!)

    — Das kann er j a nachher in einer persönlichen Erklärung oder sonstwie machen.

    (Zurufe von der SPD)

    Etwas anderes: Bei der Müllverbrennungsanlage in Frankfurt könnten Bauarbeiter beschäftigt werden; aber es werden DDR-Bauarbeiter beschäftigt. Ich beklage das gar nicht, aus innerdeutschen Gründen; aber immerhin, das waren Maßnahmen, die die sozialliberale Regierung vereinbart hat und, ich sage das, zu Recht vereinbart hat.
    Sie haben die Legende — so sage ich jetzt bewußt — von dem ach so sozialschädlichen Bauherrenmodell angesprochen. Wenn der „Spiegel" zitierfähig wäre — ist er aber nicht —, dann würde ich Sie auf den Artikel dieser Woche hinweisen, weil da nämlich ausnahmsweise über das Bauherrenmodell mal etwas Vernünftiges gesagt worden ist, was ich schon lange sage.

    (Zurufe von der SPD)

    Die Risiken liegen bei denen, die sich dort Steuerersparnisse herausholen wollen, und das bittere Erwachen wird kommen, denn der ach so böse Markt ist sehr viel klüger, als wir Politiker es mit unseren Maßnahmen sind. Wir hinken nämlich immer hinterher.

    (Beifall bei der FDP)

    Dennoch haben wir bestimmte Maßnahmen, die am Donnerstag besprochen werden, vorgesehen. Herr Kollege Müntefering, ich gebe Ihnen zu, der Gedanke könnte auftauchen, daß im Zusammenhang mit einem Überwechseln zum Erwerbermodell die Dinge noch nicht so zu Ende gehen könnten, wie wir das miteinander wünschen. Deshalb wird die Bundesregierung den Auftrag bekommen, bis Mitte nächsten Jahres diesen Gesamtkomplex noch einmal sorgfältig zu prüfen, insbesondere auch unter dem Aspekt Erwerbermodell.
    Sie haben beklagt, daß das Vermögensbeteiligungsgesetz das Bausparen nicht einbezieht in den erhöhten begünstigten anlagefähigen Betrag von 312 DM.

    (Zuruf von der SPD)

    Ich beklage dies nicht, denn die Zielsetzung dieses Gesetzes ging und geht nach dem erklärten Willen der Bundesregierung eindeutig dahin, den Arbeitnehmer für Risikokapital zu interessieren und zu mobilisieren. Bausparen ist ja eine sichere Kapitalanlage und keine Risikokapitalanlage.
    Ich beklage aber mit Ihnen nachdrücklich, daß es nicht mehr möglich war, in diesem Gesetzgebungsverfahren die Festlegungsfrist zu reduzieren. Sie dürfen sicher sein, daß jedenfalls meine politischen Freunde alles tun werden, daß diese Maßnahme so schnell wie möglich nachgeholt wird.

    (Beifall bei der FDP)

    Um zum Haushalt zu kommen: Die entscheidenden Weichenstellungen sind schon am Ende der 9. Legislaturperiode vorgenommen worden. Soweit das im Einzelplan 25 etatisiert ist, finden sich hier jetzt im Haushalt die zahlenmäßigen Fortschreibungen dieser Maßnahmen. Immerhin, ein Plafond von rund 5,3 Milliarden DM stellt eine Erhöhung von 10')/0 dar, was bei einer Gesamthaushaltssteigerung von 1,6% sehr nachdrücklich das unterstreicht, was in der Regierungserklärung vom 4. Mai gesagt ist, daß nämlich der Baukonjunktur eine Schlüsselrolle bei der Ankurbelung der Wirtschaft insgesamt zukommt.
    Lassen Sie mich nur zwei Punkte aus dem Paket herausgreifen. Bei dem einen will ich den Kollegen Echternach ansprechen. Ihm ist es freundlicherweise gelungen, im Haushaltsausschuß die Mittel für die Städtebauförderung um 20 Millionen DM aufzustocken,

    (Zuruf von der SPD)

    ohne daß korrespondierend die Mittel bei der anderen Direktförderung gekürzt worden sind.

    (Widerspruch bei der SPD) — Sie sind nicht gekürzt worden.


    (Zurufe von der SPD)

    — Nein, sie sind nicht gekürzt worden. Aber aus diesem Tatbestand ergibt sich eine Aufgabenstellung.

    (Abg. Walther [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Warten Sie es ab, dann erübrigt sich Ihre Frage.

    (Walther [SPD]: Nein, nein!)

    Aus diesem Tatbestand ergibt sich die Aufgabenstellung für die Bundesregierung, in der Mittel- und der Langfristperspektive klar und präzise die Prioritäten zwischen der Bestandspflege durch Direktförderung und Neubau durch Direktförderung zu setzen.