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ID1004206600

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    5. Bundesminister: 1
    6. Justiz.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2865A Begrüßung des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für das Flüchtlingswesen, Poul Hartling 2955 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 6. Dezember 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über den Bau einer Straßenbrücke über den Rhein zwischen Sasbach und Marckoldsheim — Drucksache 10/252 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/688 — 2865 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zweiten Protokoll vom 17. Februar 1983 zur Änderung und Ergänzung des Abkommens vom 22. April 1966 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei einigen anderen Steuern — Drucksache 10/461 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/694 — 2865 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Feuerschutzsteuergesetzes — Drucksache 10/556 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/714 — 2865 D Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksachen 10/631, 10/659 — . . . . 2866 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 10/632, 10/659 — Conradi SPD 2866 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 2867 C Seiters CDU/CSU 2868 B Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksachen 10/633, 10/659 — . . . . 2868 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/636, 10/659 — und Art. 23, 24, 24a, 25 und 25a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/656, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 10/654 — Kühbacher SPD 2869 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 2872 D Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 2878 A Dr. Hirsch FDP 2881 D Dr. Schmude SPD 2885 C Dr. Laufs CDU/CSU 2889A Schäfer (Offenburg) SPD 2893 B Baum FDP 2896 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 2898 D Namentliche Abstimmung 2904 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/637, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/646, 10/659 — Helmrich CDU/CSU 2906 C Schmidt (München) SPD 2908 D Kleinert (Hannover) FDP 2911 B Schily GRÜNE 2912 C Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 2914 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/642, 10/659 — Hoffmann (Saarbrücken) SPD 2916 C Metz CDU/CSU 2920 B Drabiniok GRÜNE 2922 C Hoffie FDP 2924 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 2926 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/643, 10/659 — Dr. Friedmann CDU/CSU 2928 B Paterna SPD 2930 B Hoffie FDP 2933 B Frau Reetz GRÜNE 2934 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 2936 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/649, 10/659 — und Art. 26 a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Müntefering SPD 2939 B Echternach CDU/CSU 2942 A Sauermilch GRÜNE 2944 D Gattermann FDP 2946 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 2948 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 10/651, 10/659 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2952 C Vosen SPD 2955 B Dr.-Ing. Laermann FDP 2958 D Frau Dr. Bard GRÜNE 2961 A Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 2962 D Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 10/652, 10/659 — Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 III und Art. 22 des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Vogelsang SPD 2966 B Dr. Rose CDU/CSU 2968 B Dr. Jannsen GRÜNE 2971 B Neuhausen FDP 2972 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 2974 C Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 10/648, 10/659 — Brück SPD 2977 C Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 2980 C Frau Gottwald GRÜNE 2983 B Frau Seiler-Albring FDP 2985 B Dr. Hauchler SPD 2987 D Dr. Pinger CDU/CSU 2991 A Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 2993 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksachen 10/650, 10/659 — Heimann SPD 2997 B Stiegler SPD 2999 B Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 3000 C Schneider (Berlin) GRÜNE 3003 A Ronneburger FDP 3005 A Windelen, Bundesminister BMB . . . 3006 D Nächste Sitzung 3008 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3008 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2865 42. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Schlaga 6. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schreiner 9. 12. Voigt (Frankfurt) ** 6. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. Dr. Wörner 6. 12. ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Otto Schily


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Nein, ich bleibe Ihnen nicht erspart; das sehen Sie ganz richtig. Aber ich erspare Ihnen heute, da wir nicht sehr viel mehr sind als im kleinen Kreise des Rechtsausschusses, hier eine Debatte über Einzelheiten der Rechtspolitik und werde nur begründen, warum wir den Einzelplan 07 in Gänze ablehnen, und zwar in Anknüpfung an die Äußerung des Kollegen Helmrich, der mit Recht gesagt hat: Zur Rechtspolitik gehört auch die Pflege des Rechts- und Unrechtsbewußtseins.
    Herr Kollege Helmrich, wir können in der Tat nicht erkennen, daß die Rechtspolitik so, wie die Bundesregierung sie vertritt, Vertrauen verdient, was die Pflege des Rechts- und Unrechtsbewußtseins anbelangt, nicht zuletzt und vor allem, weil sie der Verluderung des Rechtsbewußtseins nicht wirksam entgegentritt, sondern dazu beiträgt.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Wie anders sollen wir es denn verstehen, daß sich der Bundeskanzler vernehmlich zum Verteidiger bestimmter Beschuldigter aufschwingt, aber kein Wort von ihm zu hören ist angesichts der unverschämten Ausfälle des CSU-Politikers Tandler gegen die Staatsanwaltschaft in Bonn?

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Ich möchte hier ausdrücklich erklären: Die Staatsanwaltschaft hat sich äußerst korrekt verhalten.

    (Eigen [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selbst nicht! — Gerster [Mainz] [CDU/ CSU]: Woher wissen Sie das?)

    Diejenigen, die sich darüber beklagen, sollten sich einmal vergewissern, ob sie sich eigentlich früher aufgeregt haben, wenn Angeklageschriften in vollem Wortlaut, einschließlich des Ermittlungsergebnisses, veröffentlicht wurden. Da habe ich nie ein Sterbenswörtchen von Aufregung gehört.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Wenn die Staatsanwaltschaft hier die bloße Tatsache der Anklageerhebung bekanntgibt und mitteilt, um welchen Vorgang, um welchen strafrechtlichen Vorwurf es sich handelt, aber nicht mehr bekannt gibt, dann ist das völlig — obwohl manche die preußischen Traditionen sehr kritisch sehen, möchte ich das in dem Fall so sagen — preußisch korrekt.

    (Abg. Helmrich [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2913
    Schily
    — Herr Kollege Helmrich, ich habe nur noch sieben Minuten Zeit. Verzeihen Sie, daß ich keine Zwischenfrage zulassen kann.
    Vielleicht sollte man darauf hinweisen, daß sich die Staatsanwaltschaft in mancher Hinsicht eher der äußersten Zurückhaltung befleißigt hat, wenn man daran denkt, daß ein Haftbefehl wegen Verdunklungsgefahr nicht beantragt worden ist, obwohl bekannt geworden ist, daß bestimmte Unterlagen von einem bestimmten Beschuldigten hohen früheren Ranges, der auch heute noch in der Wirtschaft einen hohen Rang hat, beiseite geschafft worden sind.

    (Zuruf des Abg. Pfeffermann [CDU/CSU])

    — Ja, da werden ganze Bestandteile aus beweiskräftigen Unterlagen herausgeschnitten und dem firmeneigenen Aktenvernichter anvertraut. Wenn das keine Verdunklungsmaßnahme ist, weiß ich nicht mehr, was eine Verdunklungsmaßnahme ist.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

    Andere werden dann in Untersuchungshaft gehalten.
    Zweitens. Ich kenne sehr viele Haftbefehle, bei denen Fluchtgefahr angenommen wird, und zwar immer mit dem stereotypen Hinweis — auch bei nicht vorbestraften Bürgern, auch bei Bürgern mit festem Wohnsitz oder mit festem Anstellungsverhältnis — auf die Höhe der zu erwartenden Strafe. Dies wiederum wird mit dem hohen Schaden, der verursacht worden ist, begründet. Nun höre ich immer, es gehe um Millionen, die dem Staat entzogen worden sind. Wie ist es denn nun eigentlich mit der Höhe der zu erwartenden Strafe? Muß man nicht auch hier über einen solchen Haftgrund nachdenken? Auch da, denke ich, hat die Staatsanwaltschaft die äußerste Zurückhaltung walten lassen.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Gleichwohl meint ein Herr Tandler, er könne die bloße Anklage mit einem Mord vergleichen.

    (Helmrich [CDU/CSU]: Ist das das einzige Thema zum Einzelplan 07?)

    Und sein Parteifreund Bundesinnenminister Zimmermann, der sich früher laut über Presseveröffentlichungen beklagt hat, verfällt jetzt in ein beredtes Schweigen. Aber zu den wüsten Äußerungen von Herrn Tandler hätte wirklich Ihr Ausspruch, Herr Zimmermann, gepaßt: ein wirklicher Anschlag auf den Rechtsstaat; so haben Sie sich früher geäußert.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

    Jedoch haben das Schweigen einerseits und das Gezeter von Tandler andererseits durchaus Methode: Es soll abgelenkt, vernebelt werden.
    Das gilt übrigens auch für die in Mode gekommene Beschwörung der Unschuldsvermutung. Gewiß, meine Damen und Herren, es ist erfreulich, daß dieses Rechtsinstitut wiederbelebt worden ist, nachdem vor nicht allzu langer Zeit bei vielen überhaupt unbekannt war, daß es so etwas wie eine Unschuldsvermutung gibt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ich kann mich noch gut erinnern, daß der damalige Ministerpräsident und heutige Bundeskanzler Kohl Angeklagte in einem Verfahren noch vor Beginn der Hauptverhandlung als Verbrecher und, weil das offenbar nicht gereicht hat, als kriminelle Verbrecher bezeichnet hat. Besonders glaubwürdig ist es also nicht, wenn heutzutage mit schmerzlichem Augenaufschlag die Vorverurteilung bemängelt wird. Wir wollen ihm jedoch nicht nacheifern.
    Selbstverständlich hat auch ein Minister wie jeder andere Bürger Anspruch auf Respektierung der Unschuldsvermutung.

    (Kleinert [Hannover] [FDP]: „For Brutus is an honourable man"!)

    Aber es muß sehr sorgfältig — das gilt auch für Sie, Herr Kleinert — unterschieden werden: Es gibt eine Unschuldsvermutung hinsichtlich der strafrechtlichen Beurteilung; es gibt keine Unschuldsvermutung hinsichtlich der politischen Verantwortlichkeit.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Insbesondere reicht die politische Verantwortlichkeit sehr viel weiter als die strafrechtliche. Ich möchte alle warnen, den Blick zu verengen und nur auf die strafrechtliche Untersuchung zu richten. Es geht um sehr viel mehr. Es geht um ein enges Geflecht zwischen Großindustrie und der Politik bestimmter Parteien. Darum ist uns in erster Linie zu tun, nicht um die strafrechtliche Bewältigung.
    Zur politischen Verantwortlichkeit gehört, daß die Öffentlichkeit endlich rückhaltlos die Auskünfte erhält, auf die sie nach Art. 21 des Grundgesetzes Anspruch hat. Sagen Sie doch endlich einmal klipp und klar: Wieviel Millionen haben Sie denn von Flick bekommen? Wieviel haben Sie kassiert?

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Bisher haben wir von Ihnen darüber überhaupt noch nichts gehört. Wieviel haben Sie von anderen Großfirmen kassiert? Erklären Sie doch einmal der Öffentlichkeit, wann und warum Spenden in Ihren Rechenschaftsberichten nicht veröffentlicht worden sind! Erscheint ein einziges Mal der Name Flick in Ihren Rechenschaftsberichten? Nehmen Sie doch einmal Stellung zu der Frage, ob nicht gewisse „staatsbürgerliche Vereinigungen" eher mutmaßliche kriminelle Vereinigungen zur fortgesetzten Steuerhinterziehung waren!

    (Beifall bei den GRÜNEN und vereinzelt bei der SPD)

    Erläutern Sie, warum Spenden ohne Quittungen entgegengenommen wurden, große Bargeldbeträge in Kuverts ausgezahlt wurden, warum Spenden über Schweizer Nummernkonten geschleust wurden, warum es „Geldwaschanlagen" gegeben hat! Erklären Sie doch einmal, ob es dunkle Schleichwege über das Ausland gegeben hat, um die Partei-
    2914 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Schily
    kassen zu füllen! Sie haben Gelegenheit, sich zu äußern und sich zu Ihrer politischen Verantwortlichkeit zu bekennen. Erklären Sie doch bitte einmal, ob es fingierte Gutachten gegeben hat, um Spenden auf diese Weise zu vereinnahmen! Erklären Sie bitte, ob es eine politische Einflußnahme gegen Barzahlung gegeben hat! Erklären Sie einmal, welche Schmiergelder im Zusammenhang mit der Gewährung von Waffenexportlizenzen gezahlt worden sind! Wer hat sich wem zur Verfügung gehalten? Wer hat sich von wem aushalten lassen? Es ist die Prostitution einer Galerie von Politikern gegenüber den Interessen gewisser großindustrieller Kreise, die zur Debatte steht.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zurufe von der CDU/CSU)

    Unterstützung der Justiz und der Staatsanwaltschaft bei deren Bemühen, diesen Dschungel zu durchdringen, haben wir von dieser Regierung und den sie tragenden Parteien nicht zu erwarten, sondern nur Hindernisse. Wenn wir noch daran denken, daß man versucht hat, eine Spendenpraxis zu legalisieren, ohne daß der Bundesjustizminister dem durch seinen Einspruch entgegengetreten ist, ist das ein Beweis mehr. Von dem, der in dieser Kardinalfrage der Rechtszerstörung Vorschub leistet, können wir nicht erwarten, daß er auf anderen Rechtsfeldern positive Ergebnisse zustande bringt.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Bundesminister der Justiz.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans A. Engelhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Über Geld wird in der Debatte über den Justizetat traditionell nicht gesprochen.

    (Dr. Jannsen [GRÜNE]: Es wird doch die ganze Zeit über Geld gesprochen! — Weitere Zurufe von den GRÜNEN und der SPD)

    — Was regen Sie sich denn auf? Ich verstehe die Aufregung gar nicht. —

    (Erneute Zurufe von den GRÜNEN und der SPD)

    Es wird darüber sicherlich deswegen nicht breit gesprochen, weil die von uns in Anspruch genommenen Mittel gering sind. Es sind 0,14 % des Gesamtbundeshaushalts, die auf den Etat des Bundesministeriums der Justiz entfallen, ein Siebenhundertstel also. Dies läßt sich noch besser, noch leichter dadurch tragen, daß ein ganz erheblicher Teil davon, fast zwei Drittel durch Einnahmen gedeckt werden kann, insbesondere durch die Gebühren des Europäischen Patentamtes.
    Ich möchte diese Gelegenheit hier aber heute nicht vorbeigehen lassen, ohne ausdrücklich Dank dafür zu sagen, daß sich der Haushaltsausschuß dort, wo es zwingend notwendig ist, sehr darum bemüht hat, uns zu Hilfe zu kommen. So hat er einen weiteren Senat beim Bundesfinanzhof gebilligt und das zugestanden, was dringend erforderlich ist, um — im Interesse höherer Steuereinnahmen, im Interesse derer, die dort Verfahren anhängig haben — die angewachsenen Rückstände schneller aufarbeiten zu können; dafür an dieser Stelle ausdrücklich meinen herzlichen Dank.

    (Reents [GRÜNE]: Jetzt zur Sache! — Heiterkeit und weitere Zurufe von den GRÜNEN und der SPD — Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Das war schon Sache!)

    — Ja, zur Sache: Ich wende mich da gleich dem Kollegen Schmidt zu, dem es — im Gegensatz zu anderen Rednern, die ich zu solchen Themen schon gehört habe — gar nicht so schwergefallen ist, eine Begründung dafür zu finden, daß die SPD-Fraktion, wie angekündigt, den Etat ablehnen wird. Das war ja in der Vergangenheit in einigen Debatten, etwa im letzten Jahr, manchmal etwas quälend. Im Grunde haben mir die Redner der SPD leid getan, weil ich durch ihre Worte immer die ganz leise, zwischen den Zeilen vorgetragene Bitte heraushören konnte: Mei, versteht's uns halt, wir sind in einer anderen Situation; wenn wir auch denken wie früher, so müssen wir doch etwas anders reden; dafür wird man Verständnis aufbringen müssen.

    (Beifall bei der FDP)

    Ihnen, Herr Kollege Schmidt, ist das überhaupt nicht schwergefallen. Das liegt etwas an Ihrer Art, an Ihrem Naturell. So wie Sie das Ihre haben, so habe ich das meine. Dies ist konträr zu Ihrem, aber das hindert nicht, daß wir uns jetzt einmal mit einigem dessen auseinandersetzen, was Sie gesagt haben.
    Da haben Sie also gesagt, Sie wären ja mit Ihren Kollegen ungeheuer bereit gewesen, möglicherweise noch in mein Lob auszubrechen, wenn nur die Arbeit so gewesen wäre. Das kann j a überhaupt nicht richtig sein. Denn die Wertung etwa, die Sie dem Gesetz zur Erhöhung des Angebots an Mietwohnungen gegeben haben — und dies stand ja am Anfang der Arbeit im letzten Herbst —, war ja ein totaler Verriß. Und ich war der federführende Minister, ich hatte dieses Gesetz einzubringen, und ich habe es aus voller Überzeugung vertreten. Und wie Sie, Herr Kollege, aus der Vergangenheit, aus vielen vergangenen Jahren, wissen: Ich bin dabei in der Kontinuität meines Denkens geblieben,

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    weil ich immer der Überzeugung war, daß das, was im Übermaß und in der Verzerrung in den vergangenen Jahren hier angerichtet worden ist, auf Grund gewonnener Erfahrungen einer Korrektur bedarf. Insofern war es also mit den Vorschußlorbeeren für mich schon gar nichts, und ich war mir über die Fronten hier von vornherein im klaren.
    Zum anderen habe ich zu einem sehr frühen Zeitpunkt — und daß dies etwas wehtut, verstehe ich gut — darauf hingewiesen, daß ich es als eine meiner wichtigsten Aufgaben ansehe, den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts endlich
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2915
    Bundesminister Engelhard
    nachzukommen, insbesondere wenn eine ganze Anzahl von Jahren schon vergangen ist.

    (Zuruf des Abg. Schily [GRÜNE])

    Haben wir im letzten Herbst mit der kleinen Reparaturnovelle zum Versorgungsausgleich begonnen, werden wir in dieser Legislaturperiode mit der großen Lösung nachfolgen müssen, werden wir im materiellen Scheidungsrecht und zu der offenen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Unterhaltsrecht die Reparaturen vornehmen müssen.
    Jetzt sagen Sie, es seien ganz schlimme Dinge passiert. Sie haben es fast dichterisch gesagt, Herr Kollege Schmidt. Sie sagten, meine Absicht sei es gewesen — so hätte ich es gesagt —, das Justizministerium zu einer Bastion der Liberalität auszubauen an Stelle des verlorengegangenen Innenministeriums, um die anstürmenden finsteren Horden der Reaktion niederkartätschen zu können. — Wissen Sie, Herr Kollege, das war ein sehr sinngemäßes Zitat, denn dies ist Ihre, dies ist nicht meine Sprache. Allerdings, was die Beharrlichkeit und, wo es sein muß, auch Sturheit angeht, auch wenn sich dies im Schneckentempo bewegt: Ich rate Ihnen, lassen Sie noch einige Zeit ins Land gehen, und dann zählen Sie einmal die einzelnen ausweisbaren Erfolge ab! Ich kann mir vorstellen, daß es so manche politische Figur gibt, die ganz wieselflink ist und sich auf ihre Schnelligkeit viel zugute hält, die dann aber gar nicht so gut aussehen wird.

    (Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Nein, ich glaube, das ganz kontinuierliche und stetige Voranschreiten ist schon eine wichtige Sache. Und das, meine ich, ist bisher gelungen.
    Herr Kollege Helmrich hat es dankenswerterweise übernommen — ich kann es aus Zeitgründen nicht tun —, eine ganze Fülle von wichtigen, aber auch von weniger wichtigen Gesetzgebungsvorhaben aufzuzählen, die alle noch unter Minister Schmude im Ministerium vorbereitet worden sind. dem Grundsatz der Diskontinuität zum Opfer fielen und dann von mir wieder eingebracht worden sind. Das ist Kontinuität, und dagegen können Sie wohl nichts haben.
    Wenn Sie jetzt über das Demonstrationsrecht gesprochen haben, so bin ich mir darüber klar, daß es bei den parlamentarischen Beratungen genauer diffiziler und breiter Überlegungen in diesem Bereich bedarf.
    In der knappen mir zur Verfügung stehenden Zeit muß ich noch auf zwei Dinge eingehen, weil hier bei Ihnen, Herr Kollege Schmidt, etwas deutlich geworden ist, was ich nicht schön finde. Sie haben, um der Koalition und speziell mir eins auszuwischen, in Kauf genommen, die Bevölkerung draußen mit finsteren Drohungen zu verunsichern,

    (Zurufe von der SPD)

    weil die Landschaft so sein muß, wie Sie sie sich wünschen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    — Ja, wie soll ich denn Ihre beschwörenden Worte anders verstehen, was an finsteren Plänen im Bereich des § 218 schließlich doch Wirklichkeit werden würde? Ich gebe Ihnen eine klare Antwort. Sie kennen die Koalitionsvereinbarungen. Es wird abgewartet bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, und Sie können überzeugt sein, daß wir Liberalen das, was in der Vergangenheit nach jahrelangen Debatten geschaffen werden konnte, nicht aushebeln lassen werden.

    (Beifall bei der FDP — Zurufe von der SPD)

    Reicht Ihnen dies? Sie überzeugt es nicht; aber auf Sie kommt es, um es ganz klar zu sagen, auch nicht an.

    (Zustimmung bei der FDP und der CDU/ CSU)

    Uns kommt es darauf an, daß die Bevölkerung dies weiß

    (Zuruf von der SPD)

    und nicht jene, die hier im Stil des Angstmachers auftreten.

    (Schmidt [München] [SPD]: Und das ist liberal, Herr Kollege?)

    Sie haben einiges andere gesagt, auf das ich aus Zeitgründen hier nicht mehr eingehen kann.
    Herr Kollege Schmidt, zu dem was Herr Tandler zum Besten gegeben hat, werden Sie mir keine anderen Äußerungen entlocken können, ob es Ihnen paßt oder nicht.

    (Zurufe von der SPD)

    Ich spreche nicht im Auftrag, und was ich spreche, lasse ich mir schon gar nicht von irgend jemand vorsagen

    (Beifall bei der FDP — Zurufe von der SPD)

    und von Ihnen schon dreimal nicht.

    (Beifall bei der FDP — Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN)

    — Nein, ich lege in diesem Bereich den größten Wert darauf,

    (Anhaltende Zurufe von der SPD)

    daß wegen der besonderen negativen Qualität dieser Äußerung Herr Tandler Anspruch darauf hat,

    (Zurufe von der SPD)

    in dieser gesamten Diskussion seine eigene Schublade zu haben. Ich habe dies nicht gern vermischt mit anderen Betrachtungen gesehen. Ich habe gleichzeitig darauf hingewiesen, was das Verfahren und was die Kritik angeht, die daran lautgeworden ist, zum Teil auch aus Kreisen der Justitia selbst, daß dies etwas völlig anderes ist. Eine Justiz, die auf sich hält,

    (Zuruf von der SPD: Jetzt wird er böse!)

    will gar nicht den Anspruch erheben, in den elfenbeinernen Turm der Unberührbarkeit verbannt zu werden, sondern stellt sich auch der Kritik, aber einer fairen Auseinandersetzung, zu der jeder von
    2916 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Bundesminister Engelhard
    uns in der Lage sein sollte. Nur, wer sich wie ein anderer äußert, der verdient es, völlig getrennt behandelt zu werden. Dies habe ich sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Wir werden jedenfalls mit der uns eigenen Beharrlichkeit die Politik, die wir für richtig halten, auch weiter durchsetzen. Wir treffen uns dann nächstes Jahr wieder,

    (Zurufe von der SPD)

    und ich bin sehr gespannt, welchen Redner Ihre Fraktion dann aufbieten wird, um vielleicht auf eine neue Tour zu kommen, Befürchtungen auszusprechen und die Ablehnung des Haushalts zu begründen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Frau Donnepp!)