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    Plenarprotokoll 9/139 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 139. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Magin und Esters 8692 A Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Zweiten Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1982 (Zweites Nachtragshaushaltsgesetz 1982) — Drucksachen 9/2049, 9/2138 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 9/2276, 9/2286 — Carstens (Emstek) CDU/CSU 8685 B Wieczorek (Duisburg) SPD 8688 D Dr. Zumpfort FDP 8692 A Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1983 (Haushaltsgesetz 1983) — Drucksachen 9/1920, 9/2050, 9/2139 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Wiederbelebung der Wirtschaft und Beschäftigung und zur Entlastung des Bundeshaushalts (Haushaltsbegleitgesetz 1983) — Drucksachen 9/2074, 9/2140 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 9/2283, 9/2290 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 9/2148, 9/2281 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 9/2163 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 9/2167 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 9/2157, 9/2281 — in Verbindung mit Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 9/2149, 9/2281 — in Verbindung mit Beratung des Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 Der Finanzplan des Bundes 1982 bis 1986 — Drucksachen 9/1921, 9/2287 — Dr. Waigel CDU/CSU 8696 B Matthöfer SPD 8701 D Gärtner FDP 8710B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 8713A Dr. Posser, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 8723 A Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 8731 D Roth SPD 8741 C Glos CDU/CSU 8746 A Dr. Haussmann FDP 8750 B Dr. Mitzscherling SPD 8751 D Dr. Kreile CDU/CSU 8754 B Gobrecht SPD 8759 B Dr. Hackel CDU/CSU 8762 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 9/2162, 9/2281 — Dr. Rose CDU/CSU 8764 D Zander SPD 8767 D Frau Dr. Engel FDP 8772 B Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW . 8774 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 8778A Namentliche Abstimmung 8779 C Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 9/2146, 9/2281 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 9/2166, 9/2281 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 9/2164 — Dr. Riedl (München) CDU/CSU 8782 A Kühbacher SPD 8784 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 8786 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 8787 C Schäfer (Offenburg) SPD 8789 B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 8791 D Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 8794 C Dr. von Bülow SPD (Erklärung nach § 30 GO) 8796 B Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 9/2150, 9/2281 — Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 8797 A Frau Zutt SPD 8799 B Paintner FDP 8802 A Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 8803 D Ertl, Bundesminister BML 8804 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 9/2152, 9/2281 — Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 8806 C Hoffmann (Saarbrücken) SPD 8808 B Dr. Riemer FDP 8811B Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . . 8812 D Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 9/2153, 9/2281 — . . . . 8815C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 9/2159, 9/2281 — Meininghaus SPD 8815 D Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 9/2161, 9/2281 — . . . . 8816 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1983 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1983) — Drucksache 9/2097 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 9/2239 — Niegel CDU/CSU 8816 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes — Drucksache 9/2172 — Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 III Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 9/2269 — 8817 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Durchführung einer Repräsentativstatistik der Bevölkerung und des Erwerbslebens (Mikrozensusgesetz) — Drucksache 9/1970 —Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksachen 9/2261, 9/2326 — . . . . 8817 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 9/1809 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 9/2262 — 8818 A Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Weiß, Kiechle, Funk (Gutenzell), Hartmann, Kolb, Feinendegen, Dr. Olderog, Sauer (Salzgitter) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie den Abgeordneten Dr. Riemer, Merker, Rösch, Funke, Frau Noth, Timm, Gattermann, Kleinert und Genossen und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes — Drucksache 9/2201 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 9/2264 — 8818 B Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Daubertshäuser, Curdt, Kretkowski, Pauli, Wimmer (Eggenfelden) und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Anderung des Personenbeförderungsgesetzes — Drucksache 9/2128 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 9/2266 — 8818 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrrechts und des Zivildienstrechts — Drucksache 9/1897 — Beschlußempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses — Drucksachen 9/2279, 9/2328 — . . . . 8819 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Vierter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksachen 9/1243, 9/2272, 9/2330 — . 8819 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Situation der Entsorgung der Kernkraftwerke in der Bundesrepublik Deutschland (Entsorgungsbericht) — Drucksachen 8/1281, 9/2280, 9/2232 — . 8819C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu den Unterrichtungen durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über „Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahre 1979" Bewertung der Strahlenexposition in der Umgebung von Steinkohlekraftwerken und Vergleich mit der Strahlenexposition durch Kernkraftwerke — Drucksachen 9/644, 9/1247, 9/2263 — . 8819 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht des Bundesministers für das Post-und Fernmeldewesen über die Erschließung des Zonenrandgebiets im Bereich des Post- und Fernmeldewesens — Drucksachen 9/552, 9/2267 — . . . . 8820A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Mertes (Gerolstein) und Genossen Freilassung der letzten deutschen Kriegsverurteilten — Drucksachen 9/1827, 9/2270 — . . . . 8820 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen zu dem IV Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 Antrag der Abgeordneten Pfeffermann, Lintner, Bühler (Bruchsal), Linsmeier, Merker, Dr. Riemer, Rösch, Funke, Frau Noth, Timm und der Fraktionen der CDU/ CSU und der FDP Bessere Bedingungen für den CB-Funk Antrag der Fraktion der SPD Bessere Bedingungen für den CB-Funk — Drucksachen 9/2125, 9/2195, 9/2274 — . 8820 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu dem Antrag der Abgeordneten Fischer (Hamburg), Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Straßmeir, Sick, Dr. Jobst, Seiters, Feinendegen, Hinsken, Metz, Hanz (Dahlen) und der Fraktion der CDU/CSU, der Abgeordneten Duve, Antretter, Curdt, Daubertshäuser, Kretkowski, Wimmer (Eggenfelden), Grobecker, Paterna und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Riemer, Merker, Rösch, Funke, Dr. Zumpfort, Frau Noth und der Fraktion der FDP Zum Bericht des Seeverkehrsbeirats „Führen fremder Flaggen" vom 9. März 1981 — Drucksachen 9/1872 (neu), 9/2273 — . 8820C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu den Unterrichtungen durch die Bundesregierung Vorlage der Kommission der Europäischen Gemeinschaften: Stärkung des Binnenmarktes zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zur Vollendung des Binnenmarktes zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zu den während der belgischen Präsidentschaft im Funktionieren des europäischen Binnenmarktes erzielten Fortschritten zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Schwörer, Dr. Schäuble, Dr. Waigel, Frau Dr. Hellwig, Dr. Unland, Dr. van Aerssen und der Fraktion der CDU/CSU Durchsetzung eines mittelfristigen Programms der Wirtschaftspolitik der Gemeinschaft für die kommenden Jahre und Schaffung eines freien EG-Binnenmarktes — Drucksachen 9/1738 (neu), 9/2047, 9/970, 9/1833, 9/1586, 9/2288 — 8820 D Beratung der Übersicht 11 des Rechtsausschusses über die dem deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 9/2268 — 8821 A Beratung der Sammelübersicht 50 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/2207 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 51 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/2256 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 52 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/2345 — 8821 C Nächste Sitzung 8821 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8823* A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 8685 139. Sitzung Bonn, den 15. Dezember 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 16. 12. Brandt 16. 12. Junghans 17. 12. Lagershausen 17. 12. Lampersbach 17. 12. Liedtke 16. 12. Löffler 17. 12. Mischnick 17. 12. Müller (Bayreuth) 17. 12. Rayer 16. 12. Rösch ** 16. 12. Schmöle 17. 12. Dr. Vohrer ** 16. 12. Weiskirch (Olpe) 17. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Manfred Carstens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit der Abwicklung des Bundeshaushalts 1982 geht eine Zeit finanzpolitischer Entscheidungen SPD-geführter Bundesregierungen zu Ende,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Unwiederbringlich!)

    die sehr negative Auswirkungen für unser Land gebracht hat und leider noch weiter bringen wird.

    (Wehner [SPD]: Weil Sie dran sind! — Heiterkeit bei der SPD)

    Das scheint mir der geeignete Zeitpunkt für eine finanzpolitische Bestandsaufnahme zu sein. Der zweite Nachtragshaushalt 1982 macht deutlich, daß wir in unserem Land überaus große wirtschaftliche
    und finanzielle Probleme haben. Die Nettoneuverschuldung, die mit etwa 26,7 Milliarden DM vorgesehen war, mußte auf etwa 40 Milliarden DM aufgestockt werden. Die Differenz war dafür zu verwenden, daß die drastischen Steuerausfälle abgedeckt werden konnten, die Kosten für die Arbeitslosigkeit und Reparaturkosten für notleidend gewordene Wirtschaftsbereiche getragen werden konnten.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Erblaststeuer!)

    Die Lasten der Schulden und der Arbeitslosigkeit drücken schwer. Die SPD hat uns in der Tat große, schwere Hypotheken überlassen, die wir uns abzutragen bemühen. In diesem Zusammenhang lassen Sie mich sagen, meine Damen und Herren, daß ich für vieles in der Politik Verständnis habe, aber nicht dafür, daß die SPD nun so tut, als habe sie mit den Problemen und Schwierigkeiten unseres Landes überhaupt nichts zu tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Sie meinen die FDP!)

    Meine Damen und Herren von der SPD, Sie sind es doch gewesen, die uns diese Probleme eingebrockt haben. Es ist schon schlimm, wie Sie versuchen, sich für Ihr Versagen aus der Verantwortung zu stehlen.
    In diesem Zusammenhang möchte ich kurz darauf abheben, was in den letzten Stunden, vor allen Dingen im Laufe des gestrigen Tages, an Anträgen von seiten der SPD ins Plenum geflattert ist.

    (Kühbacher [SPD]: Das stimmt nicht!)

    Da liegen nun mittlerweise -zig Anträge vor, die jedem und allem noch neues Geld versprechen. Meine Damen und Herren von der SPD, Sie verteilen Geld, das Sie gar nicht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Spöri [SPD]: Das ist ein Geschwätz auf nüchternen Magen! Das ist alles durchgerechnet und abgedeckt!)

    Wir werden dafür sorgen, daß diese Anträge abgelehnt werden. Unter der Regierung von CDU/CSU
    8686 Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982
    Carstens (Emstek)

    und FDP werden in Zukunft die Staatsfinanzen solide verwaltet werden. Dafür werden wir sorgen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Broll [CDU/ CSU]: Die wollen das Geld dreimal ausgeben!)

    Meine verehrten Damen und Herren, zur finanzpolitischen Bestandsaufnahme gehört, daß man dort anfängt, wo Sie die Regierung übernommen haben, nämlich 1969. 1969 hatten wir — das vermögen die Bürger weithin nicht für möglich zu halten — einen Überschuß in der Bundeskasse.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Wer war denn da Bundeskanzler?)

    Bis 1969 sind Wohlstand und Sozialstaat ohne nennenswerte Kreditaufnahme finanziert worden. In 20 Jahren zusammengenommen haben CDU-geführte Regierungen soviel Kredit aufgenommen, wie Sie in vier bis fünf Monaten zur Finanzierung des Bundeshaushalts aufgenommen haben.

    (Dr. Spöri [SPD]: Immer die gleiche Platte! Ihnen fällt nichts mehr ein! Total gehirnlos! Gehirnschwund!)

    Unser Land war ein blühendes, erfolgreiches Gemeinwesen ohne Ängste vor der wirtschaftlichen Zukunft. Das ganze Volk — und das ist das Besondere hieran — hatte Anteil an diesem wirtschaftlichen Erfolg, Arbeitnehmer wie Arbeitgeber. Das war ein großer Erfolg unionsgeführter Bundesregierungen bis 1969.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Diesen Wohlstand und diesen wirtschaftlichen Erfolg haben wir mit einer Staatsquote von 38 bis 39 % zustande gebracht,

    (Zuruf von der SPD: Ein Ignorant weltwirtschaftlicher Verhältnisse! — Dr. Spöri [SPD]: Völlig unbeleckt von der Weltwirtschaftskrise!)

    d. h. diejenigen, die etwas erarbeiteten, die etwas leisteten, behielten das meiste von dem, was sie erarbeitet und geleistet hatten. Allein auf Grund des Wachstums der Wirtschaft, aus der Wirtschaftskraft heraus, war es uns möglich, diesen beispielhaften Sozialstaat zu bauen.
    Und dann begannen Sie 1970 mit Ihrer Regierung

    (Schröder [Lüneburg] [CDU/CSU]: Dann kam der Griff in die Kasse!)

    und taten das, was alle tun, die sozialistisch denken. Sie gingen als erstes daran, den öffentlichen Korridor zu erweitern. Sie wollten die vermeintlich öffentliche Armut abbauen. Wie gesagt: Das ist das Ziel aller, die sozialistisch denken.

    (Wehner [SPD]: Denken Sie auch? — Dr. Spöri [SPD]: Er kann nur nachsingen! — Dr. von Geldern [CDU/CSU]: Sozis können nicht mit Geld umgehen!)

    Sie erhöhten die Abgabenlast der Bürger und vermehrten die Kreditaufnahme und das nicht nur einmal, sondern Jahr für Jahr neu. Das hat dazu geführt, daß wir 1982 bei der Staatsquote erstmals auf
    über 50 % gekommen sind. Wir haben nun eine Staatsquote von 50,3 %. Im „Orientierungsrahmen" der SPD waren nur 45 % vorgesehen. Selbst diesen Rahmen hat man um 5 % überschritten. Wenn man das jetzt volkswirtschaftlich ausdrückt, heißt das, daß 11 bis 12 % des Bruttosozialproduktes, dessen, was alle Bürger erarbeiten — das sind 180 Milliarden DM —, nicht mehr von denen ausgegeben werden können, die sie erarbeitet haben, sondern dieses Geld fließt über öffentliche Kassen und wird von der öffentlichen Hand ausgegeben.

    (Glos [CDU/CSU]: Das ist Sozialismus!)

    Und hierin liegt der Hauptgrund für die jetzige Misere unseres Landes.

    (Dr. Spöri [SPD]: Kolossal! — Dr. von Geldern [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Meine Damen und Herren, überall in der Welt, wo man auf diese Politik vertraut hat, ist man gescheitert. Und überall, wo man darauf vertrauen wird, wird man auch in Zukunft scheitern, so wie die SPD in Deutschland gescheitert ist.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Leider so!)

    Der Hauptgrund wird von der SPD dann in Ausreden gesucht: im Ausland, beim Öl, bei den hohen Zinsen usw.

    (Zuruf von der SPD: Das gibt es gar nicht!)

    Aber ich kann Ihnen sagen, daß wir nach dem Kriege schon andere Krisen meistern mußten. Es gab immer Krisen: die Korea-Krise, die Kuba-Krise, die Vietnam-Krise.

    (Dr. Spöri [SPD]: Es gab schon immer Ölkrisen!)

    Mit diesen Problemen sind wir fertig geworden in unserem Lande. — Das sind nur faule Ausreden für Ihr Versagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Spöri [SPD]: So ein dummes Geschwätz!)

    Diese Politik soll vermeintlich für den kleinen Mann sein. Das ist sie aber nur für eine Übergangszeit von wenigen Jahren, solange man noch aus dem Vollen schöpfen kann. Dann schlägt sie dem kleinen Mann voll ins Gesicht, wie wir es jetzt erleben.

    (Dr. von Geldern [CDU/CSU]: Genau das erleben wir jetzt!)

    Die Wirkung dieser Abgabenlasterhöhung liegt nämlich darin, daß dem einzelnen trotz harter Arbeit nur ein sehr niedriges Nettoeinkommen verbleibt. Der Anreiz für Fleißige fehlt. Die Betriebe haben ein zu niedriges Eigenkapital. Es gibt zuwenig Zukunftsinvestitionen. Das ist die eine Seite. — Auf der anderen Seite wirkt diese Abgabenlasterhöhung bei den anderen, die daraus Geld bekommen, so, daß das Anspruchsdenken gefördert wird. Das ist ein Hindernis für die Eigeninitiative. Es gibt viele Bereiche, in denen man nachweisen kann, daß sich vermehrter Einsatz, vermehrte Arbeit überhaupt nicht mehr lohnen, weil dem Bürger von dem, was er mehr leisten möchte, netto nichts verbleibt.
    Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 8687
    Carstens (Emstek)

    Also ist das ein Hindernis für mehr Eigeninitiative.
    Die Wirkung der Kreditaufnahme ist wie folgt zu beschreiben:
    Der Staat nimmt die Kredite auf

    (Walther [SPD]: Richtig!)

    und verwendet sie in erster Linie für konsumtive Zwecke

    (Dr. Spöri [SPD]: Sehr gut! Verstanden! Eins!)

    oder für investive Maßnahmen, die aber meistens sehr hohe Folgekosten haben und nur für eine sehr kurze Zeit Arbeitsplätze schaffen. Aber selbst diese Investitionen des Staates sind trotz der erhöhten Kreditaufnahme ganz entscheidend zurückgegangen. Im Vergleich zu 1969 haben wir heute 4 % weniger Investitionen in den Haushalten. Das ist bei dem Volumen des jetzigen Haushaltsjahrs jährlich eine Summe von etwa 10 Milliarden DM.

    (Westphal [SPD]: So auch in Bayern!)

    Auf der anderen Seite steigen durch die Kreditaufnahmen des Staates die Zinsen. Die private Seite kann nicht mehr investieren. Denken Sie an die letzten Jahre! Welcher Privatmann war noch in der Lage, sich ein Haus zu bauen? Welcher mittelständische Betrieb war noch in der Lage, Investitionen durchzuziehen? So nimmt es nicht wunder, daß die Bruttoanlageinvestitionen in Deutschland — wiederum im Vergleich zu 1969 — um 5,2 % zurückgegangen sind. Das ist ein Volumen von über 80 Milliarden DM. Wenn heute noch so viel investiert würde wie 1969, hätten wir Mehrinvestitionen von 80 Milliarden DM, und über Arbeitslosigkeit brauchten wir in diesem Parlament überhaupt nicht zu reden.

    (Zuruf von der SPD: Wenn wir die Weltwirtschaftskrise nicht hätten, ginge es uns besser! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Zum weiteren kommen erhebliche Zinslasten auf den Bund zu. Sie von der SPD, meine Damen und Herren, lamentieren über unsere Kürzungsvorschläge, über unsere Kürzungsbeschlüsse. Gestern haben wir das den ganzen Tag über uns ergehen lassen müssen.

    (Zuruf von der SPD: Was sind Sie so empfindlich! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Das Gesamtpaket beinhaltet Kürzungen von 5,6 Milliarden DM. Der Bund muß alleine im Jahre 1983 28 Milliarden DM Zinsen für seine Schulden zahlen. Das ist das Fünffache von dem, was wir hier zur Kürzung vorschlagen. Das heißt, wenn wir diese Zinslast nicht hätten, dann brauchten wir über Kürzungsmaßnahmen unserer Regierung überhaupt nicht zu reden. Sie sind es, die diese Kürzungsvorschläge und Kürzungsanträge und -beschlüsse verursacht haben, und Sie sind es, die die Verantwortung dafür zu tragen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dann reden Sie von Umverteilung von unten nach oben. Von 1974 bis 1982 sind allein vom Bund
    hundert Milliarden Mark Zinsen bezahlt worden. Nun frage ich Sie: Wer hat die Zinsen bekommen, und wer hat sie gezahlt? Einmal sind es die Saudis und zum anderen die Bürger, die in Deutschland Geld haben, und bezahlt wurde es über die Steuern, die in erster Linie die Arbeitnehmer, die kleinen Leute aufzubringen hatten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ergebnis dieser Politik sind eine totale Verschuldung unseres Staates, und jeglicher finanzpolitische Spielraum ist aufgebraucht, allein schon wegen der Zinslast. Wir haben mittlerweile 2 Millionen Arbeitslose, und jeder Bürger muß wissen, daß wir im Januar/Februar 2½ Millionen Arbeitslose haben werden und 1 Million Kurzarbeiter.

    (Zurufe von der SPD)

    3½ Millionen Arbeitslose und Kurzarbeiter in Deutschland — das ist das Ergebnis der SPD-Politik.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Wir müssen das wegräumen, was in unserem Lande durch Ihre Politik bewirkt wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die SPD-Politik verdient die Note ungenügend, die SPD hat versagt, Sozialdemokraten haben in Deutschland abgewirtschaftet.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Dr. Spöri [SPD])

    Nun liegt es dem deutschen Volk eigentlich gar nicht, auf Pump zu leben.

    (Dr. Spöri [SPD]: Der paßt zum Kohl!)

    Das ist von der ehemaligen Regierung dem deutschen Volk verordnet worden,

    (Zuruf des Abg. Dr. Spöri [SPD] — Walther [SPD]: Das ist unerträglich!)

    und nun müssen es alle ausbaden.

    (Zurufe von der SPD)

    Um ein Wort von Ihnen umzuwandeln, möchte ich sagen: Sie haben unser Land kaputtverschuldet, und wir müssen es nun gesundsparen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD]: Durch Ihr Geschwätz ist es kaputt!)

    Und Sie erdreisten sich auch noch, so zu tun, als ginge Sie das alles nichts an. Vor allen Dingen die Arbeitnehmer haben den Nachteil zu tragen. Die Arbeitnehmer mit ihren Familien sind die Leidtragenden.

    (Zurufe von der SPD)

    Viele Frauen können nicht mehr mitarbeiten, obwohl sie es gerne täten. Überstunden können nicht mehr gemacht werden. Statt dessen ist Kurzarbeit zu leisten. Die Einnahmen, auf die man sich in den Familien eingerichtet hat, kommen nicht mehr. In vielen Bereichen muß man durch die Politik, die Sie verursacht haben, kurzertreten.

    (Zurufe von der SPD)

    8688 Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982
    Carstens (Emstek)

    Nun sind wir ans Werk gegangen.

    (Lachen bei der SPD)

    Nun haben wir mit dem Haushalt 1983 den ersten Schritt gemacht, der nötig war. Wenn wir diese Arbeit nicht geleistet hätten, wären 55 Milliarden Mark Neuverschuldung im Jahre 1983 auf uns zugekommen.

    (Walther [SPD]: Das ist grober Unfug! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Durch unsere Beschlüsse — teilweise durch Übernahme derer, die Sie vorbereitet haben — ist es nun gelungen, auf 40 Milliarden zu kommen, ein gewaltiger Kraftakt, der von uns gemeinsam mit der FDP in dieser kurzen Zeit geleistet wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben den Haushalt zwar nur kurz beraten können, aber er ist nicht oberflächlich beraten worden. Es kommt hinzu, daß wir der Wohnungswirtschaft kräftige Impulse gegeben und steuerliche Entlastungen für die mittelständischen Betriebe beschlossen haben, denen Schwierigkeiten gemacht wurden durch die Steuerschraube und durch die Abgabenlast, die immer höher wurde.

    (Dr. Spöri [SPD]: Wo denn für die mittelständischen Betriebe?)

    Ich möchte damit abschließen,

    (Sehr gut! bei der SPD)

    daß ich zum Ausdruck bringe: Wir von der Union sind die große politische Kraft,

    (Lachen bei der SPD)

    die in der Lage ist, das Ruder herumzureißen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich freue mich darüber, daß uns die FDP dabei helfen will. Das ist uns sehr willkommen. Es wäre für unser Land verhängnisvoll, wenn nach dem 6. März 1983 die SPD mit den Grünen, die rot-grüne Koalition also regieren würde. Das wäre eine Koalition der Verneinung, die für unser Land Unheil brächte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Spöri [SPD]: Unser Retter Cartens! Carstens für Deutschland!)

    Unsere Aufgabe ist es nun, das zurückzudrehen, was in Deutschland über zehn Jahre lang falsch gemacht wurde. Das ist nur so zu bewirken, daß wir die Ausgaben des Staates zurückfahren, aber nicht um zu sparen, sondern um dadurch weniger Kredit aufnehmen und um dadurch die Abgabenlast zurücknehmen zu können. Das, was zehn Jahre lang in die falsche Richtung ging, muß von uns langsam, aber sicher wieder zurückgenommen werden. Ich bin froh darüber, daß die überwältigende Mehrheit der Bürger diese Notwendigkeit einsieht. Die Bürger wissen, daß die Opfer von heute die Investitionen und die Arbeitsplätze von morgen sind.
    Wir müssen alle zusammenstehen, wir müssen alle eine große gemeinsame Anstrengung unternehmen. Die Unternehmer — sie müssen mehr investieren, und sie müssen Preisdisziplin wahren. Ich möchte gerade die jungen Menschen anregen, Mut zu haben, sich in dieser Zeit selbständig zu machen. Das ist das, was wir brauchen: neue Existenzgründungen in unserem Lande.
    Die Tarifpartner — sie müssen mit einer verantwortungsvollen Lohnpolitik zum Aufschwung beitragen. Dazu gehören Qualitätsarbeit und Fleiß aller Arbeitnehmer. Der Staat, der Bund muß mit dem Abbau der öffentlichen Verschuldung weitermachen, damit weitere Zinssenkungen möglich sind.

    (Zurufe von der SPD: Was heißt „weitermachen"?)

    Er muß weitere Schritte zur Investitions- und Wachstumsförderung unternehmen, zur Ausgestaltung des Steuersystems — spätestens ab 1984 — in diesem Sinne.
    Wir müssen politische und bürokratische Hemmnisse abbauen. Ich darf sozusagen in einer Klammer hinzufügen, daß auf Grund unseres Beschlusses im Bundestag in der letzten Woche die Kraftwerks-Union z. B. ihre angekündigte Entscheidung, Kurzarbeit durchzuführen, zurückgenommen hat.
    Der Bundesbank möchte ich empfehlen, weitere Spielräume für Zinssenkungen zu nutzen.

    (Sehr gut! bei der SPD)

    Die Kreditwirtschaft möchte ich auffordern, diese Zinssenkungen in vollem Umfang an die Wirtschaft weiterzugeben.

    (Zurufe von der SPD: Das ist noch besser! — Das hat sie aber nicht gemacht!)

    Alle aber müssen wir uns darauf einstellen, noch ein, zwei Jahre kürzer zu treten. Ein, zwei Jahre wird es dauern, bis wir die ersten sichtbaren Erfolge vorweisen können.

    (Dr. Spöri [SPD]: Was, so schwach seid ihr?)

    Dem ganzen Volk rufe ich zu:

    (Oh-Rufe bei der SPD)

    Haben Sie Vertrauen zur Politik der Sozialen Marktwirtschaft und zur Leistungsfähigkeit des deutschen Volkes.
    Vielleicht ist dies die richtige Minute,

    (Kühbacher [SPD]: Nein! — Dr. Spöri [SPD]: Es ist nicht die Minute!)

    um schon jetzt den Beamten im Finanzministerium für ihre Arbeit zu danken, die sie bei der Erstellung dieses Haushaltes geleistet haben, vor allen Dingen aber um Dank zu sagen dem Minister, dessen Handschrift dieser Haushalt trägt: unserem Finanzminister Dr. Gerhard Stoltenberg.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Spöri [SPD]: Er ist viel besser als Sie!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Wieczorek.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Wieczorek


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nach-
    Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 8689
    Wieczorek (Duisburg)

    dem wir gestern den Einzelplan 04 beraten und dabei die Grundzüge der Politik — einschließlich der Schaufensterreden — gehört haben,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Sie gehalten haben!)

    habe ich eigentlich erwartet, Herr Kollege Carstens, daß wir uns heute sachlich mit dem Haushalt auseinandersetzen, daß wir jetzt wirklich zwei Tage lang eine Haushaltsdebatte führen, wobei auch die politischen Begleitumstände angesprochen werden.

    (Dr. Riedl [München] [CDU/CSU]: Fragen Sie einmal Herrn Ehmke! — Weiterer Zuruf des Abg. Dr. Rose [CDU/CSU])

    Ich muß allerdings sagen: Sie haben an das angeknüpft, was gestern hier schon von Ihrem Bundeskanzler gesagt wurde. Ich möchte daran nicht Kritik üben, sondern versuchen, mit der gebotenen Sachlichkeit an dieses Thema heranzugehen.
    Meine Damen und Herren, der jetzt aufgerufene Nachtragshaushalt ist die Basis für den Haushalt 1983 und für die folgenden Jahre. Leider hat es diese Regierung gescheut, Licht in die mittelfristige Finanzplanung zu bringen.

    (Walther [SPD]: Sehr richtig!)

    Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit scheinen unter dem Gesichtspunkt der bevorstehenden Wahlen nicht mehr oberstes Gebot zu sein.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ohne die Debatte während der Aktuellen Stunde noch einmal aufrollen zu wollen, nur eine Anmerkung dazu: Alle Kreise unserer Bevölkerung, die Wirtschaft wie die Gewerkschaften, können das vielzitierte Vertrauen in unseren Staat nur gewinnen, wenn sie wissen, was der Staat in den nächsten Jahren von ihnen erwartet, und wenn sie wissen, was sie vom Staat zu erwarten haben.
    In der Debatte ist gestern sowohl vom Bundeskanzler als auch vom Fraktionsvorsitzenden Dr. Dregger immer wieder der Versuch unternommen worden, unter Außerachtlassung der dringend gebotenen intellektuellen Redlichkeit an die Existenzangst und an die Gefühle der Menschen draußen zu appellieren. Die Verschleierungspolitik mündete in einer Verleumdungskampagne gegenüber der sozialliberalen Koalition.
    Es ist schon erstaunlich, meine Damen und Herren, mit welcher Selbstgefälligkeit Herr Dr. Dregger Eigenlob verteilt, und es fehlt jeder Ansatz, ja jede Fähigkeit zur Selbstkritik.

    (Lattmann [CDU/CSU]: Das hätten Sie früher sagen sollen!)

    Alle positiven Entwicklungen der letzten Wochen wie beispielsweise die Zinssenkungen werden als persönliches Verdienst verfrühstückt, während alle nicht gestoppten negativen Entwicklungen kaltschnäuzig der letzten Regierung zugeordnet werden.

    (Broll [CDU/CSU]: So ist es auch richtig!)

    Meine Damen und Herren, für die Beratung des Haushaltsplans 1983 auf der Basis des Nachtrags
    1982 war Geschäftsgrundlage — das hat Herr Dr. Dregger sehr deutlich gemacht — der Wunsch aller Parteien, zu Neuwahlen zu kommen. Der Haushaltsausschuß hat sich bemüht, mit Hilfe der mitberatenden Ausschüsse, die einen Großteil der Arbeit übernommen hatten, trotzdem noch eine der Wichtigkeit der Aufgabe entsprechende seriöse Beratung durchzuführen. Man konnte sich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, daß die Kollegen aus der neuen Koalition im Ausschuß nicht frei in ihren Entscheidungen waren. Aber, meine Damen und Herren, Eindrücke zählen nicht, sondern Mehrheiten entscheiden.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Wir tragen halt die Regierung!)

    Nur müssen wir uns darüber klar sein, daß die Glaubwürdigkeit unseres demokratischen Prinzips auf dem Spiel steht, wenn auf der einen Seite die Kontinuität der Regierungsarbeit beschworen wird und auf der anderen Seite eine radikale Abkehr von den Grundannahmen einer sozial orientierten Politik erfolgt.
    Das Glück der Leistung, Herr Dr. Dregger, ist unbestritten für den arbeitenden Menschen und auch für uns ein sehr hoch anzusetzender Gradmesser für die persönliche Befriedigung. In Ihrer Lesart heißt das aber, daß Sie diejenigen, die sich erst auf die Leistungsfähigkeit vorbereiten wollen, nicht in die Lage versetzen, die Voraussetzungen für dieses von Ihnen beschworene Glücksgefühl zu schaffen, indem Sie nämlich den Fähigsten unter unseren jungen Menschen den Zugang zu den Bildungseinrichtungen dieses Staats verwehren, indem Sie ihnen die materiellen Voraussetzungen — beispielsweise beim BAföG — beschneiden,

    (Dr. Rose [CDU/CSU]: Immer wieder derselbe Unsinn! — Lattmann [CDU/CSU]: Erzählen Sie doch keine Märchen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    ohne — das möchte ich noch einmal betonen — daß der Bundeshaushalt dadurch entlastet wird. Das ist eine Verlogenheit Ihrer Politik!

    (Beifall bei der SPD)

    Ich kann daraus und auch aus Ihrer Vernebelungstaktik im Grunde genommen nur die Schlußfolgerung ziehen, daß Sie die Krise benutzen wollen, um damit soziale Entwicklungen, soziale Reformen der vergangenen Jahre brutal zurückzudrehen, zum Schaden des kleinen Mannes, des schwächsten Glieds in dieser Kette.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Rose [CDU/ CSU]: Der kleine Mann weiß, worum es geht! — Dr. Möller [CDU/CSU]: Das glaubt er selbst nicht! — Schwarz [CDU/CSU]: Wer hat denn die Schulden gemacht? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, auch wir Sozialdemokraten sind betroffen darüber, daß für das Haushaltsjahr 1982 ein zweiter Nachtrag nötig ist.

    (Glos [CDU/CSU]: Das ist die Folge eurer Schuldenpolitik! — Broll [CDU/CSU]: Das haben Sie vorher gewußt!)

    8690 Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982
    Wieczorek (Duisburg)

    Auch wir hätten diesen zweiten Nachtrag einbringen müssen.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich kann Ihnen allerdings versprechen, daß die Ergebnisse des zweiten Nachtrags anders ausgesehen hätten, als Sie sie uns heute hier mit Ihrem Entwurf vorlegen.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Noch mehr Schulden! Noch mehr Belastung für den einzelnen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich würde gern mit der gebotenen Sachlichkeit eine kurze Analyse dessen geben, was einfach notwendig ist, Herr Kollege, um die Dinge zu verstehen. Entschuldigen Sie, wenn es bei Ihnen dann wie Nachhilfeunterricht ankommt. Aber nach den Reden, die ich von Ihnen bisher gehört habe, scheint mir Nachhilfe durchaus notwendig zu sein.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Oberlehrer Wieczorek!)

    Nehmen Sie doch bitte zur Kenntnis, daß nach den neuesten Schätzungen, die wir haben — beispielsweise vom IWF —, das Exportvolumen der Industrieländer insgesamt um fast 11 % gesunken ist. Nehmen Sie doch weiter zur Kenntnis, daß die Franzosen, unsere Nachbarn, bei denen der Bundeskanzler seinen Besuch gemacht hat, einen Fehlbetrag von 50 Milliarden Franc allein im Handelsverkehr haben. Nehmen Sie bitte auch zur Kenntnis, daß es in den USA mittlerweile 12 Millionen Arbeitslose gibt.

    (Dr. von Geldern [CDU/CSU]: Jetzt ist er wieder beim Ausland!)

    — Sie wollen doch gar nicht wissen, woher die Krise kommt, weil es sonst Ihre eng gestrickte, kurzatmige Lesart hier überspielen würde, Herr Kollege.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie wollen auch nicht zur Kenntnis nehmen, daß wir in den 15 Staaten der Europäischen Gemeinschaft mittlerweile fast 30 Millionen Arbeitslose haben.

    (Broll [CDU/CSU]: Schlimm genug!)

    Das sind Fakten, die Sie einfach zur Kenntnis nehmen müssen.
    In dieser wirklich dramatischen weltwirtschaftlichen Situation spricht die CDU in ihrer komischen Dokumentation aber von anderen Dingen. — Aber ich weiß gar nicht, warum das eine Dokumentation sein soll. Unter einem Dokument habe ich mir bisher eigentlich etwas vorgestellt, was eine notariell beglaubigte Wahrheit enthält. Was ich jedoch bei Ihnen als „Dokumentation" sehe, sind Pamphlete, keine Dokumentation. Das ist auch wieder ein Teil der Kampagne, dieses deutsche Volk für dümmer zu halten, als es in Wirklichkeit ist.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie wollen, meine Damen und Herren, bis zum 6. März dem Wähler Sand in die Augen streuen.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Nein, wir sagen die Wahrheit! Wir lügen nicht!)

    Hier soll von Ihnen wieder die Erblastlegende — und ich sage ganz offen: die Erblastlüge — untermauert werden.
    Meine Damen und Herren, auch der SPD nicht unbedingt nahestehende Persönlichkeiten — sehr vorsichtig ausgedrückt — wundern sich über die von der CDU/CSU kaltschnäuzig vertretene und von der FDP leider mitgetragene Erblasttheorie. Sie sollten darüber einmal mit Herrn Professor Dahrendorf reden. Er wird von der FDP j a wirklich sehr geschätzt. Wenn ich richtig orientiert bin, ist er von Herrn Genscher j a wohl als Leiter der Naumann-Stiftung vorgesehen gewesen.

    (Zurufe von der FDP: Er ist es!) — Er ist es mittlerweile also schon.

    Ich würde Ihnen gern einmal eine Passage von Herrn Dahrendorf vorlesen. Sie geht mir sehr genüßlich über die Lippen. Herr Dahrendorf hat gesagt — ich zitiere —:

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wann?)

    Von Erblast sprechen neue Regierungen immer und überall. Im Fall der Bundesrepublik ist das vielleicht merkwürdig, weil die alte Regierung ja in der neuen Regierung, z. B. im wirtschaftlichen Bereich, vertreten ist.
    Er sagt weiterhin:
    Die Bundesrepublik hat in dieser schwierigen Zeit vergleichsweise gut abgeschnitten. Auch die Staatsverschuldung in der Bundesrepublik ist keineswegs ungewöhnlich.
    Er hat die Darstellungen mit einer Zahlenreihe untermauert, die Sie sich wirklich noch einmal vor Augen führen sollten.
    Er hat auf einige Länder Bezug genommen. Beispielsweise hat er dargestellt, daß die Bundesrepublik eine Verschuldungsrate, gemessen am Bruttosozialprodukt, von 34 % hat, während sie in Belgien 70 %, in Dänemark 44 %, in Großbritannien fast 60 %, in den USA — im vielgeliebten und vielgerühmten Amerika — 48 % beträgt.

    (Broll [CDU/CSU]: Gemessen am Bruttosozialprodukt? Das kann doch nicht wahr sein!)

    — Herr Kollege, ich habe ja gesagt, ich gebe Nachhilfeunterricht. Wenn Sie mich fragen wollen, gebe ich Ihnen gern noch nähere Auskünfte. — In der Schweiz sind es 26 %, in Japan 46 % und in Frankreich 16 %. Meine Damen und Herren, daraus ist zu ersehen, daß die Bundesrepublik keineswegs einen so schlechten Stand hat, wie Sie es in Ihren Horrormeldungen dem deutschen Volk deutlich machen wollen.
    Daß diese wirtschaftspolitischen Krisen die Bundesrepublik als einen typischen Industrie- und Exportstaat nicht unbeeinflußt lassen, ist doch selbst für Sie einsehbar. Meine Damen und Herren, wir
    Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 8691
    Wieczorek (Duisburg)

    sind ein rohstoffarmes Land. Unser Reichtum liegt in der Intelligenz und der Arbeitskraft der Menschen dieses Landes. Wir müssen Rohstoffe einführen, sie veredeln und wieder exportieren. Dazu brauchen wir aber gut ausgebildetes Personal. Deshalb — das sei nur angemerkt — halte ich die BAföG-Kürzungen allein aus diesem Grunde für Schwachsinn.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Die Rechtskoalition streicht damit nämlich nicht nur Etatansätze; sie streicht oder, besser gesagt, sie vermindert damit unsere Zukunftsaussichten.
    Lassen Sie mich aber zum gedanklichen Ausgangspunkt zurückkommen. Seit 1973 halten die Ausfuhren der Industrieländer mit dem Wachstum der Weltexporte nicht mehr Schritt. In den letzten acht Jahren ging ihr Anteil am internationalen Warenaustausch um 7 % zurück. Besonders schleppend verlief der Handel zwischen den Industrienationen selbst. Machte ihr Warenaustausch 1973 noch mehr als die Hälfte der gesamten Weltexporte aus, so ist ihr Anteil inzwischen auf knapp 40 % gefallen. Als Folge der Ölverteuerung konnten auch die ölexportierenden Länder ihren Anteil ausweiten. Auch die sonstigen Entwicklungsländer konnten gegenüber 1973 Anteile dazugewinnen. Das weitere kraftvolle Drängen der Schwellenländer auf den Markt hat den Absatz nur noch durch Verdrängung der Konkurrenten möglich gemacht.
    Meine Damen und Herren, das alles führt zu einem Anpassungsbedarf, der uns zweimal trifft. Auch hier wird im Augenblick eine Verschleierungstaktik betrieben. Wir haben es mit einer strukturellen Krise zu tun. Wir haben es aber auch mit einer gleichzeitig ihren Höhepunkt findenden konjunkturellen Krise zu tun. Als Beispiel könnte man die Flugzeugindustrie nehmen. Als Beispiel könnte man aber auch auf den Werftbereich verweisen. Ebenso könnte man die Stahlindustrie als Beispiel nennen. Man könnte auch über den Kohlenbergbau sprechen.
    Lassen Sie mich wegen der Kürze der Zeit beispielhaft nur auf den Kohlenbergbau eingehen. Aus der laufenden Förderung gehen zur Zeit wegen der gedrosselten europäischen Stahlerzeugung, der allgemeinen konjunkturellen Schwierigkeiten und der Stagnation im Stromverbrauch monatlich etwa eine Million t auf Halde. Diese werden die Rekordhöhe des Frühjahrs 1978 wohl übersteigen. Damals waren etwa 23 Millionen t unverkäuflich. Hinzu kommt noch die nationale Kohlereserve mit 10 Millionen t. Damit haben wir Kohleberge, die mehr als ein Drittel der Jahresproduktion betragen, Kohleberge mit einem Wert von 8 Milliarden DM.
    Die Ursachen dafür liegen im Kern doch in der Weltwirtschaftskrise. Sie sind doch nicht hausgemacht; das wissen Sie. Hausgemacht und bedenklich ist es aber, wenn Sie im Bundeshaushalt Streichungen bei den Forschungstiteln vornehmen, und zwar bei Kohletechnologien und bei der Stahlforschung.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Damit werden die Zukunftsaussichten für den deutschen Kohle- und Stahlmarkt zusammengestrichen.
    Schauen Sie sich als weiteres Beispiel den Stahlmarkt an. Nur ein Bruchteil der ursprünglich vorgesehenen Stahlproduktion kann abgesetzt werden. Der Stahlmarkt unterliegt einem Preiskampf, der von den einzelnen Ländern mit Milliardenbeträgen gestützt wird. So hat die britische Regierung in den letzten Wochen der staatlichen British Steel die Schulden in Höhe von 4 Milliarden DM erlassen. Das RWI spricht in einer Studie von weiteren Verdüsterungen des westdeutschen Stahlmarktes. Vor allem die Aufträge der Investitionsgüterindustrie aus dem Inland und aus dem Ausland seien bedenklich gesunken. Der Rückgang vom ersten zum zweiten Quartal betrug bei den Rahmenwerten sogar 18 %. Graf Lambsdorff, ich möchte Sie gerne fragen: Was haben Sie eigentlich in Brüssel getan, um eine vernünftige Konstruktion in den westdeutschen Stahlmarkt zu bringen? Wo sind eigentlich die von der Bundesrepublik initiierten EG-Beschlüsse? Wo haben wir uns ein Instrumentarium geschaffen, um mit der Stahlkrise und der damit einhergehenden Kohlekrise fertig zu werden. Denken Sie daran: Wir haben Mitte der 70er Jahre in diesem Bereich noch über 470 000 Beschäftigte gehabt. Heute haben wir nur noch 258 000 Mitarbeiter.
    Meine Damen und Herren, man kann die Weltwirtschaftskrise nicht beschreiben. Man kann nur versuchen, sie an einzelnen Stellen darzustellen. Man muß einfach zur Kenntnis nehmen, daß wir in diese Krise eingebunden sind. Es zeugt schon von einer ungeheuren Ignoranz, zu sagen, nicht Nachfrageschwäche und weltwirtschaftliche Abhängigkeiten, sondern die hausgemachten Ursachen des wirtschaftlichen Abschwungs hätten viele Unternehmen zur Aufgabe gezwungen. Das alles ist eine Haltung der Ignoranz und nimmt die wirklichen Dinge nicht zur Kenntnis.
    Wenn wir im politischen Raum so arbeiten, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn den etablierten Parteien Mißtrauen entgegengebracht wird, ja wenn man sich anderen politischen Organisationen zuwendet.
    Die Sozialdemokraten werden diesen Nachtragshaushalt ablehnen. Bei der Einbringung des Haushalts habe ich noch davon gesprochen, daß wir ihn in den Teilen annehmen wollten, wo wir glauben, daß er auch von uns hätte eingebracht werden müssen. Sicher hätten wir den Bereich der Steuermindereinnahmen auch von uns aus mitgetragen. Nur, die Lösungsmöglichkeiten, die Sie in diesem Nachtragshaushalt gefunden haben, halten wir nicht für sinnvoll. Wir glauben, daß Sie diesen Nachtragshaushalt nicht ehrlich gemacht haben. Wir glauben, daß dieser Nachtragshaushalt und die nichtvorgelegte mittelfristige Finanzplanung einer Gesamtplanung von Ihnen unterliegen, die da heißt: Ihr eigenes und eigentliches Regierungsprogramm, das Sie nach dem 6. März umsetzen wollen, nämlich das Programm, das in dem Papier des Wirtschaftsministers als „Lambsdorff-Papier" zusammengefaßt ist, das Sie hier aber nicht gern nennen wollen. Aus die-
    8692 Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982
    Wieczorek (Duisburg)

    sem Grund lehnen wir diesen Nachtragshaushalt ab.

    (Beifall bei der SPD)