Rede von
Dr.
Wolfgang
Schäuble
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die CDU/CSU-Fraktion stimmt gegen die Anträge von SPD und FDP, die Verbrauchsteuern zu erhöhen und das Kindergeld zu kürzen.
Für uns sind Steuererhöhungen kein taugliches Mittel zur Sanierung des Bundeshaushalts. Die Abgabenquote hat ohnedies schon eine beschäftigungsfeindliche Höhe erreicht.
Auch die Verbrauchsteuern, die ja bei Mineralöl und Branntwein in diesem Jahr schon einmal erhöht worden sind, können keine unbegrenzte Reservekasse für Herrn Matthöfer bilden. Mit den weiteren Steuererhöhungen für Tabak, für Branntwein und für Sekt sowie mit der Verlängerung der Heizölsteuer wird erneut klar, daß alle Bürger die Zeche für die verfehlte Politik dieser Bundesregierung zu bezahlen haben.
4312 Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 18. Dezember 1981
Dr. Schäuble
Für besonders verhängnisvoll halten wir die von Ihnen vorgesehene Kürzung des Kindergeldes für die zweiten und dritten Kinder der Familien.
Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Koalition, noch vor einem Jahr haben Sie den Wahlkampf mit der Ankündigung einer Erhöhung des Kindergelds geführt.
Jetzt wird das zum 1. Februar erhöhte Kindergeld wieder gekürzt.
Wir, die CDU/CSU, haben immer gesagt, daß alle anderen Einsparmöglichkeiten zuerst ausgeschöpft werden müssen.
Wir haben zahlreiche Vorschläge für weitere Einsparungen in diesem Haus öffentlich und im Vermittlungsausschuß eingebracht. Sie haben diese Vorschläge abgelehnt.
Mir leuchtet noch immer nicht ein, daß Sie die Kürzung der Ausbildungsförderung für Schüler nicht mitzumachen bereit waren und statt dessen das Kindergeld kürzen wollen.
Die kinderreichen Familien gehören in diesem Land zu den benachteiligten Gruppen. Daß Sie heute diesen Familien zusätzliche Sonderopfer auferlegen wollen, ist ein neuer Beweis, daß Sie für die drückenden Probleme kein Gespür mehr haben.
Darüber hinaus setzen Sie ein neues Zeichen Ihrer familienfeindlichen Politik, an deren Folgen wir alle noch bitter zu tragen haben werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, im Vermittlungsausschuß haben wir mit Mehrheit beschlossen, die Kürzung des Kindergelds und die Steuererhöhungen abzulehnen. Sie haben das letzte Woche zurückgewiesen. Jetzt hat der Bundesrat Einspruch dagegen eingelegt. Ich appelliere an Sie, diese letzte Chance zur Korrektur einer falschen Politik zu nutzen.