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ID0902326500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/23 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 23. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 Inhalt: Überweisung des Dritten Tätigkeitsberichtes des Bundesbeauftragten für den Datenschutz an weitere Ausschüsse 987 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Mineralöl- und BranntweinsteuerÄnderungsgesetzes 1981 — Drucksachen 9/91, 9/144 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/173 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 9/164, 9/167 — Dr. Schäuble CDU/CSU 987 C Dr. Diederich (Berlin) SPD 991 D Frau Matthäus-Maier FDP 994 B Matthöfer, Bundesminister BMF 997 B Namentliche Abstimmung 999 D Beratung des Jahresgutachtens 1980/81 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 9/17 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1981 der Bundesregierung — Drucksache 9/125 — Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 1001C, 1047B Dr. Waigel CDU/CSU 1010 C Dr. Jens SPD 1015 C Dr. Haussmann FDP 1021 A Dr. Albrecht, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen 1041C, 1050C Dr. Schwarz-Schilling CDU/CSU 1052A Reuschenbach SPD 1054 B Hauser (Krefeld) CDU/CSU 1056 D Wurbs FDP 1059 C Pieroth CDU/CSU 1061 B Dr. Schachtschabel SPD 1063 D Fragestunde — Drucksachen 9/159 vom 13. 02. 1981 und 9/169 vom 18.02. 1981 — Bewertung des Artikels „Die versteckte Atommacht" in der Illustrierten „Stern" vom 19. Februar 1981 durch die Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 MdlAnfr 1 18.02.81 Drs 09/169 Graf Huyn CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Penner BMVg 1023C, 1024A, B, C, D, 1025A, B, C, D, 1026A ZusFr Graf Huyn CDU/CSU . . . 1023D, 1024A ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 1024B ZusFr Haase (Kassel) CDU/CSU 1024 B ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . 1024B ZusFr Jungmann SPD 1024 C ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU 1024 C ZusFr Würzbach CDU/CSU 1024 D ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1025A ZusFr Hansen SPD 1025A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1025 B ZusFr Linsmeier CDU/CSU 1025 B ZusFr Francke (Hamburg) CDU/CSU . . 1025C ZusFr Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU 1025C ZusFr Dallmeyer CDU/CSU 1025 D ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . 1025D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 1026A Von der Bundesregierung wegen der Veröffentlichung „Die versteckte Atommacht" in der Illustrierten „Stern" in Aussicht genommene Schritte DringlAnfr 2 18.02.81 Drs 09/169 Würzbach CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Penner BMVg . 1026A, B, C, D, 1027A, B ZusFr Würzbach CDU/CSU 1026 B ZusFr Jungmann SPD 1026 C ZusFr Dallmeyer CDU/CSU 1026C ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1026 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1026 D ZusFr Hansen SPD 1027A ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 1027A ZusFr Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU 1027B Anzahl der Zivildienstleistenden, die Vorbereitungslehrgänge absolviert haben, sowie Erfahrungen mit diesen Lehrgängen MdlAnfr 35, 36 13.02.81 Drs 09/159 Horstmeier CDU/CSU Antw PStSekr Frau Fuchs BMA . . . 1027C, D, 1028A, B, C ZusFr Horstmeier CDU/CSU . . 1027D, 1028A, B ZusFr Broil CDU/CSU 1028 B ZusFr Börnsen SPD 1028 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 1028C Einführung flexiblerer Arbeitszeiten zur Koordinierung der Familienaufgaben mit den Anforderungen der Berufswelt MdlAnfr 39, 40 13.02.81 Drs 09/159 Kroll-Schlüter CDU/CSU Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . . 1028D, 1029A, B, C, D, 1030A ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU . . . 1029A, B, D, 1030A ZusFr Dr. Diederich (Berlin) SPD 1029 B ZusFr Frau Steinhauer SPD ... 1029 C ZusFr Jaunich SPD 1030A Übersicht über cadmiumhaltige Lebensmittel MdlAnfr 41, 42 13.02.81 Drs 09/159 Jaunich SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1030B, D, 1031A, B ZusFr Jaunich SPD 1031A ZusFr Susset CDU/CSU 1031 B Cadmiumgehalt in Lebensmitteln MdlAnfr 43, 44 13.02.81 Drs 09/159 Gilges SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1031C, D, 1032A, C ZusFr Gilges SPD 1031D, 1032B Rechtsvorschriften zur Verminderung des Cadmiums in Lebensmitteln MdlAnfr 45, 46 13.02.81 Drs 09/159 Rayer SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1032C, D, 1033A, B, D ZusFr Rayer SPD 1032D, 1033C ZusFr Eigen CDU/CSU 1033A ZusFr Broll CDU/CSU 1033A ZusFr Gilges SPD 1033A Erfahrungen des Arbeitsstabes Frauenpolitik mit dem arbeitsrechtlichen EG-Anpassungsgesetz MdlAnfr 47, 48 13.02.81 Drs 09/159 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . . 1033 D, 1034A, B, C, D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1033D, 1034A. B ZusFr Frau Roitzsch CDU/CSU 1034 B ZusFr Heyenn SPD 1034 ZusFr Frau Dr. Lepsius SPD 1034 D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 III Erfahrungen des Arbeitsstabes Frauenpolitik mit dem § 611b BGB (Stellenausschreibung) und mit dem Art. 2 des EG-Anpassungsgesetzes (Aushang der Gleichbehandlungsvorschriften im Betrieb) MdlAnfr 49, 50 13.02.81 Drs 09/159 Frau Steinhauer SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . . 1034D, 1035B, C, D, 1036A ZusFr Frau Steinhauer SPD . . . . 1035A, B, D, 1036A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1035B ZusFr Heyenn SPD 1035 D Aktivitäten des Arbeitsstabes Frauenpolitik beim Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit MdlAnfr 51 13.02.81 Drs 09/159 Frau Weyel SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . 1036A, D, 1037A, B, C, D, 1038A ZusFr Frau Weyel SPD 1036C, D ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1036 D ZusFr Frau Terborg SPD 1037 A ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . . 1037B ZusFr Frau Geiger CDU/CSU 1037 B ZusFr Frau Dr. Wex CDU/CSU 1037 C ZusFr Frau Steinhauer SPD 1037 D ZusFr Frau Dr. Hellwig CDU/CSU . . . 1037 D ZusFr Frau Dr. Lepsius SPD 1038A ZusFr Frau Verhülsdonk CDU/CSU . . . 1038A Arbeitsprogramm des Arbeitsstabs Frauenpolitik, u. a. bezüglich der Verbesserung des Verhältnisses Familie und Beruf durch Teilzeitarbeit MdlAnfr 52, 53 13.02.81 Drs 09/159 Frau Dr. Lepsius SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . 1038B, C, D, 1039A, B, C, 1040A ZusFr Frau Dr. Lepsius SPD 1038B, C ZusFr Dr. Diederich (Berlin) SPD 1038 D ZusFr Frau Benedix-Engler CDU/CSU . 1038D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1039A ZusFr Frau Weyel SPD 1039 A ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1039 B ZusFr Frau Verhülsdonk CDU/CSU . . . 1039B ZusFr Frau Steinhauer SPD . . . 1039C, 1040A ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . . .1040A Inanspruchnahme des Arbeitsstabs Frauenpolitik durch Frauen und verstärkte Bekanntmachung seiner Arbeit in der Öffentlichkeit MdlAnfr 54, 55 13.02.81 Drs 09/159 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1040B, D, 1041A, B ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . . . 1040 C ZusFr Frau Dr. Hellwig CDU/CSU . . . .1040D ZusFr Frau Verhülsdonk CDU/CSU . . . 1040 D ZusFr Heyenn SPD 1041A ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1041 B Nächste Sitzung 1065 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 1066*A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 987 23. Sitzung Bonn, den 19. Februar 1981 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 20. 2. Dr. Barzel 20. 2. Berschkeit 20. 2. Conrad (Riegelsberg) 20. 2. Eymer 20. 2. Genscher 19. 2. Handlos 20. 2. Dr. Hubrig 20. 2. Jansen 20. 2. Kittelmann* 20. 2. Dr. Klejdzinski* 20. 2. Korber 20. 2. Männing* 20. 2. Frau Dr. Martiny-Glotz 20. 2. Dr. Möller 20. 2. Dr. Müller* 20. 2. Dr.-Ing. Oldenstädt* 20. 2. Petersen** 20. 2. Pohlmann 20. 2. Prangenberg 20. 2. Dr. Probst 19. 2. Rösch* 20. 2. Frau Schlei 20. 2. Dr. Wieczorek 20. 2. Dr. Zander 20. 2. Zink 20. 2. * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Christian Schwarz-Schilling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Wirtschaftsminister, Sie haben zum Schluß Ihrer Rede die Frage gestellt, ob unser föderales System nicht vor einer neuen Bewährungsprobe stehe, ob die Probleme unserer Energieversorgung in Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern positiv gelöst werden können. Ich möchte die Bundesregierung vor einem Fehlschluß warnen. Wenn wir auf Grund der Zerstrittenheit von Parteien und Ideologien die notwendigen Entscheidungen in Bund und Ländern nicht koordiniert fällen, ist nicht die Frage nach der Tauglichkeit unserer Institutionen zu stellen, sondern die Frage nach der Tauglichkeit der Parteien, die diese Institutionen im Moment besetzen. Das ist die Situation.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich möchte die Bundesregierung davor warnen, den Schwarzen Peter jeweils anderen Institutionen zuzuschieben. Die Selbstgefälligkeit, Herr Minister, mit der Sie diese Fragen beantwortet haben, nachdem Ministerpräsident Albrecht einen neuen Anlauf für ein gemeinsames Verständnis von Bund und Ländern gemacht hat, scheint zum stabilsten Faktor dieser Bundesregierung zu werden. Ich möchte bemerken, daß diese Art von Stabilität nicht zu Investitionsanreizen für die deutsche Wirtschaft führt. Darüber müssen Sie sich im klaren sein.
    Meine Damen und Herren, stellen wir einmal die Frage nach der Lernkurve dieser Bundesregierung. Man kann sagen, daß sich die Definitionen der Eckwerte in den zehn Jahren, in denen diese Bundesregierung regiert, total verschoben haben. Im Jahre 1969 galt das Preisniveau als stabil, wenn die Differenz zwischen der Zuwachsrate des nominalen Bruttosozialprodukts und der des realen Bruttosozialprodukts 1 % betrug. Jetzt dagegen wird nur noch davon geredet, daß es uns „doch besser als anderen Ländern" gehe. Jegliche konkrete Zuordnung wird unterlassen. Während man vor zehn Jahren von einem hohen Beschäftigungsstand nur dann sprach, wenn die Arbeitslosenquote nicht über 0,8 % lag, so reden wir heute noch bei einer Größenordnung von 3,5 % von Vollbeschäftigung. Das hat sich alles während dieser zehn Jahre abgespielt. Wenn heute die private
    Wirtschaft auch bei der Bundesregierung wieder einen besseren Stellenwert hat, dann ist dieser Lernprozeß vor allem durch die leeren Kassen dieser Bundesregierung in Gang gekommen, die selbst nicht mehr in der Lage ist, das von Staats wegen zu tun, was bei der heutigen Lage getan werden müßte.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wie sind die Signale des Marktes? Wir hören auf der einen Seite diese Diskussion, wir hören aus dem Jahreswirtschaftsbericht optimistische Prognosen, die mit den Realitäten nicht mehr übereinstimmen. Auf der anderen Seite kämpfen draußen Arbeitnehmer und Unternehmer tagtäglich gegen den flutartigen Kostenanstieg, um Arbeitsplätze zu erhalten, um Finanzierungen im Rahmen zu halten, um trotz der irrsinnigen Last der Fremdkapitalzinsen noch irgendwie Renditen erwirtschaften zu können. Vor diesem Hintergrund ist das, was sich heute hier abspielt, sehr akademisch.
    Was bedeutet das hohe Zinsniveau für ein Unternehmen heute? Die Vereinigten Staaten sind sehr wohl in der Lage, ein so hohes Zinsniveau noch lange Zeit durchzuhalten, und zwar aus verschiedenen Gründen.

    (Kiep [CDU/CSU]: Weil die Zinsen bei denen absetzbar sind!)

    — In der Bundesrepublik Deutschland ist ein Substanztransfer von den Unternehmen in den Staatsbereich in einer solchen Größenordnung vor sich gegangen, daß als Resultat die Eigenkapitalquote der Unternehmen heute auf 23 %, bei mittleren und kleinen Unternehmen bis auf annähernd 20 % zurückgegangen ist. Das heißt, daß die Geschäftstätigkeiten zu 80 % fremdfinanziert sind, und das heißt, daß für diese 80 %, zumindest im mittel- und im kurzfristigen Bereich, exorbitant hohe Zinsen zu zahlen sind. In den Vereinigten Staaten haben wir im Durchschnitt eine Eigenkapitalquote von 60 %, so daß die unternehmerischen Tätigkeiten nur zu 40 % mit hohen Zinsen fremdfinanziert werden müssen. Aus diesem Grunde sind die Unternehmen in den Vereinigten Staaten viel länger in der Lage, diese Hochzinsphase durchzuhalten, als das bei uns in der Bundesrepublik Deutschland der Fall ist; sie haben einen viel längeren Atem. Die Unternehmen hier dagegen sind durch die Steuergesetzgebung und andere Lasten so ausgezehrt, daß sie keineswegs solche Perioden ohne Existenzgefährdungen durchstehen können.
    Wenn Sie sich einmal ansehen, wie die Renditeerwartungen in den Vereinigten Staaten trotz dieser hohen Zinsen aussehen, dann werden Sie feststellen, daß die inflationsbereinigte Nettoeigenkapitalrendite in den Vereinigten Staaten im Durchschnitt noch bei über 6 % liegt. Bei uns beträgt sie 1 %. Das bedeutet, daß in Deutschland Fremdkapital bei diesen hohen Zinsen nur noch finanziert werden kann, wenn ein weiteres Sinken der Eigenkapitalrendite in Kauf genommen wird. Das führt aber dazu, daß den Unternehmen bei uns sehr schnell die Luft ausgeht. Es gibt heute tagtäglich Hiobsbotschaften. Sie entwickeln sich geradezu zu einer Flut, wie man



    Dr. Schwarz-Schilling
    sieht, wenn man die Zeitung aufschlägt. Dies geschieht in einer Zeit, in der die Staatskassen leer sind, in der die ausländischen Wettbewerber in die Märkte gehen und in der durch bürokratische Entscheidungen sowie durch gesetzgeberische Inkompetenz verhindert wird, daß für unsere wichtigsten Zukunftstechnologien die Schleusen geöffnet und die Initialzündungen für eine neue Konjunkturphase eingeleitet werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die Deutsche Bundespost sagt dazu immer: Ja, ob nun dieser Stopp besteht oder nicht, wir verkabeln doch in der vollen Höhe. — Was dabei total übersehen wird, ist, daß es hier gar nicht um das Fernsehen geht. Es geht hier vielmehr um einen Kommunikationsverkehr des kommerziellen Bereichs, um Kommunikation zwischen den Unternehmen, um einen Verkehr im gewerblichen Bereich, der nur dann vorankäme, wenn wir flächendeckende Netze hätten. Da nützen uns doch die Pilotprojekte nichts! Meine Damen und Herren, stellen Sie sich einmal vor, vor einigen Jahrzehnten wäre jemand auf den Gedanken gekommen, zwei oder drei Ortschaften mit Telefonen auszustatten und zu sagen, jetzt probieren wir einmal aus, was die mit den Telefonen machen; und danach wäre entschieden worden, ob wir in Deutschland das Telefon einführen. Das wäre doch wohl ein Witz geworden!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ähnliches gilt in anderen Bereichen, so bei der Energiepolitik. Meine Damen und Herren, hier ist die Diskussion viel zu lange an der Frage, welchen Bedarf wir haben werden, festgehalten worden. Die wirkliche Frage ist doch: zu welchen Preisen, zu welchen Kosten?
    Herr Wirtschaftsminister, Sie haben hier in der Energiedebatte mich zitiert, weil ich im Wirtschaftsausschuß die Frage gestellt habe, wie ein Kostenvergleich in bezug auf die Bundesrepublik Deutschland, auf Frankreich und auf unsere anderen Nachbarländer in den Jahren 1990 und 2000 aussehen wird. Denn das ist für die Zukunftsentwicklungen und für die entscheidenden Rahmenbedingungen der Standortpolitik der Unternehmen und damit für die Arbeitsplätze in Deutschland, in Frankreich, in Holland und in den anderen Ländern ausschlaggebend.
    Sie meinten, ich müßte in mich gehen,

    (Zuruf von der FDP: Das wäre eine gute Idee!)

    weil hier von der Bundesregierung offizielle Angaben erwartet würden. Auf dem Unternehmenssektor ist es doch so, daß heute jedes mittlere und jedes größere Unternehmen Planungen für 5 oder 10 Jahre haben muß, um überhaupt zu wissen, wie hoch investiert werden soll und wo Arbeitsplätze geschaffen werden können. Und diese Bundesregierung glaubt, überhaupt nicht darüber nachdenken zu müssen, wie bei der Energie in diesem Lande in den nächsten 15 Jahren die Kostenentwicklung aussehen wird!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sehen Sie nicht, daß bereits ein großer Teil der deutschen Unternehmen an den Grenzen zu Frankreich dort überhaupt nur noch dann bleibt, wenn diese Unternehmen Stromverträge mit Frankreich abschließen können, weil sie sonst im Jahre 1990 nicht mehr wettbewerbsfähig sind?

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Sehen Sie nicht, daß wir in der Bundesrepublik neue Disparitäten bekommen, indem eben ganze Industriezweige in ganzen Regionen wegen der Energiekosten nicht mehr wettbewerbsfähig sein werden?

    (Wehner [SPD]: Bei uns aber blühen dafür die Phrasen, die hier gemacht werden!)

    — Lieber Herr Wehner, wenn dann diese Werke ihre Tore schließen und die Arbeitslosen vor den Toren auf der Straße stehen, sind das keine Märchen

    (Wehner [SPD]: „Phrasen" habe ich gesagt!)

    — es sind auch keine Phrasen —, sondern dann sind Sie für das, was sich abspielt, verantwortlich!

    (Beifall bei der CDU/CSU— Wehner [SPD]: Lassen Sie die Finger weg, Mann! Sie haben wohl einen zuviel genommen!)

    — Offensichtlich gibt es für Sie heute noch nicht so viele Arbeitslose, daß Sie bei Ihren Entscheidungen Korrekturen ansetzen würden.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Wehner [SPD]: Das müssen Sie mir erzählen, Sie Knabe!)

    Was sagt der Sachverständigenbericht? „Die expansive Finanzpolitik der vergangenen (guten) Jahre hat zu einem Konsolidierungsbedarf von solcher Höhe geführt, daß der Staat 1981, also in einem Jahr, das nicht gut zu werden verspricht, kaum noch Handlungsspielraum hat." — Das ist die Aussage des Sachverständigenberichts über die Handlungsspielräume dieser Bundesregierung.
    Meine Damen und Herren, der Bundeswirtschaftsminister war ja in der besagten Sitzung des Wirtschaftsausschusses gar nicht anwesend und hat sich offensichtlich fehlinterpretierend irgend etwas berichten lassen. Er sollte sich mehr um Fragen wie die kümmern, daß z. B. im Bundesfinanzministerium ein Referentenentwurf für das 14. Gesetz zur Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes erstellt wird, in dem nun plötzlich neue Genehmigungspflichten und Preisregulierungen auftauchen, die mit der Marktwirtschaft überhaupt nichts mehr zu tun haben. Darum soll er sich kümmern und nicht an der falschen Front hier irgendwelche falschen Parolen von sich geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, nachdem der Staat seit dem Jahre 1970 seinen Korridor so erweitert hat, daß er fast 50 % unseres Sozialprodukts nicht nur beeinflußt, sondern direkt in entsprechender Weise bestimmt, braucht die Wirtschaft einen Partner, der selber über Kompetenzen verfügt und die Kompetenzen, die er hat, auch ausfüllt, damit wir alle gemeinsam die Probleme meistern, vor denen wir stehen. Ich kann nur sagen: Da steht die Wirtschaft un-



    Dr. Schwarz-Schilling
    geheuer allein. Der Wirtschaftsminister erklärt: Es ist nicht die Stunde der Verzagtheit, der Resignation. Ja, glauben Sie etwa, unsere Arbeitnehmer, unsere mittelständischen Unternehmer sind diejenigen, die resignieren? Sie haben doch seit Jahren bis zur eigenen Existenzaufgabe gegen die Resignation gekämpft. Aber wo man anfängt zu resignieren, ist, wenn man zu der gleichen Zeit — —

    (Zuruf des Abg. Reuschenbach [SPD])

    — Ja, ich habe vielleicht mehr Kontakte zu Arbeitnehmern als Sie, auch wenn Sie in einer anderen Partei sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU— Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie brauchen sich ja nur einmal die Struktur Ihrer Fraktion anzusehen, nicht?

    (Roth [SPD]: Proletarier Schwarz-Schilling!)

    Meine Damen und Herren, wenn wir diese Bundesregierung in der heutigen Situation betrachten und sehen, was sie uns in diesem Jahreswirtschaftsbericht an Phrasen, an Allgemeinplätzen bietet, ohne konkret zu sagen, wie sie die sogenannten Rahmenbedingungen nun wirklich konkret neu ausfüllen will, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, dann kann man allerdings resignieren. Ich kann nur sagen: Wenn diese Bundesregierung nicht sehr schnell dazu übergeht, auch die Haftung für das zu übernehmen, was sie als Kompetenz beansprucht, und damit Kompetenz und Haftung wieder zusammenführt, wie es bei jedem Unternehmen der Fall ist, und wenn der Staat nicht bereit ist, auf seinem Gebiet aktiv die volle Verantwortung zu übernehmen, etwa im Hinblick auf die Innovationshemmnisse, die Probleme der Bauwirtschaft und die Fragen der Kernkraftwerke, dann hat nicht der deutsche Arbeitnehmer, nicht der Unternehmer, nicht unsere Bevölkerung versagt, sondern diese Bundesregierung, die ihren Part in einer großen Stunde der Verantwortung nicht gespielt hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Reuschenbach.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter W. Reuschenbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Es ist die Pflicht der Opposition, Regierung zu kontrollieren, sie anzutreiben und auch zu kritisieren, aber es ist ganz bestimmt nicht ihre Verpflichtung, ökonomische Probleme, die es gibt — beträchtliche Arbeitslosigkeit und strukturelle Verwerfungen —, mit Schadenfreude in der Stimme zu kommentieren.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer hat denn das gemacht?)

    Da die Opposition hier heute über weite Strecken nicht mehr als eine sehr schwarz gefärbte und verzerrte Zustandsbeschreibung geboten hat, ist es auch schwer, mit ihr über Politik zu diskutieren; denn Politik ist Gestaltung der Lebensverhältnisse
    und nicht nur Kommentierung von Zuständen und Verhältnissen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich kann Sie um der Diskussionsfähigkeit in diesem Haus willen wirklich nur dringend bitten, mehr zu bieten als Kommentierungen mehr oder weniger intelligenter Art.
    Mir kommt es darauf an, auf die Beiträge des Ministerpräsidenten aus Niedersachsen zurückzukommen, der mit heimnehmen kann, daß er uns in der Sorge um die ökonomische Entwicklung — Leistungsbilanz, Strukturwandel — nicht überbieten kann und daß es völlig überflüssig war, hier eine Art Nachhilfestunde zu veranstalten. Es wäre sinnvoller und hilfreicher gewesen, Herr Ministerpräsident, wenn Sie dargelegt hätten, was Sie aus Ihrer Aufgabe als Ministerpräsident eines großen Landes beitragen wollen, beitragen können und beitragen werden, um Schwierigkeiten zu meistern.

    (Roth [SPD]: Der hört ja gar nicht zu!)

    — Nun gut. — Da er sich vornehmlich mit Energiepolitik befaßte

    (Roth [SPD]: Er kommt nur zum Reden! Zum Zuhören kommt er gar nicht!)

    und anderen vorhielt, sie seien nicht eifrig und entschlossen genug gewesen, muß ich ihn fragen, ob er es als einen sehr bemerkenswerten Beitrag zur Energiepolitik in diesem Lande empfindet, daß seine Landesregierung zum ersten Male — über Qualität will ich nicht streiten — sage und schreibe im Dezember 1980 eine geschlossene Formulierung der Energiepolitik seines Landes Niedersachsen vorlegte. Im Jahre 1980! Und er kritisiert andere, daß sie nicht schon Anfang der 70er Jahre alles Nötige getan hätten.
    Ich will auch darauf eingehen, was denn 1973, wie er meint, zu tun gewesen wäre und um welche Konsequenzen es geht. Wenn man es heute mit einer echten Stromlücke oder damit zu tun hätte, daß die Lichter ausgehen oder vorübergehend Strom abgeschaltet werden muß, dann wäre seine Kritik berechtigt, daß in den Jahren 1973 und 1974 eine ungleich größere Kraftwerkskapazität, egal welcher Art, hätte auf die Beine gestellt werden müssen. Das ist doch gar nicht das Problem.
    Das Problem ist in diesen 70er Jahren gewesen, die Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren. Da muß man hinzufügen, daß es nicht diese sozialliberale Koalition seit 1969 war, die dieses Land durch das Verkommenlassen des Bergbaus in den 50er und 60er Jahren in eine solche Abhängigkeit vom Öl gebracht hat.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wer, nachdem er zehn Jahre in der Opposition ist, so tut, als sei es möglich, innerhalb weniger Jahre die Energiestruktur eines Landes so zu verändern, daß man von 70 % Ölanteil auf Null herunterkommt, täuscht sich und andere. Wenn er es versuchte, würde er dieses Land in eine Katastrophe treiben,



    Reuschenbach
    wenn er in wenigen Jahren von 70 auf Null herunterkommen wollte.

    (Dr. Warnke [CDU/CSU]: Seit 15 Jahren stellen Sie den Wirtschaftsminister!)

    Ich erinnere mich gut, wie bei der ersten Vorlage des Energieprogramms und bei den ersten Maßnahmen zur Ölreduzierung, nämlich dem Verbot, Kraftwerke auf Ölbasis zu bauen, Kollegen aus Ihrer Fraktion aufgeheult haben, weil sie meinten, das sei bösester Dirigismus und der Staat maße sich Entscheidungen an, die nur dem Markt zukämen. Heute sind sieben Jahre vorbei. Sie werden ja so oft nachträglich klug. An diesem Tag, an dem die Opposition einen, wie mir scheint, richtigen Beitrag zur Reduzierung des Ölverbrauchs abgelehnt hat, klagt der Herr aus Niedersachsen, diese sozialliberale Koalition sei nicht ausreichend fähig, einen Beitrag zur Reduzierung zu leisten. Mir scheint, dieser Tag hat für Sie, Herr Ministerpräsident, mindestens insofern doch noch einen Sinn, als Sie manches mit heimnehmen könne.
    Wenn man unser Land und seine Wirtschaftsordnung nicht kennte und nur Herrn Albrechts Reden hört, müßte man glauben, hierzulande hätten wir eine zentrale Verwaltungs- und Planwirtschaft, bei der per Knopfdruck in Bonn Import- und Preispolitik der Ölkonzerne dirigiert werden, bei der Verbraucherverhalten par ordre du mufti bestimmt wird, bei der Investitionsbereitschaft von Unternehmen per Knopfdruck in Bonn verordnet wird.
    Wie sehr Energiepolitik von internationalen Entwicklungen abhängt, kommt bei Herrn Albrecht allenfalls zum Zweck des Vorwurfs zum Ausdruck. Und dabei liegt die Bedeutung von Importenergiepreisen, von neuen Energieimportverträgen und Währungskursveränderungen auf der Hand; er erweckt den Eindruck, als sei es allein eine Frage des Beschlusses der Bundesregierung, das zu korrigieren.
    Was Kohleimporte angeht, so will ich Ihnen einmal folgendes sagen: Wenn der polnische Bergbau nicht wieder auf die Beine kommt und wenn es in Südafrika eines Tages rumst, dann werden Sie und die Menschen in Niedersachsen sehr froh darüber sein, daß die Sozialdemokraten und diese Bundesregierung in den zurückliegenden Jahren dafür gesorgt haben und auch in der Zukunft dafür sorgen werden, daß ein Höchstmaß an heimischer Kohle zur Verfügung steht.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Kansy [CDU/ CSU]: Wer will denn das nicht?)

    — Sie fragen: Wer will das nicht? Das ist ein gutes Stichwort. Im sogenannten Energieprogramm der niedersächsischen Landesregierung vom Dezember 1980 steht geschrieben: „Niedersächsische Kohlepolitik ist Importkohlepolitik." Damit ist die Antwort auf Ihre Frage „Wer will das nicht?" gegeben. Alles das, was insbesondere in den letzten Jahren aus Niedersachsen zum Thema Kohle gesagt worden ist, war gegen den heimischen Bergbau gerichtet. Da war das Revier der „Kostgänger der Nation", da haben die Menschen eben „mit Füßen abgestimmt"; na ja, das ist eben so. Bei dem Versuch, dem erfolgreichen Versuch, durch die Verstromungsgesetze den Absatz heimischer Steinkohle für die Verstromung zu sichern, war die niedersächsische Landesregierung wahrlich nicht an der Spitze der Bewegung, sondern eher am anderen Ende dieses Geleitzuges.

    (Zuruf von der SPD: Leider wahr!)

    Im Energiebild des Herrn Albrecht ist anscheinend auch kein Raum für die Verteilung der energiepolitischen Zuständigkeiten gemäß unserem föderativen Staat und dessen Einfluß auf die Verwirklichung energiepolitischer Ziele der Bundesregierung. Dabei war es doch seine Landesregierung, die in den letzten Jahren den entscheidenden Schlag gegen die Zukunft und die Weiterentwicklung der Kernenergie geführt hat. Es ist doch nicht zu leugnen, er kann es doch nicht nachträglich noch als eine Großtat feiern, daß das viele Jahre verfolgte Entsorgungskonzept durch seine Entscheidung über Bord ging. Seine Begründung dafür lautete — es war nicht irgendeine technische Regelung, die nicht zweckmäßig gewesen sei —, daß es politisch nicht durchsetzbar sei. Das heißt mit anderen Worten: weil die Opposition im niedersächsischen Landtag ihm, der christlichdemokratischen Regierung nicht gefolgt sei. Also, wer vor seiner Opposition so kapituliert, kann doch nicht im gleichen Atemzug anderen sagen, sie sollten doch endlich einmal für die eigene Überzeugung kämpfen. Wenn wir hier im Deutschen Bundestag bzw. die Bundesregierung immer dann, wenn die Opposition sagt: Da spielen wir nicht mit, sagen würden: Das ist politisch nicht durchsetzbar, dann wäre dieses Land schon lange nicht mehr regierbar.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ihre mangelnde Bereitschaft, zu entscheiden, Herr Albrecht, berechtigt Sie heute ganz bestimmt nicht, dem Bundeskanzler mangelnde Entscheidungskraft vorzuwerfen. Wenn der Bundeskanzler aus den eigenen Reihen kritisiert wird, dann meistens weniger deshalb, weil er nicht entschlossen genug entscheidet, sondern meistens eher deshalb, weil er einigen zu entschieden auftritt, zu entschieden seine Meinung sagt, zu entschieden entscheidet.

    (Lachen und Zurufe von der CDU/CSU)

    Wer so wie Herr Albrecht dazu beigetragen hat, der Energiepolitik, der Kernenergiepolitik Steine in den Weg zu legen, hat wirklich wenig Berechtigung, mit dem Finger auf andere zu zeigen; da zeigen nämlich immer gleich drei zurück.
    In diesem Zusammenhang liegt mir sehr daran, mich einer Forderung zuzuwenden, die in den letzten Tagen erhoben worden ist. In den letzten Tagen haben Herr Dregger und Herr Riesenhuber sinngemäß geäußert, daß die Bundesregierung endlich die Diskussion über die Regionalisierung der energiepolitischen Entscheidung beenden solle. Dies ist ein außergewöhnlich ernstzunehmender Vorgang. Denn dies bedeutet, wenn es ernst gemeint wird und zu Konsequenzen führen und nicht nur ein Tupfer im politischen Wortstreit sein soll, daß Landesplanung außer Kraft gesetzt werden soll, daß Standortbe-



    Reuschenbach
    Stimmungen durch Länder, Kreise und Städte außer Kraft gesetzt werden sollen, daß die Bedarfsfeststellung nach dem Energiewirtschaftsgesetz nicht mehr, wie dort festgelegt, den Ländern, sondern dem Bundeswirtschaftsministerium obliegen soll, daß gemeindliche Selbstverwaltung im Zusammenhang mit der Beschlußfassung und mit dem Befinden über Bebauungspläne außer Kraft gesetzt werden soll. Ich muß sagen, wenn Sie dies wirklich so wollen — ich muß Ihre Worte ja wohl ernst nehmen —, ist das heller Wahnsinn. Dies würde am Ende nämlich eine Militarisierung der Standortfeststellungen, der Planungsvorgänge für Energieanlagen bedeuten. Wer das in die Debatte wirft, erweist dem Fortgang der Energiepolitik hierzulande den allerschlechtesten Dienst. Wer auch nur den Anschein erwecken würde, als sollte ein Kraftwerk, auch ein Kernkraftwerk, wie ein Truppenübungsplatz geplant und gebaut werden, wird in diesem Lande erst recht bürgerkriegsähnliche Zustände heraufbeschwören. Ich kann Sie nur dringend bitten, von diesem Weg abzugehen.
    Offizielle Sprecher der Union wirken immer dann, wenn es um Energiepolitik und um Kernenergiepolitik geht, so stramm und zackig, als ob es überhaupt keinen Anlaß, keinen Grund für ein bißchen Nachdenklichkeit gäbe, als ob es keine Veranlassung gäbe, auch einmal etwas abzuwägen, als ob es überhaupt keinen Diskussionsbedarf gäbe. Sie verfahren gewissermaßen nach dem Motto „drauf und dran". Gemessen an diesem Verhalten der Union in Fragen der Energie- und Kernenergiepolitik — zackig und stramm, drauf und dran — sind professionelle Energiewirtschaftler und Energietechniker noch hochsensible Systeme.

    (Dr. Schwarz-Schilling [CDU/CSU]: Sehr witzig!)

    Sie können mir sehr wohl abnehmen, daß es bei manchen Diskussionen in meiner eigenen Partei auch bei mir Ärger gibt und mir auch manchmal die Zornesröte ins Gesicht kommt. Wenn ich das aber mit der geistig-politischen Friedhofsruhe in der Union eintauschen müßte, würde mir dies die Schamesröte ins Gesicht treiben.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Waigel [CDU/ CSU]: Unter Niveau ist das! — Kiep [CDU/ CSU]: Ich lade Sie einmal zu einer Betriebsbesichtigung ein!)

    Vermutlich werden Sie von einem Sozialdemokraten keinen Rat annehmen. Dann sollten Sie ihn aber von Herrn Remmers annehmen, der der CDU/CSU in den letzten Tagen in dem eben gemeinten Sinn ins Stammbuch geschrieben hat, daß sie sich entgegen dem Anschein in einer schwierigen Situation befinde, weil es ihr an der lebendigen Diskussion über entscheidende Fragen der Gegenwart mangele, und daß ihr eine lebendige Diskussion sehr gut zu Gesicht stünde. Ein einsamer Rufer in der Wüste. Sein Rat kann bei Ihnen sicherlich schneller ankommen, da er Ihren Leuten, eingeschlossen den Ministerpräsidenten aus Niedersachsen, nähersteht.

    (Roth [SPD]: Wissmann hat etwas Ähnliches gesagt; aber er darf nicht reden!)

    Nun muß natürlich auch Herr Kohl sich noch melden und sagen, der Bundeskanzler möge wegen seiner Äußerungen zur Kernenergie hier im Deutschen Bundestag die Vertrauensfrage stellen. Der Bundeskanzler wird selbst zu entscheiden haben, ob er diesem „Befehl" folgt. Mein Gott, warum soll er denn hier im Deutschen Bundestag die Vertrauensfrage stellen?

    (Kiep [CDU/CSU]: Das hat er doch selber gesagt!)

    Wo ist denn da der Konflikt zwischen ihm und der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion, um dessentwillen er die Vertrauensfrage stellen sollte? Der Bundeskanzler hat gesagt, daß er es für unwahrscheinlich halte, daß der Ausstieg aus der Kernenergie eines Tages ermöglicht werden könnte.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Blauäugig!)

    Sie meinen, dagegen stünde, daß die Sozialdemokraten auf ihrem Parteitag in Berlin der Auffassung waren und auch noch der Auffassung sind, daß sich in den 90er Jahren vielleicht beide Möglichkeiten ergeben. Genauso wie die Sozialdemokraten auf ihrem Bundesparteitag in Berlin hat die Enquete-Kommission votiert, und zwar nicht durch linke Spinner — Herr Lenzer hat vor Einsetzung der Enquete-Kommission ja einmal vorausgesagt, die Kommission werde eine Tummelwiese für linke Spinner, um die Aggressionen abzuwälzen —, sondern durch hervorragende sachkundige Mitarbeiter. Die Herren Häfele, Meyer-Abich, Pfeiffer und Schneider sind weder Tölpel noch Ignoranten. Sie haben die gleiche Empfehlung gegeben: in diesem Jahrzehnt alles zu tun, was möglich und nötig ist, soviel wie möglich zu sparen, rationellen Umgang mit Energie, moderaten Zubau von Kernkraftwerken, um am Ende dieses Jahrzehnts aus der dann erkennbaren Lage Schlußfolgerungen zu ziehen, um dann entweder in die Brütertechnologie einzusteigen oder, was auch ich für unwahrscheinlich halte, auf den Beitrag von Kernenergie verzichten zu können.
    Die Bundesregierung hat im Jahreswirtschaftsbericht ihre energiepolitischen Ziele beschrieben. Wir werden sie mahnen, drängen und unterstützen, die Ziele bei der nächsten Fortschreibung des Energieprogramms umzusetzen. Wir werden sie ermuntern, den Weg der energiepolitischen Vernunft weiterzugehen. Ich muß alle Hoffnungen und Illusionen zerstören, wonach die Energiepolitik des Kanzlers und des Bundeswirtschaftsministers etwa an der SPD-Fraktion scheitern könnte. — Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)