Rede:
ID0902300200

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    Vokabeln: 11
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    11. Böhme?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/23 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 23. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 Inhalt: Überweisung des Dritten Tätigkeitsberichtes des Bundesbeauftragten für den Datenschutz an weitere Ausschüsse 987 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Mineralöl- und BranntweinsteuerÄnderungsgesetzes 1981 — Drucksachen 9/91, 9/144 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/173 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 9/164, 9/167 — Dr. Schäuble CDU/CSU 987 C Dr. Diederich (Berlin) SPD 991 D Frau Matthäus-Maier FDP 994 B Matthöfer, Bundesminister BMF 997 B Namentliche Abstimmung 999 D Beratung des Jahresgutachtens 1980/81 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 9/17 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1981 der Bundesregierung — Drucksache 9/125 — Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 1001C, 1047B Dr. Waigel CDU/CSU 1010 C Dr. Jens SPD 1015 C Dr. Haussmann FDP 1021 A Dr. Albrecht, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen 1041C, 1050C Dr. Schwarz-Schilling CDU/CSU 1052A Reuschenbach SPD 1054 B Hauser (Krefeld) CDU/CSU 1056 D Wurbs FDP 1059 C Pieroth CDU/CSU 1061 B Dr. Schachtschabel SPD 1063 D Fragestunde — Drucksachen 9/159 vom 13. 02. 1981 und 9/169 vom 18.02. 1981 — Bewertung des Artikels „Die versteckte Atommacht" in der Illustrierten „Stern" vom 19. Februar 1981 durch die Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 MdlAnfr 1 18.02.81 Drs 09/169 Graf Huyn CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Penner BMVg 1023C, 1024A, B, C, D, 1025A, B, C, D, 1026A ZusFr Graf Huyn CDU/CSU . . . 1023D, 1024A ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 1024B ZusFr Haase (Kassel) CDU/CSU 1024 B ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . 1024B ZusFr Jungmann SPD 1024 C ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU 1024 C ZusFr Würzbach CDU/CSU 1024 D ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1025A ZusFr Hansen SPD 1025A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1025 B ZusFr Linsmeier CDU/CSU 1025 B ZusFr Francke (Hamburg) CDU/CSU . . 1025C ZusFr Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU 1025C ZusFr Dallmeyer CDU/CSU 1025 D ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . 1025D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 1026A Von der Bundesregierung wegen der Veröffentlichung „Die versteckte Atommacht" in der Illustrierten „Stern" in Aussicht genommene Schritte DringlAnfr 2 18.02.81 Drs 09/169 Würzbach CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Penner BMVg . 1026A, B, C, D, 1027A, B ZusFr Würzbach CDU/CSU 1026 B ZusFr Jungmann SPD 1026 C ZusFr Dallmeyer CDU/CSU 1026C ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1026 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1026 D ZusFr Hansen SPD 1027A ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 1027A ZusFr Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU 1027B Anzahl der Zivildienstleistenden, die Vorbereitungslehrgänge absolviert haben, sowie Erfahrungen mit diesen Lehrgängen MdlAnfr 35, 36 13.02.81 Drs 09/159 Horstmeier CDU/CSU Antw PStSekr Frau Fuchs BMA . . . 1027C, D, 1028A, B, C ZusFr Horstmeier CDU/CSU . . 1027D, 1028A, B ZusFr Broil CDU/CSU 1028 B ZusFr Börnsen SPD 1028 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 1028C Einführung flexiblerer Arbeitszeiten zur Koordinierung der Familienaufgaben mit den Anforderungen der Berufswelt MdlAnfr 39, 40 13.02.81 Drs 09/159 Kroll-Schlüter CDU/CSU Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . . 1028D, 1029A, B, C, D, 1030A ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU . . . 1029A, B, D, 1030A ZusFr Dr. Diederich (Berlin) SPD 1029 B ZusFr Frau Steinhauer SPD ... 1029 C ZusFr Jaunich SPD 1030A Übersicht über cadmiumhaltige Lebensmittel MdlAnfr 41, 42 13.02.81 Drs 09/159 Jaunich SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1030B, D, 1031A, B ZusFr Jaunich SPD 1031A ZusFr Susset CDU/CSU 1031 B Cadmiumgehalt in Lebensmitteln MdlAnfr 43, 44 13.02.81 Drs 09/159 Gilges SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1031C, D, 1032A, C ZusFr Gilges SPD 1031D, 1032B Rechtsvorschriften zur Verminderung des Cadmiums in Lebensmitteln MdlAnfr 45, 46 13.02.81 Drs 09/159 Rayer SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1032C, D, 1033A, B, D ZusFr Rayer SPD 1032D, 1033C ZusFr Eigen CDU/CSU 1033A ZusFr Broll CDU/CSU 1033A ZusFr Gilges SPD 1033A Erfahrungen des Arbeitsstabes Frauenpolitik mit dem arbeitsrechtlichen EG-Anpassungsgesetz MdlAnfr 47, 48 13.02.81 Drs 09/159 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . . 1033 D, 1034A, B, C, D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1033D, 1034A. B ZusFr Frau Roitzsch CDU/CSU 1034 B ZusFr Heyenn SPD 1034 ZusFr Frau Dr. Lepsius SPD 1034 D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 III Erfahrungen des Arbeitsstabes Frauenpolitik mit dem § 611b BGB (Stellenausschreibung) und mit dem Art. 2 des EG-Anpassungsgesetzes (Aushang der Gleichbehandlungsvorschriften im Betrieb) MdlAnfr 49, 50 13.02.81 Drs 09/159 Frau Steinhauer SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . . 1034D, 1035B, C, D, 1036A ZusFr Frau Steinhauer SPD . . . . 1035A, B, D, 1036A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1035B ZusFr Heyenn SPD 1035 D Aktivitäten des Arbeitsstabes Frauenpolitik beim Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit MdlAnfr 51 13.02.81 Drs 09/159 Frau Weyel SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . 1036A, D, 1037A, B, C, D, 1038A ZusFr Frau Weyel SPD 1036C, D ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1036 D ZusFr Frau Terborg SPD 1037 A ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . . 1037B ZusFr Frau Geiger CDU/CSU 1037 B ZusFr Frau Dr. Wex CDU/CSU 1037 C ZusFr Frau Steinhauer SPD 1037 D ZusFr Frau Dr. Hellwig CDU/CSU . . . 1037 D ZusFr Frau Dr. Lepsius SPD 1038A ZusFr Frau Verhülsdonk CDU/CSU . . . 1038A Arbeitsprogramm des Arbeitsstabs Frauenpolitik, u. a. bezüglich der Verbesserung des Verhältnisses Familie und Beruf durch Teilzeitarbeit MdlAnfr 52, 53 13.02.81 Drs 09/159 Frau Dr. Lepsius SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . 1038B, C, D, 1039A, B, C, 1040A ZusFr Frau Dr. Lepsius SPD 1038B, C ZusFr Dr. Diederich (Berlin) SPD 1038 D ZusFr Frau Benedix-Engler CDU/CSU . 1038D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1039A ZusFr Frau Weyel SPD 1039 A ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1039 B ZusFr Frau Verhülsdonk CDU/CSU . . . 1039B ZusFr Frau Steinhauer SPD . . . 1039C, 1040A ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . . .1040A Inanspruchnahme des Arbeitsstabs Frauenpolitik durch Frauen und verstärkte Bekanntmachung seiner Arbeit in der Öffentlichkeit MdlAnfr 54, 55 13.02.81 Drs 09/159 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1040B, D, 1041A, B ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . . . 1040 C ZusFr Frau Dr. Hellwig CDU/CSU . . . .1040D ZusFr Frau Verhülsdonk CDU/CSU . . . 1040 D ZusFr Heyenn SPD 1041A ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1041 B Nächste Sitzung 1065 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 1066*A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 987 23. Sitzung Bonn, den 19. Februar 1981 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 20. 2. Dr. Barzel 20. 2. Berschkeit 20. 2. Conrad (Riegelsberg) 20. 2. Eymer 20. 2. Genscher 19. 2. Handlos 20. 2. Dr. Hubrig 20. 2. Jansen 20. 2. Kittelmann* 20. 2. Dr. Klejdzinski* 20. 2. Korber 20. 2. Männing* 20. 2. Frau Dr. Martiny-Glotz 20. 2. Dr. Möller 20. 2. Dr. Müller* 20. 2. Dr.-Ing. Oldenstädt* 20. 2. Petersen** 20. 2. Pohlmann 20. 2. Prangenberg 20. 2. Dr. Probst 19. 2. Rösch* 20. 2. Frau Schlei 20. 2. Dr. Wieczorek 20. 2. Dr. Zander 20. 2. Zink 20. 2. * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Entwurf eines Mineralöl- und Branntweinsteuer-Änderungsgesetzes 1981 nennt als Zielsetzung Verbesserung der Einnahmestruktur des Bundeshaushaltes, Begrenzung der Nettokreditaufnahme des Bundes und Verringerung der Öleinfuhren und des Leistungsbilanzdefizits durch Energieeinsparung.
    Meine Damen und Herren, es wird niemand in diesem Hause geben, der dieser Zielsetzung nicht zustimmt. Die Frage, über die wir streiten, ist, ob die Lösungen, die der Gesetzentwurf vorschlägt, für die Erreichung dieser Ziele geeignet sind oder ob sie nicht im Gegenteil, wie die Opposition befürchtet, mehr Schaden als Nutzen stiften.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zwischen den beiden Zielen Verringerung der Nettokreditaufnahme im Bundeshaushalt und Verringerung der Öleinfuhren ist ja wohl ein gewisser Widerspruch; denn je mehr die Öleinfuhren verringert würden, um so geringer wären die Einnahmen für den Bundeshaushalt aus der geplanten Mineralölsteuererhöhung. Das heißt, je mehr das eine Ziel — bei Annahme dieses Gesetzentwurfs — erreicht wird, um so weniger wird das andere erreicht.

    (Dr. Blüm [CDU/CSU]: So ist es!)

    Nun hat die Bundesregierung bei ihrer Schätzung, wie hoch denn die erwarteten Mehreinnahmen seien, einen Einspareffekt beim Mineralöl überhaupt nicht zugrunde gelegt. Obwohl der Benzinverbrauch seit Jahren rückläufig ist, geht die Schätzung der Bundesregierung für die Mehreinnahmen davon aus, daß der Benzinverbrauch auch in den Jahren 1981/82 in der Größenordnung des Jahres 1980 sein wird. Dies heißt, meine Damen und Herren, die Bundesregierung selbst geht davon aus, daß das Gesetz lediglich der Verbesserung der Einnahmen des Bundes, nicht aber der Einsparung von Öl dient, daß das erste Ziel zu 100% und das zweite Ziel zu 0% erreicht wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Damit stellt sich dieses Gesetz als eine rein fiskalische Maßnahme zur Verringerung der Schulden im Bundeshaushalt dar. Die Parole „Weg vom Öl!", unter die dieses Gesetz gestellt wird, ist nichts anderes



    Dr. Schäuble
    als der propagandistische Überbau für dieses Steuererhöhungsgesetz.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dies entspricht der wirklichen Lage der Bundesregierung und des Bundesfinanzministers. Die Bundesregierung wird ihrer Haushaltsprobleme nicht mehr Herr; die Haushaltsdebatte vor wenigen Wochen in diesem Haus hat dies deutlich gezeigt. Über die Konsequenzen aus dieser Lage werden wir im Anschluß bei der Debatte über den Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung in diesem Hause zu sprechen haben. Die Bundesregierung ist wirtschafts- und finanzpolitisch handlungsunfähig. Sie findet nicht mehr die Kraft, aus dem Teufelskreis von Staatsverschuldung, von wirtschaftlichem Rückgang, von steigender Arbeitslosigkeit, von Preissteigerungen und Leistungsbilanzdefizit herauszukommen.

    (Wehner [SPD]: Da haben wir Glück, daß wir wenigstens Sie haben, der Sie phantasiefähig sind!)

    — Herr Kollege Wehner, Sie werden noch sehr froh sein, daß die Opposition in diesem Hause in der Lage ist, den richtigen Weg zu zeigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lachen bei der SPD und der FDP)

    Der einzige Weg, der Ihnen, meine Damen und Herren von der Koalition, einfällt, oder, Herr Böhme, um es präziser zu sagen, der einzige Weg, auf den Sie sich in dieser Koalition einigen können, ist immer der der Steuererhöhungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich werde das gleich noch ein bißchen näher darlegen. Sie sind nur noch handlungsfähig, um Steuern zu erhöhen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Böhme [Freiburg] [SPD]: Wir machen doch gerade Steuerentlastung im Steuerentlastungsgesetz 1981!)

    — Richtig, ganz genau, Herr Böhme, ich wollte das später sagen, aber da haben wir es gleich. Das haben Sie groß angekündigt. Sie haben viel Geld ausgegeben, um den Arbeitnehmern einzureden, sie würden jetzt erheblich entlastet.

    (Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Das haben Sie mit beschlossen!)

    — Ja, das ist richtig. Aber die Entlastungen, die zum 1. Januar in Kraft getreten sind, nehmen Sie mit der Mineralölsteuererhöhung zum 1. April und anderen Abgabeerhöhungen den Arbeitnehmern wieder weg.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir kommen aus diesen Problemen nicht heraus,

    (Wehner [SPD]: Sie, ja!)

    wenn wir nur die Steuern erhöhen, Herr Wehner. Wir müssen die Staatsausgaben einschränken und die private Investitionstätigkeit stärken.

    (Dr. Böhme [Freiburg] [SPD]: Konkrete Vorschläge! — Zuruf von der SPD: Wo denn? — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Ich sehe, obwohl es so früh am Morgen ist, tut es Ihnen schon weh, wie Ihre Reaktion zeigt.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD]: Im Gegenteil, Sie tun mir leid, daß Sie sich dafür hergeben!)

    Sie wissen ganz genau, daß wir unsere Probleme nur über mehr Investitionen lösen können. Das gilt für die Arbeitslosigkeit, das gilt für das Leistungsbilanzdefizit. Wer unsere Abhängigkeit vom Öl verringern will, der darf nicht Steuern erhöhen, sondern der muß in diesem Lande mehr Kraftwerke bauen. Anders geht es nicht. Weil Sie dazu nicht in der Lage sind, erhöhen Sie die Steuern.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich möchte einen anderen Punkt ansprechen. Herr Böhme, Sie haben Ihre Unsicherheit über die Schätzungen, wie hoch das Mineralölsteueraufkommen werden wird, auch damit begründet, daß man keine Aussage darüber machen könne, wie sich das Nachfrageverhalten bei weiteren Preissteigerungen entwickeln werde. Sie haben dann angesichts unserer Besorgnisse, daß das in einer Zeit der Massenarbeitslosigkeit störend wirkt, argumentiert, bisher hätten die stetigen Benzinpreissteigerungen nicht zu schwerwiegenden wirtschaftlichen Störungen geführt. Wir haben dann die Vertreter der Bundesregierung im Ausschuß gefragt, wo es nach Auffassung der Bundesregierung störend werden könne. Der Vertreter der Bundesregierung hat einen Benzinpreis von 1,50 DM genannt. Gehen Sie einmal an eine Tankstelle und rechnen Sie zum heutigen Benzinpreis 8 Pfennig — das müssen Sie: 7 Pfennig Mineralölsteuer plus 1 Pfennig zusätzliche Mehrwertsteuer — hinzu! Dann sind Sie ganz nahe an dem von Ihnen selbst als kritisch erkannten Punkt angelangt.
    Die Bundesregierung und die Koalition wissen, daß sie bei dieser Mineralölsteuererhöhung nicht ausschließen können, daß es durch einen Schock zu einer nachhaltigen negativen Beeinflussung des Nachfrageverhaltens breiter Käuferschichten und damit zu zusätzlicher Arbeitslosigkeit kommen kann. Die Vertreter aller Wirtschaftsverbände, die Vertreter der Gewerkschaften — Herr Diederich, Sie können daran nicht vorbei — haben in der Anhörung vor dem Finanzausschuß eindringlich auf die Gefahr aufmerksam gemacht, daß wir mit diesem Gesetz zusätzliche Arbeitslosigkeit schaffen, und dies kann in diesem Hause keiner wollen. Wenn Sie schon nicht auf die Wirtschaftsverbände hören wollen, dann hören Sie doch in dem Punkt auch einmal auf die Gewerkschaften, auf die Sie sonst so gern hören!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn die Mineralölsteuererhöhung in dieser Situation nicht nur kein taugliches Mittel zur Verbes-



    Dr. Schäuble
    serung der Einnahmen im Bundeshaushalt, sondern ein gefahrvolles, ein schädliches Mittel zur Öleinsparung ist, dann bleibt der Punkt übrig, daß Sie eine bessere Energiepolitik treiben müssen.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Das müssen ausgerechnet Sie sagen!)

    Alles, was wir an Öleinsparungen über eine Verteuerung des Ölpreises leisten können, findet doch in den letzten Jahren schon statt.

    (Zuruf des Abg. Wolfram [Recklinghausen] [SPD])

    — Sie haben wohl schon lange nicht mehr getankt, Herr Kollege. Vielleicht fahren Sie zuviel mit Dienstwagen.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Kein vernünftiger Mensch kann doch behaupten, daß bei einer stärkeren Erhöhung des Ölpreises in den letzten Jahren die Drosselung des Ölverbrauchs größer gewesen wäre. Darin liegt doch wohl das Problem. Zusätzliche Einsparungen sind nicht von der Erhöhung des Preises abhängig, sondern vom Ausbau alternativer Energiearten. Deswegen müssen Sie, wenn Sie mittel- und langfristig mehr Öl einsparen wollen, mehr Kraftwerke bauen. Mit Steuererhöhungen allein schaffen Sie das nicht. Aber ich habe ja schon gesagt: Das ist das einzige, worauf Sie sich einigen können.

    (Dr. Böhme [Freiburg] [SPD]: Das ersetzt aber nicht das Automobil!)

    Das nächste: Wenn es richtig ist — und ich denke, ich habe das überzeugend dargelegt —, daß das Energiesparargument diesen Gesetzentwurf nicht trägt, dann ist, Herr Kollege Böhme, die Mineralölsteuererhöhung auch sozial und verteilungspolitisch falsch. Sie nimmt — ich habe es schon gesagt — der Masse der Arbeitnehmer die Vorteile der zum 1. Januar 1981 in Kraft getretenen Steuerentlastung, und sie benachteiligt die Arbeitnehmer in den ländlichen Räumen, außerhalb der Ballungszentren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Kollege Wehner, ich habe mit Interesse und auch mit Respekt von der Entschließung der SPD-Fraktion Kenntnis genommen, in der Sie j a sinngemäß sagen: Wir sollten eigentlich etwas tun. Wir wissen zwar nicht, was wir tun können. Wir können eigentlich nichts tun. Wir unterstützen das Umsteigen auf den öffentlichen Personennahverkehr. Wir werden gucken, ob wir nicht die steuerlichen Nachteile für Pendler irgendwie beseitigen können.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist Schaumschlägerei!)

    — Das ist natürlich Augenwischerei. Das zeigt, wie schwer auch Ihnen die Zustimmung zu diesem Gesetz fällt. Deswegen habe ich dafür Respekt. Ich weiß ja, daß dieses Gesetz auch für viele Kollegen der Koalition eine ausgesprochene Kröte ist.
    Aber mit diesem Wischiwaschi kommen Sie an dem Problem nicht vorbei. In den ländlichen Räumen kann der Arbeitnehmer, der einen langen Anfahrtsweg zu seinem Arbeitsplatz hat, nicht auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Dann kommt er nämlich erst, wenn er morgens abfährt, nach Feierabend im Betrieb an. Er braucht sein privates Kraftfahrzeug.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie reden zwar dauernd davon, aber Sie können und werden — Herr Kollege Böhme, ich sehe es Ihrem Gesicht schon an — die Kilometerpauschale nicht erhöhen. In der Entschließung tun Sie so, als ob.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Genau so!)

    Aber Sie gehen darüber hinweg. Sie werden es nicht tun, obwohl die 36 Pfennig natürlich schon heute völlig unzureichend sind.
    Gleich das nächste — das wird ja Frau Matthäus besonders interessieren —: Mit dieser Mineralölsteuererhöhung können wir die Reform der Kraftfahrzeugsteuer für diese Legislaturperiode ja wohl endgültig ad acta legen. Frau Matthäus, schütteln Sie doch nicht den Kopf. Sie wissen ganz genau, Sie können die Kraftfahrzeugsteuer grundlegend nur reformieren, wenn Sie die dadurch entstehenden Ausfälle über eine Erhöhung der Mineralölsteuer auffangen können. Wir haben das in dem Hause schon einmal erlebt. In den frühen 70er Jahren wollten Sie die Kraftfahrzeugsteuer grundlegend reformieren. Damals hätten wir mitgemacht. Dann haben Sie die Mineralölsteuer aus Haushaltsgründen in zwei Schüben um 9 Pfennig erhöht. Damit war die Diskussion um die Reform der Kraftfahrzeugsteuer beendet.
    Wenn Sie die Mineralölsteuer jetzt um 7 Pfennig erhöhen, ohne irgend etwas für die Kraftfahrzeugsteuer zu tun, können wir das Thema für die laufende Legislaturperiode wirklich vergessen. Es ist kein Raum mehr da für eine weitere Erhöhung der Mineralölsteuer und damit auch nicht für eine Reform der Kraftfahrzeugsteuer. Diejenigen, die soviel davon reden, daß man die Kraftfahrzeugsteuer aus Vereinfachungsgründen reformieren müsse, verhindern mit ihrer eigenen Politik, daß das möglich ist. Das muß auch einmal gesagt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nicht nur die Erhöhung der Mineralölsteuer, auch die Erhöhung der Branntweinsteuer ist falsch. Auch bei der Branntweinsteuererhöhung ist ganz unklar, ob dadurch für den Bundeshaushalt überhaupt Mehreinnahmen entstehen. Wir haben auch aus der Vergangenheit sehr eindrucksvolle Beispiele, daß gerade beim Branntwein die Nachfrage auf Preissteigerungen sehr elastisch reagiert, so daß wir möglicherweise überhaupt kein Mehraufkommen erzielen.
    Wie unsicher Sie bei Ihren Schätzungen sind — die Geschichte will ich Ihnen doch nicht vorenthalten —, hat Herr Staatssekretär Böhme ja in eindrucksvoller Weise im Finanzausschuß gezeigt, als er auf die Frage, was denn die Verringerung der Besteuerung der Isopropylalkohole von ursprünglich 1 000 DM je Hektoliter auf 600 DM — wie wir das im Finanzausschuß beschlossen haben — weniger an Steuereinnahmen bringe, gesagt hat: Das macht ab



    Dr. Schäuble
    1982 200 Millionen DM aus. Das ist j a ziemlich gewaltig. Die gesamten Mehreinnahmen der Steuererhöhung bei den Äthylalkoholen und den Isopropylalkoholen auf der Basis von 1 000 DM wurden ab 1982 auf 440 Millionen DM geschätzt. Auf unsere bedenklichen Gesichter hin hat er dann erwidert, es sei aber deswegen nicht so schlimm, weil diese 200 Millionen DM, die jetzt noch verblieben, wenigstens ehrlich seien; die 400 Millionen DM seien von der Bundesregierung sowieso zu hoch geschätzt gewesen.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Man muß sich einmal die Seriosität vorstellen, die in der Begründung dieses Gesetzentwurfs steckt!


Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter Schäuble, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Böhme?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rolf Böhme


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Abgeordneter Schäuble, können Sie mir zustimmen, daß sich meine Aussage darauf bezog, daß jede Verbrauchsteuererhöhung mit einem Unsicherheitsfaktor in der Schätzung bezüglich der Steuereinnahmen wegen der Elastizität der Nachfrage verbunden ist?