Hier wird niemand eingeteilt Ich erinnere mich auf das allerlebhafteste nicht nur an die eine Debatte über Mutterschaftsregelungen und Muttergeldleistungen, sondern auch an die Debatte über die Gleichstellung der Frau im Arbeitsleben im Rahmen der EG. Der Eindruck, der sich mir aus den Reden der Opposition aufgedrängt hat, ist eindeutig und kann mich nicht veranlassen, auch nur ein Wort von dem hier Gesagten zurückzunehmen.
Mir fällt auf — das sage ich in Erinnerung an einen anderen Beitrag im Bundestag —, wie sehr Arbeit, Arbeitsbedingungen, Arbeitsumstände in der Familienpolitik der Union — manchmal ist es mehr eine Familienphilosophie — ausgeklammert werden. Die Union unterschlägt, wie durch Schichtarbeit und andere inhumane Arbeitszeitregelungen, wie durch die Bedingungen der Arbeitswelt und der Produktion Familienleben und Familienwirklichkeit in Mitleidenschaft gezogen werden.
Es ist meine feste Überzeugung, daß allein mit Elterngeld und ähnlichen Mitteln diese Auswirkungen der Arbeitswelt und der Produktion auf die Lage der Familie nicht aus. der Welt geschafft werden können. Das gilt für Männer und Frauen in gleicher Weise.
Wer allein drauf aus ist, Frauen den Zugang zu qualifizierter Berufsarbeit zu erschweren und sie wieder in Küche und Heim abzudrängen, anstatt sich zu fragen, wie künftig z. B. die Arbeitszeit für Männer und Frauen so geregelt und gestaltet werden kann, daß sie partnerschaftlich zusammenleben und ihre Kinder erziehen können, der hat keine Antwort für die Zukunft; denn diese Fragen werden Ihnen mit Sicherheit gestellt werden.
Nun noch eine Bemerkung zu Herrn Strauß und zu seinen Vorstellungen über deutsche Geschichte sowie seine Ansichten und Einstellungen zu den deutschen Gewerkschaften. Hier ist von ihm der Versuch gemacht worden — wenn man das auf den Punkt führt, was wir von ihm heute abend gehört haben —, all das mit einer sogenannten staatsmännischen Attitüde beiseite zu schieben oder zu verstekken, was in den letzten Monaten vom „Bayernkurier" über die CSU-Zentrale bis hin zur bayerischen Staatskanzlei in die deutsche Offentlichkeit transportiert worden ist,
Dies war, meine Damen und Herren, als Testfall gedacht, wie es ankommt — wie das heute heißt —, wie es sich auf den Wahlkampf auswirken würde. Als dann diejenigen, die diese Kampagnen veranlaßt haben, feststellen mußten, daß Sie weit über die Reihen der deutschen Sozialdemokratie und der Gewerkschaften hinaus in unserer Gesellschaft auf Wi-
Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 11. Dezember 1979 15143
Rohde
derstand gestoßen sind, wurde der rhetorische Rückzug angetreten.
Aber wir glauben ihnen nicht — um das deutlich zu sagen —; wir glauben Strauß nicht!
Was in den letzten Monaten über die Geschichte der Arbeitergewegung, über ihre Erfahrungen und auch über ihre Opfer in die Welt gesetzt worden ist, ist so schlimm, daß es unvergessen bleibt. Das zeigt mehr als alles andere das Verhältnis, das Strauß zu der deutschen Arbeiterbewegung und der Arbeiterschaft hat, nämlich überhaupt keines, wenn man es einmal auf den entscheidenden Punkt führt.