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    Plenarprotokoll 8/186 Bundestag Deutscher Stenographischer Bericht 186. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Adams und Sick 14611A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Siebzehnten Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 8/3067 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrstrafgesetzes — Drucksache 8/3067 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Dr. Klein (Göttingen), Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Lenz (Bergstraße), Dr. Möller, Dr. Pinger, Dr. Stercken und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 8/2282 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU . . . . 14611 C Coppik SPD 14613A Kleinert FDP 14614 C Dr. Vogel, Bundesminister BMJ . . . . 14615A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz vor gefährlichen Stoffen (Chemikaliengesetz) — Drucksache 8/3319 — Frau Huber, Bundesminister BMJFG . . 14616 C Dr. Hammans CDU/CSU 14619 C Fiebig SPD 14621 A Spitzmüller FDP 14623A Dr. Riesenhuber CDU/CSU 14624 B Konrad SPD 14626 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 14628B Dr. Gruhl, fraktionslos 14629 C Baum, Bundesminister BMI 14631 B II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Energiesicherungsgesetzes 1975 — Drucksache 8/3056 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 8/3343 — Dr. Narjes CDU/CSU 14634 D Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 14635 D Zywietz FDP 14637 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 14638 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht zum Ersten Eherechtsreformgesetz — Drucksache 8/3338 — in Verbindung mit Beratung der Ubersicht 12 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 8/3316 — Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU . . . 14640B Dürr SPD 14640 D Kleinert FDP 14641 C Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Zimmermann, Spranger, Gerlach (Obernau), Berger (Herne), Biechele, Hartmann, Dr. Bötsch, Regenspurger, Broll, Dr. Laufs, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Langguth, Sick, Krey, Kiechele, Schwarz, Gerster (Mainz), Dr. Wittmann (München), Dr. Kunz (Weiden), Dr. Ritz, Röhner, Neuhaus, Dr. Jobst, Dr. Jenninger, Engelsberger, Dr. Schneider, Graf Huyn, Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Dr. Waigel, Gerstein und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Waffenrechts — Drucksache 8/3259 — Spranger CDU/CSU 14642 A Pensky SPD 14643 C Dr. Wendig FDP 14645 C von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI . 14646 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 8/3292 — 14648 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Marx, Dr. Abelein, Jäger (Wangen), Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Gradl, Graf Huyn, Straßmeir, Schmöle, Dr. Hennig und der Fraktion der CDU/CSU Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in der DDR — Anwendung des am 3. Januar 1976 in Kraft getretenen Menschenrechtspakts der Vereinten Nationen —— Drucksachen 8/2503, 8/3188 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Marx, Dr. Abelein, Jäger (Wangen), Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Gradl, Graf Huyn, Straßmeir, Schmöle, Dr. Hennig und der Fraktion der CDU/CSU Selbstbestimmungsrecht des Deutschen Volkes sowie bürgerliche und politische Rechte in der DDR — Anwendung des am 23. März 1976 in Kraft getretenen Menschenrechtspakts der Vereinten Nationen —— Drucksachen 8/2504, 8/3188 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Jäger (Wangen), Dr. Marx, Dr. Abelein, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Sauer (Salzgitter), Graf Huyn, Lintner, Straßmeir, Dr. Jaeger und der Fraktion der CDU/ CSU Verletzung des Vier-Mächte-Status durch Ost-Berlin — Drucksache 8/3204 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Jäger (Wangen), Graf Huyn, Dr. Abelein, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Lintner, Sauer (Salzgitter), Schmöle, Dr. Gradl, Dr. Arnold, Dr. Marx, Straßmeir, Dr. Jaeger und der Fraktion der CDU/CSU Zustände in den Haftanstalten der DDR — Drucksache 8/3205 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU 3. Strafrechtsänderungsgesetz der DDR vom 1. August 1979 — Drucksache 8/3125 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Dr. Kunz (Weiden), Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 III Schmöle, Lintner, Baron von Wrangel, Straßmeir, Böhm (Melsungen), Niegel, Würzbach, Dr. Hennig, Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Verletzung der Menschenrechte an der innerdeutschen Grenze — Drucksache 8/3326 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Dr. Dregger, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Hennig, Lintner, Graf Huyn, Schmöle, Straßmeir, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Röhner, Jäger (Wangen) und der Fraktion der CDU/CSU Verstärkung und Ausbau der Institutionen der Vereinten Nationen zum Schutz der Menschenrechte — Drucksache 8/3327 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Schmöle, Lintner, Baron von Wrangel, Straßmeir, Dr. Hennig, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Böhm (Melsungen), Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Verwirklichung des Menschenrechts auf Freizügigkeit für die Deutschen in der DDR — Drucksache 8/3328 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Schmöle, Lintner, Dr. Hennig, Baron von Wrangel, Straßmeir, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Böhm (Melsungen), Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Presse- und Informationsfreiheit in der DDR — Drucksache 8/3329 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hennig, Baron von Wrangel, Graf Huyn, Böhm (Melsungen), Lintner, Graf Stauffenberg, Dr. Abelein, Jäger (Wangen) und der Fraktion der CDU/CSU Sicherheit der Transitreisenden — Drucksachen 8/2570, 8/3340 — Jäger (Wangen) CDU/CSU 14649 C Jahn (Marburg) SPD 14654 A Hoppe FDP 14659 C Franke, Bundesminister BMB . 14662 B, 14704 D Graf Huyn CDU/CSU 14667 D Schlaga SPD 14670 D Ludewig FDP 14674 C Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 14677 D Frau Schlei SPD 14680 B Straßmeir CDU/CSU 14682 C Jung FDP 14685 A Böhm (Melsungen) CDU/CSU 14688 A Frau Dr. Balser SPD 14691 B Dr. Hennig CDU/CSU 14693 D Hofmann (Kronach) SPD 14696 D Lintner CDU/CSU 14698 B Schulze (Berlin) SPD 14700 D Baron von Wrangel CDU/CSU 14703 A Büchler (Hof) SPD 14706 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung ,,Hilfswerk für behinderte Kinder" — Drucksache 8/3293 — Zander, Parl. Staatssekretär BMJFG . 14708 A Burger CDU/CSU 14709 A Kuhlwein SPD 14709 C Eimer (Fürth) FDP 14710 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1980 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1980) — Drucksache 8/3306 — 14711 C Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes — Drucksache 8/3274 — Rühe CDU/CSU 14711 D Weisskirchen (Wiesloch) SPD 14713 C Dr. Dr. h. c. Maihofer FDP 14715 A Dr. Schmude, Bundesminister BMBW . 14715 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung — Drucksache 8/3077 — IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/3346 — 14717 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Tabaksteuergesetzes (TabStG 1980) — Drucksache 8/3114 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/3349 — 14718 A Erste Beratung des von den Abgeordneten Engelsberger, Dr. Kreile, Dr. Warnke, Dr. Narjes, Dr. Waigel, Röhner, Dr. Jobst, Dr. Kunz (Weiden), Pohlmann, Dr. Voss, Niegel, Regenspurger, Kiechle, Haberl, Frau Fischer, Dr. Jenninger und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investitionszulagengesetzes — Drucksache 8/3298 — 14718 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Kaffee-und Teesteuergesetzes — Drucksache 8/3297 — 14718 C Nächste Sitzung 14718 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 14719* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 14611 186. Sitzung Bonn, den 15. November 1979 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 175. Sitzung, Seite IV, linke Spalte: Unter Anlage 9 ist statt „Susset (SPD)” zu lesen: „Susset (CDU/ CSU)” Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen* 16. 11. Dr. Aigner* 16. 11. Alber* 16. 11. Dr. Bangemann* 16. 11. Biechele 16. 11. Blumenfeld* 16. 11. Brandt* 16. 11. Dr. Ehrenberg 15. 11. Ey 16. 11. Fellermaier* 16. 11. Frau Dr. Focke* 16. 11. Friedrich (Würzburg) * 16. 11. Dr. Früh* 16. 11. Dr. Fuchs* 16. 11. Haberl 16. 11. Hansen 16. 11. von Hassel* 16. 11. Immer (Altenkirchen) 16. 11. Katzer 16. 11. Dr. Klepsch* 16. 11. Dr. Köhler (Duisburg) * 16. 11. Kroll-Schlüter 15. 11. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lagershausen 16. 11. Lange* 16. 11. Lücker* 16. 11. Luster* 16. 11. Müller (Mülheim) 16. 11. Dr. Müller-Hermann * 16. 11. Offergeld 16. 11. Pfeifer 15. 11. Dr. Pfennig* 16. 11. Porzner 16. 11. Rosenthal 16. 11. Frau Schleicher* 16. 11. Schröder (Luneburg) 15. 11. Dr. Schwencke (Nienburg) * 16. 11. Seefeld* 16. 11. Sieglerschmidt* 16. 11. Stöckl 16. 11. Dr. Todenhöfer 16. 11. Frau Tübler 16. 11. Frau Dr. Walz* 16. 11. Wawrzik* 16. 11. Werner 16. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Eduard Lintner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die konkreteste Aussage auf seiten der Regierungskoalition während dieser langen Debatte stammt eigentlich aus dem Zwischenruf vom Fraktionsvorsitzenden Wehner, der schlicht und einfach die Grundlagen des Grundgesetzes und die darauf beruhenden Aussagen des Bundesverfassungsgerichts als „Senf" bezeichnet hat.

    (Zuruf von der SPD)

    Ich will an diesem Ausdruck nicht herumspielen. Ich meine aber doch, daß damit eigentlich die Katze aus dem Sack gelassen worden ist. Genauso kommt es auch in der Antwort der Bundesregierung auf die Anfragen und Anträge der Opposition zum Ausdruck.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Diese Antwort und die übrigen Bemerkungen sind sehr bemerkenswert. Sie zeigen, daß die Bundesregierung gar nicht mehr darüber spricht, welche
    Politik sie treibt. Sie läßt sich nur noch darüber aus, was sie nicht zu tun wagt.

    (Graf Stauffenberg [CDU/CSU]: So ist es!)

    Zwar legt die Bundesregierung dann immer in kernigen Sätzen dar, welche Fülle von theoretischen und praktischen Ansatzpunkten und Rechtspositionen es für eine aktive Deutschlandpolitik gibt, aber hinterher stellt sie immer wieder kleinlaut und stereotyp fest: „Die Bundesregierung hat aber zu prüfen, inwieweit durch eine Wahrnehmung der ihr gegebenen rechtlichen Möglichkeiten die Aussichten für einen Erfolg verschlechtert würden.” Und daneben kommt dann gleich wieder die Bemerkung: ,Art. 2 des Grundlagenvertrages unterstreiche das Recht der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, sich mit der Wahrung der Menschenrechte in dem jeweils anderen Staat zu befassen".
    Meine Damen und Herren, mit solchen Feststellungen wollen Sie doch wohl eine Entschlossenheit vortäuschen, die in Ihrer Politik überhaupt nicht existiert. Nehmen Sie sich doch bitte diese richtigen Einsichten zu Herzen, nehmen Sie aber dann diese Ihre Rechte auch wahr, denn eigentlich weiß jeder Bürger draußen im Lande, daß Rechte, die nicht gepflegt werden, in Vergessenheit geraten und schließlich untergehen.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: So ist es!)

    Meine Damen und Herren, es ist im übrigen gar keine alleinige Erkenntnis der Opposition, daß die Bundesregierung zur Wahrung dieser Rechte zuwenig tut. Kein geringerer als das prominente Berliner FDP-Mitglied, der ehemalige Justizsenator in Berlin, Hermann Oxfort, hat erst in diesen Tagen ausgerufen:
    Wer Entspannung damit verbindet, daß er zum Leisetreter wird, muß mit unserem entschiedenen Widerstand rechnen.
    Da hat er wohl jene in der FDP und in der SPD gemeint, die diese Zusammenhinge überhaupt noch sehen.
    Daß er damit nicht uns gemeint haben kann, meine Damen und Herren, ergibt sich auch aus der weiteren Pressemeldung, die da lautet:
    Scharfe Kritik übte der Redner — also Oxfort —
    in diesem Zusammenhang am SPD-Fraktionsvorsitzenden Wehner und dessen Bemerkung, er könne das Wort „Wiedervereinigung" schon nicht mehr hören.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, an alledem muß deshalb etwas sein; sonst würden sich die Warnungen und die Mahnungen prominentester Vertreter aus Ihren eigenen Reihen in letzter Zeit nicht derart häufen.
    Selbst Carlo Schmid hat erst diese Woche erklärt:
    Vor dem Ersten Weltkrieg verhüllten die Franzosen die Straßburger Statue in Paris mit einem
    Trauerflor. Mit welcher Gelassenheit nehmen



    Lintner
    wir es hin, daß ein beträchtlicher Teil von deutschem Boden nicht mehr deutsch ist!
    Auch hier hat er sicher nicht uns gemeint. Das war wohl an die eigene Adresse gerichtet.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD]: Sie sollten sich mit solchen Unterstellungen schämen! Sie zeugen nur davon, wie wenig Sie von den Menschen verstehen! — Lachen bei der CDU/CSU)

    — Herr Kollege Wehner, ich glaube richtig zitiert zu haben.

    (Wehner [SPD]: Sie können zitieren, was Sie wollen!)

    Jedenfalls war es so wörtlich angeführt.
    Wir befinden uns daher in einer sehr prominenten Gesellschaft aus Ihren eigenen Reihen, wenn wir Ihr Vorgehen in der Deutschlandpolitik kritisieren.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Das ist ein Schulaufsatz, was Sie vorlesen!)

    Das alles zeigt auch, daß die Ost- und Deutschlandpolitik die Bundesrepublik eben nicht wieder „an die Realitäten heranführt", wie das Ihr stellvertretender Fraktionsvorsitzender Ehmke im Februar 1979 gemeint hat. Das Merkmal dieser Politik ist vielmehr, daß Sie die Realitäten — im wahrsten Sinne des Wortes — links liegen lassen. Ihre Politik ist starr und reaktionslos geworden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die Realitäten sind mehr als alarmierend. Da ist etwa die schonungslose Hetze der DDR überall in der Welt gegen uns. Da ist die konsequente Erziehung zum Haß auf die Bundesrepublik innerhalb der DDR. Da sind die erbarmungslose Einkerkerung politisch andersdenkender Landsleute und die offene Mißachtung elementarster Menschenrechte. Besonders betroffen war ich davon, daß einer Ihrer Redner diese Sachverhalte mit dem Ausdruck geschildert hat, in den Zuchthäusern der DDR seien „keine rosigen Zustände". Ich glaube, das sagt über den Stellenwert, den Sie diesen Dingen zumessen, mehr aus als vieles andere.

    (Beifall und Zurufe bei der CDU/CSU)

    Dabei muß ich es darüber hinaus als beschämend bezeichnen, daß von der Bundesregierung bisher noch kein einziges offizielles Wort der Mahnung an die DDR etwa deswegen gerichtet worden ist, weil trotz der großen Ankündigung der Amnestie in der DDR — angeblich sollten ja 25 000 Häftlinge die Freiheit erhalten — bisher nur zwei Häftlinge — und das waren prominente — in die Freiheit entlassen worden sind.
    Meine Damen und Herren, Realität ist eben auch
    — selbst dann, wenn Sie, Herr Kollege Hofmann, das nur halb akzeptieren wollen — die Tatsache, daß die innerdeutsche Grenze über die Jahre mitleidloser und perfekter geworden ist. Die Zahlen der Todesfälle dort sind nur deshalb zurückgegangen, weil natürlich niemand mehr das Himmelfahrtskommando einer Überwindung dieser Grenze auf sich nehmen
    will. Aber von alledem wird von Ihnen eigentlich nur noch bei solchen Debatten geredet, und dann nur halbherzig.
    Ziel Ihrer Politik sollte es — so Ehmke — sein, eine „Entkrampfung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR" einzuleiten. Aber vor lauter Floskeln und unkritischer Selbstbeweihräucherung merken Sie schon gar nicht mehr, daß Sie Verkrampfungen ja erst geschaffen haben. So ist z. B. die Tatsache, daß Sie ein Pochen auf Gegenseitigkeit in den innerdeutschen Verhandlungen als der Entspannung nicht förderlich hinstellen, eine solche unnötige Verkrampfung.

    (Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU]: Ein Zeichen der großen Schwäche!)

    Deshalb stößt man ja auch praktisch überall, wohin man sieht, auf ungerechtfertigte Überleistungen der Bundesregierung an die DDR.
    Die Bilanz erschreckender ungeschützter Großzügigkeit müßte doch eigentlich nicht nur uns, sondern auch Sie selbst nachdenklich machen.

    (Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Werden Sie doch einmal konkret!)

    — Ich bin gerade dabei, Herr Kollege.

    (Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Kommen Sie doch bitte zur Sache!)

    — Ja, in meinem Manuskript steht jetzt: Erlauben Sie mir deshalb, einen kleinen Ausschnitt aus dieser Bilanz vorzutragen.
    In den Verkehrsvereinbarungen von 1978 haben Sie der Pauschalierung der Transitgebühren zugestimmt. Für die Dauer von 10 Jahren wird die DDR von der Bundesrepublik jährlich 500 Millionen DM erhalten, und das sind nach den allen bekannten Zahlen rund 100 Millionen DM jährlich zuviel. Deshalb wächst sich die t Überzahlung in diesen 10 Jahren immerhin zu einem Geschenk von 1 Milliarde DM an die DDR aus. Es handelt sich dabei um eine grundlose Leistung. Sie haben nämlich zugleich — was vielleicht der i-Punkt des Ganzen ist — die damals noch vorhandene Kontrollmöglichkeit durch den Verzicht auf die sogenannte Korrekturklausel abgeschafft.
    Oder nehmen wir die „Zahlung für Pfusch", wie ein Nachrichtendienst die Vorgänge um die Reparatur der Interzonenautobahn Helmstedt-Berlin nannte. 260 Millionen DM haben Sie der DDR dafür gezahlt, daß der vorhandene über 40 Jahre alte kaputte Beton einfach mit Asphalt übergossen wurde. Meine Damen und Herren, die DDR hatte sich zum „Ausbau nach westlichem Standard" verpflichtet! In Bonn aber liegen — ich zitiere wörtlich aus diesem Dienst
    — „Berichte" — so soll dazu das innerdeutsche Ministerium erklärt haben — „über echte Mängel bei der Reparatur bisher noch gar nicht vor". — Bei dieser Haltung ist ja wohl davon auszugehen, daß derartige Berichte auch nie an dieses Ohr gelangen werden.
    Ohne jede Qualiltätsspezifizierung haben Sie für den Ausbau der Station Herleshausen-Wartha und für andere Maßnahmen der DDR 500 Millionen DM versprochen. Ich fühle mich gar nicht als Prophet,



    Lintner
    wenn ich vorhersage, daß es hier ähnlich zugehen wird, daß Sie hier ähnlich zuviel gezahlt haben, wie es sich bei den anderen Maßnahmen heute schon herausgestellt hat.
    Oder nehmen wir die neuesten Vereinbarungen, Herr Kollege Schulze.

    (Wehner [SPD]: Der deutsche Spießer ist ein Darm, gefüllt mit Furcht und Hoffnung, daß Gott erbarm! Sie sind ein Beweisstück dafür!)

    — Ich bedanke mich dafür! Ich glaube, aus Ihrem Munde kann ich das fast als Kompliment auffassen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Aber an sich zeigt das nur, daß Ihnen allmählich die Sachargumente ausgehen, wenn Sie zu solchen Reimen greifen müssen.

    (Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Wann haben Sie das letzte Mal die Transitwege benutzt?)

    Aber lassen Sie mich in der konkreten Aufzählung fortfahren.

    (Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Dann sagen Sie einmal, wann Sie das letzte Mal die Transitwege benutzt haben!)

    — Sie wollten doch die konkrete Aufzählungl

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber er wollte sie doch nicht so ehrlich!)

    Nehmen wir also die neuesten Vereinbarungen über die Straßenbenutzungsgebühren, die hier heute schon einige Male angesprochen worden sind. Bei realistischen Rechnungen kommt man auf eine berechtigte Zahlung von insgesamt 30 Millionen DM im Jahr. Sie aber haben 50 Millionen jährlich gleich für die Dauer von zehn Jahren versprochen.

    (Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU]: Sozialismus! Dabei — und das empfinde ich als das Empörende, Unsinnige und Unlogische — haben Sie sich noch nicht einmal die Möglichkeit einräumen lassen, die Zahlungen zumindest dann einstellen zu dürfen, wenn etwa die DDR durch schikanöse Abfertigung beim Grenzübertritt die von Ihnen erwünschten positiven Steigerungseffekte im Grenzverkehr unterläuft. — Ja nun, das ist eine Theorie, über die Sie sich mit den anderen erst mal einigen müssen. Im übrigen waren diese Straßenbenutzungsgebühren etwa im kleinen Grenzverkehr nie das eigentliche Hindernis für eine Steigerung, sondern der von der DDR geforderte Zwangsumtausch und eben jene zeitraubende, demütigende und schikanöse Prozedur beim Grenzübertritt. Der Kollege Olaf von Wrangel hat Ihnen ja vor kurzem vorgeschlagen, Sie sollten in solchen Vereinbarungen eine Sicherungsklausel vorsehen, die es Ihnen ermöglicht, bei der Gegenseite zumindest durchzusetzen, daß Ihre — und das unterstelle ich Ihnen durchaus — löblichen Absichten eben nicht durch bürokratische und administrative Maßnahmen durchkreuzt werden können. Im übrigen entspräche bei derartigen langfristigen Vereinbarungen und Zusagen eine Sicherungsklausel auch ganz dem vernünftigen Verhalten von Bürgern etwa im privaten Bereich. Ein zusätzlicher Hinweis: Selbst der Kollege Hoppe von der FDP hat im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen auf dieses Problem gegenüber der Bundesregierung kritisch hingewiesen. Angesichts dieser Tendenz zur langfristigen großzügigen Festlegung hoher DM-Beträge, ohne daß ihnen substantielle Leistungen der DDR gegenüberstehen, sollten Sie eigentlich diese Zahlungen unter der Rubrik „Entwicklungshilfe für die DDR" im Etat des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen ausweisen. (Pfeffermann [CDU/CSU]: Sozialistischer Dialograbatt!)


    (Zuruf von der FDP: Wegfall der Geschäftsgrundlage!)


    (Zuruf des Abg. Wehner [SPD])

    „Brücken der Verständigung" würden durch den Grundlagenvertrag und all die anderen Vereinbarungen geschlagen werden. So hat jedenfalls der Kollege Kurt Mattick im Februar 1973 im Deutschen Bundestag seiner Hoffnung Ausdruck verliehen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Hennig [CDU/CSU])

    Dafür sind auch wir. Aber das Fundament dieser Brücken muß verläßlich sein. Vor allem müssen zwei Fahrbahnen — eine in jeder Richtung — vorhanden sein. Es gibt wenig Verläßlicheres als verbriefte Rechte, sei es in völkerrechtlich gültigen multilateralen Verträgen, sei es in Vereinbarungen zwischen der Bundesregierung und der DDRSie aber denaturieren diese rechtlichen Positionen zum bloßen verbalen Akt ohne jegliche Durchschlagskraft. Auf den Fahrbahnen dieser Brücke häufen Sie zudem noch Geldberge auf, die alsbald den Durchgang blockieren könnten, zumindest dann, wenn Sie beispielsweise wegen der drückenden Steuerlasten auf dem Rücken des Bundesbürgers auf diesem Gebiet langsamer treten müssen und die von Ihnen angebotene Schraube ohne Ende der DDR wieder entwinden wollen.
    Ich bin sicher, daß die Bevölkerung für diese Politik der großzügigen Geldgeschenke kein Verständnis hat. Wir wissen uns daher mit dieser Bevölkerung in unserem Land einig, wenn wir diese Freigebigkeit als unverantwortlich und auch als kurzatmig ablehnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Georg Leber
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Schulze.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Waldemar Schulze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte mich zunächst mit dem CDU/CSU-Antrag zur Sicherheit auf den Transitwegen beschäftigen.



    Schulze (Berlin)

    Herr Kollege Hennig, ich habe Ihre Rede hier nicht mehr verstanden.

    (Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU]: Das liegt nicht an Herrn Hennig!)

    Ich habe nämlich schon gemerkt, daß Sie im Ausschuß nach den ganzen Erörterungen eigentlich überlegt haben: Können Sie nun Ihren Antrag noch aufrechterhalten — Sie haben das nämlich alles inzwischen eingesehen —, oder können Sie das nicht? Und dann sind Sie plötzlich auf die Idee gekommen: Wenn ich den Antrag jetzt nicht aufrechterhalte, dann habe ich — natürlich wider bessere Einsicht — im Bundestag ein Argument weniger. Herr Hennig, Sie wissen genau: Der Transitverkehr funktioniert auf der Basis des Viermächteabkommens und des Transitvertrages, und er funktioniert reibungslos. Sie wissen genau, daß Festnahmen nur nach Art. 16 des Transitabkommens erfolgen, mit den beiden Ausnahmen, die auch hier schon einmal erörtert worden sind, die wir im Ausschuß mehrere Male hin- und hergewendet haben und die die Bundesregierung in den Informationsschriften — Sie kennen sie doch alle — immer wieder erläutert.

    (Dr. Hennig [CDU/CSU]: Ja, jetzt, vorher nicht!)

    — Aber, vorher nicht?

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Nein, früher nicht! — Na, dann ist das eine Lücke bei Ihnen. — Nein, das Bundesministerium gibt diese Hefte über den Transitverkehr, über den Reiseund Besucherverkehr seit Jahren heraus, seit Jahren! Die Bevölkerung ist also aufgeklärt; Ziffer 1 Ihres Antrags ist damit erledigt. Was den Fall Jablonski angeht, so wissen Sie genau, daß dieser Einzelfall nun wirklich nicht dazu geeignet ist, in der Öfentlichkeit eine Debatte darüber zu führen. Sie haben hier zwar gesagt, das sei nicht mehr Ihr Ansatz gewesen, aber natürlich war das Ihr Ansatz! Mit dem Fall Jablonski wollten Sie das ganze Ding erst einmal nach oben ziehen. Die beiden Ausnahmen von Art. 16 des Transitabkommens kennen Sie also, wie gesagt, auch. Vom Abschluß des Transitabkommens bis heute — ich habe das vorhin in Form eines Zwischenrufs gesagt, ich habe das hier neulich schon ausgeführt, aber ich will es trotzdem noch einmal sagen, damit es deutlich wird — sind die Transitwege 110 millionenmal in beiden Richtungen benutzt worden, 110 millionenmal! Das ist doch eine Zahl, die den Menschen eingehen muß. Dabei hat es — das ist richtig — Festnahmen gegeben, und zwar 938. 763 festgenommene Personen sind wieder freigelassen worden. Dies betrifft den Transitverkehr, dies betrifft Festnahmen nach Art. 16 des Transitabkommens. Damit sind für mich die ersten drei Punkte Ihres Antrags eigentlich erledigt. Eigentlich wäre auch der vierte Punkt Ihres Antrags erledigt, da Sie ja gesagt haben, Jablonski sei für Sie hier kein Thema. Aber gleichwohl behandeln Sie den Fall Jablonski unter Ziffer 4 Ihres Antrags. Darum hier nur in aller Kürze: Die Bundesregierung hat sich um Jablonski bemüht — auch dies ist im Ausschuß dargestellt worden — und zugesichert, sie werde sich auch weiter um ihn bemühen. Insofern kann ich das Haus nur bitten, der Beschlußempfehlung des innerdeutschen Ausschusses zuzustimmen, nämlich den CDU/CSU-Antrag, wenn er nicht doch zurückgezogen wird, abzulehnen. Der zweite Komplex, mit dem ich mich kurz befassen möchte, ist Ihr Antrag betreffend die Verletzung des Viermächteabkommens. Hier muß ich zunächst einmal doch meine Verwunderung äußern. Ich weiß nicht, ob „Mustopp" ein parlamentarischer Ausdruck ist, aber ich gebrauche den jetzt einmal. Mir scheint, daß Sie gerade dort hergekommen sind, als Sie diesen Antrag zusammengebastelt haben. Denn eins dürfte Ihnen eigentlich nicht entgangen sein — so schlecht können doch Ihre Archive gar nicht sein —, nämlich daß am nächsten Tag sofort am 29. Juni 1979 eine Reaktion erfolgte. Die Regierungen der drei Westmächte, also Frankreich, USA und Großbritannien, haben festgestellt, sie teilten die Verantwortung für die Aufrechterhaltung des Status von Groß-Berlin mit der Regierung der Sowjetunion. Dieser kann nur durch Vereinbarungen aller Vier Mächte geändert werden. Die drei Regierungen erwarten von der Regierung der Sowjetunion, daß sie ihren Berlin betreffenden Verpflichtungen nachkommt. Dies ist, und zwar am nächsten Tag — noch auf dem Tokioter Gipfel —, ganz klar so festgestellt worden. Die Feststellung vorher, nämlich 1977, die die Drei Mächte anläßlich der Londoner Tagung abgegeben haben, ist auch völlig klar. Sie ist fast identisch damit. Sie fordern in Ihrem Antrag die Bundesregierung auf, sie solle nun noch einmal besonders drängen. Sofort nach seiner Rückkehr aus Tokio, zwei, drei Tage danach, hat sich der Bundesaußenminister — ich darf die entsprechende Passage zitieren — wie folgt geäußert: Der Bundesminister des Auswärtigen begrüßte die Bekräftigung der Drei Mächte, jetzt und in Zukunft alle Versuche zurückzuweisen, die Rechte und Verantwortlichkeiten in Frage zu stellen, die die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Frankreich und die Sowjetunion für Deutschland als Ganzes und alle vier Sektoren Berlins haben. Zum Schluß möchte ich noch eine Erklärung der Bundesregierung am gleichen Tag zu dieser Entscheidung der Volkskammer, die noch nicht in die Praxis umgesetzt ist, anführen. Auch ich billige dieses nicht. Ich stelle nur fest, daß reagiert worden ist. Die Bundesregierung hat durch ihren Sprecher erklären lassen: Sie begrüßt die Haltung, die die drei Mächte in dieser Angelegenheit einnehmen. Sie hält es für besonders bedeutsam, daß die drei Mächte erneut bestätigt haben, daß der Viermächtestatus für ganz Berlin, also auch für Ost-Berlin gilt, und Schulze erklärt haben, daß Handlungen eines dritten Staates die Rechte und Verantwortlichkeiten der vier Mächte oder den Status von Großberlin nicht verändern können. Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, deshalb finde ich, daß das, was bisher von den Alliierten, von der Bundesregierung getan worden ist, zu begrüßen ist. Unsere Sorge wird weiter sein müssen, festzustellen und immer wieder darauf hinzuweisen, daß der Viermächtestatus der Stadt nicht verletzt wird. Nun lassen Sie mich noch auf ein paar Punkte eingehen, die hier angesprochen worden sind. Herr Böhm hat in seiner Aufzählung immer — das ist mir neulich auch schon im Ausschuß aufgefallen — die Visagebühren mit darin. Herr Böhm, ich möchte darüber hier keine längere Debatte haben; aber ich möchte Sie bitten, darüber nachzudenken oder nachzulesen, an welchen Stellen noch Visagebühren erhoben werden. Hinsichtlich der Straßenbenutzungsgebühren haben wir hier heute gehört, daß Herr Kollege Straßmeir früher einmal eine Pauschalierung gefordert hat. Jetzt sagen Sie aber, daß die Straßenbenutzungsgebühr ein Wegezoll sei. Ich ärgere mich ein bißchen darüber — durch unser Land geht sehr viel Verkehr —, daß sehr viele westeuropäische Staaten, die Sie mit Ihrer Äußerung diffamiert haben — das dürfte Ihnen wohl klar sein —, diesen Wegezoll, wie sie das bezeichnen, sozusagen, abnehmen. (Zuruf von der CDU/CSU: Die sollen das auch abschaffen! Wir beanstanden das!)


    (Mattick [SPD]: Sehr wahr!)




    — Sie beanstanden das also. Dann schaffen Sie es doch einmal ab! Zum Beispiel nach Italien haben Sie doch die besten Kontakte. Ich weiß gar nicht, warum Ihnen das bisher nicht gelungen ist. Auch zu einigen anderen Ländern haben Sie gute Kontakte.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU: Das ist Aufgabe der Regierung!)

    Wenn Sie hier in der Debatte das diffamieren, was bisher erreicht worden ist, so kann ich nur wiederholen: Sie haben 20 Jahre lang Zeit gehabt, und in diesen 20 Jahren haben Sie auch nicht ein Minimum bewegt. Die Situation in der Stadt — dies sage ich nochmals als Berliner — war so kritisch zugespitzt, daß die Leute abgewandert sind. Dies alles geschah unter Ihrer Regie.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Da hat es keine Reise- und Besuchsmöglichkeiten gegeben. Da hat es kein Telefon und keinen vernünftigen Transitverkehr gegeben. Das wissen Sie doch alles. Sie kritisieren nun alles, was wir geschaffen haben. Manchmal kommt mir das so vor, als machten Sie Politik nach dem Motto: Die Krämerseelen sollen leben, und Politik ist nicht für den Menschen da. Dies sollten Sie sich einmal ernsthaft überlegen.
    Ich möchte eine weitere Bemerkung anfügen. Als Herr Jäger seine Begründungsrede gehalten hat, habe ich mich gewundert, wie der Herr Präsident, der hier von 14 bis 16 Uhr präsidiert hat, so stillgehalten hat. Diesem müssen wegen der Linie, die hier angeschlagen worden ist, fürchterlich die Ohren geklungen haben, da gerade er sich besonders bemüht hat, in Berlin die CDU auf einen Normalkurs — das sage ich aus meiner Einschätzung — zu bringen. Das muß ihm fürchterlich peinlich gewesen sein, und wahrscheinlich ist das auch der Grund dafür gewesen, daß er hier eine Rede über die Menschenrechtsverletzungen im Iran gehalten hat.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Sehr richtig!)

    Ich kann das auch alles nur so bedauern; aber ich kann auch nur bedauern, daß der Kollege Weizsäkker, der Mitglied unseres Parlaments und auch immer noch des Parlaments in Berlin ist — ich hoffe immer noch, daß er endlich seine Zusage einhält, die er gegeben hat — —

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Kunz [Berlin] [CDU/CSU]: Der tut euch weh! — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Das gehört nicht zur Sache!)

    — Das gehört alles zur Sache, Herr Jäger. Der Herr Kollege Weizsäcker hat dann die Flucht angetreten; das kann ich alles verstehen. Mit der Fraktion wäre mir auch nicht sehr viel wohler.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich kann als Berliner über diese Debatte, so wie ich sie erlebt habe, nur folgendes sagen. Man stellt auch fest: Ihre Großen fehlen alle, die sind irgendwo alle aushäusig. Wahrscheinlich ertragen die Ihren Stil hier auch schon nicht mehr, den Sie hier vorlegen.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Wo sind denn Ihre Großen? — Wo ist der Bundeskanzler?)

    Ich will auch sagen, daß ich mich als Berliner ein bißchen darüber ärgere, wie hier so über das Fell der Stadt geredet wird. Da gibt es bei Ihnen zwei Varianten. Die eine Variante hat ein Kollege von Ihnen — das ist auch ein CDU-Mann, ich schätze ihn sehr — am 19. Juni ausgesprochen, als er sagte: Bereitschaft auf beiden Seiten, sich gegenseitig als Deutsche zu respektieren und näherzukommen. Dazu gehört Verträglichkeit — ich möchte mal bitten, daß Sie hinhören, Herr Jäger —, dazu gehört Verträglichkeit, das heißt das bewußte Sich-darauf-Einlassen auf Gegenseitigkeit, auch anderes Denken zu tolerieren und Feinddenken aufzugeben. — Dies war ein Kollege von Ihnen am 19. Juni 1979.

    (Wehner [SPD]: Hört! Hört!)

    Ich möchte das Fazit aus der bisherigen Debatte folgendermaßen ziehen. Bei Herrn Jäger klang es so an: wenn wir schon nicht sofort die Wiedervereinigung hier im Parlament beschließen können, dann müßten wir uns wohl die Frage stellen, ob man nicht sinnvollerweise mal in die DDR einmarschiert. Herr Jäger wäre sicher ein guter Oberkommandierender dafür.

    (Beifall bei der SPD — Jäger [CDU/CSU]: Lächerlichster Unfug ist das! Bösartige Unterstellungen!)