Rede von
Walter
Picard
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin meinem Kollegen Esters als Berichterstatter dankbar, daß er sehr eingehend dargelegt hat, in welch hohem Maße, was die Finanzansätze für entwicklungspolitische Maßnahmen angeht, Übereinstimmung im Haushaltsausschuß geherrscht hat.
Ich brauche darauf nicht von neuem einzugehen. Ich möchte lediglich noch einmal betonen, daß wir die positive Leistung von der DEG bis zum letzten privaten Träger würdigen und der Hoffnung sind, daß sich die gute Zusammenarbeit zwischen den Trägern, dem Ministerium und dem Parlament auch in Zukunft weiter vollzieht.
Ich habe nicht die Absicht, in aller Breite, Tiefe und Höhe noch einmal auf die Afrikaexpedition — eine Vergnügungsreise war das nicht; vielleicht war es eine Bildungsreise — der Frau Minister einzugehen. Von Tiefen und Höhen kann bei dieser Reise auch weniger die Rede sein, denn sie war, kurz gesagt, nicht viel mehr als ein Ärgernis.
Sie hat den deutschen Blätterwald genügend zum Rascheln gebracht. Ich will mich auf wenige Erinnerungsposten beschränken. Das früher einmal als Leib- und Magenblatt der Regierung zu bezeichnende Magazin „Der Spiegel" kommentierte: „Die Frau überschätzt ihre Möglichkeiten." Die „Süddeutsche Zeitung", sicher kein CDU-Blatt, sprach — vielleicht frei nach Böll — vom peinlichen Ende einer Dienstreise. Wer „Ende einer Dienstfahrt" von Heinrich Böll gelesen hat, hat sicher viel Vergnügen empfunden. Das Lesen der Presseberichte über das peinliche Ende dieser Dienstreise war kein reines Vergnügen. Die „Frankfurter Rundschau", sicher kein Blatt der CDU oder der CSU, schrieb unter der Überschrift „Äxte in Afrikas Wäldern" — ich bitte den Herrn Präsidenten, mir zu gestatten, das einmal zu zitieren —:
Sie hat alles erklärt, nur ihren Rücktritt nicht. Der aber wäre trotz allem fällig; denn dies darf man mindestens von einem regierenden Politiker erwarten, daß er — im Wortsinn — mit Anstand und Würde eine Mission hinter sich bringen kann, auch wenn sie ihm eine Nummer zu groß ist.
Wäre Frau Schlei eine Axt: der nächste Wald
müßte sich fürchten, aber nicht einschlagen
soll der Entwicklungsminister, sondern aufforsten.
Meine Damen und Herren, wir halten es eher mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Das ist ja bekannt. Überschrift:
Marie Schlei denkt nicht an Rücktritt. Unterüberschrift:
Wie lächerlich ist Bonn gemacht worden?
Das ist die eigentliche Frage, nicht die, ob sich eine Dame mit viel Verständnis und mit einem großen guten weiten Herzen in Afrika sehen läßt. Es ist die Frage, ob dieses Land, das sie vertritt, lächerlich gemacht worden ist oder nicht.
Wir halten es aber weiter mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Da steht als weitere Unterüberschrift:
Der Lernprozeß der Entwicklungsministerin geht weiter.
Lernprozesse, sind Ihnen, Frau Minister, glaube ich,
sehr wohl vertraut. Wir hoffen sehr, daß Sie diesen
Lernprozeß, den Sie vor sich haben, mit Erfolg — —
— Moment, Herr Kollege Löffler, wenn ich die Debatten von gestern und von heute morgen verfolge, dann muß ich fragen, wer hier mehr zur Sache gesprochen hat, Kollegen der Koalition oder der Opposition. Die der Opposition, mit Sicherheit.