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    Deutscher Bundestag 153. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Hallstein und Schulhoff . . . 8777 A Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 8777 B Benutzung der Abstimmungsanlage . . . 8777 D Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 8777 D Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Arbeitsprogramm der Bundesregierung zu den inneren Reformen in der 6. Legislaturperiode (Drucksachen VI /2604, VI /2709) Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 8779 C Hermsdorf, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 8783 B Kirst (FDP) 8788 A Seidel (SPD) . . . . . . . . 8792 C Arendt, Bundesminister 8794 C Breidbach (CDU/CSU) 8800 B Dr. Nölling (SPD). . . . . . 8808 A Vogt (CDU/CSU). . . . . . 8815 C Dr. Farthmann (SPD) . . . . . 8821 C Fragestunde (Drucksache VI /2861) Fragen des Abg. Wohlrabe (CDU/CSU) : Fluglinienverkehr alliierter Gesellschaften von und nach Berlin Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . 8822 D, 8823 A, B, C, D, 8824 A, B, C Wohlrabe (CDU/CSU) . . . 8823 A, B, C Brück (Holz) (SPD) . . . . . . . 8823 D von Thadden (CDU/CSU) . . . . 8823 D Heyen (SPD) 8824 A Müller (Berlin) (CDU/CSU) . . . 8824 B Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . 8824 B Fragen des Abg. Dr. Evers (CDU/CSU) : Benutzung der Intercity-Züge mit Zeitkarten Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . 8824 C, D, 8825 A, B Dr. Evers (CDU/CSU) . 8824 D, 8825 A, B Dr. Schmid, Vizepräsident . . . . 8825 C II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971 Frage des Abg. Lemmrich (CDU /CSU): Äußerung des Bundesverkehrsministers über die Finanzsituation der Bundesbahn Börner, Parlamentarischer Staatssekretär 8825 C, D, 8826 A, B, C, D Lemmrich (CDU/CSU) . . . . . . 8825 D Dr. Jobst (CDU/CSU) 8826 B Dr Riedl (München) (CDU/CSU) 8826 C Hansen (SPD) . . . . . . . . 8826 D Fragen des Abg. Dr. Apel (SPD) : Teilnahme aller Autofahrer an einem Erste-Hilfe-Kursus bzw. einem Kursus über Sofortmaßnahmen am Unfallort Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . 8826 D, 8827 A, C, D, 8828 A, B Dr. Apel (SPD) . . 8827 A, B, D, 8828 A Dr. Schmid, Vizepräsident . . . . 8828 B Frage des Abg. Becker (Nienberge) (SPD) : Erfahrungen der Bundesbahn in bezug auf das Intercity-Netz Börner, Parlamentarischer Staatssekretär 8828 B, C, D, 8829 A, B, C Becker (Nienberge) (SPD). . 8828 C, D Lemmrich (CDU/CSU) . . . . . 8829 A Wende (SPD) 8829 A Brück (Köln) (CDU/CSU) 8829 B Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 8829 C Frage des Abg. Wende (SPD) : Maßnahmen gegen das Laufenlassen der Kraftfahrzeugmotoren im Leerlauf Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . 8829 D, 8830 A, B, C Wende (SPD) . . . . . 8829 D, 8830 A Dr. Apel (SPD) . . .. 8830 B Schirmer (SPD) 8830 B Frage des Abg. Dr. Jobst (CDU/CSU): Unzureichende Versorgung neuer Betriebe im ostbayerischen Zonenrandgebiet mit Fernmeldeeinrichtungen Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . 8830 C, D, 8831 A, B Dr. Jobst (CDU/CSU) . . 8830 D, 8831 A Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . . 8831 B Fragen des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Pressemeldung über die Reise des SED- Propagandachefs Norden zum DKP-Parteitag mit einem Sonderwagen der Deutschen Reichsbahn Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . 8831 C, D, 8832 A, B, C Niegel (CDU/CSU) . 8831 C, D, 8832 B, C Lemmrich (CDU/CSU) 8832 A Frau Kalinke (CDU/CSU) . . 8832 B Frage des Abg. Spillecke (SPD): Pressemeldung über die Herstellung von Betriebszeitungen der DKP in der Druckerei der Universität Bochum Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 8832 D, 8833 A Spillecke (SPD) 8833 A Fragen des Abg. Schirmer (SPD) : Ausbildung von Sportpädagogen im Fernstudium Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär 8833 B, C, D Schirmer (SPD) 8833 C, D Fragen des Abg. Dr. Probst (CDU/CSU) : Mittel für die Gutachten über Methoden der Prioritätenbestimmung auf dem Gebiet der Forschungspolitik — Folgerungen der Bundesregierung aus diesen Gutachten für die praktische Gestaltung der Forschungspolitik Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . 8833 D, 8834 A, B, C, D Dr. Probst (CDU/CSU) . . . . 8834 A, C, D Fragen des Abg. Dr. Hubrig (CDU/CSU) : Einrichtung eines Ausschusses zur Koordinierung der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit innerhalb der EWG — Erschwerung der europäischen Zusammenarbeit durch diesen Ausschuß Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . 8834 D, 8835 A, B, C Dr. Hubrig (CDU/CSU) 8835 B Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 8835 B Hansen (SPD) . . . . . . . . . 8835 C Frage des Abg. Hansen (SPD) : Brief des stellvertretenden griechischen Ministerpräsidenten Pattakos betr. griechische Schulen in Westdeutschland Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 8835 D, 8836 A, B Hansen (SPD) . . . . 8835 D, 8836 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971 III Frage des Abg. Hansen (SPD) : Rundschreiben des Erziehungsattachés Emanouilidis betr. Mitglieder der Klassenpflegschaften Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär 8836 B, C, D Hansen (SPD) 8836 C Hussing (CDU/CSU) . . 8836 D Nächste Sitzung 8837 A Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 8839 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971 8777 153. Sitzung Bonn, den 1. Dezember 1971 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen Es ist zu lesen: 150. Sitzung, Seite 8638, Zeile 17, statt „250": „249". 150. Sitzung, Seite 8674: Bei den Ja-Stimmen der SPD ist zwischen den Abgeordneten Dr. Haack und Haase (Kellinghusen) der Abgeordnete Haar (Stuttgart) einzutragen. 150. Sitzung, Seite 8677, Anlage 1 (Liste der beurlaubten Abgeordneten) : Zwischen den Abgeordneten Dr. Beermann und Dasch ist der Abgeordnete „Behrendt*" und zwischen den Abgeordneten Lükker (München) und Dr. Prassler der Abgeordnete „Müller" (Aachen-Land) *" einzutragen. Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Ahrens *** 3. 12. Dr. Aigner * 3. 12. Alber *** 3. 12. Amrehn ** 3. 12. Bals *** 3. 12. Bartsch. 3. 12. Dr. Barzel 3. 12. Bauer (Würzburg) *** 3. 12. Dr. Beermann 15.1. 1972 Behrendt * 10. 12. Blank 18. 12. Blumenfeld *** 3. 12. Dr. Burgbacher 3. 12. Dasch 18. 12. Frau Dr. Diemer-Nicolaus *** 2. 12. Dr. Dittrich * 3. 12. Draeger *** 13. 12. Dr. Enders *** 3. 12. Dr. Erhard 3. 12. Erpenbeck 1. 12. Faller * 12. 12. Fritsch *** 3. 12. Dr. Furler 10. 12. Dr. Giulini 3. 12. Freiherr von und zu Guttenberg 18. 12. Dr. Hallstein 3. 12. Dr. Heck 1. 12. Helms 4. 12. Frau Herklotz 4. 12. Dr. Hermesdorf (Sehleiden) *** 3. 12. Hösl *** 3. 12. Frau Jacobi (Marl) 18. 12. Dr. Jahn (Braunschweig) * 2. 12. Jung *** 3. 12. Kahn-Ackermann *** 3. 12. Dr. Kempfler *** 3. 12. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Frau Klee *** 3. 12. Dr. Klepsch *** 3. 12. Kriedemann * 3. 12. Lemmrich *** 3. 12. Lenze (Attendorn) *** 3. 12. Liedtke 3. 12. Looft 17. 12. Lücker (München) * 3. 12. Memmel * 3. 12. Müller (Aachen-Land) * 10. 12. Dr. Müller (München) ** 3. 12. Frau Dr. Orth ' 1. 12. Ott 3. 12. Peters (Norden) 3. 12. Pöhler *** 3. 12. Richarts * 3. 12. Richter '** 3. 12. Dr. Rinderspacher *** 3. 12. Rollmann 6. 12. Schmidt (Würgendorf) *** 3. 12. Dr. h. c. Schmücker *** 3. 12. Schneider (Königswinter) 3. 12. Schoettle 17. 12. Dr. Schulz (Berlin) 1.12. Schwabe * 3. 12. Sieglerschmidt *** 1.12. Dr. Slotta 3. 12. Stein (Honrath) 1.12. Frau Dr. Walz *** 3. 12. Dr. Warnke 3. 12. Weber (Heidelberg) 3. 12. Wehner 10. 12. Wiefel 3. 12. Baron von Wrangel 4. 12. Zander 3. 12. *Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wilhelm Nölling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Kollege Müller-Hermann, ich bin Ihrer Meinung, daß es Grenzen gibt, auch im Umschichtungsprozeß, auch im Zeitablauf, daß man das nicht von heute auf morgen machen kann; da bin ich Ihrer Meinung. Unsere Steuerpolitik ist ja längerfristig angelegt und soll das ja auch nicht bis 1973 oder 1975 erreichen. Insofern sind wir ja völlig mißverstanden worden. Das ist klar, so etwas kann nur graduell über längere Jahre hinweg geschehen, so wie die Verhältnisse nun einmal sind. Ob es sich gelohnt hätte, im Laufe des Sommers beispielsweise zusätzliche Orientierungsdaten zu geben, lasse ich jetzt im Moment einmal dahingestellt. Aber Tatsache ist, daß Minister Schiller Ende des letzten Jahres Orientierungsdaten gegeben hat; das wissen Sie so genau wie ich. Es hat sie gegeben in der Konzertierten Aktion.

    (Zuruf des Abg. Dr. Müller-Hermann)

    und es wird auch jetzt wieder Orientierungsdaten für das nächste Jahr geben. Aber auf keinen Fall wird man von der staatlichen Wirtschaftspolitik erwarten können, daß sie alle drei Monate Ankündigungen über mögliche Orientierungsdaten gibt. Das halte ich allerdings für ausgeschlossen und bei die-
    8812 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971
    Dr. Nölling
    sem Problemkreis, mit dem wir es zu tun haben, auch nicht für hilfreich.
    Herr Kollege Müller-Hermann, da wir uns gerade miteinander beschäftigen, möchte ich doch noch kurz auf Ihre Ausführungen von heute morgen zurückkommen, soweit sie — ich will es einmal so sagen --- bemerkenswerten sozialpolitischen Gehalt hatten. Ich meine, Sie haben mal wieder eines bewiesen: das tiefsitzende Vorurteil der Konservativen — das ist ja kein Schimpfwort -- gegen soziale Sicherungssysteme und deren Ausweitung.

    (Beifall bei der SPD. — Widerspruch bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Wörner: Also hören Sie mal, wer hat denn dieses System geschaffen, Herr Nölling?)

    — Das können wir ja wieder einmal schön nachlesen. Ich habe gesagt: gegen kollektive — und insoweit berichtige ich mich — soziale Sicherungssysteme und gegen deren Ausweitung. Ich kann nur sagen, die Zeit ist da — wenn das Ihre Basisphilosophie sein sollte -- über Sie hinweggegangen, wie ja die Entwicklung zeigt: Öffnung der Rentenversicherung für Selbständige — etwas, was die CDU allerdings lange nicht gewollt hat.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    -- Das wäre ja noch schöner! Gucken Sie in unseren Volksversicherungsplan von 1965, den Sie verteufelt haben!

    (Abg. Franke [Osnabrück]: Keine Ahnung!)

    — Ja, warum ist es dann nicht passiert, Herr Kollege Franke? Sie hatten doch die Möglichkeiten dazu. Wir haben doch hier vor ein paar Wochen über die Öffnung debattiert. Da ist doch klargeworden, daß Sie das weder gewollt haben noch haben durchsetzen können.

    (Abg. Dr. Wörner: Gerade erklären Sie uns, daß man alles nur schrittweise tun könne, und jetzt werfen Sie uns vor, daß wir nicht alles auf einmal gemacht haben!)

    — Herr Kollege Wörner, das ist nicht eine Frage der schrittweisen Einführung. Sie haben jahrelang systematisch und gewollt verhindert, daß die Selbständigen in die gesetzliche Rentenversicherung hätten hineinkommen können.

    (Beifall bei der SPD. — Widerspruch von der CDU/CSU.)

    Das können wir Ihnen doch nun einmal beweisen. Ähnlich ist es bei der gesetzlichen Krankenversicherung für die Landwirte. Das ist ein seit langem vor uns liegendes Problem, und das ist doch nicht gelöst worden.

    (Abg. Stücklen: Unser Berliner Programm!)

    — Das Berliner Programm stammt aus dem Jahre 1968 Herr Kollege Stücklen, ist also relativ neu.
    Ich habe den starken Eindruck, daß die Aussagen, die der Herr Kollege Müller-Hermann heute morgen in bezug auf Sozialpolitik gemacht hat, im Grunde doch nur den Zustand der Opposition noch einmal verdeutlicht haben. Da gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die wollen in dem System, in dem wir uns befinden, nicht weitermachen, und der sozialpolitische Fortschritt, der bei Ihnen zustande kommt, kommt nur auf Druck von außen hin zustande, wenn es sich um Maßnahmen handelt, die nun einmal im Laufe der Zeit angepackt werden müssen.


Rede von Kai-Uwe von Hassel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Müller (Berlin)?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wilhelm Nölling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Im Moment nicht, Herr Kollege Müller.
    Nun ist heute morgen von der Opposition auch gesagt worden: Wir mögen nicht mehr hören, was da gesagt wird; wir sind es einfach leid und satt, immer wieder zu hören, was die Regierung gemacht hat. Ich verstehe das. Ich frage nur, warum Sie Große Anfragen induzieren, warum Sie sie haben wollen, wenn Sie dann unwillig oder nicht bereit sind, hier anzuhören, was diese Regierung geleistet hat. Ich meine, einfach deshalb, weil Sie uns herausfordern, unsere Erfolge darzustellen, müssen wir das auch immer wieder tun. Deshalb müssen Sie auch die Geduld haben, uns immer wieder zuzuhören.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Franke [Osnabrück] : Fragen Sie doch einmal die Arbeiter, die von Kurzarbeit betroffen sind!)

    Die Bevölkerung merkt doch inzwischen, meine Damen und Herren,

    (Abg. Dr. Sprung: Das tut sie!)

    daß diese Regierung nicht nur verspricht, daß sie nicht nur redet, sondern daß sie auch handelt. Das ist doch inzwischen klargeworden. Es ist deutlich geworden, wie stark und eingreifend die getroffenen Maßnahmen sind.
    Lassen Sie mich das einmal in einer etwas anderen Art und Weise darstellen, als das bisher geschehen ist! Die große Zäsur ist der 28. Oktober 1969.

    (Abg. Breidbach: Jawohl!)

    Vor dem 28. Oktober 1969 hat es in der sozialpolitischen Landschaft der Bundesrepublik keine Dynamisierung der Kriegsopferrenten gegeben. Heute gibt es sie. Das ist ein Unterschied. Die Opposition hat sie damals nicht für möglich gehalten, hat sie anfänglich nicht gewollt und ist dann später wie so oft auf unseren Wagen aufgesprungen.
    Vor dem 28. Oktober hatte in unserer Krankenversicherung der Vorsorgegedanke keinen Fuß gefaßt. Das können Sie doch nicht bestreiten; das war 20 Jahre lang in keiner gesetzlichen Regelung enthalten. Jetzt steht es im Gesetz.

    (Abg. Breidbach: Vor dem 28. Oktober herrschten Hunger und Elend in Deutschland! Das muß man dazusagen!)

    Außerdem war vor diesem Zeitpunkt die Krankenversicherungspflichtgrenze ein dauernder Zankapfel
    Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971 8813
    Dr. Nölling
    der Sozialpolitiker. Diese Grenze war sozialwidrig niedrig und starr gehalten worden.

    (Lachen bei der CDU/CSU.)

    Das ist jetzt Vergangenheit. Es ist doch heute anders, es ist eine Änderung eingetreten.
    Vor dem 28. Oktober 1969 haben mehr als 4 Millionen Angestellte die Krankenversicherung selbst bezahlen müssen. Das hat sich inzwischen geändert.
    Ich möchte mit aller Deutlichkeit sagen: Würden wir heute nur diese Leistungen vorweisen können, wir könnten schon stolz darauf sein, weil das ganz enorme Weiterentwicklungen und Verbesserungen unseres sozialen Leistungsrechts sind.

    (Beifall bei der SPD.)

    Aber, meine Damen und Herren, es ist noch sehr viel mehr geschehen. Vor 1970 war die gesetzliche Unfallversicherung für Schüler und Studenten unbekannt. Sie ist inzwischen in Kraft getreten. Vor dieser Zeit war eine Reform der Betriebsverfassung nicht einmal in Sicht. Das müssen wir doch auch sehen. Wir haben sie gegen die überwältigende Mehrheit der Opposition vor drei Wochen hier durchgesetzt. Ich will nur hoffen und wünschen, daß der Bundesrat ebenfalls zustimmt.

    (Abg. Killat-von Coreth: Leider nicht!)

    Vor dem 28. Oktober 1969 hat die heutige Opposition von der Notwendigkeit einer Steuerreform höchstens geredet, aber nie danach gehandelt.

    (Lachen und Zurufe von der CDU/CSU. — Abg. Breidbach: Wer hat denn die Kommission eingesetzt?)

    Das hat auch der Kollege Kirst heute schon gesagt. Die Steuerreform war angekündigt für 1957 in der Regierungserklärung eines so tüchtigen Politikers wie Adenauer. Bis heute hat die CDU/CSU überhaupt keine Vorstellungen dazu entwickelt, wie denn eine Steuerreform in der Bundesrepublik sein müßte, obwohl unsere Vorstellungen schon fast ein halbes Jahr auf dem Tisch liegen.

    (Abg. Dr. Jenninger: Aber welche!)

    Es mutet in der Tat sehr merkwürdig an, daß sich ein Vertreter der christlich-sozialen Arbeitnehmerschaft hier hinstellt und uns Vorwürfe macht wegen der Besteuerungsbeschlüsse auf dem Parteitag hier in Bonn.

    (Abg. Dr, Apel: Das finde ich aber auch!)

    Da darf ich nur zitieren aus der „Sozialen Ordnung". Ich mache Ihnen ja ein Kompliment, daß die Sozialausschüsse dazu Vorstellungen entwickelt haben.

    (Abg. Breidbach: Herr Nölling, ich habe Ihnen den Vorwurf des Hickhack gemacht!)

    Nur hat es bisher nicht in Ihre Partei hineingewirkt und sich nicht durchsetzen können — wie so oft.

    (Abg. Breidbach: Er hört nicht einmal zu, bevor er andere Leute angreift!)

    Ich lese Ihnen nur vor, was hier steht. Herr Kollege Katzer, Sie sehen doch, wie wichtig das Thema ist; sonst hätten Sie sich doch nicht damit beschäftigt.

    (Abg. Katzer: So ist es!)

    Hier heißt es:
    Die Sozialausschüsse fordern eine große Steuerreform und befürworten dazu die Berücksichtigung folgender Teilaspekte:
    Die Steuerlasten sind so zu verteilen, daß durch eine ausgewogene Einkommensverteilung eine gerechtere Vermögensbildung bewirkt wird; ... Der Tarif wird so gestaltet, daß die unteren und mittleren Einkommen entlastet werden.
    Unter Einbeziehung der Ergänzungsabgabe wird der Spitzensteuersatz angehoben.
    Weiter wird dort gefordert, das Ehegatten-Splitting zu kappen, zu ändern. Das sind aber doch die Entscheidungen unseres Parteitags, die gesellschaftspolitisch am meisten umstritten sind, EhegattenSplitting, Tarifspitze und einige andere Dinge, die Sie, wie Sie hier schreiben, selbst durchsetzen wollen.

    (Abg. Breidbach: Einkommensteuer 60 %!)

    Ich kann nur hoffen, daß es Ihnen gelingt, innerhalb Ihrer Partei dem Kollegen Höcherl zu helfen, herauszufinden, was er denn nun eigentlich gemeint hat, als er vor ein paar Tagen in einer Betrachtung der Ergebnisse unseres Parteitags schrieb: „Steuerbelastung und Steuertarife sind gewiß keine Heiligtümer". Und dann: Ende der Fahnenstange, wie wir in Hamburg manchmal sagen. Nichts mehr, was denn nun die Opposition gerade unter sozialpolitischen Gesichtspunkten an Steuerreformideen in diesem Staate verwirklicht sehen möchte, nichts mehr, Fehlanzeige, keine weiteren Beiträge mehr. Wie gesagt, ich kann nur hoffen und wünschen, daß es den Sozialausschüssen gelingt, die CDU auf diesen Kurs zu bringen.
    Meine Damen und Herren, ich habe gesagt, was sich in unserer Landschaft verändert hat. Ich könnte fortfahren. Ich habe über die Steuerreform gesprochen. Man könnte weiter davon sprechen, daß es noch im Sommer 1969 für die Opposition unvorstellbar war, daß in der jetzigen Legislaturperiode Möglichkeiten entstehen könnten, unser Rentenversicherungssystem wirklich weiterzuentwickeln, völlig unvorstellbar, wie Ihre Äußerungen aus dem Jahre 1969 zeigen. Inzwischen haben wir die Gesetze auf dem Tisch, und wir werden sie machen. Darüber gibt es überhaupt keine Diskussion mehr.
    Vor dem 28. Oktober 1969 war das Vermögensbildungsgesetz, das unter CDU-Führungen entstanden ist, eine Farce. Es war ein Instrument, das bewußt stumpf bleiben sollte, wie alle Zahlen über die Inanspruchnahme in der Zwischenzeit zeigen.

    (Abg. Franke [Osnabrück]; Keine Ahnung!)

    Es ist doch diese Regierung gewesen, die dieses Instrument zum erstenmal in einer Weise umgeformt und umgeschmiedet hat, daß es tatsächlich einen vermögenspolitischen Effekt hat und haben kann.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich könnte Ihnen dazu die Zahlen nennen. 1969 waren es 5,7 Millionen Teilnehmer. Die Zahl ist seit
    8814 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971
    Dr. Nölling
    1961 nur sehr langsam geklettert, wie wir alle wissen.

    (Abg. Franke [Osnabrück]: Weil die Tarifvertragsparteien das nicht mehr ausgenutzt haben!)

    1971 waren es bereits 14,5 Millionen. — Das hängt doch mit der Konstruktion des Gesetzes zusammen, Kollege Franke. Das haben wir doch in einer sozialvernünftigen Weise geändert.

    (Abg. Vogt: Und der Kollege Leber hat das alte Gesetz angewendet!)

    — Das stimmt ja nicht.
    Ich nenne Ihnen eine Summe: 1969 1,6 Milliarden DM angelegt, 1971 41/2 Milliarden DM. Wir rechnen damit, bis 1975 18 Millionen Arbeitnehmer zu beteiligen. Über 600 Tarifverträge sind inzwischen in Kraft. Erst der dritte Anlauf seit 1961 hat unter dieser Regierung, deren Leistungskatalog wir hier darstellen und verteidigen, auf diesem Gebiet ein funktionierendes Gesetz gebracht; vorher nichts.