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    Deutscher Bundestag 153. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Hallstein und Schulhoff . . . 8777 A Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 8777 B Benutzung der Abstimmungsanlage . . . 8777 D Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 8777 D Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Arbeitsprogramm der Bundesregierung zu den inneren Reformen in der 6. Legislaturperiode (Drucksachen VI /2604, VI /2709) Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 8779 C Hermsdorf, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 8783 B Kirst (FDP) 8788 A Seidel (SPD) . . . . . . . . 8792 C Arendt, Bundesminister 8794 C Breidbach (CDU/CSU) 8800 B Dr. Nölling (SPD). . . . . . 8808 A Vogt (CDU/CSU). . . . . . 8815 C Dr. Farthmann (SPD) . . . . . 8821 C Fragestunde (Drucksache VI /2861) Fragen des Abg. Wohlrabe (CDU/CSU) : Fluglinienverkehr alliierter Gesellschaften von und nach Berlin Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . 8822 D, 8823 A, B, C, D, 8824 A, B, C Wohlrabe (CDU/CSU) . . . 8823 A, B, C Brück (Holz) (SPD) . . . . . . . 8823 D von Thadden (CDU/CSU) . . . . 8823 D Heyen (SPD) 8824 A Müller (Berlin) (CDU/CSU) . . . 8824 B Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . 8824 B Fragen des Abg. Dr. Evers (CDU/CSU) : Benutzung der Intercity-Züge mit Zeitkarten Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . 8824 C, D, 8825 A, B Dr. Evers (CDU/CSU) . 8824 D, 8825 A, B Dr. Schmid, Vizepräsident . . . . 8825 C II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971 Frage des Abg. Lemmrich (CDU /CSU): Äußerung des Bundesverkehrsministers über die Finanzsituation der Bundesbahn Börner, Parlamentarischer Staatssekretär 8825 C, D, 8826 A, B, C, D Lemmrich (CDU/CSU) . . . . . . 8825 D Dr. Jobst (CDU/CSU) 8826 B Dr Riedl (München) (CDU/CSU) 8826 C Hansen (SPD) . . . . . . . . 8826 D Fragen des Abg. Dr. Apel (SPD) : Teilnahme aller Autofahrer an einem Erste-Hilfe-Kursus bzw. einem Kursus über Sofortmaßnahmen am Unfallort Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . 8826 D, 8827 A, C, D, 8828 A, B Dr. Apel (SPD) . . 8827 A, B, D, 8828 A Dr. Schmid, Vizepräsident . . . . 8828 B Frage des Abg. Becker (Nienberge) (SPD) : Erfahrungen der Bundesbahn in bezug auf das Intercity-Netz Börner, Parlamentarischer Staatssekretär 8828 B, C, D, 8829 A, B, C Becker (Nienberge) (SPD). . 8828 C, D Lemmrich (CDU/CSU) . . . . . 8829 A Wende (SPD) 8829 A Brück (Köln) (CDU/CSU) 8829 B Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 8829 C Frage des Abg. Wende (SPD) : Maßnahmen gegen das Laufenlassen der Kraftfahrzeugmotoren im Leerlauf Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . 8829 D, 8830 A, B, C Wende (SPD) . . . . . 8829 D, 8830 A Dr. Apel (SPD) . . .. 8830 B Schirmer (SPD) 8830 B Frage des Abg. Dr. Jobst (CDU/CSU): Unzureichende Versorgung neuer Betriebe im ostbayerischen Zonenrandgebiet mit Fernmeldeeinrichtungen Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . 8830 C, D, 8831 A, B Dr. Jobst (CDU/CSU) . . 8830 D, 8831 A Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . . 8831 B Fragen des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Pressemeldung über die Reise des SED- Propagandachefs Norden zum DKP-Parteitag mit einem Sonderwagen der Deutschen Reichsbahn Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . 8831 C, D, 8832 A, B, C Niegel (CDU/CSU) . 8831 C, D, 8832 B, C Lemmrich (CDU/CSU) 8832 A Frau Kalinke (CDU/CSU) . . 8832 B Frage des Abg. Spillecke (SPD): Pressemeldung über die Herstellung von Betriebszeitungen der DKP in der Druckerei der Universität Bochum Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 8832 D, 8833 A Spillecke (SPD) 8833 A Fragen des Abg. Schirmer (SPD) : Ausbildung von Sportpädagogen im Fernstudium Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär 8833 B, C, D Schirmer (SPD) 8833 C, D Fragen des Abg. Dr. Probst (CDU/CSU) : Mittel für die Gutachten über Methoden der Prioritätenbestimmung auf dem Gebiet der Forschungspolitik — Folgerungen der Bundesregierung aus diesen Gutachten für die praktische Gestaltung der Forschungspolitik Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . 8833 D, 8834 A, B, C, D Dr. Probst (CDU/CSU) . . . . 8834 A, C, D Fragen des Abg. Dr. Hubrig (CDU/CSU) : Einrichtung eines Ausschusses zur Koordinierung der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit innerhalb der EWG — Erschwerung der europäischen Zusammenarbeit durch diesen Ausschuß Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . 8834 D, 8835 A, B, C Dr. Hubrig (CDU/CSU) 8835 B Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 8835 B Hansen (SPD) . . . . . . . . . 8835 C Frage des Abg. Hansen (SPD) : Brief des stellvertretenden griechischen Ministerpräsidenten Pattakos betr. griechische Schulen in Westdeutschland Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 8835 D, 8836 A, B Hansen (SPD) . . . . 8835 D, 8836 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971 III Frage des Abg. Hansen (SPD) : Rundschreiben des Erziehungsattachés Emanouilidis betr. Mitglieder der Klassenpflegschaften Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär 8836 B, C, D Hansen (SPD) 8836 C Hussing (CDU/CSU) . . 8836 D Nächste Sitzung 8837 A Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 8839 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971 8777 153. Sitzung Bonn, den 1. Dezember 1971 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen Es ist zu lesen: 150. Sitzung, Seite 8638, Zeile 17, statt „250": „249". 150. Sitzung, Seite 8674: Bei den Ja-Stimmen der SPD ist zwischen den Abgeordneten Dr. Haack und Haase (Kellinghusen) der Abgeordnete Haar (Stuttgart) einzutragen. 150. Sitzung, Seite 8677, Anlage 1 (Liste der beurlaubten Abgeordneten) : Zwischen den Abgeordneten Dr. Beermann und Dasch ist der Abgeordnete „Behrendt*" und zwischen den Abgeordneten Lükker (München) und Dr. Prassler der Abgeordnete „Müller" (Aachen-Land) *" einzutragen. Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Ahrens *** 3. 12. Dr. Aigner * 3. 12. Alber *** 3. 12. Amrehn ** 3. 12. Bals *** 3. 12. Bartsch. 3. 12. Dr. Barzel 3. 12. Bauer (Würzburg) *** 3. 12. Dr. Beermann 15.1. 1972 Behrendt * 10. 12. Blank 18. 12. Blumenfeld *** 3. 12. Dr. Burgbacher 3. 12. Dasch 18. 12. Frau Dr. Diemer-Nicolaus *** 2. 12. Dr. Dittrich * 3. 12. Draeger *** 13. 12. Dr. Enders *** 3. 12. Dr. Erhard 3. 12. Erpenbeck 1. 12. Faller * 12. 12. Fritsch *** 3. 12. Dr. Furler 10. 12. Dr. Giulini 3. 12. Freiherr von und zu Guttenberg 18. 12. Dr. Hallstein 3. 12. Dr. Heck 1. 12. Helms 4. 12. Frau Herklotz 4. 12. Dr. Hermesdorf (Sehleiden) *** 3. 12. Hösl *** 3. 12. Frau Jacobi (Marl) 18. 12. Dr. Jahn (Braunschweig) * 2. 12. Jung *** 3. 12. Kahn-Ackermann *** 3. 12. Dr. Kempfler *** 3. 12. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Frau Klee *** 3. 12. Dr. Klepsch *** 3. 12. Kriedemann * 3. 12. Lemmrich *** 3. 12. Lenze (Attendorn) *** 3. 12. Liedtke 3. 12. Looft 17. 12. Lücker (München) * 3. 12. Memmel * 3. 12. Müller (Aachen-Land) * 10. 12. Dr. Müller (München) ** 3. 12. Frau Dr. Orth ' 1. 12. Ott 3. 12. Peters (Norden) 3. 12. Pöhler *** 3. 12. Richarts * 3. 12. Richter '** 3. 12. Dr. Rinderspacher *** 3. 12. Rollmann 6. 12. Schmidt (Würgendorf) *** 3. 12. Dr. h. c. Schmücker *** 3. 12. Schneider (Königswinter) 3. 12. Schoettle 17. 12. Dr. Schulz (Berlin) 1.12. Schwabe * 3. 12. Sieglerschmidt *** 1.12. Dr. Slotta 3. 12. Stein (Honrath) 1.12. Frau Dr. Walz *** 3. 12. Dr. Warnke 3. 12. Weber (Heidelberg) 3. 12. Wehner 10. 12. Wiefel 3. 12. Baron von Wrangel 4. 12. Zander 3. 12. *Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union
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    Rede von Hans Hermsdorf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte das Hohe Haus darauf aufmerksam machen, daß wir heute morgen die Große Anfrage zum Arbeitsprogramm der Bundesregierung zu den inneren Reformen der 6. Legislaturperiode diskutieren. In den Ausführungen des Herrn MüllerHermann habe ich diesen Tagesordnungspunkt nur selten und dann auch nur an den Ecken herausschimmern sehen.

    (Abg. Dr. Wörner: Dann hätten Sie besser zuhören müssen, Herr Hermsdorf!)

    Ich habe folgende Frage an das ganze Haus und an alle Fraktionen. Wir haben zu irgendeinem Zeitpunkt — ich kann mich an ihn nicht mehr genau erinnern; ich glaube, es war während der Großen Koalition — das System der Großen Anfragen verändert. Während wir früher Große Anfragen hier begründet haben, haben wir dann unter dem Gesichtspunkt der Arbeitsrationalisierung gesagt: Die Begründung wird schriftlich gegeben, die Regierung gibt eine schriftliche Antwort, und dann diskutieren wir darüber. Dies war die ursprüngliche Auffassung. Wir glaubten, damit eine rationellere Methode für das das Verfahren bei Großen Anfragen gefunden zu haben.

    (Abg. Franke [Osnabrück] : Bis ihr es verändert habt!)

    Nach der Debatte von heute kann ich nur feststellen,

    (Abg. Dr. Schulze-Vorberg: Vor der Debatte!)

    daß diese Absicht, die wir alle in diesem Hause gehaubt haben, zu nichts geführt hat; denn was soll die Beantwortung einer Großen Anfrage, wenn sie von dem Anfrager überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wird? Dann können wir uns die Antwort überhaupt sparen; wir brauchten in diesem Fall gar keine schriftliche Antwort mehr zu geben. Wir verfallen dann wieder in die frühere Methode, Großer Anfragen hier zu begründen und dann auch hier die Antworten darauf zu geben. Wenn wir so verfahren wie jetzt, gibt es einen großen Leerlauf in der Maschinerie der Verwaltung. Diesen könnten wir uns ersparen. Wir sollten wieder zu dem eigentlichen Ziel, das wir uns hinsichtlich der Großen Anfragen gesetzt haben, zurückfinden.

    (Abg. Stücklen: Herr Staatssekretär, das waren etwas magere Auskünfte!)

    Der nächste Punkt. Herr Kollege Müller-Hermann hat hier zunächst eine Reihe von Postulaten erhoben und diese als Postulate der CDU/CSU dargestellt. Er hat dann in einem Nebensatz gesagt, daß das teilweise auch Postulate der sozialdemokratischen Fraktion und der sozialliberalen Regierung seien. Aber er hat einfach unterstellt, a) daß wir eine Politik der Gleichmacherei betrieben, b) daß wir jedes Maß von Selbstverantwortung wegnähmen,
    c) daß wir individuelle Freiheiten begrenzten und
    d) daß unsere gesamte Gesellschaftspolitik nur die Gleichmacherei zum Ziele habe.
    Erstens, Herr Müller-Hermann, verwechseln Sie Gleichmacherei und Gerechtigkeit im allgemeinen. Da müßte man wohl sehr genau unterscheiden, und das würde ich Ihnen raten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wörner: Das ist genau der Vorwurf, den wir erheben, daß Sie das nicht mehr unterscheiden!)

    8784 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971
    Parlamentarischer Staatssekretär Hermsdorf
    Zweitens. Sie haben gesagt, Ihre Alternative sei mehr Selbstverantwortung. Wenn ich aber eine Reihe von Gesetzesvorlagen dieser Legislaturperiode betrachte, kann ich nur sagen: Ihre Alternative bestand lediglich darin, daß Sie die Forderungen dieser Regierung noch mit mehr finanziellen Forderungen überboten haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Vogel: O wie billig! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Wenn Sie das mehr Selbstvertrauen nennen, weiß ich allerdings nicht, wo die Alternative ist und wo die größere Selbstverantwortung sein soll.

    (Abg. Dr. Martin: Das stimmt doch gar nicht! — Agb. Vogel: Es wäre schön, wenn es stimmte! Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Ich könnte Ihnen hier Zahlen auf den Tisch des Hauses legen, die zeigen, was Ihre Alternativen kosten, sie haben mit mehr Selbstverantwortung gar nichts zu tun. Was Sie hier betreiben, ist Bauernfängerei.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    In Ihren Ausführungen haben Sie sich, Herr Müller-Hermann, sehr stark auf die Wirtschaftspolitik, die Preisstabilität oder die Inflation — je nachdem, wie Sie es nennen — bezogen. Ich möchte Sie zunächst um folgendes bitten, und vielleicht könnten wir uns darauf einigen. Es hat sicher keinen Sinn, hier und heute eine Debatte über die Wirtschaftspolitik zu führen.

    (Abg. Vogel: Das wäre auch peinlich!)

    Der Wirtschafts- und Finanzminister steht in Rom in Verhandlungen über Fragen der Währungspolitik.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    Sie werden mir zugeben, daß die Währungsfragen mit zu den wichtigsten Punkten der Wirtschaftspolitik gehören. Hier müßte man wohl doch erst einmal abwarten, was dabei herauskommt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sollen wir so lange nach Hause gehen? — Weitere anhaltende Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Ich verstehe gar nicht Ihre Unruhe.

    (Abg. Martin: Hermsdorf wird es richten!)

    Vielleicht können wir uns darauf verständigen, daß wir, nachdem diese Gespräche erfolgt sind und bevor wir in die Ferien gehen, in diesem Hause eine Debatte über diese Fragen führen. Dann könnte man es sich auch ersparen, heute auf das einzugehen, was Sie, Herr Müller-Hermann, zur Wirtschaftspolitik vorgetragen haben.

    (Abg. Stücklen: Wann ist denn der Finanzminister mal da?)

    — Ich weiß gar nicht, warum Sie sich heute morgen so aufregen, Herr Stücklen; Sie sind doch sonst so gemütlich.

    (Abg. Wörner meldet sich zu einer Zwischenfrage.)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
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    Rede von Hans Hermsdorf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Nein, im Moment noch nicht.

    (Abg. Stücklen: Im Protokoll große Heiterkeit!)

    Ich möchte noch einen weiteren Punkt herausstellen. Selbstverständlich ist es das gute Recht der Opposition, sich die Passagen aus dem Sachverständigengutachten herauszusuchen, die sie für richtig hält. Sie werden aber gestatten, daß auch wir das tun.

    (Abg. Vogel: Selbstverständlich! Sie tun das doch auch!)

    — Das gestatten Sie also. Dann sind wir uns wieder einig.
    Ich muß doch darauf hinweisen, daß Sie völlig ignorieren, daß von dieser Regierung in der Frage der Stabilität — —

    (Abg. von Thadden: Nicht viel zu halten ist!)

    — Das ist wieder Ihr vorlautes Verhalten; dafür kann ich nicht.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wörner: Lesen Sie uns das doch einmal vor! Das wäre doch sehr nett!)

    — Sie sind so gescheit und lesen so viel, daß ich Ihnen das gar nicht vorzulesen, sondern nur die Ziffer aus dem Sachverständigengutachten zu nennen brauche. Dann wissen Sie, worum es sich handelt. Es ist die Ziffer 318.

    (Abg. Wörner: Lesen Sie es doch einmal vor, Herr Hermsdorf! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Ach, Sie bringen mich doch hier nicht aus der Ruhe!

    (Lachen bei der CDU/CSU.)

    Sie kennen mich ja lange genug.
    Hinsichtlich der Preispolitik und der Stabilitätspolitik der Regierung können Sie doch nicht bestreiten, daß der Sachverständigenrat nachweist und begrüßt —

    (Abg. Wörner: Aber Herr Hermsdorf, soeben haben Sie uns erzählt, wir sollten nicht über Wirtschaftspolitik reden! Jetzt reden Sie ununterbrochen davon!)

    Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971 8785
    Parlamentarischer Staatssekretär Hermsdorf
    — Verzeihung, Sie können doch nicht erwarten, daß ich die Behauptungen, die Herr Müller-Hermann aufgestellt hat, hier unwidersprochen im Raum stehenlasse.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wenn Sie über Wirtschaftspolitik reden, muß ich zu dem, was er hier fälschlicherweise behauptet hat, eine Richtigstellung bringen können.

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: Jetzt bin ich aber neugierig!)

    Im Sachverständigenrat ist ganz klar gesagt worden, daß die Stabilitätspolitik sowohl in der Währungspolitik als in der Konjunkturpolitik zu greifen beginnt. Daß das in dem Gutachten steht, können Sie wohl nicht bestreiten.

    (Abg. Dr. Wörner: Genau das Gegenteil! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Ich lese etwas anderes heraus!)

    Und da will ich Ihnen nun auch noch ein paar Fakten nennen, die Sie nicht bestreiten können.
    Erstens. Sie können nicht bestreiten, daß das Auftragspolster sich inzwischen normalisiert hat, daß die Überbeschäftigung zurückgegangen ist, ohne daß wir es zu einer Gefährdung eines hohen Beschäftigungsstandes kommen lassen werden.
    Zweitens. Sie können nicht bestreiten, daß auch in der Preisentwicklung unleugbar erste Erfolge sichtbar werden.

    (Abg. Stücklen: Wo sind die? — Abg. Dr. Müller-Hermann: Herr Schiller hat neulich genau das Gegenteil gesagt!)

    Der Anstieg der industriellen Erzeugerpreise ist praktisch zum Stillstand gekommen. Der Anstieg beträgt von Juli bis Oktober 0,1 %.

    (Abg. Vogel: Dann ist ja alles in Ordnung!)

    Hier wirken sich zweifellos die Maßnahmen der Regierung aus. Der seit der Freigabe des Wechselkurses zu beobachtende Rückgang der Importpreise von 6,4 % wirkt sich zweifellos auch auf die Kostenstabilisierung der Industrie aus.

    (Abg. Vogel: Dann haben wir ja gar keine Sorgen mehr!)

    Auch bei den Großhandelspreisen zeigen sich Stabilisierungstendenzen. Der einzige Punkt, wo wir noch große Sorgen haben, ist die Frage der Verbraucherpreise.

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: Eben!)

    — Dies bestreiten wir gar nicht; hier haben wir noch Sorgen. Aber es ist doch keine Frage, daß uns durch den Sachverständigenrat bestätigt wird, daß wir hier mit unserer Politik auf dem richtigen Wege sind.

    (Abg. Franke [Osnabrück] : Ist ja nicht wahr!)

    Dies ändert sich auch dadurch nicht, daß Sie laufend in Panikmache und Schwarzmalerei verfallen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Und nun komme ich zum eigentlichen Thema unserer Tagesordnung, nämlich zum Arbeitsprogramm der Bundesregierung, zu dem Sie, Herr Kollege Müller-Hermann, überhaupt nichts gesagt haben. Da wir uns in der Mitte dieser Legislaturperiode befinden, können wir über das Arbeitsprogramm der Bundesregierung nicht sprechen, ohne auf die inzwischen realisierten Teile unseres Programms einzugehen. Die Bundesregierung hat in ihrer bisherigen Tätigkeit bereits Entscheidendes durchgeführt. Ich will hier keinen umfassenden Zwischenbericht vorlegen, aber ich halte es für notwendig, einige Gebiete herauszugreifen.

    (Abg. Dr. Götz: Jetzt geht es wieder mit der Kriegsopferversorgung los!)

    — Jawohl, damit fange ich an. Ich finde es großartig, daß Sie mir das wenigstens zugestehen.

    (Abg. Dr. Götz: Das leiern Sie uns jahrelang vor!)

    — Ich will Ihnen mal sagen; Sie leiern seit 20 Jahren. Da dürfen wir doch wenigstens etwas über zwei Jahre sagen!

    (Beifall bei der SPD.)

    Erstens. Im Bereich der Kriegsopferversorgung haben wir die Dynamisierung der Renten gesetzlich verankert.

    (Zuruf von der CDU/CSU.)

    Nach wesentlichen linearen und strukturellen Verbesserungen zu Beginn der Arbeit dieser Bundesregierung werden die laufenden Rentenleistungen zum 1. Januar 1972 nun schon zum drittenmal in dieser Legislaturperiode erhöht.

    (Zuruf des Abg. Breidbach.)

    Zweitens. Das System der Alterssicherung der Landwirte wurde weiter gefestigt. Neben der Verbesserung der Landabgaberente zum 1. Januar wurde vor allem die Möglichkeit eröffnet, daß diejenigen, die ihr Land aufgeben und eine andere Tätigkeit aufnehmen, Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung entrichten. Dabei gewährt der Bund einen Zuschuß bis zu 70 % für die Nachversicherung.

    (Abg. Dr. Jenninger: Das ist doch keine Reform!)

    Drittens. Auch was wir bisher geleistet haben, um insbesondere den kinderreichen und jungen Familien sowie den Alten und Körperbehinderten ein angemessenes Wohnen zu tragbaren Bedingungen zu ermöglichen, kann sich sehen lassen.

    (Abg. Franke [Osnabrück]: Ist ja nicht wahr!)

    Wir haben den Mieterschutz verbessert und das Wohngeld erhöht. Mit dem langfristigen Wohnbauprogramm steigern wir das Angebot preiswerter Wohnungen. Mit dem Städtebauförderungsgesetz, an dem frühere Regierungen bekanntlich gescheitert sind, haben wir jetzt die Voraussetzungen geschaffen, um die künftige Entwicklung unserer Städte und Gemeinden entscheidend zu verbessern.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Ich weiß, daß Ihnen das nicht gefällt, aber das sind Fakten, die ich Ihnen ins Gedächtnis rufen werde, weil Sie so kurzfristig in Ihrem Gedächtnis sind.
    8386 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971
    Parlamentarischer Staatssekretär Hermsdorf
    Viertens. Im Gesundheitswesen sind hervorzuheben die Leistungen — —

    (Abg. Dr. Jenninger: Das sind doch keine Reformen, Herr Hermsdorf! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch Flickschusterei, aber keine Reform, Herr Hermsdorf!)

    — Entschuldigen Sie, was Sie darunter verstehen, ist eine andere Sache. Ich will dazu nur eine Bemerkung machen: Wenn Sie in der Regierung wären und in zwei Jahren das gemacht hätten, was diese Regierung in zwei Jahren durchgeführt hat, würden Sie acht Jahre davon leben und 20 Jahre damit Propaganda machen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Sie würden damit 20 Jahre Propaganda machen.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. MüllerHermann: Um Gottes willen!)

    Im Gesundheitswesen sind hervorzuheben: die Einführung von kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen, das Aktionsprogramm zur Rauschgiftbekämpfung, das aus der Gesetzgebung gebrachte Krankenhausfinanzierungsgesetz. Dadurch verbessern wir die Vorsorge zum Schutz der Gesundheit. Aber nicht nur das: auch hier schaffen wir zur Wiederherstellung der Gesundheit beträchtliche Voraussetzungen.
    Fünftens. Auf dem Gebiete der Bildung erweitern wir zusammen mit den Ländern in beträchtlichem Maße die Kapazitäten unserer Hochschulen. Mit dem Ausbildungsförderungsgesetz und dem Graduiertenförderungsgesetz unterstützen wir Schüler und Studenten und fördern den wissenschaftlichen Nachwuchs. Das alles ist im Laufe von nur zwei Jahren geschehen.

    (Abg. Dr. Götz: Sie haben das 624-DMGesetz vergessen!)

    Mir ist keine Bundesregierung der letzten Jahrzehnte bekannt, die jemals ein derartiges Programm in zwei Jahren realisiert hätte.

    (Beifall bei der SPD. — Lachen bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Müller-Hermann: Man riecht den Weihrauch!)

    Im übrigen ist ein großer Teil der Vorhaben — und das wird immer wieder verdrängt — finanziell überhaupt nicht ins Gewicht gefallen, hat aber ebenso entscheidende reformerische Bedeutung. Es erfordert allerdings politischen Mut. Hier denke ich in erster Linie an die Reform des Strafrechts, an die Reform des Ehe- und Familienrechts, an den Ausbau der Mitbestimmung und des Betriebsverfassungsgesetzes, an die Verbesserung der Wettbewerbsordnung.
    Unser Arbeitsprogramm zu den innenpolitischen Vorhaben wird auch künftig dazu beitragen, daß wir unsere Ziele sicher und ohne Verzettelung erreichen. Nach der Einbringung des Haushaltsentwurfs 1972 und der Vorlage des Finanzplans bis 1975 kann ich folgendes feststellen:
    Erstens. Keinem Vorhaben unseres Arbeitsprogramms wurde die finanzielle Basis entzogen.

    (Abg. Dr. Jenninger: Na, na!)

    Es kann mithin keine Rede davon sein, daß das Arbeitsprogramm zu den inneren Reformen durch die finanzpolitischen Entscheidungen zusammengestrichen wurde.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber sicher! — Abg. Dr. Martin: Wo ist die Planungsreserve geblieben?)

    Zweitens. Einige Vorhaben wurden mit der Finanzplanung bis 1975 erstmals finanziell gesichert. Dabei handelt es sich vor allem um Maßnahmen auf dem Gebiete des Umweltschutzes, der Krankenversicherung für Landwirte, um die einzelbetriebliche Investitionsförderung in der Landwirtschaft, die jährliche Anpassung des Schadensausgleichs in der im übrigen schon vor einigen Jahren dynamisierten Kriegsopferversorgung, die Stiftung „Behindertes Kind", die verstärkte Wehrgerechtigkeit.
    Fazit: Das Arbeitsprogramm der Bundesregierung wurde durch die Finanzplanung nicht zusammengestrichen, sondern im Gegenteil trotz der finanziellen Enge um bedeutende Vorhaben erweitert.

    (Abg. Vogel: Donnerwetter! — Zuruf von der CDU/CSU: Wie hoch denn? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Diejenigen Vorhaben, die auf Grund der jetzt erfolgten finanziellen Absicherungen neu in das Arbeitsprogramm aufgenommen worden sind, führen gegenüber der alten Haushaltsplanung bis 1974 zu erheblichen Mehrbelastungen: 1,5 Milliarden DM im Jahre 1972, ansteigend auf gut 2,2 Milliarden DM pro Jahr bis 1974.
    Damit das auch im Detail klar wird — und um auch hier Ihr Gedächtnis aufzufrischen —, möchte ich folgendes sagen. Davon entfallen beispielsweise auf Reformen in der Soldatenversorgung hinsichtlich Wehrsold, Wehrgerechtigkeit etc. 750 Millionen DM jährlich. Auf Reformen im sozialen Bereich — Altershilfe für Landwirte, Krankenversicherung für Landwirte, Hilfswerk „Behindertes Kind", Kriegsopferversorgung — entfallen 1972 rund 400 Millionen DM und bis 1974 jährlich rund 1 Milliarde DM. Reformen im Bereich der Strukturpolitik und der Raumordnung — einzelbetriebliche Investitionsförderung der Landwirtschaft, Förderung des Zonenrandgebietes, Umweltschutz — nehmen im Jahre 1972 300 Millionen DM und ab 1974 jährlich 450 Millionen DM in Anspruch.
    Meine Damen und Herren! Diese Mehrbelastungen sind um so bedeutender, als der Gesamtausgabeplafond gegenüber dem vorigen Finanzplan ja im wesentlichen unverändert geblieben ist. Ich halte dies für einen entscheidenden Erfolg unserer gewiß schwierigen Arbeit in der Finanzplanung.
    Natürlich berührt die Reformpolitik des Bundes in einzelnen Bereichen auch die Haushalte anderer Gebietskörperschaften; denn in einem föderativen Gemeinwesen sind die Aufgaben der einzelnen Ebenen eng miteinander verwoben. Planung und Durch-
    Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Dezember 1971 8787
    Parlamentarischer Staatssekretär Hermsdorf
    führung vieler Vorhaben vollziehen sich in enger Abstimmung zwischen Bund und Ländern. Selbstverständlich erfordert dies eine angemessene finanzielle Ausstattung der Länder und Gemeinden, und ebenso selbstverständlich trägt der Bund hierfür eine hohe Verantwortung. Wir haben dies mehrmals ausdrücklich hervorgehoben, und wir werden dieser Veranwortung gerecht.

    (Abg. Stücklen: Mit 3 °/o nicht!)

    — Herr Stücklen, ich komme noch darauf. Ich habe inzwischen gehört, daß Ihr Ministerpräsident mit 5 °/o einverstanden ist. Damit sind wir uns schon ein ganzes Stück nähergekommen. Ich beziehe mich auf sein Interview im „Spiegel".

    (Abg, Stücklen: Das ist ein Druckfehler! — Heiterkeit.)

    — Ah so! Ich hoffe, daß der berichtigt wird.
    In vielen Fällen beteiligt sich der Bund direkt an der Finanzierung wichtiger Staatsaufgaben, die Länder und Gemeinden durchführen. Ich erinnere hier an die drei Gemeinschaftsaufgaben Hochschule, regionale Wirtschaftsstruktur und Agrarstruktur, an die Ausbildungsförderung, die Wissenschaftsförderung, den kommunalen Nahverkehr, den Wohnungsbau und die Städtesanierung.
    Darüber hinaus ist es die erklärte Absicht der Bundesregierung, die Ausstattung von Ländern und Gemeinden mit Steuermitteln angemessen zu erhöhen.

    (Abg. Dr. Schneider wie?)

    — Sehr hübsch! Ich habe genau darauf gewartet. Ich finde es großartig, daß von der Opposition, die ja früher auch einmal die Regierung gestellt hat, gefragt wird: Wann und wie? Dazu stelle ich folgendes fest:
    Es hat in den ganzen 20 Jahren Regierungszeit der CDU/CSU

    (Abg. Dr. Martin: Gehen Sie doch auf das Jahr 1870 zurück! — Abg. Stücklen: Das waren die goldenen 20 Jahre!)

    und teilweise der FDP folgenden Tatbestand gegeben: Nur ein einziges Mal, nämlich 1969, ist fristgerecht eine Einigung hinsichtlich der Steuerverteilung zwischen Bund und Ländern zustande gekommen. Damals kam sie auch nur zustande, weil wir umstellten von der Einkommen- und Körperschaftsteuerbeteiligung auf die Umsatzsteuer und weil das ein entscheidender Grundsatz und ein entscheidender Punkt überhaupt in der gesamten Finanzreform war. In allen übrigen Fällen ist eine Einigung erst zustande gekommen einmal 18 Monate, einmal 15 Monate, dann 13 Monate nach Antrag der Länder und in keinem einzigen Fall ohne Anrufung des Vermittlungsausschusses. Dies ist der Tatbestand der Vergangenheit.

    (Abg. Dr. Jenninger: Aber rechtzeitig!)

    Und jetzt weiter: Wenn Sie uns jetzt vorwerfen, es gebe da keine Einigung und das sei ja ganz schlimm, wie diese Bundesregierung mit den Ländern verfahre,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Ist es ja auch!)

    kann ich auch nur sagen: dies ist die erste Bundesregierung, die schon einen Prozentsatz eingesetzt hat, bevor überhaupt geredet worden ist, die den Belangen der Länder und Gemeinden entgegengekommen ist, die 3 Pf Mineralölsteuer für die Gemeinden eingesetzt hat und die 3 % noch als Anteil für die Länder hat.

    (Abg. Breidbach: Das ist bei 3 % auch ein Kunststück gewesen!)

    Dies hat es vorher nie gegeben. Und da sehe ich gerade Herrn Schneider sitzen: Der Städtetag hat uns einen Brief geschrieben und verlangt, daß die Mineralölsteuer um 3 Pf für die Gemeinden erhöht würde. Da wußten Sie noch nicht, daß wir das gemacht haben. Und als wir es gemacht hatten, haben Sie nicht danke schön gesagt, sondern Sie haben gesagt: Das ist aber nun nicht genug, jetzt muß auch noch eine Erhöhung des Prozentsatzes an der Einkommensteuer kommen. — So geht es nun auch nicht. Man kann nicht erst Forderungen aufstellen und dann, wenn sie erfüllt werden, das nicht mehr zur Kenntnis nehmen, sondern gleich neue Forderungen erheben. Ich bin überzeugt, daß bei der Verantwortung und bei der Einstellung dieser sozialliberalen Koalition und Regierung zu den Ländern und zu den Aufgaben der Länder wir einen Weg finden werden, auf den wir uns einigen. Und ich füge hinzu: Dies wird schneller gehen, als es bei früheren Regierungen — außer 1969 — gegangen ist.

    (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Ich habe hier versucht, einmal darzustellen, a) was diese Bundesregierung geleistet hat, b) was sie sich im Arbetsprogramm noch vorgenommen hat und was finanziell abgesichert worden ist; c) habe ich weiter festgestellt, daß wir hinsichtlich unserer Aufgaben und unseres Arbeitsprogramms nichts einsetzen werden, was nicht finanziell abgesichert ist. Sie können uns die Solidität, mit der wir versuchen, die Bundesfinanzen zusammenzuhalten, und die Solidarität, mit der wir versuchen, unser Arbeitsprogramm durchzuführen, nicht absprechen. Sie können uns weiter nicht absprechen, daß wir in zwei Jahren bereits mehr getan haben als andere Bundesregierungen in einer ganzen Legislaturperiode.

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: Das wird durch Wiederholungen nicht wahrer!)

    Wir werden unsere Arbeit in gewohnter Weise fortsetzen und uns durch Panikmache und Schwarzmalerei der Opposition nicht irremachen lassen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der CDU/CSU.)