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    Deutscher Bundestag 180. Sitzung Bonn, den 20. Juni 1968 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Krammig und von Eckardt . . . . 9693 A Die Abg. Blachstein und Stingl legen ihr Mandat nieder , . 9693 A Abg. Dr. Arndt (Hamburg) tritt in den Bundestag ein 9693 A Überweisung des Jahresberichts 1967 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages an den Verteidigungsausschuß 9693 B Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung an die zuständigen Ausschüsse 9693 B Amtliche Mitteilungen 9693 C Fragestunde (Drucksache V/3012) Frage des Abg. Moersch: Sonderbriefmarke „Bauhaus" Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . 9725 D Moersch (FDP) 9726 A Frage des Abg. Strohmayr: Architektenwettbewerb für den deutschen Ausstellungspavillon in Osaka 1970 Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 9726 B Strohmayr (SPD) . . . . . . . 9726 D Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 9727 A Frage des Abg. Weigl: Schleuderpreisangebote von Betrieben der Bauwirtschaft Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 9727 B Frage des Abg. Borm: Rückgang des innerdeutschen Handels Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9727 C Dorn (FDP) 9727 D Fragen des Abg. Ziegler: Kartellrechtliche Untersuchung des Wirtschaftszweiges Margarine in der Europäischen Gemeinschaft — Verbraucherpreise — Preisbildung Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9728 A Ziegler (CDU/CSU) 9728 C Fragen des Abg. Junghans: Strukturprogramme für Ruhr, Saar und Zonenrandgebiete Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 9728 D Junghans (SPD) 9728 D Porsch (FDP) 9728 D Weigl (CDU/CSU) . . . . . . 9729 A Strohmayr (SPD) 9730 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 Fragen des Abg. Strohmayr: Weltausstellungen als Forum zur Werbung für die Bundesrepublik Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9731 A Strohmayr (SPD) . . . . . . 9731 A Jung (FDP) 9731 B Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . 9731 C Dorn (FDP) 9731 D Frage des Abg. Ollesch: Bau von Steinkohlekraftwerken und Einsatz von Steinkohle zur Stromerzeugung Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9732 A Ramms (FDP) 9732 B Frage des Abg. Ollesch: Kohlestrom aus Großkraftwerken preiswerter als Atomstrom? Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 9732 B Fragen des Abg. Weiland: Folgen der geplanten Änderung der Kundensatzverordnung für den Spediteursammelgutverkehr Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9732 C Weiland (CDU/CSU) 9732 D Ramms (FDP) 9733 B Frage des Abg. Moersch: Meinung des stellv. Sprechers der Bundesregierung über die Zusammenarbeit Bund-Länder und den Bedeutungsverlust des Bundestages Diehl, Staatssekretär . . . . . . 9733 D Moersch (FDP) . . . . . . . . 9733 D Frage des Abg. Dorn: Aufenthalt "des französischen Staatspräsidenten de Gaulle in Baden-Baden Diehl, Staatssekretär 9734 B Dorn (FDP) 9734 B Moersch (FDP) 9734 C Frage des Abg. Jung: Situation der freischaffenden Architekten Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär . 9735 A Frage des Abg. Jung: Wunsch der Architekten und Ingenieure nach einem zentralen Gesprächspartner — Frage einer Umorganisation des Bundesministeriums für wissenschaftliche Forschung Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär 9735 B Dorn (FDP) 9735 C Fragen des Abg. Walter: Niederländische Ausfuhrerstattung für Schlachtgeflügel Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 9736 A Wächter (FDP) . . . . . . . . 9736 B Dr. Ritz (CDU/CSU) 9736 D Reichmann (FDP) . . . . . . 9737 A Fragen des Abg. Dr. Stammberger: Erstattung einzeln nachgewiesener Kfz-Kosten des Arbeitnehmers . . . 9737 B Frage des Abg. Rollmann: Richtlinienvorschlag der Europäischen Kommission für eine Harmonisierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften über Freizonen . . . . . . . 9737 B Frage des Abg. Dröscher: Nachteilige Wirkung der Mehrwertsteuer für Gebrauchtwagen auch auf den Fiskus Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 9737 C Dröscher (SPD) . . . . . . . 9737 D Ott (CDU/CSU) 9738 A Müller (Worms) (SPD) 9738 C Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Berlinhilfegesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/3019) — Erste Beratung — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abg. Burgemeister, Gewandt, Illerhaus Lampersbach, Müller (Berlin) u. Gen. betr. Lage und Erwartungen der Berliner Wirtschaft (Drucksache V/2970) Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 9694 C Franke (Hannover) (SPD) . . . . 9696 A Borm (FDP) 9696 D Schütz, Regierender Bürgermeister von Berlin 9698 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 III Burgemeister (CDU/CSU) . . . . 9701 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 9701 D, 9702 B Rasner (CDU/CSU) . . . . . . . 9702 A Große Anfrage der Abg. Majonica, Dr. Marx (Kaiserslautern), Kiep, Baron von Wrangel und Fraktion der CDU/CSU betr. Außenpolitik (Drucksachen V/2978, V/3016) Brandt, Bundesminister . 9702 C, 9764 C Dr. Gradl (CDU/CSU) 9706 B Dr. Eppler (SPD) . . . . . . 9709 A Mischnick (FDP) . . . . 9713 B, 9749 C Baron von Wrangel (CDU/CSU) . 9718 D Genscher (FDP) 9720 C Wehner, Bundesminister 9738 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 9744 C Mattick (SPD) 9750 B Dr. Jaeger, Vizepräsident . 9753 D Petersen (CDU/CSU) 9753 D Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 9755 B, 9766 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 9757 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 9758 D Freiherr von Gemmingen (FDP) . . 9761 A Dr. Birrenbach (CDU/CSU) . . . . 9761 D Prinz von Bayern (CDU/CSU) . . 9763 A Majonica (CDU/CSU) 9767 A Entwurf eines Gesetzes über die Entschädigung der Mitglieder des Richterwahlausschusses (Drucksache V/884) ; Schriftlicher Bericht des Vorstandes des Deutschen Bundestages (Drucksache V/2926) — Zweite und dritte Beratung — . . . 9767 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zolltarifgesetzes (Drucksache V/2923) — Erste Beratung — 9767 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 19. Mai 1967 mit der Republik Ghana über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/2924) — Erste Beratung — 9767 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gasöl-Verwendungsgesetzes — Landwirtschaft (FDP) (Drucksache V/2814) — Erste Beratung — 9767 D Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verwirklichung der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, II. Teil — Finanzänderungsgesetz 1967 (Umdruck 330, Drucksache V/2903) . . 9767 D Nächste Sitzung 9768 Berichtigungen 9768 Anlagen 9769 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 9693 180. Sitzung Bonn, den 20. Juni 1968 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigungen Es ist zu lesen: 174. Sitzung, Seite 9367 C, Zeile 6 statt wollte: mußte 178. Sitzung, Seite 9603 D, Zeile 7 statt bedenklich: unbedenklich Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Abelein 21. 6. Dr. Achenbach * 20. 6. Adorno 20. 6. Dr. Aigner * 20. 6. Frau Albertz 21. 6. Dr. Apel * 21.6. Arendt (Wattenscheid) * 20.6. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 21. 6. Dr. Artzinger * 21. 6. Bading * 20. 6. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 20.6. Bauer (Würzburg) ** 20. 6. Behrendt * 20.6. Bergmann * 20. 6. Dr. Burgbacher * 20.6. Corterier * 21. 6. Deringer * 21. 6. Dichgans * 20. 6. Diekmann 21. 6. Dr. Dittrich * 21. 6. Dröscher * 20. 6. Frau Dr. Elsner * 21. 6. Faller * 20. 6. Fellermaier * 20. 6. Dr. Frey 30. 6. Frieler 21.6. Dr. Furler * 20. 6. Frau Geisendörfer 21.6. Geldner 20. 6. Gerlach * 20. 6. Gscheidle 21. 6. Haar (Stuttgart) 21. 6. Haase (Kellinghusen) 21. 6. Hahn (Bielefeld) * 20. 6. Hamacher 1. 7. Frau Dr. Hubert 1. 7. Illerhaus * 20. 6. Dr. Imle 20. 6. Kiep 22. 6. Klinker * 20. 6. Kriedemann * 21. 6. Freiherr von Kühlmann-Stumm 20. 6. Kulawig * 21. 6. Kunze 1. 7. Kurlbaum 21. 6. Frau Kurlbaum-Beyer 22. 6. Lautenschlager * 21. 6. Lenz (Brühl) * 20. 6. Dr. Lindenberg 21. 6. Dr. Löhr * 20. 6. Lücker (München) * 20. 6. Mauk * 20. 6. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Westeuropäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Memmel * 20. 6. Metzger * 20. 6. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 20. 6. Dr. Müller-Hermann 21. 6. Riedel (Frankfurt) * 20. 6. Rösing 21.6. Dr. Rutschke ** 20. 6. Springorum* 20. 6. Dr. Starke (Franken) * 20. 6. Dr. Stecker 21.6. Steinhoff 1. 7. Stooß 21.6. Unertl 22. 6. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell** 21. 6. Dr. Wahl ** 20. 6. Welke 21.6. Wienand 20. 6. Dr. Zimmermann 22. 6. b) Urlaubsanträge Frau Kleinert 28. 6. Koenen (Lippstadt) 30. 6. Dr. Sinn 30. 6. Anlage 2 Umdruck 496 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD zur Großen Anfrage der Abgeordneten Majonica, Dr. Marx (Kaiserslautern), Kiep, Baron von Wrangel und der Fraktion der CDU/CSU betr. Außenpolitik - Drucksachen V/2978, V/3016 - Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Friedenspolitik der Bundesregierung ist undenkbar ohne die Unterstützung durch Freunde und Verbündete. Daher fordert der Bundestag die Bundesregierung auf, sich weiterhin um die Festigung der westlichen Zusammenschlüsse auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet zu bemühen. 2. Der Bundestag billigt die von der Bundesregierung auf der Grundlage ihrer Regierungserklärung vom 13. Dezember 1966 geführte Politik des Friedens und damit auch der Verständigung mit allen Mitgliedern des Warschauer Paktes. 3. Eine europäische Friedensordnung ist nur zu erreichen, wenn alle Beteiligten bereit sind, ihren Beitrag zu leisten. Der Bundestag bedauert daher, daß die Friedenspolitik der Bundesregierung in einigen Hauptstädten Mittel- und Osteuropas nach wie vor mißverstanden, verzerrt dargestellt oder durch provokatorische Gegenmaßnahmen gestört wird. Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, sich dadurch nicht beirren zu lassen. Bonn, den 19. Juni 1968 Dr. Barzel und Fraktion Schmidt (Hamburg) und Fraktion 9770 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 Anlage 3 Schriftliche Erklärung der Abgeordneten Frau Dr. Wolf (CDU/CSU) zu Punkt 3 der Tagesordnung. Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf die Frage, ob die Entwicklungshilfe fortgeführt oder sogar erweitert werden muß, erkennen lassen, daß sie der Entwicklungshilfe eine entscheidende Bedeutung für die Zukunft zuerkennt und ihr damit auch einen Vorrang in bezug auf finanzielle Fragen zuweist. Zur Begründung hat sie darauf hingewiesen, daß die Entwicklungshilfe ein Beitrag zur Sicherung des Weltfriedens sein soll, ein Mittel, um den großen Unterschied zwischen Armen und Reichen zu verringern, und ein Zeichen der Zusammenarbeit zwischen den Geberländern. Gleichzeitig wird die Entwicklungshilfe verstanden als Grundlage einer Partnerschaft zwischen Industrieland und Entwicklungsland, einer Partnerschaft, bei der in den Entwicklungsländern das Verständnis auch für unsere nationalen Probleme und Ziele geweckt und eine Unterstützung bei ihrer Durchsetzung vorbereitet wird. Diese Erklärung ist zu begrüßen, wenn sie auch auf die Gegenüberstellung der Notwendigkeit, Hilfe für die armen Länder zu geben und den dringenden Aufgaben im eigenen Land zu entsprechen, nicht eingeht. Dieser Gegensatz, den die Fragestellung andeutet und der in unserer Gesellschaft bis vor kurzem eine so große Rolle gespielt hat, besteht in Wirklichkeit nicht. Gerade das letzte Jahr hat gezeigt, daß eigene wirtschaftliche Schwierigkeiten in unserem Lande durch die Unterstützung an die Entwicklungsländer überwunden werden konnten. Aus dem Bericht der Bundesregierung über die deutsche Entwicklungshilfe im Jahre 1967, der der OECD für die Jahresprüfung in der vorigen Woche vorgelegt wurde, ergab sich, daß sich die deutschen Leistungen im Jahre 1967 so vermehrt hatten, daß sie das von der Welthandelskonferenz 1964 empfohlene Ziel, 1 % des Volkseinkommens jährlich für die Entwicklungshilfe zu verwenden, erheblich überschritten haben. Die öffentlichen Leistungen in Kapitalhilfe und technischer Hilfe haben zugenommen, aber die außerordentliche Steigerung liegt im Bereich der Privatwirtschaft, deren Nettoleistungen um 1,3 Milliarden DM zugenommen haben. Auf diesem Hintergrund ist es verständlich, daß bei der Prüfung in Paris in Gesprächen zu hören war, die Zeiten seien vorüber, in denen Notstandsarbeiten im eigenen Land über wirtschaftliche Krisen hinweghülfen, weil es jetzt Möglichkeiten eines weltweiten Ausgleichs gebe. Eine solche Verbindung zwischen eigenen Problemen und Bedürfnissen der Entwicklungsländer läßt sich vielleicht auch bei einer anderen dringenden Aufgabe in unserem Land herstellen. Ich denke an die Lage der Landwirtschaft, mit der wir uns in der nächsten Woche beschäftigen werden. In den letzten Monaten hat sich mehr und mehr die Ansicht durchgesetzt, daß die Hilfe für die Landwirtschaft heute Priorität in der Entwicklungshilfe hat. Diese Feststellung wird verständlich, wenn man daran denkt, daß in fast allen Entwicklungsländern mehr als 70 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind und die Entwicklung sicher auch bei ihnen ansetzen muß. Es besteht auch Übereinstimmung, daß unsere Unterstützung Hilfe zur Selbsthilfe sein muß. Die Menschen müssen lernen, wie sie ihre Landwirtschaft entwickeln und wie Fehler, die vor allem in der falschen Ernährung liegen, vermieden werden. Bisher hat man gemeint, daß eine unmittelbare Nahrungsmittelhilfe sich auf Katastrophenfälle beschränken sollte. Nach Gesprächen mit dem neuen Generaldirektor der FAO ist auch hier ein Umdenken notwendig. Die Nahrungsmittelhilfe muß darüber hinaus eingesetzt werden, um eine große Anzahl von Entwicklungshilfeprojekten überhaupt erst zu ermöglichen und die Menschen in den Stand zu setzen, die Neuerungen durchzuführen. Die Ansicht, daß diese Hilfe die Untätigkeit vermehren könnte, die jetzt weitgehend auf dem schlechten Gesundheitszustand beruht, ist wohl überholt. Es wird deshalb richtig sein, auch diese Frage im Blick auf die Interessen der Entwicklungsländer und unserer eigenen zu prüfen. In der Antwort der Regierung wird festgestellt, daß „unsere Entwicklungshilfe über unsere wirtschaftlichen und politischen Entfaltungsmöglichkeiten entscheidet" . Mir scheint, daß auch hier wieder die gesellschaftspolitischen Entfaltungsmöglichkeiten gleichwertig neben diesen anderen stehen. Wenn gesagt wird, „Entwicklungshilfe hat in den vergangenen Jahren das Bild entscheidend mitgeprägt, nach dem wir in der Welt beurteilt werden", so bedeutet das doch wohl an erster Stelle, daß dieses Bild abhängt von dem Verhalten der Menschen, die sich in den Entwicklungsländern oder auch bei uns begegnen. Das Geld oder auch die Produktionsmittel, die wir liefern, können nicht entscheidender sein als die Menschen, die nicht als Touristen, sondern als Berater, Gutachter und Entwicklungshelfer hinausgehen. Die Aufnahme des Fremden in unsere Gesellschaft wird das Bild prägen, das er später in seine Heimat zurücknimmt. Dieser menschlichen Begegnung, die sonderbarerweise unter dem Stichwort „technische Hilfe" in der Entwicklungshilfe erscheint, sollte von der Regierung weiter besondere Sorgfalt zugewandt werden, sie sollte mehr Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft finden; denn im Rahmen der Außenpolitik liegt hier ein besonderes Gewicht zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern. Es genügt nicht, jungen deutschen Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, in einem Entwicklungsland zu arbeiten, wie es in dem Entwicklungshelfergesetz vorgesehen ist, das Entwicklungsdienst an die Stelle von Wehrdienst setzt. Es ist notwendig, daß die Phasen, Vorbereitung, Aufenthalt und Rückkehr, so sorgfältig beachtet werden, daß eine echte Partnerschaft entstehen kann. Ich möchte hier anmerken, daß heute unter den jungen Menschen, die sich für die Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen, besonders viele aus Vertriebenen- und Flüchtlingsfamilien sind. Während wir uns große Sorgen, um die Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge gerade im gesellschaftspolitischen Bereich machen, haben Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 9771 diese jungen Menschen den Schritt in eine neue gemeinsame Zukunft gewagt. Entwicklungspolitik ist mehr als der Versuch eines Ausgleichs zwischen Reichen und Armen, auch wenn es manchmal bei uns so scheint, als ob sie auf diese wirtschaftlichen Fragen verengt werden sollte. Sie bedeutet auch sehr viel mehr, als Diskussionen unserer Studenten erscheinen lassen. Der Appell an die deutsche Jugend, von dem heute bereits gesprochen wurde, um ihr ein neues Ziel zu geben, ist in Wirklichkeit die Aufforderung zu einem Wettbewerb auf vielen Ebenen, einem Wettbewerb auch — im Sinne des Beginns dieser Diskussion — zwischen den Industrieländern mit unterschiedlichen Regierungs- und Wirtschaftsformen. Ich bin überzeugt, daß dieser Wettbewerb über unsere nationalen Aufgaben mitentscheiden wird. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Neef vom 31. Mai 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Budde (Drucksache V/2936, Fragen 48, 49 und 50) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkungen des von der EWG-Kommission ausgearbeiteten „Vorschlags einer Verordnung über die gemeinsame Marktorganisation für Verarbeitungserzeugnisse aus Obst und Gemüse" auf die Verbraucherpreise, namentlich bei Produkten, deren Nachfrage die EWG-Länder nur zu einem kleinen Teil aus eigener Produktion decken konnen? Trifft die Befürchtung zu, daß bei solchen in Frage 48 erwähnten Konserven — etwa Champignons, US-Pfirsische und Ananas — mit einer Preissteigerung von 50 % bis 100 % gerechnet werden muß? Ist der extreme Außanschulz, den der in Frage 48 erwähnte Vorschlag der EWG-Kommission gegenüber Drittländern vorsieht, nach Auflassung der Bundesregierung mit den Bestimmungen des EWG-Vertrages vereinbar, der sowohl die preisgünstige Versorgung der Verbraucher mit Nahrungsmitteln als auch die Pflege der traditionellen Handelsbeziehungen zu den bisherigen Lieferländern verlangt? Die Bundesregierung, wie übrigens auch die Regierungen anderer Mitgliedsländer, haben ihre Delegationen beauftragt, bei der Beratung in Brüssel für jedes einzelne Erzeugnis die Eigenerzeugung, die jährlichen Einfuhren und die Preisentwicklung feststellen zu lassen, weil sonst eine zuverlässige Beurteilung der Auswirkungen des Kommissionsvorschlages nicht möglich ist. Die positiven Erfahrungen mit der bereits am 1. 7. 1967 in Kraft getretenen Teilregelung für zukkerhaltige Zubereitungen aus Obst und Gemüse berechtigten zu der Annahme, daß mit einer Steigerung der Verbraucherpreise bei den übrigen Verarbeitungserzeugnissen, als Folge etwa einer umfassenden Handelsregelung, überhaupt nicht gerechnet zu werden braucht. Die Bestimmungen des vorliegenden Verordnungsentwurfes enthalten keinerlei Anhaltspunkte für die oft zu hörende Befürchtung, daß Preissteigerungen von 50 % oder gar 100 % eintreten könnten oder gar beabsichtigt seien. Im übrigen ist die Bundesregierung angesichts der unablässig sich ausweitenden Produktion von Obst- und Gemüsekonserven innerhalb und außerhalb der EWG-Gemeinschaft der Auffassung, daß der seit über 10 Jahren festzustellende Preisdruck auf diese Waren auch in Zukunft anhalten wird und daß daran auch irgendwelche Gemeinschaftsregelungen nichts ändern dürften. Immer wird das Angebot die Nachfrage bei weitem übertreffen. Außerdem enthält der Verordnungsentwurf der Kommission auch wesentliche liberale Bestimmungen, z. B. die Liberalisierung der Einfuhren aus Drittländern und den Verzicht auf jegliche Kontingentierung, so daß eine preisgünstige Versorgung der Verbraucher sowie die Pflege der traditionellen Handelsbeziehungen durchaus gesichert blieben. Preise für einige wichtige Obst- und GemüseKonservenarten 1/1-Dosen Durchschnittliche Durchschnittliche Einstandspreise Einzelhandelsverkaufs-Preise für Importware Champignons 2,80 / 4,20 DM 3,50 / 6,50 DM Pfirsiche 0,84 / 1,05 DM 1,18 / 1,85 DM Ananas 0,92 / 1,08 DM 1,30 / 1,80 DM Erbsen 0,72 / 1,28 DM 0,85 / 1,60 DM Bohnen 0,78 / 0,92 DM 0,95 / 1,30 DM Spargel 2,20 / 4,40 DM 3,75 / 7,25 DM Die Preisschwankungen beruhen auf unterschiedlichen Qualitäten, Art der Zubereitung (z. B. bei Ananas, Pfirsichen, Pilzen und Spargel: Scheiben, ganze / halbe Frucht, Stücke) und bei Erbsen auf der „Siebung", die von „extra fein" bis „Gemüseerbsen" reicht. Außerdem werden die Preise in den Einzelhandelsgeschäften maßgeblich von der Art des Geschäftes und seiner Lage bestimmt. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Leicht vom 31. Mai 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Tamblé (Drucksache zu V/2936, Fragen 118 und 119) : Welche Auswirkungen für die Wirtschaft in Schleswig-Holstein erwartet die Bundesregierung, wenn die dänische Regierung den Zollfreibetrag bei der Einfuhr von Waren aus der Bundesrepublik Deutschland kürzt? Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um die von der dänischen Regierung angekündigte Kürzung des Zollfreibetrages zu verhindern? Eine Kürzung des dänischen Zollfreibetrages würde sicherlich ungünstige Auswirkungen für die Wirtschaft Schleswig-Holsteins haben. Die dänischen Einkäufe im deutschen Grenzgebiet haben einen nicht geringen Umfang. Sie würden bei einer Kürzung des dänischen Zollfreibetrages sicherlich 9772 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 zurückgehen, was zu Umsatzeinbußen insbesondere des grenznahen Einzelhandels führen würde. Dänemark ist vertraglich nicht verpflichtet, an seinen gegenwärtigen nationalen Zollregelungen für Reisende festzuhalten. Im Jahre 1966 ist aber abgesprochen worden, daß sich die deutsche und die dänische Regierung vor etwaigen Einschränkungen der Zollvergünstigungen für den Reiseverkehr konsultieren. Solche Konsultationen sind für Juni in Aussicht genommen. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich mit Rücksicht auf diese Gespräche davon absehe, auf Einzelheiten einzugehen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Max Schulze-Vorberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Hat die Bundesregierung wirklich alles getan, um ihre Politik, eine Politik, die dem Frieden in der Welt und der Sicherheit für Europa dienen will, deutlich zu machen? In der Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der CDU/CSU zur Außenpolitik heißt es zur Frage 1:
    Diese Polemik, der wir auch von seiten der Sowjetunion ausgesetzt sind, zielt darauf ab, die Bundesrepublik zu verdächtigen und zu isolieren.
    Wir sind tatsächlich einer konzentrierten Propaganda — wie ich fürchte, nicht unbedingt nur aus des Osten — ausgesetzt. Wir müssen eine aktive Informationspolitik dagegensetzen, gerade weil wir hoffen — und in dem Ausmaß, wie wir wirklich hoffen dürfen —, daß es in Europa nicht mehr zu kriegerischen Verwicklungen kommt. Denn dann werden die Auseinandersetzungen natürlich bleiben und sich auf andere Felder verlagern, vor allem auf das der Propaganda. Ich fürchte, daß das Bild der Bundesrepublik in weiten Teilen der Welt, nicht nur im Osten, weit von der Wirklichkeit entfernt ist.
    In der Antwort der Bundesregierung heißt es dann:
    Die Große Koalition hat in ihrer grundlegenden Regierungserklärung vom 13. Dezember 1966 die Richtlinien für die deutsche Friedenspolitik festgelegt. Sie hat in den vergangenen anderthalb Jahren konsequent dargelegt, daß sie bereit ist, an einem friedlichen Ausgleich in Europa mitzuwirken.
    Das ist richtig. Aber, meine Damen und Herren, was ich persönlich vermisse, ist, daß die Bemühungen der Regierungen Adenauer und Erhard um Friedenspolitik — die hat es gegeben und reichlich gegeben — überhaupt nicht erwähnt worden sind. Wir können nicht immer wieder die Geschichte neu anfangen, und die Geschichte dieser Bundesrepublik beginnt nun einmal nicht mit der Großen Koalition.
    Wir verzichten auf Gewalt oder Drohung. Gewalt und Drohung waren keine Mittel der deutschen Politik, solange es diese Bundesrepublik gibt. Sie sind es nicht, und sie werden es nicht werden. Das geht vom Grundgesetz an: all die innen- und außenpolitischen Entwicklungsphasen der Bundes-



    Dr. Schulze-Vorberg
    republik Deutschland, insbesondere schon der völkerrechtlich verbindliche Gewaltverzicht von 1954, dann die Erklärungen zum Gewaltverzicht, die die deutschen Regierungen unter Führung der CDU/CSU in den Jahren 1953, 1956, 1957, 1959, 1966 und 1967 an unsere östlichen Nachbarn gerichtet haben. Wir sind also seit jeher dafür, daß allgemeine Gewaltverbot der Satzung der Vereinten Nationen durch den Austausch bilateraler Gewaltverzichtserklärungen zu befestigen.
    Aufgabe eines Gewaltverzichts ist es naturgemäß nicht, strittige Fragen zu präjudizieren. Vielmehr soll der Gewaltverzicht die streitenden Parteien verpflichten, bei der Suche nach Lösungen ausschließlich friedliche Mittel anzuwenden. Die Bundesrepublik hat 1954 — daran hat vorhin Herr Dr. Barzel erinnert — auf die Herstellung atomarer Waffen verzichtet und damit einen richtungsweisenden Schritt getan. Leider ist uns niemand gefolgt. Wir fördern alle Bestrebungen, die dem Ziel der Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen dienen. Von einem weltweiten Atomsperrvertrag erwarten wir, daß er die militärische Sonderstellung der verzichtenden Staaten nicht diskriminierend auf den friedlichen Bereich überträgt und auch den Kernwaffenmächten Kontrollen ihrer zivilen Nukleartätigkeit auferlegt, wie sie z. B. Frankreich in Euratom auf sich genommen hat. Es muß sichergestellt werden, daß der Vertrag weder die Ansätze eines vereinigten Europas beeinträchtigt noch künftige Stufen der europäischen Einigung ausschließt. Der Vertrag darf nicht zur Quelle neuer Spannungen und neuer Ängste werden.
    In ,dem Zusammenhang möchte ich der Bundesregierung eine Frage stellen. Mir scheint in dem Vertrag, Herr Bundesaußenminister, die Formulierung „control over nuclear weapons" eine ganz entscheidende Formulierung zu sein. Die Frage ist: was verstehen wir darunter? Das Wort „control" ist vieldeutig. Wie heißt es im russischen Text? Was sagen die Amerikaner eigentlich dazu? Wie interpretieren sie das? Wie interpretieren es die Sowjets? Besteht da eine Gemeinsamkeit? Ich fürchte, daß hier im Bundestag selbst die Kollegen, die sich ganz besonders intensiv mit diesen Fragen befaßt haben, nicht insgesamt informiert sind. Wir können vielleicht noch nicht endgültig informiert sein, solange Debatten in den Parlamenten, z. B. in Amerika — daran ist vorhin durch Herrn Birrenbach erinnert worden — noch ausstehen.
    Wir wünschen — das immer wieder festzustellen ist wichtig für uns, und es gehört zum Bild, das wir draußen in der Welt erwecken wollen, einem richtigen Bild von der Bundesrepublik — die Verbesserung der wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Beziehungen zu den osteuropäischen Nationen. Das ist eine zentrale außenpolitische Aufgabe der kommenden Jahre. Die Entscheidung für die Freiheit des Westens war keine Entscheidung gegen die Völker des Ostens. Wir wünschen insbesondere den endgültigen Friedensschluß mit Polen und der Tschechoslowakei, deren Völker Jahrhunderte friedlich mit uns zusammenwirkten.
    Lassen Sie mich hier ein Wort über unsere Heimatvertriebenen sagen, die aus diesen Gebieten, vor allem aus Polen und der Tschechoslowakei, zu uns hierhergekommen sind. Millionen Deutsche, die ihre Heimat verlassen mußten, haben wir aufgenommen. Die Heimatvertriebenen haben einen beispielhaften Gewaltverzicht ausgesprochen. Sie üben eine politische Disziplin, die für die innere Ordnung und die internationale Stellung der Bundesrepublik von entscheidender Bedeutung ist. Heimatliebe und Rechtsempfinden der Vertriebenen verdienen den Respekt von uns allen.
    Ich darf zum Schluß kommen. Die Spaltung Deutschlands mit ihren unmenschlichen Konsequenzen ist der Kern einer unannehmbaren Realität, nämlich der 1945 mit Gewalt herbeigeführten Spaltung Europas. Die Wirklichkeit erfordert, Deutschlandpolitik, Entspannung und europäische Friedensregelung zusammenzusehen. Das deutsche Volk wünscht einen aufrichtigen Frieden mit der Sowjetunion. Wir arbeiten auf die Stunde hin, in der die Staatsmänner Rußlands erkennen, daß eine Friedensregelung nur dann dauerhaft sein kann, wenn der Sieger die elementaren Rechte des besiegten Volkes achtet. Es ist — das ist meine persönliche Überzeugung — die Aufgabe unserer Zeit, die Völker zu versöhnen, die Völker zu vereinen, und die Bundesrepublik wird, soll und muß immer in vorderster Linie derer stehen, die die Völker versöhnen, die Völker vereinen wollen. Wenn das richtig ist, meine Damen und Herren, dann ist es eine falsche Politik — lassen Sie mich das Wort sagen: eine reaktionäre Politik —, ein Volk, unser Volk gegen seinen Willen zu teilen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Marx.

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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bevor ich hier einige Bemerkungen zu den Fragen 2 und 5 der Großen Anfrage der CDU/CSU-Fraktion und auch einige Bemerkungen zur schriftlich vorliegenden Antwort der Bundesregierung vortrage, darf ich, Herr Kollege Eppler, zu Ihrer Rede von heute vormittag nur zwei Anmerkungen machen.
    Die erste Bemerkung: Sie haben angesprochen, daß sich der 30. Jahrestag des Abschlusses des Münchener Abkommens nähere. Ich glaube, daß wir tatsächlich versuchen sollten — und es gibt darüber ja einige Überlegungen —, Gruppen von Experten aus dem tschechoslowakischen Bereich und aus der Bundesrepublik zusammenzubringen, die den Versuch machen, eine neue, tragfähige und in die Zukunft führende Formel zu finden, die es uns auf beiden Seiten leichter macht, dadurch die Erinnerungen an das Münchener Abkommen, an alles, was sich damit verbindet — was dazu geführt hat und was seine Konsequenzen waren — zu ersetzen.
    Eine zweite Bemerkung zu Ihrem Hinweis — und da möchte ich Ihnen sehr zustimmen — auf gewisse Eskalierungstendenzen, wenn nämlich in der Bun-



    Dr. Marx (Kaiserslautern)

    desrepublik rechtsradikale Kräfte über ein gewisses Gewicht verfügen. Ich möchte so weit gehen zu sagen, daß man hin und wieder den Eindruck hat, vor allen Dingen dann, wenn man sowjetische Noten studiert, die an unsere westlichen Verbündeten und an die Bundesrepublik geschickt werden, daß es vielleicht sogar die Absicht der Kommunisten ist, ein möglichst starkes rechtsradikales Lager in der Bundesrepublik vorzufinden, weil sie gern ihr Gespensterspiel treiben möchten und dann sagen können: Völker der Welt, seht her, so sind eben die Deutschen, und ihr, die westlichen Alliierten der Bundesrepublik müßt euch mit uns, den Sowjets, aufs neue verbünden, um eine neue rechtsradikale, faschistische Entwicklung in Deutschland zurückzudrängen. Das polemische und propagandistische Bedürfnis, das wir dabei vor allen Dingen auf seiten der sowjetisch besetzten Zone finden, ist ganz offensichtlich.
    Herr Kollege Mischnick — ich sehe ihn im Augenblick nicht, aber ich muß doch an seine Adresse zu zwei Bemerkungen, die er gemacht hat, noch etwas sagen — ging davon aus, daß er sich gegen die Klischees wandte, die es etwa in der Betrachtung der sowjetischen Politik oder in der Betrachtung des Ostblocks gebe, und er hat dabei die Formel verwendet, es gebe Leute, die in jedem Sowjetbürger einen Stalinisten sähen. Bei dieser erstaunlichen Darstellung von Herrn Mischnick gab es von uns einige Zwischenrufe. Denn man kann sich weit und breit umsehen und wird kaum einen ernst zu nehmenden Politiker finden, der auf dem Boden einer solchen Formel stünde. Ich weiß auch nicht, warum man hier immer wieder von Klischees spricht, die man doch eigentlich in der politischen Diskussion überhaupt nicht findet.
    Ein Zweites: Herr Mischnick hat uns aufgefordert — und man muß natürlich, wenn man politisch denkt, generell dieser Aufforderung zustimmen; ich sage es jetzt mit meinen Worten —, man sollte einmal sozusagen mit dem Kopf der Sowjets denken, um sich in ihre Situation, in ihre Mentalität hineinzuversetzen. Aber, meine Damen und Herren, ich würde doch bitten — wir haben heute den größten Teil dieser Debatte um ein sehr wichtiges Problem miteinander diskutiert —, daß man in diesem Augenblick, in diesem Hause vor allen Dingen den Kopf der deutschen Politiker meint und von unserer eigenen Betrachtungsweise aus urteilt. Ich habe viel Verständnis dafür, wenn man sagt: Auch die Sowjetunion hat ein entsprechendes Sicherheitsbedürfnis. Gut, das muß man berücksichtigen. Aber man muß doch auch berücksichtigen, daß wir im Augenblick gerade von ihr und ihren Sendboten in Ostberlin in einer Weise gepiesackt werden, daß es uns in diesem Hause auch auf das deutsche, auch auf unser gemeinsames Sicherheitsbedürfnis ankommt, das Pate gestanden hat bei unserem Entschluß, Mitglied der NATO zu werden.
    Lassen Sie mich noch einige Bemerkungen zu der Frage machen, die wir in der Großen Anfrage unter Punkt 2 gestellt haben. Es ist dort nach dem Gewicht der militärischen Stärke Warschauer-Pakt-Staaten und ihrer Beurteilung gefragt worden. Die Bundesregierung hat in ihrer schriftlichen Antwort gesagt, es gebe eine wesentliche Unterscheidung bei der Beurteilung der militärischen Stärke zwischen den Regierungen der westlichen Welt und der Offentlichkeit. Diese sehr deutliche und eindeutige Antwort gibt mir Gelegenheit, Herr Bundesaußenminister, zu sagen: Gerade darin sehe ich den Sinn und Zweck unserer Bitte, unserer Aufforderung und auch dieser unserer Fragestellung, die Bundesregierung und, wenn Sie wollen, die Regierungen der westlichen Welt aufzufordern, mehr an einer systematischen, konkreten und nachprüfbaren Aufklärungsarbeit zu tun, damit diese Divergenz zwischen den Erkenntnissen der Regierung und der Meinung der Öffentlichkeit überwunden wird, also, wenn Sie wollen, eine entsprechende Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit zu leisten.
    Es wird an einer anderen Stelle in der Antwort gesagt, daß die Regierung die potentielle — das ist mit Recht unterstrichen — Bedrohung durch die starken militärischen Machtmittel der Sowjetunion in den letzten Jahren stärker einschätzt als vorher. Wenn dieser Satz richtig ist — und ich glaube, er ist richtig —, dann — diese Kritik sei mir erlaubt — verstehe ich nicht ganz, daß es in der Antwort dann heißt, die Bundesregierung rechne auf das Verständnis dieses Hohen Hauses, daß eine solche Unterrichtung der Öffentlichkeit nur in allgemeinen Formen möglich sei. Ich glaube eben, meine Damen und Herren, daß die Unterrichtung nur in „allgemeinen Formen" durch eine konkrete Unterrichtung ergänzt werden muß. Wir merken es alle, wenn wir draußen diskutieren, vor allen Dingen mit jungen Menschen, daß sie konkretes, Material haben wollen und daß etwa nur unsere kursorische Mitteilung, die Situation drüben sei noch etwas stärker, etwas brisanter als bisher, nicht genügt.
    Eine Reihe von Kollegen von mir in der CDU/ CSU-Fraktion haben vor geraumer Zeit eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt. Sie haben dort nach verschiedenen Aufgaben, Methoden und Erkenntnissen der Dnjepr-Manöver gefragt, die in der Sowjetunion durchgeführt worden sind. Wir haben diese Frage nicht deshalb gestellt, weil wir über eine unstillbare Neugierde verfügten und es nicht Möglichkeiten gäbe, etwa in einer breiten Zeitschriften-Diskussion uns über dieses Thema eingehend zu unterrichten. Wir hätten . vielmehr damals — und das ist uns nur zu einem Teil zugestanden worden — von der Regierung gern eine etwas eingehendere Darstellung gehabt, weil wir glauben, daß diese Darstellung dann auch in der Öffentlichkeit eine entsprechende Wirkung hat.
    Lassen Sie mich hinzufügen, daß die Frage nach den militärischen Stärken, die wir hier gestellt haben, natürlich heute in der öffentlichen Diskussion in unserem eigenen Land mehr und mehr zurücktritt, daß man aber nie vergessen darf, welche wichtige Stellung dieses Problem im Rahmen der gesamten Politik hat. Da wir dieser Frage in der Offentlichkeit immer weniger Beachtung zuwenden, da die Friedenshoffnung, die wir alle spüren, uns gern darüber hinwegsehen läßt, welche Entwicklung es auf diesem Sektor im Bereich der Warschauer-Pakt-



    Dr. Marx (Kaiserslautern)

    Staaten gibt, sollten wir hier im Deutschen Bundestag diese Frage stellen und entsprechende Antworten erhalten. Ich glaube, man kann, wenn Sie mir das zu sagen erlauben, ein wenig ergänzend zu der Antwort, die die Bundesregierung gegeben hat, doch darauf hinweisen, daß wir sowohl im Bereiche der Ausrüstung, des Aufbaus neuer Waffengattungen, des sehr eingehenden Trainings der Truppen, aber auch hinsichtlich der im letzten Wehrpflichtgesetz der Sowjetunion manifestierten vormilitärischen Ausbildung und bei den ständig steigenden Verteidigungsetats im Bereiche der Staaten des Warschauer Pakts all diesen Faktoren eine besondere Aufmerksamkeit zuwenden müssen, wobei ich noch dazusagen muß, daß wir natürlich wissen, es kommt nicht nur auf die festgestellten Fakten, Zahlen usw. an, sondern auch auf die Analyse, welcher politische Wille etwa diese vorhandenen Kräfte zu einer Aktion bringen könnte. Da haben wir wohl alle die Hoffnung und wohl alle die Auffassung, daß wir nicht davon ausgehen können, daß diese starke, man möchte fast sagen: überstarke militärische Potenz in Mittelosteuropa zu einem wirklichen Angriff verwendet werden soll. Wir weisen aber immerhin darauf hin — das ist ein alter Satz —: „Auch am Verhandlungstische klirren die Waffen." So etwas kann durchaus auch verwendet werden, um dort, wo man diplomatische und politische Aktionen macht, den entsprechenden Nachdruck hineinzubringen.
    Erlauben Sie mir bitte eine zweite Bemerkung, und zwar zum Punkt 5, wo die Frage nach der Entwicklung im Mittelmeerraum gestellt ist. Ich tue das deshalb, weil vorhin unser Fraktionsvorsitzender, Dr. Barzel, darauf hingewiesen hat, wie sehr wir darauf angewiesen sind, .die Entwicklung in Europa in seinen verschiedenen Teilen zusammen zu sehen und weil wir, fasziniert und mit Beschlag belegt von den Ereignissen, die uns nahe vor der Tür sind, mitunter vergessen, was anderen Teilen des Kontinents, und zwar in einem wirtschaftlich, politisch, militärisch, ökonomisch und wenn Sie wollen, auch geschichtlich-psychologisch so wichtigen Teil vor sich geht. Die Bundesregierung sagt, sie verfolge die Ereignisse dort mit einiger Sorge. Dem kann man, wenn man sie wirklich verfolgt, nur zustimmen; denn was sich seit dem Juni-Feldzug des vergangenen Jahres .an Veränderungen, und zwar nicht nur im östlichen Mittelmeer, sondern in weiter Bereichen — und ich denke etwa bis in den allerwestlichsten Teil des Mittelmeers — zuträgt, ist in der Tat alarmierend.
    Meine Damen und Herren, die sowjetische Mittelmeerpolitik, der Versuch einer stärkeren Penetration, der Versuch, Wirtschaftshilfe, Finanzhilfe, Ausrüstungs- und Ausbildungshilfe und Flottenpolitik zu einer breit gefächerten, strategisch gedachten Aktion zusammenzubinden, hat ja nicht nur einen militärischen und politischen, sondern, bei der labilen Situation in einer ganzen Reihe von Ländern im Mittelmeerraum, einen unerhört psychologischen Wert. Eine Machtdemonstration derart, wie wir sie im Augenblick durch die dritte sowjetische Eskadra erleben, hat ihre entsprechende Wirkung. Der sowjetische Parteichef Breschnew hat bei der Karlsbader Konferenz im April des vergangenen Jahres
    mit einigen sehr dezidierten Worten, deren Inhalt man eigentlich erst jetzt recht versteht, darauf hingewiesen, daß es die Anstrengung der sozialistischen Staaten mit sich bringen müsse, die Sechste .amerikanische Flotte aus dem Mittelmeer zu entfernen. Wir beobachten seit jener Zeit, daß sehr viele der Aktivitäten diesem Ziele zugewendet werden und daß ein solcher sowjetischer Versuch durch die Verhältnisse, wie sie am Ostrand und am südlichen Rand .des Mittelmeeres oder auch durch die Stichworte Zypern und Griechenland verdeutlicht werden, eine entsprechende Stützung finden könnte.
    Meine Damen und Herren, .die linken Parteien, die kommunistischen und linkssozialistischen Parteien einer ganzen Reihe von Ländern haben im September des letzten Jahres Mittelmeerkonferenzen, zunächst in Bologna, im Dezember in Belgrad und im Januar und im April dieses Jahres in Rom zusammengerufen. Wenn man die Papiere, die damals veröffentlicht worden sind, und die begleitenden Artikel, die eine Reihe der Akteure in Zeitschriften und Zeitungen dazu geschrieben haben, verfolgt, kann man den Eindruck haben, daß hier der Versuch gemacht wird, eine Entwicklung etwa unter der Überschrift darzustellen: Das Mittelmeer soll ein Meer werden, das nur den Anrainerstaaten gehört; das Mittelmeer soll herausgenommen werden aus den Ost-West-Konflikten. Obwohl es bei der dritten Konferenz zwischen den Jugoslawen und ihren anderen Partnern recht unterschiedliche Auffassungen gab, haben diese Überlegungen jetzt im April — das zeigen die begleitenden Texte im Mai — doch eine tiefe Wirkung gehabt.
    Die sogenannte Konferenz der fortschrittlichen, antiimperialistischen Kräfte des Mittelmeers hat im April dieses Jahres den Versuch gemacht — und einige Einladungen, die man vorher an andere Parteien hat ergehen lassen, machten dies deutlich —, eine Entwicklung etwa zu einer Volksfrontbewegung im gesamten Mittelmeerraum in Gang zu setzen. Die Unterstützung nationalrevolutionärer Gruppen, die überall in den Randländern des Mittelmeers spürbar ist, hat dabei einen ganz besonderen Akzent gehabt.
    Meine Damen und Herren, ich darf zum Schluß folgendes sagen. Die Große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion, die von anderen Motiven ausging, Motiven, die in der Zwischenzeit durch die Entwicklung, was den freien Verkehr von und nach Berlin anlangt, überlagert worden sind, sollte uns, und zwar sowohl die Bundesregierung als auch die einzelnen Fraktionen, in die Lage versetzen, zu einer Reihe von Fragen und Problemen, die uns allabendlich draußen in den Diskussionen begegnen, noch einmal klare, zitierfähige Antworten zu erhalten. Man hat oft den Eindruck, daß manches, was von seiten des Bundestages und auch von seiten der Bundesregierung gesagt wird, draußen nicht mit jener Verständlichkeit ankommt, die dringend notwendig wäre.
    Unsere Bitte, meine spezielle Bitte, wäre, daß die Bundesregierung überall dort, wo sie glaubt, daß ihre Informationsarbeit einen bedeutenden Beitrag dazu leisten könnte, differenzierte und von uns



    Dr. Marx (Kaiserslautern)

    nicht gedeckte Meinungen in der Öffentlichkeit durch Tatsachen korrigiert, daß sie sich dieser ihr durch ihre Informationspflicht zugewachsenen Aufgabe stellt. Ich glaube, das ist heute angesichts der Entwicklung, die wir im eigenen Land und in vielen uns verbündeten Ländern spüren, notwendiger denn je. Dies hier darzustellen und noch einmal die Bitte zu äußern, daß auch die Bundesregierung dieses Element mit in ihre Überlegungen aufnimmt, war Sinn und Zweck dieser Ausführungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)