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ID0514520200

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    Deutscher Bundestag 145. Sitzung Bonn, den 15. Dezember 1967 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 7453 A Amtliche Mitteilung 7453 A Fragestunde (Drucksachen V/2371, zu V/2371, V/2385, V/2395) Frage des Abg. Dr. Schellenberg: Erhöhung der Krankenkassen- und Kassenbeitragssätze als Auswirkung des Finanzänderungsgesetzes Kattenstroth, Staatssekretär . . . . 7453 B Dr. Schellenberg (SPD) 7454 A Schmidt (Kempten) (FDP) . . . 7454 B Maucher (CDU/CSU) 7454 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Einbeziehung aller Angestellten auch in die Arbeitslosenversicherungspflicht ab 1. Januar 1968 Kattenstroth, Staatssekretär . . . . 7454 D Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 7455 A Frage des Abg. Kaffka: Zahl der Brände im Bundesverteidigungsministerium 1967 Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 7455 B Kern (SPD) 7455 C Frage des Abg. Matthöfer: Ausbildung der Bundeswehr im „verdeckten Kampf" Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 7455 C Matthöfer (SPD) 7455 D Frage des Abg. Lenders: Durchführung von Planspielen für Offiziere — Führungsgrundsätze des Untergrund- und Bandenkampfes Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 7456 A Lenders (SPD) . . . . . . . . 7456 A Matthöfer (SPD) 7456 C Fellermaier (SPD) 7456 C Dröscher (SPD) . . . . . . . 7456 D Kaffka (SPD) . . . . . . . . 7457 B Fragen des Abg. Lautenschlager: Dienstpostenbewertung im Bundesgrenzschutz 7457 B Frage der Abg. Frau Funcke: Anrede der volljährigen weiblichen Personen mit „Frau" Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 7457 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Dezember 1967 Frau Funcke (FDP) 7458 A Dr. Rinderspacher (SPD) 7458 B Moersch (FDP) 7458 C Dr. Giulini (CDU/CSU) 7459 A Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Veräußerung einer Teilfläche des Exerziergeländes des Bundesgrenzschutzes in Deggendorf an die Stadt zu Wohnungsbauzwecken 7459 A Fragen des Abg. Ertl: Etwaige Ausklammerung früher angekündigter Reformen in dieser Legislaturperiode Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär 7459 B Ertl (FDP) 7459 C Moersch (FDP) 7460 A Fragen des Abg. Fellermaier: Aufklärung über Handhabung und Auswirkungen der Mehrwertsteuer Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär 7460 B Fellermaier (SPD) 7460 B Dr. Mommer, Vizepräsident. . . 7461 B Josten (CDU/CSU) 7461 B Dr. Apel (SPD) 7461 C Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . . 7461 C Moersch (FDP) 7461 D Frau Funcke (FDP) 7461 D Fragen des Abg. Dr. Meinecke: Bekanntgabe der vom Bundestag geforderten Berichte der Bundesregierung Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär . 7462 A Dr. Meinecke (SPD) 7362 B Fragen des Abg. Picard: Meinungsumfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach zu Fragen der Deutschland- und Ostpolitik vom 5. Dezember 1967 . . . . . . . . . . 7462 C Fragen des Abg. Dr. Wörner: Wirksamere Bekämpfung der Schwarzarbeit Kattenstroth, Staatssekretär . . . . 7462 C Dr. Mommer, Vizepräsident. . . . 7462 D Dr. Stark (Nürtingen) (CDU/CSU) . . 7463 A Frage des Abg. Geldner: Zuwachsrate an Arbeitslosen in Nordbayern Kattenstroth, Staatssekretär . . . 7463 C Schmidt (Kempten) (FDP) 7463 C Frage des Abg. Moersch: Nachwuchswerbung für den höheren Dienst in Studentenzeitschriften Kattenstroth, Staatssekretär . . . 7464 A Moersch (FDP) 7464 A Fragen des Abg. Weigl: Arbeitslosigkeit im Bereich der ostbayerischen Arbeitsämter — Angeblich verzögerte Auszahlung des Arbeitslosengeldes 7464 B Frage des Abg. Dröscher: Rentenanträge von Arbeitnehmern Kattenstroth, Staatssekretär . . 7464 D Dröscher (SPD) . . . . . . . . 7465 A Frage des Abg. Rehs: Flugverbindung Hamburg—Köln Wittrock, Staatssekretär 7465 B Sänger (SPD) 7465 C Bading (SPD) 7466 A Frage des Abg. Kubitza: Neuer Unfallrekord auf den Autobahnen im Bereich Frankfurt, Würzburg und Mannheim Wittrock, Staatssekretär 7466 B Frage des Abg. Kubitza: Auswertung der Erfahrungen mit den neuen Sicherheitsvorkehrungen an Kraftfahrzeugen in den USA Wittrock, Staatssekretär 7466 B Frage des Abg. Kubitza: Kraftfahrer mit Sehstörungen am Steuer eines Wagens Wittrock, Staatssekretär 7466 C Frage des Abg. Ramms: Ausnahmeanträge der Deutschen Bundesbahn zur Senkung der Gütertarife seit 1. August 1965. . . . . . . . 7466 D Frage des Abg. Ramms: Zahl der von der Bundesregierung genehmigten Ausnahmetarife 7466 D Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Dezember 1967 III Frage des Abg. Ramms: Höhe der Einnahmeausfälle der Deutschen Bundesbahn auf Grund der Tarifsenkungen 7466 D Frage des Abg. Opitz: Weitere Tarifsenkungen der Deutschen Bundesbahn mit Inkrafttreten der Mehrwertsteuer Wittrock, Staatssekretär . . . . 7466 D Frau Funcke (FDP) 7467 A Fragen des Abg. Zebisch: Straßenbaumittel für den Raum Niederbayern—Oberpfalz 7467 C Frage des Abg. Lautenschlager: Ausführungsvorschriften zu den §§ 30 und 32 des Arzneimittelgesetzes von 1961 3467 D Fragen des Abg. Dr. Enders: In der Sowjetunion entwickeltes Serum gegen Multiple Sklerose Frau Strobel, Bundesminister . . . 7468 A Frage des Abg. Dr. Meinecke: Erlaß von Rechtsvorschriften über die Einfuhr einwandfreier Speisegelatine und Speisegelatine enthaltender Konserven 7468 C Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD betr. EWG-Beitrittsverhandlungen Dr. Mommer (SPD) 7468 D Brandt, Bundesminister 7468 D Dr. Furler (CDU/CSU) 7472 C Borm (FDP) 7474 B Dr. Apel (SPD) 7478 C Metzger (SPD) 7479 C Absetzung des Punktes 11 von der Tagesordnung Schoettle, Vizepräsident 7481 D Entwurf eines Pflanzenschutzgesetzes (Drucksache V/875); Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/2367), Mündlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache V/2335) — Zweite und dritte Beratung —, in Verbindung mit Beratung des Schriftlichen Berichts des Ausschusses für Gesundheitswesen über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Schädlingsbekämpfungsmittel (Drucksachen V/395, V/2287) Bading (SPD) 7482 A Dr. Ritgen (CDU/CSU) 7483 B Dr. Bardens (SPD) 7884 A Sander (FDP) 7484 C, 7488 C Dr. Guilini (CDU/CSU) 7485 B Dr. Hammans (CDU/CSU) . 7485 D, 7488 A, C Hüttebräuker, Staatssekretär . . . 7487 C Frau Dr. Hubert (SPD) . . . . . . 7487 D Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über die Neunzehnte Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1967 (Drucksachen V/2269, V/2391) . . . . . . . 7488 D Schriftlicher Bericht des Ausschusses für das Bundesvermögen über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung der ehem. Wörth-Kaserne in Göttingen (Drucksachen V/2275, V/2394) 7489 A Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats zur Einführung einer besonderen Einfuhrregelung für bestimmte Erzeugnisse aus bestimmten Drittländern (Drucksachen V/2044, V/2396) 7489 A Nächste Sitzung 7489 C Anlagen 7491 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Dezember 1967 7453 145. Sitzung Bonn, den 15. Dezember 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach 15.12. Frau Albertz 15. 12. Dr. Arndt (Berlin /Köln) 15. 12. Baier 20. 12. Balkenhol 15. 12. Bals 15. 12. Bauknecht 15. 12. Prinz von Bayern 15. 12. Dr. Bechert (Gau-Algesheim) 15. 12. Behrendt * 15. 12. Berlin 31. 12. Blachstein 15. 12. Blumenfeld 15. 12. Böhm 15. 12. Cramer 31. 12. Damm 15. 12. Dr. Dittrich* 15. 12. Frau Dr. Elsner 31. 12. Enk 15. 12. Dr. Franz 15. 12. Hilbert 15. 12. Hörmann (Freiburg) 15. 12. Frau Geisendörfer 15. 12. Genscher 15. 12. Gewandt 15. 12. Gibbert 31. 12. Dr. Gleissner 15. 12. Dr. h. c. Güde 31. 12. Haage (München) 15. 12. Herold 15. 12. Frau Herklotz 15. 12. Hölzle 16. 12. Hörmann (Freiburg) 20.12. Dr. Jaeger 15. 12. Killat 15. 12. Klinker 15. 12. Könen (Düsseldorf) 15. 12. Frau Korspeter 31. 12. Krug 15. 12. Kubitza 15. 12. Dr. Kübler 31. 12. Kühn (Hildesheim) 31. 12. Kunze 31. 12. Lenz (Brühl) 31. 12. Dr. Lindenberg 15. 12. Dr. Lohmar 15. 12. Dr. Martin 15. 12. Dr. hh. c. Menne (Frankfurt) 15. 12. Dr. Miessner 15. 12. Mischnick 15. 12. Missbach 15. 12. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 31. 12. Müller (Aachen-Land) * 15. 12. Müller (Worms) 15. 12. Paul 31. 12. Picard 15. 12. Prochazka 16. 12. Ramms 15. 12. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Richarts * 15. 12. Raffert 16. 12. Rainer 15. 12. Riegel (Göppingen) 16. 12. Rollmann 15. 12. Dr. Rutschke ** 15. 12. Prinz zu Sayn-WittgensteinHohenstein 31. 12. Frau Schanzenbach 20. 12. Scheel 15. 12. Dr. Schmidt (Gellersen) 15. 12. Dr. Schulz (Berlin) 15. 12. Schultz (Gau-Bischofsheim) 15. 12. Seither 15. 12. Spitzmüller 15. 12. Dr. Starke (Franken) 15. 12. Steinhoff 31. 12. Tallert 12.1. 1968 Dr. Wahl 31. 12. Weimer 15. 12. Westphal 15. 12. Wieninger 15. 12. Wilhelm 15. 12. Dr. Wörner 15. 12. Wurbs 15. 12. Dr. Zimmermann 15. 12. Anlage 2 Umdruck 348 Änderungsantrag der Abgeordneten Frau Dr. Hubert, Dr. Jungmann, Dr. Imle, Dr. Bechert (GauAlgesheim), Dr. Hammans und Genossen zur zweiten Beratung .des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Pflanzenschutzgesetzes - Drucksachen V/875, V/2335 Der Bundestag wolle beschließen: In § 7 Abs. 3 des Pflanzenschutzgesetzes wird 1. die Fassung der Regierungsvorlage wiederhergestellt, 2. folgende neue Nummer 8 angefügt: „8. die für die Beurteilung erforderlichen Unterlagen." Bonn, den 13. Dezember 1967 Frau Dr. Hubert Dr. Bechert (Gau-Algesheim) Könen (Düsseldorf) Frau Lösche Dr. Meinecke Frau Schimschok * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats 7492 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Dezember 1967 Dr. Jungmann Dr. Hammans Frau Blohm Erpenbeck Hauser (Bad Godesberg) Frau Jacobi (Marl) Dr. Klepsch Müller (Remscheid) Frau Pitz-Savelsberg Dr. Imle Anlage 3 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 15. Dezember 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Fritsch (Deggendorf) (Drucksache V/2371 Frage 35) : Ist die Bundesregierung bereit, eine an das Bebauungsgebiet der Stadt Deggendorf angrenzende Teilfläche von etwa 9 ha des Exerziergeländes des Bundesgrenzschutzes in Deggendorf an die Stadt Deggendorf zu Wohnungsbauzwecken zu veräußern? Die Bundesregierung ist bereit, die gewünschte Teilfläche des Standortübungsplatzes an die Stadt Deggendorf zu veräußern, wenn diese geeignetes Ersatzgelände anbietet, wie bereits Herrn MdB Dr. Dittrich vor kurzer Zeit mitgeteilt. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Bornemann vom 15. Dezember 1967 auf die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frau Dr. Diemer-Nicolaus (Drucksache zu V/2371 Frage 93) : Trifft es zu, daß in Vaterstetten bei München Fernsprechteilnehmer unterschiedliche Gebühren zahlen müssen, je nachdem ob sie gegen die Ausgliederung aus dem Münchener Ortsnetz Verwaltungsgerichtsklage erhoben haben oder nicht? Ja, dies trifft zu. Die Umschaltung der rd. 390 Teilnehmer in Vaterstetten, die keine Klage erhoben haben, war deshalb unbedingt notwendig, weil nur auf diese Weise die gleiche Zahl von Antragstellern in Haar, die z. T. seit langem auf einen Anschluß warten, nunmehr angeschlossen werden können. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Bornemann vom 15. Dezember 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Mattick (Drucksache zu V/2371 Frage 94 und 95) : Ist dem Bundespostminister bekannt, daß der Empfang der Sendungen des „Deutschlandfunk" durch erheblich verstärkte Sendungen und Störungen östlicher Sender wesentlich gestört ist? Was gedenkt der Bundespostminister zu tun, um die Sendungen des Deutschlandfunk in Deutschland und Europa wieder hörbar zu machen? Es ist mir bekannt, daß der Empfang von Sendungen des Deutschlandfunks auf den Frequenzen 151 und 548 kHz während der Abend- und Nachtstunden beeinträchtigt wird. Hierbei handelt es sich aber nicht um bewußte Störungen durch ausländische Sender. Vielmehr ergeben sich diese Beeinträchtigungen aus der Zuweisung der Frequenzen nach dem Kopenhagener Abkommen (1948), wonach der UdSSR die gleiche Frequenz 548 kHz zugewiesen ist. Ferner arbeitet der algerische Sender Oran auf der gleichen Frequenz. Hierbei muß hervorgehoben werden, daß die Frequenz 548 kHz *) weniger geeignet ist, sondern vorzugsweise für die Ausstrahlung des Programms während der Tagesstunden vorgesehen ist. Die Leistung des Senders wurde für den Tagesbetrieb auf 80,0 kW verstärkt. In den Abend- und Nachtstunden werden dazu neben den erwähnten Frequenzen auch Sendeanlagen auf den Frequenzen 755, 1268 und 1538 kHz für den Deutschlandfunk betrieben. Hierbei hat sich besonders die eingesetzte Frequenz 1538 kHz als gut geeignet erwiesen. Wegen der Störungen auf der Frequenz 151 kHz sind Verhandlungen mit der rumänischen Fernmeldeverwaltung eingeleitet worden mit dem Ziel, einen für beide Seiten tragbaren Kompromiß zu erreichen. Neben laufenden technischen Verbesserungsbemühungen, wie 'die Errichtung umfangreicher Sendeanlagen, bleibt die Deutsche Bundespost bestrebt, durch Verhandlungen günstigere Frequenzverhältnisse für den Deutschlandfunk zu erhalten. *) für den 24-Stunden-Betrieb
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    Rede von Dr. William Borm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist im Prinzip zu begrüßen, daß wir Gelegenheit haben, in einer für Europa entscheidenden Frage vom Bundestag her zu den Dingen Stellung zu nehmen, die auch über unser Schicksal entscheiden werden. Nur, so einfach, meine Damen und Herren, darf sich das Parlament die Sache nicht machen, daß es sich mit der Entgegennahme einer Erklärung, die in manchen Punkten durchaus auch unsere Billigung findet, begnügt. Ich glaube, es müßte noch einiges gesagt werden, was wir dem Herrn Bundesaußenminister für seinen schweren Gang am Montag und Dienstag noch mit auf den Weg geben möchten.
    Das geschieht nicht, meine Damen und Herren, um eine Kluft innerhalb der Regierung oder zwischen den Parteien aufzureißen. Das geschieht auch nicht etwa aus Scharfmacherei, sondern das geschieht, um der Sorge darüber Ausdruck zu geben, daß das, was heute nicht geschieht, morgen un-wiederholbar vorbei sein kann.
    Die Vorgeschichte, wie es zu dieser Debatte im Bundestag gekommen ist, ist Ihnen bekannt; ich brauche sie nicht zu wiederholen. Dieses Ersuchen hat eine Parallele in der Frage, die meine Partei gestellt hatte. Unsere Frage ist dadurch, daß das Thema auf die Tagesordnung gekommen ist, erledigt. Das Ersuchen, daß die Bundesregierung im Ministerrat eine vertragsgemäße Entscheidung herbeiführen solle, erschöpft sich nicht nur mit dem Eintritt Großbritanniens in die EWG. Es bedeutet weitaus mehr; es ist kein Einzelproblem. Denn nach Lage der Dinge handelt es sich im Grundsatz um die Entscheidung, wie es in Europa, wie es um Europa weitergehen kann und wie es weitergehen soll. Das ist keine Frage der Methodik; damit würden wir es uns zu leicht machen. Ich fürchte, es handelt sich um einen echten Zielkonflikt innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft besteht aus sechs Ländern. Wir haben uns daran gewöhnt, zu denken, es seien jetzt fünf plus eins. Ich meine, wir sollten die Augen nicht vor der Gefahr verschließen, daß es sehr wohl auch sechs minus eins werden kann, wenn wir nicht aufpassen. Meine Damen und Herren, es scheint uns zu billig zu sein, wenn wir etwa Herrn de Gaulle unterstellen wollten, er wolle nur nicht oder er handle aus einer irgendwie motivierten Aversion gegen die USA oder gegen England, oder er erstrebe etwa die Vorherrschaft Frankreichs, oder er habe visionäre Illusionen. Ich fürchte vielmehr, so wie die Dinge erkennbar werden, handelt Herr de Gaulle sehr konsequent. Wenn er auf seinem Kurs bestehenbleibt, so wie wir ihn sehen, kann er gar nicht anders handeln. Daß wir diese Erkenntnis erst heute finden, meine Damen und Herren, daran tragen auch wir ein gerüttelt Maß Schuld mit.

    (Abg. Majonica: Was heißt, Sie haben das gewußt, Herr Kollege Borm! Ich wußte das schon früher!)

    -- Sie werden es hören, Herr Kollege Majonica.
    Ich teile nicht die Ansicht des Herrn Bundesaußenministers. Ich verweise vielmehr auf die Beurteilung der Situation, die der Herr Bundeskanzler gegeben hat. Er ist es nämlich, der gesagt hat, wir in der Bundesrepublik tragen die Schuld mit. Er sagte am 26. Oktober von diesem Platz aus: „ ... die französische Politik war und ist durchaus kalkulierbar." Es sei ein Fehler gewesen, so sagte er, in den vergangenen Jahren den ganz entschiedenen französischen Willen, der entschieden und klar einer völlig anderen europäischen Konzeption entstammt, nicht ernst genug genommen zu haben. Das sind die Worte des Herrn Bundeskanzlers. In der Tat, wir können diese Dinge nicht ernst genug nehmen. Wenn wir uns jetzt der Illusion hingeben wollten, wir könnten in diesem einen Fall irgend etwas begradigen oder etwas weiterkommen: morgen wird es ein anderes sein, wenn wir nicht grundsätzliche Entscheidungen herbeiführen.
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Dezember 1967 7475
    Borm
    Was will nun de Gaulle? Auch seine Handlungen sind nur im Zusammenhang zu begreifen. Was bedeutet die Rundum-Verteidigung, welche General Ailleret jetzt als für Frankreich notwendig herausgestellt hat? Offenbar soll ein Frankreich gesichert werden, das sich allseitig ungebunden, frei von Blockbildungen, nach allen Seiten neutral, auch militärisch verteidigen kann.
    Meine Damen und Herren, jeder Staatsmann braucht einen Popanz. Jeder Staatsmann braucht etwas, an dem er sich reiben kann und an dem er seine Kräfte messen kann. Das sind für de Gaulle unzweifelhaft die USA. Hier will er zeigen, wohin er will. Er will die Gemeinschaft mit den USA, die er in der NATO eingegangen ist und welche die EWG selbstverständlich ihrer Zielsetzung nach für notwendig hält, schwächen, wenn nicht aufheben. De Gaulle will die enge Zusammenarbeit in der EWG dazu benutzen, um eine europäische Entente, die in sich selbst zufrieden ist, mit der Spitze gegen die USA und mit der Spitze gegen ein England zu schaffen, das dieser seiner Konzeption nicht zu folgen bereit ist.
    Wir würden uns irren, wenn wir meinten, daß es ihm sein visionärer Starrsinn gestatten würde, sein Ziel aufzugeben, ohne daß er ständig insonderheit von uns darauf hingewiesen wird, daß wir andere Zielsetzungen und andere Wege haben. Jedes Mittel benutzt er. Unzweifelhaft handelt der General de Gaulle gegen den Vertrag.
    Ich habe es begrüßt, daß der Herr Bundesaußenminister die politische Bedeutung des EWG-Vertrages hervorgekehrt hat. Wir sind mit ihm der Meinung, daß uns juristische Auslegungen nur wenig helfen, weil es um politische Grundentscheidungen geht. Ich darf wiederholen, was der Herr Außenminister als Gefahren aufgezeigt hat. Er hat gesagt, das Gemeinschaftsdenken würde Schaden leiden, wenn nur einer bestimmen wollte. Er hat ferner gesagt, es drohe dadurch eine Stagnation. Die ungeklärte Beitrittsfrage der Vier und die Nichterledigung des Schreibens von Schweden blockiere den Fortgang innerhalb der EWG. Dem ist wenig hinzuzufügen.
    Das anzuführen, ist aber nur dann sinnvoll, wenn man erkennt, daß Herr de Gaulle von dem Zeitpunkt an, als er merkte, daß die EWG nicht mitziehen würde, jenen Weg eingeschlagen hat, der jetzt wieder einmal an einen kritischen Punkt geführt hat. Herr de Gaulle ist in einer Beziehung kein Phantast: er rechnet mit den Realitäten, und er respektiert nichts weiter als entschlossenen Willen, der dann für ihn Realität wird. Für uns bedeutet das folgendes: unsere Realität hat unser Wille nach vertraglicher Ausweitung der EWG zu sein. Nicht nur Großbritannien, auch die anderen Partner der EWG haben einen verbrieften Anspruch darauf, daß in die Verhandlungen eingetreten wird, denn ohne Verhandlungen ist der Beitritt einfach nicht zu erzielen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Ich darf darauf hinweisen, daß die Ausführungen meines Freundes, Herrn von Kühlmann, die er in der
    Debatte am 23. Oktober gemacht hat, sich als voll berechtigt erwiesen haben.

    (Erneuter Beifall bei ,der FDP.)

    Ich würde es begrüßen, wenn dem nicht so wäre. Aber die Gerechtigkeit gebietet, festzustellen, daß .das, was er mahnend gesagt hat, heute seine Bestätigung findet.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich Ihnen ein Wort vortragen, das unser Freund Dr. Starke am 30. November 1967 im Europäischen Parlament gesprochen hat. Er sagte sinngemäß: „Alle Nachgiebigkeit, alle Bereitschaft hat eine Krise nicht verhindern können; sie kommt doch, und zwar dann, wann sie gewollt ist, und sie kommt so, wie sie gewollt ist." Was anderes wäre nun das Verhalten des Herrn de Gaulle in der EWG-Agrardebatte mit seiner Politik des leeren Stuhls gewesen, was anderes wäre sein Verhalten zur NATO und auch außerhalb des Rahmens der EWG, außerhalb des Rahmens Europas, in Kanada, gewesen, was anderes bedeutet sein Nein zur politischen Integration? Die Regierung, die die schwierigen Verhandlungen zu führen hat, darf das nicht vergessen, sonst kommt sie zu Fehlentscheidungen. Und in der heutigen kritischen Konstellation könnten solche . Fehlentscheidungen schwerwiegende Folgen heraufbeschwören.
    Meine Damen und Herren! Der deutschfranzösische Vertrag, dessen Präambel und auch dessen Inhalt wir uns immer wieder ansehen sollten, ist für Herrn de Gaulle stets ein Mittel gewesen, unser Verständnis dafür zu gewinnen, daß er sich in dieser oder jener Situation wieder einmal querlegt. Wir — das dürfen wir befriedigt feststellen — erfüllen diesen Vertrag bis an die Grenze der Loyalität. Aber dadurch, daß wir die Interessen unseres eigenen Volkes und auch die Interessen der Gemeinschaft wahrzunehmen haben, sind uns Grenzen gezogen. Wenn wir diese Grenzen überschreiten, geraten wir in die Gefahr, falsche Wege zu gehen und eine falsche Konzeption zur Grundlage unserer Entscheidungen zu machen. Wir wären dankbar, wenn wir noch aus dem Munde der Regierung hören könnten, ob der Herr Bundeskanzler bei seinem Gespräch mit Herrn General de Gaulle und der Herr Bundesaußenminister bei den Gesprächen mit seinem Kollegen Couve de Murville unzweideutig und klar unsere Situation gekennzeichnet haben und wie die Reaktion darauf gewesen ist.
    Nun wird sehr viel von Einstimmigkeit unbestriten in der letzten Phase — wann immer sie einzutreten hat — gesprochen. Es wird davon gesprochen, daß dieser Zwang zur Einstimmigkeit — das beweisen die Tatsachen — zur Blockierung des Fortschreitens der Verhandlungen geführt hat. Meine Damen und Herren, so macht man keine Politik, daß man seine Partner vor die Entscheidung stellt, entweder zu kapitulieren oder ständige Krisen in Kauf zu nehmen.
    Wir wiederholen — und wir freuen uns, daß wir in diesem Punkte hier im Hause alle einer Meinung sind —, wir und auch die restlichen Vier in der
    7476 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Dezember 1967
    Borm
    EWG sehen in dieser nicht ein Gebilde zum Selbstzweck. Es ist für uns die Keimzelle einer Ausweitung. Ich darf Herrn Kollegen Furler zustimmend zitieren, der am 26 Oktober — ich bitte um die Erlaubnis des Herrn Präsidenten zu zitieren — gesagt hat:
    Die EWG wurde nicht gegründet, um Europa zu spalten, sondern als ein Anfang auf die Einheit hin.
    Und am gleichen Tage sagte der Herr Bundesaußenminister:
    Wir sind nicht etwa frei; der Vertrag wünscht die Erweiterung der Gemeinschaft.
    Wenn wir aber, meine Damen und Herren, nicht frei sind und wenn die EWG gegründet worden ist, um sie offenzuhalten für alle europäischen Staaten und als Basis, auf der man einst vielleicht mit dem Osten reden kann, müssen wir auch alles tun, um Gefahren für ihre Fortentwicklung abzuwenden. Wir wollen deswegen die Ausweitung nicht nur verbal — das wäre billig und sehr einfach —, vielmehr muß der Wille zur Ausweitung glaubhaft werden durch praktische Taten, und das bedeutet in der heutigen Phase den Zwang zur Verhandlung mit den Antragstellern, die vor der Tür stehen.
    Die Aufgabe zwingt uns, jetzt eine Grundsatzentscheidung des Herrn Generals de Gaulle herbeizuführen. Es ist unmöglich, daß das von . uns gewünschte Europa bereits in seinen Anfangsstadien von Krise zu Krise hinundhergerissen wird.
    Wir dürfen auch nicht außer acht lassen, welche Rückwirkungen die heutige Situation, wenn sie ausweglos würde oder wenn sie länger dauerte,, auf England haben müßte. Noch unterliegt es keinem Zweifel, daß der Beitrittswille unserer englischen Freunde echt ist, trotz der früheren Abweisung durch ein kategorisches Nein aus Paris. Wir fragen uns aber, ob es immer so bleiben kann.
    Natürlich hat England kaum eine brauchbare Alternative; das müssen wir feststellen. Es hat nur die Wahl zwischen dem Eintritt in die EWG und dem Marsch in die Neutralität. Die Fragen um Europa stehen an, und sie müssen gelöst werden, so oder so. Was ein Marsch Englands in die Neutralität — wenn es dazu gezwungen wäre — bedeuten würde, brauche ich nur anzudeuten. Uns Deutsche trifft es insonderheit: Die Auflösung der NATO, den Abzug der Rheinarmee und den Alleingang Englands nach Moskau, um dort auszuhandeln, was für England nötig ist. Infolgedessen ist für Großbritannien der Beitritt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch nötig und deswegen gewollt.
    Wir dürfen aber nicht verkennen daß es auch in England erhebliche Gegenkräfte gibt. Lesen Sie einen Teil der englischen Presse, lesen Sie die Berichte über die Haltung des jetzigen Schatzkanzlers in London! Und Sie kennen alle die ewig Gestrigen, die sich nicht damit abfinden können, daß die Rolle Englands so, wie sie einmal war, nicht mehr möglich ist. Wir sollten uns entsinnen, was Lord Chalfont gesagt hat, zweimal gesagt hat. Er war hier in Bonn, und er beklagte sich in London auf dem Labour-
    Parteitag sehr bitter darüber, daß er bei seinem Besuch nicht in vollem Umfang über die Meinung der Bundesrepublik in der Frage des Eintritts Englands in die EWG orientiert worden sei. Er verbarg seine Enttäuschung nicht. Und wer wollte leugnen, daß damit jene Äußerung zusammenhängt, die er kürzlich getan hat. Vielleicht war es eine Gedankenskizze; aber solche Dinge geschehen eben nicht ohne politischen Zweck, besonders nicht seitens der englischen Regierung. Wir sollten nicht sein Bild vergessen von der möglichen Haltung Englands für den Fall, daß der Eintritt Großbritanniens in die EWG durch General de Gaulle zum zweitenmal unmöglich gemacht wird. Auch er sagte es: Austritt aus der NATO, Neutralität, Abwendung von Europa.
    Meine Damen und Herren, wir in erster Linie tragen die Verantwortung — und wir können uns ihr nicht entziehen — für ein kommendes Europa. Was hat nun also zu geschehen? Wir haben Verträge, die die Erweiterung der Gemeinschaft beinhalten, und nach ihnen müssen wir handeln. Europa muß entstehen, und nach unser aller Meinung ist die EWG das Instrument, mit dessen Hilfe und unter deren Vorantritt Europa zu entstehen hat. Diese EWG ist nun einmal nicht statisch, sie ist ihrer ganzen Anlage und ihrer Sinngebung nach dynamisch. Die EWG bestimmt nach unserer Meinung unseren Part, den wir zu spielen haben, wenn es um die friedliche Entwicklung nicht nur in Europa, sondern in der Welt geht.
    Wenn dem so ist, ist es unerträglich, daß in Europa eine einzige Autorität sich anmaßen möchte, den Gang der Ereignisse so zu bestimmen, wie sie selbst es sieht und wie es ihren Interessen entspricht, um jeden Fortschritt zu blockieren, wenn es nicht ganz nach ihrem Willen geht. Dieses Europa, das entsteht, kann niemals ein Europa der Ultimaten sein oder ein Europa, in dem ein Veto wann immer und zu welchem Zweck jede Bewegung verhindern könnte.
    Wenn wir diese Ultimaten und dieses Veto ablehnen, bedeutet das natürlich auch, daß wir dem Herrn General de Gaulle kein Ultimatum stellen dürfen. Der Weg, den wir ihm gegenüber und mit ihm zu gehen haben — hoffentlich mit ihm! —, ist der Weg des Rechts, unseres Rechtsanspruchs darauf, daß die EWG nicht so klein bleibt, wie sie ist, sondern erweitert wird.
    Ich kann es mir ersparen, meine Damen und Herren, Ihnen die fünf Punkte vorzutragen, auf die sich der Ministerrat geeinigt hat; das hat in überzeugender Weise und mit der entsprechenden Begründung der Herr Bundesaußenminister getan. Die Folgerung daraus ist: Es müssen trotz allem gemeinsame Grundlagen gesucht werden, um Europa voranzutreiben. Denn eines wissen wir: ein Europa ohne England oder ein Europa ohne Frankreich muß ein Torso ohne sichere Zukunftsaussichten bleiben.
    Nun müssen wir erkennen und zugeben, daß derzeit die Widerstände und die Widersprüche, die sich ergeben, einen antagonistischen Charakter haben und daß sie ohne große Anstrengungen und ohne Klarheit nicht überwunden werden können. Das läßt sich nicht hinwegdiskutieren.
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Dezember 1967 7477
    Borm
    Welche Möglichkeiten haben wir? Die Linie der Fünf gestern in Brüssel — ich sprach bereits davon — zeigt deren Bestreben — leider sind es nur noch fünf, die sich einig sind —, zeigt, daß keine Tür zugeschlagen worden ist und daß sie nach äußerstem Willen für niemanden zugeschlagen werden soll. Das findet unseren ungeteilten Beifall. Aber wenn wir den Antagonismus überwinden wollen, verlangt das von uns Ehrlichkeit, es verlangt Klarheit; Klarheit nicht nur gegenüber Herrn de Gaulle, sondern Klarheit auch gegenüber England. Sonst sitzen gerade wir nach den Erfahrungen und nach dem Ruf, den wir nun einmal genießen, am Ende zwischen sämtlichen Stühlen.
    Was bedeutet Klarheit gegenüber Frankreich? General de Gaulle muß wissen, daß wir in der augenblicklichen Krise keinen Einzelfall sehen, sondern sie hineinstellen in die Erfahrungen der Vergangenheit und daß wir seine Erklärung über ein Europa, wie er es sich vorstellt, nicht mehr ignorieren. Unsere Verantwortung für Europa und die Unterschrift, die wir unter ,die EWG-Verträge gesetzt haben, zwingen uns dazu, beharrlich, aber auch unnachgiebig darauf zu bestehen, daß England und alle jene, die der EWG beizutreten wünschen, diesen Beitritt auch ermöglicht bekommen.
    Herr de Gaulle muß weiter wissen: wie immer die jetzige Krise ausgeht, die EWG wird nach dem Schluß dieser Krise so oder so nicht mehr dieselbe sein wie vorher. Das kann negative Folgen haben, oder es kann sich positiv auswirken. Wir hoffen das letztere. Aber Hoffnung allein genügt nicht. Wir müssen etwas dafür tun. Im Ziel unnachgiebig, meine Damen und Herren, in der Methode flexibel, stufenweise — warum nicht —, aber konsequent.
    Es darf auch keinen Versuch geben, Frankreich etwa zu überlisten oder langsam zu etwas zu ziehen, was es nicht will. Das merken die Leute in Paris. Das würde alles verderben. Kapitulation wollen wir nicht verlangen. Aber die Franzosen müssen wissen, Paris muß wissen, daß der Schlüssel zur europäischen Entwicklung, zur Stagnation oder zur segensreichen Weiterentwicklung jetzt in Paris liegt. Für den Nichterfolg, für das Versagen trägt allein Paris die Verantwortung. Wir müssen sehr klarmachen, daß Frankreich weder in ,der Gemeinschaft noch gar isoliert das Recht oder die Möglichkeit hat, allein seinen Willen als für die Entwicklung der europäischen Dinge maßgebend zu betrachten.
    Die Tatsache, daß der Schlüssel bei Frankreich liegt, zwingt uns, das immer wieder auch vor der Welt zu wiederholen, damit wir nicht eines Tages mit dem Schwarzen Peter in der Tasche dastehen. Ich fürchte, daß seitens 'der Fünf noch nicht genug geschehen ist, die öffentliche Meinung Europas unzweideutig in Paris zu artikulieren. Auch dort liegen Möglichkeiten für uns.
    Was bedeutet Klarheit gegenüber Großbritannien? Großbritannien muß über jede Nuance, über jede Phase der Entwicklung loyal und erschöpfend unterrichtet werden. Großbritannien muß überzeugt werden, daß es auch in seinem Interesse liegt, .da es nun einmal schnell nicht gehen kann, schrittweise vorzugehen. Großbritannien muß überzeugt werden, daß Ungeduld seinerseits sehr vieles verderben könnte. Auch Großbritannien kann kein Interesse haben, daß die EWG geschädigt wird oder gar ein 'Ende nimmt.
    Ich glaube, es liegt auch eine Möglichkeit vor, unseren guten Willen dadurch zu beweisen, daß wir alles tun, was in unseren Kräften steht, um die wirtschaftliche Sanierung, die die Vorbedingung für die Möglichkeit des Eintritts ist, mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, zu fördern, auch wenn es uns manchmal finanziell oder sonst etwa schwerfällt. 'Großbritannien muß wissen: die Fünf, die übriggeblieben sind, sprechen eine Sprache, und diese Sprache ist auch die Sprache Großbritanniens.
    Wir wollen natürlich nicht verkennen — das würde die Schwierigkeiten nicht beseitigen —, daß wir in unserer Lage nicht frei sind. Die Lage ist mißlich. Sie ist dadurch eingeengt, daß unser nationales Grundanliegen noch in der Schwebe ist. Das enthebt uns aber nicht des Zwanges zur Klarheit. Es gibt keine Einheit Deutschlands ohne Europa. Es gibt aber auch keine Einheit gegen de Gaulle.
    Meine Damen und Herren, wie handelt de Gaulle, und wie handelt unsere Regierung? Gestatten Sie mir, Herr Präsident, aus der Präambel zum deutschfranzösischen Vertrag einige kurze Stellen zu zitieren. Da heißt es, dieser deutsch-französische Freundschaftsvertrag solle dazu beitragen, eine enge Partnerschaft zwischen Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika herzustellen. Das ist der Wille des Hohen Hauses. Es heißt weiter, die gemeinsame Verteidigung im Rahmen des nordatlantischen Bündnisses und die Integrierung der Streitkräfte der in diesem Bündnis zusammengeschlossenen Staaten sei auch Sinn und Zweck dieses Vertrages. Weiter heißt es, unter Einbeziehung Großbritanniens und anderer zum Beitritt gewillter Staaten sei die weitere Stärkung dieser Gemeinschaften, der EWG und der NATO, anzustreben.
    Das ist mehr als ein Wort, meine Damen und Herren. Sie wissen, daß die Präambel vor der Unterzeichnung des deutsch-französischen Vertrages eine erhebliche Rolle gespielt hat. Dieses Gesetz ist die Richtschnur des Handelns der Regierung. Wenn sie etwas anderes will, mag sie vor den Bundestag treten und diese Bestimmungen aufheben lassen. Aber solange dieses bindende Gesetz für die Regierung besteht, hat sie alles zu tun, um im Rahmen der NATO und auch im Rahmen der EWG das durchzusetzen, was der erklärte Wille dieses Hohen Hauses ist.
    Die anderen Staaten, die Beneluxstaaten und Italien, sind ohne nationale Probleme. Sie tun sich leichter, weil negative Rückwirkungen für sie nicht so lebensentscheidend sein würden wie für uns. Wir sollten sie auffordern, für uns Verständnis zu haben. Wir sollten sie bitten, ihre Stimme in demselben Sinne zu erheben, wie wir es tun. Wir täten gut daran, die Europafreundlichkeit der Holländer zur Grundlage und als Beispiel zu nehmen.
    7478 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Dezember 1967
    Borm
    Nun geht es nur um den Verhandlungsbeginn. Wenn schon hier jene Schwierigkeiten bestehen, was soll dann erst werden, wenn es zur letzten, zur endgültigen Entscheidung kommt? Wir wissen, die letzte Entscheidung kann nur einstimmig gefaßt werden. Es besteht ein Streit darüber — ich will das nicht wiederholen —, ob bereits die Aufnahme von Verhandlungen der Einstimmigkeit bedarf oder nicht. Sei dem, wie es sei. Der Bundesaußenminister hat dargelegt, daß er es für notwendig und vernünftig gehalten hat, die Notwendigkeit der Einstimmigkeit auch bei der Aufnahme von Verhandlungen zu respektieren.
    Aber frei sind wir ohne Zweifel für informative Gespräche mit allen, die eintreten wollen, frei ist auch die Kommission in Brüssel. Frei sind die einzelnen EWG-Länder; denn diese sind es ja, die in der Endphase durch ihre Parlamente jedes für sich die Ratifizierung eventuell entstehender Verträge über den Beitritt dieser oder jener Länder zu beschließen haben.
    Meine Damen und Herren, Europa kann nicht länger durch nur einen Mann seine Zukunft gefährden lassen. Der Punkt ist erreicht. Die Zurückweisung Englands würde eine gefährliche europäische Entwicklung in die Wege leiten, deren Konsequenzen wir heute nicht übersehen können und die wir nicht unter Kontrolle werden halten können. Hierzu dürfen wir niemals die Hand reichen. Das bedeutet: elastisch in der Methode, unnachgiebig im Ziel. Gibt de Gaulle nicht nach, muß England vor der Tür bleiben. Dann wäre die Vertrauensgrundlage innerhalb der EWG nicht mehr gegeben, mühsam würde sich die EWG dann als ein amorphes Gebilde hinschleppen und am Ende hinsiechen. Das wäre ein Schrekken ohne Ende.
    Es gibt nur eine Lösungsmöglichkeit. Sie besteht in der Schaffung eines einigen, eines freien und eines zunächst in seinen freien Teilen starken Europas, einer mächtigen Wirtschaftsmacht als Partner für Osteuropa in friedlicher Entwicklung und für die Welt. Wer diese Möglichkeit, zu der es keine Alternative gibt, verbaut, blockiert, schließt sich selber aus. Die lachenden Dritten wären jene, die immer glauben, aus der Uneinigkeit der freien Welt ihre Vorteile ziehen zu können. Wohl kann de Gaulle Europa in tödliche Gefahren stürzen, aber wir dürfen nicht einem solchen Werk Vorschub leisten, um nicht mitschuldig zu werden.
    Die Bundesregierung möge sich gesagt sein lassen: jetzt ist die Zeit des Taktierens vorbei. De Gaulle muß jetzt zu einer prinzipiellen Entscheidung gestellt werden. Stellen wir die Dinge doch nicht auf den Kopf. Nicht wir wollen die Römischen Verträge ändern oder etwas hineininterpretieren, was man Herrn de Gaulle nicht zumuten könnte. Wir verlangen weiter nichts als die Wahrung unseres Rechts. Wir legen die Römischen Verträge nach Buchstaben und Sinn aus. Wir lassen es uns aber auch nicht gefallen, wir dürfen es uns nicht gefallen lassen, daß diese Verträge ständig, wenn nicht gebrochen, so aber in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Das Verfahren ist vorgeschrieben. Art. 237, wir hörten es, regelt das Verfahren des Eintritts.
    Hiervon dürfen wir nicht lassen. Verhandlungsverweigerung gegenüber einem Staat, wer immer es sei, dessen Sanierung wir verlangen, ist ein unfaires Spiel, das wir nicht mitmachen dürfen. Wir fordern die Regierung auf, unmißverständlich zu handeln. Das Recht steht auf unserer Seite. Die Zukunft Europas steht auf dem Spiel.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Apel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Apel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Herr Borm hat eben von den Schrecken ohne Ende gesprochen. Das war für mich seine Rede. Entschuldigen Sie, daß ich das so sage. Man kann hier natürlich keine Oppositionsrede über den fehlenden Mut der Bundesregierung halten und dann in der Sache eigentlich nichts aussagen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir sind doch nicht zusammengekommen, um Glaubensbekenntnisse über Europa auszutauschen, sondern wir sind wegen eines sehr ernsten Anliegens zusammengekommen. Wenn ich mir das, was Sie ausgesagt haben, genau angucke, kann ich nur sagen, es gibt keine konkrete Aussage, die man der Regierung für die Verhandlungen in der nächsten Woche mit auf den Weg geben kann.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Insofern, muß ich Ihnen sagen, war der Beitrag der Opposition — gestatten Sie mir diese Bemerkung — mehr als kümmerlich.
    Sie haben gesagt, daß die Zeit des Taktierens vorbei sei, und Sie haben die Regierung zum Handeln aufgefordert. Hat die Regierung denn nicht gehandelt? Ich habe für meine Fraktion das Gefühl, daß wir hier einen Bericht des Außenministers bekommen haben, der völlig deutlich macht, daß hier gehandelt wird, wenn auch vielleicht nicht so, wie Sie es wollen, emotional, mit großem Geschrei und viel Klamauk, sondern sachlich, ruhig, zielbewußt unter der Wahrung der deutschen Position und der europäischen Interessen. Das ist die Aufgabe unserer Regierung. Nur so kommen wir weiter.

    (Beifall Herr Borm, lassen Sie mich ein Weiteres sagen. Natürlich weisen wir mit allem Ernst und mit allem Nachdruck ,die Art und Weise zurück, wie von seiten des französischen Staatspräsidenten die Fragen des britischen Beitritts behandelt werden. Aber es geht bei dieser Frage doch nicht nur um den britischen Beitritt. Es geht auch darum, diese Gemeinschaft der Sechs funktionsfähig zu halten. Die Engländer sind nicht daran interessiert, in einen politischen und ökonomischen Trümmerhaufen einzutreten. Sie wollen in eine funktionsfähige Gemeinschaft eintreten. Insofern gibt es die doppelte Aufgabe der Bundesregierung, mit allem Nachdruck deutlich zu machen, daß wir ,die Erweiterung der Gemeinschaft wollen, aber auch deutlich zu machen, daß die FunkDeutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Dezember 1967 7479 Dr. Apel tionsbedingungen der Gemeinschaft und auch die juristischen Reglements gewisse Grenzen setzen. Der Bundesaußenminister hat für mich überzeugend deutlich gemacht, daß es hierbei nicht um Juristerei geht, nämlich darum, ob man Verhandlungen gegen den Willen eines Partners aufnehmen könne oder nicht. Das kann man vielleicht juristisch beweisen. Juristen beweisen notfalls alles. Ich bin kein Jurist. Deswegen habe ich mir diese Bemerkung ertaubt. Ich gehe nachher auch ganz schnell durch eine Seitentür aus dem Saal heraus. — Juristen beweisen auch schlechte Dinge, Herr Metzger. Es geht hier nicht um Juristerei, sondern darum, daß wir wissen müssen, daß Verhandlungen, wenn sie offiziell aufgenommen werden, auch zum Erfolg führen müssen. England hat bereits mehrere Male Anläufe unternommen, um in die Gemeinschaft hineinzukommen. Deswegen muß mit Beginn der Verhandlungen deutlich werden, daß diese Verhandlungen Erfolg haben können. Sonst haben sie keinen Zweck und sind nur Demonstration mit dem Ziel der Zerstörung der EWG. Die EWG ist aber kein Bundesligaverein, in dem man beliebig Spieler oder Trainer auswechseln kann, sondern ein sehr feinnerviges politisches und ökonomisches Gewebe, das auch wir nur unter der Gefahr des ökonomischen Selbstmords aufs Spiel setzen können. Das heißt nicht — und das hat der Bundesaußenminister sehr deutlich gemacht —, daß damit keine Möglichkeiten deutscher Politik gegeben sind. Ich halte es für richtig, •daß in der nächsten Woche im Ministerrat versucht wird abzustimmen. Es muß deutlich gemacht werden, wie die Fronten stehen, wie die Partie steht, 6 : 0 oder 5 : 1. Dennnoch ist am 19. Dezember die Diskussion um die Erweiterung der EWG nicht zu Ende. Es gibt positive Ansätze zu weiteren Gesprächen, über die wir jetzt nicht diskutieren sollten, die sowohl für die Briten als auch für die EWG akzeptabel sein könnten. Das Pokerspiel um die europäische Zukunft geht weiter. Unsere Bundesregierung spielt in diesem Pokerspiel eine 'besondere Rolle. Die Ausführungen des Bundesaußenministers haben die Sozialdemokraten davon überzeugt, daß wir gut im Rennen liegen, daß wir unsere nationalen wie auch unsere europäischen Anliegen gut vertreten und daß wir den Franzosen ;in den Frühstücksgesprächen der letzten Tage 'deutlich gemacht haben, daß wir eine ganze Reihe von Fragen — von der Agrarfinanzierung bis zur Entwicklungshilfe für die assoziierten Gebiete — zur Diskussionstellen müssen, wenn nicht bis zum Ende der Übergangszeit der EWG deutlich wird, wie es mit der EWG hinsichtlich ihrer geographischen Erweiterung weitergeht. Es kommt nicht darauf an, hier große Worte zu sprechen, es kommt nicht darauf an, Demonstrationen zu machen, die im Endeffekt nur störend 'wirken. Das einzige, was zählt, das einzige, worauf es ankommt, ist das Ergebnis einer Erweiterung der EWG. Wir Sozialdemokraten sind heute davon überzeugt, daß die Bundesregierung jetzt — vielleicht müssen wir uns in einigen Wochen über diese Frage erneut unterhalten — ihre Pflicht voll und ganz getan hat. Dafür danken wir Ihnen, Herr Bundesaußenminister. Das Wort hat der Abgeordnete Metzger. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, der Bundestag muß die Gelegenheit benutzen, deutlich zu machen, daß wir in der Frage des Beitritts Großbritanniens und der Frage der Fortentwicklung der EWG einig sind und daß wir in diesen Fragen auch entschieden sind. Deswegen hegrüße ich das, was der Herr Bundesaußenminister heute hier ausgeführt hat. Ich habe mich insbesondere darüber gefreut, daß er idie juristischen Fragen, die ja doch nicht ganz ohne Bedeutung sind, in dieser 'differenzierten Weise vorgetragen hat. Wir sind uns ,darüber im klaren, daß wir die Einheit Europas wollen und daß es, wenn wir diese Einheit wollen, notwendig ist, daß Frankreich dazugehört, daß aber ebenso Großbritannien dazugehört. Wir 'können weder auf die einen noch auf die anderen verzichten. Das 'bedeutet für uns eine schwierige Aufgabe. Das bedeutet, daß wir in bezug auf den Beitritt Großbritanniens Verpflichtungen haben, von denen wir uns nicht lösen können, und daß wir uns Gedanken darüber machen müssen, wie wir diese Verpflichtungen erfüllen können. In diesem Zusammenhang eine Bemerkung. Ich stimme meinem Freunde Apel nicht ganz bei. Nach meinem Gefühl hat Kollege Born — wenn ich das offen sagen darf — zu lange gesprochen. Hätte er sich in seinen Ausführungen auf ein Drittel beschränkt, dann wäre deutlicher geworden, was er sagen wollte. Ich glaube aber, daß er im Prinzip mit uns übereinstimmt. Er hat ebenso wie die anderen deutlich gemacht, daß der Beitritt Großbritanniens notwendig ist und wir darauf nicht verzichten können. Bei dem Kolloquium, das das Europäische Parlament mit dem Ministerrat in der vorletzten Woche geführt hat, hat der Sprecher der christlich-demokratischen Fraktion, unser Kollege Illerhaus, erklärt: Die Tatsache, daß de Gaulle in einer Pressekonferenz so gesprochen hat, daß es praktisch wie ein Veto gegen den Beitritt Großbritanniens wirkt, bedeutet einen Mißbrauch eines Rechtes. Ich habe das im Namen der sozialistischen Fraktion des Europäischen Parlaments unterstrichen und mit bejaht. In der Tat — und das sollte deutlich gemacht werden —: das, was de Gaulle tut, ist der Mißbrauch eines Rechtes. Denn der Römische Vertrag — wir hatten von den Zielen gesprochen — ist in diesem Punkt absolut eindeutig. In der Präambel steht, daß die Vertrag7480 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Dezember 1967 Metzger schließenden, also auch Frankreich, den „festen Willen" haben, die Grundlagen für einen immer engeren Zusammenschluß der europäischen Völker — womit alle europäischen Völker gemeint sind, nicht nur die sechs, die bereits in der EWG sind — zu schaffen. Der Art. 237 des Vertrages muß unter Berücksichtigung dessen gesehen werden, was in der Präambel als Wille gekennzeichnet ist. Weiter ist in der Präambel davon die Rede, daß die Europa trennenden Schranken zu beseitigen sind und der Römische Vertrag auf dem Prinzip der Solidarität aufbaut. Es kann keiner sagen: Derjenige, der zu uns kommen will, befindet sich im Augenblick wirtschaftlich in einer gewissen Notlage und muß erst einmal dafür sorgen, daß er fit ist; dann kann er für uns in Frage kommen, Der Gedanke des Römischen Vertrages ist, daß der eine für den anderen einsteht. Wenn die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft dieses Prinzip nicht verfolgt hätte, wäre es einigen Mitgliedstaaten schlecht gegangen, auch Frankreich. De Gaulle vergißt viel zu rasch, daß auch er die Hilfe der EWG in Anspruch genommen und empfangen hat und daß Frankreich durch die Hilfe der EWG aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten herausgekommen ist. Über die Frage, ob Verhandlungen einstimmig oder mit Stimmenmehrheit beschlossen werden können, will ich jetzt nicht sprechen. Einen Hinweis möchte ich aber noch einmal deutlich herausarbeiten, weil er hilfreich sein kann. Wir haben ja die Aufgabe — das habe ich gestern im Auswärtigen Ausschuß auch dem Herrn Bundeskanzler gesagt —, die Regierung zu stützen, ihr zu helfen, damit sie ihre Aufgabe erfüllen kann. Der Art. 237 des Römischen Vertrages spricht davon, daß der Beschluß auf Beitritt durch den Ministerrat einstimmig gefaßt werden muß. Dann heißt es weiter: „nachdem er die Stellungnahme der Kommission eingeholt hat". Die Einstimmigkeit bezieht sich also auf diesen Beschluß, und das nachdem steht unter den Regeln, die im allgemeinen für den Vertrag gelten. Der Herr Bundesaußenminister hat völlig mit Recht den Art. 148 zitiert. Mindestens diese Bestimmung steht unter der Regel des Art. 148, d. h. der Ministerrat kann hier mit Mehrheit, und zwar mit einfacher Mehrheit, entscheiden. Wir haben gestern im Auswärtigen Ausschuß von dem Herrn Bundeskanzler gehört, und der Herr Außenminister hat es heute wieder gesagt: Falls Frankreich am 18. oder 19. Dezember der Aufnahme von Verhandlungen nicht zustimmt, soll der Antrag Großbritanniens auf dem Tisch bleiben. Wenn man dieser Meinung ist, wenn man so verfahren will, muß man sich natürlich Gedanken darüber machen, was man mit diesem Antrag dann tun kann. Da gibt es gar keine Zweifel, daß Möglichkeiten bestehen. De Gaulle hat mit einer apodiktischen Erklärung gesagt: Großbritannien ist zur Zeit nicht reif, in die EWG zu gehen; es ist wirtschaftlich, monetär usw. dazu nicht in der Lage. Er hat sich sogar fälschlicherweise auf den Bericht der Kommission bezogen. Die Kommission hat einen schriftlichen Bericht erstattet, in dem ganz eindeutig steht, daß sie im Prinzip der Meinung ist, daß man all diese Schwierigkeiten überwinden kann. Die Kommission sagt in diesem Bericht aber auch an verschiedenen Stellen, daß sie sich zu Einzelfragen noch nicht bis ins Detail äußern könne, sie müsse erst mit Großbritannien sprechen und habe dann die Möglichkeit, ein sachverständiges Urteil abzugeben. Ich frage: Können es die Fünf einfach hinnehmen, daß ein einziger eine völlig einseitige Behauptung aufstellt, die noch nicht einmal durch das, was der Bericht der Kommission sagt, begründet ist, nämlich die Behauptung, daß Großbritannien wirtschaftlich und monetär nicht reif sei, ohne daß sie das Recht in Anspruch nehmen, die Richtigkeit dieser Behauptung zu prüfen? Das ist doch wohl das allermindeste, was man verlangen kann. Wenn Herr de Gaulle sich schon darüber aufregen sollte und daraus Konsequenzen ziehen wollte — ich glaube nicht, daß er das wirklich tun wird —, wäre er eindeutig im Unrecht. Wenn das der Fall wäre, wüßte ich nicht, wie wir in absehbarer Zeit über die Krise hinwegkommen sollten. Es muß also doch zumindest die Möglichkeit bestehen, daß diese Behauptung des Herrn de Gaulle geprüft wird. Gestatten Sie eine Frage? Bitte schön! Herr Kollege Metzger, sollten Sie bei der Kritik an der französischen Haltung nicht auch hervorheben, daß es gaullistische Abgeordnete, z. B. den Kollegen de Lipkowski, gibt, die für einen Kompromiß eintreten, und sollten wir die Position dieser Kräfte nicht stärken? Ich bin Ihnen für diese Zwischenbemerkung sehr dankbar, Herr Dichgans. Es war ja interessant, daß im Europäischen Parlament einige gaullistische Abgeordnete versucht haben, das, was de Gaulle sehr hart gesagt hat, abzuschwächen. Allerdings, meine Damen und Herren, das muß ich aus meiner Erfahrung im Europäischen Parlament auch sagen: oft genug haben gaullistische Abgeordnete gesprochen, und dann hat de Gaulle gesprochen, und das hat dann völlig anders gelautet. Wir haben sogar einmal die Situation gehabt, daß ein gaullistischer Abgeordneter, Herr de Lipkowski, das Gegenteil von dem gesagt hat, was de Gaulle zur gleichen Zeit in der Pressekonferenz sagte. Also ich kann auf die Äußerungen der gaullistischen Abgeordneten nicht zuviel geben. Denn es zeigt sich, daß Herr de Gaulle auch auf seine Abgeordneten nicht allzusehr hört und daß es im Grunde genommen ziemlich einerlei ist, was diese sagen. Wir haben also die Situation — ich wiederhole es —, daß de Gaulle eine Behauptung aufgestellt hat und daß für die Fünf die Möglichkeiten gegeben sein muß, die Richtigkeit dieser Behauptung zu prüfen. Diese Möglichkeit besteht nach dem Art. 237 Abs. 1. Ich spreche nicht über den Abs. 2, Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Dezember 1967 7481 Metzger ich spreche über den Abs. 1. Nach diesem Abs. 1 kann, wenn der Antrag weiter auf dem Tisch liegt, der Ministerrat mit Mehrheit, d. h. als Organ der Gemeinschaft beschließen, daß die Kommission beauftragt wird, weitere Erkundungsgespräche zu führen und sich sachverständig zu äußern. Wenn die Kommission nach einer sehr gewissenhaften, sachverständigen, sachlichen und objektiven Prüfung zu dem Ergebnis kommt, daß die Schwierigkeiten nicht so sind, wie Herr de Gaulle sie darstellt, daß die Schwierigkeiten bei gutem Willen überwunden werden können, wird die Position des Herrn de Gaulle ganz anders sein. Zumindest wird er sich dann neue Vorwände aussuchen müssen, und in diese Situation sollten wir ihn, glaube ich, bringen. Wir sehen also: Wenn der Antrag auf dem Tisch bleibt, gibt es Möglichkeiten. Wir müssen Schritt für Schritt vorangehen. Was die Frage der Beweglichkeit Großbritanniens anlangt, so möchte ich auf folgendes hinweisen. Der Artikel 237 sieht vor, daß bei Abschluß eines Vertrages über den Beitritt Anpassungen vorgenommen werden. Die Vertragschließenden wußten auch, daß, wenn einer neu hinzukommt, das nicht von heute auf morgen geschehen kann, sondern daß da auch Anpassungen vorgenommen werden können, d. h., daß auch Stufenpläne ausgearbeitet werden müssen. Das kann durchaus im Rahmen des Beitrittsgesuchs erfolgen. Ich muß gestehen, ich verstehe Großbritannien sehr gut, das erklärt: Wir haben einen Antrag auf Beitritt gestellt und wollen, daß über diesen Antrag entschieden wird. Denn — meine Damen und Herren, seien wir uns darüber im klaren — wenn sich Großbritannien auf die Linie drängen läßt, daß es sich auf eine Assoziierung oder etwas Ähnliches einläßt, dann ist es bereits auf der schiefen Ebene. Darüber kann es meines Erachtens gar keinen Zweifel geben. Denn es ist ein Unterschied, ob ein Staat durch den Beitritt integriert wird, Souveränitätsrechte an die höhere Gemeinschaft abgibt, zur gleichen Zeit aber auch das Recht hat, in den Organen der Gemeinschaft mitzureden und mit zu entscheiden. Eine Assoziierung bedeutet nichts anderes als einen völkerrechtlichen Vertrag zwischen der EWG, diem Rechtssubjekt EWG, und Großbritannien. Zwar werden in der EWG die Entscheidungen getroffen, die sich für die Assoziierung auswirken; aber Großbritannien hat nicht die Möglichkeit, darauf einzuwirken, weil es in den Organen nicht vertreten sein wird. Ich bin der Meinung, das kann man einem großen und einem stolzen Volk nicht zumuten, und wir sollten uns nicht auf diese Linie begeben. Es ist ja interessant, daß der Außenminister Couve die Murville auf eine Äußerung hin, daß man sich vielleicht auch etwas anderes überlegen könnte, bereits erklärt hat, die anderen seien ja in bezug auf den Beitritt auch nicht mehr ganz sicher, die Front sei schon aufgeweicht. Wenn wir solche Erörterungen sehr laut anstellen, leisten wir den Bestrebungen dier französischen Regierung, dafür zu sorgen, daß der Beitritt nicht erfolgt, Vorschub. Wenn dann unter Umständen Verhandlungen aufgenommen werden, wenn es dann wirklich darum geht, nicht nur den Mund zu spitzen, sondern auch zu pfeifen, wird Frankreich — davon bin ich überzeugt, und die Geschichte der EWG und das Verhalten Frankreichs beweisen das —, wenn es beim Beitritt nicht mitzieht, auch gegen die Assoziation so viele Bedenken erheben, daß Großbritannien wieder vor der Türe steht. Wir müssen alles tun, dafür zu sorgen, daß Großbritannien nicht vor der Türe steht. Ich will noch einen Gedanken hinzufügen, der innenpolitisch von Bedeutung ist. Ich kann mich sonst auf all das beziehen, was hier gesagt worden ist. Ich denke nämlich an unsere Jugend. Unsere Jugend hat noch .so viel Idealismus, daß sie auf die Einigkeit Europas hofft. Wenn sie sieht, daß diese Einigkeit nicht verwirklicht werden kann, und zwar deswegen nicht verwirklicht werden kann, weil der nationale Egoismus triumphiert, wird sie entweder resignieren, oder eis wird sogar solche geben — das wäre sehr bedauerlich, aber wir müssen die Tatsache sehen —, die sich sagen: Wenn schon der nationale Egoismus zum Ziele führt, warum dann nicht auch hier? Wir sollten uns darüber im klaren sein: das Verhalten von de Gaulle stärkt den Nationalismus und es stärkt den Nationalsozialismus. Das muß auch einmal deutlich gesagt werden. Daran sollten wir denken und sollten uns über folgendes im klaren sein: wenn wir nicht eine klare Haltung einnehmen und wenn wir nicht alle Möglichkeiten wahrnehmen, bringen wir nicht nur Europa in Gefahr, bringen wir nicht nur unseren Ruf in Gefahr, sondern dann werden wir auch innenpolitische Entwicklungen einleiten, die keiner von uns wünschen kann. (Beifall bei der SPD und Abgeordneten der CDU/CSU.)


    (Heiterkeit.)


    (Zuruf des Abg. Metzger.)


    (Beifall bei den Regierungsparteien.)