Rede:
ID0514133700

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Herr: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Dr.: 1
    8. Jaeger.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 141. Sitzung Bonn, den 7. Dezember 1967 Inhalt: Amtliche Mitteilungen 7177 A Entwurf eines Gesetzes zur Verwirklichung der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, I. Teil, Zweites Steueränderungsgesetz 1967 (Drucksache V/2087) ; Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2320) — Zweite und dritte Beratung — Dr. Müthling (SPD) 7177 D Dr. Pohle (CDU/CSU) . . 7178 D, 7204 A Frau Kurlbaum-Beyer (SPD) 7179 A, 7188 B Genscher (FDP) 7179 B Dichgans (CDU/CSU) 7184 C Junghans (SPD) 7186 A Mischnick (FDP) 7190 C Dr. h. c. Strauß, Bundesminister . 7191 C Dr. Dahlgrün (FDP) 7200 C Schoettle, Vizepräsident . 7201 B, 7203 D Dorn (FDP) 7201 B, Zoglmann (FDP) 7203 A Dr. Koch (SPD) . . . . . . . 7205 D Frau Funcke (FDP) . . . . . . 7206 D Entwurf eines Gesetzes über die ertragsteuerlichen und vermögensteuerlichen Auswirkungen des Umsatzsteuergesetzes' vom 29. Mai 1967 und zur Änderung steuerlicher Vorschriften (DrittesSteueränderungsgesetz 1967) (Drucksache V/2185) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/2321), Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2307) — Zweite und dritte Beratung — Dr. Schwörer (CDU/CSU) 7210 C Entwurf eines Zehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung (Zehntes Rentenanpassungsgesetz) (Drucksache V/2182) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/2302), Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (Drucksache V/2301) — Zweite und dritte Beratung — Winkelheide (CDU/CSU) 7212 B Riegel (SPD) 7212 B Geldner (FDP) 7212 D Entwurf eines Gesetzes über die Verbilligung von Gasöl für Betriebe der Landwirtschaft (Gasöl-Verbilligungsgesetz — Landwirtschaft) (Drucksache V/2194); Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/2334), Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2322) — Zweite und dritte Beratung — Stooß (CDU/CSU) 7213 A Ertl (FDP) 7214 B Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7214 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141, Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 Fragestunde (Drucksachen V/2333, V/2347) Frage des Abg. Dr. Imle: Einfügung eines § 12 a in das Kohle-Anpassungsgesetz . . . . . . . . 7215 D Frage des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) : Absicht der Auflösung von Nebenstellen der Deutschen Bundesbank Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7216 A Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . 7216 B Köppler (CDU/CSU) 7216 C Frage des Abg. Weigl: Förderung von Orten zentraler Bedeutung . 7216 D Frage des Abg. Weigl: Berücksichtigung der bayerischen Regierungsbezirke Oberpfalz und Niederbayern bei der Schaffung neuer Bundesausbauorte 7216 D Frage des Abg. Junghans: Gründung einer Gesamtgesellschaft für die Steinkohle im Ruhrgebiet auf freiwilliger Basis 7217 A Frage des Abg. Junghans: Schaffung der Grundlagen für einen gesetzlichen Zusammenschluß der Bergbauunternehmen an der Ruhr . . . . 7217 A Frage der Abg. Frau Funcke: Erhöhung der Verbraucherpreise für Wasser, Strom und Gas Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 7217 B Frau Funcke (FDP) . . . . . . 7217 C Frage des Abg. Dröscher: Rechtsverhältnisse der deutschen Zivilbediensteten der alliierten Streitkräfte Jahn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7217 D Dröscher (SPD) . . . . . . . . 7218 A Fragen des Abg. Matthöfer: Sendungen des Bayerischen Rundfunks für ausländische Arbeiter Jahn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7218 C Matthöfer (SPD) . . . . . . . 7219 A Picard (CDU/CSU) 7219 D Ott (CDU/CSU) 7220 A Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 7220 B Frage des Abg. Strohmayr: Etwaige steuerliche Auswirkungen einer Erhöhung der Einheitswerte Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7220 D Strohmayr (SPD) . . . . . . . 7220 D Fragen des Abg. Krammig: Steuerliche Belastung der deutschen Obstverschlußbrennereien 7221 A Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Beurteilungsrichtlinien in der Bundesfinanzverwaltung Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7221 A Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 7221 A Fragen des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) : Neues Brennbuch für Abfindungsbrennereien Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7221 C Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . 7222 A Scheel, Vizepräsident 7222 B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 7223 A Frage des Abg. Berberich: Auflage zur Brennbuchführung Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7223 C Berberich (CDU/CSU) 7223 C Fragen des Abg. Wolf: Bundeswehrgarnisonen — Finanzausgleich Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7223 D Wolf (SPD) 7224 A Scheel, Vizepräsident 7224 A Fragen des Abg. Strohmayr: Sanierung des Gebäudes des Hauptzollamtes Köln Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7224 C Strohmayr (SPD) . . . . . . . . 7224 D Fellermaier (SPD) . . . . . . . 7225 C Fragen des Abg. Böhm: Meldungen betr. Errichtung eines Korps-Depots in der Gemarkung der Gemeinde Gaimersheim (Lkr. Ingolstadt) Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 III Fragen der Abg. Spitzmüller, Kubitza und Schultz (Gau-Bischofsheim) : Fehlerhafte Munition Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 7226 A Spitzmüller (FDP) 7226 C Kubitza (FDP) . . . . . . . . 7227 A Ollesch (FDP) . . . . . . . . 7227 A Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 7227 B Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 7227 C Borm (FDP) 7228 B Dr. Enders (SPD) 7228 C Jung (FDP) 7228 D Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Verteidigungspolitik (Drucksache V/2016) in Verbindung mit Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache V/2025), mit Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Verteidigungspolitik (Drucksache V/2041), mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes (FDP) (Drucksache V/1741) — Erste Beratung — und mit Antrag betr. Ausrüstung der Bundeswehr (FDP) (Drucksache V/1990) Fortsetzung der Beratung Brandt, Bundesminister 7229 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 7233 C, 7242 B Borm (FDP) 7233 C Dr. Jaeger (CDU/CSU) 7238 C Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 7243 A Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 7247 D Herold (SPD) 7251 A Haase (Kellinghusen) (SPD) . . . 7253 A Dr. Mommer, Vizepräsident . . . 7255 B Stahlberg (CDU/CSU) 7255 C Jung (FDP) 7256 D Dr. Schröder, Bundesminister . . 7257 B Nächste Sitzung 7261 C Anlagen 7263 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7177 141. Sitzung Bonn, den 7. Dezember 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    *) Siehe Anlage 7 **) Siehe Anlage 8 ***) Siehe Anlage 9 Anlage i Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 8. 12. Dr. Aigner * 8. 12. Frau Albertz 7. 12. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 7. 12. Dr. Artzinger * 8. 12. Bading * 8. 12. Dr. Barzel 8. 12. Bäuerle 7. 12. Bauer (Wasserburg) 9. 12. Berlin 15. 12. Blachstein 16. 12. Blumenfeld** 8. 12. Börner 7. 12. Brück (Holz) ** 8. 12. Dr. Burgbacher 8. 12. Cramer 17. 12. Dr. Dittrich 8. 12. Dröscher * 8. 12. Frau Dr. Elsner 15. 12. Dr. Eppler 7. 12. Flämig ** 8. 12. Frieler 8. 12. Dr. Furler * 8. 12. Gerlach * 8. 12. Gibbert 16. 12. Graaf 8. 12. Dr. Güde 11. 12. Haage (München) 15. 12. Haar (Stuttgart) 8. 12. Hahn (Bielefeld) * 8. 12. Dr. Hammans 8. 12. Dr. Hellige ** 8. 12. Frau Herklotz ** 8. 12. Hilbert 8. 12. Hussong 15. 12. Kahn-Ackermann ** 8. 12. Dr. Kempfler ** 7. 12. Frau Klee ** 8. 12. Dr. Kliesing (Honnef) ** 8. 12. Koenen (Lippstadt) 7. 12. Dr. Kopf ** 8. 12. Frau Korspeter 23. 12. Dr. Kübler 31. 12. Freiherr von Kühlmann-Stumm 8. 12. Kühn (Hildesheim) 9. 12. Kulawig * 8. 12. Kunze 31. 12. Lenz (Brühl) 31. 12. Lenze (Attendorn) ** 8. 12, Dr. Lindenberg 15. 12. Lücker (München) * 8. 12. Mauk * 8. 12. Frau Dr. Maxsein ** 8. 12. *) Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments **) Für die Teilnahme an einer Versammlung der WEU Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. von Merkatz ** 8. 12. Merten 31. 12. Metzger * 8. 12. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 15. 12. Frau Mönikes 15. 12. Müller (Aachen-Land) * 8. 12. Paul 31. 12. Pöhler ** 8. 12. Richarts * 8. 12. Richter ** 8. 12. Riedel (Frankfurt) * 8. 12. Dr. Rinderspacher ** 8. 12. Rollmann 15. 12. Dr. Rutschke ** 8. 12. Prinz zu Sayn-Wittgenstein- Hohenstein 20. 12. Schmidt (Würgendorf) 9. 12. Dr. Schulz (Berlin) ** 8. 12. Dr. Serres ** 8. 12. Steinhoff 31. 12. Tallert 12. 1. 1968 Vogt ** 8. 12. Dr. Wahl 15. 12. Weimer 7. 12. Wienand ** 8. 12. Baron von Wrangel 7. 12. Anlage 2 Umdruck 311 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verwirklichung der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, I. Teil, Zweites Steueränderungsgesetz 1967 - Drucksachen V/2087, V/2320 -. Der Bundestag wolle beschließen: Artikel 1 wird gestrichen. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 3 Umdruck 317 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Schmidt (Wuppertal), Schulhoff, Dr. Schwörer, Regling, Feuring, Frau Funcke und Genossen zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die ertragsteuerlichen und vermögensteuerlichen Auswirkungen des Mehrwertsteuergesetzes vom 29. Mai 1967 und zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Drittes Steueränderungsgesetz 1967) - Drucksachen V/2185, V/2307 -. Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Artikel 1 wird vor der bisherigen Nummer 1 die folgende Nummer 01 eingefügt: „01. In § 6 Abs. 2 erhält der letzte Halbsatz die folgende Fassung: 7264 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 ,wenn die Anschaffungs- oder Herstellungskosten, vermindert um einen darin enthaltenen Vorsteuerbetrag (§ 9 b Abs. 1), für das einzelne Wirtschaftsgut 800 Deutsche Mark nicht übersteigen.' " 2. In Artikel 4 erhält Nummer 2 die folgende Fassung: ,2. In § 19 Abs. 2 Satz 3 werden die Worte „deren Anschaffungs- oder Herstellungskosten 600 Deutsche Mark nicht übersteigen" durch die Worte „deren Anschaffungsoder Herstellungskosten, vermindert um einen darin enthaltenen Vorsteuerbetrag (§ 9 b Abs. 1 des Einkommensteuergesetzes), 800 Deutsche Mark nicht übersteigen" ersetzt.' 3. In Artikel 4 Nr. 3 Buchstabe a erhält die Nummer 1 die folgende Fassung: ,1. hinsichtlich der Worte in Absatz 2 Satz 3 „vermindert um einen darin enthaltenen Vorsteuerbetrag (§ 9 b Abs. 1 des Einkommensteuergesetzes), 800 Deutsche Mark" erstmals für Wirtschaftsgüter, die nach dem 31. Dezember 1967 angeschafft oder hergestellt werden,".' Bonn, den 6. Dezember 1967 Dr. Schmidt (Wuppertal) Genscher Schulhoff Logemann Dr. Schwörer Dr. Mühlhan Regling Opitz Feuring Ott Frau Funcke Peters (Poppenbüll) Frau Dr. Diemer-Nicolaus Porsch Dorn Schlee Dr. Eckhardt Dr. Schmid-Burgk Dr. Emde Spitzmüller Ertl Stooß Geldner Zoglmann Freiherr von Gemmingen Anlage 4 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Krammig (CDU/CSU) zu Punkt 4 der Tagesordnung (zur Abstimmung über Umdruck 311). Ich stimme dem Antrag auf Umdruck 311 zu, weil mir dieser Antrag die Möglichkeit gibt, gegen die unbefristete Einführung der Ergänzungsabgabe zu stimmen. Im Finanzausschuß hatte ich den Antrag gestellt, die Ergänzungsabgabe auf vier Jahre als Deckungsmittel im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung zu beschränken. Dieser Antrag wurde angenommen, 'später aber auf Grund des Votums .des Haushaltsausschusses wieder aufgehoben. Die Ergänzungsabgabe soll den vorübergehenden Spitzenausgleich im Bundeshaushalt bewirken. Ihre Aufrechterhaltung auf Dauer, jedenfalls auf eine Dauer, die über die mittelfristige Finanzplanung hinausgeht, halte ich für bedenklich. Ich stimme also dem Antrag der FDP zu, da ein Befristungsantrag nicht vorliegt. Anlage 5 Schriftliche Erklärung .des Abgeordneten Winkelheide (CDU/CSU) zu Punkt 6 der Tagesordnung. Im Namen der Fraktion der CDU/CSU gebe ich folgende Erklärung zur Verabschiedung des 10. Rentenanpassungs-Gesetzes ab. Der vorliegende Bericht stellt noch einmal die Daten des Gesetzes fest: 8,1 % Anpassung in der Rentenversicherung, 7,2 % in der Unfallversicherung. Rund 2,3 Milliarden DM ergibt diese Anpassung an Mehraufwendungen, das heißt also, daß die Rentner in allen Sparten insgesamt 2,3 Milliarden DM im Jahre 1968 mehr erhalten. Dieses Gesetz verwirklicht zum 10. Male die Rentenanpassung, wie sie 1957 in den Rentenversicherungs-Neuordnungsgesetzen festgelegt worden ist. Mit Genugtuung schauen wir auf die 10 Jahre der Neuordnung der Rentenversicherungsgesetze zurück. Rund 98 % an Rentenerhöhungen sind in den letzten 10 Jahren vollzogen worden. Das ist eine beachtliche Leistung. Über 8,5 Millionen Rentner vertrauen auf dieses Kernstück der Rentenversicherung. Durch dieses Gesetz rechtfertigen wir das Vertrauen der Rentner. Trotzdem kann man dieses Anpassungsgesetz nicht abseits sehen von den Maßnahmen, die am Freitag im Finanzplanungsgesetz zur Verabschiedung anstehen. Gerade dieser Anlaß bietet bei der Verabschiedung des 10. Rentenanpassungsgesetzes noch einmal Gelegenheit, auf das tragende Grundelement der Rentenversicherung hinzuweisen: der Solidarität der Generationen einerseits und auch auf die Wechselwirkung der Solidarität andererseits. Diese Leistungen erfordern eine Beitragserhöhung auf der Seite der Aktiven und einen Beitrag zur Krankenversicherung der Rentner auf der Seite der Inaktiven. Das bedeutet sicherlich ein Opfer. Die Gründe dafür hat Kollege Stingl am 26. Oktober in diesem Hohen Hause eingehend dargelegt. Wir sind sicher, daß die erhöhte Anforderung an die Solidarität auf ein notwendiges Verständnis draußen im Lande stoßen wird. Andererseits sind wir auch davon überzeugt, daß die Belastung der Inaktiven zur Rentnerkrankenversicherung als die wechselseitige Solidarität gegenüber den Aktiven gesehen wird. Der tiefere Sinn der Anpassung ist doch der, alle Rentner teilnehmen zu lassen an der Fortentwicklung des Ertrages unseres Wirtschaftslebens. Die Rentner sollen sich nicht außerhalb der Gesellschaft fühlen — sondern innerhalb. Zusammenfassend möchte ich erklären, daß die CDU/CSU-Fraktion die Sorge um die Sicherung des Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7265 Alters als eine gesellschaftspolitische Aufgabe von hohem Range ansieht, die Priorität hat. Dabei sind wir uns der wirtschaftlichen, finanziellen, sozialpolitischen Realitäten und Wechselwirkungen stets bewußt. Die Sorge um die älteren Mitmenschen und den Wert des Alters wird uns nicht verlassen, und deshalb wird unser Bemühen nicht erlahmen, uns dafür einzusetzen, daß das Kernstück der Rentenversicherung auch über die 10. Anpassung hinaus erhalten bleibt — auch wenn es Opfer kostet. Die CDU/CSU stimmt dem Gesetz zu. Anlage 6 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Geldner (FDP) zu Punkt 6 der Tagesordnung. Der Entwurf eines 10. Rentenanpassungsgesetzes sieht ebenso wie der Ausschußbericht — Drucksachen V/2301, V/2302 — eine Verbesserung der Leistungen an die Rentner der gesetzlichen Rentenversicherung und der gesetzlichen Unfallversicherung in Höhe von 2,32 Milliarden DM vor. Normalerweise wäre dies ein doppelter Anlaß, diesen Gesetzentwurf besonders zu würdigen: Einmal wegen der Jubiläumszahl 10, in der die 10. Anpassung in ununterbrochener Reihenfolge zum Ausdruck kommt, und zum anderen, weil es sich auch um die absolut höchste Anpassung handelt. Nimmt man die Dinge im Zusammenhang mit der sogenannten mittelfristigen Finanzplanung, sehen sie allerdings etwas anders aus. Diese 10. Rentenanpassung 'ist gleichzeitig 'der Beginn kontinuierlich wachsender Steigerungen der Beitragssätze der versicherten Arbeiter, Angestellten und Selbständigen. Diese 10. Rentenanpassung wird außerdem den Rentnern nicht das bringen, was der unbewanderte Betrachter dieser Zahlen vermuten könnte. Von den ausgewiesenen 2,19 Milliarden DM für die Anhebung der Bestandsrenten aus der gesetzlichen Altersversicherung werden nur etwa 1,7 Milliarden DM tatsächlich an die Renter bezahlt werden. Rund 25 % der Leistungsverbesserungen sind Leistungsverbesserungen theoretischer Art. Dies ist allerdings nicht aus diesem Gesetzentwurf, sondern erst aus dem Finanzänderungsgesetz, II. Teil, zu entnehmen. Hier wird zunächst eine schöne Optik betrieben, der der Pferdefuß einen Tag später folgt. Die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen tun zwar, als bliebe alles beim Alten, in der Tat aber wird in das soziale Leistungsrecht beträchtlich eingegriffen. Wir Freien Demokraten halten von solch einem Verfahren um der Optik willen nichts. Für den Rentner ist nicht entscheidend, was er theoretisch bekommt, sondern was ihm zum Leben zur Verfügung bleibt. Sie werden ihm daher auch nicht einreden können, daß die Leistungen in den Rentenversicherungen der Arbeiter und Angestellten „nicht angetastet werden", wie es in einem Flugblatt zur Rechtfertigung der CDU/SPD-Koalition gegenüber Millionen Haushalten versucht wird. Die Millionen Betroffenen sind über das soziale Leistungsrecht besser unterrichtet, als es dieser Koalition lieb sein kann, von den Versprechungen der CDU und der SPD in der Vergangenheit für die weitere Zukunft ganz zu schweigen. Sie werden die Stunde der Wahrheit über den möglichen sozialen Leistungsrahmen unter den jeweils gegebenen Wirtschaftsverhältnissen nicht vermeiden können; auch wenn mit diesem und anderen Gesetzen versucht werden sollte, mit finanziellen Manipulationen und Tricks den Zeiger etwas aufzuhalten. Es gehörte zu den Gepflogenheiten der Sozialdemokratischen Partei vor (ihrer Beteiligung an der Regierung, im Rahmen der Beratung der Anpassungsgesetze besonders kritisch darauf hinzuweisen, daß der Anteil des Bundeszuschusses an den Gesamtausgaben der Rentenversicherung 'ständig sinkt. Wir Freien Demokraten stellen nach einjähriger Tätigkeit der SPD im Regierungslager dazu nüchtern fest, daß sich an dieser 'in ihrer Oppositionszeit kritisierten Entwicklung gar nichts ändert; im Gegenteil: der von der SPD kritisierte Prozeß setzt sich unter ihrer Regierungsverantwortung in verstärktem Maße fort. Wenn es sich in der Vergangenheit nicht um Kritik um der Kritik willen gehandelt hat, dann ist heute festzustellen, daß es damals entweder an der nötigen Einsicht oder heute am entsprechenden Durchsetzungsvermögen in der Regierung gefehlt hat. Hatte das Absinken der Bundeszuschüsse an den Gesamtausgaben bisher keine Konsequenzen im Hinblick auf Beitragserhöhungen, so ist dies ab 1.Januar 1968 anders. Durch die Beitragserhöhung infolge des Steigerungssatzes von 14 auf 15 % sollen rund 1,9 Milliarden DM an zusätzlichen Einnahmen erzielt werden, also ungefähr das, was die Rentenanpassung bei echter Anpassung kosten würde. Damit sind erstmalig die verbesserten Leistungen für die Rentner nicht mehr aus dem volkswirtschaftlichen Wachstumsprozeß zu finanzieren. Das verfügbare Einkommen der Arbeiter, Angestellten und Selbständigen muß gekürzt werden, um die wachsenden Leistungen für die Rentner zu finanzieren. Das gilt in allen Sektoren, in denen vom 1. Januar 1968 an nicht automatisch Lohn- und Gehaltserhöhungen wirksam werden. In diesem Zusammenhang scheint ein Wort zur konjunkturellen Situation von Bedeutung. Vertreter der Koalitionsfraktionen haben es als ein besonderes Ereignis gefeiert, daß die Empfänger von Sozialeinkommen sich als Stabilisierungsfaktor in den letzten Monaten erwiesen hätten. Offensichtlich war ihnen die Erkenntnis neu, daß die Bedarfsstruktur der Rentner im wesentlichen von Gütern des in-elastischen Bedarfs bestimmt ist, und daß daher z. B. die Nachfrage nach Automobilen von anderen Faktoren als die nach Brot, Kartoffeln, Fleisch und Gemüse abhängt. Ich verweise in diesem Zusmmenhang auch auf das Jahresgutachten der Sachverständigenkommission, damit keiner dem Irrtum unterliegt, als könne durch eine Verlagerung von Einkommen aus den Arbeitnehmerhaushalten in die der Rentner die konjunkturelle Situation in einem positiven Sinne belebt werden. 7266 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 Eine ganz andere Frage sind die sozialen Gründe, die eine Anhebung der Bestandsrenten rechtfertigen. Hier war es bisher üblich, die Rentenanpassung mit einer Phasenverzögerung entsprechend der Lohn- und Gehaltsentwicklung vorzunehmen. Man hat dies so getan, obwohl die Rentenversicherungsgesetze als Kriterien für die Anpassung a) die Entwicklung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, b) die Produktivität sowie c) das Volkseinkommen je Erwerbstätigen (§ 1272 Abs. 2 RVO) vorschreiben. Ein Abgehen von der verzögerten Lohnbezogenheit hätte allerdings eine weitere Öffnung der sogenannten Rentenschere bedeutet. Wir Freien Demokraten sind der Auffassung, daß es bei dem mit viel Gehirnakrobatik betriebenen Eingriffen in das Leistungsrecht — die nach Angaben der Großen Koalition gar keine sind — nicht bleiben wird. Die Rentenwechsel, die vor der Bundestagswahl 1957 ausgeteilt worden sind, müssen nunmehr eingelöst werden. Das soll allerdings nach Auffassung der FDP nicht dazu führen, daß es in Zukunft Gruppen von Rentnern gibt, die einseitig von der Erhöhung der allgemeinen Bemessungsgrundlage profitieren, und andere, die unter einseitigen Maßnahmen leiden. Wir bedauern sehr, daß die Koalition nicht in der Lage ist, Perspektiven aufzuzeigen, die von Wahlspekulationen frei sind, und eine langfristig solide Entwicklung für Rentner und Beitragszahler versprechen. Diese 10. Rentenanpassung ist keine echte Anpassung mehr im Sinne der bisherigen Regelungen. Wir glauben aber, daß trotz des fragwürdigen Zahlenmaterials der Bundesregierung die Dinge soweit überschaubar sind, daß eine Finanzierung der echten Leistungsverbesserungen für das Jahr 1968 gewährleistet erscheint. Wir werden daher der Anpassung zustimmen. Anlage 7 Umdruck 312 Antrag der Fraktion der FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland — Drucksache V/2025 —. Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, auf ein europäisches Sicherheitssystem hinzuwirken; dabei ist auch die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone in Mitteleuropa anzustreben. Dem Bundestag ist über diese Bemühungen fortlaufend zu berichten. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, unter den nuklearen und nichtnuklearen Partnerstaaten in der NATO eine Aufgabenteilung zwischen der konventionellen und atomaren Verteidigung gemäß dem Prinzip der „flexiblen Antwort" zu verwirklichen. Dadurch würden die vorhandenen Finanzmittel so sinnvoll wie möglich eingesetzt werden. 3. Darum wird die Bundesregierung aufgefordert, die Ausstattung der Bundeswehr mit atomaren Trägerwaffen aufzugeben und sich um eine Verstärkung der konventionellen Kampfkraft zu bemühen. 4. Die Bundesregierung wird aufgefordert, über den Briefwechsel zwischen den Außenministern Frankreichs und der Bundesrepublik hinaus Vereinbarungen zu suchen, die den Kampfauftrag der französischen Truppen in der Bundesrepublik, die Nutzung französischen Territoriums und die Unterstützung der Bundesrepublik durch sonstige Hilfsmittel Frankreichs im Falle einer Aggression festlegen. 5. Die Bundesregierung wird aufgefordert, baldmöglichst den Entwurf eines Gesetzes zur Organisation der Landesverteidigung vorzulegen, das die militärischen und zivilen Verteidigungsmaßnahmen koordiniert. Darüber hinaus ist sicherzustellen, daß in der Bundeswehr klare Kommandoverhältnisse vom Generalinspekteur abwärts geschaffen werden. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 8 Umdruck 313 Antrag der Fraktion der FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland — Drucksache V/2025 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, baldmöglichst einen Gesetzentwurf zur Neuordnung der Laufbahn der Unteroffiziere und Feldwebel (3. Laufbahn) vorzulegen. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 9 Umdruck 314 Antrag der Fraktion der FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland —Drucksache V/2025 —. Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine Beschaffung der kostspieligen und schwer zu wartenden Phantom-Maschinen weder als Übergangsflugzeuge noch endgültig als Nachfolgemuster der Starfighter für die Bundesluftwaffe in Erwägung zu ziehen. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, die finanziellen und technischen Kräfte auf die Ent- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7267 wicklung eines senkrechtstartenden Flugzeuges anstelle eines Nachfolgemusters für den .Starfighter zu konzentrieren. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 10 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 1. Dezember 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Strohmayr (Drucksache zu V/2299 Frage 118) : Ist der Bundesregierung bekannt, ob die zur Durchführung der sogenannten Schubladengesetze an die Länder und deren nachgeordneten Behörden ergangenen Verordnungsentwürfe, Einzelanweisungen und dergleichen inzwischen aufgehoben worden sind? Zur Beantwortung der von Ihnen gestellten Frage darf ich zunächst bemerken, daß es zwar die von Ihnen genannten Verordnungs-Entwürfe, daneben aber keine „Schubladengesetze" gegeben hat. Die Verordnungs-Entwürfe betrafen Materien, die nach Auffassung der Bundesregierung im Falle eines äußeren Notstandes möglicherweise einer raschen Regelung bedurften. Sie sollten weder automatisch noch global in Kraft treten, sondern erst nach einem an den konkreten Erfordernissen orientierten Beschluß des zur Gesetzgebung berufenen Verfassungsorgans. Die Entwürfe waren allerdings bereits vorsorglich ausgelagert, weil sie den durchführenden Verwaltungsbehörden sofort zur Verfügung stehen sollten, falls der Gesetzgeber die eine oder andere von ihnen als Gesetz oder Verordnung verabschiedet hätte. Die Verordnungs-Entwürfe, deren Zusammenfassung unter dem Namen „Verteidigungsbuch" bekanntgeworden ist, sind bereits Mitte Oktober dieses Jahres zurückgezogen worden. Die Bundesregierung hat dies am 20. Oktober 1967 nochmals ausdrücklich und öffentlich bestätigt. Die Bundesressorts und die Länder sind aufgefordert worden, die Vernichtung aller Entwürfe unverzüglich durchzuführen und bei den nachgeordneten Behörden zu veranlassen. Die Vernichtungsaktion ist noch im Gange; die ersten Vollzugsmeldungen liegen jedoch bereits vor. Einzelanweisungen oder sonstige Unterlagen zur Vorbereitung einer etwaigen Anwendung der ausgelagerten Entwürfe haben ebensowenig existiert wie „Schubladengesetze". Die Auflösung des Verteidigungsbuches ist also mit der Vernichtung der Entwürfe vollständig bewirkt. Eine formelle Aufhebung kam daneben nicht in Frage, weil die Entwürfe — wie ausgeführt — niemals Rechtsqualität erlangt hatten. Anlage 11 Wortlaut des Briefes des Bundesministers Dahlgrün vom 15. Juni 1965 an den Bundeskanzler (Veröffentlichung in der „WELT" vom 18. November 1966) Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Angesichts der sich zusehends verschlechternden Haushaltslage habe ich bereits im Finanzbericht 1965 eine mehrjährige Haushaltsdarstellung gegeben, in der ich die politisch Verantwortlichen eindringlich auf den steigenden Anteil der rechtlich festliegenden, insbesondere der gesetzlich begründeten Ausgaben hingewiesen und die Gefahren für die künftige Haushalts- und Finanzpolitik des Bundes deutlich. gemacht habe. Damit wollte ich auch weitere zwangsläufige Belastungen, die die Gestaltungsmöglichkeiten des Bundeshaushalts noch mehr einengen und die Grenzen des finanziell Vertretbaren und Möglichen überschreiten, verhindern. Schon die vom Bundestag noch bei der Verabschiedung des Bundeshaushalts 1965 über den Regierungsentwurf hinaus beschlossenen Mehrausgaben von 2,5 Mrd. DM (insbesondere Landwirtschaft! Vorfeldbereinigung 770 Mill. D-Mark; Änderung des Kindergeldgesetzes 617 Mill. DM; Deutsche Bundesbahn 400 Mill. DM; Straßenbau 120 Mill. D-Mark) stellen den Ausgleich des Bundeshaushalts 1965 in der Durchführung ernstlich in Frage. Inzwischen sind — gerade in der letzten Zeit — weitere Gesetze beschlossen worden, die die kommenden Jahre in besorgniserregender Weise belasten. Die Ausgaben steigen in einem Umfang, daß sie auch bei gleichbleibendem Wachstum unserer Wirtschaft im Rahmen der verfügbaren Einnahmen nicht gedeckt werden können, geschweige denn eine konjunkturgerechte Haushalts- und Finanzpolitik zulassen. Danach ist schon jetzt der Haushaltsausgleich, wie ihn Art. 110 Abs. 2 GG fordert, in größter Gefahr. Nicht nur im Bundestag — auch in den Ressorts und leider auch von Kollegen im Kabinett werden diese Tatsachen zur Kenntnis genommen, häufig ohne daß daraus Schlüsse gezogen werden. Man weist auf Steuermehreinnahmen hin, die zwar kommen werden, aber längst verbraucht sind, gibt mir den Rat, den Verteidigungshaushalt in Milliardenhöhe zu kürzen, oder bezweifelt ohne Begründung unsere Haushaltszahlen mit dem Hinweis, so schlimm werde es schon nicht kommen. Jeder hält seine Forderung für wahlentscheidend und dringt rücksichtslos auf Erfüllung. Daß zusätzliche Staatsausgaben in diesem Ausmaß ihre Wirkung auf Konjunktur und Stabilität haben müssen, wird häufig einfach aus dem Bewußtsein gestrichen, ebenso wie unsere Verpflichtungen aus dem EWG-Vertrag in dieser Richtung. Als Beispiele, die in der beigefügten Darstellung noch fehlen, erwähne ich din folgenden Fälle aus den letzten Tagen: a) Drucksache IV/3470 vom 24. Mai 1965 der Abgeordneten Varelmann, Winkelheide u. a. „Rentenbeihilfen für Rentenbezieher". Volumen nicht unter 200 Mill. DM bis zu 1 Mrd. DM. b) Im Innenausschuß will die FDP für 1965 doch noch in Höhe von 8 Prozent oder 9 Prozent eine lineare Erhöhung der Beamtenbesoldung mit einem 7268 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 Volumen von jährlich 1 Mrd. DM bis 1,2 Mrd. DM durchsetzen. Belastung für 1965 rund 250 bis 300 Mill. DM. c) Im Verteidigungsausschuß soll die Wehrsolderhöhung auf den 1. Juli 1965 vorgezogen werden (+ 31,5 Mill. DM), soll ein 13. Wehrsold eingeführt werden (+ 12,5 Mill. DM), soll ein Einrückungszuschuß von 20 DM für Putzmaterial jedem Rekruten zugebilligt werden (2,5 Mill. DM), und die Verpflichtungsprämien sollen um 150 Mill. DM erhöht werden. Dabei soll der Haushalt „gespart" haben, weil man eigentlich noch weitere Verbesserungen für notwendig gehalten hätte, zum Beispiel Übernahme der Kosten der Heilfürsorge für die Familienangehörigen und so weiter. d) Die Stadt Bonn drängt immer mehr auf Bundeshilfen und versucht mit Nachdruck alle Probleme zu einem Paket zusammenzuschnüren und dadurch einen Druck auszuüben, daß sie seit langem fast fertige Verhandlungsgegenstände jetzt mit neuen Forderungen koppelt. e) Zum 312-DM-Gesetz beschließen Bundestag und auch der Bundesrat flugs mit einem Volumen von etwa 90 Mill. D-Mark neue Verbesserungen über die Fassung des Regierungsentwurfs hinaus, wohl wissend, daß der Bundesregierung die Hände gebunden sind, weil sie das Gesetz jetzt nicht mehr scheitern lassen kann. Aus der Verantwortung für eine geordnete Finanz- und Haushaltswirtschaft habe ich die Haushaltslage des Bundes und ihre Entwicklung in den kommenden drei Jahren kritisch geprüft. Die beigefügte Darstellung kommt zu folgenden Ergebnissen: 1. Das laufende Rechnungsjahr 1965 wird voraussichtlich mit einem echten Fehlbetrag von etwa 2 Mrd. DM abschließen, der nur aus Kassenkrediten, das heißt, durch Geldschöpfung kurzfristig finanziert werden kann. 2. Für das Rechnungsjahr 1966 liegen die derzeitigen Anforderungen der Ressorts mit 77 Mrd. DM um 13 Mrd. DM (rund 20 Prozent) über dem Haushalt 1965. Davon sind bei Anlegung eines scharfen Maßstabes etwa 9 Mrd. DM als unabweisbarer gesetzlich oder politisch begründeter Bedarf anzuerkennen. Bei Mehreinnahmen von rund 4,6 Mrd. D-Mark verbleibt danach für 1966 ein ungedeckter Bedarf von etwa 5 Mrd. D-Mark. 3. Auch die Rechnungsjahre 1967 und 1968 sind in einem Maße vorbelastet, daß ein ungedeckter Bedarf von 5,9 Mrd. D-Mark für 1967 verbleibt, der sich durch die Notwendigkeit, das voraussichtliche Defizit 1965 abzudecken, auf über 8 Mrd. DM erhöhen kann. Für das Rechnungsjahr 1968 muß auch mit einem ungedeckten Bedarf von 5,5 Mrd. D-Mark gerechnet werden, der sich um einen sicher unvermeidbaren Kassenfehlbetrag aus 1966 wesentlich steigern wird. Diese Gesamtentwicklung bedeutet nicht nur den Verzicht auf eine konjunkturgerechte Haushaltspolitik, was heftige Kritik sowohl innenpolitisch wie innerhalb der EWG hervorrufen wird. Schlimmer noch: Sie trägt den Keim einer schweren Finanzkrise in sich, wenn nicht mit aller Entschiedenheit wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die folgenden Maßnahmen sind dabei zu prüfen: a) Sperrung aller vermeidbaren Ausgaben, b) Zurückweisung aller neuen Anforderungen, c) Prüfung, ob und inwieweit bestehende gesetzliche Verpflichtungen abgebaut oder zumindest ausgesetzt werden können, d) Erschließung zusätzlicher Einnahmen. Ich danke Ihnen, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, daß Sie mir für den 17. Juni 1965 um 11 Uhr einen Termin für das erbotene Gespräch gegeben haben. Mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr Rolf Dahlgrün
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. William Borm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ich wollte einem Widerspruch vorbeugen und habe mich sicherlich mißverständlich ausgedrückt. Ich habe das, was Sie damals gesagt haben, als ermutigend bezeichnet und stelle fest, daß Sie das jetzt wiederholt haben. Ich bin darüber befriedigt. Es war also gar kein Widerspruch. Jetzt haben wir uns sicher verstanden.
    In einem Ergänzungsweißbuch der britischen Regierung heißt es:
    Seit längerem vertritt die Regierung den Standpunkt, ein sowjetischer Angriff in Europa sei unter den gegenwärtigen Verhältnissen unwahrscheinlich, und im Falle irgendeiner Veränderung in diesen Verhältnissen würde sie vermutlich hinreichend gewarnt.
    Das ist wohl auch die Grundlage, von der wir auszugehen haben. Es wird also derzeitig von allen Seiten ein Angriff aus dem Osten nicht vermutet. Wir sollten die Zeit nutzen und nicht zuwarten.
    Als letztes sei mir folgende Bemerkung gestattet. Der Herr Kollege Zimmermann trug gestern vor, daß das Kriegsbild eines jugoslawischen Generals — er bezeichnete Jugoslawien als Mitglied des Warschauer Paktes; es ist ihm wahrscheinlich in der Hitze des Gefechts entgangen, daß Jugoslawien diesem Pakt nicht angehört — dahin gehe, daß ein begrenzter Krieg durchaus möglich sei und daß es möglich sei, in diesem Kriege taktische Waffen einzusetzen, ohne daß damit mit Sicherheit ein totaler Atomkrieg ausgelöst würde. Der General mag eine Meinung haben, welche er will. Bedenklich wind die Sache nur, wenn man ihn als Kronzeugen dafür anführt, daß wir uns in der Bundesrepublik in unserer politischen und geographischen Situation von den gleichen Überlegungen leiten lassen sollten. Ich glaube, wir tun unserer Politik den besten Dienst — der Herr Bundesaußenminister hat etwas Ähnliches verlauten lassen —, wenn wir uns nicht auf ein Kriegsbild einstellen, sondern wenn wir uns auf die Notwendigkeit einstellen, ein Friedensbild zu entwickeln, wenn wir nicht allzusehr über Kriegsstrategie nachdenken, sondern über die Friedensstrategie.
    Professor Weizsäcker hat den Weg gewiesen, und der ist wohl gewiß unverdächtig, ein illusionärer Phantast oder hoffnungsloser Pazifist zu sein. Wenn diese Fragen von der Politik her — sicher zunächst ohne spektakuläre Erfolge — überzeugend und beharrlich angefaßt werden, dann wird die Aufgabe, welche unsere Bundeswehr zu leisten hat, das ihre daran zu tun, die Sicherheit von Staat und Volk und unseres Landes zu gewährleisten, auf verläßlicheren Voraussetzungen beruhen und leichter zu lösen sein als heute, wo von unserer Politik noch
    manches zu tun ist, um jenen Frieden vorzubereiten, dem zu dienen unser aller Aufgabe ist.

    (Beifall bei der FDP.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Jaeger.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Richard Jaeger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Tatsache, daß der Verteidigungsminister ebenso wie der Außenminister in dieser zweitägigen Diskussion gesprochen haben, zeigt die enge Verzahnung, die zwischen ,der Verteidigungspolitik und der Außenpolitik besteht, einer Außenpolitik, die, so kann man vielleicht sagen, auf Entspannung hin ausgerichtet ist, und einer Verteidigungspolitik, die auf dem Prinzip der Sicherheit beruht. Nur derjenige, der sich nicht die Mühe gemacht hat, die Problematik unserer Zeit zu Ende zu denken, kann der Auffassung sein, daß es sich hier um einen Widerspruch handelt; und nur derjenige, der die Augen vor der Wirklichkeit verschließt, kann die Äußerung des Bundesfinanzministers kritisieren, in der Entspannung sei bisher nur Atmosphäre sichtbar geworden. Ja, es gibt Punkte in der Welt — wie Berlin —, wo ich sogar bezweifle, ob auch nur atmosphärisch eine Entspannung sichtbar geworden ist.
    Wir müssen uns bei der Entspannung darüber klarsein, daß es sich um ein Ziel der Politik handelt, ein Zwischenziel übrigens, denn das eigentlich Ziel aller Außenpolitik muß reine Friedensordnung sein, die man in Tat und Wahrheit als ein Werk der Gerechtigkeit bezeichnen kann.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Aber als ein Zwischenspiel kann und muß man die Entspannung bezeichnen. Sie aber heute schon als Faktum zu nehmen, das würde einfach der Wirklichkeit in Berlin, in Vietnam, in Nahost und an allen möglichen Stellen der Welt nicht entsprechen.
    Ich kann mich auf die Worte beziehen, die kein geringerer als der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des amerikanischen Repräsentantenhauses, der Kongreßmann Rivers, in Brüssel — einem Ort, gegen den Herr Kollege Borm hoffentlich keine Einwendungen hat — auf der Konferenz der Parlamentarier der NATO-Staaten, nunmehr Nordatlantische Versammlung genannt, gesprochen hat. Dort hat er gesagt, er sei am Tage vorher in Berlin an der Mauer gestanden, und seither wisse er, was er von Entspannung als Tatsache zu halten habe. Ich könnte demgegenüber aber auch die andere Seite zitieren: Die Sowjetunion begründet die Erhöhung ihres Verteidigungshaushalts mit der Verstärkung der internationalen Spannungen. Demgemäß wird auch dort, und zwar öffentlich, Entspannung keineswegs als Tatsache hingestellt.
    Das ändert gar nichts an der Sache, daß es sich bei der Entspannungspolitik um eine Politik handelt, die selbst so gegensätzliche Bundesgenossen wie die Amerikaner und die Franzosen in gleicher Weise betreiben und der auch wir uns mit guten Gründen angeschlossen haben. Es ist aber eben, um es genau zu sagen, keine Politik der Entspannung, sondern eine
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7239
    Dr. Jaeger
    Politik auf Entspannung hin. Es darf also keine Politik des „als ob" sein, denn Verteidigung, meine Damen und Herren, kann sich nicht an Wünschen und Hoffnungen orientieren, sondern einfach an den Fakten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und Abgeordneten der SPD.)

    Es ist für die Planung sowohl unserer Bundeswehr als auch des gesamten NATO-Bündnisses nicht die diplomatische Atmosphäre maßgebend, sondern allein das Zahlenwerk des Militärpotentials der möglicherweise gegnerischen Seite. Herr Kollege Dr. Zimmermann hat bereits gestern darauf hingewiesen, daß das militärische Potential des Warschauer Paktes noch nie so groß war, wie es heute ist. Wir haben eine Steigerung des sowjetischen Verteidigungshaushalts für 1968 um 15 %. Das ist mehr als in den letzten drei Jahren zusammen. Dabei handelt es sich nur um die offenen Zahlen des Verteidigungshaushalts, nicht um diejenigen Zahlen, die in anderen Haushalten untergebracht sind.


    (Zustimmung in der Mitte.)

    Wir wissen auch, daß die Armeen der Satellitenstaaten in diesen Jahren modernisiert worden sind. Wir wissen, daß die Sowjetunion ihre Anstrengungen nicht nur auf atomarem Gebiet vorgenommen hat — auf dem sie ja einiges gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika nachzuholen hat —, sondern auch auf konventionellem Gebiet, wo sie sowieso schon die stärkste Armee der Welt darstellt.
    Wir müssen uns außerdem überlegen, daß eine solche Armee wie die russische durchaus nicht nur für einen Krieg in Marsch gesetzt, sondern als ein handfestes Mittel militärischer Bedrohung verwendet werden kann. Auch vor einer solchen Pression muß uns die NATO und in ihrem Rahmen die Bundeswehr schützen. Es wäre — wie der Generalsekretär der NATO, Brosio, auf der gleichen Konferenz in Brüssel mit Recht gesagt hat — töricht, sich auf die guten Absichten der Sowjetunion und ihrer Verbündeten zu verlassen. Es wäre töricht, weil wohl niemand unbedingt und absolut an gute Absichten glaubt. Aber selbst dann, meine Damen und Herren, wenn es jemanden gäbe, der meint, jeder Staatsmann des Ostens sei ein geborener Friedensengel, sollte er sich doch wenigstens daran erinnern, wie einmal über Nacht ein pausbäckiger Friedensengel demontiert worden ist. Denn als Herr Chruschtschow gestürzt wurde, da hat das nicht nur kein westlicher Nachrichtendienst vorher erfahren, da hat es nicht nur keine Zeitung des Westens vorher geschrieben, sondern es wird auch behauptet, daß Herr Chruschtschow in der Frühe des Tages, an dem er mittags ging, es selbst noch nicht gewußt habe. Wenn aber in totalitären Staaten so schnell ein Umschwung in der Führung eintreten kann, dann kann sich das morgen wiederholen, und dann ist es möglich, daß auch — wenn ich so sagen darf — eine rotchinesische Fraktion, eine Richtung der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, auf einmal über Nacht die Macht ergreift, eine Fraktion, die den Kalten Krieg verschärft oder gar mit dem Gedanken des Heißen Krieges spielt. Für solche Fälle muß die Rüstung des Westens, an der die Bundeswehr einen unverzichtbaren Anteil stellt, abschreckend und abkühlend auf jeden wirken.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Deshalb glaube ich, daß eine sinnvolle, auf dem Prinzip der Sicherheit beruhende Verteidigungspolitik geradezu die Grundlage aller Entspannungsdiplomatie bildet, damit diese nicht am Ende mit einer großen Enttäuschung endet.
    Ferner hat Generalsekretär Brosio vor der Nordatlantischen Versammlung erklärt, daß er sich Entspannung nur auf dem festen Boden der Gemeinsamkeit und einer angemessenen Stärke vorstellen könne. Ich kann aber auch wieder die andere Seite zitieren. Paul Verner, Mitglied des Politbüros der SED, hat am 21. Oktober dieses Jahres in Berlin erklärt:
    Die Friedenspolitik der Sowjetunion und der anderen sozialistischen Staaten und ihre Anstrengungen zur Verstärkung der Verteidigungskraft sind eine untrennbare notwendige Einheit.
    Drüben läßt man bei der angeblichen Friedenspolitik nicht in den Verteidigungsbemühungen nach, sondern verstärkt sie mehr als in den letzten drei Jahren zusammen. Wir werden in unserer Entspannungspolitik auch nicht übersehen dürfen, daß uns die Sicherheit nur dann gewährleistet ist, wenn wir in der Verteidigungsanstrengung nicht nachlassen.
    Wir müssen die Chance außenpolitisch groß halten durch eine ideenreiche Politik der Entspannung und das Risiko möglichst klein halten durch eine kräftige Verteidigungspolitik im Rahmen des Bündnisses. Nun wird immer wieder — es ist auch heute geschehen — der Gedanke eines europäischen Sicherheitssystems in die Debatte geworfen. Wer wird nicht solchen Überlegungen gegenüber offen sein? Aber, meine Damen und Herren, ich mißtraue einem jeden europäischen Sicherheitssystem, in dem kein Platz für die Vereinigten Staaten von Amerika ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD.)

    Denn ohne den Rückhalt der Vereinigten Staaten könnten die Europäer selbst dann, wenn sie sich entschließen sollten — was derzeit ja nicht möglich ist —, sich zu einem europäischen Bündnis enger Art zusammenzuschließen, auch nicht allein standhalten.
    Die Erfahrungen der Geschichte zeigen uns: Das beste Sicherheitssystem ist und bleibt ein Bündnis, das mindestens so stark ist wie die Summe seiner möglichen Gegner. Ich bitte Sie, doch zu beachten, daß das derzeitige Sicherheitssystem — die NATO — seit fast 20 Jahren funktioniert und uns im westlichen Europa einschließlich der vorgeschobenen Stadt Berlin den Frieden, die Sicherheit und die Freiheit erhalten hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD.)

    Natürlich beruht dieses Sicherheitssystem auf der Furcht, die die Machtblöcke voreinander haben. Natürlich wäre es schöner, ein Sicherheitssystem würde auf Vertrauen gegründet sein. Aber, meine
    7240 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967
    Dr. Jaeger
    Damen und Herren, Vertrauen können Sie nicht zaubern und nicht durch Institutionen herbeizwingen. Jedenfalls, eine höhere Sicherheit, als die NATO in den letzten 20 Jahren Europa gegeben hat, kann auch ein anderes Sicherheitssystem nicht bieten, ganz abgesehen davon, daß dieses im Augenblick nicht im Blickfeld liegt.


    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Deshalb ist der Atlantikpakt und die Organisation, die auf ihm aufgebaut ist, lebensnotwendig für Europa im ganzen wie für Deutschland im besonderen.
    Hier ist von dem Jahr 1969 gesprochen worden. Es wird von vielen Seiten gefordert, man solle die NATO reformieren. Nun, wer die NATO reformieren will — im Inland und vor allem im Ausland —, der soll dazu Vorschläge machen. Wir Deutsche werden allen Vorschlägen offen sein, insbesondere auch solchen, die der Tatsache Rechnung tragen, daß Europa in den vergangenen zehn Jahren wesentlich erstarkt ist. Wir sind auch offen für die Idee, die der Präsident dieses Hohen Hauses einmal in einer Rede in Tokio dargelegt hat, daß die NATO kein Kreis mehr sei mit einem Mittelpunkt, sondern eine Ellipse mit zwei Mittelpunkten.
    Aber, meine Damen und Herren, dann muß man natürlich auch bereit sein, den zweiten Mittelpunkt zu schaffen,

    (Zustimmung in der Mitte)

    um dieses Europa auch verteidigungspolitisch enger zusammenzuschließen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    An uns, am Deutschen Bundestag, wird das ganz gewiß nicht scheitern.
    Der Generalsekretär der NATO, den ich schon zweimal zitiert habe, hat in seiner beachtlichen Rede in Brüssel auch von dem Plan der Sowjetunion gesprochen, daß man ab 1969 die NATO und den Warschauer Pakt sozusagen auf Gegenseitigkeit auflöse, um damit .die Blockbildung zu vermindern, ohne das Gleichgewicht zu verändern. Meine Damen und Herren, ich halte dies für einen höchst gefährlichen Plan, wenn man nicht etwas anderes an die Stelle der NATO setzt, was ebenso wirksam ist. So etwas ist — jedenfalls im Augenblick — nicht zu sehen. Der Osten hat ein System von Staaten, die längst durch eine Vielzahl zweiseitiger Abkommen aneinander gebunden sind, die auf der Grundlage — trotz allem — vieler gemeinsamer Interessen und sicherlich einer gemeinsamen Weltanschauung, vor allem aber auf der gemeinsamen Organisation der kommunistischen Internationale beruhen. Für den Osten ist der Warschauer Pakt nur ein äußeres Dach. Für uns im Westen aber stellt die NATO überhaupt die Möglichkeit dar, die Vielzahl nationaler Interessen — leider meistens auch noch in aller Öffentlichkeit — auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, nachdem man sich kräftig die Meinung gesagt hat. Wenn wir auf dieses Clearing House, wenn wir auf dieses Bündnis, wenn wir auf diese Möglichkeit gemeinsamer Beratung und Beschlußfassung verzichten, wüßte ich nicht, wie die Einheit der westlichen Welt überhaupt garantiert werden sollte.
    In diesem Bündnis der NATO liegt unsere Verteidigungspolitik, und jeder, der den Vorwurf erhebt, in Deutschland werde keine neue Konzeption der Bundeswehr entwickelt, sollte sich zuerst einmal die Tatsache vor Augen halten, daß jede Konzeption der Bundeswehr nur eine Teilkonzeption der NATO, unserer gemeinsamen Verteidigungsanstrengungen sein kann und nach unserer Vorstellung auch sein soll.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Der Auftrag, den die NATO der Bundeswehr gegeben hat, ist der gleiche, auch nach der Ministerweisung vom 9. Mai 1967, und die flexible response ist zwar jetzt erst offiziell zur Doktrin der NATO gemacht worden, aber sie war es praktisch doch schon lange. Daß die Bundeswehr auf dem Prinzip der massiven Vergeltung aufgebaut worden sei — wie Herr Kollege Ollesch gestern behauptet hat —, stimmt gar nicht. Sie können in den Lebenserinnerungen unseres Kollegen von Eckardt nachlesen, wie er von Konrad Adenauer nach Amerika geschickt wurde, um den Radford-Plan kaputtzumachen, einen Plan, der die Verteidigung allein atomar vorsah und konventionell nur einen Stolperdraht. Hätten wir in Deutschland nur einen Stolperdraht errichtet, dann hätten wir nicht zwölf Divisionen gebraucht, sondern nur zwölf Brigaden oder zwölf Regimenter.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Nein, de facto war schon seit langem die abgestufte Abschreckung das Prinzip, auf dem die NATO im allgemeinen und der deutsche Verteidigungsauftrag im besonderen beruhte. Er ist, wie ich sagte, der alte Auftrag: die Erhaltung und die Wiederherstellung der Integrität des NATO-Territoriums. Wenn ich aber diesen Auftrag habe und wenn ich mit einer Bedrohung rechnen muß, die nicht geringer, sondern stärker geworden ist, dann ist es allerdings sehr bedenklich, wenn man allzusehr den Rotstift ansetzt. Es wäre vor allem eine weltfremde Romantik, anzunehmen, man könne mehr Sicherheit für weniger Geld und weniger Menschen haben; vor allem dann, wenn man gleichzeitig verkündet, daß man auf alle atomaren Waffen, die einigermaßen einen Ersatz für Geld und Menschen darstellen können — wenn auch nur bis zu einem gewissen Grade —, auch noch verzichten will.
    Ich halte es auch für falsch, wenn man — hoffentlich nur außerhalb dieses Hauses — immer wieder die Behauptung aufstellt, unsere Bundeswehr sei veraltet. Meine Damen und Herren, sie ist doch eine Armee, die gerade erst aufgebaut ist, ja, deren Aufbau noch nicht in allen Punkten zu Ende gekommen ist. Weshalb sollte sie, die, wie Sie wissen, den modernsten Panzer der westlichen Welt, wenn nicht der Welt überhaupt, besitzt — weshalb sollte ausgerechnet sie veraltet sein? Wir dürfen schon um unserer Soldaten willen, aber auch um unserer Glaubwürdigkeit in der Welt willen, unsere Streitkräfte nicht ständig vermiesen. Wir sollten uns klar sein, daß wir in diesen zwölf Jahren des Auf-
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7241
    Dr. Jaeger
    baus der Bundeswehr ein Kapitel hinter uns gebracht haben, daß — ich glaube, so wird einmal der Historiker urteilen — die größte Friedensleistung ist, die deutsche Soldaten je vollbracht haben,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    den Aufbau nämlich aus dem Nichts. Das hat es in unserer Militärgeschichte noch nicht gegeben, auch nicht zu den Zeiten eines Scharnhorst, die in manchem eine Parallele zu unserer Zeit darstellen, vor allem wegen der Ideen .der Reform. Überall war schon eine Armee vorhanden; nur diesmal mußte man vom Nullpunkt an aufbauen. Ich glaube, für diese Leistung können wir allen Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften der Bundeswehr auch hier unseren besonderen Dank sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nun leiden wir Deutsche alle miteinander ganz zweifellos an der Krankheit des Perfektionswahns. Wir glauben, alles muß gleich, sofort, hundertprozentig in Ordnung sein, und nehmen nicht zur Kenntnis, was den Romanen selbstverständlich ist: daß alles menschliche Werk eben unvollkommen ist und bleibt. Aber auch von dieser allgemeinen Betrachtung abgesehen: Wie sollte unsere Bundeswehr vollkommener sein als unser junger Staat und unsere Gesellschaft?

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Wie sollte für die Bundeswehr das Problem der Tradition gelöst sein, wenn es für unseren Staat nicht gelöst ist?

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Die Bundeswehr ist ein Teil unseres Staates und
    ein Teil unserer Gesellschaft; sie kann deshalb nicht
    besser sein als unser Staat und unsere Gesellschaft.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir werden uns in den kommenden Jahren und Jahrzehnten eben gemeinsam und einheitlich darum zu bemühen haben, die Bundeswehr wie den Staat und die Gesellschaft auf der Grundlage, die wir geschaffen haben, weiterzuentwickeln und zu vervollkommnen.
    Nun ist ja — um auf den Auftrag 'der Bundeswehr zurückzukommen — am 9. Mai in der Ministeranweisung in Luxemburg festgelegt worden, daß die konventionellen Waffen verstärkt werden sollen — verstärkt und nicht abgebaut. In diesem Zusammenhang hat der Oberbefehlshaber Europa, General Lemnitzer, auf der Konferenz der Nordatlantischen Versammlung in Brüssel ausdrücklich darauf hingewiesen, daß er einen achtzehnmonatigen Wehrdienst für das mindeste in der jetzigen Zeit hält. Ich glaube, meine Damen und Herren, wenn wir Deutschen damit anfangen würden, davon abzugehen, würden wir eine Kettenreaktion auslösen, ganz abgesehen davon, daß man ja vielleicht auch darüber nachdenken kann, warum wohl die Amerikaner eine zweijährige und die Russen gar eine noch längere Dienstzeit haben. Nicht, daß wir die Zeit von achtzehn Monaten erhöhen wollten —, dazu ist, glaube ich, bei uns nun auch wieder kein Anlaß; aber es heißt doch, daß wir zumindest für
    die nächsten Jahre an eine Verminderung der Dienstzeit wie der Streitkräfte nicht herangehen können.
    In der Diskussion ist in besonderer Weise immer wieder der Gedanke der Arbeitsteilung hochgekommen, der Gedanke, man 'solle auf die Trägerwaffen verzichten, und ein Redner hat sogar die Frage des Mitbesitzes damit vermischt. Nein, meine Damen und Herren, wir haben keinen Mitbesitz an Atomwaffen, und die Bundesregierung und dieses Hohe Haus haben immer wieder betont, daß wir auch keine nationale Verfügungsgewalt darüber anstreben. Aber unsere Beteiligung an den Trägerwaffen, an den Raketen ist einfach die Voraussetzung, um den Verteidigungsauftrag der Bundeswehr zu erfüllen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Ich habe schon vor beinahe zehn Jahren in diesem Hohen Hause gesagt, daß man es nur dann verantworten kann, deutsche Soldaten zu den Waffen zu rufen, wenn sie dieselben Waffen haben wie die Verbündeten und wie der mögliche Gegner.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wenn die amerikanischen und britischen Divisionen Atomwaffen haben und die deutschen diese Träger nicht haben, dann ist doch ganz klar, daß im Falle des Falles der Gegner dort einbricht, wo deutsche Soldaten stehen.
    Die Direktive vom 9. Mai, über die ich hier spreche, hat nun auch einen Punkt, den man mit einer gewissen Vorsicht betrachten muß. Es ist die Behauptung, daß man mit großer Wahrscheinlichkeit, wenn nicht beinahe mit Sicherheit mit einer Vorwarnzeit, und zwar einer politischen wie einer militärschen Vorwarnzeit, rechnen könne; demgemäß sei vielleicht die Präsenz nicht mehr so notwendig wie früher, denn man sei vorher gewarnt und könne mobilisieren. Ich will all die Argumente, die dagegen sprechen — und es wären sehr viele —, hier nicht anführen, sondern will Sie nur auf eines hinweisen: Im Nahen Osten hatten wir in diesem Sommer eine politische und eine militärische Vorwarnzeit, und trotzdem war ein Überraschungsangriff möglich. Ich glaube, diese Tatsache sollten wir uns auch einmal für Europa vor Augen halten, wenn etwa Truppen des Ostens aus dem Manöver heraus einen Überraschungsangriff starten würden.
    Ich habe aus der Rede eines Herrn der Freien Demokraten gestern herausgehört — ich glaubte, es jedenfalls herauszuhören —, daß er einen Überraschungsangriff überhaupt nicht mehr für möglich halte. Meine Damen und Herren, die Möglichkeit des Überraschungsangriffs ausschließen heißt doch den Osten zu diesem Angriff einladen. Denn wenn wir hier über das Kriegsbild sprechen, dann kann ich die Frage, welches das wahrscheinlichste ist, immer dahin beantworten: am wahrscheinlichsten ist das Kriegsbild, von dem wir im Deutschen Bundestag behaupten, daß es gerade dies nicht gebe.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Sollte die Sowjetunion sich jemals zum Kriege entschließen, wird sie bestimmt kein atomares Risiko
    7242 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967
    Dr. Jaeger
    eingehen, aber auch dem Westen keine Gelegenheit zum Aufmarsch geben, sondern ihre konventionelle Überlegenheit plötzlich und überraschend einsetzen, um Faustpfänder zu gewinnen.
    Im übrigen bitte ich Sie noch zu bedenken: Wenn die NATO von einem begrenzten Krieg spricht, dann kann das durchaus ein Krieg sein, der nach den Maßstäben des ersten und des zweiten Weltkrieges für uns Deutsche ein totaler Krieg wäre.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Denn was heißt regionaler Krieg? — Das ist ja auch gestern hier erwähnt worden. — Region heißt in der NATO der Abschnitt eines Kommandobereichs. Europa-Mitte ist ein Kommandobereich, und er reicht von Lübeck bis Passau, die gesamte Grenze des Bundesgebietes entlang. Ein regionaler Krieg mag für die NATO ein begrenzter Krieg sein. Für uns ist er, selbst wenn er nur mit konventionellen Waffen geführt wird, ein Krieg, der uns in der Substanz, der uns völlig trifft.
    Deshalb, glaube ich, meine Damen und Herren, dürfen wir in unseren Verteidigungsbemühungen im Westen, in Europa und in der NATO nicht nachlassen. Denn wenn wir nachließen, dann würde das Leben in Europa im allgemeinen und in Deutschland im besonderen erheblich gefährlicher werden, vielleicht bequemer, vielleicht billiger, aber ich muß sagen: Lieber etwas unbequemer und lieber mit Opfern, aber dann mit jenem Grad der Sicherheit, den wir in vergangenen Jahrzehnten gehabt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es geht einfach darum: Sind wir noch bereit, den Preis der Freiheit zu zahlen, zu zahlen im Opfer unserer jungen Männer, zu zahlen mit unseren Steuern, zu zahlen auch gelegentlich mit Einschränkungen unserer Wirtschaft? Sind wir bereit, diesen Preis zu zahlen? Die Antwort darauf, ob der Westen, Europa und Deutschland bereit sind, diesen Preis zu zahlen, entscheidet über unser aller Schicksal in den 70er Jahren.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)