Rede:
ID0514026900

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 13
    1. der: 4
    2. Das: 1
    3. Wort: 1
    4. zur: 1
    5. Begründung: 1
    6. Großen: 1
    7. Anfrage: 1
    8. Fraktion: 1
    9. CDU/: 1
    10. CSU: 1
    11. hat: 1
    12. Kollege: 1
    13. Rommerskirchen.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 140. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1967 Inhalt: Abg. Lemp tritt in den Bundestag ein . . . 7081 A Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Prof. Dr. Carlo Schmid . . . 7081 A Überweisung der Zusammenstellung der über- und außerplanmäßigen Haushaltsausgaben im dritten Vierteljahr des Rechnungsjahres 1967 . . . . . . . . 7081 B Amtliche Mitteilungen 7081 B Erweiterung der Tagesordnung Frehsee (SPD) 7081 D D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 7082 A Fragestunde (Drucksachen V/2333, zu V/2333) Frage des Abg. Ertl: Politik der Stärke Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär 7082 B Ertl (FDP) 7082 C Moersch (FDP) 7083 A Genscher (FDP) 7083 A Frage des Abg. Müller (Mülheim) : Schließung von Rechtslücken — Ausländische Geheimdienste Dr. Dr. Heinemann, Bundesminister . 7083 B Frage des Abg. Dröscher: Überschreitung der mit Eigenheimbauherren vereinbarten Kaufsumme durch die „Heimstätte" 7083 B Frage des Abg. Matthöfer: Bundesnotaufnahmestelle in Berlin von Hassel, Bundesminister . . . 7083 C Matthöfer (SPD) 7083 D Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal) : Uranversorgung der deutschen Atomkraftwerke Dr. von Heppe, Staatssekretär . . . 7084 A Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 7084 B Baier (CDU/CSU) 7084 D Fragen des Abg. Peters (Poppenbüll) : Landwirtschaftliche Interventionspreise — Steuerliche Behandlung der importierten Agrarprodukte — Steuerliche Belastung für entscheidende landwirtschaftliche Betriebsmittel Höcherl, Bundesminister 7085 A Peters (Poppenbüll) (FDP) . . . 7085 C Ertl (FDP) 7085 C Frage des Abg. Dröscher: Absicht des Landes Rheinland-Pfalz zur Errichtung einer dritten Aussiedlung im Raum Nahbollenbach (Nahe) . . . . 7086 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967 Frage des Abg. Geldner: Bekämpfung der Volks- und Zivilisationskrankheiten Frau Strobel, Bundesminister . . . 7086 C D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 7086 D Geldner (FDP) 7087 A Fragen des Abg. Dr. Rutschke: Giftige Abgasbestandteile in westdeutschen Großstädten — Beeinflussung von Erkrankungen durch die Ernährung 7087 B Fragen des Abg. Biechele: Verlauf und Ausbreitung der Tollwut — Schutzmaßnahmen Frau Strobel, Bundesminister . . 7087 C Biechele (CDU/CSU) 7087 C Frage des Abg. Ramms: Möglichkeit von Kosteneinsparungen bei sorgsamerer Koordinierung aller Tiefbauarbeiten Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7088 C Fragen des Abg. Ramms: Koordinierungsausschuß für Straßenbauplanung Börner, Parlamentarischer Staatssekretär 7088 C Ramms (FDP) 7089 A Fragen des Abg. Reichmann: Verhandlungen über eine zollfreie Straße von Weil (Rhein) nach Lörrach durch die Schweiz — Abschluß eines Staatsvertrages Börner, Parlamentarischer Staatssekretär 7089 B Reichmann (FDP) 7089 B Frage des Abg. Reichmann: Einrichtung eines gemeinsamen deutsch-schweizerischen Zollamtes Börner, Parlamentarischer Staatssekretär 7089 D Reichmann (FDP) 7089 D Frage des Abg. Geldner: Ausreichender Schutz von Mittelgebirgsstraßen vor Steinschlag Börner, Parlamentarischer Staatssekretär 7090 B Frage des Abg. Ertl: Anschluß von Holzkirchen und Wolfratshausen an das V-Bahnnetz Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . 7090 B Ertl (FDP) 7090 B Frage des Abg. Lemmrich: Bericht des Vorstandes der Deutschen Bundesbahn vom 30. Juni 1967 Börner, Parlamentarischer Staatssekretär 7091 A Dr. Klepsch (CDU/CSU) 7091 B Ott (CDU/CSU) 7091 C Weiland (CDU/CSU) 7091 D Frage des Abg. Dr. Rutschke: Einbau von Abgasreinigern in Kraftfahrzeuge 7092 A Fragen des Abg. Dr. Mommer: Beabsichtigter Verkauf des Geländes der Bottwartalbahn nördlich von Steinheim durch die Bundesbahn . . . . 7092 B Frage des Abg. Dr. Enders: Sperrung der Zonen-Reichsbahnstrecke zwischen Dankmarshausen und Gerstungen Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7092 C Dr. Enders (SPD) 7092 D Fragen des Abg. Opitz: Vermietung und Verpachtung bundesbahneigener Immobilien an gewerbliche Unternehmer durch Bundesbahndirektionen — Berechnung der Miete Börner, Parlamentarischer Staatssekretär 7093 B Fragen des Abg. Westphal: Förderungsprogramm für Erzieher in Wohnheimen der Jugendhilfe Dr. Barth, Staatssekretär 7093 D Westphal (SPD) . . . . . . . 7094 A Baier (CDU/CSU) 7094 D Strohmayer (SPD) 7095 A Frage des Abg. Westphal: Übernahme des Förderungsprogramms durch die Länder 1969 bei Übergangsregelung für 1968 auf Bundesebene Dr. Barth, Staatssekretär 7095 B Westphal (SPD) 7095 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967 III Frage des Abg. Dr. Mommer: Etwaige Unterstützung studentischer, gegen die grundgesetzliche Ordnung agitierender Organisationen aus öffentlichen Kassen 7095 C Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr Arbeitsplan (Drucksache V/2346) D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 7095 D, 7096 B Frehsee (SPD) 7095 D Rasner (CDU/CSU) . . . 7096 A, 7096 D Genscher (FDP) 7096 B Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 7096 D Schoettle (SPD) 7097 A Wagner (CDU/CSU) 7097 C Collet (SPD) 7099 A Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . 7100 A Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 7101 A Antrag betr. Anrufung des Vermittlungsausschusses wegen des Gesetzes über die Gebäude- und Wohnungszählung 1968 (Wohnungszählungsgesetz 1968) (CDU/ CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/2348) . 7101 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (Achtes Änderungsgesetz zum AVAVG) (SPD) (Drucksache V/2246) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (Drucksache V/2316) — Zweite und dritte Beratung — Schmidt (Kempten) (FDP) 7102 A Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher Vorschriften (Bundesrat) (Drucksache V/1743); Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksachen V/2317, zu V/2317) — Zweite und dritte Beratung — Busse (Herford) (FDP) . . 7102 C, 7106 D Dr. Reischl (SPD) . . . . 7103 A, 7105 D Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . . 7103 C Dr. Lauritzen, Bundesminister . . . 7110 A Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 7111 B Dr. Czaja (CDU/CSU) . . . . . . 7112 C Dr. Jaeger, Vizepräsident . . . . 7112 D Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Verteidigungspolitik (Drucksache V/2016) in Verbindung mit Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache V/2025), mit Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Verteidigungspolitik (Drucksache V/2041), mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes (FDP) (Drucksache V/1741) — Erste Beratung — und mit . Antrag betr. Ausrüstung der Bundeswehr (FDP) (Drucksache V/ 1990) Dr. Wörner (CDU/CSU) . 7113 D, 7114 C Scheel, Vizepräsident . . 7113 D, 7115 B Dorn (FDP) . . . . . . . . . . 3114 A Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7114 B Dr. Mende (FDP) 7114 D Berkhan (SPD) 7115 C Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 7121 D Rommerskirchen (CDU/CSU) . . 7129 D D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 7133 D Dr. Schröder, Bundesminister . . 7134 A Öllesch (FDP) 7145 D Dr. Mommer, Vizepräsident . . . 7149 D Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 7149 D Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . 7158 D Jung (FDP) 7163 A Schoettle, Vizepräsident 7169 A Richter (SPD) 7169 A Draeger (CDU/CSU) 7170 D Nächste Sitzung 7171 D Anlagen 7173 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967 7081 140. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 139. Sitzung, Seite 7034 A, in der letzten Zeile ist das Wort Lemp zu streichen. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 8. 12. Dr. Aigner * 8. 12. Arendt '(Wattenscheid) 6. 12. Dr. Artzinger * 8. 12. Bading * 8. 12. Dr. Barzel 8. 12. Bäuerle 7. 12. Bauer (Wasserburg) 9. 12. Berlin 15. 12. Blachstein 16. 12. Blumenfeld ** 8. 12. Brück (Holz) ** 8. 12. Dr. Burgbacher 8. 12. Cramer 17. 12. Dr. Dittrich 8. 12. Dröscher * 8. 12. Dr. Effertz 6. 12. Frau Dr. Elsner 15. 12. Flämig ** 8. 12. Dr. Furler * 8. 12. Gerlach * 8. 12. Gibbert 16. 12. Graaff 8. 12. Dr. Güde 11.12. Haage (München) 15. 12. Hahn (Bielefeld) * 8. 12. Dr. Hellige ** 8. 12. Frau Herklotz ** 8. 12.. Hilbert 8. 12. Hösl ** 8. 12. Hussong 15. 12. Kahn-Ackermann ** 8. 12. Dr. Kempfler ** 7. 12. Frau Klee ** 8. 12. Dr. Kliesing (Honnef) ** 8. 12. Koenen (Lippstadt) 7. 12. Dr. Kopf ** 8. 12. Frau Korspeter 23. 12. Dr. Kraske 6. 12. Dr. Kübler 31. 12. Freiherr von Kühlmann-Stumm 8. 12. Kühn (Hildesheim) 9. 12. Kulawig * 8. 12. Kunze 31. 12. Lenz (Brühl) 31. 12. Lenze (Attendorn) ** 8. 12. Lücker (München) * 8. 12. Mauk * 8. 12. Frau Dr. Maxsein ** 8. 12. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 6. 12. Dr. von Merkatz ** 8. 12. Merten 31. 12. Metzger * 8. 12. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an einer Versammlung der WEU Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. h. c. Dr.-Ing. Möller 15. 12. Frau Mönikes 15. 12. Müller (Aachen-Land) * 8. 12. Paul 31. 12. Pöhler ** 8. 12. Richarts * 8. 12. Richter ** 8. 12. Riedel (Frankfurt) * 8. 12. Dr. Rinderspacher ** 8. 12. Dr. Rutschke ** 8. 12. Schmidt (Würgendorf) 9. 12. Dr. Schulz (Berlin) ** 8. 12. Dr. Serres ** 8. 12. Dr. Staratzke 6. 12. Dr. Starke (Franken) 6. 12. Steinhoff 31. 12. Tallert 12. 1. 1968 Vogt ** 8. 12. Frau Dr. Wex 6. 12. Wienand ** 8. 12. Dr. Wilhelmi 6. 12. b) Urlaubsanträge Dr. Lindenberg 15. 12: Rollmann 15. 12. Prinz zu Sayn-Wittgenstein- Hohenstein 20. 12. Dr. Wahl 15. 12. Anlage 2 Der Präsident des Bundesrates Abschrift Bonn, den 1. Dezember 1967 An den Herrn Bundeskanzler 53 Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 317. Sitzung am 1. Dezember 1967 beschlossen hat, gegen das vom Deutschen Bundestag am 30. November 1967 verabschiedete Gesetz zum strafrechtlichen Schutz gegen den Mißbrauch von Tonaufnahme- und Abhörgeräten einen Einspruch gemäß Artikel 77 Abs. 3 des Grundgesetzes nicht einzulegen. Der Bundesrat hat weiterhin die nachstehende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat ist der Auffassung, daß lediglich mit Strafdrohungen der im Gesetz enthaltenen Art der unerlaubte Einsatz von Tonaufnahme- und Abhörgeräten nicht wirksam unterbunden werden kann. Er hält deshalb die beschleunigte Verabschiedung des zur Zeit im Deutschen Bundestag beratenen Entwurfs eines Gesetzes zur Verhinderung des Mißbrauchs von Abhörgeräten als notwendige Ergänzung des vorliegenden Gesetzes für angezeigt. Klaus Schlitz An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben 30. November 1967 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Klaus Schütz Anlage 3 Umdruck 315 Änderungsantrag der Abgeordneten Collet, Marx (München), Müller (München), Neumann (Berlin), Sänger und Genossen zur Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU betr. Arbeitsplan - Drucksache V/2346 -. Der Bundestag wolle beschließen: Arbeitsplan Arbeitsrhythmus : 2 Tagungswochen 2 sitzungsfreie Wochen Präsenzpflicht: Montagnachmittag bis Samstagmittag der ersten Tagungswoche Montagvormittag bis Freitagnachmittag der zweiten Tagungswoche. (An der Arbeitsaufteilung der Drucksache V/2346 soll für die beiden Tagungswochen nichts geändert werden) Vorläufiger Zeitplan des Deutschen Bundestages für das erste Halbjahr 1968 1. 1. bis 13. 1. sitzungsfrei (noch Weihnachtspause) 14. 1. bis 20. 1. Tagungswoche 21. 1. bis 27. 1. Tagungswoche 28. 1. bis 3. 2. sitzungsfrei 4. 2. bis 10. 2. sitzungsfrei 11. 2. bis 17. 2. Tagungswoche 18. 2. bis 24. 2. Tagungswoche 25. 2. bis 2. 3. sitzungsfrei 3. 3. bis 9. 3. sitzungsfrei 10: 3. bis 16. 3. Tagungswoche 17. 3. bis 23. 3. Tagungswoche 24. 3. bis 30. 3. sitzungsfrei 31. 3. bis 6. 4. Tagungswoche 7. 4. bis 11. 4. Tagungswoche (12. 4. Karfreitag) 14. 4. bis 4. 5. Osterpause 5. 5. bis 11. 5. Tagungswoche 12. 5. bis 17. 5. Tagungswoche 19. 5. bis 25. 5. sitzungsfrei 26. 5. bis 31. 5. Tagungswoche 2. 6. bis 22. 6. Pfingstpause 23. 6. bis 29. 6. Tagungswoche 30. 6. bis 6. 7. Tagungswoche 7. 7. bis 30. 9. Sommerpause Bonn, den 6. Dezember 1967 Collet Kern Marx (München) Könen (Düsseldorf) Dr. Müller (München) Kohlberger Neumann (Berlin) Frau Dr. Krips Sänger Kurlbaum Barche Langebeck Bartsch Lenders Bayerl Frau Lösche Böhm Müthling Corterier Neumann (Stelle) Diekmann Peiter Eckerland Pöhler Fellermaier Regling Geiger Dr. Reischl Glombig Schwabe Haase (Kellinghusen) Seidel Herold Stephan Hörauf Strohmayr Hofmann (Kronach) Dr. Tamblé Frau Dr. Hubert Vit Iven Wellmann Kaffka Wolf Wuwer Anlage 4 Umdruck 316 Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD zur dritten Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur - Änderung mietrechtlicher Vorschriften - Drucksachen V/1743, V/2317 -. Der Bundestag wolle beschließen: Artikel I Nr. 2 In § 556 a Abs. 6 wird Satz 2 wie folgt gefaßt: „Hat der Vermieter nicht rechtzeitig vor Ablauf der Widerspruchsfrist den in § 564 Abs. 2 bezeichneten Hinweis oder die nach § 564 a Abs. 3 verlangte Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967 7175 Auskunft erteilt, so kann der Mieter den Widerspruch noch im ersten Termin des Räumungsrechtsstreits erklären." Artikel II a § 1 Abs. 1 erhält folgende weitere Sätze: „Über die Vorlage ist ohne mündliche Verhandlung zu entscheiden. Die Entscheidung ist für das Landgericht bindend." Absatz 3 wird gestrichen. Die Bezeichnung § 1 wird gestrichen. Bonn, den 6. Dezember 1967 Dr. Barzel und Fraktion Schmidt (Hamburg) und Fraktion Anlage 5 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Folger (SPD) zu Zusatzpunkt 2 der Tagesordnung (Drucksache V/2316) „Durch Anreize und gezielte Hilfen an Bauherren, Bauunternehmer und Bauarbeiter die Durchführung von Bauten in der witterungsungünstigen Jahreszeit zu erleichtern und zu fördern, damit der Beschäftigungsgrad in der Bauwirtschaft nicht mehr, wie bisher, in den Wintermonaten steil abfällt", war der Grund für das Änderungsgesetz zum Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (AVAVG), das am 7. Dezember 1959 in Kraft getreten ist. Noch in der gleichen Winterperiode verminderte sich die Arbeitslosigkeit im Baugewerbe gegenüber den Vorjahren erheblich, und gleichzeitig ging der finanzielle Aufwand der Bundesanstalt für die Bauwirtschaft entsprechend zurück. Die gezielte Hilfe für Bauarbeiterbestand in der Gewährung eines Schlechtwettergeldes für witterungsbedingte Ausfalltage, das um etwa 5 bis 10 % höher war als das Arbeitslosengeld. Bei der rapid ansteigenden Arbeitslosigkeit im vergangenen Winter ist offenbar geworden, daß das Arbeitslosengeld in der damaligen Höhe unzureichend war, nachdem es viele Jahre unverändert geblieben ist. Die Bundesregierung wollte nur eine Erhöhung um 10 %; nach manchmal dramatischen Verhandlungen ist eine Anhebung um 15 % beschlossen worden. Nicht möglich war damals, die Differenz zum Schlechtwettergeld beizubehalten. Arbeitslosengeld, Kurzarbeitergeld und Schlechtwettergeld wurden auf die gleiche Höhe festgesetzt. Um die notwendige rasche Verabschiedung nicht zu gefährden, hat sich die SPD-Fraktion seinerzeit vorläufig damit abgefunden, insbesondere mit Rücksicht darauf, daß das Winterhalbjahr vorbei war und die berechtigte Hoffnung bestand, es sei bis zum nächsten Winter eine generelle Neuregelung möglich. Damals stand eine baldige große Novellierung des AVAVG in Aussicht, die schließlich in den jetzt dem Bundestag vorliegenden und in der nächsten . Woche zu behandelnden Arbeitsförderungsgesetzentwurf Eingang gefunden hat, allerdings zu spät für diesen Winter, da mit einer Verabschiedung erst später gerechnet werden kann. In diesem Entwurf ist mit Recht die Wiederherstellung der Differenz in der Weise vorgesehen, daß zum Schlechtwettergeld für jede Ausfallstunde ein Zuschlag von 5 % des Maurer-Ecklohnes gewährt wird; das sind zur Zeit 23 Pfennig. In der Begründung dazu heißt es, .daß der Zuschlag die zusätzlichen Aufwendungen ausgleichen soll, die den Beziehern von Schlechtwettergeld durch die tägliche Arbeitsbereitschaft — sie müssen sich bei wechselhaftem Wetter täglich zur Baustelle begeben, oft ohne ein Arbeitsentgelt zu erzielen —, insbesondere für Fahrkosten, entstehen. Es ist nicht einzusehen, daß das, was für den nächsten Winter für richtig gehalten wird und seit Jahren üblich ist, für diesen Winter nicht gelten soll, d. h. daß den Bauarbeitern in diesem Winter der Mehraufwendungen nicht ersetzt werden sollen. Das würde nicht nur eine grobe Ungerechtigkeit, sondern auch unvernünftig sein, weil die aus vielerlei volkswirtschaftlichen Gründen wünschenswerte kontinuierliche Bautätigkeit während des ganzen Jahres, die nur sehr zähe angelaufen ist, von der Seite her wieder gefährdet würde. Man sollte das Kind nicht erst in den Brunnen fallen lassen, bevor man es pflegt. Die SPD-Bundestagsfraktion hat deshalb am 8. November 1967 beantragt, die im Regierungsentwurf eines Arbeitsförderungsgesetzes vorgesehene Regelung vorzuziehen und ab 1. Januar 1968 in Kraft zu setzen. Die für die Materie besonders sachverständigen Mitglieder des Ausschusses für Arbeit haben am 29. November 1967 einstimmig beschlossen, dem Plenum des Bundestages die Annahme des Antrages vorzuschlagen. Wir erwarten, daß dem Vorschlag entsprochen wird.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Walter Scheel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Bei einer Begründung ist das durchaus gerechtfertigt; genehmigt!
    Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) : Danke sehr!
    Wir hatten, meine sehr verehrten Damen und Herren, bereits zweimal in diesem Jahr Gelegenheit, uns über die Vorstellungen der Freien Demokraten zur Verteidigungs- und auch zur Außenpolitik zu äußern, und zwar zum erstenmal Ende April, als es darum ging, eine gewisse Abklärung des Standpunkts zu dem Atomwaffensperrvertrag festzulegen, und zum zweitenmal im Juni bei der Haushaltsberatung. Beide Male wurde uns bedeutet, es sei vielleicht zwar ganz nett und interessant, daß wir jetzt bei diesen beiden Gelegenheiten über Verteidigungspolitik sprächen, aber selbstverständlich könne all das, was wir da ansprächen, erst dann erörtert werden, wenn man zur großen verteidigungspolitischen Debatte komme, die noch in diesem Jahr vor uns stehe.
    Wir haben bei diesen Gelegenheiten die Regierung des öfteren gefragt, in welcher Weise sie unsere Verteidigungsanstrengungen zu organisieren gedenke, um ein größtmögliches Maß an Sicherheit bei erträglichen Preisen zu erreichen. Dabei gingen wir außerdem davon aus, daß unsere Verteidigungspolitik kein Hindernis für eine Verbesserung unserer Beziehungen zum Ausland — insbesondere zu den osteuropäischen Staaten — sein darf.
    Eine Reihe von dem, was ich nun vortragen werde, haben Sie in der Form des Anstoßes an die Regierung, eine Überprüfung vorzunehmen, schon von Herrn Kollegen Berkhan gehört. Ich möchte fast sagen, ich fühlte mich in frühere Zeiten zurückversetzt; denn ich hatte ein wenig den Eindruck von „Opposition in der Koalition". Aber das ist sehr nütztlich und sehr gut. Das, was hier nur angetippt wurde, klar und unmißverständlich in Forderungen zu kleiden, ist, wie ich glaube, Aufgabe der Opposition.
    Wir haben zum Beispiel mehrfach darauf hingewiesen — das ist allerdings ein Punkt, der hier bisher noch nicht behandelt worden ist —, daß durch die Absage Frankreichs an die integrierte NATO, durch das Bekenntnis der NATO-Ministerkonferenz zum Prinzip der flexiblen Antwort und durch die veränderte Waffentechnik eine Situation entstanden ist, die es strikt verbietet, unsere Verteidigungsanstrengungen auf die gleiche Weise weiterzuführen wie bisher. Sie wissen alle, daß der Aufbau der Bundeswehr seinerzeit unter dem Konzept der massiven Abschreckung vorgenommen und auch laufend durchgeführt wurde — ich möchte sagen: bis in den heutigen Tag hinein. Dabei war unserer Auffassung nach spätestens 1963 zu erkennen, daß das, was heute als flexible response — oder als bewegliche Reaktion — bezeichnet wird, einmal zur übereinstimmenden Doktrin der NATO-Partnerstaaten werden würde. Wir hätten natürlich gewünscht, daß man sich auf diese Entwicklung früher eingestellt hätte.
    Es ist uns nämlich bisher leider nicht gelungen, die Regierung zu konkreten Aussagen über das zu bewegen, was sie eigentlich vorhat oder was sie vorgehabt hätte. Statt dessen wird aus dem Verteidigungsministerium heraus eine zum Teil widersprüchliche Informationspolitik betrieben, die zu Gerüchten seltsamster Art geführt hat. Ich erinnere nur an die gezielten Indiskretionen über die Folgen, die sich angeblich aus der Reduzierung der finanziellen Zielvorstellung des Verteidigungsministers für die Präsenzstärke der Bundeswehr ergeben sollten. Ich möchte darauf verzichten, jetzt noch einmal dieses Trauerspiel vom Sommer vor Ihnen auszubreiten. Es bleibt aber jedenfalls das Faktum zu konstatieren, daß durch Indiskretion und Pressemitteilungen handfeste Politik gemacht wurde,

    (Sehr richtig! bei der FDP)

    wähnend weder das Parlament als Ganzes noch der Verteidigungsausschuß in nennenswertem Umfang herangezogen wurde, um gemeinsam eine realistische, moderne Verteidigungspolitik für die Bundesrepublik zu erarbeiten. Man spricht oft davon, daß Politik langweilig würde, wenn sie gemeinsam
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967 7123
    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    würde, daß Politik und auch die Demokratie nur von dem Gegensatz lebten. Ich meine aber, daß gerade auf dem Gebiet der Verteidigungspolitik und auf dem Gebiet der Außenpolitik ein möglichst großes Maß an Übereinstimmung herbeigeführt werden sollte.
    Um der Bundesregierung eine gewisse Denkhilfe zu geben und um gleichzeitig der deutschen Öffentlichkeit zu ermöglichen, sich selbst ein Bild über die verwickelten Probleme der Verteidigungspolitik zu machen, haben die Freien Demokraten bereits im Juli die Große Anfrage eingebracht, die ich leider erst heute begründen kann. Mein Kollege Dorn hat schon das ausgesprochen, was auch der Kollege Berkhan gesagt hat: wir freuen uns, daß der Minister heute wieder unter uns ist. Ich habe auch gehört, daß der Herr Minister schon sehr viel früher diese Anfragen hätte beantworten wollen. Aber vielleicht ist es so, daß die Rekonvaleszenz der Regierung ganz zupaß kam, um ihre unterschiedlichen Zielvorstellungen in Übereinstimmung zu bringen, soweit dies übberhaupt möglich ist.
    Unsere Anfrage unterscheidet sich in ihrem Umfang erheblich von den Anfragen der beiden anderen Fraktionen, obwohl die gleichen Fragestellungen wiederkehren. Aber wir glauben, daß es, um eine wirkliche Klärung der Probleme zu erreichen und diese Probleme auch öffentlich zu klären, notwendig ist, so präzis, so genau und so detailliert wie möglich zu fragen. Wir können dabei nur hoffen, daß sich die Bundesregierung zu ebenso klaren wie präzisen Antworten herbeiläßt.
    Wir bitten jetzt schon darum, nicht mit dem Argument zu kommen, daß zwingende Geheimhaltungserfordernisse einer exakten Beantwortung unserer Fragen entgegenstünden. Das mag für drei Fragen in diesem Bereich zutreffen; aber die anderen sind sicher ganz frei und offen zu beantworten. Wir meinen, daß der deutsche Steuerzahler einen Anspruch darauf hat, zu wissen, wieviel Milliarden des Verteidigungsetats ihm tatsächlich Jahr für Jahr ein Höchstmaß an Sicherheit garantieren. Übertriebene Geheimniskrämerei erweckt nur den Verdacht, als wolle man eine mangelhafte Politik vor dien Augen der Öffentlichkeit verbergen. Der Steuerzahler hat auch Anspruch darauf, zu erfahren, ob es nicht Wege zum Ziel der Sicherheit gibt, die sich billiger bahnen lassen, ohne deshalb in der Qualität des Straßenbelags schlechter zu sein.
    Aus dieser Erkenntnis ist die Frage 1 unserer Großen Anfrage hervorgegangen. Am 6. Juli dieses Jahres hat die Bundesregierung im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung ein neues Verteidigungskonzept angekündigt. Wir Freien Demokraten erwarten, daß dieses Konzept dem Parlament als Ganzes unterbreitet wird. Deswegen haben wir die Frage, ob sie das tun will, an den Anfang gestellt. Wir meinen, daß dieses Konzept dann auch nach allen Richtungen abgesucht werden muß und daß dabei nicht nur die militärische und finanzielle Seite der Angelegenheit, sondern insbesondere auch die außenpolitischen Folgen jeder Verteidigungspolitik und somit auch unserer Verteidigungspolitik zu prüfen sind.
    Von besonderer Wichtigkeit und von besonderem Interesse ist natürlich die Frage nach der Höhe der Präsenzstärke der Bundeswehr. Wir haben zwar etwas von der abgestuften Präsenz gehört, und wir haben auf der anderen Seite wieder gehört, daß sich die Stärke nicht verändern soll. Ich glaube aber, es ist notwendig, daß man hier Klarheit schafft. Wir alle wissen und haben es miterlebt, welcher außenpolitische Schaden der Bundesregierung bei den Verbündeten durch die unterschiedlichen Meinungsäußerungen aus dem Verteidigungsministerium und aus dem Bundeskanzleramt entstanden ist. Die Bundesregierung muß unserer Auffassung nach jetzt klipp und klar sagen, ob sie die Präsenzstärke der Bundeswehr überhaupt verkürzen will und, wenn ja, in welchem Umfang. Das Rätselraten über die Frage, ob nur 15 000, 19 000, 30 000 oder gar 60 000 Mann oder überhaupt niemand weniger vorhanden sein werden als in der Vergangenheit, muß aufhören. Es handelt sich bei der Personalstärke der Bundeswehr um eine Zahl von hoher politischer Bedeutung. Das ist oft genug gesagt worden und oft genug auch in Artikeln und Meinungsäußerungen dargestellt worden. Hier ist, wie wir 'meinen, die Unklarheit schlimmer ,als jede Entscheidung, wie auch immer sie aussehen mag.

    (Zustimmung bei der FDP.)

    Es ist ganz sicher, daß eine langfristige Verminderung der Personalstärke gegenüber den Verbündeten begründet werden müßte. Wir sind aber sogar der Meinung, daß sie begründet werden kann, besonders wenn man die Aktivierung des Reservistenpotentials — von dem man auch gehört hat — ins Spielbringt. Es ist nach unserer Auffassung bei der Erörterung dieser Fragen absolut nicht notwendig, daß damit eine zweite Rotationswelle der alliierten Truppen eingeläutet wird. Mir scheint, daß, wenn man über diese Probleme offen und ehrlich auch mit den Verbündeten spricht, sie dann in gegenseitigem Einvernehmen und in vernünftiger Weise gelöst werden können. Wir haben aber sehr viel mehr den Eindruck, daß die Bundesregierung jeder Entscheidung ausweichen will bzw. eben noch nicht in sich den kleinsten Nenner einer gemeinsamen Entscheidung gefunden hat. Ich glaube, sie muß dieser Entscheidung auch ausweichen — insofern habe ich Verständnis dafür —, weil sie eben kein mittelfristiges Verteidigungskonzept besitzt. Sie befindet sich außerdem in finanzieller Beengtheit, weil sie auf das Potential an atomaren Trägerwaffen nicht verzichten will.
    In den Fragen 2, 3 und 4 beschäftigen wir uns mit dem Zusammenhang zwischen der Verteidigungspolitik und der Außenpolitik. Denn wir sind uns wohl alle darüber einig, daß die Verteidigungspolitik ein Teil der Außenpolitik ist, und zwar ein sehr wichtiger und sehr bedeutender Teil. Das gilt, wie wir glauben, nicht nur in bezug auf unsere westlichen Partner, sondern auch und vielleicht gerade in unserem Verhältnis zu Osteuropa. Nirgendwo werden unsere Verteidigungsanstrengungen so aufmerksam verfolgt wie dort. Die Bundesregierung wollte im Laufe des vergangenen Jahres eine angeblich neue Ostpolitik einleiten, die auf
    7124 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967
    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    Frieden und Verständigung mit unseren osteuropäischen Nachbarn ausgerichtet sein sollte. Eine solche Politik ist in ihrer Ernsthaftigkeit durch nichts so leicht zu torpedieren wie durch eine Verteidigungspolitik, die man als aggressiv deuten könnte.
    Die Ausstattung der Bundeswehr mit atomaren Trägerwaffen erweist sich zunehmend als ein Hemmnis bei unseren Bemühungen um Verständigung. Kritische Beobachter folgern, daß es der Bundesrepublik immer noch darum gehe, ein Stückchen Besitz oder Mitbesitz an Atomwaffen zu ergattern. Selbst alle Beteuerungen — die, wie ich glaube, keine Beteuerungen im schlechten Sinne, sondern ernsthafte Feststellungen sind —, daß sie einen solchen Besitz oder Mitbesitz nicht anstrebe, sind wertlos, solange die Ausstattung der Bundeswehr eben vorhanden ist. Jedem kritischen Beobachter unserer Politik im Ostblock drängt sich die Überlegung auf, daß die Bundesrepublik zwar über keine atomaren Sprengsätze verfügt, aber offenbar immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben hat, in ihren Besitz zu gelangen. Anders, so sagt man, seien die kostspieligen Ausgaben für eben diesen Teil der Rüstung auf sinnvolle Weise nicht zu erklären.
    Ich habe schon bei früheren Gelegenheiten mehrfach dargelegt, daß die Ausstattung der Bundeswehr mit Trägerwaffen ohne die dazugehörigen atomaren Sprengsätze militärisch sinnlos ist und uns wegen der außergewöhnlichen Kosten nur daran hindert, eine schlagkräftige konventionelle Rüstung aufzubauen. Ich habe im übrigen weiterhin keinen Zweifel daran gelassen, daß wir Atomwaffen auch zu Verteidigungszwecken selbst dann nicht in Mitteleuropa einsetzen können, wenn sie uns von den Amerikanern freigegeben werden. Die Folgen für unsere eigene Bevölkerung wären zu verheerend, zumal es sicher nicht bei einem selektiven Einsatz bleiben kann, sondern dieser Einsatz sich durch Eskalation in einen atomaren Weltkrieg auswächst.
    Diese Gedanken finden ihre Bestätigung auch dadurch, daß- sich jetzt die NATO-Verteidigungsministerkonferenz zum Prinzip der flexiblen Antwort bekannt hat. Allerdings ist die Auslegung dieses Begriffs sehr verschieden. Der Herr Verteidigungsminister hat vor einigen Monaten erklärt, flexible Antwort bedeute seiner Ansicht nach immer noch, daß man auf starke konventionelle Angriffe auch mit atomaren Mitteln antworten könne oder sogar müsse; nur wenn diese Möglichkeit bestehe, gehe davon eine ausreichende abschreckende Wirkung aus.
    Ich bin der Meinung, daß sich die Bundesregierung mit dieser Auffassung nicht in Übereinstimmung mit dem Sinn der Beschlüsse der NATO-Verteidigungsministerkonferenz vom Mai dieses Jahres befindet. Die von der Regierung erhoffte abschreckende Wirkung, auch unkalkulierbares Risiko genannt, kann nicht eintreten, weil der potentielle Gegner genausogut wie wir weiß, daß unsere Verbündeten gar nicht daran denken, bei einem Angriff konventioneller Art einen Einsatz von Atomwaffen zur Verteidigung zu gestatten. Die Entwicklung der Kriege in Korea und Vietnam beweist das mehr als deutlich. Eine abschreckende Wirkung geht nur von einer Verteidigungskonzeption aus, die so gehalten ist, daß auf konventionelle Angriffe konventionell geantwortet werden kann. Nur eine solche Verteidigungspolitik gewährt der deutschen Bevölkerung eine größtmögliche Sicherheit, nur sie, so glauben wir, unterstützt auch unsere Friedens-und Verständigungsbemühungen gegenüber Osteuropa, und nur sie befindet sich in Übereinstimmung mit den soeben genannten Entschließungen.
    Es wäre falsch, wenn man aus dem, was ich soeben gesagt habe, nun schließen wollte, daß eine solche andere, nach unserer Auffassung konzipierte Politik einen Verzicht auf atomare Abschreckung bedeuten würde. Sie berücksichtigt lediglich die unbestreitbare Tatsache, daß mit atomaren Mitteln nur der abschrecken kann, der auch über solche zum atomaren Gegenschlag in eigener Entscheidungsfreiheit verfügt. Das sind nun einmal im NATO-Bündnis die Vereinigten Staaten. Da wir an diesem Bündnis festhalten wollen und müssen, bis ein gleichmäßiger Abbau beider Militärblöcke erreicht wird oder ein anderes Sicherheitssystem vorhanden ist, ist unsere Sicherheit im atomaren Bereich durch das Potential der Amerikaner nach menschlichem Ermessen gewährleistet, und es wird sich auch an der Abhängigkeit in diesem Bereich von unserem stärksten Partner innerhalb der NATO nichts ändern.
    Es spricht, so glaube ich, alles dafür, insbesondere wenn man wiederum die Entwicklung auf den leider zahlreichen Kriegsschauplätzen auf der Erde seit 1945 betrachtet, daß die Vereinigten Staaten auf den Einsatz von Atomwaffen auch kleiner Kaliber so lange verzichten werden, solange auch der Gegner von einem Einsatz dieser Waffen absieht. Umgekehrt gilt wohl für die Sowjetunion das gleiche. Die beiden Atomgiganten gemeinsame Furcht vor einer Eskalation, die sie bis ins Mark treffen würde, ist der Kern des atomaren Patt. Diese Furcht veranlaßt beide Staaten, dafür zu sorgen, daß Atomwaffen auf möglichst wenige Länder beschränkt bleiben.
    Diese Furcht allein ist allerdings noch nicht geeignet, jeden Krieg zu verhindern und ihn unmöglich zu machen. Deswegen meinen wir, daß man, wenn man über diese Dinge nachdenkt, dann auch über die möglichen Konflikte nachdenken und sich dabei über das mögliche Kriegsbild klarwerden muß. Deswegen haben wir in Punkt 5 unserer Großen Anfrage die Frage gestellt:
    Welches Kriegsbild hält die Bundesregierung
    unter den möglichen für das wahrscheinlichste?
    Mir scheint, daß man zwar ein Kriegsbild kennt, das man für wahrscheinlich hält, daß man aber daneben auch die unwahrscheinlichen Kriegsbilder abdecken will und daß das letzten Endes dazu führt, daß man der Aufgabe nicht mehr gerecht werden kann. Ich erinnere mich an den Ausspruch von Friedrich dem Großen, der einmal gesagt hat: „Wer alles defendieren will, defendieret nichts." Wenn die Bundesregierung, wie man manchmal den Ein-
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967 7125
    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    druck hat, glaubt, befürchten zu müssen, daß der potentielle Gegner die Bundesrepublik plötzlich mit Atomwaffen überfallen könnte, dann wären, so könnte man sagen, vermutlich alle bisher unternommenen Verteidigungsanstrengungen ohne Sinn gewesen. Denn dann würde sofort der Kampf der Giganten gegeneinander beginnen, und wir wären nur mehr reines Objekt. Wir meinen aber, daß ein solches Kriegsbild zur Zeit das unwahrscheinlichste ist.
    Für ähnlich unwahrscheinlich halten wir auch einen Versuch der Sowjets, mit geballter konventioneller Kraft und vielen Panzerdivisionen plötzlich bis zum Atlantik durchzustoßen; denn auch ein solcher Versuch, so glauben wir, würde dazu führen, daß wir den dritten großen Weltkrieg hätten.
    Wir glauben sehr viel mehr, daß auch in Mitteleuropa begrenzte Konflikte, wenn sie auch sehr unwahrscheinlich sind, nicht völlig auszuschließen sind. Sie können das Ziel haben, dem potentiellen Gegner Faustpfänder zu verschaffen, sie können auch nur allgemein als militärisches Druckmittel und Demonstration der Stärke gedacht sein. In beiden Fällen, so glauben wird, muß die Bundeswehr im Rahmen der NATO in der Lage sein, erfolgreich Widerstand zu leisten und die Unversehrtheit des Territoriums wiederherzustellen. Nur glauben wir, es muß auch für den Gegner erkennbar sein, daß wir dazu fähig und in der Lage sind. Nur dann wird von unserer Verteidigungskonzeption eine abschreckende Wirkung ausgehen. Nicht die unlängst noch von verschiedenen CDU-Kollegen beschworene angebliche Ungewißheit des Gegners, ob und wann wir Atomwaffen zu unserer Verteidigung einsetzen werden, wirkt abschreckend, vielmehr schreckt der Gegner nur dann vor dem Versuch zurück, seine politischen Ziele mit militärischen Mitteln durchzusetzen, wenn wir, die Bundesrepublik, eine Wehrausgestaltung haben, die wir im Ernstfall auch praktizieren können ohne Angst, mit anderen zusammen dann Selbstmord begehen zu müssen. Deswegen wollten wir zu diesem Problem auch eine Antwort der Bundesregierung haben und haben in Frage 6 gefragt:
    Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß der mögliche Gegner nur dann vor der Durchsetzung politischer Ziele mit militärischen Mitteln zurückschreckt, wenn unsere eigene Verteidigungskonzeption erkennbar im Ernstfall durchzusetzen ist?
    Wir glauben zu wissen, daß die Vereinigten Staaten auch bei einem überlegenen konventionellen Angriff aus dem Osten nicht daran denken, den Einsatz atomarer Gefechtsfeldwaffen freizugeben, und wir glauben, daß aus dieser Erkenntnis Schlußfolgerungen gezogen werden müssen. Deswegen meinen wir, daß die konventionelle Rüstung, die nichtatomare Rüstung, durch Umorganisation der Bundeswehr und verschiedene andere Maßnahmen so verbessert werden muß, daß ein Angriff für den Gegner auch im Hinblick auf unsere konventionelle Abwehrkraft zu riskant ist. Nach dieser Umorganisation und danach, welche Maßnahmen notwendig sind, um das zu erreichen, fragen wir in unseren
    Fragen 7 und 8. Wir fragen danach, ob nach der NATO-Doktrin das Prinzip der flexiblen Antwort die Möglichkeit einschließt, taktische atomare Kampfmittel schon bei einem als überlegen bezeichneten konventionellen Angriff einzusetzen. Und wir fragen weiter:
    Welche Folgerungen sind, wenn Frage 7 verneint wird, für Rüstung, Forschung, Entwicklung, Bewaffnung und Ausbildung der Bundeswehr zu ziehen?
    Wir glauben, daß hier noch manches zu tun ist und daß hier eine detaillierte Antwort nützlich und nötig wäre.
    Im Zusammenhang mit dieser Frage der Ausrüstung und der Bewaffnung fragen wir dann in den Fragen 9 und 10:
    Ist die derzeitige konventionelle Bewaffnung der Bundeswehr ausreichend, Angriffe von gepanzerten Verbänden abzuwehren?
    Sind atomare Waffen taktischer und strategischer Art geeignet, Angriffe gepanzerter Verbände größeren Umfangs abzuwehren?
    Denn wir glauben, daß, wenn überhaupt ein solches Unternehmen in die Betrachtung einbezogen wird, natürlich ein Angreifer gepanzerte Verbände einsetzen wird. Mir scheint, daß sich die Bundesregierung hier eben doch immer noch im unklaren ist, wie solche Angriffe abgewendet werden können, zum Einsturz gebracht werden können.
    Ich darf mich hier vielleicht noch einmal auf den Kollegen Schmidt (Hamburg) berufen, der auch in der Neuauflage seines Buches „Verteidigung oder Vergeltung" vom Jahre 1965 überzeugend dargelegt hat, daß ein Einsatz von Atomwaffen auch taktischer Art kein besonders geeignetes Mittel ist, um Panzer zu bekämpfen. Ich fürchte allerdings, daß er sich zu einer nächsten unveränderten Neuauflage nicht wird entschließen können, da er ja seit der Zugehörigkeit der SPD zur Regierung die von ihm früher mit überzeugenden Argumenten bekämpfte Auffassung vertritt, die nukleare Komponente sei für die Bundeswehr nötig. Wie dem auch sei, da die Bundeswehr im Ernstfall nicht über Sprengkörper atomarer Art zur Bekämpfung von Panzern verfügen wird, ist es interessant zu wissen, wie sich die Regierung eine konventionelle Abwehr vorstellt. Es dürfte unbestritten sein, daß gepanzerte Verbände nach wie vor zur Abwehr von Panzerangriffen gut geeignet sind. Wir erinnern uns an das Manöver, das kürzlich in der norddeutschen Tiefebene stattgefunden hat. Aber wir sollten darüber nicht vergessen, daß eine ganze Anzahl von militärischen Fachleuten darauf verweist, daß Panzer nicht das allein seligmachende Mittel sind. Wir meinen, daß den traditionellen Panzerbekämpfungsmitteln mit Kanonen und mit Kanonenjagdpanzern noch eine sehr viel stärkere Bedeutung zukommt, als das heute vielfach bei den verantwortlichen Stellen gesehen wird, und daß insbesondere auch den traditionellen Infanterieverbänden ein ebensolcher Wert beizumessen ist. Dieser Gesichtspunkt sollte deswegen nicht vernachlässigt werden, weil Infanterieeinheiten oder Grenadiereinheiten — wie man heute sagen würde — billiger als gepan-
    7126 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967
    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    zerte Verbände aufzustellen und zu unterhalten sind und natürlich auch ein weniger hohes Maß an technischem Können beanspruchen.
    Ich darf darauf verweisen, daß es für alle diejenigen, die sich mit diesen Fragen beschäftigen, nützlich wäre, einmal die Schrift „Infanterie im Atomzeitalter" von einem Herrn Uhle-Wettler zu lesen. Das ist eine sehr nützliche und sehr vernünftige Studie, die sicher auch im Ministerium schon gelesen wurde, allerdings sicher noch nicht dazu geführt hat, daß man sich näher damit beschäftigt.
    Es kommt ein Weiteres dazu, und zwar fragen wir nun wegen der notwendigen Umorganisation in Frage 13:
    Hat die Bundesregierung die Absicht, beim Streben nach größerer Wirtschaftlichkeit im Bereich der Streitkräfte dem Parlament Gesetzesänderungen vorzuschlagen oder Organisationsformen, Verordnungen und Vorschriften personeller Art in eigener Zuständigkeit zu ändern?
    Wir fragen das deswegen, weil wir glauben, daß das ganze Wehrsystem, das wir in der heutigen Zeit benötigen, eigentlich noch nie vorhanden war und daß es das noch nie gegeben hat. Es wird sicher anders sein als in der vergangenen Zeit.
    Ich spiele nur darauf an, daß man sich gerade mit der Frage des Reservistenpotentials besonders beschäftigen muß und daß man auch hier natürlich in die uns umgebenden Länder hineinsehen sollte. Die Schweiz wird hierbei oft genannt. Man braucht sicher nicht so weit zu gehen wie die Schweiz, die auf Berufssoldaten, von wenigen Ausnahmen in hohen und höchsten Stellen abgesehen, fast ganz verzichtet. Aber eines muß sicher sein, daß die dortige Miliz weit davon entfernt ist, das zu sein, als welches sie hier manchmal apostrophiert wird, als eine Art „verbesserter Volkssturm." Diese Miliz ist ein latent immer vorhandenes Reservistenheer, dessen Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften in zahlreichen regelmäßigen Übungen aufeinander eingespielt werden. Sie können im Falle einer Mobilmachung in ganz wenigen Stunden zur Verteidigung insbesondere ihrer näheren Umgebung zur Verfügung stehen. Mir scheint notwendig zu sein, daß wir ein System finden, in dem diese Elemente mit der gegenwärtigen Struktur der Bundeswehr verbunden werden. Gerade dazu ist es auch notwendig, daß wir uns in der Waffenausstattung auf einfache Waffen konzentrieren und nicht immer der vollen Perfektion und der Übertechnisierung nachjagen, was wir immer wieder beobachten müssen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Es kommt darauf an, daß die Waffen und Geräte einfach sind und daß sie genormt sind. Von der Vielfalt der Typen nicht nur im Fahrzeugpark muß zumindest dann abgegangen werden, wenn es sich um Reservisteneinheiten handelt. Wir glauben, daß hier nicht alles der sogenannte „letzte Schrei" sein müßte, sondern deß es mehr darauf ankommt, daß Waffen und Geräte den Männern vertraut sind und daß sie im Ernstfall schnell zur Hand sind. Die komplizierteren Waffen werden zu ihrer Bedienung von
    Berufs- und Zeitsoldaten und auch die Wehrpflichtigen, die sich gerade in der Ausbildung befinden, erfordern.
    Allerdings kommt es hierbei natürlich auch darauf an, daß das, was an Munition vorhanden ist, verfügbar ist. Ich möchte auf diese Sache jetzt nicht weiter eingehen, aber man hat ja gelesen, daß z. B. nicht alle Panzerfäuste verwendbar sein sollen. Wenn das, was hier in einer Zeitung angedeutet wurde, auch auf Wahrheit beruht, würde ich sagen, daß unsere Verteidigung auf recht tönernen Füßen steht.

    (Abg. Lenze [Attendorn] : Das war eine Zeitschrift!)

    — Gut, eine Zeitschrift, Herr Kollege Lenze.
    Nun, wir haben zu diesen Dingen einige Fragen für die Fragestunde gestellt, und wir haben auch einen Zwischenbericht des Ministeriums darüber bekommen, der allerdings schon dem Umfang nach
    — 11/2 Seiten — nicht sehr eingehend sein kann.
    Ich möchte hier in diesem Zusammenhang eine Frage ganz kurz anschneiden, vorausgesetzt, wir werden jetzt im Verteidigungsausschuß darüber unterrichtet, was da falsch und was da richtig gewesen ist; den das wird in Aussicht gestellt; das Ministerium sagt: „Ich bin aber bereit, dem Verteidigungsausschuß detaillierte Auskünfte zu geben." Wenn sich nun das bewahrheiten sollte, was da geschrieben worden ist, was soll dann eigentlich geschehen, was soll dann der Verteidigungsausschuß machen, was soll das Hohe Haus dann eigentlich machen, wie werden wir dann unserer Kontrolle gerecht? Denn natürlich wird diese Unterrichtung unter der Verpflichtung der Geheimhaltung gegeben. Das bedeutet selbstverständlich, daß wir darüber nicht mehr sprechen können.
    Es ist natürlich für einen Parlamentarier sehr schwierig, zu unterscheiden, wann nun in der Tat militärisch wichtiges Material aus Gründen der Landesverteidigung geheim ist, wo das anfängt, wo das aufhört, wo es andererseits nur darum geht, sagen wir, den Mantel des politischen Geheimnisses über etwas zu breiten.
    Ich bin z. B. der Meinung — um das an einem unverfänglichen Beispiel zu demonstrieren —, daß das Problem HS 30 nie geheim war im Sinne eines Geheimnisverrats, daß der Gegner also Einblick in eine Ausrüstung bekommt, wenn man etwas darüber sagt. Ich bin sehr viel mehr der Meinung, daß dieses ganze Geheimnis, das um den HS 30 gebildet worden ist, und der Schleier, der darüber gezogen wurde, sehr viel mehr ein politisches Geheimnis der Regierung und des Verteidigungsministeriums ist.

    (Beifall bei der FDP.)

    Eine interessante Frage! Ich will sie hier nicht weiter erörtern. Aber wir sollten einmal darüber nachdenken.

    (Zuruf von der SPD.)

    — Verzeihen Sie, das war ein Irrtum. Wir waren zur Zeit der Beschaffung des HS 30 nicht in der Bundesregierung, wir waren in der Opposition, mit
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967 7127
    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    Ihnen zusammen. Lassen Sie uns doch noch darin sein!

    (Abg. Herold: Herr Manteuffel hat gute Dienste geleistet!)

    — Der seinerzeitige Abgeordnete Manteuffel gehörte zu dieser Zeit nicht der Fraktion der Freien Demokratischen Partei an.

    (Zurufe: Nicht mehr!)

    — Nicht mehr, selbstverständlich.

    (Abg. Haase [Kassel] : Er hatte retiriert!)

    Der Kollege Berkhan hat schon zur Umrüstung der Bundeswehr gesprochen. Er hat hier auch von Flächenfeuerwaffen, Salven-Raketenwerfern gesprochen. Diese Fragen haben auch wir aufgegriffen. Wir glauben, sie sollten danach beantwortet werden, wie die Ausrüstung der Bundeswehr für die Zukunft aussehen wird. Es wäre natürlich interessant, zu wissen, ob eine Bemerkung des verehrten früheren Bundeskanzlers Adenauer heute immer noch Gedankengut der Freunde von der ChristlichDemokratischen Union ist, nämlich, daß atomare Waffen taktischer Art nur eine Weiterentwicklung der herkömmlichen Artillerie seien. Wenn man sich dieses Wort einmal plastisch vor Augen hält, dann findet man sehr viel leichter zu Entscheidungen, die für die Zukunft notwendig sind.
    Bisher konnte in den Jahren des Aufbaus der Bundeswehr natürlich noch nicht die größtmögliche Effektivität erreicht werden, weder in der Bewaffnung noch in der Organisation. Mit anderen Worten, die Mittel, die aufgebracht worden sind, konnten nicht immer effektiv genug eingesetzt werden. Auch hierüber hat Kollege Berkhan in seiner Begründung schon gesprochen. Deswegen kann ich mir manches ersparen, was ich mir aufgeschrieben hatte.
    Aber eines möchte ich doch sagen. Dabei möchte ich mich auf den Kollegen Rommerskirchen berufen, der vor einigen Monaten eine Reihe von Rationalisierungsmöglichkeiten aufgezählt hat und z. B. erwähnt hat, daß nach seiner Ansicht ein Großteil der Offiziere im Kölner Truppenamt nicht sinnvoll beschäftigt seien. Inzwischen haben sich auch hier die Verhältnisse geändert. Wir haben inzwischen den Stellenplan des neuen Haushalts im Verteidigungsausschuß beraten und haben hier eine Anhebung des Amtschefs im Rang vorgenommen. Wir haben ihr zugestimmt, weil die Argumente, die von seiten der Regierung vorgetragen wurden, so überzeugend waren, daß wir uns ihnen nicht entziehen konnten.
    Ich will damit nur andeuten — hier stimme ich mit Berkhan überein —: die Prüfung der Frage, ob diese Argumente in der Tat alle richtig sind, ist immer wieder notwendig. Man hört nämlich einen neuen Ausdruck in der Bundeswehr. Er lautet „Glasbläserstäbe" und besagt, daß Leute am Werk sind, die viel Luft hineinblasen, ohne daß damit irgendeine Effektivität erreicht werden kann.

    (Abg. Dr. Mende: Was bei den Glasbläsern ja anders ist!)

    — Sicher. Vergleiche hinken ja immer, Kollege Mende.
    Hierher paßt die Aussage eines Stabsoffiziers, der sich im Gespräch mit Händen und Füßen sträubte, einen bestimmten Posten weiter zu besetzen, und zwar deshalb, weil er in den sechs Wochen, die er jetzt dort gewesen war — er hatte ihn neu angetreten —, keinerlei Posteingang hatte und statt dessen eine Menge Kreuzworträtsel gelöst hat. Eigenartig ist, daß uns als Abgeordneten so etwas gesagt wird, daß man aber, wenn wir solche Beobachtungen höherenorts melden, sagt: Dieser Mann ist fehl am Platze, Arbeit haben wir für alle, und wer nicht arbeitet, ist quasi selbst daran schuld. Man ist nicht bereit, solchen Mitteilungen nachzugehen. Das vermissen wir in der Organisation des Ministeriums.
    Ich könnte mir denken, daß nachher einer der Kollegen sagen wird, ich hätte die Bundeswehr schlecht gemacht. Ich möchte dem gleich entgegnen und sagen: Wir wissen, daß die überwiegende Mehrzahl der in der Bundeswehr Tätigen, Zivilisten wie Soldaten, ihre Pflicht ordentlich erfüllen. Das sollten wir von vornherein beiseite lassen. Damit wird nämlich versucht, notwendigen Überprüfungen aus dem Wege zu gehen. Da wird dann politisch so argumentiert.
    Wir meinen auch, daß die Umgliederung des Heeres eine Frage ist, die erörtert werden muß. Sie wird bisher nur allgemein draußen erörtert. Eine verbindliche Erklärung der Bundesregierung dazu fehlt noch. Wir wissen, daß diese Umgliederungen notwendig sind.

    (Zuruf von der SPD: Wir auch!)

    Die Vorgänge in der Teilstreitkraft Luftwaffe geben ein Zeugnis davon. Wir haben den Eindruck, daß hier ein richtiger Weg beschritten worden ist, daß hier versucht wird, die größtmögliche Effektivität zu erreichen. Aber nur dann, wenn dieses Problem auch in Angriff genommen wird, wenn man sich darüber Gedanken macht und sich nicht in den Schwierigkeiten des Apparats selber verfängt, wird man Erfolg haben.
    Wir glauben nach wie vor, daß eine straffere Gliederung der Spitze notwendig ist. Wir meinen, daß der Gedanke, die Stäbe der territorialen Verteidigung des Heeres zusammenzulegen, ein vernünftiger Gedanke ist und daß er zu Einsparungen führen kann und soll. Davon ist ganz unbetroffen die Position des Verteidigungsministers, der nach wie vor der oberste Befehlshaber sowohl der der NATO assignierten Verbände als auch für die bisherige Territorialverteidigung bleibt. Im Ernstfall ist sowieso allies anders, dann befiehlt die NATO.
    Wir meinen abler nun, daß es, wenn man die Gesamtverteidigung betrachtet, nur ein Stückwerk wäre, wollte man sich nur mit dem Problem Bundeswehr beschäftigen. Wir glauben, daß solche Rationalisierung die ganze Landesverteidigung betreffen muß, und zwar so, daß sowohl der militärische als auch der zivile Bereich betroffen werden.
    Wir fragen deshalb in Frage 14:
    Welche Maßnahmen sind notwendig, um über
    die Verabschiedung der Verfassungsänderungen
    7128 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967
    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    über den äußeren Notstand hinaus die militärischen und zivilen Bereiche der Landesverteidigung in der Bundesrepublik besser als bisher zu koordinieren?

    (Hört! Hört! bei der FDP.)

    Wir sind der Auffassung, daß es vielleicht nützlicher wäre, im Bundesministerium des Innern die schöpferischen Kräfte auf diese Frage zu konzentrieren statt auf die Frage, wie der innere Notstand bewältigt werden kann.

    (Beifall bei der FDP.)

    Es käme mehr darauf an, eine zweckmäßige Form der Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium zu finden, eine Koordinierung dieser beiden Bereiche, die sicher dann wohl im Bundeskanzleramt münden müßte; darauf müssen wir leider immer noch warten.
    Eine andere Frage haben wir in Nr. 15 angesprochen:
    Welche Schritte sind zu unternehmen, um die Ausbildung der Wehrpflichtigen gleichzeitig zu intensivieren und zeitlich abzukürzen?
    Die Bundesregierung scheint nach wie vor die psychologischen Gefahren zu unterschätzen, die sich aus einer mangelnden oder sinnlosen Beschäftigung unserer Wehrpflichtigen während der Dauer des Grundwehrdienstes für den Wehrwillen der jüngeren Jahrgänge ergeben. Das berüchtigte Wort vom „Gammeldienst" in der Truppe wird zwar von Politikern und Offizieren und auch Unteroffizieren häufig zurückgewiesen, aber von den Wehrpflichtigen selbst und ihren Angehörigen immer wieder in Gesprächen und Briefen durch eine Unzahl drastischer Beispiele belegt. Bei allem Sinn für die Notwfendigkeit auch langweiliger Wartungs- und Pflegearbeiten in technisierten Truppenteilen habe ich keinen Zweifel, daß hier etwas geschehen kann und muß. Die Ausbildung der Wehrpflichtigen muß gleichzeitig intensiviert und abgekürzt werden, das glauben wir.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wir haben deshalb dem Hohen Hause einen Antrag vorgelegt, der auch hier Gegenstand der ersten Beratung ist, in dem wir fordern, den Grundwehrdienst von 18 wieder auf 12 Monate zu verkürzen. Das scheint uns das am besten geeignete Mittel des Parlaments zu sein, als Kontrollorgan der Regierung die Regierung zu zwingen, sich der zahlreichen Unzuträglichkeiten in der Ausbildung anzunehmen. Wir scheuen uns dabei nicht, zu sagen, daß die Ausbildung in den verbleibenden zwölf Monaten auch auf Kosten der Freizeit der Wehrpflichtigen, etwa am Wochenende, intensiviert werden muß.

    (Sehr richtig! bei der FDP.)

    Es ist einfach ein Unding, wenn festgestellt werden muß, daß auf 18 Monate Wehrdienst 220 oder 230 Tage aus diesen oder jenen Gründen dienstfrei sind. Ich bin der Überzeugung, daß unseren jungen Männern mehr damit gedient ist, wenn der Wehrdienst auf zwölf Monate verkürzt wird, auch wenn sie in dieser Zeit mehr als bisher tätig sein müssen.
    Allerdings — das ist das Problem dabei — muß eine Mehrbelastung 'der Ausbilder vermieden werden.

    (Lachen bei den Regierungsparteien.)

    — Ja, 'da brauchen Sie 'gar nicht zu lachen. Das kann dadurch geschehen, 'daß, wie die FDP es vorschlägt, durch .die Herabsetzung der Dauer ,des Grundwehrdienstes gleichzeitig auch der Anteil der Wehrpflichtigen an der Bundeswehr verringert wird und sich damit natürlich auch eine Verringerung der im Dienst befindlichen Verbände ergeben wird. Damit würde sich nämlich automatisch die Zahl der Ausbilder, 'die nach wie vor zu klein ist, erhöhen. Wir haben diese Sache schon einmal im Jahre 1964 beantragt. Ich kann es mir 'deswegen ersparen, jetzt noch einmal darauf einzugehen, es sei denn, es ist in der Debatte notwendig.
    Ich möchte Ihnen aber auch ein Beispiel dafür geben, wie wir uns das vorstellen. Die FDP möchte mitihrem Antrag auf Herabsetzung des Grundwehrdienstes auf zwölf Monate den Anteil der Wehrpflichtigen an der Präsenzstärke der Bundeswehr von zur Zeit 47 % senken. Die Folge wäre, daß die Bundeswehr rund 60 000 Wehrpflichtige weniger unter Waffen halten würde. Da kommt das Problem der Verminderung der zu° geringen Präsenzstärke, Auswirkungen nach draußen usw. Wir glauben aber, daß zum Ausgleich dieser verminderten Präsenz beispielsweise etwa 30 000 Wehrpflichtige jeweils vier Wochen lang zu Wehrübungen eingezogen werden können. Wenn wir davon ausgehen, daß ein Wehrübender doppelt 'soviel kostet wie ein Wehrpflichtiger, verbrauchen die Wehrübenden nach unserer Konzeption gar keine zusätzlichen Personalkosten. Wir haben dann aber nach wie vor eine ständige Präsenz von etwa 430 000 Soldaten. Man könnte diese Zahl selbstverständlich auch variieren.
    Um es noch einmal zusammengefaßt zusagen: Es würde bedeuten: 460 000 gegenwärtiger Stand minus 60 000 Wehrpflichtige wegen Herabsetzung der Dauer des Grundwehrdienstes plus ständig 30 000 wehrübende Reservisten. Wir glauben, daß die Verminderung der Präsenzstärke um 30 000 — wenn man 460 000 als augenblickliche Zahl nimmt — dadurch mehr als ausgeglichen wird, daß Jahr für Jahr insgesamt 360 000 Reservisten ihre Kenntnisse auffrischen.
    Daß das selbstverständlich zunächst einmal Schwierigkeiten in der Organisation bringt und daß man das genau durchdenken und durchrechnen muß, ist sicher. Aber mir scheint, wir müssen damit beginnen.
    Das Mißverhältnis zwischen der Zahl der auszubildenden Wehrpflichtigen und dem Bestand an ausbildenden Offizieren und Unteroffizieren ist ein Problem, das uns allen bekannt ist und das man auch noch auf andere Weise in den Griff bekommen muß. Es heißt zwar aus dem Verteidigungsministerium, daß der Fehlbestand an Offizieren gar nicht mehr so 'erheblich sei. Das ist natürlich sehr erfreulich, insbesondere dann, wenn es sich um eine erhöhte Zahl von Bewerbungen handelt. Allerdings wäre es nicht so erfreulich, wenn sich die Zahl ver-
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967 7129
    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    mehrt hätte, weil die Anforderungen herabgesetzt worden wären.
    Demgegenüber hat sich aber am Fehlbestand an Unteroffizieren nicht sehr viel verändert. Es spielt hier offenkundig eine Rolle, daß der Unteroffiziersberuf mit seinen gegenwärtigen Aufstiegschancen für viele junge Leute nicht interessant genug ist. Wir haben hier einen Entschließungsantrag vorgelegt und sind der Meinung, daß man hier auch zur Tat schreiten muß und die Dinge nicht weiter vor sich herschieben kann. Ich ,spiele auf die sogenannte dritte Laufbahn an. Darüber hinaus scheint es uns aber notwendig zu sein, die Stellung des Unteroffiziers auch in seinem Dienst aufzuwerten, und zwar dadurch, daß er nicht nur reiner Hilfsausbilder des Kompaniechefs ist, sondern daß zumindest die Gruppe, die wir früher Portepee-Unteroffiziere nannten, also Feldwebel und die aufsteigenden Dienstgrade, das Recht zur Durchführung erzieherischer Maßnahmen erhalten. Das ist ein sehr schwieriges und wichtiges Problem, das auch unter politischen Vorzeichen gesehen werden muß. Aber ich bin der Meinung, wenn wir uns dieser Sache nicht annehmen, werden wird die Schwierigkeiten, die wir augenblicklich haben, nicht beseitigen können.
    Meine Damen und Herren, in Frage 18 — damit komme ich zum Schluß — fragen wir:
    Welche Schritte gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um die vom Bundesminister des Auswärtigen konzipierte europäische Friedensordnung herbeizuführen?
    Wir wollen damit noch einmal deutlich machen, was ich vorhin schon sagte, daß die Verteidigungspolitik ein Teil der Außenpolitik ist. Wir glauben das auch deswegen sagen zu müssen, weil wir der Meinung sind, daß die an sich unproduktiven Rüstungsausgaben kein Selbstzweck sind. Deshalb gilt es wohl dafür zu sorgen, daß sie auf lange Sicht nicht nur in Deutschland, sondern darüber hinaus in Europa und in der Welt schlechthin eingeschränkt werden, wenn nicht gar überflüssig werden; dies werden wir wahrscheinlich nie erreichen, aber es wäre das Schönste. Wir haben als Fraktion und Partei Abrüstungsbemühungen jeder Form immer wieder unterstützt. Allerdings sind wir auch der Auffassung, daß dabei das militärische Gleichgewicht gewahrt bleiben muß.
    Wir haben es aus diesem Grund begrüßt, daß der Bundesminister des Auswärtigen vor einigen Monaten die Umrisse einer europäischen Friedensordnung skizzierte. Wir sind allerdings der Meinung, daß es im Interesse einer glaubhaften Politik unserer Regierung notwendig ist, dafür zu sorgen, daß es nicht bei solchen mehr oder minder vagen Andeutungen bleibt. Man muß vielmehr konkret sagen, was man in Verhandlungen mit wem vorschlagen möchte. Man muß zumindest eine Andeutung darüber von sich geben.
    Es wird also nicht allein darauf ankommen, das Angebot des Austausches von Gewaltverzichtserklärungen zu machen, sondern es wird etwas mehr notwendig sein. Wir meinen, daß man tatsächlich konkrete Vorschläge vorlegen müßte, wie eine europäische Friedensordnung aussehen kann und welche Grundlage sie als europäisches Sicherheitssystem haben sollte.
    Wir können die Diskussion über diese sehr wichtige Frage nicht den osteuropäischen Staatsmännern allein überlassen, z. B. dem polnischen Außenminister. Wir sind der Meinung, daß nicht alles, was von dort kommt, zweckmäßig ist und Sinn und Grundlage unserer Politik sein sollte. So halten wir es nicht für nützlich, wenn wir die Empfehlung annehmen, die Deutsche Demokratische Republik anzuerkennen. Aber wir sind nach wie vor der Ansicht, daß z. B. der Plan zur Schaffung einer atomwaffenfreien Zone in Mitteleuropa ein Schritt sein kann, um zu einer gesamteuropäischen Friedensordnung zu kommen und um überhaupt einmal anzufangen, darüber zu diskutieren.
    Wir wissen, daß in dem einen Teil der Regierung und der Regierungsfraktionen die Widerstände gegen das, was ich Ihnen gesagt habe, verhältnismäßig groß sind. Aber ich beziehe mich auf den verehrten Kollegen Berkhan, der meinte, in den vielen Prüfungen, die vorgenommen werden müßten, sei auch die Prüfung der Vorschläge Rapackis enthalten, und so könnte es durchaus möglich sein, daß auch die Bundesregierung zu der Prüfung und vielleicht sogar zu Entschlüssen kommt.
    Nun, meine sehr verehrten Damen und Herren, darf ich zum Schluß kommen und vielleicht, wenn es der Herr Präsident gestattet, mit einem Zitat enden. Es stammt wiederum von meinem verehrten Kollegen Berkhan. Er sagte einmal: „Schröder hat es schwer. Dennoch kann er nicht weiter wie ein U-Boot auf dem Grund liegen; er muß auftauchen." — Wir können nur sagen: Herr Minister, tauchen Sie auf und bringen Sie etwas „gründliche" Substanz mit!

    (Beifall bei der FDP.)



Rede von Walter Scheel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort zur Begründung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/ CSU hat der Kollege Rommerskirchen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Josef Rommerskirchen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Fraktion der CDU/CSU hat am 24. Juli ihre Große Anfrage an die Bundesregierung gerichtet, die ich zu begründen habe. Wir wollten die Bundesregierung mit unseren sechs Einzelfragen veranlassen, sich wieder einmal in aller Öffentlichkeit zu erklären, angesichts der bedeutsamen Veränderungen, die sich in den letzten Jahren im weltweiten Rahmen, innerhalb des nordatlantischen Bündnisses wie auch der europäischen Verteidigungsorganisation und nicht zuletzt innerhalb der Bundesrepublik Deutschland vollzogen haben. Wir lassen bei der Herausforderung einer solchen öffentlichen Erklärung das Spannungsverhältnis zwischen dem öffentlichen Informationsbedürfnis und dem allgemeinen Sicherheitsinteresse nicht außer acht, sondern wir haben volles Verständnis dafür, wenn bei entsprechender Güteabwägung von Detaildarstellungen, die sich für eine öffentliche Erörterung ohne
    7130 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967
    Rommerskirchen
    Schädigung unseres Sicherheitsinteresses einfach nicht eignen, aus Verantwortung dann auch abgesehen wird. Die Beobachtung gleichgearteter Vorgänge in anderen demokratischen Staaten ergibt eindeutig, daß man sich auch dort diesem Dilemma gegenübersieht und in Wahrung beider Interessenstandpunkte öffentlich erörtert, was dazu angetan ist, und nichtöffentlich berät, was der Sache nach diese Einschränkung gebietet.
    Herr Bundesverteidigungsminister, in diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal anregen, daß Sie vielleicht doch von der unterschiedlichen Informierung der Journalisten und Publizisten — nämlich in zwei verschiedenen Formen — noch öfter als zuvor Gebrauch machen. Ich meine einerseits die Information über Tatsachen und Vorhaben, die völlig offen angesprochen werden können, und andererseits die Darstellung und Erläuterung von Sachverhalten, deren Kenntnis nicht für jedermann bestimmt, aber als Hintergrund für den Journalisten höchst bedeutsam sein kann.
    Wir dürfen, so meine ich, sicher davon ausgehen, daß eine solche vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Regierung, die dem Interesse des Bürgers an Sicherheit besonders Rechnung zu tragen hat, und den Organen der öffentlichen Meinungsbildung, die naturgemäß dem Recht des Bürgers auf Information zu entsprechen suchen, angesichts der Mitverantwortung aller für das gemeinsame Wohl nicht mißbraucht wird. Ich meine, wenn es doch geschähe, sollte das im Rahmen der publizistischen Selbstverwaltung und Selbstkontrolle geahndet werden. Warum sollten eigentlich bei uns, in diesem unserem Lande, die demokratischen Spielregeln im gemeinsamen Interesse weniger eingehalten werden als in Ländern mit vielleicht längerer diesbezüglicher Tradition.
    Unsere Große Anfrage war nicht zuletzt von der Sorge bestimmt, daß ein zu langes Schweigen seitens der Regierung über Probleme, die infolge akuter Anlässe viele bange Fragen aufgeworfen und ganz zweifellos neben sachkundigen Betrachtungen und Vorschlägen auch dilettantische Überlegungen und Forderungen mit sich gebracht haben, sich einfach schädlich auswirken muß. So wäre es doch bedauerlich, wenn unsere Bündnispartner infolge solcher ungeklärter Fragen und infolge entsprechenden Kritisierens und Spekulierens irritiert würden, wenn sie sich dadurch etwa mehr und mehr zu der Überlegung veranlaßt sähen, ob wir Deutsche uns auf Grund interner Schwierigkeiten aus der gemeinsamen Verantwortung für eine wirksame Sicherung der Freiheit herausschmuggeln wollen. Solche Gedanken sollten wir nicht verargen. Wir wissen doch selber aus Erfahrung, wie schnell mancher — auch in unserem Lande — mit Verdächtigungen solcher Art bei der Hand war, wenn andere Partner uns über beabsichtigte oder vermeintliche Änderungen zu lange im unklaren ließen.
    Wir möchten durch unsere Große Anfrage auch vermeiden helfen, daß infolge mangelnder Sachaufklärung über Gegebenes und Notwendiges die deutsche Offentlichkeit unnötig in Unruhe gerät und gar zu falschen Schlüssen bzw. Einstellungen kommt.
    In diesem Zusammenhang muß wohl wieder einmal unmißverständlich festgehalten werden, daß die Erhaltung der Freiheit, die Absicherung unserer freiheitlichen Lebens-, Gesellschafts- und Staatsgestaltung gegen gewaltsame Eingriffe von innen wie auch von außen die Mitwirkung und entsprechende Anstrengungen und Opfer aller freien Bürger gebietet. Ich meine, nach wie vor gilt das Wort, das selbst neutrale Staaten wie die Schweiz mit großem Ernst beherzigen: „Der Preis der Freiheit ist Wachsamkeit, Abwehrbereitschaft und Verteidigungskraft aller, die den Schutz des Staates erwarten."
    Deshalb möchte ich feststellen dürfen — und ich habe guten Grund dazu —: Wer nach dem Einsatzwert der Bundeswehr, wer nach der geistig-politischen Verfassung der Soldaten, nach der sogenannten „Moral der Truppe" fragt — und das geschah in den letzten Monaten sehr oft —, der sollte selbstkritisch beachten, daß die Verteidigungskraft der Bürger in Uniform, also unserer Soldaten, in unmittelbarem Zusammenhang mit der Wehrbereitschaft des ganzen Volkes steht.

    (Sehr gut! bei CDU/CSU. — Beifall rechts.)

    Hier sei schon angemerkt, daß die militärische und die zivile Verteidigung zwei Seiten derselben Medaille sind, nämlich der Glaubhaftigkeit unseres freiheitlichen Lebens- und Überlebenswillens.
    Unsere Große Anfrage will alsdann mit Klarheit schaffen helfen im Interesse unserer Bundeswehr selber, der wegen ihrer Zuverlässigkeit und großartigen Leistung auch heute wieder unsere Anerkennung und unser Dank öffentlich ausgesprochen werden sollen.

    (Beifall bei CDU/CSU.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, eine Armee — ich denke, wir sollten das immer beachten — ist ohne lebendiges Selbstvertrauen und Selbstbewußtsein und ohne eine entsprechende Zuversichtlichkeit ein wenig überzeugender Verteidigungsfaktor.

    (Zustimmung bei CDU/CSU.)

    Wie sehr aber wird dieser innere Einsatzwert, wird die Verteidigungsmoral eingeschränkt, wenn beinahe alles, was geschah und was vorhanden ist, alles, was für nötig erachtet und geplant wird, fragwürdig sein soll. In der Feststellung, daß der Auftrag der Bundeswehr als solcher den heutigen Gegebenheiten nicht mehr entspräche und deshalb dringend geändert werden müßte, gipfelt meines Erachtens diese geradezu selbstzerstörerische Infragestellung, die zudem nicht selten mit penetranter Kritikasterei und Besserwisserei verbunden ist.
    Lassen Sie mich unsere sechs Einzelfragen kurz erläutern! — Wenn wir von der Bundesregierung, deren Politik nach der wiederholten Regierungserklärung des Herrn Bundeskanzlers wie nach den ausgewiesenen Bemühungen im auslaufenden ersten Regierungsjahr noch akzentuierter als zuvor eine solche für Entspannung und Frieden ist, noch einmal
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967 7131
    Rommerskirchen
    eine Erläuterung des unmittelbaren Zusammenhangs zwischen Entspannungswillen und Sicherheitsbeitrag erbitten, dann hat das gute Gründe. Diejenigen, die auch für die Zukunft die Fähigkeit fordern, sich gegen Unzumutbares zur Wehr zu setzen, werden heute in unserem Lande nicht selten, nein: zunehmend als Gegner der Entspannung oder als Spielverderber beim Mühen um eine Friedensordnung angesehen. Aber ich meine, Entspannung sei nicht gleichbedeutend mit Sicherheit. Für nicht wenige in unsedem Volke sind Vorleistungen im Sinne von Preisgabe bestehender Anrechte, einseitiges Abrüsten und Vermindern der Abwehrfähigkeit anscheinend ein wirksames Mittel zur Entspannung. Ich darf für meine politischen Freunde sagen: wir sind leidenschaftlich für eine Entspannungs- und Friedenspolitik, aber déshalb auch nur für Maßnahmen, die diesem Ziele wirklich dienen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Entspannung geht überall da vor sich, wo man zugefügtes Unrecht wiedergutzumachen sucht,

    (Sehr wahr! in der Mitte)

    wo man Explosionsherde durch gerechte und vernünftige Regelungen ausräumt, wo man Zankäpfel mittels sauberer Kompromisse beseitigt, wo man sich zum Nebeneinander in wirklicher Friedfertigkeit, zur Koexistenz in der Wahrheit bekennt. Wer das, was ungeordnet ist, nicht zu regeln bereit ist, wer nicht über die Beseitigung von Ungerechtigkeiten mit sich sprechen lassen, sondern nur über das verhandeln will, was ins eigene politische Konzept paßt oder was man zu fragwürdigem Besitz noch hinzubekommen möchte, der trägt nicht zur Entspannung bei und der wird auch einen ohnmächtigen Verhandlungspartner ganz gewiß nicht nur nicht achten, sondern ihn eventuell der Erpressung oder Nötigung auszusetzen suchen. Sicherheit wird, so meine ich, nur dann größer, wenn allgemeine, kontrollierte Abrüstung bei gleichwertiger Potentialminderung erfolgt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ist es deshalb nicht konsequent, wenn die Partner der freien Welt sich auch weiterhin vor der Gefahr wappnen, von denen zu einseitigen Zugeständnissen, etwa mittels Gewaltanwendung, gezwungen zu wer- den, die nach wie vor nach ihrer eigenen Erklärung auf eine uniforme Umgestaltung andersgearteter Gesellschafts- und Staatssysteme — und das gegebenenfalls auch mit Nachdruck — abzielen? Wir sind der Meinung, daß der Entspannungsvorgang nicht nur vom Trachten und Streben des Menschen nach der Möglichkeit freier und selbstverantwortlicher Daseingestaltung in Gang gehalten, sondern auch politisch forciert werden sollte. Aber — ich darf es noch einmal sagen — durch einseitigen Verzicht auf abwehrende Stärke würde er meines Erachtens gerade aufgehalten. Es interessiert uns aber die Auffassung der Bundesregierung hierzu im Zusammenhang mit ihrer zielstrebigen Friedens- und Sicherheitspolitik.
    Unsere zweite Frage hängt mit dem Vorhergesagten ursächlich zusammen. Die jüngste Geschichte, die durch die brutale Gewaltpolitik totalitärer Systerne so wesentlich bestimmt ist, weist doch wohl eindeutig aus, daß eine der entscheidenden Voraussetzungen für den Verlust der Freiheit die mangelnde Abschreckung dessen ist, der glaubt, sich dieser Mittel bedienen zu sollen. Politik kann und darf sich nicht vom Wunschdenken nach dem Motto „Es kann nicht sein, was nicht sein darf" bestimmen lassen. Wir haben das oft gesagt. Da wir bei uns selber erlebt haben, wie sich bei totalitären Staaten die Verbindung von Ideologie und Macht auszuwirken vermag, interessiert uns auch heute noch einmal, wie die Bundesregierung die derzeitige Situation in der Welt im allgemeinen und in Europa im besonderen im Hinblick auf die ideologisch-politische Zielsetzung, auf die Interessenlage und die Absichtserklärungen und das militärische Machtpotential des Kommunismus beurteilt. Die Sprache, die im kommunistischen Machtbereich in Form von Beschimpfungen, Drohungen und Truppendemonstrationen gesprochen wird, muß uns doch, darf uns doch besorgt sein und bleiben lassen. Wenn die Demonstrationen in Moskau aus Anlaß des Jubiläums der kommunistischen Revolution mit der Überschrift: „Partei + Raketen = Sowjetmacht" charakterisiert wurden, so entspricht das wohl zweifellos bolchewistischem Selbstverständnis. Wir fragen in diesem Zusammenhang also die Bundesregierung, ob für uns prinzipiell oder aktuell eine Bedrohung mit der Gefahr der Gewaltanwendung und Übermächtigung noch besteht.
    Wir möchten Klarheit darüber haben, ob in Gegenwart und voraussehbarer Zukunft wesentliche Änderungen der atlantischen Abschreckungs- und Verteidigungsorganisation gerechtfertigt oder gar geboten sind. Wir möchten wissen, ob die Umstellung vom strategischen Konzept der „massiven Vergeltung" auf das der „flexiblen Entgegnung" noch ein unkalkulierbares Risiko für denjenigen bedeutet, der meint, zur Durchsetzung politischer Ziele militärische Macht einsetzen zu können. Uns interessiert auch die Auffassung der Bündnispartner über die Zeitspannen, die sie im Hinblick auf notwendige Gegenmaßnahmen für gegeben halten, sowie über den Grad der erforderlichen Abwehrbereitschaft. Sind Überraschungen etwa völlig undenkbar geworden?
    Die Fraktion der CDU/CSU fragt in ihrer Großen Anfrage alsdann die Bundesregierung nach den Konsequenzen, die sich aus den NATO-Richtlinien vom Mai dieses Jahres für den deutschen Verteidigungsbeitrag ergeben. Gerade in dieser Hinsicht war ja die Diskussion innerhalb der deutschen Öffentlichkeit außerordentlich lebhaft, aber leider zugleich auch verwirrend. Deshalb ist nach unserer Auffassung nicht zuletzt auch in diesem Zusammenhang Klarheit dringend geboten. Selbst die Feststellung, daß im Grunde kein Staat und Volk mehr sein Geschick im nationalen Alleingang meistern kann, sondern jeder Staat und jedes Volk hineinverwoben ist in Verbindungen und Verkettungen größten, weltweiten Umfanges, wurde in den letzten Monaten plötzlich — ich meine allerdings: von Gestrigen, die das Phänomen dieser verbundenen einen Welt noch nicht begriffen haben — da und dort bestritten. Wir möchten jedenfalls noch einmal klargestellt wissen, welche Rolle uns als Verbündetem und Partner in der Allianz und ihrer Organisation heute und mor-
    7132 beutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967
    Rommerskirchen
    gen zufällt. Wir möchten von der Bundesregierung hören, wie sie über das sogenannte Prinzip der Arbeitsteilung innerhalb des Bündnisses im Hinblick auf den Abschreckungswert, der unseres Erachtens von der Fähigkeit zu konventioneller und atomarer Verteidigung abhängig ist, angesichts der Kräftekonstellation in der Welt und in Europa denkt.
    Es drängt sich zusätzlich die Frage auf, ob auch nach 1969 das Prinzip der Präsenzstrategie des atlantischen Verteidigungsbündnisses für Europa, das heißt also für uns in der Bundesrepublik auch das Prinzip der Vorneverteidigung durch möglichst starke Kräfte möglichst vieler Bündnispartner, noch wirksam gilt oder ob nach 1969 die Lastenverteilung etwa zu unseren Ungunsten anders aussehen soll oder muß. Es interessiert, ob neue Anstrengungen unternommen werden, um die Sicherheit Europas auch für den Fall sicherzustellen, daß sein mächtigster Partner, die Vereinigten Staaten von Amerika, gleichzeitig andernorts in der Welt besonders stark engagiert ist. In diesem Zusammenhang ist wohl auch noch einmal eine Darstellung der nunmehr geltenden Formen des Zusammenwirkens zwischen Frankreich und den übrigen NATO-Partnern erforderlich. Nachdem die Bundesrepublik Deutschland sowohl auf die Herstellung von wie auch auf die Verfügungsgewalt über atomare Sprengmittel verzichtet hat, ist es wohl unser legitimes Recht, uns fortdauernd besorgt darum zu kümmern, daß wir an der Schutzfunktion, die das Gleichgewicht der Abschreckung hat, weiterhin wirkungsvoll teilhaben.
    Unser Wehrsystem ist gerade in jüngster Zeit nicht zuletzt auf Grund der Frage nach der Wehrgerechtigkeit einer kritischen Betrachtung unterzogen worden. Dabei hat es auch nicht an Vorstellungen über grundlegende Veränderungen gefehlt. Wir haben ja auch eben wieder solche Vorstellungen aus dem Munde von Herrn Kollegen Schultz vernommen. So ist z. B. der Vorschlag gemacht worden — er ist nicht in seinen Vorschlägen enthalten gewesen, ist aber anderswo unterbreitet worden —, die Umstellung auf eine Berufsarmee, die durch Milizkräfte zu ergänzen wäre, vorzunehmen. Wir wissen, daß solche Vorstellungen einer verantwortlichen, sorgfältigen Überprüfung im Bundesverteidigungsministerium unterzogen wurden, und hoffen, daß wir über die Ergebnisse einschließlich der Frage einer stärkeren Ausschöpfung des Wehrpflichtigen- und Reservistenpotentials einschließlich der Frage nach Ersatzabgaben wie einschließlich der Frage nach den Kosten der verschiedenen Regelungen auch heute noch einmal Näheres hören werden.
    Die Feststellung, daß sich gerade in unserer Lage als unmittelbare Anrainer am kommunistischen System waghalsige Experimente verbieten — ich treffe sie —, will keine verantwortbare und nützliche Änderung ausschließen. Nach unserer Auffassung darf aber ohne zwingendes Gebot keine wesentliche Struktur- und Gesamtorganisationsänderung vorgenommen werden, solange nicht die langfristigen Auswirkungen voll abzusehen sind und keine Garantie für eine wirkliche Verbesserung der Verhältnisse besteht. Ich meine, es sei doch von jedermann zu bedenken, daß ein so komplizierter
    Organismus, wie ihn eine große Armee nun einmal darstellt, nicht fortlaufend umgebastelt werden darf, soll er nicht seine Funktionsfähigkeit einbüßen.
    Wenn es unter Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Belange möglich ist, der Mitverantwortung und Mitverpflichtung aller Bürger des Staates für den Schutz der Freiheit und des Friedens im Bereich der militärischen wie der zivilen Verteidigung noch konsequenter als bisher schon zu entsprechen, finden — darauf können Sie sich verlassen, Herr Minister — entsprechende Vorschläge unsere besonders aufmerksame Beobachtung und, wenn sie brauchbar sind, unsere Unterstützung. Und wenn unter Ausnutzung des nun doch schon beachtlichen Reservistenpotentials sinnvolle Umgliederungen ohne unannehmbare Beeinträchtigung der Abwehr- und Verteidigungsmöglichkeit auch bei etwaigen Überraschungen möglich sind, werden wir auch dem unsere Zustimmung nicht versagen. — Über das sogenannte Prinzip der „abgestuften Präsenz" — ich erlaube mir hinzuzufügen: eine sprachliche Definition, die ich nicht für glücklich halte, weil sie nach meiner Meinung Mißdeutungen zu großen Spielraum gibt — werden wir wohl ebenfalls in der Regierungserklärung noch Näheres erfahren.
    Wir müssen in aller Öffentlichkeit noch einmal betonen, daß die Bundesrepublik Deutschland in ein Bündnissystem eingefügt ist, daß ,also unsere Bundeswehr dementsprechend im großen und ganzen Glied in einer Kette ist und deshalb von uns aus nichts geschehen darf, was das gemeinsame Band schwächt. Wer etwa — und darauf will ich hinaus — einer Verkürzung der Wehrpflicht bei uns das Wort redet, muß sich darüber Rechenschaft geben, was unsere Partner ihren waffenfähigen jungen Männern zumuten, und er muß der Prüfung zustimmen, ob dann noch die Verteidigungsbereitschaft im gebotenen Umfang und in der erforderlichen Einsatzfähigkeit gewährleistet ist.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Ich meine, es ist auch nicht uninteressant, wenn wir erst wieder in diesen Tagen hörten, daß der Oberbefehlshaber Europa-Mitte auf die Konsequenzen hinwies, die sich aus einer Verringerung der Wehrdienstzeit für die schnelle und geschlossene Einsatzfähigkeit der Großverbände ergäben, und daß er deshalb ganz konkret vor einer Dienstzeitverkürzung warnte. Dabei, so meine ich, sollte man gerechterweise bedenken, daß die amerikanischen Soldaten, die als ein beachtliches Kontingent auch bei uns in Deutschland auf Posten für die Freiheit stehen, sich sogar einer zweijährigen Wehrpflicht unterziehen müssen.
    Mit dem Gesagten hängt unmittelbar unsere Frage zusammen, was geschehen muß und geschehen kann, um sowohl dem Sicherheitsinteresse wie der finanzpolitischen Situation gerecht zu werden. Es sollte unbestritten sein, daß das Mindestmaß dessen, was zum Schutz unserer freiheitlichen Lebens-, Gesellschafts- und Staatsordnung gegen gewaltsame Veränderungen erforderlich ist, von uns auch aufgebracht und geleistet wird. Wir sollten auch keine Verärgerung über ein ungerechtfer-
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967 7133
    Rommerskirchen
    tigtes Mißverhältnis zwischen Bündnispartnern aufkommen oder bestehen lassen, zumal im Bedenken eventueller schädlicher Auswirkungen bei deren Leistungen bei oder für uns. Andererseits können und dürfen — und das muß mit großem Ernst hinzugefügt werden — wir uns auch nicht übernehmen und dadurch eventuell schwere Schädigungen des inneren volkswirtschaftlichen Organismus herbeiführen.
    So gilt es — ein schwieriges Geschäft —, immerzu um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gebotenem und Möglichem, zwischen Unerläßlichem und Verzichtbarem bemüht zu sein. Das ist wirklich leichter zu fordern als zu meistern. Der Meinung bin auch ich. Aber wir meinen, daß die Uberprüfung aller Leistungen mit dem Ziel, die Effektivität des deutschen Verteidigungsbeitrags als solchen nicht zu mindern, nicht unbedingt Nötiges dagegen wegfallen zu lassen, ganz sorgfältig und zielstrebig geschehen muß. Straffung durch Beseitigung von Überflüssigem, das es geben kann und das wir uns möglicherweise in der Zeit, als es uns entsprechend ging, erlaubt haben, ist nicht gleich Schwächung und Kampfkraftminderung. Das sollten auch diejenigen gelten lassen, die von Aufwendigerem und Liebgewonnenem verständlicherweise nicht gerne lassen wollen. Sich nach der Decke zu strecken, bleibt nun einmal ein vernünftiges Lebensgesetz.
    Aber ich füge hinzu — das ist eine schwierige Sache, ich weiß —: Die in diesem Zusammenhang notwendige angedeutete Überprüfung darf allerdings nicht davor zurückschrecken, notwendige Verbesserungen vorzunehmen, auch wenn diese gegebenenfalls einmal mit höheren Kosten verbunden sind. Die müssen dann eben an weniger bedeutsamer Stelle wieder eingespart werden. Ich konkretisiere: trotz aller Bemühungen um technische Leistungssteigerungen sollte der Mensch, der Soldat, immerzu, wie das bislang der Fall war, im Mittelpunkt unserer Sorge bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich denke hier ganz besonders an die Frage der gerechten, gesellschaftspolitisch angemessenen Einstufung unserer Unteroffiziere in der hochtechnisierten Armee.
    Dennoch wird jeder verstehen: Priorität sollten auf jeden Fall alle jene Anstrengungen und Kräfte haben und behalten, die den Abschreckungswert, um den es geht, wesentlich mitbestimmen und im Verteidigungsfall die Einsicht des Angreifers in das mit seiner Gewaltanwendung eingegangene Risiko und die Verantwortung für eine eventuelle Eskalation wie seinen Halt zu erzwingen haben.
    Wir haben in einer entsprechenden Frage die Regierung gefragt, welche konkreten Straffungsund Rationalisierungsmaßnahmen ohne Reduzierung der eigentlichen Abwehrkraft möglich sind, und wir sind auf die Antwort gespannt.
    Zuletzt und doch keineswegs am Rande fragen wir die Bundesregierung, was geschehen kann und was veranlaßt ist, um den technologischen Status der Bundesrepublik Deutschland ihren übrigen Leistungen anzupassen, um die nötigen Grundlagen für den Leistungswettbewerb und die Rolle, die auch uns bei der Erfüllung weltweiter Aufgaben zugemutet und abverlangt wird, sicherzustellen. Wir verkennen dabei das Dilemma nicht, das einerseits durch die berechtigte, ja die gebotene Forderung nach einem möglichst hohen Maß an Standardisierung innerhalb des Bündnisses und andererseits durch das Bestreben, die nationalen Kapazitäten zu verbessern, gegeben ist. Aber dabei verhehlen wir auch unsere Auffassung nicht, daß sich die notwendige und förderliche Zusammenarbeit im multi-oder bilateralen Rahmen weitmöglichst unter Anerkennung und Beachtung gleicher Rechte und gleicher Pflichten abspielen muß. Was immer sinnvoll bei uns in dieser Hinsicht investiert wird, um die Verteidigungswirtschaft unseres Landes in die Lage zu versetzen, auch ihrerseits Anteil zu nehmen an der angemessenen Meisterung der Zukunftsaufgaben, muß als deutscher Verteidigungsbeitrag Anrechnung finden. Aber auch in dieser Hinsicht sind wir und ist zweifellos die deutsche Öffentlichkeit an den Überlegungen, die von der Bundesregierung angestellt worden sind und werden, in hohem Maße interessiert, auch an der Antwort auf die Zusatzfrage, ob in diesem Zusammenhang positive Aussichten ohne europäische Größenordnungen nennenswert überhaupt noch bestehen.
    Vielleicht, Herr Bundesminister, ist es angebracht, auch unsererseits noch die Frage anzufügen, was es mit Munitionsschwierigkeiten oder gar mit einem diesbezüglichen Skandal auf sich hat.
    Sehr verehrter Herr Bundesverteidigungsminister, wir freuen uns mit Ihnen, daß Sie, von Ihrer schweren Krankheit genesen, heute selber mit gewohnter Kraft in der Lage sind, für die Bundesregierung unsere Große Anfrage zu beantworten. Wir danken Ihnen schon jetzt für Ihren verantwortlichen Einsatz!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)