Rede von
Hugo
Collet
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich hätte es auch lieber gesehen, wenn diese Angelegenheit gleich dem Ältestenrat überwiesen worden wäre. Ich hatte mich auch für diesen Antrag entschieden. Andererseits bin ich der Meinung, daß es, da es sich um einen Vorschlag handelt, der der Effektivität der Arbeit dieses Hauses dienen soll, auch nichts schaden kann, wenn wir uns über diese Frage einmal hier unterhalten.
Seit langem konnte man bei vielen Abgeordneten — die Zahl ließ sich nie feststellen — ein Unbehagen über den derzeitigen Arbeitsrhythmus bemerken, den viele als unrationell empfanden. In der privaten Wirtschaft wäre es unmöglich, daß man vor der Alternative steht: entweder Einzelwochen mit 48 Reisetagen im Jahr oder Doppelwochen mit 24 Reisetagen im Jahr.
Es ist natürlich recht schwierig, zwischen der Arbeit hier im Hause und der Tätigkeit im Wahlkreis den richtigen Arbeitsrhythmus zu finden. Im Wahlkreis werden die Abgeordneten ständig angegriffen, weil sie dort nicht genügend zur Verfügung stehen, und hier sollen sie in den Plenarsitzungen ihre Pflicht tun. Nach der derzeitigen Regelung sollen sie praktisch ständig aus dem Koffer leben und immer wieder unerledigte Akten von Bonn in den Wahlkreis und vom Wahlkreis nach Bonn transportieren, weil ihre Arbeit hier und dort nie richtig anlaufen- kann;
sie müssen darüber hinaus Rücksicht auf günstige Termine für Veranstaltungen im Wahlkreis nehmen. Solch ein günstiger Termin ist mit Sicherheit — wegen des bevorstehenden Wochenendes — der Freitagabend. Dem steht aber entgegen, daß häufig freitags nachmittags Sitzung ist. Andere gute Ter-
mine sind die Samstage und sonntags nach den Gottesdiensten die politischen Frühschoppen.
Auf der Suche nach einer möglichst günstigen, kontinuierlichen Arbeitsmöglichkeit zwischen Bonn und dem Wahlkreis ergibt sich jetzt für den Abgeordneten nichts weiter als eine Hetze, die in der Vergangenheit manchen hier auch gesundheitlich schon schwer getroffen hat.
Es mag erstaunlich sein, daß ein Abgeordneter, der erst seit zwei Jahren die Ehre hat, diesem Hohen Hause anzugehören, und der erst dreimal zu politischen Sachfragen gesprochen hat, sich nun hier besonders engagiert. Aber vielleicht hat er noch nicht so resigniert und steht noch im Kampf mit sich selber in der Auseinandersetzung um rationelles Arbeiten. Ich kenne die Argumente von Abgeordneten, die diesem Hohen Hause schon lange angehören. Sie sagen: Wir haben alles versucht; es hat doch keinen Wert, wir können es nicht ändern.
Nun, ich bin der Meinung, daß auch der Antrag der CDU/CSU dieser Vorstellung von der rationellen Arbeitsweise dienen soll und von da aus auch die Unterstützung eines Teiles der Mitunterzeichner dieses Änderungsantrages finden könnte. Aber er hat mehr wichtige Freitage in seinem Plan, als sie mein Änderungsplan hier vorsieht. Gerade diese Freitagstermine in den Wahlkreisen sind von Bedeutung.
Ich darf also noch einmal sagen, es dreht sich hier nicht um einen Gegensatz oder Gegenantrag zum CDU-Antrag, sondern er hat vielmehr das gleiche Ziel und will den vorhandenen Gedanken lediglich weiterentwickeln. Ich habe das Problem dadurch zu lösen versucht, daß in dem Plan die gleiche Anzahl von Tagungswochen enthalten ist — vergleichen Sie bitte, meine Damen und Herren —, allerdings soll die Osterpause statt vier Wochen nur drei Wochen dauern und die Sommerpause eine Woche später beginnen. Damit haben wir aber den Zwei-zweiTurnus als Basis. Aber der Samstag in der Mitte der Doppelwoche — nicht der letzte; da soll ja freitags mittags schon Schluß sein, damit man noch in den Wahlkreis gehen kann — soll dann hier als echter Einsatztag, als halber Arbeitstag vorgesehen werden.
Ich darf also feststellen: dieser Änderungsantrag enthält drei volle Arbeitstage mehr — wenn ich halbe Tage zusammenrechne —, nicht etwa weniger, und gibt doch die Möglichkeit des Doppelrhythmus statt des Rhythmus zwei-eins.
Ich darf nun diejenigen, die in der Nähe — in Bonn und Umgebung — wohnen und täglich nach Hause fahren können, und auch diejenigen, die in jedem Fall — ganz gleich, welchen Rhythmus wir hier beschließen — am Wochenende nach Hause fahren können, bitten, zugunsten eines Teiles derer, die den Rhythmus zwei-zwei bevorzugen, doch einmal ihren Standpunkt zu überprüfen. Ich glaube, das wäre ein Akt der Gerechtigkeit.
Ich bitte, da es sich nicht um einen eigenen Antrag, sondern um einen Änderungsantrag S) zur vor-
*) Siehe Anlage 3
7100 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1967
Collet
liegenden Drucksache handelt, vorweg darüber abzustimmen. Damit ist immer noch die Chance für die Antragsteller selbst gegeben, hinterher je nach Ausgang der Vorabstimmung über ihren Antrag zu entscheiden. Ich darf also um Ihre Zustimmung bitten.