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    Deutscher Bundestag 33. Sitzung Bonn, den 24. März 1966 Inhalt: Nachruf auf die frühere Abgeordnete und Alterspräsidentin Frau Dr. Lüders . . 1495 A Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Dr. Eckhardt 1495 B Erweiterung der Tagesordnung 1542 A Fragestunde (Drucksache V/454) Fragen des Abg. Dr. Abelein: Objektivität des in der Hauptverhandlung entscheidenden Richters Dr. Jaeger, Bundesminister . . . . 1495 D Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Richterliche Praxis betr. Urheberrecht an Entscheidungen und Leitsätzen . . 1496 A Frage des Abg. Dr. Wörner: Durchführung der Technischen Hilfe Dr. Vialon, Staatssekretär . . . . 1496 B Dr. Wörner (CDU/CSU) . . . . . 1497 A Dr. Dehler, Vizepräsident . . . . 1497 A Fragen des Abg. Biechele: Religionsunterricht an der Deutschen Schule Alexander von Humboldt in Mexiko 1497 B Frage des Abg. Josten: Deutschsprachige Rundfunksendung wichtiger Nachrichten für Touristen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 1497 B Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 1497 C Fragen des Abg. Wischnewski: Maßnahmen britischer Behörden gegen Herrn Haag, Köln-Deutz Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 1497 D. Fragen des Abg. Müller (Worms) : Flakunterkunftshaus in Offstein, Lkr Worms 1498 B Frage des Abg. Dröscher: Gewerbesteuerrecht Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 1498 C Dröscher (SPD) . . . . . . . . 1498 D. Fragen des Abg. Baier: Lohnsteuerliche Behandlung von Zinszuschüssen -- Zuschüsse zur Verbilligung von Kapitalmarktmitteln Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 1499 A Baier (CDU/CSU) 1499 B Mick (CDU/CSU) 1499 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Fragen des Abg. Deringer: Bausparer 1500 C Frage des Abg. Genscher: Bildung von gewinnmindernden Rückstellungen für die private Wissenschaftsförderung Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 1500 D Genscher (FDP) 1500 D Frage der Abg. Frau Geisendörfer: Technische Verstärkung von Sendeanlagen der Rundfunkanstalten — Deutschlandfunk Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1501 A Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . . 1501 C Dr. Czaja (CDU/CSU) 1501 D Frage des Abg. Baron von Wrangel: Bekämpfung des sogen. Landfahrerunwesens Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1502 A Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Besoldung der Forschungsbeamten des Bundes Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . 1502 C Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 1502 D Dr. Müller (München) (SPD) . . . 1503 B Dr. Heilige (FDP) . . . . . . . 1503 C Dr. Bechert (Gau-Algesheim) (SPD) 1503 D Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Anpassung der Bezüge für Wissenschaftler an ausländische Vorbilder Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1504 A Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 1504 A Dr. Hellige (FDP) 1504 B Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Anrechnung von Zeiten eines Studienoder Arbeitsaufenthalts im Ausland Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1504 C Fragen des Abg. Dr. Müller (München) : Ausländische Arbeitskräfte im öffentlichen Dienst Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . 1504 C Dr. Müller (München) (SPD) . 1505 A Matthöfer (SPD) 1505 B Frage des Abg. Dr. Müller (München) : Eigene Klassen für Gastarbeiterkinder Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1505 C Dr. Müller (München) (SPD) . . 1505 D Fragen des Abg. Picard: Politische Flüchtlinge aus den Ostblockstaaten — Zahl der heimatlosen Ausländer in der Bundesrepublik . . 1505 D Frage des Abg. Dröscher: Entwurf eines Bundeswaldgesetzes Hüttebräuker, Staatssekretär . . 1506 A Dröscher (SPD) . . . . . . . . 1506 A Josten (CDU/CSU) . . . . . . 1506 C Büttner (SPD) 1506 D Fragen des Abg. Dr. Klepsch: Aufnahme der Kartoffelsorte Bintje in die Importliste . . . . . . . . 1506 D Frage der Abg. Frau Freyh: Ermessensentscheidungen zum Härteausgleich nach dem BVG Katzer, Bundesminister 1507 A Frau Freyh (SPD) 1507 B Fragen des Abg. Langebeck: Änderung des § 4 Abs. 2 der 6. Berufskrankheitenverordnung — Einbeziehung der Lärmschwerhörigkeit Katzer, Bundesminister . . . . . 1507 C Langebeck (SPD) . . . . . . . 1507 D Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 1508 A Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Ärztliche Untersuchung von Gastarbeitern vor Erteilung der Arbeitserlaubnis Katzer, Bundesminister . . . . . 1508 D Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 1509 B Frage des Abg. Baier: Rentenauszug für die Versicherten Katzer, Bundesminister 1509 B Baier (CDU/CSU) . . . . . . 1509 C Sammelübersicht 4 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages zu Petitionen (Drucksachen V/438) . . . . . . . . 1509 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 9. Juli 1962 mit der Regierung des Staates Israel zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei der Gewerbesteuer (Drucksache V/142); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/446) — Zweite und dritte Beratung — . . . 1509 D Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 III Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 29. November 1965 mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel über die Rückzahlung der Reichsmarkanlagen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Deutschland (Drucksache V/330) Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksache V/470), Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/447) — Zweite und dritte Beratung — 1542 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 22. März 1965 über die Verlängerung des Internationalen Weizen-Übereinkommens 1962 (Drucksachen V/403, V/469) — Zweite und dritte Beratung — . 1542 C Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über Vorschläge der Kommission der EWG für Verordnungen des Rats betr. Butter (Drucksachen V/16, V/165, V/338, V/471) . . . . . . . . 1542 D Bericht des Verteidigungsausschusses über die Beratungen zum Waffensystem „Starfighter" (Drucksache V/450), in Verbindung mit Große Anfrage betr. Waffensystem „Starfighter" (CDU/CSU, FDP) (Drucksache V/360) und mit Große Anfrage betr. Flugsicherheit des Starfighter F 104 G (SPD) (Drucksache V/351) Draeger (CDU/CSU) . . . . . . 1510 B Dr. Dehler, Vizepräsident . . . . 1514 C Rommerskirchen (CDU/CSU) . . 1514 C Wienand (SPD) 1520 B von Hassel, Bundesminister . . 1526 C, 1591 C Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 1543 A D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 1543 D Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . . 1554 A Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 1559 D Strauß (CDU/CSU) 1564 B Berkhan (SPD) . . . . . . . 1577 C Ollesch (FDP) . . . . . . . . 1582 C Damm (CDU/CSU) 1584 A Kaffka (SPD) 1589 C Dr. Mommer (SPD) . . . 1596 B, 1597 B Dr. Barzel (CDU/CSU) 1596 C Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . 1596 D Rasner (CDU/CSU) 1597 A Schoettle, Vizepräsident . . . . . 1597 B Schriftliche Erklärungen: Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 1600 C Iven (SPD) . . . .. . . . . . 1603 D Entwurf eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Zollgesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache V/393) — Erste Beratung —Krammig (CDU/CSU) . . . . . 1597 C Mertes (FDP) 1597 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zwölften Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache V/451) — Erste Beratung — 1598 A Antrag betr. Schädlingsbekämpfungsmittel (SPD) (Drucksache V/395) 1598 A Antrag betr. 2. Richtlinie zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften für Arzneispezialitäten (Abg. Dr. Elbrächter, Frau Dr. Hubert, Dr. Hamm [Kaiserslautern] u. Gen.) (Drucksache V/441) . . 1598 B Ubersicht 3 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache V/429) 1598 B Schriftlicher Bericht des Verkehrsausschusses über die Vorschläge der Kommission der EWG für Richtlinien des Rats für die Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten a) über die amtlichen Kennzeichen an der Rückseite von Kraftfahrzeugen b) über die Funkentstörung von Kraftfahrzeugen (Drucksachen V/163, V/444) 1598 B Schriftlicher Bericht des Ausschusses für das Bundesvermögen über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche des ehem Flugplatzes auf der Karthause in Koblenz (Drucksachen V/336, V/453) 1598 C Mündlicher Bericht des Innenausschusses über den Bericht des Bundesministers des Innern betr. Rechtsstellung und Ausbildung der deutschen Beamten für internationale Aufgaben (Drucksachen V/153, V/455) 1598 D Nächste Sitzung 1598 D Anlagen 1599 A Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1495 33. Sitzung Bonn, den 24. März 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 30. Sitzung, Seite 1324 B, dritte Zeile von unten statt 750,— DM monatlich: 7,50 DM täglich. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Frau Albertz 24. 3. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 25.3. Dr. Arnold 25. 3. Bading *) 25. 3. Dr.-Ing. Balke 26. 3. Bals 25. 3. Bäuerle 25. 3. Bauer (Wasserburg) 26. 3. Dr. Birrenbach 25.3. Frau Blohm 31. 3. Blumenfeld 27. 3. Burger 10. 4. Corterier **) 24. 3. Dr. Dittrich *) 25. 3. Dr. Eckhardt 24.3. Frau Dr. Elsner *) 25. 3. Figgen 8. 4. Dr. Frede 25.3. Frieler 31. 3. Fritz (Wiesbaden) 31.3. Haage (München) 25.3. Hahn (Bielefeld *) 25. 3. Hamacher 31. 3. Dr. Hamm (Kaiserslautern) 25. 3. Herberts 7. 4. Hirsch 25. 3. Hörmann (Freiburg) 25.3. Dr. Jungmann 31. 3. Klinker *) 25. 3. Dr. Koch 25.3. Köppler 24. 3. Frau Krappe 31.3. Kühn (Hildesheim) 25.3. Lenz (Trossingen) 25.3. Liedtke 15. 4. Dr. Lohmar 26.3. Majonica 25. 3. Marx (München) 25. 3. Mauk *) 25. 3. Dr. von Merkatz 25. 3. Merten 25. 3. Metzger *) 25. 3. Missbach 25. 3. Dr. h. c. Dr.-Ing. E h. Möller 25. 3. Dr. Morgenstern 25.3. Müller (Aachen-Land *) 25. 3. Neumann (Berlin) 25.3. Peters (Poppenbüll) 25.3. Frau Pitz-Savelsberg 25.3. Richarts *) 25. 3. Riedel (Frankfurt) 25.3. Dr. Schäfer 25.3. Dr. Schiller 26.3. Frau Schimschok 25.3. Schulhoff 25. 3. Dr. Schwörer 25.3. Dr. Serres **) 25. 3. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Seuffert *) 25. 3. Stahlberg 31.3. Stein 25. 3. Struve 25. 3. Teriete 31.3. Dr. Vogel 26.3. b) Urlaubsanträge Riegel (Göppingen) 16.4. Frau Rudoll 16.4. Seither 23. 4. Stiller 18. 4. *) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments **) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlage 2 Umdruck 30 Antrag der Fraktion der SPD - Drucksache V/351 - betr. Flugsicherheit des Starfighter F 104 G. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, 1. eine zentrale, dem Bundesminister der Verteidigung unmittelbar unterstellte, personell und technisch ausreichend ausgestattete Dienststelle zu schaffen, die alle Flugunfälle der Bundeswehr untersucht, um eine Verbesserung und Beschleunigung der zur Zeit auf mehrere Bereiche des Bundesministers der Verteidigung aufgesplitterten Flugunfalluntersuchungen sicherzustellen, 2. in allen fliegenden Verbänden der Bundeswehr besonders ausgebildete Flugsicherheitsoffiziere einzusetzen, die - wie auch in anderen Staaten - nicht den Einheitsführern, sondern der oben genannten zentralen Dienststelle unterstellt sind, 3. eine zentrale Bundesbehörde zu schaffen, die - ebenfalls nach ausländischem Vorbild - für die Auswertung aller Flugzeugunfälle im zivilen und militärischen Bereich zuständig ist, um so zur Verbesserung der gesamten Flugsicherheit im Bundesgebiet beizutragen. Diese Behörde sollte, um unabhängig und objektiv arbeiten zu können, nicht mit anderen der Regierung nachgeordneten Behörden zusammengelegt werden, 4. für das entscheidende Waffensystem der Luftwaffe, die F 104 G, eine eigene Erprobungsstelle beschleunigt in Betrieb zu nehmen, 5. für eine beschleunigte Durchführung der vor allem aus Gründen der Flugsicherheit erforderlichen „Technischen Änderungen", der F 104 G Sorge zu tragen, 6. bei allen fliegenden Verbänden der Bundeswehr, vordringlich bei den Strahlflugzeugverbänden, besonders ausgebildete, hauptamtliche Fliegerärzte einzusetzen, um eine laufende, den besonderen 1600 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Anforderungen und Belastungen des fliegenden Personals angemessene ärztliche Überwachung sicherzustellen, 7. solche organisatorischen Maßnahmen im Bereich des Bundesministers der Verteidigung durchzuführen, die sich — wie die Untersuchungen über die Flugsicherheit der F 104 G im Ausschuß für Verteidigung gezeigt haben — als notwendig erweisen, um in Zukunft zentral und fachgerecht die Auswahl, Indienststellung und ständige Erhaltung der technischen Einsatzbereitschaft moderner Waffensysteme in der Bundeswehr nach den Methoden eines system managements überwachen zu können. Bonn, den 23. März 1966 Erler und Fraktion Anlage 3 Umdruck 31 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP — Drucksache V/360 — betr. Waffensystem „Starfighter" Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag anerkennt nach Abschluß seiner Beratungen über das Waffensystem Starfighter F 104 das Bemühen und die Tätigkeit aller — gleich welchen Ranges und auf welcher Stufe — im militärischen und zivilen Bereich, die das Menschenmögliche leisten, um die schwierigen und komplizierten Probleme zu meistern, die sich oft zwangsläufig in der modernen Rüstung heute und in der Technik von morgen ergeben. Er schließt in diese Anerkennung Arbeit und Leistung der deutschen Luftfahrtindustrie mit ein. Der Bundestag spricht allen Piloten — darunter besonders denen des Waffensystems F 104 — für ihre Haltung, ihren Mut und ihre Einsatzbereitschaft seine Anerkennung aus. Seine besondere Anteilnahme gilt den Angehörigen der in der Ausübung ihres Dienstes tödlich verunglückten Flugzeugführern. Bonn, den 24. März 1966 Dr. Barzel und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 4 Umdruck 32 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP — Drucksache V/360 — betr. Waffensystem „Starfighter". Der Bundestag wolle beschließen: Der Antrag — Umdruck 31 — wird am Ende des Textes wie folgt ergänzt: Der Bundestag tadelt, daß der Bundesminister der Verteidigung trotz der seit langem erkennbaren Entwicklung beim Waffensystem F 104 G so lange untätig blieb, bis die Flugunfallrate ein untragbares Ausmaß erreichte. Bonn, den 24. März 1966 Erler und Fraktion Anlage 5 Schriftliche Erklärung des Abgeornneten Dr. Jahn (Braunschweig) für die Fraktion der CDU/CSU zu Punkt 5 der Tagesordnung (Drucksachen V/450, V/360 und V/351). Der Verlauf der bisherigen Debatte hat bewiesen, daß wir miteinander — und das ist selbstverständlich — mit großer Leidenschaft über ein Waffensystem diskutieren, das in den vergangenen Monaten in der öffentlichen Meinung der Bundesrepublik Besorgnis und Unruhe hervorgerufen hat. Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß die Diskussion um den Starfighter sich ausgeweitet hat zu der Fragestellung, ob die Regierung und das Parlament in Fragen der Bewaffnung unserer Bundeswehr mit der notwendigen Sorgfalt vorgegangen ist. Diese Debatte muß heute dazu führen, daß wir das aufgekommene Mißtrauen und die Besorgnis in Teilen der Bevölkerung und nicht zuletzt in der Publizistik ausräumen. Die Waffentechnik hat in der Nachkriegszeit besonders auf dem Gebiet der Luftverteidigung einen revolutionären Wandel durchgemacht. Das Strahlflugzeug hat die Propellermaschinen immer weiter verdrängt. Das Strahlflugzeug wurde zum Rückgrat der modernen Luftverteidigung. Wie lange Strahlflugzeuge mit doppelter und drei- bis vierfacher Schallgeschwindigkeit diese Stellung behaupten werden, ist heute abzusehen. Menschen und Technik scheinen miteinander zu konkurrieren. Wie im gesellschaftlichen Leben überhaupt, so bleibt die Frage auch hier zu prüfen, wie lange der Mensch in der Lage ist, das ungeheuer komplizierte System der Elektronik unter Kontrolle zu behalten. Wir haben diese Frage im Verteidigungsausschuß geprüft, um uns ein sachliches Urteil zu bilden. Ich möchte hier noch einmal kurz den Tatbestand aufreißen, der unserer Debatte zugrunde liegt. Gleich nach Konstituierung des Verteidigungsausschusses haben sich die Mitglieder aller Fraktionen bereit erklärt, den Starfighter als Waffensystem unserer Luftverteidigung als Punkt 1 auf die Tagesordnung der Arbeit dieses Ausschusses für den 5. Deutschen Bundestag zu setzen. Wir haben versucht, alle wichtigen Komplexe zu behandeln, die uns einen Überblick über die Ursachen der Flug- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1601 zeugverluste besonders des letzten Jahres gaben. Ich glaube, es dürfte für einen Bundestagsausschuß kaum eine kompliziertere Aufgabe geben als die, die der Verteidigungsausschuß behandelt. Wir bestätigen dem Herr Verteidigungsminister und seinen Offizieren und Beamten gern, daß sie die von uns geforderten Berichte und Unterlagen zur Verfügung gestellt haben. Aber ich für meine Person muß bekennen, daß die Materie so komplex und vielseitig ist, daß es eine Überforderung bedeuten würde, in den unzähligen technischen Einzelheiten Schiedsrichter sein zu wollen. Das gilt für das diffizile System der Elektronik in besonderem Maße. Es gilt für die Navigation, die Überholung, die Wartung und die Unterbringung der Maschinen. Das gilt für die Ausbildung der Piloten und für das technische Personal aller Sparten. Es gilt aber auch für alle Daten und Vergleichskomponenten. Man wird bescheiden bei der gestellten Aufgabe und bekommt andererseits Respekt vor der Wissenschaft und Technik in Gebieten, die dem normalen Bürger verschlossen bleiben. Vom Schiedsrichter zum Richter und zum Schuldigsprechen ist es dann nicht mehr weit. Es hilft leider auch hier nur der gesunde Menschenverstand. Ich habe die Protokolle der letzten Debatte, die im Hohen Hause über den Starfighter geführt wurde, sorgfältig studiert und mir auch die seinerzeitigen Presseveröffentlichungen angesehen. Herr Kollege Wienand hat in der Sitzung vom 20. Januar 1965 ausgeführt, daß eine der Schwächen der Bundeswehr in der Auswahl und Beschaffung der Waffensysteme liege. In der gleichen Sitzung wurde mit Bezug auf den Starfighter festgestellt, daß der Starfighter F 104 G von zehn Nationen als Waffensystem ausgewählt worden sei und damit der Vorwurf entkräftet sei, daß bei der Beschaffung nicht das Ziel der Standardisierung berücksichtigt worden sei. Es wurde die Kritik hinsichtlich der Beschaffung widerlegt und die behauptete Lizenzgebühr von 10 °/o auf 3 0/o reduziert. Die Debatte ergab weiter folgendes. Über die Beschaffung und Indienststellung des Starfighter-Programms waren sich alle Seiten des Hohen Hauses einig. Die vorjährige Diskussion hat diese Übereinstimmung dokumentiert. Herr Kollege Erler bestätigte dies mit seinen Ausführungen: „Wir haben der Beschaffung der F 104 ausdrücklich nach dem damals gehaltenen Vortrag unsere Zustimmung gegeben." Die Kollegen Wienand und Erler unterstrichen, daß sie keineswegs das Waffensystem des Starfighters attackierten. Herr Kollege Wienand vertrat die Meinung, daß nachträglich zuviel in ein gutes und ausgereiftes System hineingelegt worden sei und daß dadurch Komplikationen und Schwierigkeiten aufgetreten seien. Der Herr Kollege Wienand hat auch ja gesagt zum Mehrzweckflugzeug der F 104 G — das drei verschiedene Aufgaben übernehmen mußte —, weil wir gar nicht in der Lage waren und sind, für jede Aufgabe Spezialmaschinen zu beschaffen und mit Piloten und Wartungspersonal bedienen zu lassen. Einschränkungen wurden gemacht in bezug auf die Kosten der Elektronik, die in der Zukunft einträten. Der Herr Kollege Strauß hat mit seinen sachlich wohlfundierten Ausführungen den Starfighter treffend dahin charakterisiert: „daß nach dem Urteil sämtlicher militärischer, technischer und wirtschaftlicher Experten — nicht nur Experten der Bundesrepublik, sondern Experten fast aller NATO-Länder — die F 104 G das Optimum an technischer Leistungsfähigkeit, Erfüllung der militärischen Kriterien und gleichzeitig ökonomische Einkaufsleistung und rationelle Unterhaltungsmöglichkeit in sich kombiniert." Ich will nun auf einen Vorwurf eingehen, der in der Offentlichkeit und auch in diesem Hohen Hause erhoben worden ist. Auf einen Nenner gebracht lautet dieser Vorwurf: Warum wurden und werden dem Hohen Hause unterbreitete Maßnahmen erst jetzt ein- bzw. durchgeführt? Wenn ich das Protokoll der letzten Starfighter-Debatte kritisch betrachte, dann ist bis auf die allgemeinen Ausführungen zum Problem der Technik und zu ihrer Bedeutung für die Streitkräfte und der Forderung nach Verstärkung der Ausbildung des technischen Personals und der Vervollkommnung des Materials konkret kein Vorschlag gemacht worden, der sich mit den aus der inzwischen gewonnenen Erfahrung der letzten 14 Monate heute hier eingebrachten Vorlagen deckt oder sogar in eine Forderung gekleidet war. Das macht uns deutlich, daß damals nicht genügend Erfahrungswerte zur Verfügung standen. Die Umrüstung vom F 84 auf den Starfighter befand sich im Entwicklungsstadium. Es gab und es gibt keine typische Unfallursache, es gab Einzelfehler. Sie geben keine Veranlassung, dieses Waffensystem „als für den Flugbetrieb nicht ausreichend sicher anzusehen". Es wurde zugegeben, daß das Trägheitsnavigationssystem nach den Erfahrungen der deutschen Luftwaffe in seiner Navigationsgenauigkeit noch nicht den militärischen Forderungen entsprach und sich das Waffensystem aus diesem Grunde auf vier unabhängige Navigationssysteme stützt. Herr Kollege Wienand hat im Stern-Artikel behauptet: „Die teuer gewordenen Maschinen sind bis heute allenfalls bedingt einsatzfähig" (Stern Nr. 4/1965). Herr von Hassel hat geantwortet: „Meinen Sie nicht, daß das eine Abwertung der Waffen ist, auf die wir unsere besten Piloten setzen?" Wir wissen heute, daß die Maschinen in den assignierten Geschwadern voll einsatzfähig sind. Die Umrüstung der Geschwader ist im Gange, braucht Zeit —, braucht Personal auf allen Gebieten. Wir haben das in den Diskussionen im Ausschuß gründlich erfahren. Herr Kollege Schmidt erklärt heute: „Das Waffensystem ist ein durchaus brauchbares Waffensystem, ein durchaus brauchbares Flugzeug." Am 5./6. November 1958 hat der Verteidigungsausschuß der Beschaffung des Starfighters zugestimmt. Wir haben jetzt März 1966. Sieben Jahre brauchten Mensch und Technik, um miteinander fertig zu werden. Wir haben ein Programm, das eine Umrüstung auf dieses System auf neun Jahre festlegt. Wir haben erkennen müssen — ich zitiere Lothar Ruehl aus der „Welt" vom 23. März 1966 —: Moderne Hochleistungsflugzeuge können nicht ohne weiteres unter beliebigen Bedingungen 1602 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 übernommen werden wie Maschinen vor ihnen. Daß die Luftwaffe dieses Flugzeug noch nicht vollkommen beherrscht, ist augenfällig. Die zahlreichen Abstürze zeugen dafür. Aber daraus folgt nicht, daß es sich nach Ablauf einer erträglichen Frist nicht so fliegen kann, wie es notwendig ist. Ein Teil der Abstürze wäre bei größerer Erfahrung der Flugzeugführer vermeidbar gewesen. Es wird noch zwei bis drei Jahre dauern, bis die deutschen Flieger die Erfahrung haben, die relative Sicherheit gibt. Die Gefahrenzeit bis dahin kann nur verkürzt werden, indem man den Ausbildungsrhythmus erheblich intensiviert. Voraussetzung dafür ist die Verbesserung der Betriebstechnik und der Personalwirtschaft. Diesem Ziel sollen die Maßnahmen dienen, die der Bundesverteidigungsminister jetzt dem Bundestag vorschlägt. Für die Durchführung sind zusätzliche Haushaltsmittel, aber auch Änderungen von gesetzlichen Vorschriften notwendig. Das haben wir mit dem Ministerium gemeinsam dem Hohen Hause vorgeschlagen. Wäre auch nur eine einzige typische Unfallursache feststellbar, dann wäre die heutige Debatte überflüssig. Es sind stets Einzelfehlerquellen, die die tragischen Abstürze verursachen. Nichts ist auf dieser Welt vollkommen, auch wenn noch so geniale Menschen Schöpfer waren. Auch dieses Waffensystem ist verbesserungsfähig. Niemand kann bei der Einführung einer Maßnahme alle die Imponderabilien mit Sicherheit voraussehen, die sich bei der Durchführung ergeben genausowenig wie man das Wetter der nächsten Tage zuverlässig prophezeien kann. Das einzige, was wir tun können und tun müssen, ist: Wo Mängel festgestellt worden sind, müssen wir die Verbesserungen, vor allem die, welche die Sicherheit der Piloten und die der Maschinen erhöhen, beschleunigt veranlassen, so wie die Anträge es vorsehen. Die Einsatzbereitschaft der NATO-Geschwader läßt keine Flugpausen zu. Es wurde ja ein Startverbot erlassen, aber es mußte Zug um Zug wieder aufgehoben werden, denn die Piloten müssen in ständiger Flugroutine bleiben, um die Düsenmaschine überhaupt fliegen zu können. Bekanntlich erwirbt ein Pilot hockentwickelter Waffensysteme die erforderliche Erfahrung erst ab 1000 Flugstunden. Infolge der im europäischen Raum vorherrschenden Wetterbedingungen ist die Zeit für Übungsflüge erheblich beschränkt. Wenn trotzdem — besonders bei den assignierten Geschwadern — die von der NATO vorgeschriebenen jährlichen Soll-Flugstunden fast erreicht wurden, so sollten wir den Kommodores, ihren Piloten und auch dem wehrtechnischen Personal unseren Respekt zollen. Ich sagte zu Beginn meiner Ausführungen, daß man selbst nach sorgfältiger Anhörung der Experten der verschiedensten Wissengebiete überfordert bleibt, letzte und gültige Urteile zu fällen. Was sagen denn die Piloten? Die Piloten, die an und in diesem Waffensystem ausgebildet worden sind, sagen — soweit wir uns überzeugen konnten — ja zu dieser Maschine. Sie fühlen sich mit dieser Maschine verbunden und charakterisieren ihre flugtechnischen Eigenschaften als vorzüglich. Sie alle — die deutschen Piloten und ihre NATO-Kollegen — halten den Starfighter für das beste Strahlflugzeug. Besonders die flugerfahrenen älteren Hasen sagen das. Wir wissen also — und dies möchte ich betonen —, daß die Piloten ihrer Maschine vertrauen. Das ist ein entscheidender Punkt! Natürlich zwingt ein Strahlflugzeug dem Piloten während des Einsatzes ein Höchstmaß an Energie und Konzentration ab. Das ist ein Tribut, den wir der Technik zu entrichten haben. Der Autofahrer muß ihn genau so entrichten wie der Diesellokführer. Innerhalb kurzer Zeit muß dieser 1000 und mehr Signale beobachten. Früher stand ihm die drei- und vierfache Zeit zur Verfügung. Auch der Pilot einer Caravelle oder einer Boeing und der bereits in der Konstruktion befindlichen Superflugzeuge, dem bis zu 1000 Passagiere in einer Maschine anvertraut sind und der in doppelter oder dreifacher Schallgeschwindigkeit von Hauptstadt zu Hauptstadt jagt, muß mit der Technik rechnen. Wir vergeben uns nichts, wenn wir hier und heute bestätigen, daß die Untersuchungen im Ausschuß im wesentlichen nicht über das, was der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Panitzki, an gewonnenen Erkenntnissen und Vorschlägen unterbreitete, hinausgehen. Wir sollten auch nicht in Presseerklärungen so vorgehen, als wären Gesamtvorschläge von Exekutive und Legislative aus der Erkenntnis eines einzigen Abgeordneten erwachsen. Das gilt besonders für die Polemik um die Hallenunterbringung und die Verstärkung des Wartungspersonals sowie für die Beschleunigung des Überholungskreislaufes. Mir ist es unerfindlich, wie in einer solchen Polemik dann kurz und bündig gefolgert wird: „Deshalb muß der Herr Verteidigungsminister weg!" Man stelle sich vor, wir würden beginnen, so zu handeln, dann müßten wir das doch auch mit der These verbinden — ich überspitze bewußt — Nehmt Herrn X und Y, und kein Starfighter stürzt mehr ab! Gäbe es eine schicksalhafte Verkettung von weiterhin sich steigernden Unglücksfällen, dann wären bald alle Ministerkandidaten verbraucht. Die Meinungsverschiedenheiten in bezug auf die Umrüstung des Starfighters zu einem Mehrzweckkampfflugzeug scheinen die öffentliche Diskussion mehr verwirrt als sachlich geklärt zu haben. Einzelheiten der Umrüstung wurden von meinem ,Kollegen im Rahmen dieser Debatte behandelt. Für meine Freunde darf ich jedoch erklären, daß wir den Starfighter als Mehrzweckkampfflugzeug für die Luftwaffe in diesem Stadium der Wehrtechnik als das gegenwärtig beste Waffensystem ansehen. Ich betone: zur Zeit! Wir alle wissen, wie schwer es ist, personell und technisch auf dem aktuellsten und waffentechnisch vollkommensten Stand zu sein und zu bleiben. Dabei denke ich wiederum erst in zweiter Linie an die hohen Kosten, die diese Aufgabe von uns fordert. In erster Linie denke ich an die Einsatzbereitschaft, die eine der Grundlagen unserer Sicherheit ist! Diese Einsatzbereitschaft ist der Angelpunkt, um den sich das Starfighterproblem dreht! Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1603 Das Starfighter-Waffensystem ist heute durch kein anderes zu ersetzen, wenn die Einsatzbereitschaft nicht auf Jahre hinaus verloren gehen soll. Das Hohe Haus hat zum Starfighterprogramm A gesagt, und nun, da wir bereits das halbe Alphabet aufgesagt haben, sollten wir gemeinsam bis Z durchgehen. Dies ist kein Plädoyer nur um der Konsequenz willen. Es enthebt uns auch nicht der Verpflichtung, ständig, schnell und nachhaltig Mängel zu beseitigen, sobald solche entdeckt werden. Hier geht es auch nicht um die Rechtfertigung oder Absolution der einen oder anderen Seite, dieser oder jener Persönlichkeit. Hier geht es einzig und allein um die Glaubwürdigkeit unserer Verteidigung. Ich wäre der letzte, der einen Fehler nicht zugeben würde. Ich wäre der letzte, der eine Fehlentscheidung der Regierung nicht als eine solche bezeichnen würde! Aber ich bin überzeugt, daß das Ministerium und die Luftwaffenführung bestrebt sind, das Beste zu tun. Ich halte es daher für fair, ihr diese Ehrlichkeit auch zu bestätigen und sie nicht zum Sündenbock für technische Mängel, menschliches Versagen oder gar tückische Wettersituationen zu stempeln. Es ist hier der Ort und die Stunde, ein klärendes Wort zu dem in der Öffentlichkeit erhobenen Verdacht zu sagen, das Bundesverteidigungsministerium sei bestrebt, einen Schleier der Verdunkelung über die Abstürze zu breiten, Informationen und Untersuchungsergebnisse würden im Panzerschrank verschlossen gehalten, noch nicht einmal der Verteidigungsausschuß werde ausreichend unterrichtet. Diese Verdächtigungen sind Spekulationen. Das Gegenteil isi. wahr: Der Herr Verteidigungsminister, seine Offiziere und Beamten haben dem Ausschuß alle Berichte und Unterlagen zur Verfügung gestellt, die wir angefordert haben. Wir gewinnen nichts, aber auch rein gar nichts, wenn wir uns in dieser Stunde von Emotionen leiten lassen. Und wir stehen in der Gefahr, es zu tun. Die Verpflichtung, die Tücken der Technik zu überwinden, bleibt. Autos, Flugzeuge und Raketen sind technische Fortbewegungsmittel für Personen und Güter. Sie fordern vom Menschen ihren Preis. Stürzt ein Flugzeug mit 40, 80, 100 Menschen in den Tod, sind wir alle erschüttert und entsetzt. Wenn täglich 30 oder 50 Tote auf den Straßen unseres Landes bleiben, registrieren wir das nur, wenn wir selbst in den Unfall verwickelt waren oder einer unserer Freunde von uns gegangen ist. Die Verantwortung gebietet uns, objektiv zu bleiben, hier, heute, morgen, beim Starfighterproblem und allen anderen Waffensystemen. Wenn auch die Bevölkerung ein selbstverständliches Recht auf umfassende Unterrichtung hat, sollte doch nicht jedes Detail auf dem Marktplatz plakatiert werden. Es entspricht den Gepflogenheiten des parlamentarischen Stils der westlichen Demokratien, Kernfragen unserer Sicherheit in der sachlichen Atmosphäre der zuständigen Ausschüsse zu behandeln. Hier ist die Gefahr gering, daß das Vorurteil die Rolle eines schlechten Ratgebers spielen kann. Die vielschichtige Diskussion, die wir im Ausschuß geführt haben, hat einmal mehr deutlich gemacht, daß wir eine Maxime befolgen müssen, zu der Plato rät, wenn er sagt: Man muß das Ganze stets vor seinen Teilen sehen! Ich möchte hinzufügen, aber man muß auch die Teile kennen. Und ich glaube, daß wir Mitglieder des Verteidigungsausschusses sie kennen. Wir können daher auch nur nachdrücklich befürworten, die Maßnahmen zu billigen, die der Herr Verteidigungsminister dem Hohen Hause zur Bewilligung vorgelegt hat. Ich betonte zu Anfang, daß es hier um mehr als um politisches Prestige der einen oder anderen Seite geht. Hier geht es einzig und allein darum, daß ein von allen Parteien des Hohen Hauses gebilligtes Waffensystem nach der Umrüstung so einsatzfähig gemacht wird — und zwar durch Zusammenwirken aller Beteiligten —, daß wir und die Bevölkerung volles Vertrauen zu diesem Waffensystem gewinnen, das unsere Sicherheit gewährleistet. Wir wären alle glücklich, wenn die vorgeschlagenen Maßnahmen erreichten, daß in diesem Hohen Hause die letzte Starfighter-Debatte geführt werden müßte. In den Händen dieses Hohen Hauses liegt es, die Vollmacht zu schnellen und ganzen Entschlüssen zu geben. Das Ausmaß an Verantwortung, Entscheidungen und Maßnahmen ist groß. Groß muß auch unsere Antwort sein. Wir bejahen jede konstruktive Kritik. Möge über Gang und Ergebnis der hoffnungsvolle Satz des Philosophen Nikolai Berdjajew als Leitmotiv stehen: Die tragische Erfahrung und die schöpferische Tätigkeit des Menschen sind es, die neuen Boden bereiten. Anlage 6 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Iven für die Fraktion der SPD zu Punkt 5 der Tagesordnung (Drucksachen V/450, V/360 und V/351). Das Flugzeug F 104 G ist in seiner technischen Ausstattung so kompliziert, daß man sagen kann, als Einsitzer wird es derartige Typen in Zukunft nicht mehr geben. Es wird vom Piloten je nach Flugauftrag das Höchste verlangt, manchmal wird die Grenze der Leistungsfähigkeit überschritten. Deshalb ist für die Sicherheit des Flugzeugführers und der am Boden eventuell beeinträchtigten Bevölkerung die Frage der Wartung von ausschlaggebender Bedeutung. Zur Qualität der Wartung sagte mir ein beim Jabo 31 (Nörvenich) stationierter Testpilot der Firma Lockheed: „Die Wartung ist katastrophal." Am 11. Februar dieses Jahres mußte der Flugplatz Nörvenich wegen schlechter Wetterlage für den Flugbetrieb gesperrt werden. Vorher war durch die Wetterlage bereits eine F 104 G zu Bruch gegangen, die vor der Landung Bodenberührung bekam. Zu dieser Zeit befanden sich aber noch fünf F 104 G dieses Verbandes in der Luft. Sie wurden zu einem Flugplatz im Südraum umgeleitet. Dieser Platz wird von den Kanadiern benutzt. Ich frage: ist es richtig, daß diese Flugzeuge nicht nach 1604 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Nörvenich zurückflogen, weil den Flugzeugführern eine lange Liste von Beanstandungen mit der Bemerkung übergeben wurde, in diese Flugzeuge hätten sich kanadische Piloten nicht mehr hineingewagt? Damit nicht genug, die deutschen Flugzeugführer sollen anschließend in einem Bus nach Nörvenich zurückgekehrt sein. Der schlechte Wartungszustand unserer Flugzeuge hat drei Hauptgründe: erstens die unzureichende Personallage, zweitens die mangelhafte Ersatzteilbeschaffung, drittens, wie auch der Minister angibt, das Abstellen der Maschinen im Freien. Um Triebwerk, Zelle, Elektronik und die jeweilige Bewaffnung richtig zu warten und zu pflegen, sind pro Flugzeug etwa 33 Fachleute erforderlich. Die Luftwaffe setzt bei bestimmten Wartungsfunktionen auf Grund des gegebenen Personalmangels Wehrpflichtige ein. Daß es hier wegen der relativ kurzen Ausbildung und des manchmal nicht zureichenden Interesses zu Unzulänglichkeiten. kommt, liegt auf der Hand. Ich darf dazu Auszüge aus einem Bericht zu dieser Frage an eine zuständige Stelle des Bundesverteidigungsministeriums vom 27. 10. 1959 verlesen: Die Verbände werden den Zugang ausgebildeter Wehrpflichtiger bei der gegenwärtigen Personallage als notwendige und brauchbare Unterstützung begrüßen. Die Wehrpflichtigen werden im OJT (weitere Ausbildung am Arbeitsplatz) gute Leistungen zeigen und zum Teil an verantwortlicher Stelle eingesetzt werden. ... Das Problem der Ausbildung Wehrpflichtiger scheint somit gelöst. Trotzdem bestehen ernste Bedenken gegen diese Art der Ausbildung, da die in ihr enthaltenen Mängel, die leider erst spät erkannt werden, zu schwerwiegenden Folgen führen können... Teilnehmer: nicht aus metallverarbeitenden Berufen... . Beim späteren Einsatz wird es sich nicht vermeiden lassen, daß unsachgemäßes Arbeiten mit Werkzeug Schäden verursacht, deren Behebung recht kostspielig sein kann. Die fehlende Lehrzeit in einem entsprechenden Beruf und damit die notwendigen Kenntnisse können weder im technischen Dienst, noch auf einer technischen Schule der Luftwaffe erworben werden .... Die Ausbildungszeit von acht Wochen mag an einer Do 27 genügen, an einer F 84 ist sie zu kurz, für eine F 104 ist sie unmöglich. Die Gleichsetzung in der Ausbildung Do 27 = F 84 zeigt, daß man dem Entwicklungsstand der Flugzeuge nicht Rechnung getragen hat... . Nachdem der Schüler jedoch später als Mechaniker verantwortlich eingesetzt werden soll, wird das Erkennen technischer Mängel und das Aufsuchen von Störungen große Schwierigkeiten und erheblichen Zeitverlust verursachen, weil die Kenntnis der technischen Zusammenhänge fehlt. Die fehlende theoretische Unterrichtung im Lehrgang wird auch im folgenden OJT nicht vermittelt. ... Zu der Zeit, als die Luftwaffe noch mit der F 84 ausgerüstet war, hatte man pro Flugzeug einen ersten Wart. Heute bei der wesentlich komplizierteren F 104 G hat ein erster Wart drei bis vier dieser Flugzeuge in seiner Verantwortung. Die Schwierigkeit der Ersatzteilbeschaffung ist in der Ausschußberatung deutlich geworden. Wartezeiten von drei bis sechs Monaten und darüber hinaus sind keine Seltenheit. Wir sind im Ausschuß dahin belehrt worden, daß man dazu übergegangen ist, aus abgestellten Flugzeugen Einzelteile auszubauen und diese in flugklar zu machenden Maschinen wieder einzubauen. Man sagt dazu (Oberstleutnant Mertin) „Kannibalisierung". Die Frage nach der Maschinen, die wegen nicht vorhandener Ersatzteile nicht flugklar sind, ist im Ausschuß nicht beantwortet worden. Nach meiner Information handelt es sich im Schnitt um acht Flugzeuge je Geschwader. Auch die Industrie klagte über den komplizierten Beschaffungsweg. Als Laie gewinnt man den Eindruck, daß moderne Waffensysteme, wie z. B. das der F 104 G, von der militärischen Bürokratie behandelt werden wie in früheren Zeiten Roß und Wagen. Die Tatsache, daß die Flugzeuge zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung im Freien abgestellt werden, beeinträchtigt den Klarstand erheblich. Zwar wurde von verantwortlicher Seite gelegentlich der Standpunkt vertreten, „die Maschinen müßten sich an die hiesigen Wetterverhältnisse gewöhnen". Bei hoher Luftfeuchtigkeit gibt es jedoch — wie wir vor allem von Herrn Oberst Rall deutlich gehört haben — im Bereich der Elektronik sogenannte Kriechströme und Störungen bis zu Kurzschlüssen. Vergeblich sucht man bisher auf unseren Plätzen die einfachsten Schutzmöglichkeiten. Zum Beispiel fehlen bewegliche Schleppdächer, die einen brauchbaren Schutz für geöffnete Elektronikkammern darstellen. Andere Luftwaffen verwenden so etwas. Diese Behelfe könnten die Zeit bis zum Abschluß des Hallenbaus überbrücken. Die Normalwartung eines Sauerstoffgerätes erfolgte bei uns nach einem bestimmten Checkplan in wenigen Minuten. Erst nach dem Unfall des Majors Lehnert wurde plötzlich die Wartungszeit erheblich verlängert. Die Wartungsfunktionen und die Wartungsgeräte blieben jedoch dieselben. Die kanadische Luftwaffe benötigt für denselben Arbeitsgang 110 Minuten. Inzwischen stellt sich heraus, daß es sehr oft zu Undichtigkeiten in den Schlauchleitungen gekommen ist. Es muß bis zum Beweis des Gegenteils gefolgert werden, daß Luftschwierigkeiten und Unfälle auf die unzureichende Arbeitsweise des Sauerstoffgerätes zurückzuführen sind. Der Schleudersitz, mit dem der Pilot sich in einer Notsituation sicher aus dem Flugzeug katapultieren kann, ist das wichtigste Luftrettungsgerät in jedem modernen Kampfflugzeug. Hierfür die beste technische Lösung zu finden darf keine Frage des Geldes sein, sondern ist allein auf Grund der Verantwortung für Leben und Gesundheit der Piloten nötig. Leider ist auch das Kapitel Schleudersitz beim Starfighter ein trauriges Kapitel. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1605 Nach den Erfahrungen der US-Streitkräfte bietet ein in der dänischen F 104 verwandter Sitz wesentlich höhere Rettungschancen als der C-2-Sitz, und zwar a) bei Absprüngen aus sehr großen Höhen, b) bei Absprüngen in Bodennähe auf Grund seiner Null-Kapazität, c) bei Absprüngen mit sehr hohen Geschwindigkeiten. Der Sitz hat die Typenbezeichnung Martin Baker D Q 7. Ich bin kein Fachmann, es ist also nicht meine Aufgabe als Abgeordneter, über technische Fragen zu entscheiden. Was mich jedoch aufs höchste bedrückt, ist die Tatsache, daß uns, den Abgeordneten, während der gesamten Ausschußsitzungen in den letzten Wochen immer wieder der C-2-Sitz als die bestmögliche Lösung hingestellt wurde. Ich frage, warum hat man uns die Statistiken über die tatsächlichen Ausschüsse mit den verschiedenen Schleudersitztypen und die dabei erzielte Rettungschance im Verteidigungsausschuß nicht vorgelegt? Warum hat man uns nicht die Ergebnisse der umfangreichen Versuche der amerikanischen Luftwaffe mit den verschiedenen Sitzarten zur Kennntnis gegeben? Warum hat man uns im Ausschuß nicht gesagt, daß eine für die Flugsicherheit des Starfighters verantwortliche Dienststelle der Bundeswehr selbst den neuen Sitz gefordert hat? Warum hält man an einer Lösung fest, die vielleicht einmal richtig war, die aber im Lichte neuerer technischer Entwicklungen nicht mehr die bestmögliche Lösung ist, um das Leben unserer Piloten zu schützen? Das Erschreckende an diesem Thema Schleudersitz für die F 104 G ist, daß es nicht der einzige Fall ist, in dem offensichtlich dem Parlament und dem Verteidigungsausschuß vom Bundesminister der Verteidigung nicht die volle Aufklärung gegeben wurde und dem Verteidigungsausschuß nicht die Informationen gegeben wurden, an Hand deren der Ausschuß sich selbst ein objektives Urteil hätte bilden können. Was, so frage ich, veranlaßt die Regierung, daß aus kurzsichtigen, taktischen, politischen Gründen, um nämlich Versäumnisse und Mißstände im Bundesministerium der Verteidigung zu verdecken, nicht das Bestmögliche für die Sicherheit unserer Piloten geschieht? Es ist jedem klar, daß Auffangvorrichtungen nötig sind, um erstens beim Startabbruch zu bremsen (die Geschwindigkeit kann bis 400 km/h betragen) und um zweitens Flugzeuge bei einer Landung durch a) Versagen des Bremsschirms, b) erhöhte Landegeschwindigkeit auf Grund eines Notfalls, c) Versagen der Bremsen bei Hydraulikschaden zum Stehen zu bringen. Was aber nicht ganz klar zu sein scheint, ist die Tatsache, daß durch vorschriftsmäßige Auffangvorrichtungen erstens das Leben des Piloten gerettet werden kann und zweitens das Flugzeug vor Beschädigungen bewahrt wird. Die Auffangvorrichtungen für F 104 sind in der deutschen Luftwaffe unzureichend. Wir haben zwar noch keinen Piloten durch unzureichende Auffangvorrichtungen verloren, wohl aber Millionenwerte auf Grund beschädigter Flugzeuge. In der Luftwaffe werden bei den F-104-Verbänden zwei Arten von Auffangvorrichtungen benutzt: erstens drei Netze, die automatisch und manuell hochgeschossen werden, oder zweitens die sogenannte Fanghakenbarriere, ein Seil, hinter das der an der F 104 G installierte Fangsporn greift, ähnlich wie bei Flugzeugträgerlandungen. Die drei Netze arbeiten gut. Piloten kamen dabei noch nicht zu Schaden, obwohl einer schon um sein Leben laufen mußte. Das Flugzeug war so stark beschädigt, daß es ausbrannte. Die Netze haben sogar F-104-Maschinen — wenn auch oft stark beschädigt, weil Außenteile vom Flugzeug abgerissen wurden und durch das noch laufende Triebwerk gesaugt wurden —, die mit 380 km/h in diese Fangvorrichtung beim Abbruch des Starts rollten, sicher gestoppt. Das kann man von der Fanghakenbarriere leider noch nicht behaupten. Bei den im Moment gebräuchlichen Abfangvorrichtungen dieser Art muß der Haken hinter das Seil fassen. Faßt er,. ist es gut. Faßt er nicht — er hoppelt bei Unebenheiten auf der Startbahn zum Teil bis zu 25 cm hoch —, rast das Flugzeug weiter. Bei einigen Luftwaffenplätzen neigt sich am Ende der Startbahnen das Erdreich 10 bis 20 m tief nach unten. Ich erspare es mir, in Einzelheiten zu beschreiben, was dabei passieren könnte. Auf den Vorhalt, der Haken würde immer halten, erwidere ich, daß die Barrieren zum Teil Flugzeuge nur bis zu 90 km/h zum Stoppen bringen. Alle F 104, die schneller hineinrollen, reißen die gesamte Barriere aus ihrer Verankerung. Dazu kommt wieder das nach unten geneigte Erdreich. Die F 104 neigt dazu, sich beim Überschlagen — nach den Unfallberichten der Firma Lockheed — selbst zu zerstören. Es steht fest, die deutsche Luftwaffe hat durch unzureichende Auffangvorrichtungen schon mehrere schwere Flugzeugunfälle gehabt. Einsatzklare F 104 wurden dabei völlig oder sehr erheblich beschädigt. Wann werden endlich kombinierte Auffangvorrichtungen, bestehend aus einer Fanghakenbarriere, die bis zu 400 km/h hält, und einer Drei-Netzbarriere, auf allen F-104-Plätzen installiert? Für den Gesamtkostenaufwand von zirka einer Milliarde D-Mark wurde der Einbau des LN-3-Gerätes durchgeführt. Erst heute wissen wir, daß ein genaues Fliegen mit diesem Gerät ausgeschlossen ist. Die durchschnittliche Abweichung wird auf 8 nautische Meilen angegeben und in den Verbänden als normal angesehen. Es ist aber schon zu Abweichungen bis zu 40 und mehr nautischen Meilen gekommen. Es entsteht also die Frage, ob diese Investition richtig und sachgerecht war. Was hätte mit der einen Milliarde D-Mark alles an Sicherheitseinrichtungen geschaffen werden können? Anlage 7 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 22. März 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Bochazka (Drucksache V/301 Frage XIV/5) : Wann kann mit einer generellen Regelung der Stellung des Stabsfeldwebels in der Bundesewehr gerechnet werden? 1606 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Ich darf Ihre Frage, wann mit einer generellen Regelung der Stellung des Stabsfeldwebels in der Bundeswehr gerechnet werden kann, dahin verstehen, daß sie auf das mit der heutigen Unteroffizierlage zusammenhängende grundsätzliche Anliegen abzielt, die Stellung der Spitzendienstgrade der Unteroffiziere, d. h. der derzeitigen Stabs- und Oberstabsfeldwebel, zu verbessern. Hierzu hat das Bundesministerium der Verteidigung umfangreiche Erhebungen angestellt, bei denen es im wesentlichen darum ging, ob eine neue Laufbahngruppe oder innerhalb der Unteroffizierlaufbahn eine neue Dienstgradgruppe — diese gegebenenfalls mit einer Aufstockung um eine weitere Besoldungsgruppe — geschaffen werden sollte. In Übereinstimmung mit dem Ergebnis dieser Untersuchungen ist nunmehr vorgesehen, eine neue Laufbahngruppe für die bisherigen Spitzendienstgrade der Unteroffiziere einzuführen. Für die Angehörigen der neuen Laufbahngruppe sollen die Besoldungsgruppen A 9 bis A 11 — das sind dieselben wie für Leutnante und Hauptleute in Anspruch genommen werden. Die Einführung der neuen Laufbahngruppe macht Änderungen des Soldatengesetzes und des Bundesbesoldungsgesetzes sowie .der Soldatenlaufbahnverordnung und der Vorgesetztenverordnung erforderlich. Wann mit einem Inkrafttreten dieser Regelung gerecht werden kann, läßt sich zur Zeit nicht übersehen. Der Bundesminister der Verteidigung wird sich bemühen, die notwendigen Gesetzentwürfe der Bundesregierung so bald wie möglich zur Beschlußfassung vorzulegen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs von Hase vom 17. März 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Cramer (Drucksache V/426 Fragen VI/ 1, VI/ 2 und VI/ 3) : In wessen Auftrag wird z. Z. auf den Starfighter-Flugzeugen ein Lärmfilm gedreht? Wer trägt die Kosten der unter VI/ 1 genannten Filmaufnahmen? Welcher Zweck wird mit dem unter VI/ 1 genannten Film verfolgt? Im Auftrage des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung wird z. Z. ein Film mit dem Arbeitstitel „Lärm .aus der Luft" gedreht. Dabei werden auch Aufnahmen mit Flugzeugen der Bundeswehr gemacht. Der Film wird vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung aus Kap. 04 03 Titel 309 „Öffentlichkeitsarbeit in Verteidigungsfragen" finanziert. Der Film soll die Öffentlichkeit über die Ursachen des Düsenlärms bei zivilen und militärischen Hochleistungsflugzeugen aufklären. Er soll zeigen, was zur Minderung der Lärmbelästigung bereits geschehen ist und was in Zukunft geschehen kann und geschehen soll. Schließlich soll er Verständnis dafür wecken, daß ein gewisser Grad der Lärmbelästigung unvermeidbar ist. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Lahr vom 18. März 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Vogel (Speyer) (Drucksache V/428 Fragen I/1 und 1/2): Wann ist der Kulturpolitische Beirat des Auswärtigen Amts zuletzt zusammengetreten? Welche Mitglieder gehören dem Kulturpolitischen Beirat des Auswärtigen Amts gegenwärtig an? Der Kulturpolitische Beirat des Auswärtigen ,Amts ist zum letzten Mal am 26./27. 11. 1965 in Bad Godesberg zusammengetreten. Ihm gehören gegenwärtig nachstehende Mitglieder an: Rechtsanwalt Prof. Hellmut Becker, Präsident des Deutschen Volkshochschulverbandes, Berlin; Klaus von Bismarck, Intendant des Westdeutschen Rundfunks, Köln; Dr. med Joachim Bodamer, Medizinalrat, Winnenden, Krs. Waiblingen; Dr. Max Freiherr von Brück, Vertreter des Westdeutschen Rundfunks in Rom; Professor Dr. Adolf Butenandt, Präsident der MaxPlanck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft, München; Prof. Dr. Wolfgang Clemen, Anglist an der Universität München; Prälat Bernhard Hanssler, Direktor des Zentral- komitees der Deutschen Katholiken, Bad Godesberg; Prof. Dr. P. E. Hübinger, Historiker an der Universität Bonn; Frau Annedore Leber, Witwe des am 20. Juli 1944 ermordeten Julius Leber, Verlegerin, Publizistin, Berlin; Prof. Dr. Klaus Mehnert, Professor für politische Wissenschaft an der Technischen Hochschule Aachen, Chefredakteur von „Christ und Welt", Aachen; Prof. Dr. Josef Pieper, Philosoph an der Universität Münster; Prof. Dr. Wolfgang Schadewaldt, Graecist an der Universität Tübingen; Ministerialdirigent a. D. Dr. Johannes Schauff; Frau Dr. Maria Schlüter-Hermkes, langjährige deutsche Vertreterin im Exekutivrat der UNESCO, Rhöndorf; Karl-Heinz Stroux, Generalintendant des Düsseldorfer Schauspielhauses, Düsseldorf.
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    Rede von Heinrich Draeger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen, meine Herren! Der Verteidigungsausschuß hat den Verlauf seiner Beratungen zu dem Waffensystem „Starfighter" in einem Schriftlichen Bericht vom 17. März niedergelegt, der dem Hohen Hause als Drucksache V/450 vorliegt. Lassen Sie mich zu den darin aufgenommenen Vorbemerkungen noch eine weitere mündlicher Art hinzufügen.
    Als Berichterstatter habe ich meinen fertig formulierten Bericht vor seiner Drucklegung auch der Opposition zur Kenntnis und zur Stellungnahme gegeben. Von der SPD war ursprünglich der Kollege Cramer als Mitberichter benannt. Er fiel wegen
    Krankheit aus, und für ihn ist dann der Kollege Iven eingesprungen. Herr Kollege Iven hat in den mündlichen Verhandlungen mit mir darauf hingewiesen, daß eine Reihe von Punkten daraufhin überprüft werden sollten, inwieweit die Meinung der Minderheit in meinem Schriftlichen Bericht stärker berücksichtigt werden könnte. Ich darf feststellen, daß in diesen Besprechungen mit dem Kollegen Iven die Mehrzahl dieser Wünsche durch Streichungen und Zusätze im Bericht ohne weiteres Eingang finden konnte. Lediglich in zwei Punkten kam es nicht zu einer Verständigung zwischen mir und dem Mitberichterstatter. Es ist selbstverständlich, daß ich in fairer Weise als Berichterstatter die abweichende Meinung in diesen beiden Punkten mündlich vortragen werde.
    Nun hat die Opposition im Laufe des gestrigen Tages noch weitere Punkte genannt, die in Form von Ergänzungen ebenfalls berücksichtigt werden sollten. Ich bin bereit, auch diesem Anliegen zu entsprechen.
    Des weiteren wird zu Punkt B meines Berichts von der Opposition gewünscht, ihre Anträge, die im Ausschuß von der Mehrheit nicht gebilligt worden sind und die ihren Niederschlag durch Änderungen im Bericht gefunden haben, sowohl in ihrem materiellen Inhalt als auch in der Begründung für die Ablehnung im einzelnen noch näher zu behandeln.
    Ich freue mich, trotzdem feststellen zu können, daß der Bericht .in seinem Teil A hinsichtlich seiner wesentlichen Inhalte wohl auch von der Opposition als ein gemeinsamer Gesamtbericht des Verteidigungsausschusses angesehen wird.
    Nun lassen Sie mich zu den Änderungen, die die Opposition zu dem Bericht gewünscht hat, in der Reihenfolge, wie sie anstehen, kurz die Meinung der Minderheit vortragen.
    Auf Seite 2 meines Berichts in der linken Spalte unter „II. Der Ablauf der Beratungen" werden Ergänzungen des dritten Absatzes gewünscht, der lautet:
    In Anschluß an den Bericht beantwortete GenLtn Panitzki die noch offengebliebenen Fragen aus der Kleinen Anfrage der SPD-Fraktion — Drucksache V/53.
    Ich darf in Erinnerung rufen, daß die Opposition unter Punkt 7 dieser Kleinen Anfrage gewünscht hatte, die Bundesregierung möge sagen, welche Maßnahmen bisher getroffen worden seien, um festgestellte Absturzursachen zu beseitigen. Die Opposition wünscht, daß ich hier folgendes ausdrücklich festhalte:
    Die im Ausschuß gegebene Erklärung steht zum Teil im Widerspruch zu den vom Bundesminister der Verteidigung in einigen Pressekonferenzen getroffenen Feststellungen. Es kann also geschlußfolgert werden, daß die zu diesem Punkt dem Ausschuß gegebene Auskunft recht unzureichend war.
    Ein weiterer Nachtrag, und zwar zu Seite 2, rechte Spalte, vorletzter Absatz. Der Berichterstatter glaubte dort feststellen zu können: „Alle Fragen



    Draeger
    wurden beantwortet. Ich darf an dieser Stelle sagen, daß es sich dabei nicht um wenige Fragen gehandelt hat, sondern sicherlich um einige hundert. Die Minderheit wünscht, daß festgehalten wird, daß eine Frage, die im Ausschuß im Zusammenhang mit den Meldungen über den Klarstand des Starfighter eine Rolle gespielt hat, von der Bundesregierung nicht oder nicht erschöpfend genug beantwortet worden ist.
    Eine weitere Anmerkung darf ich zu Seite 3, Abschnitt III „Abstürze von Starfightern" machen. Dort sind Angaben über die Unfallraten in den einzelnen Jahren seit 1958 gemacht. Die Zahl für das Jahr 1965 lag dem Ausschuß auch in seiner letzten Sitzung heute vor acht Tagen nicht vor; diese Zahlenangabe habe ich vom Ministerium erst einen Tag später erhalten. Ich hielt es aber für notwendig, auch diese Zahl mit in den Bericht aufzunehmen.
    Zu Seite 3, rechte Spalte: Der erste Absatz des eingerückten Textes lautet in meiner Formulierung: „Das seit 1963 anhaltende Ansteigen der Unfallrate ist nicht durch den einen oder anderen greifbaren alleinigen Hauptfehler verursacht worden, sondern ist durch ein Zusammenwirken von Mängeln, Fehlern und Unzulänglichkeiten entstanden." Hier legt die Minderheit Wert auf die mündliche Ergänzung, daß auch die Frage des Personalmangels hier mit hineinspielt. Die Minderheit räumt wohl ein, daß der Mangel an Personal, im wesentlichen an technischem Fachpersonal in den verschiedenen Bereichen des Bodendienstes, natürlich dazu geführt hat, daß weniger Starfighter an der Flight-Line flugbereit standen. Sie weist dabei darauf hin, daß infolge dieses Weniger an start- und flugklar gemeldeten Flugzeugen der kontinuierliche Flugbetrieb und damit die Schulung und die Eingewöhnung des Piloten nicht sichergestellt war und daß aus dieser fehlenden Erfahrung auch ein Teil der Abstürze zu erklären sei.
    Eine weitere Ergänzung, und zwar zu Abschnitt IV Unfallursachen, Ziffer 3 Sonstige, letzter Absatz. Dort wird in meinem Bericht gesagt, daß eine gewisse Unfallhäufigkeit im technischen Bereich vorgekommen ist, sei es durch Störungen im Triebwerk, sei es durch totalen Ausfall des Triebwerks. Hier wünscht die Minderheit eine etwas andere Bewertung: daß von den Unfallursachen im technischen Bereich die Triebwerkstörungen und der Triebwerkausfall eine wesentliche Ursache für den Totalverlust von Maschinen und für den Tod von Piloten dargestellt haben.
    Ich darf ,dazu erwähnen: Bei Ausfall des Triebwerks gibt es für den Piloten im Starfighter kaum eine Möglichkeit, seinen Heimathafen zu erreichen. Er muß also eine Außenlandung vornehmen, und diese Außenlandung ist infolge der relativ hohen Landegeschwindigkeiten mit Sicherheit immer mit dem totalen Verlust der Maschine und auch mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mit dem Tode des Piloten verbunden. Daher gibt es bei Ausfall des Triebwerks keine andere Möglichkeit, als dem Piloten die freie Entscheidung zu überlassen, durch Katapultieren zumindest sein eigenes Leben zu retten.
    Des weiteren ist auf Seite 5 unter dem Abschnitt' 5." Starfighter-Piloten" der letzte Satz des ersten Absatzes vielleicht mißverständlich gedeutet worden. Ich weise darauf hin, daß dieser Satz „Es ist unbestritten, daß die Abstürze bei anderen Piloten psychologische Rückwirkungen hatten" in der Sache durchaus stimmen mag. Er ist in meinen Bericht noch vor Drucklegung auf besonderen Wunsch der Minderheit hineingekommen.
    Ehe ich nun zu dem Teil B komme, lassen Sie mich aber auch als Berichterstatter einige kurze Feststellungen zu dem treffen, was im Bericht ohnehin unter dieser Rubrik gesagt worden ist. Ich will mich bemühen, das in der notwendigen Kürze und etwa im Telegrammstil zu tun.
    Erste Bemerkung als Feststellung des Verteidigungsausschusses: Die Absturz- und Unfallursachen sind nicht auf einen Hauptkomplex zu komprimieren. Sie sind im Gegenteil von Fall zu Fall außerordentlich differenziert. Daher war in meinem Bericht auch keine Möglichkeit, die Unfallursachen auf einen Hauptnenner zu bringen und Hauptakzente zu setzen.
    Zweite Bemerkung: Aus den verschiedenartigen Unfallursachen im menschlichen und im technischen Bereich geht keinesfalls hervor, daß es sich bei diesen Unfallursachen um für den Starfighter typische Angelegenheiten und Probleme handelt. Es sind Unfallursachen, wie sie bei allen Jet-Flugzeugen in der Welt immer wieder vorkommen.
    Dritte 'Bemerkung: Es hat im Ausschuß keinerlei Anhaltspunkte dafür gegeben, daß dieses Waffensystem schlecht sei. Im Gegenteil, so positive Äußerungen, wie sie von den Piloten im Ausschuß abgegeben wurden, hat es in früheren Jahren niemals zu diesem Problem gegeben. Das heißt, die Piloten sind nicht nur mit diesem Waffensystem einverstanden, sondern sie sind ihm sehr zugetan und mit ihm zufrieden, und sie glauben, daß es ein Instrument ist, das zu dem Besten gehört, was sich im Augenblick überhaupt in der freien westlichen Welt bietet.
    Vierte Bemerkung: Die Tatsache, daß erfahrene Piloten mit mehr als 2000 Flugstunden an den Abstürzen aus Ursachen im menschlichen Bereich nur mit 2% beteiligt waren, daß dagegen weniger erfahrene Piloten mit einer Flugstundenzahl unter tausend Stunden zu 73 % beteiligt sind, beweist uns im Verteidigungsausschuß zur Genüge, daß dieses komplizierte Waffensystem mit hinreichender Erfahrung sehr wohl, auch in schwierigen Luftlagen, auch in Situationen, wo die Technik ausfallen sollte, zu beherrschen ist. Aber Erfahrung läßt sich nicht erzwingen und schon gar nicht kommandieren, sondern kann nur das Ergebnis von Üben, Üben und noch einmal Üben, d. h. von mehr Fliegen mit diesem Waffensystem sein.
    Eine fünfte Bemerkung. Damit beantworte ich eine Frage, die in der Öffentlichkeit sehr stark diskutiert worden ist. Man sagt: Starfighter als Typ F 104 gut; Starfighter als Typ F 104 G, in der deutschen Version, schlecht. Dazu hat der Ausschuß festgestellt, daß die Abwandlung der F 104 in ein Mehrzweckflugzeug keinesfalls zu einer Verschlechterung der Flugeigenschaften, der Steigungsfähig-



    Draeger
    keit und der Manövrierfähigkeit geführt hat. Die Vorstellung, daß alle drei Komponenten — Fernaufklärer, Abfangjäger und Jabo — immer in einem Flugzeug präsent seien, ist irrig. Vielmehr sieht die Lösung so aus, daß wir Flugzeuge haben, die mir zugerüstet sind für die Aufgabe A und für die Aufgabe B und für die Aufgabe C, also daß, wenn mehr Flugzeuge vom Typ A gewünscht werden als vom Typ B, die Möglichkeit geboten ist, durch eine kurzfristige Umrüstung von nur wenigen Stunden von einem zweckgebundenen System sehr rasch auf das andere umzusteigen.
    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang eine wichtige Feststellung treffen. Die Behauptung, wir hätten durch die Umkonstruktion auf die Version G in dieses Flugzeug so viel an Mehrgewicht hineingepackt, daß damit Leistungsfähigkeit und Flugsicherheit .entscheidend beeinträchtigt würden, trifft nicht zu. Tatsache ist vielmehr, daß die Verstärkung der Zelle, die Verbesserung des Triebwerks und namentlich der Einbau der Elektronik in dieses Waffensystem nur zu einem Mehrgewicht von 360 kg geführt haben.

    (Zuruf von der SPD: Wir wollen einen Bericht hören und keine Diskussion!)

    — Das ist eine nüchterne, sachliche Feststellung, die ich, wie ich glaube, hier als Berichterstatter treffen sollte, damit wenigstens diese Dinge, die im Verteidigungsausschuß unbestritten waren, schon vorab geklärt sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf von der SPD: Einseitig geklärt!)

    Auch die Frage, ob der Schub für dieses Waffensystem ausreichend ist, ist von den Piloten im Ausschuß bejaht worden. Die Piloten haben klar erklärt: Selbst in extremsten Belastungsfällen beim Start, selbst wenn an den Stummelansätzen rechts und links je zwei Behälter hängen, bietet das Triebwerk noch genügend Schubreserve.
    Ich sollte hier auch etwas zu der Frage sagen, daß zu viele Starfighter auf einmal angeschafft worden seien. Im Verteidigungsausschuß ist klargeworden, daß die NATO-Forderung nach ursprünglich zwölf Geschwadern auf Grund der deutschen Vorstellungen auf eine solche nach neun Geschwadern reduziert worden ist.
    In bezug auf das Problem der überstürzten Einführung darf ich daran erinnern, daß im Ausschuß sehr deutlich geworden ist, über wie lange Zeiträume, nämlich über mehrere Jahre, sich die Einführung und die Beschaffung dieses Waffensystems tatsächlich hingezogen hat.
    Lassen Sie mich es mit diesen kurzen, ,stichwortartigen Feststellungen bewenden und nun auf den Hauptteil B kurz eingehen und dazu die Meinung der Minderheit vortragen. Unter diesem Abschnitt B finden Sie die Anträge, die im Verteidigungsausschuß entweder einstimmig oder mit Mehrheit angenommen worden sind. Ich hatte in meinem Bericht global festgestellt, daß mehrere Anträge der Opposition durch die Mehrheit entweder modifiziert oder abgelehnt worden sind.
    Ich darf Ihnen nun im einzelnen sagen, um welche Anträge der Opposition es sich dabei gehandelt hat.
    Zunächst war die Opposition der Auffassung, daß sie Einblick in den Schriftwechsel zwischen dem Verteidigungsministerium und einer Firma bekommen sollte, die hauptsächlich Lieferant für die Sauerstoffanlagen in diesem Waffensystem und auch in anderen Waffensystemen ist. Die Mehrheit hat sich auf den Standpunkt gestellt, der auch der Standpunkt der Regierung war, daß in dieser Frage die Kompetenzen, die Zuständigkeiten zwischen dem Parlament als der Legislative und der Regierung als der Exekutive nicht verwischt werden sollten. Aus diesen Gründen konnte diesem Petitum nicht stattgegeben werden.
    Des weiteren wünschte die Opposition einen zusätzlichen Bericht, genauer gesagt: eine Liste, aus der alle Abstürze hervorgehen sollten, die sich seit Einführung der F 104 G im Inland wie im Ausland ereignet haben. Darüber hinaus wurde die Angabe — und das waren die kritischen Punkte — von Zeit, Ort, Name des Piloten und Nummer der Maschine gewünscht. Diese Liste sollte dann auch noch Angaben über die verschiedenen Typen, getrennt nach F 104 G, F 84, F 86 und G 91, enthalten. Die Mehrheit hat der Forderung nach Angabe von Zeit, Ort, Name des Piloten und Nummer des Flugzeugs nicht entsprechen können, weil darin keine weitere zweckdienliche Information zur Erfüllung der dem Ausschuß gestellten Hauptaufgabe erblickt wurde, nämlich der Aufgabe der Untersuchung der Unfälle und der Aufgabe, mit der Regierung Maßnahmen zu treffen, um Unfälle möglichst zu verhindern.
    In Punkt 6 des Antrags der Opposition wurde u. a. verlangt, daß die Bundesregierung im Ausschuß einen weiteren Bericht erstattet. Es sollte eine lükkenlose Aufstellung vorgelegt werden, aus der die Zahl der Unfälle je 100 000 Flugstunden hervorgeht, und zwar im Vergleich mit den anderen Waffensystemen, die ich vorhin genannt habe, sowie im Vergleich mit den Staaten, von denen diese Flugzeugtypen ebenfalls geflogen werden. Dem ersten Punkt, nämlich einer Aufstellung in bezug auf die Unfallrate bei 100 000 Flugstunden, wurde ohne weiteres zugestimmt. Diese Aufstellung ist dem Ausschuß auch gegeben worden. Dem zweiten Petitum hinsichtlich des Vergleichs mit den Staaten, von denen diese Flugzeugtypen ebenfalls geflogen werden, glaubte die Mehrheit so lange nicht entsprechen zu sollen, als die hier angesprochenen Staaten ihrer eigenen Bevölkerung die Zahl der Abstürze bisher nicht mitgeteilt haben. Es ist gut, sich in dieser Frage weise und bescheiden zurückzuhalten.
    Außerdem sollte auf Antrag der Opposition die Bundesregierung noch einen Bericht und eine Übersicht über sämtliche Unfälle und Beschädigungen, gegliedert nach Flugzeugtypen, vorlegen, aus der hervorgehen sollte a) die Art der Beschädigung, b) der Zeitaufwand der Instandsetzung, c) die Kosten der Instandsetzung, d) die durch die Unfälle entstandenen Nachfolgekosten. Wir haben nicht geglaubt, diesem Antrag stattgeben zu sollen, und zwar aus folgenden Überlegungen.

    (Zurufe von der SPD: Wer ist wir?)




    Draeger
    Die wesentlichsten Beamten im Verteidigungsministerium — —

    (Abg. Dr. Mommer: Wer ist wir? Herr Berichterstatter, berichten Sie und polemisieren Sie nicht!)

    — Wir, d. h. die Regierungskoalition, glaubten diesem Antrag nicht stattgeben zu können, und zwar aus folgender Überlegung.

    (Weitere Zurufe von der SPD.)

    Ich betone noch einmal, die Mehrheit im Verteidigungsausschuß, dargestellt durch die Regierungskoalition, hat diesem Antrag aus folgenden Gründen nicht stattgegeben. Die Tatsache, daß sich der Verteidigungsausschuß im Jahr 1966 bisher ausschließlich — mit zwei Ausnahmen, einer Sitzung in Berlin und einem Bericht über eine Petition — diesem Thema gewidmet hat, daß eine Reihe von Berichten vorgetragen wurde, hat dazu geführt, daß die wesentlichsten Herren sowohl im Ministerium als auch in der Luftwaffe in einem sehr starken Maße von ihrer eigentlichen Tätigkeit durch unsere Inanspruchnahme absorbiert worden sind.

    (Zurufe von der SPD: Oh, oh! — Das ist ja furchtbar! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    Wenn man dem hier stattgäbe — so war die Auffassung der Mehrheit —, würde gerade jenes Personal, das die Verbesserungen durchführen sollte, die ich in einem langen Katalog dargestellt habe, von seiner Arbeit ebenfalls in einer Weise abgehalten werden, die schwerwiegende Folgen haben 3) könnte.

    (Unruhe bei der SPD.)


    (Zuruf von der SPD: Kommen Sie zum Schluß!)

    — Nein, meine Herren von der Opposition, es war Ihr mir gestern abend vorgetragener Wunsch, die Anträge, die im Ausschuß nicht durchgekommen sind, hier kurz in ihrem sachlichen Inhalt

    (Zurufe von der SPD Kurz, kurz!)

    und auch kurz in der Begründung darzutun. Ich erwähne nur die Anträge, die im Ausschuß durch die Regierungskoalition abgelehnt worden sind.
    Die SPD wünschte eine zentrale unabhängige Stelle zur Verbesserung und Beschleunigung der Unfalluntersuchungen in der Bundeswehr.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Nun, diese zentrale Stelle für Fluguntersuchungen in der Bundeswehr gibt es bereits.

    (Zurufe von der Mitte: Aha! — Zuruf von der SPD: Stimmt ja nicht!)

    Das Problem ihrer Unabhängigkeit warf für die Regierungskoalition sofort die Frage auf, welche Rechtsform zur Garantie der Unabhängigkeit gemeint sei. Die Mehrheit war der Auffassung, daß die Tätigkeit dieser Stelle in die militärische und in die ministerielle Verantwortlichkeit gegenüber dem Deutschen Bundestag eingebettet bleiben müsse.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ein zweiter Punkt, der ebenfalls nicht von der Mehrheit akzeptiert wurde, betraf besonders ausgebildete Flugsicherheitsoffiziere in den fliegenden Verbänden, die nicht dem Einheitsführer, sondern dieser eben genannten zentralen Dienststelle unterstehen sollten. Begründung für die Ablehnung: diese Aufgabe — sie hat eine besondere Dringlichkeitsstufe — bleibt vornehmlich dem Kommodore überlassen. Die disziplinäre Unterstellung des Flugsicherheitsoffiziers muß doch unter allen Umständen erhalten bleiben. Sie können hier nicht mit der Auflösung eines Disziplinarprinzips, wenn auch nur im Bereich der Luftwaffe, einen Anfang machen. Die fachliche Tätigkeit des Flugsicherheitsoffiziers ist absolut frei und an keinerlei Weisungen gebunden.
    Dritter Punkt: Die SPD wünschte eine zentrale Bundesbehörde für die Auswertung aller zivilen und militärischen Flugunfälle zur Verbesserung der Flugsicherheit in der Bundesrepublik. Ich gehe nicht davon aus, daß mit diesem Anliegen ein bestimmtes Mißtrauen gegenüber den Soldaten zum Ausdruck gebracht werden sollte. Aber der Wunsch, hier eine neue, zentrale Oberbehörde zu schaffen, in der alle Anliegen der zivilen und der militärischen Fliegerei und auch der Sportfliegerei behandelt würden, scheint uns von dem Auftrag des Verteidigungsressorts und der Luftwaffe her nicht gerechtfertigt. Diese Aufgaben scheinen in einer solchen zentralen Oberbehörde schlecht aufgehoben zu sein; denn die Probleme, die sich im militärischen Bereich der Fliegerei stellen, sind von den Problemen der zivilen und der Sportfliegerei himmelweit verschieden.
    Der nächste Punkt: Die Opposition wünschte die beschleunigte Inbetriebnahme einer E-Stelle für die F 104 G. Nun, wie Sie wissen, haben wir eine ganze Anzahl von Erprobungsstellen. Eine davon dient der Erprobung von Flugzeugen und Fluggeräten. Es ist im Augenblick nicht möglich, eine neue, besondere E-Stelle zu installieren, die sich ausschließlich mit Erprobung des Starfighters befaßt. Die Mehrheit glaubt, die Probleme des Starfighters mit den Mitteln und Möglichkeiten, die in der eingerichteten Erprobungsstelle der Luftwaffe gegeben sind, durchaus in den Griff bekommen zu können.
    Ein weiterer Punkt ist die beschleunigte Durchführung von technischen Änderungen. Lassen Sie mich zu diesem Fragenkomplex nur folgendes sagen. Die Bundesregierung hat natürlich — das geht schon aus meinem Bericht hervor — eine ganze Reihe solcher technischer Änderungen, soweit sie die Betriebssicherheit und Flugsicherheit dieses Systems betreffen, schon in eigener Zuständigkeit und Vorsorge sehr weit vorwärtsgetrieben. Hier wäre beispielsweise die Frage des Düsennotschlußsystems anzusprechen; Sie wissen, daß die entsprechende Änderung schon bei 90 % der ersten Ausbaustufe und bei etwa 70 % der zweiten Variante durchgeführt worden ist. Hier wäre auch das Problem des Schleudersitzes zu erwähnen. Die Verstärkung der Raketentreibsätze ist schon so weit vorangeschritten, daß mit den Erprobungen



    Draeger
    bereits im Mai begonnen wird. Es sind noch die Frage des frühzeitigen Entfaltens des Fallschirms und das Problem einer besseren Trennung von Sitz und Pilot zu erwähnen. Hierzu gehört vielleicht auch die Frage der Notfangvorrichtung. Zumindest die Mitglieder des Verteidigungsausschusses wissen zur Genüge, daß wir mit der Verstärkung und den konstruktiven Änderungen der Notfanganlage schon so weit gediehen sind, daß die Erprobung der Notfangvorrichtung in den nächsten Wochen in Angriff genommen wird.
    Eine weitere Forderung, die ich erwähnen muß — ich betone noch einmal, daß ich das nicht zu meinem besonderen Vergnügen tue, sondern daß das der Wunsch der Minderheit des Ausschusses ist, dem ich nach Möglichkeit so viel Raum lassen will, daß diese Fragen nachher nicht mehr strittig sein können —, lautete: besonders ausgebildete hauptamtliche Fliegerärzte bei allen fliegenden Verbänden. Meine Damen und Herren, dieses Wunsches hat sich das Ministerium so frühzeitig angenommen, daß die Annahme dieser Forderung allenfalls eine Unterstützung und ein Appell an die Regierung sein könnte, auf diesem Wege fortzuschreiten.
    Und einen letzten Punkt. Die Minderheit wünschte — und hat das in einem Antrag formuliert — die Durchführung organisatorischer Maßnahmen zur besseren zentralen Überwachung der Auswahl, Indienststellung und Unterhaltung der technischen Einsatzbereitschaft moderner Waffensysteme in der Bundeswehr. Wenn die Opposition glaubt, hier schon die Durchführung von organisatorischen und
    B) sonstigen Maßnahmen beschließen zu können, dann geht sie den Dingen sehr weit voraus. Wir — und hier spreche ich wieder für die Mehrheit im Verteidigungsausschuß — sind der Meinung, daß die Regierung erst einmal überprüfen muß, ob, wann und wie sich solche Forderungen überhaupt realisieren lassen. Die Regierung sollte zunächst einmal aufgefordert werden, festzustellen: Was kann ich, was soll ich, was muß ich? Dann erst kann man an die Durchführung dieser Maßnahmen herangehen.
    Damit habe ich auch den. Komplex unter B als Berichterstatter abgehandelt.
    Herr Präsident, meine Damen und Herren, ich hatte den Auftrag, Ihnen den Bericht über die Beratungen des Verteidigungsausschusses vorzutragen. Ich möchte diesen Bericht nicht abschließen, ohne kurz folgendes zu erklären. Der Verteidigungsausschuß hat sich allen durch die Abstürze von Starfightern unserer Luftwaffe aufgeworfenen Fragen mit großem Ernst zugewandt. Er hat das nicht nur deshalb getan, weil der Starfighter als modernes und hochkompliziertes Waffensystem unsere besondere Aufmerksamkeit verdient. Er hat es auch nicht nur deshalb getan, weil der Starfighter ein wesentliches Instrument deutscher Verteidigungspolitik ist. Er hat es vor allem deshalb getan, weil dem Leben und der Sicherheit unserer jungen Soldaten und damit auch dem Geschick ihrer Familien unsere besondere Aufmerksamkeit gehört. Er ist bei diesen Überlegungen davon ausgegangen, daß menschliche Sicherheit vor allem anderen Vorrang in den gesamten Beratungen verdient.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Der Beifall ist ein wenig peinlich. Der Berichterstatter hat eine objektive Aufgabe, nämlich die Entscheidungen eines Ausschusses, Gründe und Gegengründe vorzutragen. Das entzieht sich eigentlich dem Beifall wie dem Mißfallen. In dem Beifall liegt eine gewisse Kritik an dieser Art der Berichterstattung.

(Beifall bei der SPD.)

Ich hätte ein wenig mehr sachliche Distanz gewünscht. Das ändert nichts an meinem Dank für die Mühewaltung des Kollegen Draeger.
Zur Geschäftsordnung hat das Wort der Herr Abgeordnete Dr. Mommer.

(Abg. Dr. Mommer: Herr Präsident, Sie haben gesagt, was hier zu sagen war! Ich verzichte auf das Wort!)

Ich erteile dann das Wort zur Begründung der Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP dem Herrn Abgeordneten Rommerskirchen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Josef Rommerskirchen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe die Ehre, namens der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP die Große Anfrage vom 3. März dieses Jahres, Drucksache V/360, zu begründen.
    Meine Damen und Herren, wir begrüßen es sehr, daß der Herr Verteidigungsminister für die Bundesregierung auf Grund der Anfragen der Koalition und der Opposition heute Gelegenheit hat, sich zu dem in der öffentlichen Diskussion 'zweifellos teilweise recht verzerrten Sachverhalt ganz ausführlich zu äußern. Wir würden es auch begrüßen, wenn durch die Stellungnahme der Regierung und durch die heutige Plenardebatte die leidige Diskussion über einen der wesentlichsten Komplexe unserer Verteidigungsanstrengungen beendet wäre. Damit sage ich keineswegs, daß die Beratungen über die jeweils notwendig werdenden weiteren Maßnahmen nicht fortgesetzt werden sollten; aber sie müssen wieder in den normalen Gang kommen, sie müssen auf das normale Maß zurückgeführt werden.
    Nach unserer Meinung soll, muß und kann im Interesse der Sache bei allseits gutem Willen heute Klarheit geschaffen werden. Das muß geschehen, das soll geschehen, das kann geschehen, damit der Weg nach vorn wieder frei ist, damit die politisch und militärisch führenden Kräfte über und innerhalb der Bundeswehr sich wieder mehr ihrer Gesamtverantwortung unterziehen können. Das war in den ersten Monaten dieses Jahres angesichts der außergewöhnlichen zeitlichen und sachlichen Beanspruchung durch das, was wir heute hier beraten, doch ganz zweifellos viel zuwenig möglich. Auch der Verteidigungsausschuß selber muß wieder Zeit und Gelegenheit bekommen, sich noch anderen anstehenden drängenden Problemen zuzuwenden. Es ist so, daß unsere Arbeit seit Beginn der neuen Legislaturperiode allzu



    Rommerskirchen
    P einseitig von diesem Problem in Anspruch genommen wurde,

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    und darum sollte es unser aller Bestreben sein, mit dieser Debatte, die einen ganzen Tag währen und, wenn es not tut, morgen fortgesetzt werden kann, zunächst einmal einen Schlußstrich unter die Überprüfung zu ziehen. Alle Verantwortlichen wissen nun genau, woran sie sind und was zu tun ist, und alle sollten mit höchster Kraftanstrengung das Menschenmögliche leisten, um das sachlich Bestmögliche zu erreichen. Aber es ist so, in beider Hinsicht wird es leider immer nur das Mögliche sein und bleiben können.
    Meine Damen und Herren, es soll Klarheit geschaffen werden. Das war nachweisbar der Wille aller derer, die mit diesem Problem in diesem Hohen Hause befaßt waren. Dem Entschluß am Ende der vorigen Legislaturperiode, sofort nach Wiederbeginn der Arbeit des neuen Bundestages das Problem Starfighter zu behandeln, haben die drei Fraktionen damals durch ihre Obleute ohne Vorbehalt zugestimmt. In der ersten Sitzung des Verteidigungsausschusses dieses 5. Bundestages habe ich selber namens der Fraktion der CDU/CSU die breitestmögliche Aufklärung unter Beteiligung aller in Betracht kommenden Stellen und Leute gefordert. Andere Fraktionskollegen von mir haben noch während eines Informationsaufenthalts bei einem Starfighter-Geschwader vor vielen Wochen ganz deutlich auch in der Presse zum Ausdruck gebracht, daß sie eine umfassende Klärung des Sachverhalts ohne Ausschluß der Offentlichkeit für erforderlich hielten. Dem wurde von seiten der Koalitionsfraktionen zu keiner Zeit widersprochen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich sage das, weil es mir noch heute unerklärlich ist, warum der parlamentarische Geschäftsführer der SPD, warum Sie, Herr Kollege Dr. Mommer, am 15. Februar glaubten erklären zu müssen, die SPD werde in der Starfighter-Angelegenheit notfalls eine Plenardebatte erzwingen. Ich unterstelle Ihnen nicht, Herr Kollege, daß es dabei mehr auf Öffentlichkeitswirkung als auf Richtigkeit ankam, aber — verzeihen Sie — den Eindruck mußte man aus Ihrer Presseerklärung dennoch gewinnen. Am Tage zuvor hatte auch Herr Kollege Wienand eine ähnliche Feststellung im „Parlamentarisch-Politischen Pressedienst", der ja ebenfalls Ihrer Partei mindestens nahesteht, im Grunde aber zugehört, getroffen. Ich finde, sie war genauso irreführend wie die Erläuterung — wenn ich das zitieren darf —, „daß die vom Verteidigungsminister spektakulär angekündigte Aktion der Konsolidierung, zu der das StarfighterProblem gehöre, ohne bekanntgegebene greifbare Ergebnisse geblieben" sei. Die Bemerkung betreffend Bekanntgabe in der Öffentlichkeit mag stimmen; aber die Behauptung von einem Ausbleiben greifbarer Ergebnisse in der Bundeswehr stimmt einfach nicht. Vielleicht kann und wird sich der Herr Verteidigungsminister auch dazu äußern, nachdem Herr Kollege Wienand ja selber feststellte, daß das nun einmal zu dem Problem gehört, dem wir uns heute zu stellen haben.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, Klarheit muß geschaffen werden. Das höchste Gut, dem unsere Sorge zu gelten hat — das wurde eben auch vom Herrn Berichterstatter zum Ausdruck gebracht, und das ist keine Höflichkeitserklärung —, das höchste Gut ist das Leben der Menschen, denen wir die Meisterung des komplizierten Waffensystems zumuten müssen.

    (Unruhe bei der SPD.)

    Was immer die damit verbundene, der Sache innewohnende Gefahr herabmindern kann, das muß geschehen. Die Flugzeugführer und ihre Angehörigen haben das Recht darauf, zu wissen und darauf vertrauen zu können, daß ihnen nichts Unmögliches abverlangt, daß alle Vorsorge zur Ausschließung vermeidbarer Schwierigkeiten getroffen und daß die Beseitigung erkannter bzw. festgestellter Fehler und Mängel unverzüglich eingeleitet und durchgeführt wird.
    Klarheit muß auch geschaffen werden, damit die Luftwaffe nicht von der Psychose angesteckt wird, die, so meine ich, da und dort in der Offentlichkeit ausgebrochen zu sein scheint. Ich sage nichts gegen berechtigte Besorgnis. Aber es darf nicht zu einer Angstpsychose kommen. Denn sie würde ganz sicher das Problem nur vergrößern. Es ist geradezu verwunderlich, daß sich die unmittelbar Betroffenen noch nicht haben kopfscheu machen lassen. Wie die einsatzbereiten jungen Männer, wie die Piloten der F 104 sind, was sie denken und was sie von ihrem Flugzeug halten, das konnte man in der überzeugenden Fernsehsendung vorgestern abend wieder erfahren.

    (Zurufe von der SPD: Aha! — So, also doch bestellt!)

    — Wieso „bestellt", wenn ich das feststelle? Ich habe die Sendung gesehen. Damit habe ich sie doch nicht bestellt. Ich bestelle ja auch nicht die anderen Sendungen, die ich mir anschaue und zu denen ich dann anschließend Stellung nehme.
    Jeder Unfall, vor allem der mit tödlichem Ausgang, trifft alle sittlich denkenden Menschen schwer. Wir beklagen den Tod einer Anzahl junger Männer, die im Friedenseinsatz zur Verhinderung des Krieges ihr Leben ließen, und wir trauern aufrichtig mit ihren Hinterbliebenen. Im Gespräch mit Jet-Piloten vernimmt man aber immer wieder, daß sie sich ihren Maschinen ohne Furcht anvertrauen. Sie wissen einfach, daß das Fliegen in einem hochmodernen Überschallflugzeug gefahrvoll ist, und sie sind stolz auf ihren Beruf — das haben sie wieder und wieder zum Ausdruck gebracht, und das hört man in jeder Begegnung mit ihnen —, sie sind stolz auf den Beruf, der sich durch eben diese Gefahr von anderen wesentlich unterscheidet. Sie sind sich dessen eben bewußt, daß der Verteidigungswille und die Verteidigungsfähigkeit nicht zuletzt solche Leistungen fordern, und verrichten deshalb in einer meines Erachtens für die ganze deutsche Jugend vorbildlichen Haltung ihren unsagbar schweren Dienst.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU. — Unruhe bei der SPD.)




    Rommerskirchen
    In der Zumutung an die Piloten der F 104, die ich ein wenig kennzeichnete, liegt die Frage begründet, die wir zunächst an die Bundesregierung gerichtet haben, ob nämlich die Umrüstung der Luftwaffe auf dieses Waffensystem erforderlich, ob es sinnvoll, ob es vertretbar und für die Sicherheit unseres Landes wie für die- Gesamtverteidigung bedeutsam war. Auch angesichts der öffentlichen Diskussion, die unbestreitbar durch Feststellungen und Wertungen, nicht zuletzt von Angehörigen aus diesem Hause, wesentlich mitbestimmt wurde, halten wir die Klärung dieser Grundentscheidung für dringend geboten. Wir hatten geglaubt, daß sie nach der Plenardebatte im Januar 1965, also im vorigen Jahr, der spektakulären Erklärungen des Kollegen Wienand in der Öffentlichkeit vorausgegangen waren, nicht mehr erforderlich sei. Sie schien auch angesichts der Tatsache nicht mehr nötig, daß die Vertreter der Opposition auf unsere wiederholten Anfragen im Verteidigungsausschuß, was nach ihrer Auffassung noch der Klärung bedürfe, weder das Waffensystem als solches noch die Beschaffung noch den Vertragsabschluß genannt hatten. Weil dann aber doch wieder, z. B. auch in einem Artikel des Kollegen Cramer im Vorwärts, also der parteioffiziellen Wochenzeitung der SPD, davon gesprochen wurde, daß auch der heutigen Plenardebatte nur der Charakter einer Zwischenbilanz zuerkannt werden könne, solange nicht die Beschaffung der F 104, solange nicht die Begleitumstände dieser Beschaffung, die Verwendung und Ausstattung als Mehrzweckwaffe ausdiskutiert seien, schien es uns geboten, auch dazu
    noch einmal die Stellungnahme der Bundesregierung zu hören.
    Wir glauben, daß es das ganze Hohe Haus und darüber hinaus die Öffentlichkeit außerordentlich interessiert, zu erfahren, ob durch die Mehrzweckverwendung des Waffensystems das einzelne Flugzeug über Gebühr vollgepackt und damit unzulässig und sträflich überladen, ob es für den Flugzeugführer dadurch zu kompliziert, ob es dadurch insgesamt fluguntüchtiger. geworden ist.

    (Abg. Eschmann: Und was das gekostet hat!)

    -- Das kann dann dazu gesagt werden.

    (Abg. Eschmann: Das wissen wir bis jetzt noch nicht!)

    — Herr Kollege Eschmann, der Herr Minister wird Gelegenheit nehmen, auch diese Frage zu beantworten; davon bin ich überzeugt.

    (Zuruf von der SPD: Sie wissen das schon vorher!)

    Erst recht muß es interessieren, zu erfahren, ob auf Grund der Mehrzweckverwendung Abstürze erfolgt sind.
    Der andere Komplex unserer Großen Anfrage betrifft die Häufung der Starfighter-Unfälle in letzter Zeit. Der Inspekteur der Luftwaffe hat schon in seinem ausführlichen Bericht vor dem Verteidigungsausschuß am 12. Januar in großer Offenheit und Eindringlichkeit hierzu Stellung genommen. Er hat gar nicht verheimlicht, daß die politische und militärische Führung nach besonders günstigen Flugjahren vom plötzlichen Ansteigen der Unfallquote seit Mai des Jahres 1965 überrascht wurde. Es drängt sich also die Frage auf, ob die Annahme nicht berechtigt war, man sei von typischen Folgeerscheinungen bei der Umrüstung auf ein modernes, leistungsfähigeres und damit auch komplizierteres Waffensystem weitgehend verschont geblieben. Zweifellos ist der Vergleich mit den Unfall- und Absturzquoten vorheriger Strahlflugzeugsysteme bei uns oder unseren Partnern bzw. die Beleuchtung der Situation nach oder während Umrüstungen auf neue Waffensysteme nicht uninteressant und auch nicht unerheblich für die Beurteilung des Gesamtvorgangs. Wer das glaubt anders beurteilen und sofort von Leichtsinn, von schuldhafter Nachlässigkeit oder von Unverantwortlichkeit sprechen zu müssen, der sollte doch bedenken, daß hernach immer jeder klüger ist als zuvor, sofern er sich nicht völlig taub und blind gegenüber Geschehnissen, Erfahrungen und Erkenntnissen zeigt.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Auch wir stellen nicht in Abrede, daß die Unfälle höchst bedauerlich und alarmierend zugleich sind. Aber wir halten zur Beurteilung der Gesamtsituation doch die Frage für berechtigt und angebracht, ob die Unfallquote außergewöhnlich ist und ob Abstürze als unausweichlich anzusehen sind.
    Dabei sind wir uns allerdings von vornherein dessen bewußt, daß gerade die deutsche Luftwaffe nach der zehnjährigen Zwangspause, in der keine Erfahrungen gesammelt und keine Erprobungen durchgeführt werden konnten, in der der Anschluß an die rasende technische Entwicklung nicht gehalten werden konnte, besondere Schwierigkeiten zu überwinden hat. Wer will denn überhaupt bestreiten, daß ein Umstellungsprozeß vom Unterschallzum Überschallsystem bis hin zu 2 Mach ganz gewaltige Anstrengungen erfordert und objektiv größte Schwierigkeiten hervorrufen muß? Weisen nicht, so fragen wir, die Erfahrungen bei den Luftwaffen anderer Staaten bereits aus, daß der Vorstoß bis an die Höchstgrenze der Technik seinen Preis fordert?
    Es wäre nur zu wünschen, daß uns die Leistungen unseres potentiellen Gegners keine entsprechenden Gegenleistungen abverlangten. Eine glaubwürdige Abschreckung ist aber nur dann gegeben, wenn wir in der Lage sind, dem potentiellen Gegner bei einem eventuellen Angriff wirksam zu begegnen. Das duldet also keine Unterlegenheit von vornherein. Das ist doch auch der wesentliche Grund, weshalb uns unsere Verbündeten die Ausrüstung mit einem entsprechenden Luftwaffensystem abforderten; wir sollten gegebenenfalls gleich leistungsstark bei der Verteidigung Deutschlands, Europas und der freien Welt mitwirken können.
    Wir halten es für angebracht und geboten, daß der Herr Verteidigungsminister im Namen der Regierung noch einmal eine Übersicht über die Vorkehrungen und Maßnahmen gibt, die eine höchstmögliche Flugsicherheit gewährleisten. Aber ich darf schon gleich feststellen: auf das Ansteigen der Unfälle reagierte das Ministerium bzw. die Luftwaffen-



    Rommerskirchen
    führung ganz eindeutig und nachgewiesenermaßen sofort. Man reagierte zunächst mit Startstopps. Die Maschinen des entsprechenden Typs wurden, zweifellos nicht zuletzt aus Verantwortung gegenüber den sie fliegenden Menschen, zunächst auf Serienmängel überprüft, ehe sie wieder einsatz- und flugfrei gegeben wurden.
    Es drängt sich die Frage auf, ob es angebracht und vertretbar ist, von solchen allgemeinen Startverboten abzusehen, wie sie in der Offentlichkeit, auch in diesem Hause, . in letzter Zeit immer wieder gefordert wurden, nachdem bereits erwiesen ist, daß keine greifbaren Hauptfehler oder Serienmängel die bisherigen Unfälle verursacht haben. Wie denkt die Luftwaffenführung bzw. das Ministerium heute über die gerade in letzter Zeit wiederholt ausgesprochene Forderung nach einem neuen Startverbot für sämtliche F-104-Flugzeuge?
    Für uns Mitglieder des Verteidigungsausschusses war es höchst bedeutsam, zu erfahren, daß gerade auch von seiten der Luftwaffenführung beim Befehlshaber Zentraleuropa unserer Luftwaffe dringend angeraten wurde, auf einen zwar naheliegenden, der Sache jedoch nicht dienlichen Startstopp zu verzichten. Es wurde gerade von dort der deutschen Luftwaffenführung dringend empfohlen, den Starfighter-Piloten viel mehr Gelegenheit zum Fliegen zukommen zu lassen, damit sie Erfahrungen sammeln könnten.
    Wir fragen also die Bundesregierung, ob sie ausweisen kann, daß die politische und militärische Führung den sich häufenden Abstürzen nicht nur nicht tatenlos zugesehen, sondern alle möglichen Anstrengungen unternommen hat, um die Unfälle auf ein wahrscheinlich unvermeidbares Mindestmaß zurückzudrängen. Wurden nach den jeweiligen Erkenntnissen forciert Maßnahmen ergriffen, um die Wiederholung eines Unfalls aus gleicher oder ähnlicher Ursache zu verhindern?
    In diesem Zusammenhang, meine sehr verehrten Damen und Herren, möchte ich mir erlauben, folgendes zu sagen. Die Beauftragung eines Sonderbeauftragten in der Person von General Hrabak, dem Kommandeur der Vierten Luftwaffendivision, der also aus unmittelbarer Truppenerfahrung kommt, wurde und wird von uns sehr begrüßt. Wir sahen und sehen in ihr den Ausdruck des Willens, auch auf ungewöhnlichem Weg Abhilfe zu schaffen. Den Vorwurf aus den Reihen der Opposition und seitens dieses oder jenes Presseorgans, die Beauftragung sei zu spät erfolgt, halte ich einfach nicht für stichhaltig.

    (Abg. Eschmann: Wieso geht Herr Hrabak dabei einen ungewöhnlichen Weg? Erklären Sie das einmal!)

    — Ungewöhnlich ist nicht der Weg, aber die Berufung eines solchen Sonderbeauftragten ist kein alltäglicher Vorgang.

    (Abg. Eschmann: Er ist aber Fachmann!)

    Die Berufung mit dem Auftrag der Koordinierung
    und Beschleunigung aller Maßnahmen in unmittelbarer Zuordnung zur politischen und militärischen
    Führung entspricht keineswegs dem normalen Vorgehen, sondern ist Ausdruck dafür, daß das Problem ganz ernst genommen wird.
    Erst wenn das Verteidigungsministerium oder die Luftwaffenführung vorher nicht bereits alles unternommen hätte, um auf herkömmliche Weise mit den Schwierigkeiten fertig zu werden, könnte ich mich einem Vorwurf, wie ich ihn eben nannte, anschließen.
    Im übrigen möchte ich nur wünschen, daß sich General Hrabak mit seinem Arbeitsstab nun sehr konzentriert der Erfüllung seines Auftrages im Sinne einer Koordination und Beschleunigung aller Maßnahmen zuwenden kann und nicht weiterhin durch die geforderte Teilnahme an allen parlamentarischen Beratungen allzusehr davon abgehalten wird.

    (Abg. Berkhan: Kann er denn koordinieren?)

    — Ja, er kann koordinieren. Es ist sein Auftrag, zu koordinieren und zu beschleunigen. Das werden Sie nachher von seiten des Verteidigungsministeriums ganz zweifellos hören, und Sie können es sich von Herrn Hrabak selber bestätigen lassen.
    Ich möchte hinzufügen, meine sehr verehrten Damen und Herren: Wir wünschen den Herren dieses Sonderstabes im Interesse der Sache viel Glück und Erfolg bei ihren Bemühungen und können den Herrn Verteidigungsminister nur noch einmal bitten — damit komme ich Ihnen, Herr Kollege Berkhan, wahrscheinlich besonders entgegen —, den Auftrag an General Hrabak und seinen Stab zugleich so ex- und intensiv zu verstehen und zu geben, wie es im Rahmen unserer nun einmal bestehenden Gesamtordnung möglich ist. Jedenfalls dürfen Kompetenzfragen niemals zu schwerwiegenden Unterlassungen oder halben Maßnahmen führen.
    Wir fragen: Ist es richtig, daß die Hauptschwierigkeit in einem umfassenden Personalmangel zu sehen ist? Die Bundeswehr befindet sich heute zweifelsfrei in einer noch härteren Konkurrenzsituation gegenüber der freien Wirtschaft als zu Beginn ihrer Aufstellung. Bei der Einführung des Waffensystems F 104 war die Lage für die Bundesluftwaffe noch günstiger als heute. Die teilweise außerordentlich hohen Fehlzahlen unter dem erforderlichen Spezialpersonal sind ganz zweifellos sehr bedrückend. Hier Abhilfe zu schaffen muß die Sorge zunächst der politischen und militärischen Führung der Bundeswehr, aber auch die Sorge aller um die Verteidigung bemühten Stellen und Organe sein. Die Bundeswehr allein ist damit einfach überfordert.
    Im übrigen, meine sehr verehrten Damen und Herren, kehren gerade die länger gedienten Soldaten nicht mit weniger, sondern mit erheblich mehr Sachverstand und Spezialkönnen in die Wirtschaft zurück. Das sollte auch die Einstellung der Wirtschaft zu den Aufgaben und Forderungen der Bundeswehr mit bestimmen. Wir fragen: Welche Maßnahmen können dazu beitragen, die Abwerbungssituation zwischen Bundeswehr und freier Wirtschaft zu entschärfen?



    Rommerskirchen
    ) Die uns am vordringlichsten erscheinenden Verbesserungen haben die Koalitionsfraktionen in ihrem Sammelantrag berücksichtigt. Es handelt sich zunächst um Verantwortungs- und Leistungszulagen für Personal, das in besonders schwierigen und gefährdeten Aufgabenbereichen eingesetzt ist.
    Aber fast noch entscheidender scheint mir die allgemeine Statusfrage zu sein. Und — darf ich das nicht sagen? — nur wer bestimmte Einstellungen und Anschuldigungen in der Vergangenheit nicht mehr wahrhaben will, nur der wird bestreiten, daß die Verunglimpfung des Soldatenberufes, sei ,es als Offizier oder als Unteroffizier, die derzeitige prekäre Lage ganz wesentlich mit verursacht hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Aha-Rufe bei der SPD.)

    Wer also immer nach Verantwortlichkeit für die Schwierigkeiten im personellen Bereich ruft, sollte sich davor hüten, mit Fug und Recht der „Haltetden-Dieb!"-Methode bezichtigt zu werden, sollte sich vielmehr auch seinerseits allenthalben und immerzu ohne Einschränkung dafür einsetzen, daß die hohe Leistung unserer Soldaten die Anerkennung findet, die sie verdient.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. Abg. Eschmann: Das lag ja zum Teil auch daran, daß der Soldat mißbraucht worden war! Das wissen Sie doch auch!)

    — Das bestreitet doch niemand, daß es daran lag, daß der Soldat mißbraucht worden war.

    (Abg. Eschmann: Bei den Ursachen muß man etwas tiefer gehen!)

    Aber, Herr Kollege Eschmann, wenn in diesen Tagen sogar noch ein Studienrat einer höheren Lehranstalt die Abiturienten fragt, was sie werden wollten, und zwei junge Männer sagen, sie wollten den Beruf des Offiziers ergreifen, und der Studienrat dann fragt, ob das denn überhaupt ein Beruf sei, so kennzeichnet das eine Situation, die wir überwinden müssen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Eschmann: Auch da liegt die Ursache tiefer!)

    — Herr Eschmann, wir haben den ganzen Tag Zeit; Sie können nachher die tieferen Ursachen ja noch ansprechen. — Ich bestreite das keineswegs, aber ich bin der Meinung: wir müssen darüber sprechen, daß das Ansehen der Soldaten, vornehmlich der Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit, nicht zuletzt deswegen so gering ist, weil sie vor Jahren in diesem unserem Lande unvorstellbar beschimpft worden sind.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Eschmann: Ich kenne viele, die sich den Schuh nicht angezogen haben! — Abg. Berkhan: Sprechen Sie doch mit dem Kultusminister! Den kennen Sie doch gut!)

    — Ja, das habe ich doch getan! — Lieber Herr Berkhan, Sie kennen mich doch!

    (Abg. Berkhan: Sprechen Sie doch mit ihm! Warum erzählen Sie uns das?)

    — Herr Berkhan, ich erzähle hier das, was ich für richtig halte, um eine Sache zu begründen. Sie können dasselbe beanspruchen, und das werden wir Ihnen gleichermaßen konzedieren.