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    Deutscher Bundestag 183. Sitzung Bonn, den 14. Mai 1965 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 9155 A Fragestunde (Drucksachen TV/3377, TV/3408) Fragen der Abg. Schmitt-Vockenhausen und Hermsdorf: Anzeigenaktion „Mitbürger fragen — der Kanzler antwortet" von Hase, Staatssekretär . . . . . 9156 A Jahn (SPD) . . . . . . . . . . 9156 A Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . . 9156 B Dr. Mommer (SPD) . . . . . . 9156 C Sänger (SPD) . . . . . . . . . 9156 D Ritzel (SPD) . . . . . . . . . 9157 A Zoglmann (FDP) . . . . . . . . 9157 B Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) 9158 B Büttner (SPD) 9158 C Börner (SPD) 9159 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 9160 A Moersch (FDP) . . . . . . . 9160 D Dr. Eppler (SPD) . . . . . . . 9160 D Hermsdorf (SPD) . . . . . . . 9161 C Frage des Abg. Dr. Mommer: Äußerung des Bundesministers Dr. Mende über die Hallstein-Doktrin Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9162 A Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 9162 C Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . 9162 D Börner (SPD) . . . . . . . . . 9163 B Wehner (SPD) . . . . . . . . 9163 B Ritzel (SPD) . . . . . . . . . 9163 D Ertl (FDP) . . . . . . . . . . 9164 A Kahn-Ackermann (SPD) . . . . . 9164 B Dr. Krümmer (FDP) . . . . . . . 9164 C Frage des Abg. Dr. Mommer: Vorschlag des Bundesministers Dr. Mende über diplomatische Beziehungen zu Ostblockstaaten Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9164 D Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 9164 D Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . 9165 A Frage des Abg. Mattick: Errichtung von gesamtdeutschen technischen Kommissionen in Berlin Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9165 C Wehner (SPD) . . . . . . . 9165 C Moersch (FDP) 9165 D Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) 9166 A Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . 9166 A Dr. Mommer (SPD) . . . . . . 9166 C Dorn (FDP) . . . . . . . . . 9166 D II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 183. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Mai 1965 Frage des Abg. Mattick: Vorschläge des Bundesministers Dr. Mende im Kabinett Dr. Schrader, Bundesminister . . . 9167 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 9167 C Zoglmann (FDP) . . . . . . . . 9167 D Ritzel (SPD) . . . . . . . ... 9168 A Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . . 9168 A Fragen der Abg. Frau Dr. Kiep-Altenloh: Vier-Mächte-Status auch für den sowjetisch besetzten Sektor von Berlin Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9168 C Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . . 9168 C Fragen des Abg. Moersch: Kulturelle Beziehungen zu Brasilien Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9169 C Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Lage der Veredelungswirtschaft in der Bundesrepublik und in der EWG (Drucksache IV/31,18) in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung der landwirtschaftlichen Erzeugung an die Erfordernisse des Marktes (Marktstrukturgesetz) (FDP) (Drucksache IV/3209) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes über die Errichtung eines Marktstrukturfonds für die Land-und Ernährungswirtschaft (Marktstrukturfondsgesetz) (CDU/CSU) (Drucksache IV/3244) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes über staatliche Förderung bei der Überleitung der deutschen Landwirtschaft in den Gemeinsamen Markt der EWG (EWG-Anpassungsgesetz) (FDP) (Drucksache IV/3245) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines EWG-Anpassungsgesetzes (CDU/CSU) (Drucksache IV/3387) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Saatgutgesetzes (Abg. Bauknecht, Dr. Schmidt [Gellersen], Dr. Effertz u. Gen.) (Drucksache IV/3370) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Durchführung der Verordnung Nr. 19 (Getreide) des Rates der EWG (Drucksache IV/3376) — Erste Beratung —, mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kornmission der EWG für eine Verordnung des Rats über die schrittweise Errichtung einer gemeinsamen Marktorganisation für Zucker (Drucksachen IV/2118, IV/3369), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kornmission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Errichtung einer gemeinsamen Marktorganisation für Fette (Drucksachen IV/2826, IV/3355), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über die Einzelheiten der Verwirklichung der Niederlassungsfreiheit und des freien Dienstleistungsverkehrs für selbständige forstwirtschaftliche Tätigkeiten und eine Änderung des Allgemeinen Programms des Rats zur Aufhebung der Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit (Drucksachen IV/3316, IV/3385) und mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über Maßnahmen gegen die Einschleppung von Schadorganismen der Pflanzen in den Mitgliedstaaten (Drucksachen IV/3288, IV/3395) Logemann (FDP) . . . . . . . . 9170 D Hüttebräuker, Staatssekretär . . 9174 D Ertl (FDP) 9177 B Struve (CDU/CSU) . . . . . . 9177 C Dr. Effertz (FDP) . . . . . . . 9183 A Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . . 9187 A Bauer (Wasserburg) (CDU/CSU) . . 9193 A Dr. Starke (FDP) . . . . . . . 9199 B Sander (FDP) 9201 B Bauknecht (CDU/CSU) 9202 C Nächste Sitzung 9203 D Anlagen 9205 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 183. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Mai 1965 9155 183. Sitzung Bonn, den 14. Mai 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 9.03 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 14.5. Frau Ackermann 14.5. Dr. Adenauer 14.5. Dr. Aigner * 14. 5. Frau Albertz 14.5. Dr. Althammer 14.5. Arendt * 14.5. Dr. Aschoff 14.5. Dr. Atzenroth 14.5. Dr. Dr. h. c. Baade 14.5. Bading * 14.5. Bäuerle 14.5. Dr.-Ing. Balke 14.5. Bals 14.5. Bazille 14. 5. Dr. Becker (Mönchengladbach) 14.5. Berger 14. 5. Frau Berger-Heise 14. 5. Bergmann * 14. 5. Berlin 14.5. Dr. Bleiß 14.5. Fürst von Bismarck 14. 5. Dr. Böhm 14.5. Dr. h. c. Brauer 14. 5. Braun 14. 5. Bühler 14. 5. Dr. Burgbacher * 14. 5. van Delden 14. 5. Deringer * 14. 5. Dr. Dichgans * 14. 5. Diekmann 14.5. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 14. 5. Dr. Dittrich 14.5. Dopatka 14. 5. Drachsler 14. 5. Dr. Dr. h. c. Dresbach 5. 6. Eichelbaum 15. 5. Eisenmann 15. 5. Frau Dr. Elsner * 14. 5. Etzel 14. 5. Faller * 14. 5. Frau Dr. Flitz 14. 5. Dr. Franz 14.5. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 14. 5. Frau Funcke (Hagen) 14. 5. Dr. Furler * 14. 5. Gedat 14. 5. Frau Geisendörfer 14.5. Glombig 31. 5. Dr. Götz 14.5. Haage (München) 15.5. Haase (Kellinghusen) 14. 5. Hahn (Bielefeld) * 14. 5. Hansing 14. 5. Hauffe 14. 5. Dr. Hellige 14. 5. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Herberts 14. 5. Herold 14. 5. Höhmann (Hess. Lichtenau) 14. 5. Hörauf 14. 5. Illerhaus * 14. 5. Jacobi (Köln) 14.5. Jahn 14. 5. Kalbitzer 15.5. Dr. Kempfler 14.5. Frau Kleinert 15. 5. Klinker * 14.5. Knobloch 31. 5. Kohlberger 14.5. Dr. Kreyssig * 14. 5. Kriedemann * 14.5. Kühn (Hildesheim) 14.5. Kulawig * 14. 5. Kuntscher 14. 5. Lang (München) 14.5. Leber 14.5. Lenz (Bremerhaven) 31.5. Lenz (Brühl) * 14. 5. Dr. Löhr * 14.5. Dr. Lohmar 14.5. Lücker (München) * 14. 5. Maier (Mannheim) 15.5. Mattick. 14. 5. Mauk * 14.5. Frau Meermann 14.5. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 14. 5. Merten * 14. 5. Mertes 14.5. Metzger * 14.5. Michels 14.5. Missbach 14.5. Dr. Morgenstern 15.5. Frhr. von Mühlen 15. 5. Müller (Remscheid) 14.5. Dr. Müller-Hermann * 14. 5. Dr. Pflaumbaum 14.5. Dr. Philipp * 14. 5. Frau Dr. Probst * 14. 5. Rademacher * 14. 5. Ravens 14. 5. Rehs 14.5. Reitz 14.5. Richarts * 14. 5. Rohde * 14.5. Roß 14.5. Seidl (München) 14.5. Seifriz * 14. 5. Seuffert * 14. 5. Dr. Seume 14.5. Dr. Schellenberg 14.5. Schlüter 22.5. Schneider (Hamburg) 14.5. Schoettle 14. 5. Frau Schröder (Detmold) 14. 5. Dr. Schwörer 15.5. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Spitzmüller 14.5. Dr. Starke * 14. 5. Dr. Stecker 14.5. Stein 14. 5. Steinhoff 15. 5. Stephan 14. 5. Stiller 14. 5. Storch* 14.5. Strauß 14.5. Frau Strobel* 14. 5. Strohmayr 15.5. Unertl 14. 5. Varelmann 14. 5. Verhoeven 14. 5. Wagner 14. 5. Weinkamm 14. 5. Dr. Wilhelmi 14.5. Dr. Zimmermann (München) 14.5. Zühlke 6. 6. b) Urlaubsanträge Werner 21.5. Anlage 2 Umdruck 634 Antrag der Abgeordneten Freiherr von Kühlmann-Stumm, Ertl, Dr. Effertz und Genossen zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betreffend Lage der Veredelungswirtschaft in der Bundesrepublik und in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Drucksache IV/3118). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im Ministerrat der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft darauf hinzuwirken, daß durch geeignete Maßnahmen die gewerbliche Veredelungsproduktion auf einen Umfang beschränkt wird, der den bäuerlichen Betrieben, die auf eine rentable Veredelungsproduktion angewiesen sind, diese Voraussetzung für ihre Existenzfähigkeit nicht beeinträchtigt. Bonn, den 14. Mai 1965 Frhr. v. Kühlmann-Stumm Dr. Heuser Ollesch Mischnick Dr. Hoven Burckardt Dr. Emde Dorn Dr. Imle Ertl Peters Reichmann Zoglmann Ramms Murr Dürr Dr. Kiep-Altenloh Sander Dr. Schneider Opitz Buss Wächter Sötebier Deneke Moersch Dr. Supf Dr. Danz Dr. Hamm Dehler Dr. Effertz Anlage 3 Umdruck 633 Änderungsantrag der Abgeordneten Sander, Dr. Effertz, Ertl, Mauk, Logemann, Peters (Poppenbüll), Wächter, Walter und Genossen zum Antrag des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (19. Ausschuß) zu dem von der Bundesregierung zur Unterrichtung vorgelegten Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die schrittweise Errichtung einer gemeinsamen Marktorganisation für Zucker (Drucksachen IV/2118, IV/3369). Der Bundestag wolle beschließen: Dem Ausschußantrag - Drucksache IV/3369 - wird folgende Nummer 3 angefügt: „3. Die Bundesregierung wird ferner ersucht, bei den Verhandlungen im EWG-Ministerrat über eine gemeinsame Zuckermarktordnung a) keinem Beschluß zuzustimmen, der die wirtschaftliche Lage der deutschen Zuckerrübenanbauer und Zuckerrübenwirtschaft verschlechtern könnte, b) bei einer Ablehnung der Forderung auf Festsetzung und Koordinierung von nationalen Produktionszielen in Abstimmung mit dem Bedarf den Artikel 43 Abs. 3 Buchstabe a des EWG-Vertrages in Anspruch zu nehmen." Bonn, den 14. Mai 1965 Sander Dr. Effertz Ertl Mauk Logemann Peters (Poppenbüll) Wächter Walter Burckardt Dr. Danz Dr. Dörinkel Dr. Hoven Kreitmeyer Dr. Krümmer Kubitza Dr. Mälzig Moersch Murr Dr. Schneider (Saarbrücken) Weber (Georgenau)
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


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    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich beantworte die Große Anfrage der Freien Demokratischen Partei im Auftrag der Bundesregierung wie folgt.
    Frage 1 lautet:
    Welche Auswirkungen haben die Beschlüsse des EWG-Ministerrats vom 15. Dezember 1964 zur Harmonisierung der Getreidepreise und die weiteren Beschlüsse des EWG-Ministerrats betr. Abschaffung der innergemeinschaftlichen Abschöpfungen für Schweinefleisch, Eier und Geflügel und des innergemeinschaftlichen Einschleusungspreises für Schweinefleisch zum 1. Juli 1967 auf die Entwicklung der Veredelungsproduktion in den EWG-Partnerländern?
    Die Antwort:
    Die Beschlüsse des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft vom 15. Dezember 1964 zur Herstellung eines gemeinsamen Getreidepreisniveaus sind grundsätzlicher Art. Zu ihrer Anwendung muß der Rat bis zum 1. Juli 1967 eine Reihe von weiteren Beschlüssen über die Durchführung dieser Maß-



    Staatssekretär Hüttebräuker
    nahmen fassen und die entsprechenden Verordnungen erlassen. Erst wenn die Gestaltung dieser Verordnungen im einzelnen zu übersehen ist, sind konkrete Angaben über die Auswirkungen der Beschlüsse vom 15. Dezember 1964 möglich.
    Die Harmonisierung der Getreidepreise und die Abschaffung der innergemeinschaftlichen Abschöpfungen für Schweinefleisch, Eier und Geflügel und des innergemeinschaftlichen Einschleusungspreises für Schweinefleisch sind nur zwei Faktoren aus einer Vielzahl von Bestimmungsgründen, die die Entwicklung der Veredelungsproduktion der Partnerländer der Gemeinschaft beeinflussen.
    Die Produktion von Schweinefleisch, Eiern und Geflügel wird unter anderem von folgenden weiteren Faktoren bestimmt werden: tendenziell zunehmende Nachfrage vor allem nach tierischen Veredelungsprodukten bei steigendem Einkommen im Rahmen des gesamtwirtschaftlichen Wachstums und zunehmender Bevölkerung in den Partnerländern, weitergehende Rationalisierung gerade bei diesen Erzeugnissen, Entwicklung der Spannen in der Be-und Verarbeitung und im Handel, Gestaltung des Außenschutzes, Entwicklung des Angebots der Drittländer.
    An sich wäre zu erwarten, daß zumindest kurzfristig in den Ländern, in denen die Getreidepreisangleichung nach oben erfolgen muß, eine bremsende Wirkung auf die Produktion getreideabhängiger Veredelungserzeugnisse ausgeübt wird. Diese Wirkung würde sich bei Angleichung der Getreidepreise in mehreren Stufen bis zum 1. Juli 1967 vermindern und eventuell durch die zuvor genannten expansiv wirkenden Faktoren überlagert werden. In Ländern wie der Bundesrepublik, wo die Preise sämtlicher Getreidearten nach unten angeglichen werden, wird die Produktion getreideabhängiger Veredelungserzeugnisse tendenziell steigen. Dabei dürfte die deutsche Veredelungsproduktion gegenüber denjenigen Partnerländern eine echte Wettbewerbschance haben, die heute noch niedrigere Futtergetreidepreise, aber höhere Spannen in der Be- und Verarbeitung und im Handel haben.
    Die verschiedenen Bestimmungsgründe üben also abschwächende und verstärkende Wirkungen auf die Veredelungsproduktion aus, ohne daß das Gewicht der einzelnen Faktoren heute auch nur annähernd abgeschätzt werden könnte. Es ist daher unmöglich, die Wirkung der beiden in der Frage angesprochenen Faktoren isoliert zu betrachten.

    (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Das haben wir schon einmal gehört!)

    Frage 2 lautet:
    Wie werden sich diese Beschlüsse auf die Entwicklung ,der Erzeuger- und Verbraucherpreise für Schweinefleisch, Eier und Geflügelfleisch in der Bundesrepublik auswirken?
    Die Antwort:
    Nach dem 1. Juli 1967 ist in der Bundesrepublik — von ,der Angebotsseite her gesehen — voraussichtlich ein gewisses Sinken der Erzeugerpreise für
    Schweine, Eier und Geflügel zu erwarten. Auf der Nachfrageseite ist bei weiterem wirtschaftlichem Wachstum und bei weiterem Steigen der Einkommen .damit zu rechnen, daß der Verbrauch von Veredelungserzeugnissen weiterhin zunehmen wird. Von der relativen Entwicklung des Gesamtangebots aus der Erzeugung des Inlandes, der EWG-Partnerländer und der Drittländer und der Nachfrage sowie von der Entwicklung ,der tendenziell steigenden Spannen auf der Be- und Verarbeitungsstufe und im Handel wird es abhängen, inwieweit das Preisniveau auf der Erzeuger- und Verbraucherstufe sich verändern wird.
    Zu Frage 3:
    Wie hoch schätzt die Bundesregierung die ab 1. Juli 1967 bis zur vollständigen Herstellung des Gemeinsamen Marktes zu erwartenden Preiseinbußen für die deutschen Erzeuger bei Schweinefleisch, bei Eiern, beim Geflügelfleisch?
    Die Antwort lautet:
    Aus den in den Antworten zu den Fragen 1 und 2 genannten Gründen ist es der Bundesregierung nicht möglich abzuschätzen, in welcher Höhe Preiseinbußen für die deutschen Erzeuger von Schweinefleisch, Eiern und Geflügelfleisch vom 1. Juli 1967 bis zur vollständigen Herstellung des Gemeinsamen Marktes eintreten werden. Dabei ist zu beachten, daß .auf der Kostenseite Einsparungen beim Zukauffutter und durch die Rationalisierungseffekte eintreten werden. Eventuelle Preiseinbußen sagen daher noch nichts über die Einkommensentwicklung aus.
    Zu Frage 4:
    Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um die Veredelungsproduktion in der EWG mit der Nachfrage in Übereinstimmung zu bringen?
    Die Antwort lautet:
    Die Bundesregierung sieht keine Möglichkeit, Nachfrage und Erzeugung mit nationalstaatlichen Mitteln direkt in Einklang zu bringen. Die EWG-Kommission hat die Entwicklung von gemeinschaftlichen Maßnahmen im Auge, doch bisher keine konkreten Absichten verlauten lassen.
    Zu Frage 5:
    Welche Vorstellungen hat ,die Bundesregierung über die Finanzierung etwaiger Überschüsse, und nach welchen Grundsätzen will die Bundesregierung eine gerechte Lastenverteilung in der EWG erzielen?
    Die Antwort lautet:
    Die Finanzierung landwirtschaftlicher Überschüsse im Rahmen der EWG-Marktordnung ist in der Verordnung Nr. 25 über die Finanzierung der gemeinsamen Agrarpolitik geregelt. Danach erstreckt sich die Finanzierung durch den Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft auf die Kosten für Marktinterventionen und für Erstat-



    Staatssekretär Hüttebräuker
    tungen bei Ausfuhren nach dritten Ländern. Dabei gelten in der Übergangszeit noch gewisse Einschränkungen; so vergütet der Fonds in dieser Zeit nur den sogenannten Nettoausfuhrländern die von ihnen gezahlten Erstattungen mit dem niedrigsten durchschnittlichen Erstattungsbetrag in der Gemeinschaft. In .der Endphase des Gemeinsamen Marktes hingegen hat der Fonds die Marktinterventionskosten und die Ausfuhrerstattungen aller Mitgliedstaaten in voller Höhe zu tragen.
    Eine gerechte finanzielle Lastenverteilung läßt sich u. a. dadurch erreichen, daß die Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten auf bestimmte Höchstsätze begrenzt werden. So hat die Bundesregierung den deutschen Finanzbeitrag bis zum 30. Juni 1965 auf höchstens 31 % begrenzt. Für die weitere Zukunft ist die gerechte Lastenverteilung Gegenstand von Finanzverhandlungen, die ,gerade begonnen haben und über die sich im gegenwärtigen Zeitpunkt verständlicherweise noch nichts sagen läßt. Sollte dabei auch über die Übertragung der Abschöpfungseinnahmen von den Mitgliedstaaten auf die Gemeinschaft verhandelt werden, würde das Hohe Haus ohnehin zur gegebenen Zeit eingeschaltet werden, da eine solche Übertragung von Finanzhoheit nach Art. 201 des Vertrages der Ratifizierung bedarf.
    Zu Frage 6:
    Ist die Bundesregierung bereit, im EWG-Ministerrat Maßnahmen zu erwirken, mit denen die
    in der Veredelungsproduktion gegebenen Entwicklungsmöglichkeiten bevorzugt den bäuerlichen Familienbetrieben zugeführt werden können und dabei besonders die Lage der Futterbaubetriebe in den Grönlandgebieten berücksichtigt wird?
    Die Antwort lautet:
    Die Bundesregierung ist bereit, im EWG-Ministerrat nach Vorlage des in Aussicht gestellten Vorschlages der EWG-Kommission über eine Beeinflussung der Produktion von Veredelungserzeugnissen darauf hinzuwirken, daß die in der Veredelungsproduktion gegebenen Entwicklungsmöglichkeiten bevorzugt den bäuerlichen Familienbetrieben zugeführt werden. Diese Bereitschaft entspricht auch der Erklärung von Stresa, nach der das Leitbild der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik die Erhaltung und Förderung des bäuerlichen Familienbetriebes sein soll. § 39 a des Entwurfs des neuen Bewertungsgesetzes unterstreicht das Bestreben der Bundesregierung, die Veredelungsproduktion insbesondere in den bäuerlichen Familienbetrieben zu erhalten.
    Die Bemühungen der Bundesregierung schließen die bäuerlichen Familienbetriebe in Grönlandgebieten mit ein. Sie sind in den Grünen Plänen mit besonderen Maßnahmen bedacht worden; insbesondere kommen ihnen die Mittel für die von der Natur benachteiligten Gebiete zugute. Die Bundesregierung wird auch in Zukunft die wirtschaftliche Lage der Grönlandbetriebe sorgfältig beobachten und den benachteiligten Gebieten Hilfen durch geeignete Maßnahmen zukommen lassen.
    Zu Frage 7:
    Welche Maßnahmen .stehen nach der Auffassung der Bundesregierung zur Verfügung, um größeren Preisschwankungen für Veredelungserzeugnisse, vor allein dem zu erwartenden verstärkten Schweine-Zyklus in den EWG-Partnerstaaten und in der Bundesrepublik, entgegenzuwirken?
    Die Antwort lautet:
    Auf die Abschwächung der zyklischen Bewegungen in den Preisen und der Produktion von Schweinen wurde schon seit Jahrzehnten ein besonderer Augenmerk gerichtet, ohne daß jedoch ein nachhaltiger Erfolg erzielt werden konnte. Das liegt an der großen Zahl der Anbieter von Schlachtschweinen, der dezentralisierten Haltung von Zuchtsauen und dem wechselnden Anfall von wirtschaftseigenem Futter auf Grund der Ernteschwankungen. Bei der Vielzahl von Betrieben ist ein marktkonformes Handeln der Beteiligten mit dem Ziel der Stabilisierung des Marktes kaum erreichbar. Interventionen auf den Märkten für tierische Veredelungserzeugnisse sind besonders kostspielig und in ihrer Wirkung begrenzt.
    Im wesentlichen bleibt daher nur der Weg, eine Beeinflussung des Marktverhaltens über eine laufende und eingehende Marktberichterstattung mit Hinweisen auf die zu erwartende Preisgestaltung zu erreichen. Dazu ist jedoch die Verbesserung der Markttransparenz in den EWG-Ländern von entscheidender Bedeutung, d. h. eine sehr viel bessere Kenntnis der Bewegung von Angebot, Nachfrage und Preisen. Anfänge sind gemacht; u. a. laufen zur Zeit Verhandlungen über eine einheitliche Erhebung der Schweinebestände in den EWG-Ländern. Bis allerdings ein greifbares Ergebnis in dem gewünschten Sinn vorliegen wird, dürften noch einige Jahre vergehen.
    Zu Frage 8:
    Ist die Bundesregierung bereit, das in der Bundesrepublik angewandte Augleichssystem am Milchmarkt auch in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zur Anwendung zu bringen?
    Die Antwort lautet:
    Mit dem deutschen Ausgleichssystem sind Möglichkeiten zur Verbesserung des Auszahlungspreises und zur Erreichung eines angemessenen Richtpreises gegeben. Dieses System steht im Zusammenhang mit Gebietsregelungen in der Milchwirtschaft. Die Bundesregierung hält es nicht für vertretbar, ein solches System, das erheblich kostensparend ist und in hohem Maße der Qualitätsförderung dient, bei einer gemeinsamen Trinkmilchmarktregelung aufzugeben. Es kann nicht der Sinn eines Gemeinsamen Marktes sein, daß Regelungen, die sich so eindeutig zum Wohle von Erzeuger und Verbraucher ausgewirkt haben, entfallen. Die Bundesregierung wird sich deshalb bei den Verhandlungen über die EWG-Trinkmilchmarktordnung dafür einsetzen, daß die deutsche Ausgleichsregelung in



    Staatssekretär Hüttebräuker
    ihren wesentlichen Teilen innerhalb der EWG zur Anwendung kommt. Einige Mitgliedsländer sehen hierbei allerdings große Schwierigkeiten.
    Frage 9:
    Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung für die Behandlung der produktgebundenen Beihilfen für Milch im Rahmen der EWG-Milchmarktordnung?
    Die Antwort:
    Die EWG-Verordnung Nr. 13/64 über Milch und Milcherzeugnisse geht davon aus, daß der Erzeugerrichtpreis aus den Markterlösen erwirtschaftet werden soll. Bei einem Fortfall der produktgebundenen Beihilfen für Milch würde dies in der Bundesrepublik bei der Höhe des jetzigen Richtpreises bedeuten, daß dieser nur über eine wesentliche Erhöhung der Verbraucherpreise zu erreichen wäre. Derartige Preisanhebungen würden z. B. bei Butter für den Verbraucher unzumutbar sein und erhebliche Absatzschwierigkeiten zur Folge haben. Die Gemeinschaft wird deshalb nicht umhin kommen, zur Erreichung eines angemessenen Richtpreises Beihilfen in der Gemeinschaft vorzusehen. Nach den vertraglichen Grundlagen der Gemeinschaft ist dieser Weg durchaus möglich.

    (Beifall bei den Regieungsparteien.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Zu Punkt 2 b) hat das Wort zur Begründung Herr Abgeordneter Ertl.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Josef Ertl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Namens der Freien Demokraten darf ich den von uns vorgelegten Antrag Drucksache IV/3209 kurz begründen.
    Wir Freien Demokraten glauben, daß wir mit dieser Vorlage unser Versprechen, das wir den Verbänden gegeben haben, einlösen.

    (Zuruf von der CDU/CSU. — Zuruf von der SPD: Vielen Dank für die Offenheit!)

    — Ich weiß, daß die SPD sich ursprünglich bereiterklärt hat, ebenso mitzumachen. Darauf komme ich gerade. Der Deutsche Bauernverband, der Deutsche Raiffeisenverband und nicht zuletzt die Verbände der Wirtschaft haben großen Wert darauf gelegt, daß alle Fraktionen gemeinsam in der Frage der Marktstruktur zu einer befriedigenden Lösung kommen. Wir haben wie die anderen Fraktionen entsprechende Zusagen gegeben und müssen zu unserem Bedauern feststellen, daß sich die beiden anderen Fraktionen an diese Zusagen nicht gehalten haben, indem sie eigene Gesetzentwürfe eingebracht haben. Wir glaubten unsere Zusage loyal wahrmachen zu müssen, und sehen in dem von uns vorgelegten Antrag einen wertvollen Diskussionsbeitrag. Nachdem nun drei Anträge vorliegen, wird sich ja in der Diskussion in den Ausschüssen erweisen, inwieweit es möglich ist, auf diesem sicherlich sehr wichtigen Sektor, nämlich der Förderung der Erzeugergemeinschaft und der Verbesserung der Marktstruktur, zu einer guten Lösung zu kommen. Wir Freien Demokraten sind der Auffassung, nachdem diese Legislaturperiode ja bald zu Ende geht, daß wir in dieser Frage zu einer interfraktionellen Einigung in der Form eines Mindestprogramms kommen sollten. Wir sind der Meinung, daß die deutsche Landwirtschaft von dieser Legislaturperiode wenigstens mit nach Hause nehmen soll, daß alle Fraktionen gewillt sind, die Erzeugung zu harmonisieren, den Absatz zu fördern, die Marktstruktur zu verbessern und somit die Konkurrenzfähigkeit im Hinblick auf die EWG zu verbessern. Das ist der Sinn unseres Antrages. Wir glauben, daß wir damit einen wertvollen Diskussionsbeitrag zu diesem sehr wichtigen Problem geleistet haben.

    (Beifall bei der FDP.)