Rede von
Dr.
Franz Josef
Strauß
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Ich glaube, daß diese 'Formulierung nicht berechtigt ist. Aber 'die Sicherungsgruppe des Bundeskriminalamts, die in dieser Nacht einige Festnahmen durchgeführt und einige Festnahmen ohne Erfolg versucht hat, hat bei keiner Aktion das Verteidigungsministerium verständigt. Es lag auch gar kein Grund vor. Als z. B. Herr Augstein festgenommen werden sollte und dafür offensichtlich eine andere Person vorübergehend festgestellt 'wurde, wurde das Verteidigungsministerium nicht .verständigt, weil es nichts damit zu tun hat. Genauso war eis auch bei den übrigen. Als Herr Schmelz, der andere militärpolitische Redakteur, der in diesem Zusammenhang in Betracht kommen konnte, nicht angetroffen wurde, als sich herausstellte, daß er in Ungarn sein sollte, wurde das Verteidigungsministerium auch nicht verständigt, weil dafür kein Grund vorgelegen hätte.
Aber bei der versuchten Festnahme des Herrn Ahlers ist der Sicherungsgruppe des Bundeskriminalamtes — sei es durch Auffinden eines Zettels, sei es durch mündliche Mitteilung einer in der Wohnung angetroffenen Person — gesagt worden: Warum sucht ihr Herrn Ahlers hier? Er ist in Tanger — es kann auch Marokko geheißen haben —, und im übrigen weiß das Verteidigungsministerium oder der Militärattaché in Madrid darüber Bescheid! Wenn uns gesagt worden wäre: Herr Ahlers ist nicht da, und sonst nichts, welchen Grund hätten wir gehabt, irgend jemanden zu verständigen? Wenn gesagt worden wäre: Herr Ahlers ist in Urlaub in Spanien, hätte auch das nichts weiter ausgelöst. Spanien ist groß, und er kann überall sein; das geht uns nichts an. Aber hier ist erstens gesagt worden: Wir haben versucht, ihn festzunehmen, zweitens: Er ist in Spanien oder Marokko, und drittens: Warum dringen wir hier ein und versuchen erfolglos, ihn festzunehmen, während das Verteidigungsministerium Bescheid weiß?" In diesem Zusammenhang ist das Wort Militärattaché in Madrid gefallen. So habe ich es in meinen wenigen Notizen vorgefunden. Daraufhin wurde Herr Oster verständigt. Es würde sich doch ein außerordentlich merkwürdiges Zwielicht ergeben, Herr Kollege Döring, wenn die Sicherungsgruppe bei dem Versuch, ihn festzunehmen, auf der einen Seite erfährt, daß er in Spanien oder Marokko ist, und auf der anderen Seite erfährt, daß eine Dienststelle des Ministeriums darüber Bescheid weiß.
Bei der Rückfrage in Madrid hat sich ergeben, daß Herr Ahlers auf der Durchreise zwei Stunden bei Herrn Oster gewesen ist, daß Herr Oster über den Unterkunftsraum Bescheid wußte, aber nicht Bescheid wußte, ob er bereits nach Tanger weitergereist sei. Bei diesem Sachverhalt war gar keine andere Handlungsweise möglich, als die spanischen Behörden davon zu verständigen. Wäre das nicht geschehen, hätten wir uns mit Recht dem Vorwurf der Begünstigung einer Ausreise ausgesetzt, an der wir deshalb hätten interessiert sein können, um die Informanten aus dem eigenen Hause zu decken. Da wir, wie ich gestern betonte, nicht Interesse haben an Redakteuren — alle persönlichen Vermutungen in Verbindung damit möchte ich einmal als eine diffamierende Unterstellung bezeichnen —, sondern ein Interesse haben, herauszufinden, welche Personen denn laufend Informationen geheimen Charakters an Außenstehende geben, war so zu verfahren, wie verfahren worden ist.