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ID0403016900

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    Deutscher Bundestag 30. Sitzung Bonn, den 16. Mai 1962 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Reitzner 1245 A Abg. D. Hahn (Heidelberg) tritt in den Bundestag ein 1245 B Begrüßung einer Parlamentarierdelegation aus Uruguay 1257 A Erweiterung der Tagesordnung 1245 C Fragestunde (Drucksachen IV/ 388, IV/ 399) Frage des Abg. Peiter: Prüfung ärztliche Verordnungen Blank, Bundesminister 1246 A Peiter (SPD) 1246 C Frage des Abg. Fritsch: Ansprüche aus Lebens- und Rentenversicherungen Dr. Strauß, Staatssekretär . . . 1246 D Fritsch (SPD) 1246 D Frage des Abg. Dr. Mommer: Kraftfahrzeugsteuer Dr. Hettlage, Staatssekretär 1247 A, 1248 A Dr. Schäfer (SPD) 1247 B Ritzel (SPD) . . . . . . . . 1247 D Frage des Abg. Dr. Atzenroth: Belastung aus dem Spar-Prämiengesetz 1248 A Frage des Abg. Seuffert: Auflegung von Bundesanleihen Dr. Hettlage, Staatssekretär . . . 1248 A Seuffert (SPD) 1248 B Frage des Abg. Dr. Imle: Einfuhr von Baufertigteilen Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 1248 B Frage des Abg. Opitz: Wandergewerbescheine und Stadterlaubnisscheine Dr. Westrick, Staatssekretär . . 1248 D Opitz (FDP) 1249 A Frage des Abg. Ertl: Absatz landwirtschaftlicher Veredelungsprodukte aus USA Dr. Hüttebräuker, Staatssekretär . 1249 B Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: „Dienst für die öffentliche Meinung" Stücklen, Bundesminister . 1249 D, 1250 A Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 1250 A Frage des Abg. Dr. Imle: Untersagung der Errichtung von Fertigbauten Dr. Ernst, Staatssekretär . . . . . 1250 B Dr. Imle (FDP) 1250 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1962 Frage des Abg. Dr. Kohut: Annahme von Geschenken durch Bundesminister Höcherl, Bundesminister . 1251 A, B, C, D, 1252 A Dr. Kohut (FDP) 1251 B Dr. Schäfer (SPD) 1251 C Jahn (SPD) 1251 D, 1252 A Brück (CDU/CSU) 1252 A Frage des Abg. Dr. Kohut: Vereinfachung der Verwaltung beim Bundesministerium des Innern Höcherl, Bundesminister 1252 A, 1253 C, D Dr. Kohut (FDP) . . . . . . . 1253 B, C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 1253 D Frage des Abg. Dr. Hamm (Kaiserslautern) : Vorräte zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung im Katastrophenfall Höcherl, Bundesminister 1253 D Frage des Abg. Höhmann (HessischLichtenau) : Verlegung des Zonengrenzüberganges Herleshausen-Wartha Höcherl, Bundesminister . . 1254 B, C, D Höhmann (Hessisch-Lichtenau) (SPD) 1254 C Frage des Abg. Berberich: Gelände für militärische Anlagen Strauß, Bundesminister 1254 D Frage des Abg. Riegel (Göppingen) : Tiefflüge von Düsenjägern über dem Kindererholungsheim Nordalb Strauß, Bundesminister . 1255 A, B, C, D, 1256 A, B Riegel (Göppingen) (SPD) . . . . 1255 B Wittrock (SPD) . . . . . . . 1255 C Ritzel (SPD) 1256 A Frage des Abg. Dröscher: Artillerie-Scharfschießen bei Baumholder Strauß, Bundesminister . 1256 B, D, 1257 A Dröscher (SPD) . . . . 1256 C, 1257 A Fragen des Abg. Weigl: Bau der Garnisonen in Kemnath und Tirschenreuth Strauß, Bundesminister . . . . . 1257 B Frage des Abg. Lohmar: Bericht des Wehrbeauftragten Strauß, Bundesminister 1257 C Frage des Abg. Dr. Imle: Deckung der Lebensmittelversorgung der Truppe Strauß, Bundesminister 1257 C, D, 1258 A Dr. Imle (FDP) . . . . 1257 D, 1258 A Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Maßnahmen der Bundesregierung auf dem Gebiet der Energie- und Kohlewirtschaft (Drucksache IV/ 297) Arendt (Wattenscheid) (SPD) . . . 1258 B, 1297 A Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 1266 B, 1281 C Dr. Burgbacher (CDU/CSU) 1270 B, 1298 B Dr. Deist ,(SPD) . . . . 1273 D, 1289 C Dr. Aschoff (FDP) . . . . . . 1284 B Blumenfeld (CDU/CSU) 1286 D Dr. Dr. h. c. Friedensburg (CDU/CSU) 1292 A Scheppmann (CDU/CSU) 1293 D Memmel (CDU/CSU) 1296 A Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Soldatengesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache IV/ 115); Berichte des Haushaltsausschusses und des Verteidigungsausschusses (Drucksachen IV/ 387, IV/ 244) — Zweite und dritte Beratung —Dr. Morgenstern (SPD) 1298 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrsoldgesetzes (Drucksachen IV/ 216, IV/ 248); Berichte des Haushaltsausschusses und des Verteidigungsausschusses (Drucksachen IV/ 285, IV/ 335) — Zweite und dritte Beratung — Cramer (SPD) 1299 A, 1302 B Rommerskirchen (CDU/CSU) . . . 1300 C Dr. Mommer (SPD) 1303 A Nächste Sitzung 1304 C Anlagen 1305 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1962 1245 30. Sitzung Bonn, den 16. Mai 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 15.03 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 18.5. Altmaier * 18.5. Bauer (Würzburg) * 18.5. Berkhan * 18.5. Biegler 17. 5. Biermann 16.5. Fürst von Bismarck * 18.5. Blachstein * 18. 5. Dr. Bleiß 18.5. Dr. h. c. Brauer 18.5. Brese 22.5. Burckardt 18.5. Döring (Düsseldorf) * 18.5. Dr. Dörinkel 16.5. Drachsler 26.5. Dürr 16.5. Eichelbaum 18.5. Eschmann 18.5. Felder 18.5. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) * 18.5. Dr. Furler * 18.5. Geiger 18.5. Gerns * 18.5. Gewandt 4. 6. Dr. Gleissner 18.5. Glombig 11.6. Gscheidle 18.5. Hammersen 18.5. Heiland 18.5. Frau Herklotz 17.5. Dr. Hesberg 31.5. Hesemann 16.5. Höfler * 18. 5. Frau Dr. Hubert * 18.5. Jacobs 31.5. Frau Kalinke 18.5. Dr. Klein (Berlin) 1. 7. Klein (Saarbrücken) 18.5. Dr. Kliesing (Honnef) * 18.5. Koenen (Lippstadt) 9. 6. Dr. Kopf * 18.5. Kraus 18.5. Kriedemann 18. 5. Frau Dr. Kuchtner 31.5. Kühn (Bonn) 18.5. Kühn (Köln) 16.5. Lenze (Attendorn) * 18.5. Lermer * 18.5. Lücker (München) 18.5. Margulies 16. 5. Mauk 18.5. Frau Dr. Maxein * 18.5. Frau Meermann 25.5. Dr. Menzel 31.5. Metzger 18.5. Dr. Meyer (Frankfurt) * 18.5. Neubauer 18. 5. Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Neumann (Allensbach) 11.6. Oetzel 25.5. Paul * 18.5. Pöhler 16.5. Rasner 26.5. Frau Dr. Rehling * 18.5. Frau Renger * 18.5. Richarts 18.5. Schlick 26.5. Dr. Schmid (Frankfurt) * 18.5. Schmücker 16.5. Dr. Schneider (Saarbrücken) 12. 6. Schoettle 18.5. Frau Schroeder (Detmold) 16.5. Schultz 18.5. Schütz * 18.5. Seidl (München) * 18.5. Dr. Serres * 18.5. Dr. Siemer 9. 6. Dr. Stecker 16. 5. Dr. Steinmetz 18.5. Frau Strobel 18.5. Dr. Süsterhenn 16.5. Wächter 16.5. Dr. Wahl * 18.5. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 26.5. Wehner 16.5. Wendelborn 18.5. Wienand * 18. 5. Dr. Zimmer * 18.5. b) Urlaubsanträge Adorno 30. 6. Dr. Brecht 15. 6. Dr. Höchst 25.5. Ruland 31.5. Steinhoff 11.6. *) Zur Teilnahme an der Tagung der Beratenden Versammlung des Europarates Anlage 2 Entschließung des Bundesrates zum Haushaltsgesetz 1962 Der Bundesrat erwartet, daß das gesamte Heizölsteueraufkommen entsprechend der Bestimmung des Art. 4 des Mineralölsteueränderungsgesetzes vom 26. 4. 1960 (BGBl. I S. 241) für energiepolitische Zwecke, insbesondere für Maßnahmen zur Anpassung des Steinkohlenbergbaues an die veränderte Lage auf dem Energiemarkt, verwendet wird und nach Möglichkeit auch revierfernen Gebieten zugute kommt. Begründung: Das Heizölsteueraufkommen ist im Haushaltsjahr 1962 mit 340 Millionen DM veranschlagt. Nur ein Teil dieser Mittel ist im Haushaltsplan für zweckentsprechende Ausgaben ausgebracht. Es ist nicht 1306 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1962 vertretbar, daß der weitere Teil für andere als energiepolitische Zwecke verwendet wird. Besonders zwingt die derzeitige Lage im Steinkohlenbergbau zu noch stärkerer Rationalisierung; hierfür müssen rechtzeitig die notwendigen Mittel bereitstehen. Anlage 3 Umdruck 98 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der SPD — Drucksache IV/ 297 — betr. Maßnahmen der Bundesregierung auf dem Gebiet der Energie- und Kohlewirtschaft Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag alsbald die Gesetzentwürfe und sonstigen Vorlagen zuzuleiten, die erforderlich sind, um 1. dem westdeutschen Steinkohlenbergbau . eine Fördermenge zu sichern, die allen wirtschaftlich arbeitenden Zechenbetrieben eine volle Ausnutzung ihrer Förderkapazität gewährleistet und den Bergarbeitern eine gleichmäßige und gesicherte Beschäftigungsmöglichkeit garantiert; 2. die größtmögliche Wirtschaftlichkeit des Steinkohlebergbaus durch Austausch von Grubenfeldern und sinnvolle Rationalisierung der Förderung zu erreichen; 3. den Bau von Zechenkraftwerken und die Errichtung von Block- und Fernheizwerken insbesondere durch Gewährung von zinsgünstigen Krediten zu fördern; 4. den Bergbau von solchen finanziellen Lasten zu befreien, die durch die Regression des Bergbaus verursacht werden; 5. der Bundesregierung — insbesondere im Hinblick auf die Lasten, die Verbraucher und Steuerzahler aufbringen — die wirtschaftspolitischen Mittel zur Verfügung zu stellen, die notwendig sind, um zu sichern, daß die Entwicklung der Energiewirtschaft den volkswirtschaftlichen Gesamtinteressen entspricht. Bonn, den 15. Mai 1962 Ollenhauer und Fraktion Anlage 4 Umdruck 99 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD — Drucksache IV/ 212 — betr. Auswirkungen des Bundesbaugesetzes und sonstiger Maßnahmen der Bundesregierung auf die Baulandpreise Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis spätestens 1. Oktober 1962 dem Bundestag einen Gesetzentwurf vorzulegen, der eine Wertzuwachsabgabe auf die Spekulationsgewinne aus Bauboden einführt oder durch den auf andere Weise Spekulationsgewinne abgeschöpft werden, die aus einer Steigerung der Bodenwerte und der Bodenpreise entstanden sind. Bonn, den 16. Mai 1962 Ollenhauer und Fraktion Anlage 5 Umdruck 100 (neu) Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrsoldgesetzes (Drucksachen IV/ 216, IV/ 248, IV/ 335). 1. Artikel I erhält folgende Fassung: ,Artikel I Das Gesetz über die Geld- und Sachbezüge und die Heilfürsorge der Soldaten, die auf Grund der Wehrpflicht Wehrdienst leisten (Wehrsoldgesetz — WSG) in der Fassung vom 22. August 1961 (Bundesgesetzbl. I S. 1611) wird wie folgt geändert: 1. Die Anlage I (Wehrsoldtabelle) zu § 2 Abs. 1 Satz 1 erhält folgende Fassung: Wehrsold Wehrsoldgruppe WehrDienstgrad Soldtagessatz DM 1 Grenadier 2,50 2 Gefreiter, Obergefreiter, Hauptgefreiter 3,10 3 Unteroffizier, Stabsunteroffizier 3,50 4 Feldwebel, Oberfeldwebel 3,75 5 Stabsfeldwebel, Leutnant 4,40 6 Oberstabsfeldwebel, Oberleutnant 5, 7 Hauptmann 6,25 8 Major, Stabsarzt, Stabsingenieur 7,50 9 Oberstleutnant, Oberstabsarzt, Oberfeldarzt 8,75 10 Oberst, Oberstarzt 10, 11 General 12,50 2. § 8 Abs. 2 und 3 erhält folgende Fassung: „(2) Das Entlassungsgeld beträgt nach sechsmonatigem Wehrdienst 45 Deutsche Mark zwölfmonatigem Wehrdienst 180 Deutsche Mark Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1962 1307 achtzehnmonatigem Wehrdienst für den Grenadier 360 Deutsche Mark für den Gefreiten und Obergefreiten 420 Deutsche Mark für den Unteroffizier 480 Deutsche Mark. (3) Haben Familienangehörige des Soldadaten allgemeine Leistungen nach § 5 des Unterhaltssicherungsgesetzes erhalten, beträgt das Entlassungsgeld nach sechsmonatigem Wehrdienst 75 Deutsche Mark zwölfmonatigem Wehrdienst 240 Deutsche Mark achtzehnmonatigem Wehrdienst für den Grenadier 480 Deutsche Mark für den Gefreiten und Obergefreiten 540 Deutsche Mark für den Unteroffizier 600 Deutsche Mark." 2. In Artikel II wird in § 2 in Absatz 1 und 2 die Zahl „150" durch die Zahl „240", die Zahl „200" durch die Zahl „300" und die Zahl „250" durch die Zahl „360" ersetzt. Bonn, den 16. Mai 1962 Ollenhauer und Fraktion Anlage 6 Umdruck 101 (neu) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der SPD betr. Maßnahmen der Bundesregierung auf dem Gebiet der Energie- und Kohlewirtschaft (Drucksache IV/ 297). Der Bundestag wolle beschließen: 1. Der Deutsche Bundestag teilt die Auffassung der Bundesregierung bezüglich der dargelegten bisherigen energiepolitischen Maßnahmen und ihrer vorgesehenen Fortsetzung. 2. Die Bundesregierung hat in ihrer Erklärung die Vornahme von Konsultationen mit der Mineralölindustrie in Aussicht gestellt. Maßgebend hierbei ist die richtige Erkenntnis, daß angesichts der bevorstehenden Erweiterung der Raffineriekapazitäten, des damit erwarteten Aufkommens an Heizöl in der Bundesrepublik sowie der Notwendigkeit der Anpassung der Energieträger an die Strukturveränderung eine Investitionsabstimmung unerläßlich ist, die gewährleistet, daß die inländische Heizölerzeugung dem Bedarf angepaßt wird, der sich bei Berücksichtigung des Nachfragezuwachses ergibt und daher die Steinkohlenförderung möglichst in ihrer heutigen Größenordnung unter Ausnutzung optimaler Förderbedingungen ermöglicht. Wenn diese Investitionsabstimmung nicht zu den beabsichtigten Ergebnissen führt, hält es der Bundestag für erforderlich, daß die Bundesregierung in Betracht zieht, von der Ermächtigung nach § 10 des Außenwirtschaftsgesetzes Gebrauch zu machen. 3. Der Deutsche Bundestag erwartet die unverzügliche Vorlage des angekündigten Gesetzentwurfs zur Rationalisierung im Steinkohlenbergbau, um den Steinkohlenbergbau der Strukturänderung anzupassen und gleichzeitig seine vom Bundestag erwarteten und notwendigen eigenen weiteren Maßnahmen zu fördern, die seine Wettbewerbslage verbessern. Dabei sind hierfür notwendige Mittel aus dem Aufkommen an Heizölsteuer entsprechend der energiepolitischen Zielsetzung zu verwenden. 4. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, über die unterschiedlichen Entwicklungstendenzen in der Renten- und Unfallversicherung, über das Aufkommen und die Leistungen dieser Versicherungsträger zu berichten und dabei im Hinblick auf den beabsichtigten Beitritt Großbritanniens zu den Europäischen Gemeinschaften die besonderen Belastungen des deutschen Bergbaus im Rahmen der Sozialversicherung darzulegen. Bonn, den 16. Mai 1962 Dr. Dollinger und Fraktion Dr. Mende und Fraktion
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    Rede von Dr. Ludwig Erhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Wir haben nie verkündet: soundsoviel Bergleute müssen aus dem Bergbau heraus, sondern wir haben gesagt: der Bergbau muß rationalisieren. Ich habe einen besseren Beweis für meine Aussage. Ich habe am 28. November 1957 — 1957! — hier unmißverständlich erklärt, daß die fortschreitende Bereinigung des Problems der Grenzzechen nötig sei, und das ist bis heute so geblieben.
    Herr Arendt sagte, daß wir die Abwanderung aus dem Kohlebergbau als einen wirtschaftspolitischen Erfolg verbuchen.

    (Zuruf von der SPD: Das haben Sie gesagt!)

    — Nein, nicht die Abwanderung wird als ein wirtschaftspolitischer Erfolg verbucht, obwohl es in der Gesamtrechnung volkswirtschaftlich zweifellos ein Vorteil ist, wenn der Kohlebergbau mit 150 000 Menschen weniger die gleiche Förderung wie ehedem erzielt und der Volkswirtschaft 150 000 vollwertige Arbeitskräfte an anderer Stelle zur Verfügung stehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Daß sie unterkommen konnten, daß wir eine Wirtschaft haben, in der sich durch solche Strukturveränderungen keine sozialen Nöte ergeben, das ist der Erfolg der Wirtschaftspolitik.

    (Beifall in der Mitte.)

    Meine Damen und Herren, die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist doch volkswirtschaftlich nicht so zu verstehen, daß der Arbeitsplatz genau an derselben Stelle stehen muß, — schön, der Bergmann soll in seiner Heimat bleiben; aber genau derselbe Arbeitsplatz ist damit nicht gemeint.
    Wenn wir jetzt Kapazitäten stillegen, heißt das auch nicht, daß der Mann aus dem Kohlebergbau ausscheiden soll, sondern daß er an besserer Stelle im Kohlebergbau arbeiten kann. Bedenken Sie, was sich in bezug auf die Landwirtschaft an Strukturveränderungen ergeben hat. Dort gehen die soziologi-



    Bundeswirtschaftsminister Dr. Dr. h. c. Erhard
    schen Folgerungen sehr viel weiter, als das in der Kohlewirtschaft jemals der Fall gewesen ist,

    (Beifall in der Mitte)

    und es wird auch in Zukunft nicht so sein.
    Meine Damen und Herren: W i r haben doch die Heizölsteuer eingeführt — gegen Ihren Widerstand. Wir sind früher über unseren Schatten gesprungen, als Sie es vermocht haben. Das gilt übrigens auch für den Kohlezoll. Wie die Dinge heute bei der Kohle liegen, ist es falsch, die Dinge zu dramatisieren, das geht schon daraus hervor, daß heute im Kohlebergbau 17 000 Gastarbeiter tätig sind, daß 12 000 Nachwuchskräfte gesucht werden und dazu noch 8000 offene Stellen vorhanden sind. Das ist doch der beste Beweis, daß in der Kohle noch wirkliches Leben ist und daß sie mit unseren Mitteln auf dem besten Wege ist, in sich zu gesunden und ihre Wettbewerbskraft zu stärken. Es ist die Absicht der Bundesregierung, diese Energie-, nein, wenn Sie wollen: auch diese Kohlepolitik energisch voranzutreiben.
    Wenn Sie im übrigen internationale Vergleiche anstellen, wenn Sie z. B. die Haldenbestände als einen Maßstab für den Erfolg der Kohlepolitik nehmen, — d. h. wenn Sie die derzeitigen Haldenbestände auf die Förderung des Jahres 1958 beziehen, dann ergibt sich, daß die Halden in Deutschland knapp 8 % der Förderung des Jahres 1958 ausmachen, in Großbritannien 13 %, in Belgien 15 % und in Frankreich 21 %.
    B) Ich habe vorhin gar nicht gesprochen von der Bergmannsprämie. Die war auch unsere Erfindung! Unter diesem Titel sind bis heute immerhin rund 1 Milliarde DM an die Bergleute geleistet worden, und wir sind sehr glücklich, daß wir das in Anerkennung der Tätigkeit des Bergmanns erreichen konnten.
    Hier ist von Feierschichten die Rede gewesen. Wir haben ,die Feierschichten, die in den vergangenen Jahren wirklich einmal sozial sehr störend gewesen sind, bekanntlich mit 75 Millionen DM abgegolten. Aber im ersten Quartal 1962 sind bei einer Förderung von 35 Millionen t 43 000 t Feierschichten gefahren worden, und zwar nicht aus volkswirtschaftlicher Notwendigkeit, sondern aus innerbetrieblich-technischen Überlegungen, so daß man von Feierschichten überhaupt nicht sprechen kann.
    Meine Damen und Herren, Herr Dr. Deist behauptet, es sei uns in sechs Jahren nicht gelungen, das Problem Kohle - Öl endgültig zu regeln. Ich habe den Eindruck, „endgültig" wird uns das auch in den nächsten drei Jahren nicht gelingen, weil vielleicht wieder neue Entwicklungen hinzukommen. Wir wissen nicht, was sich in bezug auf das Erdgas ereignet. Sie wissen auch, daß sich an der deutschholländischen Grenze neue Felder auftun. Das alles wird unsere energiepolitischen Entscheidungen so oder so noch einmal tangieren können oder sogar tangieren müssen, aber ich bin nicht so weise oder habe jedenfalls weniger Mut als Sie, mich in exakten Voraussagen, womöglich noch zahlenmäßiger Art, zu bewegen.
    Nun zum Rationalisierungsverband! Das ist doch eine großartige Sache, aber wie lange haben wir darum gerungen! Die Anfänge des Bemühens des Wirtschaftsministeriums um diesen Rationalisierungsverband zur inneren Stärkung der Kohlewirtschaft gehen zurück auf den Monat Januar 1961. Wir haben uns sowohl gegenüber dem Unternehmensverband wie gegenüber den Gewerkschaften in vielen Besprechungen immer wieder bemüht, Verständnis für diese Notwendigkeit zu finden. Die Liebe ist sehr langsam gewachsen, und erst seit Beginn dieses Jahres, also nach einem einjährigen Bemühen, kann man sagen, ist diese Notwendigkeit entweder toleriert oder mit mehr oder minder freundlicher Gesinnung entgegengenommen worden. Aber die Initiative lag eindeutig bei uns. Da von einem Attentismus zu sprechen ist nicht am Platz; — der Attentismus lag dabei auf einer ganz anderen Seite, aber ganz bestimmt nicht bei der Bundesregierung und beim Wirtschaftsministerium.
    Dann ist gerügt worden, daß durch Vermittlung von Herrn Berg zwei Besprechungen mit Vertretern von Kahle und 01 stattgefunden haben. Herr Kollege Deist, ich habe Ihnen schon oft gesagt, daß ich immer in Harnisch komme, wenn in Ihrer Sprache und in Ihrer Diktion zum Ausdruck kommen soll, als ob es sich bei solchen Gesprächen um krumme Sachen handeln müsse, 'die das Licht des Tages scheuen. Dagegen wehre ich mich mit aller Entschiedenheit. Wenn ich mich mit jemand sachlich unterhalte, dann könnten Sie dabei sein, Herr Deist, denn dabei geht es korrekt und sauber zu,

    (lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien)

    und so ist es auch bei diesen Besprechungen gewesen. Diese Besprechungen lagen am Ende langer Überlegungen. Der Rationalisierungsverband und die Einflußnahme auf das Öl waren schon vorher besprochen und sind dann vorgetragen worden. Aus der Interessenlage von Kohle und Öl, aber auch im Hinblick auf die Energiekosten und die Energieversorgung der Gesamtwirtschaft hat schließlich auch der Präsident des Bundesverbandes der Industrie immerhin die Legitimation, sich einzuschalten.
    Wir haben nicht nur mit Herrn Berg verhandelt, sondern auch mit den Gewerkschaften, in durchaus gleichem Geist und in durchaus gleicher Zielsetzung.
    Sie meinen, daß die Stillegungsprämie, die wir mit 25 DM angesetzt haben, zu hoch ist. Nun, erstens einmal werden aus öffentlichen Mitteln nur 12,50 DM gegeben. Die anderen 12,50 DM fließen aus Umlagen der Kohlewirtschaft, des Unternehmensverbandes selbst.

    (Zuruf des Abg. Dr. Deist.)

    Wenn Sie bedenken — das wissen Sie ja vielleicht sogar besser als ich, mindestens vom Technischen gesehen —, was die Stillegung an Totlasten mit sich bringt, an Bergschäden und Deputaten und allem, was damit verbunden ist, dann, glaube ich, ist es eine sorgfältige Berechnung, wenn wir meinen, daß eine Ablösung in Höhe von 12,50 DM an öffentlichen Mitteln und 12,50 DM an Umlagegeldern angemessen ist. Aber wenn Sie anderer Meinung sind,
    1284 Deutscher Bundestag — 4, Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1962
    Bundeswirtschaftsminister Dr. Dr. h. c. Erhard
    haben Sie selbstverständlich das Recht, sie vorzutragen. Jedenfalls wissen wir, wie viele Zechen darauf warten, jetzt endlich schon lange geplante Maßnahmen durchführen zu können, und diese Maßnahmen werden ein weiteres Mal zur Gesundung der Kohle beitragen.
    Wir haben das Handelsabkommen mit Sowjetrußland — das ist Ihnen so bekannt wie uns — nicht um guter Geschäfte willen abgeschlossen, sondern dahinter standen politische Aspekte. Wenn Sie wissen, wie schmal die Palette ist, die uns da geboten wird, dann erkennen Sie, daß wir Rohöl einführen mußten. Und um dieses Rohöl verarbeiten zu können, brauchen wir eine Raffinerie. Die Raffinerien der großen Gesellschaften, mit denen wir auch gesprochen haben, haben uns dieses Rohöl nicht abgenommen; sie haben ihr eigenes 01. Aus diesem Grunde war es zwangsläufig, daß das Sowjetöl dann nach Scholven gegangen ist und dort verarbeitet wurde. Damit wollte sich der Bund nicht bereichern und noch weniger schräge Geschäfte mit der Sowjetunion machen. Das möchte ich zu dieser ganzen Sache sagen.

    (Abg. Dr. Deist: Sie sollten dann auch nicht über Italien klagen!)

    Im übrigen, meine Damen und Herren: So schlecht hat das Wirtschaftsministerium doch auch nicht die Koordinierung und die Konsultation besorgt; denn bis jetzt, bis zum Jahre 1961, mußten immer noch, um den Bedarf bzw. die Nachfrage nach Heizöl zu decken, zusätzlich neben der eigenen Raffinerieerzeugung Einfuhren getätigt werden. Wir sind der Meinung — aber da zögere ich schon, weil ich eben kein Prophet bin wie Sie —, daß schon in den Jahren 1962 bis 1963 trotz der Ausweitung der Raffinerie-Kapazitäten zur Deckung des deutschen Ölbedarfs immer noch Importe von außen notwendig sein werden. Jedenfalls verspreche ich Ihnen hier noch einmal, meine Damen und Herren, entgegen aller Kritik, daß wir das Beste tun werden, um ein glückliches Schicksal der deutschen Kohle zu gewährleisten.
    In dem Antrag der Fraktion der SPD lese ich unter Nr. 5:
    der Bundesregierung — insbesondere im Hinblick auf die Lasten, die Verbraucher und Steuerzahler aufbringen — die wirtschaftspolitischen Mittel zur Verfügung zu stellen, die notwendig sind, um zu sichern, daß die Entwicklung der Energiewirtschaft den volkswirtschaftlichen Gesamtinteressen entspricht.
    Ich darf meine Freunde von den Koalitionsparteien bitten, diesem Antrag zuzustimmen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien und bei Abgeordneten der SPD.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Aschoff.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Albrecht Aschoff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Stellungnahme des Herrn Bundesministers für Wirtschaft enthebt mich zum Teil der
    Notwendigkeit, unmittelbar auf die letzten Ausführungen des Herrn Kollegen Deist einzugehen. Ich kann mich daher kürzer fassen, zumal ich den Eindruck habe, daß wir wieder einmal im Begriff sind, uns etwas mehr mit unbewältigter Vergangenheit als mit zu bewältigender Zukunft in bezug auf das aktuelle Problem zu beschäftigen. Ich glaube daher auch nicht, daß diese Debatte fruchtbar weitergeführt werden kann, wenn wir uns gegenseitig die Richtigkeit oder Unrichtigkeit weiterer Zahlenvorstellungen vermitteln, sondern wir sollten versuchen, auf die beiden eigentlich entscheidenden Punkte noch einmal einzugehen.
    Bevor ich das tue, darf ich jedoch bemerken, daß mich die Ausführungen von Herrn Kollegen Deist in einigen Punkten etwas erstaunt haben. Man sagt, ein anderer springe offenbar nicht über seinen Schatten. Ich hatte demgegenüber den Eindruck, daß mindestens ein Schatten eben wieder auftauchte. Es ist ja wohl keine Lösung des Problems, daß wir jetzt sagen, anstatt des Rationalisierungsverbandes oder anderer Dinge wollten wir eine unter öffentlicher Kontrolle stehende Organisation schaffen, die mit anderen Worten in klarem Deutsch die durch das Wort Gemeinwirtschaft umschriebene Sozialisierung des Bergbaus bedeutet.

    (Widerspruch bei der SPD.)

    Das also doch wohl nicht! Denn wir haben uns oft genug an anderer Stelle darüber ausgesprochen, daß für die akuten Probleme dadurch wenig erreicht werden dürfte.
    Was mich aber noch viel mehr interessiert hat, ist eigentlich der Gegensatz in Ihren Ausführungen, Herr Deist. Auf der einen Seite geben Sie selbst zu, daß es notwendig sein wird, zu rationalisieren; auf der anderen Seite aber bringen Sie zum Ausdruck, alle vorgeschlagenen Maßnahmen seien ungeeignet.

    (Abg. Dr. Deist: Das sind doch keine!)

    — Pardon! Ich wollte gerade sagen, wir müssen ja irgendwo anfangen. Ich bin wie auch in vielen anderen Punkten z. B. in diesem Punkt mit Ihnen einer Meinung: Ich bin sehr glücklich, daß unsere Energieentschließung in Straßburg — hinter die ich mich genauso stelle wie Herr Burgbacher und Herr Arendt — offenbar auf den verschiedensten Ebenen wie eine Spritze gewirkt hat. — Ich schaue aus Befangenheit nicht in die Richtung, nehme aber an, verstanden worden zu sein. Also über dieses Problem braucht man sich nicht zu streiten.
    Sie sagen, die Zusammenlegung der Schachtanlagen usw. müsse in einer ganz anderen Form erfolgen. Herr Deist, der Rationalisierungsverband ist doch nicht, wie Sie es sehr einseitig darstellen, ein Unternehmen, das dazu gegründet wird, um, wie Sie sich eben ausdrückten, schlafende Kapitalisten oder Eigentümer zu wecken.

    (Zuruf von der SPD: ,So hat er das gar nicht ausgedrückt!)

    — Das ist meine Übersetzung Ihrer Ausdrucksweise.

    (Abg. Dr. Deist: Das ist recht frei!)




    Dr. Aschoff
    — Recht frei, zugegeben. So ist es doch nicht gedacht. Vielmehr soll dieser Rationalisierungsverband, der nach meiner Kenntnis gerade in den Kreisen der Bergbauunternehmungen zum Teil auf sehr starken Widerstand stößt, gegen deren Willen nach der Vorstellung meiner Fraktion als ein Mittel der Wirtschaftspolitik eingeführt werden, um wenigstens zunächst einmal den Versuch zu machen, etwas zu erreichen, wovon wir noch gar nicht gesprochen haben. Wir sprechen die 120, 140, 160 Millionen nicht deshalb nicht mit der akuten Akkuratesse an wie Sie, weil wir sie nicht erreichen wollten, sondern weil wir der Meinung sind, daß das Ergebnis des Rationalisierungsprozesses für die Ertrags-, Kosten- und Marktlage ebenso bedeutend und eine Frage unternehmerischer Entscheidung sein wird, was man machen soll. In einem sind wir mit Ihnen einig — und so habe ich auch den Herrn Bundeswirtschaftsminister verstanden —: daß die von ihm eingeleiteten Maßnahmen alle dahin zielen sollen, dem Bergbau unter der Voraussetzung einer etwas geleiteten Rationalisierung, will ich einmal sagen, die Möglichkeit oder, wie Herr Burgbacher das ausgedrückt hat, die echte Chance zu geben, in seiner bisherigen Förderung zu bleiben. Wir sind selbstverständlich auch durchaus der Meinung, daß eine Fülle anderer Probleme überlegt werden müßte.
    Herr Burgbacher hat vorhin schon einmal das Problem 'der Devisensituation angesprochen. Sie werden verstehen, daß man in meiner Fraktion nicht gewillt ist, von vornherein einer Absatzgarantie in einer wie auch immer gearteten Form zuzustimmen, weil wir der Auffassung sind, daß die privatwirtschaftliche 'Grundstruktur unserer Wirtschaft es nicht zuläßt, die unternehmerische' Entscheidung durch eine Absatzgarantie zu ersetzen, wie man nach unserer Auffassung eben auch den Preis des Unternehmers nicht durch eine politische Entscheidung ersetzen kann.
    Daraus ergibt sich für uns, daß wir jedenfalls die Bemühungen der Bundesregierung um 'die Gründung des Rationalisierungsverbandes unterstützen. Meine Fraktion hat sich trotz ihrer stets geäußerten grundsätzlichen Bedenken auch entschlossen, sich zur Erleichterung der Situation in diesem Falle 'der Forderung nicht zu verschließen, über die Frage der Verlängerung des Kohlenzolls und der Heizölsteuer im Sinne der Wünsche der Bundesregierung zu sprechen, wobei man die Frage der Dauer usw. noch ventilieren kann; wir wünschen allerdings nicht eine Erhöhung. Wir sind zu dieser Auffassung gekommen, weil 'wir der Meinung sind, daß ein Fortfall 'dieser 'Maßnahmen, über deren Zweckmäßigkeit, Rechtzeitigkeit und Wirksamkeit in der Vergangenheit wir durchaus diskutieren können, eine erneute Erschwerung bringen würde, weil die Ausgangsgrundlagen verschoben werden.
    Der nächste Punkt, von dem ich bedaure, daß er in der Erklärung der Bundesregierung offenbar übersehen worden ist, ist die Frage der Schwerpunktbildung bei der Verstromung. Wir .sind allerdings 'der Auffassung, daß man sie unterstützen soll, es aber nur tun kann, wenn damit Überlegungen verbunden sind, die das gesamte Problem der Verbundwirtschaft aufdiesem Gebiete betreffen, und wenn die Möglichkeit ,besteht, etwa 'zu errichtende neue Anlagen auch hinsichtlich der Transportkosten — das ist bereits angeschnitten worden — so zustellen, daß diese Dinge überhaupt im realen Raum des Wettbewerbs wirksam werden.
    Die nächste Frage, einen der .schwierigsten Punkte, hat Herr Deist 'völlig klar angesprochen. Es ist 'die Frage, wie wir uns im Augenblick bei der Abstimmung der Kapazitäten der Energieträger verhalten. Meine Damen und Herren, wir haben uns überlegt — und ich persönlich unterstreiche das —, 'daß es 'uninteressant 'ist, sich bei einer Überlegung: „Was nun?" auf Prognosen zu stützen, was in 'den nächsten 10 oder 15 Jahren ist. Soweit ich mich erinnere, hat es ,gerade auf dem Gebiet der Atomenergie auch schon erhebliche Fehlziündungen gegeben. Wir wollen Klarheit und wollen nicht herumrechnen, wer verschiedene Prognosen falsch gestellt hat. Ich entsinne mich auch, daß noch im Herbst 1957 ein verstärkter Import von Kohle seitens der Bundesregierung vorgeschlagen und gefordert wurde, was vielleicht auch damals nicht mehr ganz zweckmäßig in der Prognose erschien. Man sollte das alles beiseite lassen.
    Worauf es jetzt ankommt, scheint uns folgendes zu sein. Wenn die Darstellungen alle vollkommen richtig sind — ich möchte das nicht sofort bejahen —, daß durch eine zu starke Liberalisierung oder aus anderen Gründen Öl in einer zu großen Menge oder zu schnell auf den deutschen Markt drängt, so meint meine Fraktion, daß es nicht im Sinne unserer Wirtschaftsordnung ist, durch eine Lizenzierung oder Kontingentierung dieser Dinge Herr zu werden.
    Wir sind noch nicht bis zu den Überlegungen im einzelnen gekommen, ob, was bei Herrn Deist anklang, eine Investitionsabstimmung gesetzlich möglich wäre. Wir haben es aber aus diesem Grunde begrüßt, daß die Bundesregierung das Problem einer Investitionsabstimmung zunächst einmal öffentlich zur Erörterung gestellt hat.
    Herr Kollege Deist, ich glaube, man sollte jedem überlassen, wo er sich seine Ratgeber sucht, wenn man annehmen kann, daß der Ratgeber in Verantwortung handelt. Wenn die Bundesregierung diesen fragt oder jenen fragt, kann man daraus nicht ohne weiteres folgern, daß hier nunmehr InteressentenInteressen vertreten werden; denn was dort gesprochen wurde, war nach meiner Kenntnis schon sehr lange im Raum. Das mag auch dahingestellt bleiben.
    Das Entscheidende ist — und deshalb ist unsere Fraktion bereit, dem zuzustimmen und es zu begrüßen —, daß der Bundesminister für Wirtschaft dezidiert erklärt, er werde mit der Mineralölwirtschaft eine Investitionsabstimmung vornehmen.
    Er nennt das Konsultation. Nach meinen Erinnerungen an Latein hat consultatio nur einen Sinn, wenn aus der consultatio eine actio erfolgt.

    (Abg. Dr. Deist: Auf die actio warte ich!)





    Dr. Aschoff
    — Bitte, Herr Deist, auf die hoffe ich auch, nur daß wir beide uns in dem Grad der Beurteilung unterscheiden. Sie sind der Auffassung, daß grundsätzlich keine kommen wird, während ich hier die Hoffnung vertrete, daß sie kommen wird. Wir werden das erleben.

    (Abg. Dr. Deist: Auf welche Dauer?)

    — Wir werden das erleben. Wenn wir diese Dinge nicht in den Griff bekommen, stehen wir vor einer absolut neuen Situation. Das gebe ich Ihnen zu, das sagt der gesunde Menschenverstand. Wir erwarten jetzt aus einer bestimmten Situation heraus, daß wir mit normalen Mitteln der Wirtschaftspolitik die Dinge in den Griff bekommen. Der Minister ist zur Zeit der Auffassung, daß er es auf diesem Wege wird erreichen können. Wir werden das abwarten. Aus diesem Grunde glaubten wir auch die Regierung darauf hinweisen zu sollen, daß sie sich für den Fall, daß diese Maßnahmen nicht zu dem gewünschten Erfolg führen, überlege, welche Mittel ihr zur Verfügung stehen.
    Sie haben in Ihrem Antrag im letzten Absatz gebeten, daß dem Ministerium wirtschaftspolitische Mittel zur Verfügung gestellt werden. Alle Leute, die sich mit Wirtschaftspolitik beschäftigen, reden seit Jahren von dem Instrumentarium der Wirtschaftspolitik. Die Frage wird nur sein, ob es Mittel gibt, die nicht angewandt werden, oder ob neue erfunden werden müssen. Ich glaube, daß die zweckmäßige Anwendung der vorhandenen Mittel zur Erreichung der Ziele ausreichen würde.
    Meine Damen und Herren! Damit ergibt sich, nachdem eine Fülle von Einzelheiten hier erörtert worden ist, aus der grundsätzlichen Betrachtung für uns folgendes.
    Wir sind mit den Vorschlägen der Bundesregierung einverstanden und sind bereit, sie zu unterstützen. Dabei geben wir durchaus der Erwartung Ausdruck, daß die bisher nur in der Entwicklung angezeigten Dinge sich in einer gewissen konsequenten Durchführung abzeichnen werden.
    Wir sind bereit, den Kohlenzoll und die Heizölsteuer zu verlängern.
    Wir fordern von der Bundesregierung, daß die Lösung mit dem Rationalisierungsverband beschleunigt betrieben wird. Dabei legen wir außerordentlichen Wert darauf, daß die Selbstleistung des Bergbaus unter allen Umständen gefordert und beachtet wird.
    Wir fordern darüber hinaus nicht nur von der Einsicht der Partner, sondern auch von den Bundesministerien, daß die Konsultationen, die wir für richtig halten, mit dem nötigen Nachdruck und der nötigen Eile und mit Unterrichtung des Bundestages betrieben werden.
    Wir haben aber noch ein Anliegen, und Sie werden verstehen, daß wir von Nordrhein-Westfalen dieses Anliegen auch vortragen. In der Problematik des Bergbaues, soweit er ein Teil der Energie ist, liegt nicht nur so nebenbei ein soziales Problem, das man damit erledigen könnte: 20 Millionen stillgelegte Tonnen verursachen ja nur die Freisetzung von 50 000 Arbeitern, und die bringen wir heute unter! Meine Damen und Herren, ich stamme nicht aus dem Bergbau, bin aber bei ihm tätig und habe dort etwas sehr Interessantes beobachtet: daß es ein Industriezweig ist, in dem — und zwar gilt das gerade auch für die Arbeitnehmer, für den Bergmann — im Vergleich zu anderen Berufen erfreulicherweise eine große innere Geschlossenheit und ein lebendiges Berufsbewußtsein bestehen, die man nicht unnötig zerschlagen sollte. Es ist nach unserer Meinung nicht Sinn einer Sozialpolitik, nur zu sagen: „Du kannst woanders arbeiten!" Man soll dafür sorgen, daß der Mensch dort arbeiten kann, wo er arbeiten will.
    Es liegt deshalb für uns in Nordrhein-Westfalen in diesen Dingen natürlich ein ganz erhebliches Strukturelement und ein sehr bedeutsames soziales Element. Wir haben das für die Bundesebene dahin zum Ausdruck gebracht: wir haben nicht sofort Forderungen auf sozialem Gebiet gestellt, sondern wollten die Bundesregierung zunächst einmal bitten diejenigen Untersuchungen vorzunehmen, die notwendig sind, um zu Entschlüssen zu kommen, wie sie in dem SPD-Antrag angestrebt werden, nämlich unter Umständen den Bergbau sowohl wegen Großbritanniens als auch wegen sonstiger Wettbewerbsverzerrungen von gewissen Lasten zu befreien, die ihm ungerechterweise aufgelegt sind. Das Thema Wettbewerbsverzerrungen lasse ich im übrigen hier weg, weil es ein Thema für die einzelnen Spezialisten ist, das laufend bearbeitet wird, das aber mit der Grundsatzthematik nichts zu tun hat.
    In diesem Sinne glauben wir, daß die heutige Debatte doch einen Sinn hat. Wir werden ja in den Ausschüssen, namentlich im Wirtschaftsausschuß, noch Gelegenheit haben, über das Ergebnis und die Überweisungen, die aus dieser Debatte kommen, zu beraten und auch unsererseits mitzuhelfen, diese Beratung zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)