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ID0400807100

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    Deutscher Bundestag 8. Sitzung Bonn, den 13. Dezember 1961 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Wittmer-Eigenbrodt und Nieberg . 143 A Zur Tagesordnung Dr. Schellenberg (SPD) . . . . . 143 B Seuffert (SPD) . . . . . . . . 144 B Dr. Vogel (CDU/CSU) . . . . . . 144 D Zoglmann (FDP) . . . . . . . . 145 C Fragestunde (Drucksache IV/70) Frage des Abg. Lohmar: Arbeitsverhältnisse der bei den alliierten Streitkräften beschäftigten Arbeitnehmer 146 A Frage des Abg. Dr. Mommer: Sitzordnung auf der Regierungsbank Dr. Dr. h. c. Erhard, Stellvertreter des Bundeskanzlers 146 B, C Dr. Mommer (SPD) 146 C Frage des Abg. Faller: Errichtung eines Zaunes an der Grenze bei Grenzach (Baden) Dr. Hettlage, Staatssekretär 146 D, 147 A Faller (SPD) 147 A Frage des Abg. Faller: Grenzwarenabkommen mit Frankreich Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 147 B Frage des Abg. Dröscher: Schmutzfänger an Kraftfahrzeugen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 147 B, C, D, 148 A Dröscher (SPD) . . . . . . . 147 C, D Börner (SPD) 147 D, 148 A Frage des Abg. Müller (Erbendorf) : Kippfahrzeuge zur Beförderung von Heizöl-Aufsetztanks Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 148 A Frage des Abg. Wittrock: Abwasser-Genehmigungsbedingungen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 148 B, D Wittrock (SPD) 148 C Frage des Abg. Wittrock: Abwasser-Meßgeräte Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 148 D Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Sondermarke zur Unterstützung des Kampfes gegen die Malaria Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . . 149 B Fragen der Abg. Frau Korspeter: Einrichtungshilfe für Zonenflüchtlinge Mischnick, Bundesminister . . . 149 C, D Frau Korspeter (SPD) 149 D II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Dezember 1961 Entwurf eines Vierten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen (Viertes Rentenanpassungsgesetz — 4. RAG) (Drucksache IV/16); Schriftlicher Bericht des Sozialpol. Ausschusses (Drucksachen IV/72, zu IV/72) — Zweite und dritte Beratung — Meyer (Wanne-Eickel) (SPD) . . . 150 B Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . . 152 B Killat (SPD) . . . . . . . . 153 B Ruf (CDU/CSU) 156 A Weber (Georgenau) (FDP) . . . 159 B Geiger (SPD) 160 A Dr. Schellenberg (SPD) . 162 D, 169 B Spitzmüller (FDP) 163 B Winkelheide (CDU/CSU) 164 A Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . 165 A Frau Korspeter (SPD) 167 A Schütz (München) (CDU/CSU) . . 168 B Sammelübersicht 1 des Petitionsausschusses, zu Petitionen und systematische Ubersicht über die vom 6. Oktober 1957 bis 16. Oktober L961 eingegangenen Petitionen 169 B Schriftlicher Bericht ides Außenhandelsausschusses über den. Entwurf einer Achten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1961 (Zollaussetzungen für Waren aus Nicht-EWG-Ländern) (Drucksachen IV/41, IV/56); in Verbindung mit dem Schriftlichen Bericht ides Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Dreizehnten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1961 (Zollkontingent für Bearbeitungsabfälle aus Aluminium aus Nicht-EWG-Ländern) (Drucksachen IV/42, 1V/57), dem Schriftlichen Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Vierzehnten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1961 (Zollkontingente für Rohblei und Rohzink aus NichtEWG-Ländern) (Drucksachen IV/43, . IV/58), dem Schriftlichen Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Fünfzehnten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1961 (Zollaussetzung für tropische Hölzer der Art Obéché) (Drucksachen IV/44, IV/59) und dem Schriftlichen Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Zolltarif-Verordnung (Deutscher Zolltarif 1962) (Drucksachen 1V/49, IV/71) Lahr, Staatssekretär 170 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Strafprozeßordnung und des Gerichtsverfassungsgesetzes (StPÄG) (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache IV/63) — Erste Beratung — Hoogen (CDU/CSU) . . . . . . 170 C Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Selbstverwaltungsgesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache IV/811) — Erste Beratung — . . . . . . . . 170 D Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung der ehemaligen Hacketäuer-Kaserne in Köln-Mülheim (Drucksache IV/37) 170 D Antrag betr. Änderung der §§ 3 und 6 der Geschäftsordnung (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache IV/75) und Wahl der Schriftführer (Druckdache 1V/76) . . . . . . 171 A Antrag betr. Einsetzung eines Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache 1V/73) 171 B Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Vermittlungsausschusses (Drucksache IV/77) 171 B, D Antrag betr. Uberweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck 1) . . . 171 C Nächste Sitzung 171 D Anlagen 173 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Dezember 1961 143 8. Sitzung Bonn, den 13. Dezember 1961 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr.
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach* 15. 12. Dr. Arndt (Berlin) 31. 12. Dr. Aschoff 18. 12. Bading 15. 12. Dr. Barzel 13. 12. Bauer (Würzburg)* 15.12. Benda 13. 12. Berkhan* 15. 12. Frau Beyer (Frankfurt) 13. 12. Fürst von Bismarck* 15. 12. Blachstein* 15. 12. Brandt (Berlin) 13. 12. Dr. h. c. Brauer* 15. 12. Brünen 13. 12. Dr. Bucerius 13. 12. Dr. Burgbacher 13. 12. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 13. 12. Dr. Dittrich 13. 12. Frau Döhring (Stuttgart) 13. 12. Döring (Düsseldorf)* 15. 12. Drachsler 13. 12. Erler* 15.12. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven)* 15. 12. Dr. Furler* 15. 12. Gaßmann 13. 12. Gerns* 15. 12. Hahn (Bielefeld) 13. 12. Heiland 13. 12. Heix 13. 12. Dr. Hoegner 15. 12. Höfler* 15. 12. Frau Dr. Hubert* 15. 12. Jacobs* 15. 12. Dr. Jaeger* 15. 12. Jaksch 13. 12. Katzer 13. 12. Frau Keilhack 13.12. Dr. Klein (Berlin) 13. 12. Dr. Kliesing (Honnef)* 15. 12. Dr. Kopf* 15. 12. Dr. Kreyssig 13. 12. Kühn (Köln)* 15. 12. Lenze (Attendorn)* 15.12. Dr. Löhr 13. 12. Lücker (München) 13.12. Majonica 13. 12. Margulies 13. 12. Mattick 13. 12. Frau Dr. Maxsein* 15. 12. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 13. 12. Dr. Menzel 15. 12. Dr. Meyer (Frankfurt)* 15. 12. Meyer (Oppertshofen) 13. 12. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Michels 13. 12. Müller (Remscheid) 13. 12. Paul* 15. 12. Frau Dr. Probst 13. 12. Frau Dr. Rehling* 15. 12. Reitzner 30. 12. Frau Renger* 15. 12. Richarts 13. 12. Frau Rudoll 31. 12. Scheuren 13. 12. Dr. Schmid (Frankfurt)* 15. 12. Schmidt (Hamburg) 13. 12. Schmidt (Kempten) 13. 12. Dr. Schneider 15. 12. Frau Schroeder (Detmold) 13. 12. Schulhoff 13. 12. Seibert 13. 12. Seidl (München)* 15. 12. Stingl 22. 12. Frau Strobel 13. 12. Dr. Tamblé 13. 12. Frau Vietje 13. 12. Vogt 20. 12. Dr. Wahl * 15. 12. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) * 15. 12. Weinkamm 13. 12. Welslau 13. 12. Wendelborn 31. 12. Wienand * 15. 12. Wilhelm 13. 12. Dr. Zimmer * 15. 12. b) Urlaubsanträge Altmaier 31. 12. Dr. von Brentano 31. 12. * für die Teilnahme an der Tagung der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage 2 Umdruck 1 Interfraktioneller Antrag betreffend Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse. Der Bundestag wolle beschließen: Die folgenden Anträge werden gemäß § 99 Abs. 1 GO ohne Beratung an die zuständigen Ausschüsse überwiesen: 1. Antrag der an den A. f. Verkehr, Abgeordneten Post- und Fernmeldewesen (f) Dr. Kliesing (Honnef) und Genossen betr. Linienführung der an den A. f. Kommunalpolitik und Sozialhilfe EB 42 im Amtsbezirk Oberkassel - Drucksache IV/50 - 174 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Dezember 1961 2. Antrag der Abgeordneten Frau Dr. h. c. Weber (Essen), Frau an den A. f. Kommunalpolitik und Sozialhilfe Dr. Hubert und Genossen betr. Unterzeichnung der Europäischen Sozialcharta — Drucksache IV/60 — Bonn, den 12. Dezember 1961 Dr. von Brentano und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Dr. Mende und Fraktion Anlage 3 Umdruck 2 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen aus Anlaß der Veränderung der allgemeinen Bemessungsgrundlage für das Jahr 1961 (Viertes Rentenanpassungsgesetz — 4. RAG) (Drucksachen IV/16, IV/72). Der Bundestag wolle beschließen: 1. In §5 a) werden in Absatz 1 Satz 1 die Worte- „den Sonderzuschuß und" gestrichen; b) wird Absatz 4 gestrichen. 2. Hinter § 7 wird folgender neuer § 7 a eingefügt: „§ 7a (1) Versicherten- und Hinterbliebenenrenten aus Versicherungsfällen, die im Jahre 1961 oder früher eingetreten sind, werden für Bezugszeiten im Jahre 1962 um einen Betrag erhöht, der der Hälfte des Vomhundertsatzes entspricht, um den sich die allgemeine Bemessungsgrundlage des Jahres 1962 gegenüber dem Vorjahre erhöht hat. (2) Die Erhöhung nach Absatz 1 wird durch eine Sonderzahlung in Höhe von 40 vom Hundert des monatlichen Rentenzahlbetrages abgegolten, auf den die Berechtigten im Januar 1962 Anspruch haben. Für die Ermittlung des Rentenzahlbetrages gilt § 5 entsprechend. § 6 findet keine Anwendung. (3) Die Sonderzahlung beträgt für Bezieher von Versicherten-, Witwen- und Witwerrenten mindestens 80 Deutsche Mark, für Bezieher von Waisenrenten mindestens 40 Deutsche Mark. Hat ein Berechtigter Anspruch sowohl auf Versichertenrente als auch auf Hinterbliebenenrente, so wird der Mindestbetrag nur einmal gewährt. (4) Die Mehraufwendungen, die sich aus der Gewährung der Mindestbeträge nach Absatz 3 ergeben, trägt der Bund. Die Erstattungsbeträge, die der Bund den Trägern der Rentenversicherung zu leisten hat, sollen pauschaliert werden." 3. Hinter § 7 a wird folgender neuer § 7 b eingefügt: „§ 7b (1) Auf die Sonderzahlungen nach § 7 a Abs. 2 und 3 erhalten die Berechtigten unverzüglich nach Inkrafttreten dieses Gesetzes einen Vorschuß. (2) Der Vorschuß beträgt für Bezieher von Versicherten-, Witwen- und Witwerrenten 80 Deutsche Mark, für Bezieher von Waisenrenten 40 Deutsche Mark. § 7 a Abs. 3 Satz 2 gilt entsprechend." Bonn, den 12. Dezember 1961 Ollenhauer und Fraktion Anlage 4 Umdruck 4 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur dritten Beratung des Vierten Rentenanpassungsgesetzes (Drucksachen IV/16, IV/72). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, zu prüfen, ob und inwieweit die in den verschiedenen Zweigen des sozialen Leistungsrechtes geltenden Anrechnungsbestimmungen reformbedürftig sind. Über das Ergebnis ist dem Bundestag alsbald zu berichten. Bonn, den 13. Dezember 1961 Arndgen und Fraktion Dr. Bucher und Fraktion
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    Rede von Hans Geiger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist nicht ganz leicht, nach den Worten der beiden Vertreter der Regierungsparteien bei der Behandlung dieses Problems ruhig und sachlich zu bleiben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Na, na!)

    Es ist sehr bedauerlich daß beide Sprecher der Regierungsparteien hier kein einziges verbindliches Wort über die Regelung dieser Fragen gesagt, sondern sich in der Einigkeit, den Rentnern nicht das zu gewähren, was ihnen eigentlich zukommen müßte, fast übersteigert haben.
    Es ist nicht Schuld der Sozialdemokratischen Partei, daß wir jedes Jahr dieses Thema wieder behandeln müssen; es liegt in der Rentengesetzgebung begründet. In diesem Jahr ist zum erstenmal nach der Neuordnung der Rentenversicherung die Rentenanpassung rechtzeitig, fast schon etwas zu früh, bekanntgegeben worden, damit sie noch vor den Wahlen zum 4. Deutschen Bundestag wirken konnte. Trotz dieser frühen Bekanntgabe des Beschlusses der Bundesregierung können die Dinge erst heute, kurz vor Weihnachten, behandelt werden. Auch das ist nicht etwa Schuld der Sozialdemokratischen Partei, sondern Ihrem eigenen Verhalten nach dem Wahlkampf und während der Regierungsbildung zuzuschreiben.

    (Zustimmung bei der SPD.)

    Es ist deshalb nicht angängig, daß Sie immer wieder betonen, gerade der Zeitpunkt kurz vor Toresschluß im alten Jahr sei für eine solche Debatte nicht geeignet; Sie haben für diesen Zeitpunkt die Verantwortung zu tragen.

    (Zustimmung bei der SPD.)

    Aber ebenso wie das Thema jedes Jahr wiederkehrt, kehren auch Ihre Argumente wieder. Es sind immer die gleichen Argumente. Ich will ehrlich sagen: Auch bei der Opposition kehren die gleichen Argumente wieder; aber mit dem fundamentalen Unterschied — auch das sollten wir einmal sagen —, daß sich Ihre Voraussagen bisher noch nie bewahrheitet haben und daß unsere Voraussagen in der Vergangenheit erfreulicherweise immer wieder bestätigt und oft von der Entwicklung übertroffen worden sind.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Schütz [München] : Weil wir Ihren Vorschlägen nicht gefolgt sind!)

    — Lieber Herr Kollege Schütz, nicht „weil wir Ihren Vorschlägen nicht gefolgt sind", sondern weil Sie die Entwicklung falsch dargestellt haben und weil Sie aus der tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung und der Rentenentwicklung nicht die notwendigen Schlußfolgerungen gezogen haben. Deshalb war die Entwicklung anders!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist einfach unverständlich, wenn Sie mit dem Argument kommen, daß diese Rentenanpassung und das Nachholen, das Schließen der Schere zwischen den Bestandsrentnern und den Neurentnern notwendig sei, gerechtfertigt sei, daß aber jetzt nicht der Zeitpunkt gekommen sei, diese Maßnahmen durchzuführen. Wann sollte denn dieser Zeitpunkt gekommen-sein, wenn nicht in einer derartigen wirtschaftlichen Hochkonjunktur und bei einem derartig guten Stand der Vermögenslage der Rentenversicherung? Wir dürfen gerade jetzt erwarten, daß Sie Ihre Erkenntnis wahr machen. Den Herrn Bundesarbeitsminister möchte ich bitten, nicht nur für die Zukunft im Rundfunk eine solche Berechtigung herauszustellen, sondern mit Ihnen zusammen jetzt für die Durchführung der Anpassung und die Schließung dieser Schere einzutreten. Ich will mich jetzt nicht damit beschäftigen, daß wir dazu auf Grund des Produktionszuwachses durchaus die Möglichkeit haben. Ich will auch nicht aufzeigen — das ist ja bereits geschehen —, daß das Einkommen der Rentner prozentual weit hinter dem der Erwerbstätigen zurückgeblieben ist.
    Herr Kollege Ruf, Sie bestreiten die Rentenschichtung, und Sie argumentieren damit, daß Herr Beermann aus der Statistik des Verbandes der Rentenversicherungsträger nur die für seine Darstellung zweckmäßigen Zahlen abgeleitet habe. Sie haben dann versucht, ein anderes Bild zu vermitteln, und das war mit den Argumenten, die Sie vorgebracht haben, wenig überzeugend. Dieses Bild entspricht auch nicht den tatsächlichen Verhältnissen und der tatsächlichen Entwicklung.
    Ich darf Sie bitten, noch einmal an die Tage des Wahlkampfes zurückzudenken. Dort haben Sie ein Inserat verbreitet, in dem zu lesen war: Durch die Rentenreform wurde die durchschnittliche Invaliditätsrente von 141,10 DM auf 352,80 DM angehoben. Wenn das keine Manipulierung einer Statistik ist, dann gibt es überhaupt keine mehr.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Schütz [München]: Wer hat denn das geschrieben?)

    Zum Beweis meiner Behauptung will ich Ihnen den Rentenzugang bei der Landesversicherungsanstalt Baden-Württemberg vortragen. Bei den Menschen in Baden-Württemberg handelt es sich im allgemeinen nicht um diejenigen, die geringe Verdienste haben und die man deshalb für diese Betrachtung nicht heranziehen könnte. Gerade die Rente, von der Sie behaupten, sie sei auf 352 DM
    Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Dezember 1961 161
    Geiger
    angestiegen, nämlich die Erwerbsunfähigkeitsrente
    mit Kinderzuschuß — und zwar die Zugangsrente
    —, lieber Herr Kollege Ruf, beträgt dort 141,80 DM,

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    und die Erwerbsunfähigkeitsrente ohne Kinderzuschuß 131,20 DM. Hier 'handelt es sich um Menschen, die voll im Arbeitsprozeß gestanden haben, und nicht um solche, die nur die sogenannte Bagatelirente erhalten. Aber auch beim Altersruhegeld — damit die Dinge nicht falsch gesehen werden und damit niemand sagen kann, bei den anderen seien allzu viele, die mit 30 Jahren erwerbsunfähig geworden sind, enthalten — ergibt sich das gleiche Bild. Das Altersruhegeld mit Kinderzuschuß beträgt bei allen durch die Landesversicherungsanstalt Württemberg im Juli 1961 bewilligten Renten 176,50 DM im Durchschnitt.

    (Zuruf von der Mitte: Im Durchschnitt!)

    Das Altersruhegeld ohne Kinderzuschuß beträgt 175 DM. Wenn Sie ganz neue Renten nehmen wollen, dann dürfen Sie nur die vorgezogene Rente nehmen; sie wird dann etwas höher. Das sind also die wirklichen Erkenntnisse, lieber Herr Kollege Ruf,

    (Abg. Ruf: Das sagt nichts!)

    und hier handelt es sich nicht um eine Manipulierung der Statistiken.

    (Abg. Schütz [München] : Genauso manipuliert!)

    Ich habe den Verdacht, daß Sie die Dinge zweckmäßig manipuliert haben und den Eindruck erwecken wollen, als sei alles in bester Ordnung und als sei gar keine Veranlassung vorhanden, sich irgendwelche Sorgen zu machen.
    Von den Rentenschichtungen wurde dann im einzelnen gesprochen. Nun kann man durchaus der Auffassung sein — ich bin Ihnen deswegen gar nicht böse —, daß die Dinge geprüft werden müssen. Eine solche Prüfung könnte vielleicht ergeben, daß eine solche Möglichkeit nicht besteht. Wir sind zu anderen Schlußfolgerungen gekommen. Aber was soll denn dann das Verhalten Ihres Arbeitnehmerflügels und das Verhalten der Kolleginnen und Kollegen dieses 'Hauses, die draußen in der Öffentlichkeit immer und immer wieder betonen: Es muß ein Weihnachtsgeld geben, man muß für die Rentner etwas tun? Hier sagen sie dagegen: Nein, wir haben uns die Dinge überlegt, wir werden das in der Zukunft, später, machen.
    Herr Kollege Professor Schellenberg hat darauf hingewiesen, daß eine große Zeitung geschrieben habe: Hut ab vor dem christlichen Arbeitnehmerflügel, er fordert Weihnachtsgeld! Wissen Sie, was mein Kollege Rohde dazu sagt? Er fragt ganz schlicht und einfach: Was machen jetzt die Journalisten und Redakteure, setzen sie einfach den Hut wieder auf, oder was machen sie jetzt mit diesen Beschlüssen?

    (Beifall bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, es ist doch geradezu verantwortungslos, nicht von der Opposition, daß sie ihren Vorstellungen auch jetzt, vor Weihnachten, zum Erfolg verhelfen will, sondern es ist verantwortungslos von jenen Gruppen und Kräften, die in der Öffentlichkeit so tun, als ob sie irgend etwas neu und besser gestalten wollten, daß sie im Plenum ganz schlicht und einfach sagen: Wir wären wohl dafür gewesen, aber die finanziellen Grundlagen reichten nicht aus. Solche Dinge hat man vorher zu überlegen. Sie dürfen nicht, wie Sie es bei Wahlkämpfen oft getan haben, draußen etwas ganz anderes vertreten als das, was Sie in Wirklichkeit beschließen. Nicht das, was Sie in der Presse veröffentlichen, ist für die Menschen das Kriterium; das Kriterium ist vielmehr, wie Sie sich politisch entscheiden und abstimmen. Darauf sollten Sie achten.

    (Beifall bei der SPD.)


    (Vorsitz: Präsident D. Dr. Gerstenmaier.)

    Wir haben heute die Möglichkeit, die vorgeschlagenen Leistungen zu erbringen. Wir haben sie von der wirtschaftlichen Seite her, wir haben sie auch von der finanziellen Lage der Rentenversicherungsanstalten her. Hier hätten die Kollegen der CDU/ CSU-Opposition, des Arbeitnehmerflügels, ruhig etwas standhafter sein können und hätten nicht allzusehr das „Koalitionspapier" und vielleicht sogar die dazu gefaßten Beschlüsse des Koalitionsausschusses berücksichtigen dürfen. Es mutet außerordentlich seltsam an, wenn Herr von Brentano, Ihr Fraktionsvorsitzender, sagt: „Gerade die Fraktion der CDU/CSU hat in den vergangenen zwölf Jahren immer wieder gezeigt, daß sie die Unabhängigkeit der Entscheidung ihrer Mitglieder respektiert". Dafür haben Sie noch Beifall gespendet. Er fuhr dann fort: „Wir, meine Damen und Herren, kennen keinen Fraktionszwang." Damit meinte er die CDU.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Aber Sie kennen eine so starke Beeinflussung des einzelnen — ich muß das feststellen, weil er später etwas anderes sagte —, daß er überhaupt keinen Mut mehr hat, das, was er in der Presse vertreten hat, auch hier zu vertreten und dafür zu stimmen. Heißen Sie das, wie Sie wollen! Jedenfalls ist das eine Tatsache.
    Ich bin der Auffassung, daß wir nicht nur wirtschaftlich in der Lage sind — das ist mit Zahlen, auch im Sozialbericht, genügend untermauert worden —, sondern daß uns auch die finanzielle Kraft der Rentenversicherung durchaus die Möglichkeit bietet, diese Nachholung vorzunehmen, damit man in der künftigen Zeit von einer gemeinsamen Basis ausgehen kann.
    Es besteht aber nicht nur die wirtschaftliche und finanzielle Möglichkeit, wir haben vielmehr auch eine moralische Verpflichtung, dem Personenkreis, der im allgemeinen, wie die beiden erwähnten Statistiken ausweisen, nicht zu den Beziehern hoher Einkommen gehört, sondern zu denen, die ein geringes Einkommen haben, zu Weihnachten, wo alle Festbesoldeten mehr erhalten, auch etwas zu geben.
    162 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Dezember 1961
    Geiger
    Herr Kollege Dr. Vogel hat zwar davon gesprochen, daß der Haushaltsausschuß nur Kenntnis und nicht zustimmend Kenntnis von den Beschlüssen der Bundesregierung genommen hat. Den Rentnern würde es genügt haben, wenn die Regierung einen solchen Beschluß gefaßt hätte und wenn Sie ihn zur Kenntnis genommen hätten, ohne zuzustimmen. Dann wäre in der Tat wenigstens etwas geholfen worden, und es wäre nicht nur in Zeitungsartikeln eine „moralische Aufrüstung" betrieben worden.

    (Beifall bei der SPD.)

    Herr Kollege Ruf hat noch einige andere Punkte aufgegriffen. Es ist außerordentlich bedauerlich, daß der Notstand — Herr Kollege Dr. Vogel hat das vorhin ebenso getan wie Sie, Herr Ruf —, der außenpolitische Notstand, die Krise um Berlin und alle möglichen anderen Entwicklungen immer als Begründung dafür herhalten müssen, daß ausgerechnet die Rentner Opfer zu bringen haben.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Ruf: Das sagt doch keiner!)

    — Das war die Begründung. Sie haben doch, Herr Kollege Dr. Vogel, von der Rüstungslast gesprochen, und Sie haben von der Verantwortung gesprochen und gesagt, aus dieser Verantwortung heraus könnten Sie den Rentnern diese Nachholung und Erhöhung nicht gewähren.

    (Zuruf des Abg. Dr. Vogel.)

    Sie haben auch deutlich gemacht, Herr Kollege Dr. Vogel, daß Sie in der Sache etwas anderes wollen; es war nicht nur eine Frage der Geschäftsordnung. Sie haben zwar formell nur zur Geschäftsordnung gesprochen, zu der Frage, ob man diesen Antrag auf die Tagesordnung setzen könne. Sie haben aber auch zur Sache etwas gesagt, nämlich daß Ihre Verantwortung und die Rüstungsbelastung es nicht zuließen, den von uns beantragten Rentenerhöhungen für Kriegsopfer und Kriegsschadenrentenempfänger zuzustimmen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bin überzeugt, daß wir Opfer zu bringen haben. Ich glaube aber, daß die Rentner die am wenigsten geeignete Gruppe sind, bei denen man mit diesem Opfer beginnen sollte.

    (Beifall bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU: Das sagt doch niemand!)

    — Ich könnte Sie ganz schlicht und einfach an Ihre Steuergesetzgebung erinnern. Es wäre gut, wenn wir das Wort „Opfer" etwas weniger gebrauchten und statt dessen das Wort „Gerechtigkeit" etwas unterstrichen und größer schrieben. Auch das sollten wir in diesem Zusammenhang sehen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir vermissen eine sinnvolle Gesetzgebungsarbeit und sehen es auch nicht als Beweis von Verantwortungsbewußtsein an, wenn Sie im Zusammenhang mit Rentenerhöhungen und der Nachholung der Anpassung immer wieder von Inflationsgefahr, von der Gefahr der Geldentwertung reden. Selbstverständlich ist die Gefahr einer Inflation ein wichtiges Problem, das uns allen Sorgen machen muß. Aber warum machen Sie denn gerade die Rentner für eine solche mögliche Entwicklung verantwortlich?!

    (Widerspruch und Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Aber, Herr Kollege Dr. Vogel, die meisten von uns haben wachen Verstandes zwei Inflationen, zwei Geldentwertungen erlebt. Wer will denn behaupten, daß Lohn- oder gar Rentenerhöhungen Ursache für eine Inflation sein könnten?! Wer will das angesichts der Gesamtproduktion behaupten?!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das hat auch keiner behauptet!)

    — Natürlich, das kommt doch immer wieder zum Ausdruck. Der Herr Kollege Ruf hat das extra unterstrichen.

    (Abg. Schütz [München] : Bei dem Geiger kann man sagen, was man will, er dichtet! Beruf verfehlt!)

    — Herr Kollege Schütz, ich bin Ihnen für diesen Einwurf sehr dankbar. Das ist nämlich gerade Ihre bisherige Praxis: Sie dachten immer: Laßt die anderen nur reden, zum Schluß stimmen wir ab. Wenn Ihr Arbeitnehmerflügel mehr zu seinen bisherigen Forderungen steht, hoffe ich, daß künftig andere Entscheidungen fallen werden. Heute hat er seine Lehrprobe nicht bestanden, sondern sich dem Fraktionszwang unterworfen.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Schellenberg.

(Zuruf des Abg. Ruf.)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst Schellenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Ruf, ich habe mir die Unterlagen, die ich hier habe, im Hinblick auf Ihre Ausführungen mitgenommen,

    (Abg. Ruf: Das habe ich gemerkt; denn sie fehlen in der Bibliothek!)

    weil Sie von der zukünftigen finanziellen Entwicklung und den versicherungstechnischen Bilanzen gesprochen haben. Sie kennen sie ebensowenig wie ich, darf ich annehmen.

    (Abg. Ruf: Im Sozialbericht ist aber eine Andeutung enthalten!)

    — Nein, dort sind nur Prozentsätze genannt. Wir haben bisher keine versicherungstechnische Bilanz gesehen. Aber, wir kennen frühere versicherungstechnische Bilanzen. Diese habe ich mir mit heraufgenommen, um Ihnen ganz wenige Sätze zu zitieren.
    In der versicherungstechnischen Bilanz von 1927 beispielsweise heißt es:
    Das Ergebnis der Bilanz zeigt, daß die Beiträge
    um 11 bis 12 % höher sein müßten, damit die
    Einnahmen und Ausgaben einander gleich sind.
    Die versicherungstechnische Bilanz aus dem Jahre 1954, veröffentlicht im Bundesarbeitsblatt, weist einen versicherungstechnischen Fehlbetrag von 15,441 Milliarden DM aus. Ich gebe Ihnen konkrete Zahlen.
    Bei der Beratung der Rentenversicherungs-Neuregelungsgesetze erhielten wir — Herr Kollege Ruf,
    Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Dezember 1961 163
    Dr. Schellenberg
    Sie haben das besonders unterstützt — auch. ein Gutachten über die finanzielle Auswirkung der vorliegenden Gesetzentwürfe zur Rentenreform von Herrn ADr. Heubeck.

    (Abg. Ruf: Habe ich nicht in allen Punkten unterstützt!)

    — Ich erinnere mich noch genau an die gesamten Beratungen im Ausschuß, bei denen mit diesem versicherungsmathematischen Gutachten operiert wurde. Für 1961 war darin eine Beitragserhöhung um 10% auf 15,4 % des Lohnes und Gehalts vorausberechnet worden. Die tatsächliche Entwicklung seitdem war aber, daß sich das Vermögen bei gleichgebliebenen Beitragssätzen von 9 auf 18 Milliarden (DM gesteigert hat. — Die Mathematiker haben sicher korrekt gerechnet. Sie sind von einer Statik ausgegangen und haben nicht die dynamische Entwicklung unserer Volkswirtschaft berücksichtigt.

    (Zuruf von der CDU/CSU.)

    Das Ziel der Rentenreform aber war es, sicherzustellen, daß unsere Alten und Arbeitsunfähigen an dieser dynamischen Entwicklung unserer Volkswirtschaft teilhaben.

    (Abg. Schütz [München] : Das tun sie auch!)

    Meine Damen und Herren, Sie bleiben mit dem jetzt zur Verabschiedung stehenden Gesetzentwurf hinter der Entwicklung unserer Volkswirtschaft — Zunahme des Sozialprodukts: 11,6 %, Rentenanpassung: 5 %! — zurück. Weil wir das nicht wollen, haben wir den Antrag zu § 7 a und § 7 b gestellt. Das betrifft eine grundsätzliche Frage unserer Rentenreform. Deshalb beantrage ich namens meiner Fraktion namentliche Abstimmung über unseren Antrag.

    (Beifall bei der SPD.)