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ID0314604700

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    Deutscher Bundestag 146. Sitzung Bonn, den 24. Februar 1961 Inhalt Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Güterkraftverkehrsgesetzes (FDP) (Drucksache 2412) 8237 A Fragestunde (Drucksachen 2497, 2537) Fragen des Abg. Ritzel: Zweites Fernsehprogramm von Eckardt, Staatssekretär 8237 C, 8238 A Ritzel (SPD) 8238 A Frage des Abg. Dr. Bechert: Erhöhtes Angebot von Fleisch tuberkulosekranker Rinder Schwarz, Bundesminister . . . . 8238 B, D Dr. Bechert (SPD) 8238 B, C Frage des Abg. Vogt: Jordanisches Verbot der Einfuhr von Konsumgütern Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 8239 A, B Vogt (CDU/CSU) 8239 B Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400); in Verbindung mit dem Entwurf einer Ergänzung zum Entwurf des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1961 (Grüner Plan 1961) (Drucksache 2300) — Fortsetzung der ersten Beratung — Bauknecht (CDU/CSU) 8239 C Bauer (Wasserburg) (CDU/CSU) . 8243 B Frau Strobel (SPD) 8247 B Walter (FDP) 8252 B Dr. Pflaumbaum (CDU/CSU) . . 8253 D Bading (SPD) 8256 D Sander (FDP) 8261 A Logemann (DP) 8266 A Engelbrecht-Greve (CDU/CSU) . 8268 D Frehsee (SPD) 827,1 B Mauk (FDP) . . . . . 8274 D, 8282 D Dr. Siemer (CDU/CSU) . . . . . 8277 C Lücker (München) (CDU/CSU) . . . 8280 B Schwarz, Bundesminister . . . . . 8281 D Nächste Sitzung 8283 C Anlagen 8285 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 8237 146. Sitzung Bonn, den 24. Februar 1961 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Atzenroth 24. 2. Bazille 15. 3. Bettgenhäuser 4. 3. Dr. Birrenbach 6. 3. Fürst von Bismarck 24. 2. Blachstein 24. 2. Börner 24. 2. Dr. Bucerius 24. 2. Caspers 1. 4. Dr. Deist 2. 3. Demmelmeier 18. 3. Deringer 24. 2. Frau Döhring (Stuttgart) 24. 2. Dowidat 24. 2. Eberhard 7. 3. Ehren 28. 2. Eisenmann 24. 2. Erik 24. 2. Erler 24. 2. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 24. 2. Dr. Furler 24. 2. Geiger (München) 28. 2. Dr. Götz 24. 2. Dr. Gradl 24. 2. Freiherr zu Guttenberg 24. 2. Haage 24. 2. Hahn 24. 2. Dr. Dr. Heinemann 24. 2. Höfler 24. 2. Hörauf 10. 3. Illerhaus 24. 2. Jacobi 24. 2. Dr. Jordan 25. 2. Frau Kalinke 24. 2. Keuning 24. 2. Dr. Kopf 6. 3. Dr. Kreyssig 24. 2. Kühn (Bonn) 28. 2. Kühn (Köln) 18. 3. Leber 24. 2. Lenz (Brühl) 24. 2. Lohmar 24. 2. Dr. Martin 6. 3. Dr. Mende 4. 3. Mensing 24. 2. Dr. Menzel 28. 2. Metzger 24. 2. Dr. Meyer (Frankfurt) 24. 2. Freiherr von Mühlen 24. 2. Neubauer 10. 3. Neuburger 24. 2. Nieberg 24. 2. Peters 24. 2. Frau Dr. Probst 24. 2. Probst (Freiburg) 24. 2. Rimmelspacher 24. 2. Dr. Ripken 24. 2. Rollmann 24. 2. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Rüdel (Kiel) 3. 3. Ruhnke 25. 3. Scharnberg 24. 2. Scheel 24. 2. Dr. Schild 24. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) 24. 2. Schmidt (Hamburg) 24. 2. Dr. Schneider (Saarbrücken) 24. 2. Schröder (Osterode) 24. 2. Schultz 18. 3. Schüttler 24. 2. Dr. Seffrin 1. 3. Seuffert 24. 2. Dr. Stecker 24. 2. Frau Dr. Steinbiß 4. 3. Stenger 28. 2. Stingl 2. 3. Storch 25. 2. Dr. Tamblé 24. 2. Theil (Bremen) 24. 2. Vehar 25. 2. Dr. Vogel 24. 2. Wacher 24. 2. Wagner 24. 2. Wehner 24. 2. Weinkamm 24. 2. Welke 25. 2. Wendelborn 26. 2. Werner 25. 2. Wittrock 24. 2. Dr. Zimmer 27. 2. Anlage 2 Umdruck 769 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis spätestens zum 1. Mai 1961 dem Bundestag zu berichten, welche Maßnahmen sie zur Durchführung des § 1 des Landwirtschaftsgesetzes für das laufende Wirtschaftsjahr getroffen- hat oder zu treffen beabsichtigt unter Berücksichtigung a) der Steigerung des Lohnniveaus und der ständig steigenden Kostenbelastung der deutschen Landwirtschaft, b) der Notwendigkeit, der deutschen Landwirtschaft die Möglichkeit zu geben, sich auf den gesteigerten Wettbewerb im Gemeinsamen Markt der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft vorzubereiten, insbesondere inwieweit sie bereit ist, a) die in den Artikeln 44 und 46 des EWG-Vertrages gegebenen gesetzlichen Möglichkeiten zur Anwendung von Mindestpreisen und Abschöpfungen unverzüglich voll auszuschöpfen und 8286 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 b) die Nahrungsmittelimporte auf den tatsächlichen Inlandsbedarf abzustellen. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 770 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die Selbsthilfe bei der Rationalisierung der Betriebe mit folgenden Investitionserleichterungen zu unterstützen: 1. Gewährung von Zinsverbilligungen für alle Kredite, die zur Finanzierung von Rationalisierungsmaßnahmen benötigt werden, und zwar in einem Umfang, der den Bedingungen im sozialen Wohnungsbau gleichkommt, 2. Konsolidierung der zur Finanzierung von Rationalisierungsmaßnahmen bereits aufgenommenen kurz- und mittelfristigen Kredite mit einem Zinssatz von höchstens 2 v. H., 3. Anwendung der unter 1. und 2. genannten Maßnahmen auf Um- und Neubauten (Wirtschafts- und Wohngebäude); Anschaffung von Schleppern, Maschinen, Geräten, Trocknungsanlagen usw. sowie andere Einrichtungen für die betriebs- und hauswirtschaftliche Rationalisierung; überbetrieblichen Maschineneinsatz; Althofsanierung; Aussiedlung und Aufstockung; Meliorationen und wasserwirtschaftliche Maßnahmen; Trinkwasserversorgung; Elektrifizierung; Flurbereinigungslasten; alle Selbsthilfemaßnahmen zur Qualitätsverbesserung und zur Absatzverbesserung, besonders Schaffung der Einrichtungen zur Zusammenfassung des Warenangebots in den Betrieben selbst, in den Genossenschaften und im Landhandel. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 771 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, denjenigen landwirtschaftlichen Betrieben, bei denen eine Deckung des Vergleichsaufwands durch den Betriebsertrag nach dem Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft nicht erreicht wurde, die Vermögensabgabe gemäß dem Gesetz zum Lastenausgleich bis auf weiteres zu stunden. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 5 Umdruck 772 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400) Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird ersucht, zu prüfen, ob als sofortiger Beitrag zur Senkung der Betriebskosten der Landwirtschaft die Belastungen bei der Einfuhr von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, Düngemitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln gesenkt werden können. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, hierüber dem Deutschen Bundestag bis zum 30. April 1961 zu berichten. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 6 Umdruck 773 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, angesichts der im Grünen Bericht 1961 nachgewiesenen weiteren Verschlechterungen der Einkommenssituation der Landwirtschaft gegenüber den im Landwirtschaftsgesetz gesetzten Zielen den Grünen Plan 1961 um folgende Maßnahmen zu ergänzen: 1. Wiederherstellung der Qualitätsprämie für Milch in mindestens der ursprünglichen Höhe (4 Pf je kg), 2. Verbilligung der Schädlingsbekämpfungsmittel um 20 v. H. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 8287 Anlage 7 Umdruck 774 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, den vorgelegten Bericht über die Lage der Landwirtschaft — Drucksache 2400 — durch folgende Punkte zu ergänzen und diese Ergänzung spätestens bis zum 1. Mai 1961 dem Bundestag vorzulegen: 1. Eine Berechnung des Vergleichslohns auf der Grundlage des tatsächlichen Stundenarbeitsverdienstes gemäß dem Beschluß des Bundestages vom 1. Juli 1960, unter Berücksichtigung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden einschließlich der Überstunden und Feiertagszuschläge sowie des bezahlten Urlaubs und der Bezüge im Krankheitsfalle. 2. Aufgliederung der im Bericht angegebenen bereinigten Zahl der Vollarbeitskräfte nach a) Nebenerwerbsbetrieben, b) Sonderkulturen, c) landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben. 3. Darlegung der Gründe, warum die bereinigte Zahl der Vollarbeitskräfte im Bericht und die Angaben ,des Statistischen Bundesamtes über die Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Erwerbspersonen so erheblich voneinander abweichen. 4. Angabe der sich aus der Vergleichsrechnung ergebenden Gesamtdisparitätssumme, unter Berücksichtigung des § 4 Buchstaben a, b und c des Landwirtschaftsgesetzes. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 8 Umdruck 775 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. im Grünen Plan nur diejenigen finanziellen Leistungen des Bundes aufzuführen, die unmittelbar und kurzfristig zur Verbesserung der Einkommenslage der Landwirtschaft beitragen; 2. aus dem Grünen Plan alle die finanziellen Leistungen auszugliedern, die a) im wesentlichen die Verbrauchssphäre oder die Allgemeinheit betreffen, b) Stadt und Land gleichermaßen dienen, c) schon immer allgemeine Staatsaufgaben sind z. B. besondere Regionalprogramme wie Küstenplan und dergleichen sowie langfristige Strukturmaßnahmen zur Vorbereitung der Landwirtschaft auf die EWG, Meliorationen usw. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 9 Umdruck 776 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird erneut aufgefordert, spätestens bis zum 1. Mai 1961 zu untersuchen und dem Deutschen Bundestag zu berichten, wie sich unter Berücksichtigung der Lage und der Struktur der 'deutschen Landwirtschaft sowie der durch den EWG-Vertrag übernommenen Verpflichtungen der deutschen Landwirtschaft die Übernahme einer Agrarpolitik auswirken würde, wie sie z. B. in England (System garantierter Mindestpreis) durchgeführt wird. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 10 Umdruck 777 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß den §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag nimmt die Erklärung der Bundesregierung sowie ihren Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß den §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis. Er erkennt an, daß die Bundesregierung trotz der durch die Umstellung des Haushaltsjahres bedingten Schwierigkeiten die gemäß § 6 des Landwirtschaftsgesetzes vorgesehenen Maßnahmen frühzei- 8288 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 tig in Form einer Ergänzungsvorlage zum Haushaltsplan 1961 vorbereitet hat, so daß eine Verzögerung in der Fortführung der Maßnahmen der Grünen Pläne infolge der Vorverlegung des Beginns des Haushaltsjahres vermieden wurde. Er begrüßt es, daß der Ergänzungshaushalt Grüner Plan 1961 der Entschließung des Bundestages vom 11. März 1960 zum Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft durch besondere Maßnahmen zugunsten der von Natur aus benachteiligten Gebiete entsprochen hat. 'Der Bundestag stimmt den im Grünen Plan 1961 vorgeschlagenen Maßnahmen, ebenso den zur Verbesserung der Lage der bäuerlichen Familienbetriebe vorgesehenen Maßnahmen mit einem Aufwand von 300 Mio DM im Grundsatz zu mit der Maßgabe, daß von den haushaltsrechtlichen Möglichkeiten der Austauschbarkeit innerhalb der einzelnen Positionen ein den fachlichen Bedürfnissen entsprechender Gebrauch gemacht wird. Er erwartet, daß die Richtlinien zur Durchführung der vorgesehenen Maßnahmen, insbesondere für das 300 Mio DM umfassende Sonderprogramm im Benehmen mit den Ländern umgehend erlassen werden. Von den Ausführungen des Bundesernährungsministers für die künftig beabsichtigten Maßnahmen zur Verwirklichung des Landwirtschaftsgesetzes nimmt der Bundestag im Grundsatz zustimmend Kenntnis. Er ist der Auffassung, daß die günstige, nicht zu entbehrende Wirkung der Maßnahmen der bisherigen Grünen Pläne durch die allgemeine Wirtschaftspolitik, insbesondere durch die Handels-, Steuer-, Kredit- und Preispolitik gemäß § 1 des Landwirtschaftsgesetzes wirksamer unterstützt werden sollte. Bonn, den 23. Februar 1961 Dr. Krone und Fraktion Anlage 11 Umdruck 778 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400) Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft zur Kenntnis genommen und festgestellt, daß im Wirtschaftsjahr 1959/60 eine Verschlechterung des Wirtschaftsergebnisses der landwirtschaftlichen Betriebe eingetreten ist. Für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sind die im Landwirtschaftsgesetz festgelegten Ziele noch nicht erreicht. Der Bundestag stimmt daher dem von der Bundesregierung vorgeschlagenen Grünen Plan 1961 im Grundsatz mit der Maßgabe zu, daß die Mittel innerhalb der einzelnen Positionen austauschbar sind. Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, verstärkte Anstrengungen zur Erfüllung des im § 1 des Landwirtschaftsgesetzes erteilten Auftrages zu unternehmen. Bonn, den 23. Februar 1961 Ollenhauer und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Walter Pflaumbaum


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich halte es für einen guten Stil, daß man mir die Möglichkeit



    Dr. Pflaumbaum
    gibt, schon jetzt zur Agrarpolitik zu sprechen. Ich muß feststellen, daß sich durch die ganzen Aussprachen und Reden wie ein roter Faden hindurchzieht, welchen Schwierigkeiten die Landwirtschaft in unserer industriellen Wirtschaft gegenübersteht und daß sich — verehrte Frau Strobel, auch das haben Sie zum Ausdruck gebracht — nunmehr nach dem letzten Bericht eine Verschlechterung der Lage ergeben hat.
    Man muß als Bauer mit Bedauern feststellen, daß sich das Verhältnis, das gegenseitige Verstehen von Stadt und Land, von Erzeuger und Konsument, von der Berufsgruppe der Landwirtschaft und den übrigen Berufsgruppen in der letzten Zeit nicht unerheblich verschlechtert hat. Das hat zu außergewöhnlichen Spannungen geführt. Wir Bauern glauben und fühlen, daß wir aus der allgemeinen Wohlstandsentwicklung ausgeschaltet sind. Im besonderen trifft das für die Landjugend zu, die dadurch vornehmlich beeindruckt wird. Es ist, glaube ich, verständlich, daß ein junger Mann und ein junges Mädchen, die einen Beruf ergreifen, in diesem Beruf — um mit Friedrich dem Großen zu sprechen — reüssieren wollen. Sie stehen heute vor einer gewissen Leere, wohlgemerkt Leere nicht mit h, sondern mit einem Doppel-e! Diese Leere gilt es in der heutigen Zeit auszufüllen.
    Der Städter glaubt — -nicht wahr, Herr Kollege Dresbach —, daß die Bauern in ihren Forderungen kein Maß zu halten wissen.

    (Abg. Dr. Dr. h. c. Dresbach: Was habe, ich denn gesagt?)

    — Ja, Sie haben sich dann umgestellt!

    (Abg. Dr. Dr. h. c. Dresbach: Was denn, ich komme doch vom Dorf! Aber ich habe nicht das Ehrenband der Grünen Front!)

    Aha, das kann Ihnen noch verliehen werden.

    (Heiterkeit.)

    Die Städter glauben, daß wir Bauern in unseren Forderungen kein Maß zu halten wissen, und meinen, daß wir für die Summen, die uns im Grünen Plan zukommen, dankbar sein sollten. So stehen sich die Fronten mehr denn je, ich möchte beinahe sagen, unversöhnlich gegenüber. Die Auffassung, daß dieser Zustand unerwünscht ist, wird, glaube ich, von allen geteilt. Wir stehen also, um mit dem heute oft gebrauchten Wort zu sprechen, einer „unbewältigten Gegenwart" gegenüber.
    Dabei möchte ich einmal in diesem Augenblick in freundlicher Weise die Presse ansprechen. Ich habe vom Standpunkt des Bauern aus die Presse darum zu bitten, daß sie bei diesen Gegensätzen und Mißverständnissen aufklärend, versöhnlich und versöhnend wirkt und nicht noch die Kluft und den Graben vertieft. Ich habe die weitere Bitte an die Presse — ich glaube dafür wohl Verständnis zu finden —, daß die Presse nicht noch unter „Eingesandt" denen einen Platz öffnet, die die Lage der Dinge in der Landwirtschaft verzerren, verstellen und deren Stimmen von dem Bauerntum in weiten Kreisen als Schmähungen in ihrer Not empfunden werden.

    (Zustimmung des Abg. Brese.)

    Zur Klarstellung und zum Ausgleich müssen auch wir die richtigen Wege finden. Es ist zu fragen, ob das denn so sein muß. Ich darf darauf verweisen, daß es solche Verhältnisse zwischen der Landwirtschaft und den übrigen Berufsgruppen in all den Ländern, die gleich hoch industrialisiert sind wie wir, in den USA, in England und in der Schweiz, nicht gibt. Ich komme nachher noch auf die näheren Umstände zu sprechen.
    Wenn wir der Auffassung sind, daß les so nicht sein sollte, erhebt sich die Frage, wo denn tie tieferen Ursachen auf diesem Gebiet liegen. Ich darf dazu folgendes ausführen. In der modernen industriellen Wirtschaft und ihrer Entwicklung stehen wir gerade in diesen Jahren einer zunehmenden Wertschöpfung, einem zunehmenden Sozialprodukt und schlechthin einem zunehmenden Wohlstand gegenüber. Ausgehend von den Spitzenerträgen der Industrie mit einer außergewöhnlichen Mengenkonjunktur und einer damit auch in gewissem Umfange verbundenen Preiskonjunktur, erleben wir, daß nunmehr das Sozialprodukt von Jahr zu Jahr teilweise in außergewöhnlichem Maße steigt. Am Ende des Wirtschaftsjahres findet dann die Feststellung dieses Zuwachses statt. Dann erfolgt die Ordnung des neu entstandenen Wohlstandes. Die Auswirkung auf die Löhne, Gehälter und Renten gilt so als etwas Gegebenes in gewissen Prozentsätzen, die sich aus der Entwicklung und den Machtverhältnissen der einen zu der anderen Seite ergeben. Die freien Berufe schließen sich an, ändern, stellen ihre Gebühren usw. um, um hier gleichen Schmitt halten zu können.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Schon im Mittelstand fängt es an, schwieriger zu werden. Ich möchte, da ich vom Spitzenreiter sprach, weiter den Vergleich mit dem Pferd ziehen. Unser Kollege Ritzel ist leider nicht eta. Ich möchte ihm seine Schau in der Liebe zum Pferde nicht nehmen. Aber da ich einen höflichen Ausdruck gebraucht habe, darf ich das wohl auch sagen, ohne daß er anwesend ist. Im Mittelstand gibt es gewisse Wirtschaftszweige, von denen man sagen kann „ferner liefen", das heißt, sie halten nicht mehr gleichen Schritt mit der Entwicklung. Es gibt ferner den Maßstab, daß man sagen kann: „sie gaben auf", wie es im Rennen heißt. Die Landwirtschaft steht bei der Verteilung des Wohlstandes folgender Tatsache gegenüber. Die Landwirtschaft kennt keine Mengenkonjunktur, sondern nach dem sogenannten Engelschen Gesetz fällt bei steigendem Einkommen der Anteil des Einkommens, den die Haushalte für den Ernährungssektor aufwenden. Wir sind auf diesem Gebiete von 50 % der Gesamtausgaben auf 45 % gekommen, wir sind dann bei 40 % gelandet und stehen augenblicklich, glaube ich, bei 36,3 %. Wenn man nun noch zwischen dem Erzeugerpreis und dem Verbraucherpreis aufteilt, schneidet die Landwirtschaft noch schlechter ab. Es liegt also in der Natur der Sache, daß die Landwirtschaft nicht durch irgendeine Produktionserhöhung, durch eine Mengenkonjunktur mit der übrigen Wirtschaft gleichen Schritt halten kann.



    Dr. Pflaumbaum
    Nun kommt die Frage: Wie steht es mit der Preiskonjunktur? Meine verehrte Kollegin Frau Strobel hat ansonsten so nette Worte gefunden. Ich wollte sie etwas fragen. Es kommt darauf an, verehrte Frau Strobel, daß wir als Bauern nicht einseitig der Allgemeinheit der Steuerzahler irgendwie zur Last fallen. Dort, wo die Chance ist, muß den Bauern bis zu einem gewissen Grade auch zugestanden werden, Preise zu bekommen, die die Unkosten der Produktion wenigstens weitgehend decken.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Einen anderen Weg kann es nicht geben. Sonst müßte man sagen: Ihr laßt die Ärmsten schuldig werden, dann — wenn wir mit dem Grünen Plan kommen — überlaßt ihr uns der Pein.
    Teilweise — das muß man betonen — liegen die Dinge in der Landwirtschaft sogar so, daß weder eine Mengenkonjunktur eintritt noch eine Preisentwicklung zugelassen wird; vielmehr haben wir in der Landwirtschaft Schrumpfkonjunkturen, z. B. bei der Kartoffel und beim Getreide.
    Nicht zuletzt stehen unsere Preisgestaltung und unser Absatz unter ,dem Druck einer bestimmten Importkonjunktur. Wohl sagt man, der Teil, der auf diesem Gebiete eingeführt werde, sei im Verhältnis zur Ausfuhr so bescheiden, daß er keine ausschlaggebende Rolle spiele. Aber im einzelnen hat er für die Landwirtschaft große Bedeutung dadurch, daß man auf diesem Wege dort, wo noch eine bescheidene Preisentwicklung gegenüber den erhöhten Unkosten vorliegt, diese Entwicklung abstoppt.
    Nun fragt sich, wie die Landwirtschaft dieser Entwicklung im industriellen Sektor gegenübersteht. Im letzten Jahr lagen die Dinge folgendermaßen. Es ist ausgewiesen, daß die Industrie im gewogenen Mittel eine 12%ige Erhöhung des Sozialprodukts hatte zu 8% echt durch Mengenkonjunktur und zu 4% durch die Preise. Bei den 4 % läßt sich nicht im einzelnen feststellen, wieweit sie sich auf die Landwirtschaft auswirken. Sie sind aber doch nicht ohne Auswirkung auf die Landwirtschaft, weil die Preise, auch die Preise für die Betriebsmittel, die die Landwirtschaft sich kaufen muß, gestiegen sind. Mit den 8 % aber verhält es sich folgendermaßen. Nehmen wir an, die Löhne im industriellen Sektor steigen um 8 oder 10 %. Die Landwirtschaft muß nachziehen. Unsere Kollegin Strobel hat vorhin, schon angedeutet, daß die Landwirtschaft bisher zu wenig nachgezogen habe. Nach Pressemeldungen stehen im Augenblick sogar Erörterungen an, in denen es um eine Lohnerhöhung um 40 Pf pro Stunde geht. Geht man von 8 oder 10 % aus, legt das Einkommen des Landarbeiters mit 4800 DM zugrunde und berücksichtigt die 450 000 Fremdarbeitskräfte, die die verehrte Frau Strobel erwähnt hat, so ergibt sich, wenn die Dinge nur so laufen, eine neue Lohnanforderung an die Landwirtschaft von 216 Millionen DM für diese 450 000 Fremdarbeitskräfte. Reichen aber die 10 % nicht aus, steigt also der Prozentsatz, dann steigt auch die Lohnanforderung in demselben Ausmaß. Nun haben wir noch 2 Millionen Familienarbeitskräfte. Für diese ergäbe sich eine Anforderung von 862 Millionen DM. Es ergäbe sich damit eine neue Anforderung von insgesamt ungefähr 1 Milliarde. Bei den Familienarbeitskräften wäre das allerdings nicht eine echte Anforderung, sondern nur eine Lohnerwartung. Wenn diese aber nicht in irgendeiner Form erfüllt würde, bewiese das, daß die Disparität erneut größer geworden ist.
    Man erörtert, wie man diesen Dingen abhelfen kann. So meint z. B. Herr Professor Plate, daß jährlich soundso viel Arbeitskräfte ausscheiden müßten. Bei dem Maßstab, den er bei seinen Darlegungen gewählt hat — er setzte allerdings eine gewisse Senkung des Getreidepreises voraus —, müßten, wie er glaubt, bis zum Jahre 1965 weitere 500 000 Menschen aus der Landwirtschaft ausgeschieden sein. Man kann sich vorstellen, was das für unsere Landfrauen und für uns Bauern bedeutet, daß auf der einen Seite die Arbeitszeit gekürzt und auf der anderen Seite die Arbeitszeit und die Arbeitsanforderung in der Landwirtschaft von Jahr zu Jahr erhöht wird. In dieser Form wird die Aufgabe wohl nicht zu lösen sein. Die Abwanderung erfolgt ja nicht überall nach ökonomischen Gesichtspunkten, sondern hängt in weitem Maße von den Menschen ab.
    Man sagt uns immer wieder: Ihr müßt dieser Entwicklung dadurch Rechnung tragen, daß ihr rationalisiert. Nun, die Umstellung von der menschlichen Arbeitskraft auf die technische Arbeitskraft setzt eine besonders große Kapitalinvestition voraus. Ein landwirtschaftlicher Betrieb muß 20 000 bis 25 000 DM aufbringen, wenn er die menschliche Arbeitskraft durch die Arbeitskraft der Maschine ersetzen will, wenn ihm das überhaupt gelingt.
    Eine weitere Frage wird in diesem Zusammenhang aufgeworfen, die auch die Kollegin Strobel angeschnitten hat, nämlich die Frage der Strukturwandlung. Für den, der die Dinge kennt, kann es keinem Zweifel unterliegen, daß die Strukturwandlung die erste Voraussetzung und Notwendigkeit ist. Trotzdem wird man nicht der Meinung sein können, daß man die Aufgabe mit der Strukturwandlung und damit, daß man die menschliche Arbeitskraft entbehrlich macht, lösen kann.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Ich darf auf das für uns in dieser Hinsicht klassische Land verweisen, die USA. Die Betriebe haben dort alle die entsprechende Größe, die Arbeitsproduktivität ist sehr hoch. Es gibt Weizenbaubetriebe mit 1000 Morgen Umfang, worauf nur die eine Familie des Farmers sitzt. Trotzdem kommt man in diesem klassischen Land mit diesen Maßnahmen nicht aus; dem Farmer muß noch die Hälfte seines Einkommens von staatlicher Seite zukommen. Niemand wird so einseitig sein, daß er glaubt, auf diese Weise könne das Problem, daß die Landwirtschaft nachhinkt, gelöst werden.

    (Beifall in der Mitte.)

    Noch auf einen Punkt muß ich hier eingehen, weil er angeschnitten worden ist; ich hätte ihn sonst nicht erörtert. Ich meine damit die Frage „groß oder klein". Ich darf aus meinem Wirkungskreis das Ergebnis, das für 305 Betriebe von der Buchstelle



    Dr. Pflaumbaum
    hieb- und stichfest zusammengestellt ist, vortragen. Diese Betriebe sind im Durchschnitt 60 ha groß. Die Unterlage bezieht sich auf das Jahr 1959/60. Ich betone, es war ein ausnahmsweise schlechtes Jahr, das nicht ohne weiteres mit anderen Jahren zu vergleichen ist und das nach meiner Erinnerung für diese Betriebe in den letzten 50 Jahren das schlechteste Jahr gewesen ist, das wir erlebt haben. Aus dieser Unterlage ergibt sich, daß 54 Betriebe, die eine entsprechende Größe haben und bei denen die Bodenverhältnisse außerordentlich gut liegen, den richtigen Vergleichslohn erwirtschaftet haben. Bei 35 Betrieben kann man zweifelhaft sein, man muß sie einzeln unter die Lupe nehmen. 219 Betriebe in dieser Größe mit der Intensität des Kreises Uelzen haben den Vergleichslohn nicht erwirtschaften können. Darunter befinden sich 54 Betriebe, die für den Vergleichslohn überhaupt Null erwirtschaftet haben, ohne Vergleichslohn schon Verluste hatten.

    (Abg. Dr. Graf Henckel: Hört! Hört!)

    Nun möchte ich auf eines hinweisen. Ich möchte nicht verkehrt verstanden sein. Gibt es denn auch Parallelen bei uns? Da darf ich darauf hinweisen, daß wir einer schrumpfenden Konjunktur ja auch in der Kohlenwirtschaft gegenüberstehen. Ich glaube, wir alle teilen durchaus die Auffassung, daß der Kohlenwirtschaft und damit dem Kohlenarbeiter geholfen werden muß; denn er ist der erste Arbeiter, der mit dem größten menschlichen Einsatz und Risiko arbeitet. Aber wenn ihm 1,7 Milliarden DM zukommen und außerdem noch die Vergünstigung durch den Schichtlohn, dann sollte man doch glauben, es müßte auch für die Landwirtschaft ein anderer Weg gefunden werden, ein Weg, der in der Sache die Meinungsverschiedenheiten ausräumt, wie sie in vielen Fällen bei uns auftreten.
    Nun die andere Seite. Wie werden die anderen Länder, in denen für die Landwirtschaft gleiche Verhältnisse bestehen, damit fertig?
    In England hat man ein Festpreissystem. Das englische Volk trägt die Lasten, die notwendig sind, um seine Landwirtschaft arbeitsfähig zu halten, mit politischer Reife und menschlichem Wohlwollen. Die Leistungen des englischen Steuerzahlers für die Landwirtschaft sind doppelt so hoch wie bei uns.

    (Abg. Dr. Graf Henckel: Hört! Hört!)

    In England ist die Sorge für die Zukunft die Antriebskraft für diese Art der Agrarpolitik. Es ist eine kluge Politik in vollständiger Übereinstimmung — und das ist das Maßgebliche — mit der Überzeugung der gesamten englischen Bevölkerung.
    Wie sieht es in den USA aus? Man darf wohl sagen, in den USA ist Herrn Kennedys großer Wahlerfolg gegenüber den Republikanern nicht zuletzt darin begründet, daß es die Republikaner nicht fertigbrachten, den Wohlstand gegenüber ihrer Farmerschaft gerecht zu ordnen. Herr Kennedy hat deshalb durch Herrn Freeman, den Agrarminister, nunmehr die Devise herausgegeben, gegenüber der Farmerschaft den Standpunkt zu vertreten, daß ein geordneter Wohlstand durchgeführt wird, das „managed abundance".. Nur eine solche Politik der immer wohlhabender werdenden industriellen Gesellschaft, sagt er, ist ihres Wohlstandes würdig, die mit dem anderen Teil der Gesellschaft teilt und den Wohlstand von Jahr zu Jahr neu ordnet.
    Ein Musterländle auf diesem Gebiet ist die Schweiz. Die Schweiz hat in vielen Industriebetrieben den höchsten Grad der Intensität. Sie hat auf der anderen Seite viele bäuerliche Kleinbetriebe mit schwierigsten Verhältnissen, denen im besonderen geholfen werden muß. Sie stellen fest, daß die ganze Schweizer Bevölkerung felsenfest davon überzeugt ist, daß kein Bauernhof an dem höchsten Hang überhaupt verlorengehen darf.
    Das sind die Grundauffassungen, denen wir gegenüberstehen und die in Zukunft bei uns verwirklicht werden sollten, damit wir zu einer besseren, zu einer glücklicheren Lösung kommen. Ich darf aber noch einmal betonen, daß man bei uns nicht einseitig glauben darf, dieser oder jener Schritt führe auf den Weg zum Erfolg. Man muß alle Maßnahmen, die möglich erscheinen, durchführen.
    Das bedeutet nicht zuletzt auch, daß man der Landwirtschaft zugesteht, in bescheidenem Umfang dort, wo die Chance gegeben ist, gewisse Preisausgleiche vorzunehmen, damit sie nicht den Weg der Bettelei an die Steuerzahler gehen muß.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Wir sehen also: ein Wohlstand will geordnet sein. Wir sehen weiter, daß ein steigender Wohlstand uns in jedem Jahr vor neue Aufgaben stellt und daß die Aufgaben in jedem Jahr schwieriger werden. Meistern wir diese Aufgaben um des ganzen Volkes willen in gegenseitigem Verstehen! Meistern wir sie nicht, dann stehen wir auch hier einer nicht bewältigten Gegenwart gegenüber.
    Dazu muß aber eines gesagt werden. Nicht mit Worten hier und anderswo werden die Dinge entschieden. Schöne Wort lösen die Aufgaben nicht. Wir alle, die wir auf diesem Gebiet tätig sind und die wir uns verantwortlich fühlen, werden eines Tages nicht an unseren Worten, sondern an unseren Taten gemessen werden. Dessen müssen wir uns bewußt sein, wenn wir an die Lösung dieser, im Hinblick auf die Bedeutung der Landwirtschaft in der Industriegesellschaft und in der Volkswirtschaft für die Gesamtheit des deutschen Volkes so wichtigen Aufgabe herangehen. Einen Gesichtspunkt möchte ich noch besonders herausstellen: Jenseits der Zonengrenze offenbaren sich in den Schwierigkeiten, die in der Landwirtschaft auftreten, die Fehler der dortigen Agrarpolitik — ich will nicht auf Einzelheiten eingehen —; unsere Aufgabe im Kalten Krieg muß es sein, eine bessere, eine erfolgreiche Agrarpolitik zu betreiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Bading.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Harri Bading


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Herr Kollege Dr. Pflaumbaum hat uns soeben ein Bild davon entwickelt, wie es in



    Bading
    anderen Ländern sehr viel besser gemacht wird als bei uns. Das war aber doch auch wieder eine sehr harte Kritik an der Politik der Bundesregierung, die von der Partei, der Herr Dr. Pflaumbaum angehört, getragen wird. Ich habe vermißt, daß Herr Dr. Pflaumbaum nur einmal sagte, wie man es nach seinen Vorstellungen im einzelnen besser machen kann.
    Der Grüne Bericht, über den wir uns heute auseinandersetzten, weist in diesem Jahre wiederum erfreuliche Verbesserungen aus. Von einem meiner Herren Vorredner ist gesagt worden, es handele sich lediglich um eine statistische Fleißarbeit. Wir sollten uns diesem harten Urteil nicht anschließen, sondern dankbar dafür sein, daß so viel Mühe und Arbeit aufgewandt werden, um uns ein Bild von den Vorgängen in der Landwirtschaft zu vermitteln. Es wird wohl niemand in diesem Hause widersprechen, wenn ich sage, daß wir allen, die an dem Grünen Bericht mitgearbeitet haben, Dank schulden, angefangen bei den Leitern der 8000 Testbetriebe, die sich zur Verfügung gestellt haben, über die Buchführungsinstitute usw. bis zu den Beamten im Bundesernährungsministerium, die dann dem Bericht den letzten Guß gegeben haben.
    Ich brauche hier nicht im einzelnen wiederum auf die Zahlen des Grünen Berichts einzugehen. Sie sind ja schon von meiner Fraktionskollegin Frau Käte Strobel erwähnt worden, und auch die anderen Redner haben sie im einzelnen erläutert.

    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Dehler.)

    Ich möchte aber doch auf einige Schlußfolgerungen aufmerksam machen. Wir haben gehört und im Grünen Bericht gelesen, daß die Bruttobodenproduktion der Landwirtschaft sehr stark angestiegen ist. Die Landwirtschaft hat damit eine große Leistung vollbracht. Die Leistungen in der Veredlungswirtschaft sind, prozentual gesehen, sogar noch größer. Auch das ist rühmend zu erwähnen. Infolgedessen kann man sagen, daß die Nahrungsmittelproduktion insgesamt der Landwirtschaft für sich und für die Gesamtbevölkerung, selbst wenn man sie nur in Getreideeinheiten rechnet und dadurch die ganze Preisentwicklung ausklammert, sehr stark gestiegen ist, man kann sagen: in den letzten zehn Jahren um beinahe 50 Prozent.
    Gleichzeitig hat die Landwirtschaft im selben Zeitraum etwa 1,4 Million Arbeitskräfte abgegeben. Das heißt also: Einer 50prozentigen Leistungssteigerung steht eine Abnahme der Arbeitskräfte von etwa 36 Prozent gegenüber. Daß ein solcher Prozeß mit ungeheuer viel Kummer und Sorgen verbunden ist, ist eine Selbstverständlichkeit. Der Anteil der landwirtschaftlich tätigen Bevölkerung ist durch diese Entwicklung von 20 Prozent auf 10 Prozent gesunken. Auch das ist eine sehr starke Abnahme, die natürlich wiederum eine bestimmte Folge hat.
    Durch die Verringerung des Arbeitskräftepotentials und gleichzeitig durch die Steigerung der Produktion ist die Wertschöpfung je Arbeitskraft in der Landwirtschaft gestiegen. Das sollten wir hier klar zum Ausdruck bringen. Wir sollten uns darüber klar sein, daß durch diese große Arbeitsanstrengung in der Landwirtschaft auch die Wertschöpfung je Vollarbeitskraft — man kann es errechnen; im Grünen Plan stehen diese Zahlen nicht, aber es ist nicht schwer, sie zu errechnen — von etwa 2400 auf 5700 DM gestiegen ist. Das ist ein außerordentlich erfreuliches Zeichen der Entwicklung.
    Wir wollen hier nicht immer nur alles schwarz in schwarz malen von seiten der Landwirtschaft, sondern stets sagen, daß mit diesem Entwicklungsprozeß auch Vorteile verbunden sind. Ich bin der Ansicht, die Landwirtschaft tut sich selber nicht den geringsten Dienst, wenn sie andauernd ihre Situation und ihre Lage als nur bejammernswürdig hinstellt. Weder gewinnt sie dadurch sehr viel Ansehen bei der anderen Bevölkerung, noch tut sie der Jugend in der Landwirtschaft damit einen Dienst. Infolgedessen sollte man auch hier alle Entwicklungsfolgerungn klar und deutlich sehen.
    Diese ungeheure Leistungssteigerung in der Landwirtschaft war natürlich nur durch eine Entwicklung der technischen Investitionen möglich, die eigentlich ohne Beispiel ist. Dadurch ist die Landwirtschaft in noch viel stärkerem Umfang mit der übrigen Wirtschaft verflochten. Man kann sagen, daß der Arbeiter bei Claas oder in irgendeinem Düngemittelwerk sozusagen auch mit zur Landwirtschaft gehört. Diese Trennung in Landwirtschaft und übrige Wirtschaft hört einfach auf, einen Sinn zu bekommen. Man sollte also auch hier von seiten der Produktion nicht immer allzustark auf den Gegensatz hinweisen, sondern mehr auf das Gemeinsame.
    Durch diese Investitionen hat natürlich das Fremdkapital eine starke Zunahme erfahren. Es ist von 1954 bis 1960 von 6,2 Milliarden auf 12 Milliarden gestiegen. Auch diese Zahl muß in ihrer Bedeutung richtig gesehen. werden. Wir können nicht allein darüber klagen, daß die Verschuldung der Landwirtschaft so gestiegen ist, sondern wir müssen die Zinsleistung, die für das Kapital aufzubringen ist, in Verbindung mit dem Umsatz der Landwirtschaft, d. h. mit den Verkaufserlösen, sehen. Eine absolute Zahl sagt uns gar nichts. Man kann nur in Prozentzahlen überhaupt irgend etwas erkennen. Da sehen wir also, daß sich in der Beziehung zwischen Zinsleistung und Umsatz in den letzten Jahren fast gar nichts geändert hat. Sie beträgt jetzt etwa 3,4 %, das heißt, die Zinsleistung nimmt 3,4% der Verkaufserlöse in Anspruch. Wenn wir die heutige Situation der Landwirtschaft mit der kurz vor dem Kriege vergleichen — manche Landwirte haben ja diese Zeit als besonders segensvoll fin Erinnerung behalten, obwohl ich der Meinung bin, daß es gar keine segensvolle Zeit war, auch nicht für die Landwirtschaft —, stellen wir fest, daß der Anteil der Zinsleistung damals 5,4 % betrug, also 2% mehr, als er heute bei der gegenwärtigen Höhe des Fremdkapitals beträgt. Nehmen wir die Zahl vor der großen Entschuldung der Landwirtschaft: Der Anteil betrug Anfang der dreißiger Jahre 14 %; das war natürlich viel zu hoch. Man kann aber keineswegs davon reden, daß ein Anteil der Zinsbelastung der Landwirtschaft an den Ver-



    Bading
    kaufserlösen in Höhe von 3,4% eine untragbare Belastung darstellt. Natürlich sind das Durchschnittszahlen; es gibt Betriebe, die mit einer höheren Zinsbelastung zu rechnen haben. Dafür gibt es auf der anderen Seite auch wieder Betriebe, die eine geringere Zinsleistung aufzubringen haben. Ich bedauere aber, ,daß diese Zahlen in keinem landwirtschaftlichen Fachblatt zu finden sind. Da wird immer nur auf die Steigerung der sogenannten Verschuldung hingewiesen. Wir wollen also auch hier beim Wahrheitsprinzip bleiben. Ich glaube, die Landwirtschaft fährt dabei besser.
    In diesem Zusammenhang muß ich aber auch noch meine Anerkennung für Mannesmut vor demokratischen Parlamentsentscheidungenn zum Ausdruck bringen, und zwar hier in diesem Fall des Bundesernährungsministeriums, das dem Beschluß des Bundestages nicht entsprochen hat, den Vergleichslohn auf der Grundlage des sogenannten tatsächlichen Stundenarbeitsverdienstes zu berechnen. Im Grünen Bericht — ich kann mich darauf beschränken, darauf hinzuweisen — finden Sie die Gründe angegeben, warum es das Ernährungsministerium abgelehnt hat, eine solche Berechnung aufzustellen. Sie würde einfach nicht der Realität entsprechen und auch nicht der Wahrhaftigkeit. Deswegen ist es gut, daß das nicht gemacht worden ist.
    Auch ich darf noch einmal sagen, daß das Jahr 1958/1959 ein außerordentlich schwieriges Jahr für die Landwirtschaft gewesen ist. Zum erstenmal ist die ständig ansteigende Linie der Differenzbeträge zwischen Einnahmen und Ausgaben unterbrochen worden. Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben im Wirtschaftsjahr 1959/60 lag mit etwa 51/2 Milliarden DM unter der des Vorjahres, aber nicht etwa durch eine Unterbrechung der ständig steigenden Entwicklung der Verkaufserlöse. Die ebenfalls ständig steigende Kaufkraft machte es möglich, daß trotz der schlechteren Produktionsverhältnisse die Einnahmen der Landwirtschaft nicht gesunken sind. Aber die Ausgaben — insbesondere für Futtermittel — stiegen im Wirtschaftsjahr 1958/59 so stark an, daß der Einnahmenüberschuß zurückging.
    Herr Dr. Pflaumbaum hat erwähnt, daß das Jahr 1958/59 zumindest in seiner Heimat das schlechteste Jahr seit Menschengedenken gewesen ist. Ich glaube, wir sollten uns nicht immer auf dieses Jahr berufen, denn es war eben ein besonders schlechtes Jahr. Aber wir müssen daraus natürlich Konsequenzen ziehen. Wir halten somit die von der Bundesregierung gezogene Konsequenz, in diesem Jahr den Betrag zu erhöhen, für durchaus sinnvoll und zweckmäßig.
    Ich möchte noch auf eine Tatsache hinweisen, die ebenfalls aus dem Grünen Bericht hervorgeht, und zwar auf die erschreckende Differenzierung des Einkommens innerhalb der Landwirtschaft. Ich kann wirklich nicht verstehen, daß von einzelnen Kollegen der Regierungspartei oder der FDP diese Tatsache völlig nebensächlich behandelt wird. Es wird so getan, als ob es gar nicht notwendig sei, aus dieser Differenzierung des Einkommens innerhalb der Landwirtschaft die richtigen Schlüsse für unsere
    Agrarpolitik zu ziehen. Selbstverständlich können wir den Betrieben, die gegenüber der allgemeinen Entwicklung in der Landwirtschaft zurückgeblieben sind, nur helfen — das gilt gerade dann, wenn wir sie der Landwirtschaft erhalten wollen —, indem wir ihre betrieblichen Voraussetzungen verbessern oder ihnen die Möglichkeit geben, sie zu verbessern. Wir müssen also den Sinn des § 1 des Landwirtschaftsgesetzes erfüllen, nach dem die Landwirtschaft in den Stand gesetzt werden soll, ein den Einkommen in der übrigen Wirtschaft entsprechendes Einkommen selber zu erwerben.
    Dazu ist es notwendig — das hat meine Fraktion und Partei schon seit Jahren immer wieder gesagt —, daß wir von den Subventionen herunterkommen und die Maßnahmen zur Agrarstrukturverbesserung oder zur Rationalisierung der Familienbetriebe verbessern. Meine Damen und Herren, ich habe schon im vorigen Jahr oder im vorvergangenen Jahr, ich weiß es nicht genau — einige Worte zur Düngemittelsubvention gesagt, und ich erinnere mich, daß Herr Minister Schwarz mir damals insoweit recht gegeben hat. Ich zitiere aus dem Protokoll der Sitzung vom 11. März 1960, in der wir uns über den Grünen Plan 1960 unterhielten. Herr Minister Schwarz hat gesagt:
    Herr Kollege Bading, einigen wir uns auf die Formel: Wir hatten einmal eine Verbilligung von 20 %, haben im vergangenen Jahr 14 % gehabt und werden in diesem Jahr weiter herunterkommen, weil der Betrag festliegt und die Anwendung von Düngemitteln größer sein wird. Wir werden wieder einige Prozent herunterrutschen, und es kann kein Zweifel bestehen, daß die Dinge auslaufen werden.
    Im Grundsatz besteht also zwischen Herrn Minister Schwarz und uns kein Gegensatz. Wir sind uns nur über das Tempo des Aaslaufens uneinig. Nun ja, da kann ich natürlich verstehen, daß man im Wahljahr etwas vorsichtig ist. Herr Minister Schwarz hat zwar bestritten, daß z. B. die zusätzlichen 300 Millionen DM irgendwie als ein Wahlgeschenk aufzufassen seien. Aber er hat — ich muß ihn leider schon wieder zitieren — in der Begründung zum Grünen Plan am 10. Februar dieses Jahres gesagt:
    Wenn solche Maßnahmen . . . die Nebenwirkung auslösten, daß die Agrarpolitik der Regierung auch bei den Wählern günstig beurteilt wird, dann könnte ich allerdings darüber nicht traurig, sondern nur zufrieden sein,

    (Abg. Frehsee: Die Regierung hat das ja auch sehr nötig!)

    Man kann also wohl kaum sagen, daß bei diesen Überlegungen der Hinblick auf den September 1961 gefehlt hätte.
    Ich freue mich aber auch, feststellen zu können, daß die ablehnende Meinung gegenüber den Subventionen sich nicht allein auf die Sozialdemokratie oder einige Betriebswissenschaftler beschränkt, sondern daß auch innerhalb der Landwirtschaft die Bedenken, ob diese Form der Hilfe die einzig richtige ist, immer größer werden. Ich möchte hier auf die Stellungnahme der katholischen bayerischen Land-



    Bading
    jugend in ihrer Zeitschrift „Der Pflug" im Januar dieses Jahres verweisen, in der sie unter der Überschrift — ich kann sie nicht genau zitieren —: Müssen die Reichen immer reicher werden? denselben Standpunkt vertritt, den wir seit Jahren vertreten, den Standpunkt, daß die Verteilung der Subventionen nicht einfach nach dem Umsatz, sondern nach der Bedürftigkeit der Betriebe zu erfolgen hat. Nur dann ist eine Subvention moralisch und rechtlich zu rechtfertigen, wenn sie ,sich für Gerechte und Ungerechte gleichmäßig auswirkt; sie muß tatsächlich den Betrieben zugute kommen, denen es am schlechtesten geht und die die Subvention nötig haben.
    Auch innerhalb des Bundestages ist ja die Düngemittelsubvention bereits von Mitgliedern der Regierungsparteien angeknabbert worden. Wir haben gestern im Ausschuß erlebt, daß bei einzelnen Anträgen der Deckungsvorschlag gemacht wurde, die Düngemittelsubvention entsprechend zu kürzen. Wir können also feststellen, daß andere Formen der Förderung der Landwirtschaft für sinnvoller als diese Subvention gehalten werden. Ich will damit aber nicht gesagt haben, daß ich die Subventionen als solche grundsätzlich ablehne. Es ist eine Notwendigkeit, daß man so lange, bis sich die Agrarstrukturmaßnahmen auswirken können, auch Subventionen zahlt, aber, wie gesagt, nur den Betrieben, die sie nötig haben.
    Man könnte den Einwand machen, daß die Auswirkungen auf die Ertragslage es vielleicht doch zweckmäßig erscheinen lassen, solche auf den Umsatz eingestellte Subventionen weiterbestehen zu lassen. Ich möchte Sie auf die Seite 70 des Grünen Berichts verweisen, wo die Auswirkungen angegeben sind. Sie müssen diese Angaben aber nun nicht so lesen — ich habe den Grünen Bericht nicht hier, deswegen kann ich Sie nur so darauf hinweisen —, wie Sie sie dort finden, nämlich auf den Hektar bezogen, sondern auf die Arbeitskraft bezogen. Dann kommen Sie zu dem Ergebnis, daß sich diese Subventionen für die größeren Betriebe, die ja eine viel geringere Anzahl von Arbeitskräften, auf je 100 ha landwirtschaftliche Nutzfläche bezogen, haben, ganz anders auswirken, und zwar für die größeren Betriebe etwa dreimal so günstig wie für die kleineren Betriebe.
    Nun muß ich noch ein Wort zu der Milchsubvention sagen. Sie ist ja anders zu beurteilen als die Düngemittelsubvention. Sie wissen, daß 27 % der Verkaufserlöse der Landwirtschaft durch den Absatz von Milch hereinkommen, und die Situation der Milchwirtschaft ist zweifelsohne nicht gerade die beste. In Hessen ist die Milchanlieferung im Jahre 1960 um 42 Millionen Liter größer gewesen als im Jahre 1959. Die Gesamtsumme der Auszahlung an die Landwirtschaft war aber geringer als im vorhergehenden Jahr. Das ist sehr bedauerlich, und wir müssen sehen, wie wir zu einer Besserung der Situation kommen können. Ich bin der Ansicht, daß eine ungezielte und ungestaffelte Milchsubvention nicht das richtige Mittel ist. Wir müssen sehen, daß wir — das ist eine Forderung, die auch von Herrn Minister Schwarz erhoben wird — der Milchsubvention den Anreiz nehmen, die Produktion in der bisherigen Weise zu erhöhen. Wir können dafür auch Wege finden, ohne die große Zahl der kleinbäuerlichen Betriebe, die am Milchverkauf außerordentlich stark interessiert sind, dadurch zu schädigen. Auch Herr Minister Schwarz hat bereits angekündigt, daß er die Milchsubvention 1962 überprüfen werde. Ich bedauere, daß er das nicht jetzt schon getan hat; denn ich glaube, wir sind schon an einem Entwicklungspunkt angelangt, an dem wir uns darüber unbedingt Gedanken machen müssen.
    Über die Treibstoffsubvention brauche ich hier kein Wort mehr zu verlieren. Sie ist bereits erwähnt worden. Um den Preis des Dieseltreibstoffs für den deutschen Bauern auf den Betrag zu senken, den der französische und der holländische Bauer bezahlen, etwa 17 bis 19 Pf, würden wir etwa 70 bis 80 Millionen DM benötigen. Meines Erachtens ist dieser Betrag in der Richtung besser angewandt, als er jetzt nach dem Grünen Plan Verwendung finden soll.
    Noch einige Worte zu den Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur. Erfreulicherweise können wir feststellen, daß unsere ständigen Hinweise die Bundesregierung veranlaßt haben, einige Erhöhungen vorzunehmen. Nur sind wir nicht der Ansicht, daß diese Erhöhungen schon genügen. Die Erhöhung des Ansatzes um 15 Millionen DM für die Flurbereinigung scheint mir in keiner Weise ein Ausgleich für die gestiegenen Kosten der Flurbereinigung zu sein. Es ist notwendig, die Flurbereinigung in stärkerem Umfang und in einem größeren Tempo durchzuführen. Ich brauche mich da nicht zu wiederholen. Doch sollte die Vorfinanzierung, die jetzt in Nordrhein-Westfalen und in Hessen erprobt worden ist und sich gut bewährt hat, auch in den übrigen Ländern eingeführt werden, und der Bund sollte sich an ihr beteiligen. Wir müssen deshalb für diese Vorfinanzierung im Grünen Plan Geld zur Verfügung stellen.
    Bei dem Ansatz für die Aussiedlung und Aufstokkung ist zu beanstanden, daß zwar nominell eine Erhöhung, praktisch aber eine Senkung des Betrages eintritt; denn aus diesen Mitteln sollen 70 Millionen DM als Zuschuß zur Alterskasse für Landwirte bezahlt werden. Das erscheint uns und vielen anderen als eine Zweckentfremdung. Wir werden deshalb fordern, diese 70 Millionen DM aus dem Einzelplan 10 herauszunehmen und in den Sozialetat, den Einzelplan 11, einzusetzen. Das bedeutet dann, daß 70 Millionen DM mehr für Aussiedlungs- und Aufstockungszwecke zur Verfügung stehen. Diese Mittel brauchen wir auch dringend. Die Baukosten sind gestiegen. Der Baukostenhöchstsatz von 25 000 DM reicht längst nicht mehr aus. Wir brauchen je Aussiedlung insgesamt etwa 20 000 DM an Baukrediten mehr. Wenn wir mit 3000 Aussiedlungen im Jahr rechnen — was durchaus erreichbar wäre und im Grunde genommen nur einen sehr bescheidenen Beitrag zur Verbesserung der Agrarstruktur darstellen würde —, so ergibt sich allein für diesen Zweck schon ein Mehrbedarf von 60 Millionen DM. Wir brauchen also unbedingt den für die Alterssicherung angesetzten Betrag von 70 Millionen DM



    Bading
    für Zwecke der Aussiedlung. Ich bin natürlich. nicht gegen die Alterssicherung für Landwirte; im Gegenteil, ich halte sie für notwendig. Nur müssen die Mittel für die Zuschüsse dort eingesetzt werden, wo sie hingehören.
    Mit der Umstellung von mehr arbeitsintensiven zu maschinenintensiven Betrieben in der Landwirtschaft kommt dem Wegenetz auf dem Lande eine besonders große Bedeutung zu. Die Wegebaumittel, die jetzt zur Verfügung gestellt sind, müssen ebenfalls erhöht werden, wenn wir der Landwirtschaft auf diesem Gebiet helfen wollen. Auch nehmen die Klagen der finanzschwachen Gemeinden über ungenügende Berücksichtigung bei der Verteilung der Mittel nicht ab. Ich richte an Sie, Herr Minister, die dringende Bitte, durch eine bessere Zusammenarbeit mit den Ländern auch auf diesem Gebiet zu besseren Richtlinien zu kommen, damit nicht nur die reichen Gemeinden mit hohem Gewerbesteueraufkommen oder mit Waldbesitz diese Mittel in Anspruch nehmen können, sondern auch die Gemeinden, die darauf besonders angewiesen sind.
    Nun noch ein Wort zur Althofsanierung. Damit möchte ich dann meine Betrachtung der Agrarstrukturmaßnahmen abschließen. Die große Bedeutung dieser Althofsanierung für die Rationalisierung und hier auch wieder für die Erleichterung der Arbeit der Bäuerin ist zwar allgemein anerkannt; praktisch getan wird dafür aber außerordentlich wenig. Es stehen hier zu wenig Mittel zur Verfügung. Ich spreche den Wunsch aus, daß die 100 Millionen DM für Investitionen, die in dem Zusatz von 300 Millionen DM enthalten sind, vornehmlich für die Althofsanierung verwandt werden.
    Hierbei noch ein Wort an Herrn Bauknecht! Er hat gesagt, daß diese 300 Millionen DM der Beginn einer langandauerndem Aktion sein sollten. Ich habe die Vorlage gerade nicht hier. Aber auf der ersten Seite steht, daß das eine einmalige Angelegenheit sei. Es wäre also interessant, einmal zu erfahren, wie das eigentlich gedacht ist. Ich persönlich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß diese 100 Millionen DM für Investitionen, die unbedingt notwendig sind, eine einmalige Angelegenheit bleiben können.
    Etwas anderes ist es natürlich wiederum mit den 120 Millionen DM, die für Nachzahlungen für den geringeren Milcherlös bestimmt sind. Das ist selbstverständlich eine einmalige Angelegenheit. Aber auch hierüber möchte ich- von der Regierung noch etwas Klarheit erhalten.
    Nun zur technischen Förderung der Landwirtschaft! Hier darf ich nur einen Posten herausgreifen, nämlich den überbetrieblichen Einsatz von Landmaschinen. Ich freue mich darüber, daß der Ansatz von 10 auf 20 Millionen DM erhöht worden ist. Aber auch diese Erhöhung sollte keine einmalige Angelegenheit, sondern zumindest vorläufig eine Dauereinrichtung sein. Auch auf diesem Gebiet könnte man wahrscheinlich noch bedeutend mehr tun.
    Es ist erfreulich, daß sich das Bundesernährungsministerium entschlossen hat, die Richtlinien in der
    Weise zu ändern, daß jetzt auch nichtjuristische Personenvereinigungen Zuschüsse erhalten können. Bedauerlich ist jedoch, daß ,die Mindestgröße dieser Personengemeinschaften immer noch auf sieben Personen festgesetzt ist. Ich kann mir vorstellen, daß aus betriebswirtschaftlichen Gründen auch durchaus einmal eine kleinere Anzahl von Personen eine solche Maschinengemeinschaft gründet.
    Wie groß die Bedeutung dieser freien Gemeinschaften ist, geht aus einer Aufstellung hervor, die ich aus Hessen bekommen habe. In Hessen gibt es jetztbereits 4200 überbetriebliche Maschinengemeinschaften. Davon sind Gemeinden, die die Aufgabe der Vollmechanisierung des Dorfes zu erfüllen haben, 43, Genossenschaften 374, Lohnunternehmungen 540 und Gemeinschaften 3256. Sie ersehen aus diesen Zahlen, welche Bedeutung diese Gemeinschaften für die so wichtige Aufgabe der Rationalisierung der Landwirtschaft und der Maschinenverwendung haben.
    Bedauern möchte ich, daß in dem Grünen Plan der Gartenbau so stiefmüttertlich behandelt worden ist. Wir alle wissen, daß im Laufe der vor uns liegenden Entwicklung auf den Gartenbau sehr viel zukommen wind. Der Gartenbau ist also baulich keineswegs so ausgestattet, daß er der Konkurrenz gewachsen sein wird. Ich halte es für dringend notwendig, daß wir die Bereitstellung von Mitteln, die für die Umwandlung von Niedrigglas- in Hochglashäuser oder, auf deutsch gesagt, von Glaskästen zu regelrechten Treibhäusern gebraucht werden, in viel stärkerem Umfang durch Kreditierung fördern sollten.
    Ich muß mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, daß sich auch im Ernährungsausschuß selbst keine Mehrheit für eine wirkliche Hilfe finden konnte. Die vorhandenen Mittel wurden nach dem Prinzip der Töpfchenwirtschaft verzettelt, was meines Erachtens geradezu unerträglich ist. Es geht nicht an, daß man jedem, der einem einen Brief schreibt, nun auch ein bißchen gibt. Dann ist überhaupt keine Konzeption mehr in unserer Politik zur Verbesserung der Agrarstruktur und zur Förderung der Rationalisierung, wir geben dann vielmehr immer nur den Bestrebungen der einzelnen Interessentengruppen nach. Ich will dabei keineswegs sagen, daß diese Interessentengruppen nur aus purem Übermut solche Forderungen stellen. Wenn aber hier geholfen werden soll, dann muß es im Rahmen der allgemeinen Bedingungen geschehen. Oder handelt es sich um Gruppen, deren Produktion überhaupt keinen allgemeinen ökonomischen Sinn hat, müssen wir eben zu einer sozialen Überleitungshilfe für solche Gruppen kommen.
    Ich komme zum Schluß. Zweifellos ist die Aufgabe, der Landwirtschaft in dem derzeitig laufenden Umstellungs- und Entwicklungsprozeß zu helfen, keineswegs einfach zu lösen. Sie muß gelöst werden. Sie kann aber wahrscheinlich nur dann gelöst werden, wenn wir in gemeinsamer Arbeit und in einer sehr nüchternen Erkenntnis der Situation, in der wir uns befinden — nüchtern, d. h., daß man sich keinen Illusionen hingeben sollte —, zu Wegen



    Bading
    zu kommen suchen und hierbei gleichzeitig ganz bewußt Möglichkeiten erschließen, mit deren Wahrnehmung tatsächlich dem größten Teil der deutschen Landwirtschaft, den Familienbetrieben, geholfen werden kann.

    (Beifall bei der SPD.)