Rede von
Dr.
Franz Josef
Strauß
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das gilt zumindest bis zum Jahre 1951. Das sage ich, nachdem Sie mich vorher wegen eines Zitats aus der Vergangenheit festgenagelt haben!
— Wenn Sie damals gesagt hätten, die SPD bekenne sich zur Wehrpflicht, und wenn Sie heute sagten, die technische Entwicklung und die Anforderungen an eine moderne Armee zwingen uns, unser Bekenntnis zur Wehrpflicht zu ändern, dann würde ich Ihnen sofort eines als technisch plausibel abnehmen, nämlich eine aus Freiwilligen bestehende NATO-Truppe. Ich würde Ihnen aber nicht abnehmen: eine aus Freiwilligen bestehende Territorialverteidigung; denn Miliz und Freiwilligkeit sind ein Widerspruch in sich selber. Das Wesen der Miliz ist die Verpflichtung des Bürgers zur Landesverteidigung. Ich würde eine NATO-Armee aus Berufssoldaten nicht bejahen, Herr Kollege Merten, aber ich hielte das noch, so wie die Engländer es vorhaben, für eine plausible Lösung des NATO-Beitrags, allerdings wiederum nicht unter unseren Umständen; denn bei uns besteht doch die Zäsur der zwölf Jahre. Durch die Schrecken und Mißbräuche der Vergangenheit, die politischen Wirren um den Neuaufbau der Bundeswehr und auch durch die Verzerrung des Weltbildes für viele junge und ältere Staatsbürger ist es notwendig geworden, ihnen die elementare Pflicht des Staatsbürgers wieder klarzumachen und sie in der Konsequenz dazu anzuhalten.
Da gibt es für uns nicht den geringsten Zweifel, und deshalb war ich erschüttert, als Sie sagten: Das freiwillige Bekenntnis ist mehr wert als das erzwungene Opfer.