Rede:
ID0302007300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 20. Sitzung Bonn, den 22. März 1958 Inhalt: Große Anfrage der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) 1015 B Große Anfrage der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230) Fortsetzung der Aussprache — . 1015 B Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . . 1015 C Dr. von Brentano, Bundesminister 1028 A Kreitmeyer (FDP) 1031 A Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 1037 A Kiesinger (CDU/CSU) 1048 C Nächste Sitzung 1054 C Anlage . . . 1055 A Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Sonnabend, den 22. März 1958 1015 20. Sitzung Bonn, den 22. März 1958 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr.
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    Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Frau Albrecht 12. 4. Dr. Atzenroth 22. 3. Dr. Baade 22. 3. Bazille 1. 4. Dr. Becker (Hersfeld) 19. 4. Blachstein 29. 3. Dr. Böhm 22. 3. Dr. Bucerius 22. 3. Conrad 18. 4. Diel (Horressen) 19. 4. Frau Diemer-Nicolaus 22. 3. Dr. Dittrich 22. 3. Dr. Dresbach 22. 3. Dr. Eckhardt 22. 3. Eilers (Oldenburg) 22. 3. Euler 22. 3. Felder 31. 3. Frau Friese-Korn 31. 5. Funk 22. 3. Frau Dr. Gantenberg 22. 3. Glahn 22. 3. Gottesleben 8. 4. Graaff 22. 3. Dr. Greve 22. 3. Dr. Harm 22. 3. Häussler 22. 3. Heiland 31. 3. Hellenbrock 24. 3. Hilbert 22. 3. Dr. Höck (Salzgitter) 31. 3. Höcker 15. 4. Frau Dr. Hubert 12. 4. Illerhaus 22. 3. Jahn (Frankfurt) 29. 3. Jahn (Marburg) 22. 3. Jürgensen 31. 3. Frau Kipp-Kaule 29. 3. Anlage zum stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Köhler 22. 3. Dr. Kohut 22. 3. Kramel 22. 3. Kroll 22. 3. Kühlthau 22. 3. Kunze 15. 5, Lenz (Trossingen) 29. 3. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 30. 4. Dr. Baron Manteuffel-Szoege 22. 3. Mauk 22. 3. Mellies 25. 4. Mischnick 22. 3. Müller (Worms) 22. 3. Neumann 12. 4, Paul 30. 4. Pelster 1. 4. Pütz 22. 3. Rademacher 22. 3. Ramms 31. 3. Sander 22. 3. Scheel 22. 3. Schneider (Hamburg) 31. 3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 22. 3. Dr. Schranz 22. 3. Stahl 22. 3. Dr. Stammberger 22. 3. Dr. Starke 22. 3. Frau Dr. Steinbiß 29. 3. Struve 22. 3. Tobaben 22. 3. Dr. Vogel 22. 3. Vogt 12. 4. Dr. Wahl 22. 3. Walter 22. 3. Wehr 31. 3. Weinkamm 29. 3. Frau Welter (Aachen) 22. 3. Dr. Will 22. 3. b) Urlaubsanträge Jacobs 20. 4.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kurt Georg Kiesinger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich habe in diesen Tagen zwei Reden aus den Reihen der Opposition gehört, denen ich mit großer Aufmerksamkeit und mit Respekt zugehört habe, — zwei vor allem: Es waren die Rede des Herrn Kollegen Wehner und die Rede des Herrn Kollegen Carlo Schmid. Nicht deswegen, weil diese Reden etwa unseren Auffassungen näher gestanden hätten als das, was wir eben hören mußten, sondern weil da eine saubere, klare und un-demagogische Darstellung der Position der Opposition gegeben wurde.

    (Zurufe von der SPD: Was ist mit Jaeger?)

    Die Rede, die wir soeben hören mußten, war ein einziger Schmutzkübel, der ausgegossen wurde über dieses Haus.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf von der SPD: Aber wahr!)

    Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Sonnabend, den 22. März 1958 1049
    Kiesinger
    Gestern sprach Herr Döring davon, daß das Problem der atomaren Aufrüstung hier im Stil von Büttenreden behandelt würde. Auf welche Rede trifft das mehr zu als auf die, die wir soeben gehört haben!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Und dazu war es noch eine schlechte Büttenrede. (Abg. Heide: Aber auch Ihre ist sehr schlecht!)

    Um was geht es? Ich habe es gestern gesagt — und ich habe es ernst gemeint —: Es geht um die drei großen Probleme —

    (Zuruf von der SPD: Aufrüstung um jeden Preis!)

    und unser Volk muß es wissen, daß es darum geht —: wie wir im atomaren Zeitalter den Frieden schützen, wie wir im atomaren Zeitalter die Freiheit bewahren und wie wir dabei zur Wiedervereinigung kommen.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Darüber haben die Herren Kollegen Arndt, Wehner und Carlo Schmid gesprochen, und darüber sollten wir fortfahren zu sprechen.

    (Lebhafte Zurufe von der SPD: Und Herr Jaeger?)

    Wenn die Argumente fehlen,

    (Rufe von der SPD: Ja!)

    dann sollten wir nicht versuchen, den Gegner madig B) zu machen mit Geschichten, die Jahrzehnte zurückliegen.

    (Erneuter lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Anhaltende Zurufe von der SPD: Jaeger! -Zuruf von der SPD: Kehren Sie vor der eigenen Tür!)

    Sollen wir Deutsche, meine Damen und Herren von der Opposition, heute hier der Welt das klägliche Schauspiel bieten, daß wir

    (erregte Zurufe von der SPD)

    in der Vergangenheit unseres Volkes, in unserer gemeinsamen Vergangenheit herumwühlen? Da ist die Rede vom Ermächtigungsgesetz. Soll ich in Ihre Erinnerung rufen, daß am 17. Mai 1933 Adolf Hitler im Deutschen Reichstag eine Rede gehalten hat, in der er die Außenpolitik der neuen nationalsozialistischen Regierung begründete und daß nach dieser Rede eine Entschließung gefaßt wurde:
    Der Reichstag wolle beschließen: der Deutsche Reichstag als die Vertretung des deutschen Volkes billigt die Erklärung der Reichsregierung und stellt sich in dieser für das Leben der Nation entscheidenden Schicksalsfrage der Gleichberechtigung des deutschen Volkes geschlossen hinter die Reichsregierung
    und daß diese Resolution von den Sozialdemokraten mit angenommen wurde?

    (Stürmischer Beifall bei den Regierungsparteien. — Anhaltende Gegenrufe von der SPD.)

    Das ist so gewesen! Ich hätte das in diesem Hause und in dieser Stunde nicht erwähnt, wenn nicht der taktlose, verantwortungslose Versuch der Brunnenvergiftung von diesem Herrn gemacht worden wäre.

    (Erneuter lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der SPD.) Ihre alte Verleumdung! Ich habe nicht eine Rede in meinem Leben zugunsten des Nationalsozialismus gehalten! Diese Lüge, die mir immer aus Ihrem Lager entgegengehalten wird! Ich habe nie für jene Partei gekämpft.


    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien und anhaltende Zurufe von der SPD.)

    Meine Damen und Herren, ich beschwöre Sie

    (Zurufe und Lachen bei der SPD)

    — ich beschwöre Sie, jawohl, kehren wir in dieser Debatte zu der Sache zurück, um die es geht!

    (Zuruf von der SPD: Sagen Sie das dem Herrn Jaeger!)

    Sie haben mit uns das gemeinsame Anliegen, den Frieden zu bewahren, die Freiheit zu schützen und unserem Volk die Einheit wiederzugeben.

    (Zuruf von der SPD: Den Atomtod!)

    Sie sind anderer Ansicht als wir über den Weg zu den Zielen. Warum können wir uns darüber nicht mit dem ganzen Ernst, den diese Fragestellung verdient, auseinandersetzen?

    (Anhaltende Zurufe von der SPD: Jaeger! Jaeger! — Ihr Strauß!)

    Geben wir dieser Debatte das Niveau zurück, das sie verdient.

    (Beifall in der Mitte.)

    Wir haben uns in diesen Tagen vor allem über zwei Themen unterhalten. Schon lange tun wir das. Wir tun es auch jetzt. Das eine ist das Thema: Was ist notwendig für unsere Sicherheit, was müssen wir tun, damit wir nicht nur für die 50 Millionen der Bundesrepublik, sondern auch für die 17 Millionen drüben, wenn sie einmal in ein gemeinsames Vaterland zurückkehren, ein Leben in Freiheit und Sicherheit garantieren können?
    Die andere Frage lautet: Was können wir unsererseits dazu beitragen, daß in unserem Zeitalter der Frieden bewahrt wird?

    (Erneute Zurufe von der SPD.)

    Und die dritte Frage: Wie werden wir unsere Einheit in Frieden, in Freiheit und Sicherheit wiedererlangen können? Sie sagen — und das klingt so einfach in den Ohren der Menschen —, je mehr aufgerüstet wird, je mehr atomar aufgerüstet wird, desto größer wird die Kriegsgefahr.

    (Lebhafte Zurufe von der SPD.)

    — Meine Damen und Herren, Sie, die Sie heute so heftig gegen die bittere Notwendigkeit dieser Maßnahmen streiten, Sie hätten dazu beitragen können, daß es nicht so weit kam: als wir nämlich — und der Bundeskanzler voran — sagten, wir wollten ohne atomare Aufrüstung auskommen und mit europäischen konventionellen Streitkräften gegenüber
    1050 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Sonnabend, den 22. März 1958
    Kiesinger
    der gewaltigen sowjetrussischen Übermacht gleichziehen.

    (Lebhafter Beifall in der Mitte.)

    Das haben Sie mit verhindert.

    (Abg. Erler: Sie haben doch die Mehrheit gehabt! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Ja, wir haben die Mehrheit gehabt, Herr Erler. Aber es gab ein Bundesverfassungsgericht, das dazu benutzt wurde, angerufen zu werden, um Entscheidungen, die in diesem Hause fallen sollten, zu verzögern. Der großartige Versuch scheiterte,

    (lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien)

    weil die Entscheidung verzögert wurde. Ich möchte Sie fragen, wo wir heute in Europa stünden, wenn wir die Europäische Verteidigungsgemeinschaft bekommen hätten!

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Anhaltende Zurufe von der SPD.)

    Von Ihnen, ausgerechnet von Ihnen wird so getan, als gäbe es in unseren Reihen die Hybris einer nationalen oder gar nationalistischen Aufrüstung. Wir waren die stärksten Gegner einer solchen nationalistischen Aufrüstung. Wir wollten einen europäischen Schutzverband der Freiheit gründen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, welche Reden aus jenen
    3) Kampfjahren des Bundestages klangen nationalistisch, die des Bundeskanzlers oder die Dr. Schumachers?

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Pfui-Rufe von der SPD. — Zuruf von der SPD: Er ist tot, er kann sich nicht mehr wehren! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Ich kenne das Anliegen Dr. Schumachers. Deshalb habe ich gesagt: Welche Reden klangen so? Ich weiß, warum er meinte, man müsse gewissen nationalistischen Gefahren von vornherein den Wind aus den Segeln nehmen.

    (Abg. Dr. Schäfer: Das ist fast so schlecht wie Jaeger!)

    — Ach, lieber Herr Hinterbänkler Schäfer, blättern Sie lieber in der Geschichte der letzten Jahre nach, dann können Sie hier mitreden.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf von der SPD: Es gibt auch andere, die von den Dingen etwas verstehen! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Jawohl, es gibt auch andere, die von den Dingen etwas verstehen, und ich gestehe das auch denen, die in den Reihen der Sozialdemokratie stehen, zu, aber nicht denen, die mitreden, ohne wirklich die Tatsachen zu kennen.


Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Einen Augenblick, Herr Abgeordneter Kiesinger!
Herr Abgeordneter Schäfer, die Bezeichnung „Hinterbänkler" darf in diesem Hause unter keinen Umständen eine Disqualifikation bedeuten.

(Lebhafte Zurufe von der SPD: So war sie gemeint!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kurt Georg Kiesinger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich habe sie genauso gemeint, wie ich sie gesagt habe. Ich habe damit sagen wollen, daß man in diesem Bundestag gewesen sein muß, und daß man am politischen Leben dieser Zeit aktiv teilgenommen haben muß, bevor man so arrogante Aussprüche über die gegenwärtige und die vergangene Politik tun darf.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Meine Damen und Herren, niemand kann leugnen, daß es die Partei der Christlich-Demokratischen Union und daß es der Kanzler gewesen sind, die von vornherein mit der größten Kraft dagegen gestritten haben, daß wir wieder in eine unselige, nationalistische Tradition zurückfielen. Wir haben das große Konzept der europäischen Politik gegen Sie entwickelt. Sie waren gegen den Europarat. Sie waren gegen den Schuman-Plan. Sie waren gegen alle europäischen Vorschläge und Programme.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nachträglich haben Sie gelernt, jawohl. Professor Carlo Schmid hat heute früh gesagt, er habe gelernt. Auch wir lernen manches.

    (Abg. Wehner: Sie lernen nie! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — O doch, auch wir. Aber wenn Sie uns, um uns zu verleumden, vor diesem Volke vorwerfen, wir trieben nationalistische, militaristische Politik, dann müssen Sie sich schon in die Erinnerung rufen lassen, um was wir in den vergangenen Jahren in diesem Hause kämpften. Meine Damen und Herren, fangen Sie nicht mit diesen Methoden der Brunnenvergiftung an! Sie wissen nicht, wo das aufhört.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Neubauer: Ist das ein Brunnenvergifter! — Zurufe von der SPD: Jaeger! — Weitere lebhafte Gegenrufe von der SPD.)

    Warum glauben wir — lassen Sie es uns noch einmal einfach sagen —, daß wir dazu beitragen müssen, unsere Bundeswehr, nicht als einen nationalstaatlichen Verteidigungsverband, sondern als einen Teil eines integrierten westlichen Verteidigungssystems, so auszurüsten, daß dieses Heer im Rahmen dieses Gesamtverteidigungsverbandes seine Aufgaben erfüllen kann? Es ist Ihnen in diesen Tagen gesagt worden, — und Sie haben keine Argumente dagegen gebracht.

    (Abg. Ollenhauer: Das stimmt ja nicht!)

    — Herr Ollenhauer, vielleicht werden wir Sie in dieser Debatte noch selber hören. Ich bin bereit, dann Ihre Argumente aufmerksam zu hören.
    Wir haben gesagt: Da die Weltlage so ist, daß in Europa eine ungeheure Überlegenheit der sowjetrussischen Macht in konventionellen Waffen besteht — neben ihrer atomaren Überlegenheit —,
    Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Sonnabend, den 22. März 1958 1051
    Kiesinger
    haben wir eine gefährliche, eine lebensgefährliche Lücke, die, damit die Verteidigung Europas wirksam werden kann, in diesen Jahren nur dadurch ausgefüllt werden kann, daß die europäischen Verteidigungskräfte mit den modernen taktischen atomaren Waffen ausgerüstet werden. Nicht, weil wir dadurch die Kriegsgefahr vergrößern wollen, sondern weil wir sie verringern wollen, haben wir das getan.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Sie alle wissen — d. h. das ist zuviel verlangt —, aber einige von Ihnen, Herr Erler, Sie z. B. wissen es doch, kennen das Gespräch, das um ,diese Probleme kreist. Sie wissen, daß viele ernsthafte, um den Frieden besorgte Männer ,dieser Welt genau diese Methode vorschlagen, damit ein Krieg, und zwar der schrecklichste aller Kriege, der allumfassende atomare Krieg, verhindert wird.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien. — Abg. Erler: Gerade diese Männer irren sich!)

    — Gut, Herr Erler, Sie machen einen Einwand, mit dem ich mich auseinandersetzen kann. Sie sagen: „Alle ,diese Männer irren sich." Lassen Sie uns darüber reden, warum sich angeblich diese Männer irren.
    Aber, sehen Sie, dieser Einwurf allein zeigt, wie unglaublich verantwortungslos die Art und Weise der Rede des Herrn Schmidt war. Denn er hat nicht gesagt: Ihr irrt euch, ihr irrt euch zusammen mit all diesen vielen militärisch und politisch Verantwortlichen der westlichen Welt, sondern er hat ganz einfach gesagt: Ihr bereitet einfach den atomaren Krieg vor.

    (Zustimmung bei der SPD. — Pfui-Rufe bei den Regierungsparteien. — Abg. Rasner: Der kann ja auch nur pöbeln!)

    Und genau das, die angebliche Vorbereitung des atomaren Krieges 'durch den Westen, ist eine Moskauer Propagandaformel.

    (Stürmischer Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Erler: Nach diesem Satz soeben stehen Ihnen die Beschwörungen von vorhin schlecht an!)

    — Herr Erler, ich habe Ihnen gesagt: Das ist eine Moskauer Propagandaformel. Sie hätten nicht gesagt, Herr Erler, .daß wir den atomaren Krieg vorbereiten. Ich traue es Ihnen einfach nicht zu. Sie hätten vielleicht gesagt: Was Sie tun, schafft Gefahren, führt Sie nicht dahin, wohin Sie kommen wollen usw. Das ist eine anständige Art, zu diskutieren.
    Wenn wir uns in diesem Hause nicht auf ein Existenzminimum der Anständigkeit in der parlamentarischen Arbeit besinnen,

    (stürmische Zustimmung bei den Regierungsparteien — Widerspruch und anhaltende Zurufe bei der SPD: Jaeger, Jaeger!)

    wohin soll es daim

    (Andauernde Zurufe von der SPD) mit dem deutschen Parlamentarismus kommen!

    Ich will jetzt nur noch auf das hinweisen, meine Damen und Herren, was uns hoffentlich --- hoffentlich! — am Dienstag noch einmal, und zwar so beschäftigen wird, wie es das große und schwere Thema verdient. Wir tun, was wir tun, weil wir sagen: Mit der Stopfung dieser gefährlichen Lücke werden Krieg und Gewalt in Europa, wie sie heute möglich sind, unwahrscheinlich, durch unsere Politik unwahrscheinlich: der Versuch also, mit konventionellen Waffen oder anderen Gewaltmitteln in Europa Boden- und Machtzuwachs zu erstreben in der Kalkulation, der Westen könne dann gar nicht anders als entweder zu kapitulieren oder den entsetzlichen atomaren Allgegenschlag zu unternehmen, und in dem Versuch, auf die Angst der Völker und daher auf die Kapitulation 'des Westens zu setzen. Das, meine Damen und Herren, ist eine Lage, aus der wir den Westen befreien müssen.
    Die beste Lösung — ich betone es und wiederhole es noch einmal, und wir haben ,es, vom Bundeskanzler angefangen, all diese Tage getan —, die beste Lösung ist eine umfassende kontrollierte Abrüstung. Ich habe auch in meiner vorgestrigen Rede schon gesagt, daß ich weiß, wo hier die Schwierigkeit liegt, und jeder Experte unter Ihnen weiß es auch. Sie liegt darin, daß die Kontrolle so ungeheuer schwer durchzuführen ist. Aber ich habe auch gesagt, daß ich meinerseits bereit wäre, einem solchen Abrüstungsabkommen zuzustimmen, selbst wenn sich das Problem der Kontrolle nicht hundertprozentig lösen läßt, und wir haben weiter gesagt, daß wir einem Abrüstungsabkommen in Etappen zustimmen. Genau das hat der Ministerrat der NATO im Dezember auch gesagt.
    Natürlich müssen wir die Lösung in Stufen suchen. Wir unterscheiden uns von Ihnen nur in der Meinung 'darüber, welche Stufen die erfolgversprechenden sind. Wenn Sie uns den Rapacki-Plan oder ein anderes regionales Abrüstungsabkommen vorschlagen, wenn Professor Carlo Schmid sagt, es gehe darum, einen Raum in Mitteleuropa militärisch uninteressant zu machen, dann sagen wir Ihnen: Sie erreichen 'das Ziel, diesen Raum militärisch uninteressant zumachen, nicht durch Ihre Vorschläge. Im Gegenteil, durch eine bestimmte regionale Abrüstung, wie sie etwa der Rapacki-Plan vorschlägt, wird hier ein Vakuum geschaffen,

    (Beifall in der Mitte)

    das Gleichgewicht wird verschoben, und statt Entspannung hätten Sie größere Spannungen als zuvor.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Kliesing: Genau das!)

    Ihr romantischer Irrtum, meine Damen und Herren, ist es, daß Sie glauben, wo immer eine Abrüstungsmaßnahme auf ,dieser Welt getroffen werde, werde die Folge Entspannung sein. Dieser Irrtum kommt daher, daß Sie die Natur des potentiellen Gegners, mit dem wir es zu tun haben, nie voll ernst genommen haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zuruf des Abg. Ollenhauer.)

    1052 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Sonnabend, den 22. März 1958
    Kiesinger
    Auch ich, Herr Ollenhauer, male keinen Russenschreck an ,die Wand.

    (Zurufe von der SPD.)

    - Ich male keinen Russenschreck an die Wand, ich
    verweise Sie lediglich auf die Geschichte Europas seit dem Jahre 1945.

    (Sehr gut! in ,der Mitte.)

    Wenn Sie einen Blick auf ,die Landkarte werfen und Ihnen dabei nicht bedenklich zumute wird, dann kann ich Ihnen eben nicht helfen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zuruf des Abg. Ollenhauer.)

    Auch ,die Sowjetunion gebraucht ihre gewaltige Streitmacht sicherlich in erster Linie zu politischen Zwecken. Sie setzt diese Streitmacht ein, um politische Erfolge zu erreichen. Vor zehn Jahren haben wir den Zusammenbruch der Freiheit in der Tschechoslowakei erlebt. Kein sowjetrussischer Soldat, kein sowjetrussischer Panzer ist in Bewegung gesetzt worden. Das war auch gar nicht nötig. Es genügte allein die Existenz der gewaltigen sowjetrussischen Streitmacht, um .die Freiheit in der Tschechoslowakei mit Hilfe einer dreisten kommunistischen Minderheit zu zerstören.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien. — Abg. Rasner [zur SPD]: Alles vergessen!)

    Wir wollen nicht dasselbe eines Tages auch in unserem Lande erleben.

    (Stürmischer Beifall bei den Regierungsparteien. — Anhaltende Zurufe von ,der SPD.)

    Aber wir sind durchaus bereit, mit Sowjetrußland zu reden; Sie haben es vom Bundeskanzler gehört. Aber wir wollen so reden, daß dieses Reden fruchtbar wird. In diesen drei Tagen haben Sozialdemokraten hier vorgetragen, man dürfe jetzt auf dem Gebiet der atomaren Ausrüstung um Gottes willen nichts tun, um der Sowjetunion zu zeigen, wie friedlich wir seien, und damit ein friedliches Klima zu schaffen.

    (Abg. Erler: Wer hat das gesagt?)

    — Darauf lief es etwa hinaus.

    (Abg. Ollenhauer: Bitte Namen! Bitte, wer hat das gesagt? Keine falschen Behauptungen hier!)

    — Sie haben doch in diesen Tagen gesagt, Herr Ollenhauer, wir dürften jetzt die Bundeswehr nicht atomar ausrüsten, und das müsse ein Beitrag zu einem ersten Schritt sein, das Klima zu verbessern! Ihr sozialistischer Kollege Mr. Gaitskell, den Herr Erler hier angesprochen hat, denkt ganz anders. Herr Gaitskell hat in London — ich war gerade da und habe mich mit ihm auseinandergesetzt — ausdrücklich gesagt, die Chance dafür, daß die Sowjetunion einlenken könnte, um auf seinen Plan des Truppenrückzugs ,einzugehen, liege gerade darin, daß sie vor ,der Alternative stehe,
    daß andernfalls die Bundesrepublik atomar ausgerüstet werde.

    (Abg. Dr. Mommer: Es ist nur eine Viertelwahrheit, was Sie da sagen!)

    — Das hat er so gesagt, und das hat Denis Healey auch gesagt; erkundigen Sie sich bei Ihren Freunden drüben!

    (Zuruf von der SPD: Er war doch dabei!)

    Wir wollen die Sowjetunion nicht vor eine ultimative Situation stellen. Dazu wissen wir viel zu genau, wie klein und wie schwach wir gegenüber diesem Giganten sind. Und weil wir es wissen, sind wir auch überzeugt, daß wir unser großes nationales Ziel niemals im Alleingang mit der Sowjetunion oder gar gegen sie erreichen können, sondern nur zusammen mit unseren Freunden in der westlichen Welt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der SPD.)

    — Das wissen auch Sie, vielleicht nicht alle in diesem Hause, aber Sie!
    Sie machen uns zum Vorwurf, wir müßten aber dann diesen Freunden in der westlichen Welt unser Einigungsanliegen auch klarmachen und ihnen sagen: ihr müßt bei unserer gemeinsamen Politik berücksichtigen, ,daß es das Problem der deutschen Wiedervereinigung gibt. — Ja, das ist ein echtes Problem, und wir werden es auch so halten in den kommenden Jahren. Wir werden nach Wegen suchen, auf denen wir das gemeinsame Problem der Sicherheit mit unseren Freunden zu lösen und das deutsche Anliegen mit der Unterstützung unserer Freunde zu fördern versuchen.
    Ich habe in diesen Tagen so viele abfällige Bemerkungen über unsere Bundesgenossen gehört. Ich möchte wissen, was Sie sagen würden, wenn es der Diplomatie der Bundesrepublik nicht gelungen wäre, alle Partner der Nordatlantischen Verteidigungsgemeinschaft auf das Versprechen festzulegen, daß sie uns bei der Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit helfen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Kliesing [Honnef]: Sehr gut!)

    Das ist kein selbstverständliches Anliegen der westlichen Welt. Es gibt genug Menschen in der westlichen Welt — Gott sei Dank hat noch keine Regierung diesen Standpunkt eingenommen! —, die sagen: Laßt es, wie es ist; die 50 Millionen Deutsche hüben, jene 17 Milionen drüben. Es gibt viele, die sich sagen: Auch wenn wir den Deutschen gern helfen wollten, wir können es nicht tun, weil sie im Gegensatz zu Ihnen meinen, entspannt notdürftig im Gleichgewicht sei die Weltlage, wie sie jetzt sei, sie werde aber prekär und gefährlich, wenn einmal ein neutralisiertes wiedervereinigtes Deutschland gegründet sei.

    (Abg. Wehner: Zitieren Sie die „Neue Zürcher Zeitung", Herr Kiesinger?)

    — Ach, nicht nur die „Neue Zürcher Zeitung", ich lese sogar den „Vorwärts".

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Sonnabend, den 22. März 1958 1053
    Kiesinger
    Es ist immer gut, wenn man auch weiß, was die Gegenseite denkt. Ich schließe mich ja nicht bedingungslos dieser These an. Ich sage Ihnen nur, daß es Leute gibt, die die Entspannung in der Erhaltung des Status quo sehen.

    (Abg. Wehner: Die Schweizer „Zürcher Zeitung", ja!)

    — Wenn es nur eine Zeitung wäre! (Abg. Wehner: Die Banken hinter ihr auch!)

    — Ach, die Banken! Da ist der Geist des Klassenkampfes wieder, in die Außenpolitik übertragen!

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Herr Wehner, wehret den Anfängen! Wie lange wird es noch dauern, bis auch Sie die Formel akzeptieren, daß im Westen das kapitalistisch-imperialistische Lager stehe? Das sind die Formeln von drüben, die Formeln von den Banken, den Monopolherren und all dem.

    (Abg. Erler: Sie können doch nicht leugnen, daß es materielle Interessen gibt! Oder wollen Sie die auch noch leugnen? — Abg. Wehner: Die Banken, die hinter der „Zürcher Zeitung" stehen! Warum vermischen Sie das?)

    — Aber der Zusammenhang, den Sie konstruieren, Herr Wehner, ist außerordentlich gefährlich.
    Wir wissen, daß die Regierungen der Nordatlantischen Verteidigungsgemeinschaft zu ihrem Versprechen stehen. Herr Carlo Schmid hat heute früh ehrlich gesagt, daß auch er das Wiedervereinigungs-Rezept nicht kenne. Er hat — wie Herr Gaitskell — davon gesprochen, daß das Problem der Wiedervereinigung, wenn es einmal in Fluß komme, viele Jahre — Herr Gaitskell meinte sogar: zehn Jahre — brauchen würde. Ich habe erzählt, daß ich Herrn Gaitskell dann die Frage stellte — und auf die kommt es an —: was sollen wir in diesem Fall inzwischen tun, und welche Etappen stellen Sie sich vor? Versuchen Sie doch um Himmels willen nicht immer, geschichtliche Situationen, die wir nicht voraussehen können, vorwegzunehmen und darüber Gespensterdebatten zu führen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir sind überzeugt davon, daß wir, wenn wir unsere bisherige Politik im Rahmen des NATO-Bündnisses fortsetzen, fortsetzen in aller Verantwortung für die Sicherheit und die Freiheit des ganzen deutschen Volkes, alle drei Ziele erreichen werden. Wir werden den Frieden erhalten, weil wir wachsam sind und weil wir nichts versäumen wollen, was an Schutzmaßnahmen nötig ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Mit dem Frieden schützen wir unsere Freiheit, denn diese beiden Güter sind untrennbar. Wir könnten die deutsche Einheit jeden Tag bekommen, wenn wir auf die Freiheit verzichteten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir können die Wiedervereinigung auch bekommen, wenn wir uns auf gewisse Verhandlungsmanöver der Sowjetunion einlassen, die darauf berechnet sind, von Stufe zu Stufe den deutschen und den westlichen Standpunkt zu erweichen und schließlich einen Wiedervereinigungsprozeß durchzuführen, der nach dem Willen der Sowjetunion verliefe und ganz Deutschland unter ihren Einfluß brächte.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das wollen wir nicht, sondern wir wollen auf feste und gute Art die Wiedervereinigung in Freiheit erreichen.

    (Abg. Erler: Wie, wenn Sie nicht verhandeln wollen?)

    — Herr Erler, wir wollen verhandeln! Das Verhandeln beginnt auf der kommenden Gipfelkonferenz.
    — Wir haben übrigens mit der Sowjetunion doch schon oft gesprochen, es ist doch nicht so, als hätten war niemals miteinander zu tun gehabt.
    Aber noch ist es genauso wie im Jahre 1954 nach dem Scheitern der Berliner Konferenz. Wir müssen wieder feststellen, daß die Sowjetunion offenbar zur Zeit nicht bereit ist, die Wiederherstellung der deutschen Einheit in Freiheit zu gewähren. Wir würden gemeinsam weiterkommen, wenn Sie, meine Damen und Herren, heute den Mut hätten, das —wie damals im Jahre 1954 — gemeinsam mit uns zu sehen und auszusprechen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Erler: Und inzwischen sollen wir einfach warten?)

    — Nein, auch wir warten nicht nur.

    (Abg. Erler: Aber inzwischen müssen die Atombomben her! Vielleicht steigert das die Lust zum Verhandeln?!)

    — Herr Erler, hier sind Vorwürfe vorgetragen worden, daß z. B. der Auswärtige Ausschuß zu wenig getagt habe. Die leitenden Herren der sozialdemokratischen Fraktion wissen genau, was war. Sie, nicht die Freien Demokraten, haben sich darum bemüht, daß mehr Sitzungen zustande kamen. Wir haben die Schwierigkeiten ja gemeinsam überlegt. Wir werden in den kommenden Monaten und Wochen im Auswärtigen Ausschuß alle diese Probleme miteinander sachlich und ruhig durchsprechen, und der Minister des Auswärtigen wird dafür zur Verfügung stehen.

    (Abg. Erler: Aber inzwischen werden durch die Atombewaffnung Tatsachen geschaffen!)

    — Herr Erler, das ist einfach nicht wahr. Wenn wirklich die Bundeswehr atomar ausgerüstet wird, sind das keine Tatsachen, die unwiderruflich sind.

    (Widerspruch und Zurufe von der SPD.)

    — Meine Herren, machen Sie sich's nicht so leicht und antworten Sie auf diese Feststellung nicht einfach ungläubig höhnisch. Wir sind davon überzeugt, daß diese Tatsachen nicht unwiderruflich sind. Wir haben oft genug darauf hingewiesen, daß auch wir
    1054 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Sonnabend, den 22. März 1958
    Kiesinger
    uns eine geschichtliche Situation vorstellen können, in der man neue Wege beschreitet. Aber, uns scheint, am Horizont dämmert noch kein Anzeichen einer solchen neuen Situation. Auf alle Fälle dürfen Sie keinem von uns unterstellen — wie es hier in der Debatte geschehen ist —, daß wir unsere Politik trieben, um die Bundesrepublik unlöslich in Verpflichtungen und Tatsachen zu verstricken, die uns den Weg zur Wiedervereinigung versperren. Genau das Gegenteil haben wir im Auge.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, setzen wir uns am Dienstag über diese Dinge auseinander, mit dem Ernst und der Würde, die ihnen gebühren! Dann werden wir — und hier nehme ich den Appell von Herrn Maier auf — den ersten Anfang zu einer gemeinsamen Außenpolitik gemacht haben. Herr Maier hat sich darüber gewundert, daß der Bundestagspräsident eher eine richtige als eine gemeinsame Außenpolitik verlangte. Nun, wahrhaftig, nichts wäre schlimmer als eine gemeinsame falsche Außenpolitik.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Mende: Diese Argumentation ist sehr billig!)

    — Das ist gar nicht billig!

    (Abg. Majonica: Das kann sehr teuer zu stehen kommen!)

    Herr Mende, Sie werden mir doch gewiß zustimmen, daß es allein auf eine richtige Außenpolitik ankommt. Solange wir die Außenpolitik nicht gemeinsam führen können, müssen eben wir, die wir die Mehrheit haben, die Verantwortung auf unsere
    Schultern nehmen und verfolgen, was wir für richtig halten und was das Volk von uns erwartet.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Mende: Was in der Politik richtig oder falsch war, entscheidet nur die Geschichte nach einem längeren Zeitraum, nicht Sie von der CDU.)

    Aber wir tun dies durchaus nicht aus Lust am Alleingang. Seien Sie überzeugt davon: was wir in der kommenden Zeit tun können, um die schweren Probleme gemeinsam zu überlegen, werden wir tun. Ich bin überzeugt davon, daß unsere gegenwärtige Politik richtig ist. Ich bin überzeugt davon, daß sie uns weiterführen wird auf dem Wege, den wir nun seit acht Jahren gehen, zur Freiheit, zum dauernden Frieden und zur Einheit des deutschen Volkes in Freiheit und Frieden.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)