Rede:
ID0219503300

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 6
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Fassbender.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 195. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Februar 1957 11093 195. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 27. Februar 1957. Geschäftliche Mitteilungen 11100 A Beschlußfassung des Bundesrats zu Gesetzesbeschlüssen des Bundestags . . . . 11093 D Vorlage des Berichts des Bundesministers des Innern über die berufliche und gesellschaftliche Eingliederung der aus der Sowjetzone geflüchteten Jugend (Drucksache 2034, 3237) 11093 D Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200, Umdrucke 961, 962, 963) 11093 D Lücker (München) (CDU/CSU) . . 11093 D Kriedemann (SPD) . . . . 11100 A, 11144 C Bauknecht (CDU/CSU) 11109 D Mauk (FDP) 11114 B, 11115 B, C Lahr (FVP) 11115 B, C, 11139 A Elsner (GB/BHE) 11119 D Dr. Preiß (FVP) 11122 A Müller (Wehdel) (DP) 11124 D Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 11128 D Frehsee (SPD) 11132 D Struve (CDU/CSU) 11135 B Lermer (CDU/CSU) 11137 B Dr. von Buchka (CDU/CSU) . . . 11138 D Fassbender (DP) 11140 B Dr. Horlacher (CDU/CSU) 11142 A Ausschußüberweisungen . . . . 11144 D, 11145 A Beschlußfassung zum Entschließungsantrag Umdruck 963 11145 A Nächste Sitzung 11145 C Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 11145 A Anlage 2: Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 961) 11146 A Anlage 3: Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 962) 11146 C Anlage 4: Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 963) 11146 D Die Sitzung wird um 14 Uhr durch den Vizepräsidenten Dr. Schneider eröffnet.
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Ackermann 16. 3. Albers 3. 3. Albrecht (Hamburg) 27. 2. Dr. Arndt 27. 2. Bals 4. 3. Dr. Bartram 27. 2. Dr. Becker (Hersfeld) 16. 3. Behrisch 2. 3. Bender 1. 3. Berendsen 27. 2. Brese 9. 3. Brück 27. 2. Cillien 2. 3. Dr. Czaja 6. 3. Dr. Dehler 28. 2. Dr. Dresbach 27. 2. Eberhard 28. 2. Frau Finselberger 1. 3. Freidhof 27. 2. Geiger (München) 1. 3. Gerns 16. 3. Giencke 27. 2. Gockeln 2. 3. Dr. Götz 1. 3. Dr. Greve 27. 2. Günther 27. 2. Hahn 28. 2. Häussler 27. 2. Frau Heise 6. 3. Hepp 2. 3. Heye 27. 2. Dr. Höck 28. 2. Höfler 2. 3. Hoogen 1. 3. Frau Dr. Ilk 1. 3. Karpf 27. 2. Kiesinger 9. 3. Frau Kipp-Kaule 27. 2. Koenen (Lippstadt) 1. 3. Dr. Köhler 2. 3. Könen (Düsseldorf) 1. 3. Frau Korspeter 2. 3. Kramel 27. 2. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Kreyssig 1. 3. Kühn (Köln) 27. 2. Kunze (Bethel) 28. 2. Lange (Essen) 27. 2. Dr. Leiske 27. 2. Dr. Leverkuehn 27. 2. Dr. Löhr 27. 2. Lücke 6. 3. Lulay 27. 2. Dr. Mende 28. 2. Merten 1. 3. Metzger 27. 2. Mißmahl 1. 3. Dr. Mocker 28. 2. Morgenthaler 30. 4. Müller-Hermann 27. 2. Neuburger 2. 3. Neumann 1. 3. Neumayer 16. 3. Oetzel 27. 2. Ollenhauer 27. 2. Onnen 27. 2. Pelster 27. . Rademacher 1. .3 Rehs 27. 2 Dr. Reichstein 1. 3. Dr. Rinke 1. 3. Frau Rudoll 27. 2. Ruhnike 28. 2. Ruland 27. 2. Rümmele 27. 2. Dr. Schild (Düsseldorf) 27. 2. Schill (Freiburg) 27. 2. Schloß 27. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) 2. 3. Schmücker 16. 3. Schneider (Bremerhaven) 27. 2. Schneider (Hamburg) 2. 3. Frau Schroeder (Berlin) 31. 5. Seiboth 28. 2. Dr. Starke 27. 2. Frau Dr. Steinbiß 28. 2. Stingl 28. 2. Stücklen 6. 3. Wedel 1. 3. Wehr 6. 3. Dr. Wellhausen 27. 2. Frau Welter (Aachen) 27. 2. Dr. Werber 27. 2. Wolf (Stuttgart) 4. 3. ****) Siehe Anlage 4. b) Urlaubsanträge Abgeordnete(r) bis einschließlich Arnholz 30. 3. Hellenbrock 10. 3. Dr. Keller 9. 3. Moll 1. 4. Dr. Pohle (Düsseldorf) 9. 3. Raestrup 16. 3. Richter 9. 3. Dr. Schranz 11. 3. Srock 9. 3. Anlage 2 Umdruck 961 (Vgl. S. 11139 A, 11144 D) Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Abschnitt B Ziffer II des Grünen Planes 1957 (zu Drucksache 3200) Die Bundesregierung wird ersucht, 1. über die zur Verbilligung von Handelsdünger (Nr. 2 Buchstabe a) bereitgestellten Mittel von 260 Millionen DM hinaus weitere Mittel bereitzustellen, um die bereits eingetretene Preiserhöhung der Phosphatdüngemittel und die angekündigte Preiserhöhung der Stickstoffdüngemittel auszugleichen; 2. bezüglich der Förderung der Verwendung von anerkanntem Kartoffelpflanzgut (Nr. 2 Buchstabe b Absatz 2) ,die teilweise Beschränkung auf bestimmte Betriebsgrößenklassen und Bodennutzungssysteme wegfallen zu lassen; 3. die unter Nr. 2 vorgesehenen Maßnahmen zur rationelleren Gestaltung der Erzeugung dahin zu ergänzen, daß zur Verbilligung des Dieselkraftstoffs ein Betrag eingesetzt wird, der ausreicht, um den Preisstand vom Mai 1956 wiederherzustellen. Gleichzeitig soll ein ausreichender Betrag bereitgestellt werden, um ,eine ,der Dieselkraftstoffverbilligung entsprechende Verbilligung des Vergaserkraftstoffes für Kleinaggregrate in landwirtschaftlichen Betrieben zu erreichen; 4. die unter Nr. 3 Buchstabe a Absatz 3 vorgesehene Beschränkung, wonach der Tierbestand amtlich als seuchenfrei anerkannt sein oder sich nach einem Plan in Sanierung befinden muß, der im Einvernehmen mit der zuständigen Landesbehörde aufgestellt ist, wegfallen zu lassen; 5. die unter Nr. 3 Buchstabe a Absatz 5 vorgesehenen Mittel für Seuchenbekämpfung - siehe auch Überblick unter Ziffer III Nr. 3 Buchstabe a (2) - um 100 Millionen DM auf 120 Millionen DM zu erhöhen; 6. im Zuge der Stärkung der kleinbäuerlichen Geflügelwirtschaft (Nr. 3 Buchstabe b Absatz 7) zur Verjüngung der Bestände und Erhöhung der Legeleistung einen Betrag von 10 Millionen DM als Beihilfe zur Beschaffung von Küken und Junghennen aus anerkannten Vermehrungszuchten bereitzustellen; 7. zusätzlich zu den Maßnahmen unter Nr. 3 Buchstabe b 'einen Betrag von 7,5 Millionen DM zur Wiederherstellung der Rentabilität der Schafhaltung (Stützung des Wollpreises) und einen Betrag von 1,5 Millionen DM zur Förderung der Imkerei (Verbilligung des Futterzuckers) bereitzustellen; 8. zusätzlich zu den Maßnahmen unter Nr. 4 Absatz 1 einen Betrag bereitzustellen, der es ermöglicht, unter Einbeziehung der seit der Währungsumstellung entstandenen 'dinglich gesicherten Schulden den vom letzten Kreditnehmer zu zahlenden Zinssatz auf 4 v. H. zu senken. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Brühler und Fraktion Dr. Schneider (Lollar) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 962 (Vgl. S. 11140 B, 11144 D) Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 ,und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird verpflichtet, in Anwendung der ihr nach § 1 des Landwirtschaftsgesetzes vorgeschriebenen Mittel der Landwirtschaft für ihre Erzeugnisse kostendeckende Preise zu sichern. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Brühler und Fraktion Dr. Schneider (Lollar) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 963 (Vgl. S. 11144 B, 11145 A) Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat den Bericht der Bundesregierung über die Lage ,der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis genommen und stimmt den vorgeschlagenen Maßnahmen im Grundsatz zu. Er erwartet, ,daß die Richtlinien zu ihrer Durchführung im Benehmen mit den Ländern umgehend erlassen werden. Die Bundesregierung wird ersucht, im Rahmen der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung ihre Anstrengungen gemäß § 1 des Landwirtschaftsgesetzes zu verstärken, um den Ausgleich zwischen Ertrag und Aufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben im Sinne des § 5 des Landwirtschaftsgesetzes zu erreichen. Der Bundestag erwartet ferner, daß die Länder sich an den Förderungsmaßnahmen zugunsten der landwirtschaftlichen Erzeugung und ihres Absatzes sowie zur Verbesserung der Agrarstruktur auch mit finanziellen Beiträgen entsprechend der Regelung beim vorjährigen „Grünen Plan" beteiligen. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Krone und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Karl Lahr


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe die Ehre, den in Umdruck 961*) niedergelegten Entschließungsantrag der Fraktionen der Deutschen Partei und der Freien Volkspartei begründen zu dürfen.
    Wir haben geglaubt, diesen Entschließungsantrag einbringen zu müssen, aus Gründen, die, wie ich glaube, ausreichend und auch überzeugend von den Rednern dieser beiden Fraktionen dargelegt worden sind. Wir haben geglaubt, diesen Antrag einbringen zu müssen, aus der klaren Erkenntnis heraus, daß trotz allen guten Willens, trotz aller anerkennenswerten Ansätze des Grünen Plans des vergangenen Jahres diese Maßnahmen nicht ausgereicht haben, die Disparität der Landwirtschaft zu beseitigen oder zu verkleinern, weil im Verlauf des vergangenen Wirtschaftsjahres neue Belastungen auf die deutsche Landwirtschaft zugekommen sind. Wir haben geglaubt, diesen Antrag einreichen zu müssen, aus der ebenso klaren Erkenntnis, daß auch die Maßnahmen dieses Grünen Plans nicht ausreichen werden, diese Disparität wesentlich zu verringern, weil im Laufe des kommenden Wirtschaftsjahres wiederum neue Auflagen an die Landwirtschaft herangetragen werden, Auflagen, die wir auf eine Höhe von 1,2 bis 1,5 Milliarden DM beziffern.
    Hier ist verschiedentlich angeklungen, daß die Maßnahmen, die bisher in den verschiedenen Grünen Plänen getroffen wurden, eigentlich nur dem größeren Besitz zugute kommen. Gerade diese Aussage ist für uns Veranlassung gewesen, den Entschließungsantrag zu stellen; denn nach unserer Auffassung werden die von uns beantragten Maßnahmen in erster Linie und fast ausschließlich den bäuerlichen Kleinbetrieben zugute kommen.
    Nach unserer grundsätzlichen Auffassung kann und darf man die Frage des Kleinbauerntums nicht nur von dem Gesichtspunkt einer rationellen Betriebsführung betrachten, und man darf sie nicht nur unter einem gewissen materiellen Gesichtspunkt sehen, sondern staatspolitische Gründe und vor allen Dingen die letzte Zielsetzung einer deutschen Politik überhaupt zwingen uns, den Kampf um die Existenz eines jeden bäuerlichen Betriebes, ob er groß oder klein ist, aufzunehmen.
    Nun darf ich zu den einzelnen Maßnahmen, die wir hier vorgeschlagen haben, etwas sagen.
    Wir verlangen in Nr. 1, daß - der Betrag von 260 Millionen DM für Zuschüsse zur Düngerverwendung so erhöht wird, daß die bereits eingetretenen Verteuerungen und die in Aussicht stehende Verteuerung der Düngemittel abgefangen werden. Wir erkennen sehr dankbar an — das sei hier offen gesagt —, daß der Betrag von 226 auf 260 Millionen DM erhöht worden ist. Wir sind aber der Auffassung, daß diese Erhöhung nur hinreicht,
    Anlage 2.
    um den Mehrverbrauch an Düngemitteln mit 20 % zu subventionieren; wir glauben nicht, daß der Betrag ausreicht, um auch die bisher eingetretene Erhöhung abzufangen. Die Situation ist doch so — und wir sind uns klar darüber —, daß bei Erhöhung des Düngemittelpreises zwar 20 % dieser Erhöhung durch die Subvention abgefangen werden, 80 % der Erhöhung aber von den bäuerlichen Betrieben und von den Bauern allein zu tragen sind. Im vergangenen Grünen Plan ist die Düngemittelsubventionierung so berechnet worden, daß eine gewisse Parität hätte herausspringen sollen. Bei einer Erhöhung der Düngemittelpreise bei gleichbleibenden Preisen für landwirtschaftliche Produkte — und sie sind ja nicht gestiegen — ist aber eine Erhöhung der Disparität zu befürchten.
    In bezug auf Punkt 2 lassen Sie mich sagen, daß das Ziel der Förderung der Verwendung anerkannten Kartoffelpflanzgutes doch war, die Anbaufläche stärkereicher Kartoffeln um rund 200 000 Hektar zu vermehren; weil durch stärkereiche Kartoffeln ein billigeres Futtermittel zur Verfügung gestellt werden kann. Die Bindung dieser Mittel an bestimmte Bezirke scheint uns nicht richtig zu sein. Wir bitten darum, daß die Bindung an gewisse Gebiete bei der ersten Gewährung dieser Beihilfe gestrichen wird.
    Zu Nr. 3 — Verbilligung des Dieselkraftstoffs — ist ungefähr dasselbe zu sagen, was bei den Düngemitteln zu sagen ist. Auch der Preis für den Dieselkraftstoff ist doch in die Höhe gegangen. Wir sind der Auffassung, daß der Zustand herzustellen sei, der im Mai des vergangenen Jahres bestanden hat.
    Darüber hinaus ist nach unserer Auffassung auch der Treibstoff für Kleinaggregate einzubeziehen, weil gerade diese Kleinaggregate in erster Linie in bäuerlichen Kleinbetrieben verwendet werden. Ich mache hier vor allem auf die an und für sich so sehr stark notleidenden Winzerbetriebe aufmerksam, die ja keinen Traktor einsetzen können, sondern auf Kleinaggregate angewiesen sind. Ich mache auf die Obstbaubetriebe, die Spezialbetriebe meiner Gegend, aufmerksam, bei denen es sich ebenso verhält, bei denen ebenfalls das Kleinaggregat die Zugkraft des Betriebes darstellt. Ich mache auf die Bergbauernbetriebe aufmerksam, die ja auch keinen Traktor verwenden können, sondern gezwungen sind, mit Kleinaggregaten zu arbeiten. Wir können nicht einsehen, warum der Kraftstoff nur für Traktoren verbilligt wird. Wir halten es für ein Gebot der Gerechtigkeit und ein Gebot der Gleichstellung, daß auch der Kraftstoff für die Kleinbetriebe, d. h. der Kraftstoff für die Kleinaggregate, in die Verbilligung einbezogen wird.

    (Beifall rechts.)

    Zu Nr. 4. Wir begrüßen sehr dankbar auch die Bereitstellung der 400 Millionen DM für die Milch. Aber wir sind der Auffassung, daß die Bindung an die seuchenfreien Ställe hier nicht richtig ist. Wir sind ferner der Auffassung, daß für gutes Geld auch gute Ware zu liefern ist. Wir sind damit einverstanden, daß die Güteklassen 1 und 2 erhalten bleiben. Die Molkereien haben ja auch bisher bereits einen Abzug für Güteklasse 3 gemacht.
    Es ist allgemein bekannt, daß die Umstellung auf tbc-freie Ställe ein sehr großes Kapital erfordert. Man sollte daher den Betrieben — in erster Linie sind es Kleinbetriebe, die bisher nicht umgestellt


    (Lahr)

    haben — eine Hilfe zur Umstellung geben. Man sollte den Kleinbetrieben die 4 Pf zubilligen, um es ihnen zu ermöglichen, die Umstellung auf einen tbc-freien Bestand leichter vorzunehmen.
    Wir befürchten auch etwas anderes. Die Länder haben bisher für tbc-freie Milch Zuschüsse gegeben. Wenn nun diese 4 Pf an die seuchenfreien Ställe gebunden werden, befürchten wir, daß die Länder ihren Beitrag reduzieren werden, so daß in Wirklichkeit für diese Ställe keine 4 Pf mehr bezahlt werden, sondern man seitens der Länder je nach dem Land 1 oder 2 Pf wegnehmen wird.
    Aus allen diesen Gründen können wir uns nicht bereit erklären, die Milchsubvention von 4 Pf an die seuchenfreien Ställe zu binden. Auf der anderen Seite sind auch wir davon überzeugt, daß es aus gesundheitlichen Gründen unbedingt notwendig ist, in der gesamten deutschen Landwirtschaft bald zu seuchenfreien Beständen zu kommen. Es ist aber nicht die Aufgabe des Bauern, mit einem geringen Zuschuß diese Leistung zu vollbringen, sondern es ist bis zu einem gewissen Grade ein Erfordernis, das der Staat zu erfüllen hat. Deshalb verlangen wir hier die Erhöhung der Mittel von 20 Millionen auf 120 Millionen DM, auch im Hinblick auf die Bekämpfung der Brucellose. Sie alle wissen, daß die Brucelloseverseuchung bei uns in zunehmendem Maße vorhanden ist.
    Für die Geflügelwirtschaft verlangen wir die Bereitstellung eines Betrages von 10 Millionen DM zum Ankauf von Küken und Junghennen aus anerkannten Vermehrungszuchten. Das hat folgenden Grund. Diejenigen von Ihnen, die Landwirte sind oder auf dem Lande wohnen, wissen, daß im Frühjahr eines jeden Jahres wilde Händler durch die Dörfer ziehen und Küken und Junghennen zu hohen Preisen verkaufen. Diese Küken und Junghennen haben sie irgendwo zusammengekauft; zum großen Teil entsprechen sie noch nicht einmal den veterinärpolizeilichen Vorschriften. Wir wollen erreichen, daß der Kauf aus anerkannten Zuchtbetrieben gefördert wird und den wilden Händlern das Handwerk gelegt wird.
    Wir sind nicht der Auffassung, Herr Minister, daß die Unterstützung der Schafhaltung und der Imker nicht in den Grünen Plan gehört. Die Schafhaltung und die Imkerei bilden durchaus einen wichtigen Teil der deutschen Landwirtschaft.
    Herr Präsident, ich bitte über die einzelnen Punkte getrennt abstimmen zu lassen. Wenn das geschäftsordnungsmäßig nicht möglich sein sollte, beantrage ich, den Entschließungs- bzw. Ergänzungsantrag Umdruck 961 dem Agrar- und dem Haushaltsausschuß zu überweisen.

    (Beifall rechts.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Fassbender.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Heinrich Fassbender


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe die Aufgabe, im Namen der Deutschen Partei und der Freien Volkspartei den Entschließungsantrag Umdruck 962*) zu begründen. Dieser Antrag verlangt klar und eindeutig, daß die Bundesregierung verpflichtet wird, außer durch die notwendigen Subventionen mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dafür zu sorgen, daß in der Landwirtschaft
    *) Siehe Anlage 3.
    langsam wieder Zustände eintreten, die die Landarbeit überhaupt zu einer Freude machen.
    Der rote Faden der heutigen Diskussion war die Feststellung, daß bei allen Bemühungen, der Landwirtschaft über den Weg der Subvention zu helfen, keine Möglichkeit besteht und auch in Zukunft nicht bestehen wird, die Landarbeit mit der Arbeit in der gewerblichen Wirtschaft gleichzubewerten. Heute wird in Deutschland immer wieder von dem Sozialcharakter dieser Volksrepublik gesprochen. Ich muß doch feststellen, daß die Angehörigen des Landvolks — und dazu gehören auch, Herr Kollege Frehsee, die Landarbeiter — anscheinend Parias in der Wirtschaft sind. Ich will nicht mit Ihnen darüber streiten, ob der Stundenlohnunterschied zwischen ländlicher Arbeit und gewerblicher Arbeit in der Wirtschaft 40, 60 oder 70 Pfennige beträgt, aber angesichts dieser Diskrepanz kommt man allerdings zu Unterschiedszahlen, die hoch in die Milliarden gehen. Ich sehe eigentlich nicht ein, warum die Arbeit auf dem flachen Land, die Erzeugung des täglichen Brots, schlechter bewertet werden soll als irgendeine andere Arbeit. Sie ist zumindest genauso schwer wie in anderen Berufen.
    Wie ist denn hier die Entwicklung? Ich will ein paar Beispiele nennen. Betrachten Sie doch bitte einmal die Weizen- und Roggenpreise aus den Jahren 1911/13. Das sind die letzten Jahre gewesen, die überhaupt ein klares Bild bieten. Im Jahre 1938 — ich habe das schon einmal in diesem Hause gesagt — waren bereits große Teile der landwirtschaftlichen Produkte subventioniert. Darüber hinaus war die Freizügigkeit beschränkt. Bei dem Vergleich mit den Jahren 1911/13 werden Sie folgendes feststellen. Die Weizenpreise nach den Notierungen an sämtlichen westdeutschen Börsen betrugen in den Jahren 1911/13 im Durchschnitt 19 Mark je Doppelzentner, und heute betragen sie rund 40 DM. Ich frage Sie einmal ganz nüchtern: Gibt es in der ganzen Bundesrepublik überhaupt noch einen Berufsstand, dessen Produktpreise und dessen Entgelte bloß um 100 % höher liegen als in den Jahren 1911/13? Ich glaube, hier ist tatsächlich das Landvolk das Stiefkind der gesamten Wirtschaft geworden und bisher auch geblieben.
    Der Milchpreis ist auch sehr interessant. Über ihn ist heute eingehend debattiert worden. Setzen Sie doch einmal den Milchpreis ab Stall aus den Jahren 1911/13 in Vergleich zum Kohlepreis — beides wirtschaftswichtige Grundstoffe! Sie werden feststellen, daß man in den Jahren 1911/13 rund 120 Liter Milch nötig hatte, um eine Tonne Förderkohle ab Zeche kaufen zu können. Ab-StallPreis, meine Damen und Herren! Wenn Sie heute die Tonne Förderkohle kaufen wollen, dann brauchen Sie — in Milchpreisen oder Milchlitern umgerechnet — das Dreifache. Das sind die effektiven Tatsachen, das sind die Gegebenheiten, mit denen wir uns auseinanderzusetzen haben, wenn wir nicht Zustände in der Landwirtschaft einreißen lassen wollen, bei denen unsere Bauernsöhne und Landarbeiter nicht mehr bereit sind, in ihr tätig zu sein.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Ich will noch etwas sagen, was ich zur Begründung für notwendig halte. Herr Minister, ich bedauere sehr, feststellen zu müssen, daß die Bundesregierung von 1953 bis heute unser Volk nicht genügend darüber aufgeklärt hat — das ist nicht Ihre Schuld allein —, daß es so nicht geht, daß


    (Faßbender)

    alles bis in die Wolken klettert und man die Nahrungsmittelpreise unten hält. Das ist ein Zustand, der einfach unerträglich ist. Ich bin der Überzeugung, daß die vernünftigen Verbraucher, wenn man ihnen nüchtern die klaren Tatsachen vor Augen hält, damit einverstanden sein werden — ich spreche auch in städtischen Versammlungen und weiß, daß sie das bestimmt sein werden —, daß man dem Landvolk für seine Arbeit denselben Lohn in Form der Produktenpreise gewährt, wie es bei der gewerblichen Wirtschaft schlechthin der Fall ist.
    Bevor ich unseren Antrag verlese, glaube ich, daß ich nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht habe, darauf hinzuweisen, daß es in § 1 des Landwirtschaftsgesetzes ausdrücklich heißt:
    ist die Landwirtschaft mit den Mitteln der allgemeinen Wirtschafts- und Agrarpolitik — insbesondere der Handels-, Steuer-, Kredit- und Preispolitik — in den Stand zu setzen ... ". Wir stehen allerdings auf dem Standpunkt, daß diese Möglichkeiten nicht alle ausgenutzt worden sind. Ich bedauere, das als Vertreter einer Koalitionspartei hier feststellen zu müssen.
    In diesem Hause sollte das Wort des von mir hochverehrten Bundeskanzlers nicht verfälscht werden. Der Herr Bundeskanzler hat in Rhöndorf am 17. Februar 1951 mit aller Deutlichkeit erklärt:
    Das landwirtschaftliche Preisniveau, das weitgehend durch innerwirtschaftliche und handelspolitische Maßnahmen beeinflußt werden kann, muß meiner Überzeugung nach in einer Parität zu den übrigen Preisen der deutschen Wirtschaft gehalten werden, insbesondere auch zu den Löhnen.
    Das ist das Wort des Herrn Bundeskanzlers, das er vor fünf Jahren im Februar gesprochen hat.

    (Abg. Kriedemann: Der weiß das ja gar nicht!)

    — Sie wissen alles allein, Sie wissen auch in agrarpolitischen Dingen allein Bescheid. Trösten Sie sich, der Herr Bundeskanzler weiß von den Dingen wahrscheinlich mehr, als Sie ahnen.

    (Abg. Kriedemann: Warum ändert er es dann nicht?)

    — Weil er leider Gottes, Herr Kriedemann, auf anderen Gebieten gerade Ihren Forderungen viel zu viel nachgegeben hat.

    (Lachen bei der SPD.)

    Wir haben den Mut, unserem Volk zu sagen, daß wir es so nicht schaffen werden, daß allein mit Subventionspolitik dem Landvolk nicht zu helfen ist. Vergleichen Sie doch beispielsweise einmal, was man für einen Bergarbeiterstundenlohn in den Jahren 1911 bis 1913 an Grundnahrungsmitteln hat kaufen können und was man heute dafür erwerben kann. Wir wollen doch die Dinge einmal ganz nüchtern betrachten. Wir sind nicht gegen höhere Löhne, wir denken gar nicht daran. Aber wir sind sehr wohl dagegen, daß das Landvolk an der ganzen fortschreitenden wirtschaftlichen Entwicklung absolut nicht beteiligt ist, daß es praktisch das Stiefkind der gesamten Wirtschaftspolitik geworden ist. Das sagen wir auch als Vertreter der Koalition unserer eigenen Regierung. Wir wünschen und hoffen, daß unsere Bundesregierung uns bald gesetzliche Maßnahmen vorschlägt, die neben dem Weg über die Subventionierungen andere Wege ebnen, um dem Landvolk seinen gerechten Lohn zu geben. Sollte sie es wider Erwarten nicht tun, würden wir uns gezwungen sehen, von uns aus die notwendigen Gesetzentwürfe einzubringen.

    (Abg. Kriedemann: Das hätte ich an Ihrer Stelle schon längst getan!)

    — Herr Kriedemann, wir kennen uns ja lange genug.

    (Abg. Kriedemann: Deshalb wundert mich das!)

    — Sie wundert so manches. Mich wundert z. B. bei Ihnen folgendes: daß Sie immer hier in großen globalen Betrachtungen drumherumreden, aber nicht auf das Kernproblem eingehen. Sie wissen so gut wie ich, daß ohne eine Preiserhöhung für gewisse landwirtschaftliche Produkte dem Landvolk einfach nicht zu helfen ist.

    (Abg. Kriedemann: Und ich weiß, Herr Fassbender, daß soundso viel Landwirten mit Preisen nicht zu helfen ist!)

    — Verzeihen Sie, Herr Kriedemann, Sie sprechen von soundso viel Landwirten. Ich will Sie mal an etwas erinnern.

    (Abg. Kriedemann: Ja, tun Sie das!)

    Sie wissen sehr genau, daß wir im Wirtschaftsrat die Getreidepreise — wir waren das — festgehalten haben, und zwar um der gesamten Volkswirtschaft willen. Wir haben einen Weizenpreis von 12 Mark gehabt, amerikanischer Weizen frei Hafen Bremen kostete damals 62 Mark. Wir haben damals der Landwirtschaft im Interesse der gesamten Volkswirtschaft dieses Opfer zugemutet. Sie hat es ohne Murren getragen. Sie hat ihre Arbeit getan. Heute glauben wir den Anspruch darauf erheben zu können, daß die Forderungen der Landwirtschaft, die sie heute mit Recht stellt, auch erfüllt werden.

    (Abg. Kriedemann: Machen Sie doch Vorschläge, wieviel Sie für den Weizen haben wollen!)

    — Sie werden die Vorschläge von uns noch bekommen.

    (Abg. Kriedemann: Hoffentlich! Ich höre Sie nur immer darüber reden!)

    Wir bitten Sie, unserem Entschließungsantrag zuzustimmen:
    Der Bundestag wolle beschließen:
    Die Bundesregierung wird verpflichtet, in Anwendung der ihr nach § 1 des Landwirtschaftsgesetzes vorgeschriebenen Mittel der Landwirtschaft für ihre Erzeugnisse kostendeckende Preise zu sichern.
    Wir halten diesen kostendeckenden Preis für notwendig, weil wir nicht das gesamte Gefüge unserer Volkswirtschaft auf die Dauer in die Brüche gehen sehen wollen. Ohne ein gesundes Landvolk kann ein Staat nicht existieren. Oder aber man soll den Mut haben und sagen: Wir schreiben die Landwirtschaft ab.

    (Beifall rechts. — Abg. Kriedemann: Ei, ei, ei, das sind ja Töne!)