Rede:
ID0219501900

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 2195

  • date_rangeDatum: 27. Februar 1957

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 14:00 Uhr

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    1. tocInhaltsverzeichnis
      2. Deutscher Bundestag — 195. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Februar 1957 11093 195. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 27. Februar 1957. Geschäftliche Mitteilungen 11100 A Beschlußfassung des Bundesrats zu Gesetzesbeschlüssen des Bundestags . . . . 11093 D Vorlage des Berichts des Bundesministers des Innern über die berufliche und gesellschaftliche Eingliederung der aus der Sowjetzone geflüchteten Jugend (Drucksache 2034, 3237) 11093 D Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200, Umdrucke 961, 962, 963) 11093 D Lücker (München) (CDU/CSU) . . 11093 D Kriedemann (SPD) . . . . 11100 A, 11144 C Bauknecht (CDU/CSU) 11109 D Mauk (FDP) 11114 B, 11115 B, C Lahr (FVP) 11115 B, C, 11139 A Elsner (GB/BHE) 11119 D Dr. Preiß (FVP) 11122 A Müller (Wehdel) (DP) 11124 D Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 11128 D Frehsee (SPD) 11132 D Struve (CDU/CSU) 11135 B Lermer (CDU/CSU) 11137 B Dr. von Buchka (CDU/CSU) . . . 11138 D Fassbender (DP) 11140 B Dr. Horlacher (CDU/CSU) 11142 A Ausschußüberweisungen . . . . 11144 D, 11145 A Beschlußfassung zum Entschließungsantrag Umdruck 963 11145 A Nächste Sitzung 11145 C Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 11145 A Anlage 2: Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 961) 11146 A Anlage 3: Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 962) 11146 C Anlage 4: Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 963) 11146 D Die Sitzung wird um 14 Uhr durch den Vizepräsidenten Dr. Schneider eröffnet.
    2. folderAnlagen
      Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Ackermann 16. 3. Albers 3. 3. Albrecht (Hamburg) 27. 2. Dr. Arndt 27. 2. Bals 4. 3. Dr. Bartram 27. 2. Dr. Becker (Hersfeld) 16. 3. Behrisch 2. 3. Bender 1. 3. Berendsen 27. 2. Brese 9. 3. Brück 27. 2. Cillien 2. 3. Dr. Czaja 6. 3. Dr. Dehler 28. 2. Dr. Dresbach 27. 2. Eberhard 28. 2. Frau Finselberger 1. 3. Freidhof 27. 2. Geiger (München) 1. 3. Gerns 16. 3. Giencke 27. 2. Gockeln 2. 3. Dr. Götz 1. 3. Dr. Greve 27. 2. Günther 27. 2. Hahn 28. 2. Häussler 27. 2. Frau Heise 6. 3. Hepp 2. 3. Heye 27. 2. Dr. Höck 28. 2. Höfler 2. 3. Hoogen 1. 3. Frau Dr. Ilk 1. 3. Karpf 27. 2. Kiesinger 9. 3. Frau Kipp-Kaule 27. 2. Koenen (Lippstadt) 1. 3. Dr. Köhler 2. 3. Könen (Düsseldorf) 1. 3. Frau Korspeter 2. 3. Kramel 27. 2. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Kreyssig 1. 3. Kühn (Köln) 27. 2. Kunze (Bethel) 28. 2. Lange (Essen) 27. 2. Dr. Leiske 27. 2. Dr. Leverkuehn 27. 2. Dr. Löhr 27. 2. Lücke 6. 3. Lulay 27. 2. Dr. Mende 28. 2. Merten 1. 3. Metzger 27. 2. Mißmahl 1. 3. Dr. Mocker 28. 2. Morgenthaler 30. 4. Müller-Hermann 27. 2. Neuburger 2. 3. Neumann 1. 3. Neumayer 16. 3. Oetzel 27. 2. Ollenhauer 27. 2. Onnen 27. 2. Pelster 27. . Rademacher 1. .3 Rehs 27. 2 Dr. Reichstein 1. 3. Dr. Rinke 1. 3. Frau Rudoll 27. 2. Ruhnike 28. 2. Ruland 27. 2. Rümmele 27. 2. Dr. Schild (Düsseldorf) 27. 2. Schill (Freiburg) 27. 2. Schloß 27. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) 2. 3. Schmücker 16. 3. Schneider (Bremerhaven) 27. 2. Schneider (Hamburg) 2. 3. Frau Schroeder (Berlin) 31. 5. Seiboth 28. 2. Dr. Starke 27. 2. Frau Dr. Steinbiß 28. 2. Stingl 28. 2. Stücklen 6. 3. Wedel 1. 3. Wehr 6. 3. Dr. Wellhausen 27. 2. Frau Welter (Aachen) 27. 2. Dr. Werber 27. 2. Wolf (Stuttgart) 4. 3. ****) Siehe Anlage 4. b) Urlaubsanträge Abgeordnete(r) bis einschließlich Arnholz 30. 3. Hellenbrock 10. 3. Dr. Keller 9. 3. Moll 1. 4. Dr. Pohle (Düsseldorf) 9. 3. Raestrup 16. 3. Richter 9. 3. Dr. Schranz 11. 3. Srock 9. 3. Anlage 2 Umdruck 961 (Vgl. S. 11139 A, 11144 D) Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Abschnitt B Ziffer II des Grünen Planes 1957 (zu Drucksache 3200) Die Bundesregierung wird ersucht, 1. über die zur Verbilligung von Handelsdünger (Nr. 2 Buchstabe a) bereitgestellten Mittel von 260 Millionen DM hinaus weitere Mittel bereitzustellen, um die bereits eingetretene Preiserhöhung der Phosphatdüngemittel und die angekündigte Preiserhöhung der Stickstoffdüngemittel auszugleichen; 2. bezüglich der Förderung der Verwendung von anerkanntem Kartoffelpflanzgut (Nr. 2 Buchstabe b Absatz 2) ,die teilweise Beschränkung auf bestimmte Betriebsgrößenklassen und Bodennutzungssysteme wegfallen zu lassen; 3. die unter Nr. 2 vorgesehenen Maßnahmen zur rationelleren Gestaltung der Erzeugung dahin zu ergänzen, daß zur Verbilligung des Dieselkraftstoffs ein Betrag eingesetzt wird, der ausreicht, um den Preisstand vom Mai 1956 wiederherzustellen. Gleichzeitig soll ein ausreichender Betrag bereitgestellt werden, um ,eine ,der Dieselkraftstoffverbilligung entsprechende Verbilligung des Vergaserkraftstoffes für Kleinaggregrate in landwirtschaftlichen Betrieben zu erreichen; 4. die unter Nr. 3 Buchstabe a Absatz 3 vorgesehene Beschränkung, wonach der Tierbestand amtlich als seuchenfrei anerkannt sein oder sich nach einem Plan in Sanierung befinden muß, der im Einvernehmen mit der zuständigen Landesbehörde aufgestellt ist, wegfallen zu lassen; 5. die unter Nr. 3 Buchstabe a Absatz 5 vorgesehenen Mittel für Seuchenbekämpfung - siehe auch Überblick unter Ziffer III Nr. 3 Buchstabe a (2) - um 100 Millionen DM auf 120 Millionen DM zu erhöhen; 6. im Zuge der Stärkung der kleinbäuerlichen Geflügelwirtschaft (Nr. 3 Buchstabe b Absatz 7) zur Verjüngung der Bestände und Erhöhung der Legeleistung einen Betrag von 10 Millionen DM als Beihilfe zur Beschaffung von Küken und Junghennen aus anerkannten Vermehrungszuchten bereitzustellen; 7. zusätzlich zu den Maßnahmen unter Nr. 3 Buchstabe b 'einen Betrag von 7,5 Millionen DM zur Wiederherstellung der Rentabilität der Schafhaltung (Stützung des Wollpreises) und einen Betrag von 1,5 Millionen DM zur Förderung der Imkerei (Verbilligung des Futterzuckers) bereitzustellen; 8. zusätzlich zu den Maßnahmen unter Nr. 4 Absatz 1 einen Betrag bereitzustellen, der es ermöglicht, unter Einbeziehung der seit der Währungsumstellung entstandenen 'dinglich gesicherten Schulden den vom letzten Kreditnehmer zu zahlenden Zinssatz auf 4 v. H. zu senken. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Brühler und Fraktion Dr. Schneider (Lollar) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 962 (Vgl. S. 11140 B, 11144 D) Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 ,und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird verpflichtet, in Anwendung der ihr nach § 1 des Landwirtschaftsgesetzes vorgeschriebenen Mittel der Landwirtschaft für ihre Erzeugnisse kostendeckende Preise zu sichern. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Brühler und Fraktion Dr. Schneider (Lollar) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 963 (Vgl. S. 11144 B, 11145 A) Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat den Bericht der Bundesregierung über die Lage ,der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis genommen und stimmt den vorgeschlagenen Maßnahmen im Grundsatz zu. Er erwartet, ,daß die Richtlinien zu ihrer Durchführung im Benehmen mit den Ländern umgehend erlassen werden. Die Bundesregierung wird ersucht, im Rahmen der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung ihre Anstrengungen gemäß § 1 des Landwirtschaftsgesetzes zu verstärken, um den Ausgleich zwischen Ertrag und Aufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben im Sinne des § 5 des Landwirtschaftsgesetzes zu erreichen. Der Bundestag erwartet ferner, daß die Länder sich an den Förderungsmaßnahmen zugunsten der landwirtschaftlichen Erzeugung und ihres Absatzes sowie zur Verbesserung der Agrarstruktur auch mit finanziellen Beiträgen entsprechend der Regelung beim vorjährigen „Grünen Plan" beteiligen. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Krone und Fraktion
    • insert_commentVorherige Rede als Kontext
      Rede von Dr. Ludwig Preiß


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

      Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist nicht verwunderlich, daß sich die Reihen des Hohen Hauses schon sehr stark gelichtet haben; denn es ist eine nicht gerade geringe Zumutung, aus dem Munde von acht bis zehn Kollegen — wenn auch der verschiedensten Fraktionen — immer wieder dasselbe Problem erörtert zu hören.
      Ich habe den Auftrag, mich im Namen der Arbeitsgemeinschaft der Fraktionen DP/FVP lediglich zum Bericht zu äußern. Auch ich hätte durchaus Anlaß, die vielen Fragen, die einmal mehr von der einen, dann von der anderen Seite angeschnitten worden sind, zu erörtern und viele Zahlen dabei mit zu erwähnen. Ich halte es aber wirklich nicht mehr für vertretbar. Ich bin der Meinung, daß wir gerade deshalb, weil wir in den alljährlichen Bericht die Fülle der sehr anerkennenswerten und begrüßenswerten Förderungsmaßnahmen, ihre Methode, ihre bereits beobachteten Auswirkungen zu dem spezifischen Zweck und Inhalt des Berichts — nämlich darüber Auskunft zu
      ob die Zielsetzungen des Landwirtschaftsgesetzes erreicht worden sind — hinzugenommen haben, den Bericht überladen. Daher kommt es, daß zu leicht über durchaus nicht unwichtige, aber am Kerngedanken gemessen doch nicht allzu maßgebliche Dinge gesprochen wird.
      Lassen Sie mich deshalb in aller Kürze auf diesen Kernpunkt — wie er es meiner Meinung nach in diesem Bericht sein sollte — zu sprechen kommen. Aus dem Bericht muß sich doch eine Beantwortung der Frage ergeben: Wie steht oder wie stand es im Berichtsjahr in der Landwirtschaft? Hat sie die im Gesetz gewollten Zielsetzungen erreicht? Nun, das drückt der Bericht ganz klipp und klar und objektiv aus. Die Zielsetzung des Gesetzes ist nicht nur nicht erreicht worden, sondern der Abstand der Landwirtschaft von den anderen Wirtschaftsbereichen hat sich noch vergrößert.
      Es wird nicht nur diese Feststellung getroffen, sondern es wird auch auf die wichtigsten Gründe verwiesen, als da sind: schlechte Witterung, stürmische Aufwärtsentwicklung der übrigen Wirtschaft, Verknappung der Arbeitskräfte und Kapitalmangel. — Ja, für die schlechte Witterung kann nun weiß Gott niemand, und dafür können wir
      niemand verantwortlich machen. Aber die anderen drei Punkte stehen in einem engen Zusammenhang und haben eine eindeutig negative Rückwirkung für die Landwirtschaft gehabt. Sie gehen insbesondere von dieser mit Recht so beschriebenen, „allzu stürmisch" genannten Entwicklung der übrigen Wirtschaft aus. Dazu möchte ich einschränkend sagen: Es dürfte auch nicht schlechthin „der übrigen Wirtschaft" gesagt werden, sondern müßte „der besonders konjunkturbegünstigten Wirtschaft" oder „der konjunkturbegünstigten Wirtschaftszweige" gesagt werden. Diese Wirtschaftszweige haben insbesondere in der zweiten Hälfte des Berichtsjahrs den starken zusätzlichen Sog auf die in der Landwirtschaft tätigen Menschen ausgeübt und haben auch die starke Lohnentwicklung bei den Verbliebenen ausgelöst, die mit einem Sprung eine Verbesserung von 43 Indexpunkten ergab, so daß die Indexziffer 316 erreicht wurde.
      Um nun den laufend größer werdenden Arbeitskräftemangel oder die zu starke arbeitsmäßige Belastung der noch verbliebenen Kräfte zu mindern, war zwangsweise eine große Rationalisierungsaufgabe gestellt, deren Lösung aber angesichts der unzulänglichen Rentabilitätslage in der Hauptsache nur über Fremdfinanzierung möglich war. Dies war ja auch besonders im Förderungsprogramm des ersten Grünen Plans vorgesehen, ließ sich aber leider nur teilweise auf diesem Finanzierungsweg realisieren, weil — wie Ihnen allen bekannt — infolge der Diskont- und Kreditrestriktionspolitik der Bank deutscher Länder diese Aktion stockte.
      Trotzdem mußten unerläßliche und unvermeidliche Neuinvestitionen vorgenommen werden, und zwar — wie nicht anders möglich — vornehmlich auf dem Wege über Wechselfinanzierungen. Es ist keine Schwarzmalerei, wenn man aus der Kenntnis der Dinge, aus der Praxis heraus feststellt, daß viele wirtschaftliche Entscheidungen im vergangenen Jahr sehr oft nicht auf Grund echter betriebswirtschaftlicher Überlegungen in den Betrieben getroffen werden mußten, sondern auf Grund von Wechselfälligkeiten.
      Nun ist zwar richtig, wenn für das Berichtsjahr festgestellt wird, daß sich der Gesamtertrag recht beachtlich verbessert hat, und zwar um rund 1,1 Milliarden DM, und bei gleichzeitiger Erhöhung der Gesamtkosten von 500 Millionen DM immerhin eine Verbesserung der Rohdifferenz um 600 Millionen eingetreten ist, was insgesamt die hier schon mehrfach genannte Zahl von 3,4 Milliarden Rohüberschuß ergibt.
      Was ist nun um diese Zahl für ein Aufheben gemacht worden, nachdem sie im Spätsommer vergangenen Jahres bekanntgeworden ist! Aus wirklich sehr zahlreichen Publikationen und sonstigen Auslassungen konnte man den Eindruck gewinnen, als sei man dort der Meinung, für die Landwirtschaft sei nun auch eine Art überhitzte Konjunktur oder das goldene Zeitalter angebrochen. Dem ist nicht so. Insofern muß auch ich bedauern, daß nicht an Hand eines globalen Vergleichs Einschränkungen gemacht worden sind. Ich habe Verständnis dafür, daß die Methode, die völlig eindeutig und wissenschaftlich erhärtet ist, noch weiterer Entwicklung und Ergänzung bedarf. Aber zur Beseitigung all der vielen Irrtümer und Irreführungen, die mit dieser Zahl entstanden sind,


      (Dr. Preiß)

      wäre der globale Vergleich unbedingt notwendig gewesen.

      (Zustimmung rechts.)

      Ich will mich nicht wie viele meiner verehrten Vorredner in die gewagte Berechnung mit unzulänglichen Mitteln hineinbegeben. Wir wissen, daß, weil nicht die Stelle, die den Bericht angefertigt hat und die wohl allen voraus über das beste und umfangreichste Unterlagenmaterial verfügt, diese Berechnung angestellt hat, draußen sehr viele von sich aus — und jeder mit anderen Voraussetzungen und mit anderen Berechnungsgrundlagen — zu horrend abweichenden Zahlenergebnissen gelangt sind. Ich will in diesen Streit, der sich zwischen 3,5 und 8 bis 9 Milliarden bewegt, nicht mit einer eigenen Errechnung eintreten. Ich möchte aber sagen, daß man doch sehr bald approximativ zu einem Betrag von 4 oder 41/2 kommen kann, ohne dabei das schlechte Gewissen zu haben, durch gestellte Anhalts- und Annäherungswerte die Dinge bewußt in die Höhe zu treiben. Wir wollen uns gar nicht einmal auf die Zahl festlegen. Aber jeder hat hier doch zum Ausdruck gebracht, daß an der Tatsache der Unterbewertung des großen Abstandes, insbesondere in der Entlohnung, einfach nicht zu rütteln ist.
      Eine Feststellung des Kollegen Bauknecht möchte ich besonders unterstreichen: der aus einer ganzen Reihe von Sparten der gewerblichen Wirtschaft herangezogene Vergleichslohn ist eindeutig zu niedrig gehalten, ist nicht nur inzwischen durch die Entwicklung überholt, sondern auch schon für den damaligen Zeitpunkt, so will mir scheinen, zu niedrig gewesen. Denn eine ganze Reihe von Momenten — die angeblich viel billigere Lebensweise auf dem Lande usw. — sind herangezogen worden, die heute im Gegensatz zu früher einfach nicht mehr stimmen. Im Gegenteil, es gibt heute in vielerlei Hinsicht einfachere und billigere Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten in der Großstadt mit ihren Warenhäusern und ähnlichen Einrichtungen als auf dem flachen Lande. Treten wir also gar nicht in den Streit um den wirklichen Milliardenumfang der Disparität ein, sondern bleiben wir bei der Feststellung, daß sie vorhanden ist, vornehmlich auf dem Lohnabstand beruht und in die Milliarden geht. Das ist doch das beengende, von Tag zu Tag stärker werdende, beunruhigende Gefühl der Landbevölkerung: daß sie sich einfach von der Entwicklung überrollt, in den Hintergrund gedrängt fühlt allen anderen gegenüber, die sie umgeben, mit denen sie zum großen Teil unter einem Dach wohnt. Mit sorgenvoller Erwartung blickt die Landbevölkerung am heutigen Tag auf den Bundestag und fragt, was er in dieser Sache entscheidet: Kommen wir noch einmal zu einer beruhigten Situation, von der aus wir einen Ausblick auf eine Besserung nehmen können? Der erste Grüne Plan wurde allenthalben hoffnungsvoll als ein neuer Start angesehen, und man ist bereit, auch den zweiten noch einmal als einen neuen Start, als eine neue Möglichkeit des HoffnungSchöpfens aufzufassen. Aber wenn immer wieder, bevor die Maßnahmen eingeleitet sind, die Entwicklung so weit fortgeschritten ist, daß noch nicht einmal ein Schritthalten, geschweige ein Verkürzen des Abstands oder gar ein Aufholen des inzwischen vergrößerten Abstands möglich ist, dann sind alle Appelle an die Landbevölkerung, sie möge doch aushalten, weil ihre Arbeit und ihre Rolle im Rahmen der Gesamtbevölkerung so wichtig sei, auf die Dauer zwecklos. Es gibt sehr viele Momente —
      sie sind von allen Seiten oft und nachdrücklich erwähnt worden —, die die Erhaltung einer leistungsfähigen Landwirtschaft nicht nur der Nahrungsmittelversorgung wegen, sondern auch zur Wahrung des Bestandes des Bauerntums als eines mit 13 % immer noch beachtlichen Teiles unserer Bevölkerung notwendig erscheinen lassen.
      Das schließt keineswegs aus, daß die von uns allen sehr begrüßten und vor zwei Jahren eingeleiteten Strukturverbesserungsmaßnahmen weiter verfolgt werden. Sie können aber nur in evolutionärer oder, wie Herr Kollege Lücker gesagt hat, organischer Weise betrieben werden und niemals im Sinne einer revolutionären Umgestaltung der Struktur. Allerdings muß, wenn die wirtschaftliche Entwicklung zum Nachteil der Landwirtschaft so weitergehen sollte, eine solche revolutionäre Umgestaltung befürchtet werden.
      Nun ist ja nicht nur die Unkostensenkung, auf die wir jahrelang gehofft haben, ausgeblieben, sondern es sind laufend weitere Belastungen auf uns zugekommen. Auf dem anderen Weg über Subventionen wird nicht entfernt der erforderliche Effekt erzielt. Denn wir wissen ja alle, daß es der Herr Minister bei der gegebenen Haushaltslage selbst bei den vorgesehenen Beträgen nicht leicht gehabt hat, diese Summen dem Herrn Finanzminister abzuringen.
      So muß, wenn man diesen großen. Millionen zählenden Bevölkerungsteil nicht in seiner wachsenden Sorge belassen will, die Frage aufgeworfen werden, ob bei uns nicht der dritte Weg zumindest diskutiert und, wenn auch mit kleinen Schritten, betreten werden muß. Meine sehr verehrten Damen und Herren, es gibt doch nur eine dritte Seite, die zu überprüfen ist, nämlich die, wie man den Ertrag, die Einnahmen oder die Erlöse der Landwirtschaft verbessern kann. Ich habe mich über die Feststellungen im Bericht des Herrn Ministers außerordentlich gefreut. Nachdem er nämlich dieses sehr betrübliche Bild gegeben hat, trifft er nämlich die zweite Feststellung, daß es aus dieser Lage praktisch nur zwei Auswege geben könne. Der erste ist, allgemein maßzuhalten und die volkswirtschaftlichen Fortschritte auch in Preissenkungen zum Ausdruck kommen zu lassen. Dazu wird wohl jeder aus der Landwirtschaft und sicherlich auch aus der Verwaltung ja sagen. Wie glücklich wären wir gewesen, wenn sich die Entwicklung allenthalben gleichmäßig und nicht auf dem einen Sektor im Schneckentempo und auf anderen Sektoren im Galopp vollzogen hätte! Dann wären uns all diese Diskrepanzen erspart geblieben. Unsere Geduld, wenn ich in diesem Plural von mir zusammen mit der Landwirtschaft sprechen darf. die wir jahrelang vergeblich auf diese Umkehr der Entwicklung gehofft haben, ist erschöpft. Dann müssen wir eben den zweiten in der Regierungserklärung angeführten Weg beschreiten, die Landwirtschaft über ein günstigeres Preisgefüge daran zu beteiligen.
      Nun weiß man: wenn man diese Frage anspricht, dann ist sehr schnell Alarm gegeben. Wir sind auch nicht diejenigen, die hier einfach unzumutbare Forderungen gegenüber der Verbraucherschaft erheben, ohne zunächst einmal nachgesehen zu haben, wie es sich mit der Kaufkraft verhält. Hier ist doch wohl festzustellen, daß wir in den letzten Jahren eine Steigerung der Massenkaufkraft zu verzeichnen haben, an der gemessen die Verbesserung der landwirtschaftlichen Erträge nur sehr gering ist. Diese Zahlen muß ich Ihnen nun doch


      (Dr. Preiß; nennen und hoffe, Sie damit nicht zu langweilen. Wir haben von 1951/52 zu 1955/56 ein Ansteigen der Massenkaufkraft und damit des privaten Verbrauchs von 65 auf 91,9 Milliarden zu verzeichnen. Der Nahrungsverbrauch stieg in dem gleichen Zeitraum von 21,9 auf 29,7 Milliarden. Anteilig fiel er, am Gesamtverbrauch gemessen, von 33,8 auf 31,8 % ab. Dem steht die Steigerung des Verzehrs von Genußmitteln aller Art von 9,6 auf 14,3 gegenüber. Das ist, an dem Nahrungsmittelverbrauch gemessen, eine Steigerung von 44 auf 48,3 %. Das heißt, daß wir in diesem Berichtsjahr einen Verzehr an Genußmitteln in Höhe von nahezu 50 % der gesamten Nahrungsausgaben unseres Volkes einschließlich des Selbstversorgeranteils zu verzeichnen haben. Daß daneben noch 47,5 Milliarden für die Bedürfnisdeckung auf allen anderen Gebieten verblieben, ist hier doch wohl außerordentlich eindrucksvoll. Nun möchte ich meinen — ich glaube, da auch im Namen meiner Fraktionsarbeitsgemeinschaft sprechen zu dürfen —, daß einem Volke, das einen derartigen Verbrauchsstatus im ganzen zeigt, auch eine gewisse Ausgabenverlagerung, so möchte ich es einmal ausdrücken, von den nicht lebenswichtigen zu den lebenswichtigen Gebieten zugemutet werden kann, wenn das quasi der einzige Ausweg ist, einen wichtigen Wirtschaftsund Volksteil lebensfähig zu erhalten. Wenn diese Fragen angesprochen werden, werden immer — das klang auch vorhin wieder an — Hinweise darauf gemacht, daß wir eben in der unglücklichen Lage sind, zu teuer zu produzieren und die Auslandskonkurrenz nicht ertragen zu können. In Erwartung etwaiger solcher Einwände habe ich mich der Mühe unterzogen, für die interessantesten Gebiete, Milch und Fleisch, noch einmal einige Vergleichszahlen herbeizuholen. Nun soll man aber nicht Mark mit Francs und Pence usw. vergleichen, sondern einmal nachprüfen, meine Damen und Herren: wie steht es denn mit den Lohnaufwendungen für die Einheiten dieser wichtigen Veredelungserzeugnisse innerhalb der europäischen Gebiete, die demnächst gemeinsamen Markt machen wollen? Mit diesem drohenden Hinweis ist man ja immer sehr schnell zur Stelle. Für 1 kg Milch muß der Arbeiter in Italien 25,7, in Frankreich 20,0, in Österreich 15,7, in Belgien 14,5 und in der Bundesrepublik 12,6 Minuten und für 1 kg Schweinefleisch in Italien 293, in den Niederlanden 224, in Österreich 218, in Belgien 189, in Frankreich 178 und in der Bundesrepublik 159 Minuten arbeiten. Der Zeitaufwand in der Bundesrepublik ist also in weitem Abstand der niedrigste aller europäischen Länder. Einen eindrucksvolleren Vergleich bezüglich der unterschiedlichen Beanspruchung der Verbraucherschaft bei diesen wichtigsten Veredelungserzeugnissen als die beiden Zahlenreihen, die ich Ihnen soeben genannt habe, kann es doch wohl nicht geben. Wir brauchen deshalb auch keine Bange vor einer europäischen Konkurrenz zu haben, der wir vielleicht im Augenblick des Entstehens des Gemeinsamen Marktes nicht gewachsen sein könnten. Aber wir werden immer wieder auf die Vergleiche mit Übersee hingewiesen, wo völlig andere Voraussetzungen bestehen, die mit denen bei uns einfach nicht verglichen werden können. Dazu kann ich nur feststellen: dann sind alle die von diesen Seiten sonst gemachten Beschwörungen, daß man ja alles Interesse an der Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit und auch der Erhaltung des deutschen Bauerntums habe, nur fingierte Hinweise. Denn derartige Konkurrenzmöglichkeiten auszuhalten sind wir nicht nur in der Landwirtschaft nicht in der Lage, sondern in vielen, wenn nicht in den meisten Gebieten der gewerblichen Wirtschaft. Hier geht es in sehr vielen Fällen letztlich nur um das Problem, ob man den bei uns in der Landwirtschaft tätigen Menschen einen Sozialstatus zumuten will, wie er in den primitiven Kolonialgebieten herrschen mag. Es könnte sich also letzten Endes um ein soziales Dumping schlimmster Art handeln. Ich glaube, meine Damen und Herren, wir müssen den Weg beschreiten, auf den vorhin auch einige Kollegen hingewiesen haben. Er muß nun nicht gleich Gott weiß wie befürchtete Rückwirkungen und Mehrbelastungen für die Verbraucher haben. Zwischen dem, was der landwirtschaftliche Ertrag oder die landwirtschaftlichen Einnahmen sind, und dem, was unsere gesamte Verbraucherschaft für Nahrungsgüter ausgibt, besteht eine gewaltige Lücke, die wir einmal scharf unter die Lupe zu nehmen haben. Das ist vielleicht auch eine zeitgemäße und wichtige Aufgabe im Rahmen derartiger Überlegungen. Ich habe mir die von Ihnen, Kollege Kriedemann, vorhin gemachte Anspielung auf die Marktpflege sehr gut gemerkt. Unter Marktpflege verstehen wir allerdings -und ich habe den Mut, es beim Namen zu nennen —, es zu vermeiden, daß durch unangebrachte, weil zu hohe Stoßimporte auf unseren Märkten immer wieder Beunruhigung eintritt oder gar Preisnachlässe oder Preiseinbrüche passieren, welche auf wenigen Märkten Einbußen zur Folge haben, die alle Förderungs und Hilfsmaßnahmen im Rahmen des Grünen Plans erfolglos bleiben lassen. Eben deshalb haben wir diese Anträge gestellt, im besonderen diesen Entschließungsantrag, damit noch einmal an das erinnert wird, was eigentlich gesetzliche Verpflichtung der Regierung nach dem Landwirtschaftsgesetz ist. Das Wort hat der Abgeordnete Müller Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe die Aufgabe, im Namen der Arbeitsgemeinschaft der DP/FVP über den Grünen Plan zu sprechen. Ich möchte zunächst feststellen, daß sich die Ertragslage, wie von meinen Vorrednern eingehend dargestellt worden ist, im letzten Jahr weiter verschlechtert hat. Wir müssen uns daher darüber klarwerden, mit welchen Maßnahmen geholfen werden kann. Es ist klar, daß zur Beseitigung einer sehr hohen Disparität auch Maßnahmen erforderlich sind, die direkt wirksam sind. Wir sind uns hier im Hause alle darüber einig, daß die Verbesserung der Agrarstruktur außerordentlich wichtig ist. Unsere Arbeitsgemeinschaft begrüßt die Erhöhung der Mittel auf diesem Sektor. Ich möchte aber gleich hinzufügen, daß die Aufstockung der Mittel für die Flurbereinigung noch größer sein muß. Weite Flächen sind von den bisherigen Bewirtschaftern liegengelassen worden, und wir müssen daraus in den nächsten Jahren gesunde mittelbäuerliche Betriebe schaffen. Die Mittel zur Verbesserung der Agrarstruktur müssen daher fortlaufend weiter erhöht werden, um nicht das Kulturland verkommen zu lassen, sondern der landwirtschaftlichen Nutzung zu erhalten. Zur Verbesserung der Betriebsgrundlage werden in Zukunft auch die Mittel für die Wasserwirtschaft noch erhöht werden müssen. Wir begrüßen es, daß gegenüber dem Vorjahr eine Aufstockung erfolgt ist. Wir müssen uns aber vor Augen halten, daß im letzten Jahr ungeheure Schäden durch Hochwasser entstanden sind. In weiten Gebieten kann wegen der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse von der Möglichkeit des verbilligten Bezugs von Düngemitteln, von der Herr Kollege Kriedemann vorhin sprach, gar kein oder jedenfalls nicht in dem notwendigen Umfang Gebrauch gemacht werden. Wir müssen an Gebiete denken, in denen es einfach aus wasserwirtschaftlichen Gründen nicht zu einer intensiveren Nutzung kommen kann. Es muß daher damit gerechnet werden, daß weiterhin erhöhte Mittel für die Wasserwirtschaft erforderlich werden, und vielleicht können wir schon in diesem Jahre auf dem einen oder anderen Sektor mit einer weiteren Erhöhung der Mittel rechnen. Ich stelle nur die Frage, ob es auf die Dauer nicht billiger ist, zur Verbesserung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse vorbeugend Geld auszugeben, als jährlich Mittel zur Beseitigung der Hochwasserschäden aufzuwenden. (Abg. Kriedemann: Da haben Sie schon recht!)


      (Vizepräsident Dr. Schneider übernimmt den Vorsitz.)


      (Beifall rechts und in der Mitte.)

    • insert_commentNächste Rede als Kontext
      Rede von Karl Müller


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DP)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DP)


      (Müller [Wehdel])

      Die Förderung des Wirtschaftswegebaues ist eine Maßnahme, die wir ebenfalls für notwendig halten. Wir begrüßen auch hier sehr die Erhöhung der Mittel.
      Wir bedauern es, daß die Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftslage in den Futterbaubetrieben, die in dem Grünen Bericht so eingehend behandelt werden, nur einen sehr schwachen Niederschlag in dem Ansatz der Geldmittel gefunden haben. Es sind zwar 7 Millionen DM für die Verbesserung der technischen Anlagen in den Futterbaubetrieben vorgesehen; aber ich glaube, daß das längst nicht ausreicht, um die Ertragslage der Futterbaubetriebe, die nach den Feststellungen der zwei Grünen Berichte wirklich die schlechteste ist, zu bessern. Der Beirat hat sehr klar die Möglichkeiten aufgezeigt, mit denen eine grundlegende Besserung der Ertragslage in den Futterbaubetrieben erreicht werden kann. Woran kranken sie? Einmal liegen sie sehr häufig unter ungünstigen Wasserverhältnissen. Andererseits fehlt ihnen der Viehbesatz, um da, wo die Wasserverhältnisse in Ordnung sind, nun mit einem hohen Düngeraufwand eine 'hohe Flächenproduktivität zu erreichen.
      Man stellt so häufig gerade unseren Futterbaubetrieben das holländische Beispiel vor Augen und hält uns die Umsätze entgegen, die der holländische Futterbaubetrieb gegenüber unseren Betrieben hat. Man vergißt aber, daß Holland im Gegensatz zu uns ganz andere Aufwendungen für die Herstellung einer gesunden Produktionsgrundlage in wasserwirtschaftlicher Hinsicht gemacht hat. Wenn ich nur vergleiche, daß das kleine Holland nach der Hochwasserkatastrophe in zwei Jahren 1,6 Milliarden DM für den Küstenschutz, die Verbesserung der Wasserwirtschaft und die Inganghaltung der dortigen Anlagen aufgewendet hat, während wir hier mit Zahlen von 30 bis 40 Millionen rechnen, so zeigt das, welcher kolossale Unterschied zwischen den Förderungsmaßnahmen unserer Nachbarländer und unseren eigenen Maßnahmen besteht.

      (Abg. Kriedemann: Sie müssen das Ding umdrehen, Herr Müller!)

      Ich glaube also, daß die Vorschläge, die der Beirat gemacht hat — Verbesserung der Wasserverhältnisse, billige Kredite zur Aufstockung der Viehbestände und die dann notwendigen Folgemaßnahmen —, wenn sie verwirklicht werden, durchaus geeignet sind, die Futterbaubetriebe von der untersten Stufe der Ertragslage auf einen günstigen Stand zu bringen und sie dann auch an den Subventionen für Düngemittel usw. teilnehmen zu lassen.
      Wir würden es sehr begrüßen, wenn in dieser Richtung etwas mehr geschähe, als es bisher der Fall ist.
      Wir begrüßen auch die Erhöhung der für Beratung ausgesetzten Mittel. Gerade ich, der ich seit 1921 in der landwirtschaftlichen Beratung tätig bin und seit sehr langer Zeit Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Wirtschaftsberatung in Niedersachsen bin, kenne die Bedeutung und auch die großen Leistungen der Wirtschaftsberatung. Ich begrüße es daher sehr, daß wir hier zu einer Erhöhung der Mittel kommen.
      Auf der anderen Seite muß ich leider feststellen, daß in den letzten Jahren die Arbeit der Berater dadurch erschwert, ja beinahe illusorisch geworden ist, daß wir infolge von Maßnahmen der Agrarpolitik den Nutzen der Beratungen nicht buchen konnten. Wir haben im vorigen Jahr den Zweig, den wir gerade für den kleinbäuerlichen Betrieb besonders fördern wollten, nämlich die Geflügelzucht, stark in Angriff genommen und haben Spezialgeflügelzuchtberater eingestellt mit dem Ergebnis, daß die bäuerlichen Betriebe sehr erhebliche Aufwendungen gemacht haben, um ihre Geflügelbestände zu verjüngen, gesunde Stallungen herzustellen und hohe Leistungen zu erzielen. Nun müssen wir aber feststellen, daß wir infolge der unsinnigen Eierimporte heute einen Zusammenbruch des Eierpreises haben, der für den Erzeuger zu einem Eierpreis von 12 bis 14 Pf geführt hat. Daraufhin kann sich der Geflügelzuchtberater auf dem Hof natürlich nicht mehr sehen lassen, weil es eine glatte Fehlinvestition ist.
      Zur Zeit bemühen wir uns mit einer intensiven Beratung, in den Futterbauwirtschaften Nordwestdeutschlands und auch Süddeutschlands zu einer Rationalisierung der Betriebe zu kommen, um bei den ihnen zur Verfügung zu stellenden Kapitalien für die Aufstockung der Viehbestände und die sonstigen Folgemaßnahmen Fehlinvestitionen zu vermeiden. Wenn wir aber nicht gleichzeitig Preiseinbrüche auf dem Viehmarkt infolge überhöhter Gefrierfleischimporte verhindern, haben wir auch dort keinen Erfolg der Beratung zu verzeichnen. Die Beratung hat nur bei ganz stabiler Markt- und Preispolitik Auswirkungen; sonst ist sie ein Fehlschlag, der sich zum Unglück des Beratenen, aber auch zum Fluch für den Berater auswirkt.
      Wir sind uns aber auf der anderen Seite völlig darüber im klaren, daß wir die Disparität, wie sie von meinen Herren Vorrednern mit unterschiedlichen Beträgen — von 4 Milliarden bis 8 und 9 Milliarden DM — errechnet worden ist, nicht


      (Müller [Wehdel])

      allein auf diesem Wege beseitigen können und daß wir das auch durch die vorgenommenen Subventionen allein nicht werden erreichen können. Wir begrüßen es, daß die Subventionen für Düngemittel aufgestockt worden sind, um den erhöhten Verbrauch mit zu subventionieren. Wir befürchten allerdings, daß die Preissteigerungen, die auf uns zukommen bzw. schon da sind, mit dieser Erhöhung noch nicht ausgeglichen werden. Meine Damen und Herren, es hat ja keinen Zweck gehabt, daß wir im vorigen Jahr gesagt haben: Wir wollen 20 % des Düngerpreises subventionieren, und wir bekommen eine 3- oder 5%ige Preiserhöhung, und von dieser Preiserhöhung nehmen wir auch nur 20 % weg, und der Rest muß vom Bauern im Mehrpreis aufgebracht werden, ohne daß er einen Ausgleich auf der Kostenseite für seine Erzeugnisse hat.
      Auf der anderen Seite aber möchte ich Herrn Kriedemann doch einmal die Frage stellen, wie er sich eine Änderung der Subventionierung vorstellt. Ich begreife völlig Ihren Standpunkt, Herr Kollege. Sie sagen, die Subventionierung oder der Düngerverbrauch seien zu unterschiedlich. Der Düngerverbrauch liegt auf der einen Seite, vielleicht in Betrieben, die in den letzten Jahren noch einigermaßen mit einem blauen Auge davongekommen sind, sehr hoch; auf der anderen Seite haben die Futterbaubetriebe oder die süddeutschen Almbetriebe praktisch keinen Nutzen davon. Auch wenn wir die Subvention ändern würden, das heißt, den Mehrverbrauch subventionieren würden — ein Vorschlag, den wir, glaube ich, auch im Ernährungsausschuß schon einmal kurz behandelt haben und der auch von gewissen Seiten der Industrie schon einmal gemacht worden ist —, würde das hier nichts ändern. Warum nicht? Nehmen wir einmal eine Almwirtschaft, die Gülle bereitet und die heute einen außerordentlich niedrigen Düngerverbrauch hat. Sie kauft praktisch nur Superphosphat hinzu, wirft es in die Gülle hinein und hat mit der Gülle plus Superphosphat eine so gute Düngerversorgung, daß sie auch dann, wenn wir den Stickstoff oder andere Düngemittel um 50 % verbilligten, nicht dazu übergehen würde, mehr zu kaufen.

      (Abg. Kriedemann: Wenn der Düngerverbrauch als Grundlage nicht brauchbar ist, sollte man den Dünger nicht subventionieren!)

      Auf der anderen Seite darf ich Ihnen das Gegenstück sagen. Auch die Futterbauwirtschaften bei uns im Norden, die Grünlandwirtschaften, die an sich ihre Flächenproduktivität nach einer Änderung der Wasserverhältnisse erhöhen könnten, können sich heute keinen höheren Düngeraufwand leisten, nicht weil sie ihn nicht bezahlen könnten oder nicht kreditiert bekämen, sondern weil die Wasserverhältnisse so sind, daß es unrationell und sinnlos wäre, mehr da hineinzuschmeißen, als es jetzt geschieht.

      (Abg. Kriedemann: Also profitieren sie von dieser Hilfe nicht!)

      Andererseits ist aber das Gros der Betriebe durchaus aufnahmefähig und dankbar für die Subvention. Und wenn wir uns heute — wie Herr Kollege Bauknecht schon sagte — auch einmal die Verhältnisse in den größeren Intensivbetrieben ansehen, die im Jahre 1955/56 noch mit einem blauen Auge davongekommen sind, so bin ich überzeugt, daß sie
      bei der Entwicklung der Löhne und der sonstigen Unkosten und bei den schweren Fehlschlägen, die sie in der Ernte in den letzten Jahren gehabt haben, bereits im nächsten Jahr ebenfalls mit roten Zahlen dastehen werden.

      (Abg. Kriedemann: Dann werden sie im nächsten Grünen Plan anders behandelt!)

      — Also im großen und ganzen, Herr Kollege Kriedemann, hat sich die Düngersubvention ja ausgewirkt, und das ist für mich entscheidend. Die Landwirtschaft hat darauf angesprochen. Sie hat im ganzen gesehen mehr verbraucht und hat auch eine entsprechend höhere Produktionsleistung gehabt, soweit sie nicht durch Witterungsschäden herabgedrückt worden ist. Wenn sich eine Maßnahme in dieser Weise bewährt, ,dann soll man versuchen, Schönheitsfehler auszubügeln; man soll aber nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.

      (Abg. Kriedemann: Man soll eine gerechtere Methode für die Verteilung der 260 Millionen an die Teile der Landwirtschaft, die Not leiden, finden!)

      — Herr Kriedemann, ich frage nur, welcher Verwaltungsapparat notwendig ist, um da etwas anderes zu machen.

      (Abg. Kriedemann: Das muß ja nicht über den Dünger geschehen! — Sehr richtig! rechts.)

      — Auch der andere Weg wird sehr hohe Verwaltungskosten erfordern.

      (Abg. Kriedemann: Aber warum denn?)

      Wir haben weiter im vorigen Jahre durch einige steuerliche Maßnahmen die Herabsetzung des Dieselpreises auf den Stand der Nachbarländer gehabt. Wir haben in diesem Jahre seit der Sues-Krise eine erhebliche Verteuerung des Dieseltreibstoffs. Außerdem haben wir gerade in Kleinbetrieben, sowohl in Futterbaubetrieben wie auch in Obst- und Gemüsebaubetrieben und im Weinbau, eine große Anzahl von Vergasermotoren in Kleinaggregaten laufen. Diese Verbraucher von Vergaserkraftstoff haben wir bisher von jeder Verbilligung ausgenommen. Wir würden es also sehr begrüßen, wenn man Möglichkeiten erwägen könnte, auch hier noch zu helfen.
      Nun die zweite große Subventionsmaßnahme, die wir außerordentlich begrüßen und an der wir uns zum Teil mitschuldig fühlen; denn wir haben ja zum vorjährigen Grünen Bericht auf die Notwendigkeit der Milchsubvention als Mittel dafür hingewiesen, ,auf der Einnahmeseite etwas zum Ausgleich der Disparität zu tun. Herr Kriedemann meinte ja auch, diese Maßnahme wirke sich einseitig für die gesunden Betriebe aus. Herr Kriedemann, Herr Bauknecht und andere Vorredner haben Ihnen schon gesagt, daß wir bei der Milchsubventionierung gerade den kleinen und mittleren Betrieben helfen wollen

      (Abg. Kriedemann: Schön wär's ja!) und es auch tun.

      Ich kann Ihnen, Herr Kriedemann, weiter sagen: Wenn wir uns die Gruppe ansehen, die im diesjährigen Grünen Bericht verhältnismäßig gut abschneidet, dann stellen wir fest, daß es die Zuckerrübenbetriebe in Hannover und in NordrheinWestfalen sind. Nun überlegen Sie sich doch bitte einmal folgendes. Beim Dünger erkenne ich Ihre Bedenken an; bei der Milch erkenne ich sie nicht


      (Müller [Wehdel])

      an. Wir haben in den Ackerbaubetrieben Hannovers, in den Molkereien um Hannover, Braunschweig und Hildesheim herum im Augenblick einen Rückgang in der Milchtierhaltung. Ca. 2400 mittlere und größere Ackerbaubetriebe stehen ohne Milchtiere da. Dieselbe Entwicklung sehen Sie hier im Rheinland. Der große Betrieb schafft die Kühe ab, ebenso der mittelgroße Ackerbaubetrieb, und zwar schafft er sie um so eher ab, je größer der Betrieb ist und je mehr Hilfskräfte er für seinen Melkermeister braucht. Einen einzelnen Melker, auch einen Melkermeister, der bereit ist, mit seiner Frau den Kuhstall zu betreuen, kann ich noch zu einigermaßen stabilen Bedingungen bekommen.
      Ich will Ihnen das an meinem eigenen Betrieb erläutern, Herr Kriedemann. Ich habe sonst für meine Wirtschaft eine Faustzahl von einer Kuh auf 10 Morgen Nutzfläche zugrunde gelegt, eine Faustzahl, die für uns oben typisch und praktisch gültig ist. Danach müßte ich mindestens 60, eigentlich 70 Kühe halten. Ich halte 40 und bin unter keinen Umständen bereit, die Kuhzahl zu erhöhen. Warum nicht? Weil ich nicht will, daß morgens, wenn ich aufstehe, mein Schweizer oder mein Melker vor der Kammer steht und sagt: Herr Müller, ich habe keinen Gehilfen mehr; ich muß Leute zum Melken haben.

      (Sehr gut! rechts.)

      Das ist die heutige Situation in der Milchviehhaltung: Was ich an festen Leuten halten kann, wird gehalten, aber sobald die Geschichte unsicher wird, nützen auch die 4 Pfennige nichts; da würden auch keine 6 Pfennige und keine 10 Pfennige etwas nützen. Also es besteht gar nicht die Sorge, daß wir mit dieser Subventionierung nun eine gewaltige Erhöhung der Kuhzahl und eine Überproduktion bekommen.

      (Abg. Kriedemann: Wenn wir uns erst einmal beim Dünger einig sind, werden wir uns auch bei der Milch einig werden!)

      — Nein, nein! Ich glaube, daß wir auf Grund der Milchsubventionierung gerade bei dem klein- und mittelbäuerlichen Betrieb, der mit familieneigenen Arbeitskräften, höchstens mit einem verheirateten Melker, arbeitet und bis zu 20 Kühen hält, vielleicht eine Erhöhung der Kuhzahl bekommen werden, aber nicht beim Großbetrieb. Hier handelt es sich um eine typische Maßnahme zur Hebung der Ertragslage der klein- und mittelbäuerlichen Betriebe.
      Die andere Frage ist, ob wir die Subvention an ,die Qualität, an die Güteklasse und an die TbcFreiheit, die Seuchenfreiheit oder nur an die Qualität binden sollen. Ich weiß nicht, welche Richtlinien man herausgeben wird, um nun zu sagen: Es genügt, wenn sich der Betrieb einem amtlichen Prüfungsverfahren unterwirft. Ich weiß nicht, welche Fristen kommen. Also das ist unsicher! Ich bin heute der Ansicht, daß wir die Bindung an die Güteklassen I und II unter allen Umständen bejahen sollten, daß sich aber die Bindung nicht auf die Seuchenfreiheit erstrecken sollte, sondern daß wir den Betrag für die Seuchenbekämpfung erhöhen sollten, um von dieser Seite her den Anreiz zu bieten, daß weiter in verstärktem Maße bereinigt wird. Wir haben ja mit einem Zuschlag von 1 bis 2 Pfennigen für Tbc-Freiheit in diesen Jahren schon sehr gute Erfolge erzielt. Warum soll man diesen Weg nicht weiter beschreiten, indem man hier die Mittel für die Seuchenbekämpfung erhöht? Außerdem habe ich die Befürchtung, ,daß, wenn wir die 4 Pfennige an die Seuchenfreiheit binden, die Länder den Standpunkt vertreten: Nun brauchen wir ja nichts mehr zu tun; denn nun wird die Geschichte mit den 4 Pfennigen von Bonn aus geregelt.
      Auch die weitere Subventionierung der Stärkesaatkartoffeln halten wir für richtig. Allerdings glaube ich, daß wir den hier gemachten Verwendungsvorschlag ändern müssen; denn wenn wir diesen Vorschlag aufrechterhalten, werden wir das im vorjährigen Grünen Plan gesetzte Ziel von 200 000 ha Mehranbau von Stärkekartoffeln nicht erreichen.
      Für sehr gut halte ich die Erhöhung der Subventionsmittel für die Gemeinschaftsmaschinen. Wir haben gerade in meinem engeren Gebiet, im Regierungsbezirk Stade in den letzten Jahren sehr umfangreiche Erhebungen und Untersuchungen durchgeführt, um einmal festzustellen, welche Kosten durch die Mechanisierung im Einzelbetrieb und bei Lohn- und Gemeinschaftsmaschinen entstehen. Wir sind dabei zu der Überzeugung gekommen, daß wir eine beschleunigte und vernünftige Mechanisierung unserer Betriebe billiger im Wege der Gemeinschaftsmaschinen durchführen können. Mit den Lohn- und Gemeinschaftsmaschinen kommen wir hinsichtlich der Arbeitsmaschinen — nicht hinsichtlich ides Treckers; den will ich gar nicht so stark hervorheben, obwohl er auch in sehr vielen Fällen im Gemeinschaftseinsatz billiger wäre, als wenn jeder mittlere oder kleinere Betrieb sich selbst einen kauft — auf einen Bruchteil der Kosten, die bei der Einzelanschaffung entstehen. Aus diesem Grunde begrüßen wir diesen Punkt sehr.
      Ich möchte noch auf ein anderes Kapitel hinweisen, das bereits wiederholt, vor allen Dingen vom Herrn Kollegen Bauknecht, angesprochen worden ist. Wir vermissen, daß man in diesem Grünen Plan keinen Ausgleich für die außerordentlich großen Ausfälle vorgesehen hat, die wir im Erlös von Brotgetreide in den letzten beiden Jahren gehabt haben. Vielleicht ließ es sich nicht unterbringen, vielleicht spielten auch andere Gründe ,eine Rolle. Wir hoffen, daß das im kommenden Getreidepreisgesetz ausgebügelt wird, obgleich sich nicht alle Schäden ausgleichen lassen, die wir gehabt haben.
      Noch schlimmer ist, daß ein sehr erheblicher Teil unserer Bauern, die in den letzten beiden Jahren Getreide abgeliefert haben, das Vertrauen zu ihren Abnehmern und zu der Methode, nach der ihnen das Getreide abgenommen worden ist, verloren haben.

      (Sehr richtig! rechts.)

      Ich kann dafür aus meinem Betrieb Beispiele anführen. Ich bin weit davon entfernt, zu verlangen, daß ich Wasser bezahlt bekomme. Aber ich muß erwarten, daß ich eine Getreideabrechnung und eine Feststellung der Feuchtigkeitsgrade bekomme, 'die unanfechtbar und nachprüfbar sind. Das haben wir nicht. Ein ganz typisches Beispiel: Ich habe vor drei Wochen von einer Sommersaatroggenprobe vier einheitliche Kleinproben an vier verschiedene Stellen geschickt. Der von diesen Stellen festgestellte Feuchtigkeitsgehalt schwankte zwischen 16,4 und 22 %. Ich bitte, mir einmal zu sagen, ob es ,da nicht berechtigt ist, wenn wir Bauern uns bei der letztjährigen Getreideabrechnung — entschuldigen Sie den harten Ausdruck — betrogen fühlten. Weil


      (Müller [Wehdel])

      die Verhältnisse so sind und weil sie auch dem Ministerium bekannt sind, haben wir im Grünen Plan einen gewissen Ausgleich erwartet. Wir wollen nun hoffen, daß dieser Ausgleich wenigstens mit dem neuen Getreidepreisgesetz und der Änderung der Durchführungsverordnung kommt und daß dann gesunde Verhältnisse eintreten.
      Herr Kollege Bauknecht hat schon darauf hingewiesen, daß Schafe und Bienen in diesem Bericht nicht berücksichtigt sind, obwohl man das eigentlich hätte erwarten müssen. Ich will das nur kurz unterstreichen.
      Ich will nun zum letzten Punkt, nämlich zu der Frage der Konvertierung der Schulden kommen. Der Grüne Plan geht von einer fiktiven Verzinsung von 31/3 % aus. Aus dem Grünen Bericht ist zu ersehen, daß nur 5 oder 6 % der Betriebe eine Kapitalverzinsung erreichen, die über diesenSatz hinausgeht, und daß mindestens 80 % der Betriebe überhaupt keine Kapitalverzinsung herauswirtschaften. Wir wissen, daß wir wegen ,der stark sinkenden Zahlen unserer Beschäftigten gezwungen waren und sind, für Arbeitserleichterungen und auch für Maschinenbeschaffung zu sorgen, wodurch Arbeitskräfte gespart werden, obwohl das —das möchte ich hier einflechten — ein sehr kostspieliges Vergnügen ist. Ich kenne eine große Zahl von Betrieben, bei denen der Barlohnaufwand 1949/ 1950 kaum höher oder nur unwesentlich niedriger war, als er heute ist, bei denen ,aber der Gesamtarbeitskostenaufwand 1949/50 um mindesten 20 % niedriger lag, als er heute liegt.
      Durch die Mechanisierung haben wir in sehr weitem Umfang eine hohe Zinsbelastung bekommen. Wir haben die Mechanisierung ja mit kurzfristigem Geld — Wechselkredite, Wechselzinsen — durchgeführt. Wir haben auch in den zurückliegenden Jahren zum Toil Maschinen für die Arbeit gekauft, die sehr schnell unmodern wurden und schnell verschlissen. Wenn wir heute den ganzen „Segen" unserer Mechanisierung zusammenrechnen — Verzinsung einschließlich Amortisation ,dies in die Maschinen hineingesteckten Kapitals, Reparatur- und Brennstoffkosten —, kommen wir auf ganz erhebliche Unkostensätze. Und wenn wir die ja auch noch wesentlich gestiegenen Löhne berücksichtigen, kann man sagen, daß uns bei weniger Arbeitskräften weit höhere Arbeitskosten beschert wurden, als wir sie in den Jahren 1949/50 oder 1950/51 gehabt haben.
      Wenn wir das etwas reparieren wollen, wird es am ehesten dadurch geschehen können, daß man die Agrarkreditzinsen generell herabsetzt, also eine weitere Zinsverbilligung vornimmt. Das läßt sich auch mit einem sehr geringen Verwaltungsaufwand machen. Ich weiß, daß der eine oderandere sagen wird: Ja, wir wissen aber, daß sich da auch mal einer ein Auto auf Wechsel gekauft hat, und den wollen wir nicht begünstigen. Das sind Ausnahmefälle. Effektiv ist es so, daß die Verschuldung in den Jahren nach der Währungsreform in unseren Gebieten zum allergrößten Teil dadurch entstanden ist, daß bei viel zu hohen Einheitswerten die Lastenausgleichsabgabe — damals die Soforthilfe —mit Krediten bezahlt wurde und daß eine weitgehende Mechanisierung erfolgte, die wir nicht vermeiden konnten, wenn. die Betriebe mit weniger Leuten überhaupt aufrechterhalten werden sollten. Wenn wir die Leute überhaupt halten wollten, mußten wir ihnen die Arbeit an sich erleichtern.
      Diese Verschuldung und die hohe Verzinsung dieser Verschuldung drückt die Betriebe sehr stark und ist auch zum Teil mit schuld an dem sehr hohen Arbeitskostensatz. Dieser Satz schließt ja die Verzinsung und Amortisation der Maschinen mit ein. Ich bin der Ansicht, daß wir in dieser Richtung doch einmal sehr gründliche Überlegungen anstellen sollten, ob nicht der Agrarzinssatz geändert werden kann, indem wir ihn den wirklichen und tatsächlichen Zinsverhältnissen anpassen.
      Ich will schließen. Wir haben wahrscheinlich Ihre Geduld lange genug in Anspruch genommen. Ich möchte mich dem anschließen, was schon eine Reihe von Vorrednern zum Ausdruck gebracht haben. Wir müssen uns darüber klar sein, daß wir die zum Teil sehr hoch angestiegene Disparität auf verschiedenen Wegen beheben können. Wir sind uns dabei völlig darüber klar — ,das möchte ich noch einmal betonen —, daß diese Aufgabe nicht von einem Jahr zum anderen gelöst werden kann. Die Verbesserung der Agrarstruktur hilft uns auf die Dauer gesehen, die Subventionen, die Unkostenverbilligung und die Erhöhung der Preise für unsere Produkte helfen uns auch. Das hilft uns aber nur, wenn uns nicht auf der anderen Seite durch verkehrte Importmaßnahmen .und andere schöne Dinge beim Preis mehr genommen wird, als uns die Subvention bringt.

      (Sehr richtig!)

      Indem Wunsche und der Hoffnung, daß wir in dieser Hinsicht auch von unserer Bundesregierung bei der Durchführung des diesjährigen Grünen Plans im Jahre 1957/58 besser als im letzten Jahr unterstützt werden, möchte ich schließen.

      (Beifall rechts.)